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Besuch beim Bruder Teil 01

Geschichte Info
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Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 03/18/2021
Erstellt 06/06/2011
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© rokoerber

Vorwort:

Dies sind etwas geänderte Auszüge von Geschichten, die ursprünglich für die Gemeinschaftsarbeit „Marula" und den Romanen des Pornografen geschrieben wurde. Es beginnt gemächlich mit Teil 1 ...

1. Die Wahrsagerin

Auf dem Flug von Zürich nach Nairobi kuschelte sich Nikita an ihren Freund Mohammed. Sie flogen in der ersten Klasse, wie immer. Leider gab es ab Berlin keinen Direktflug, umsteigen in Zürich war nötig, denn sie flogen mit dem Lufthansa Partner Swiss.

Das Frühstück hatten sie schon auf dem Flug von Berlin nach Zürich hinter sich gebracht. Nun warteten sie auf den frühen Lunch. Sie hatten noch gut sieben Stunden Flug vor sich. Also Lunch und eine Zwischenmahlzeit.

„Ach weißt du mein Lieber", begann Nikita, dabei an ihrem frühen Drink süppelnd. „Ich bin ja so froh jetzt wenigstens eine Woche raus zu kommen, um Urlaub zu machen."

„Ja, es wurde in letzter Zeit halt doch ganz schön stressig. Aber nun ist scheinbar alles im Lot und wir können uns so richtig erholen. Ich hab da vor allem viele ..."

„... schöne Sachen mit mir vor?", wurde Mohammed kichernd von seiner langjährigen Verlobten unterbrochen.

„Dafür sind nicht nur Nächte reserviert, auch einige Stunden des Tages", gab Mohammed als Parole aus. Ein unkeuscher Kuss von Nikita belohnte ihn für dieses erhoffte Zugeständnis.

Nach dem guten Lunch in absolut spitzenmäßiger schweizerischer Qualität, döste das Pärchen ein wenig vor sich hin. Nach einer sehr guten Zwischenmahlzeit gegen 17:00 Uhr ging es jedoch bereits ans Pläneschmieden, was man in Afrika denn so anstellen könnte. Man wollte sich ja nicht nur erholen, sondern auch etwas erleben.

Leicht verspätet kam man in Nairobi an. Es war auf alle Fälle zu spät, um zum Bruder von Mohammed in dessen Lodge nach Marula weiter zu fliegen. Das war auch nicht vorgesehen. Die erste Nacht in Afrika würden sie im Flughafenhotel verbringen, ehe es morgen bereits um halb acht mit einer Privatmaschine weiter gehen sollte.

***

Afrika. Ein völlig neues Land für Mohammed und Nikita. Viel zu sehen gab es am Flughafen ja nicht außer dem üblichen Menschengewusel. Nun saßen sie bereits erwartungsvoll in dem bequemen privaten Flieger, mit dem sie die letzte Etappe nach Marula bewältigen mussten. Eigentlich hatte Mohammed ja gedacht, sie würden alleine fliegen, nun stellte er jedoch fest, noch vier weitere Personen kamen mit. Da alles für die Marula Treetop Lodge bestimmt war, stellte die ebenfalls mitfliegende schwarze Stewardess diese sogar vor: „Professor Steinlaus und seine Assistentin, Miss Gudrun Rystits."

„Wahrlich ein seltsames Pärchen", flüstert Mohammed seiner Nikita zu, als sie erst einmal in dem kleinen Zubringerflugzeug saßen. Zum zweiten Paar, das ihnen als Sandrine Salace und ihrem Partner Erich Dorfer, vorgestellt wurde, gab es nicht viel zu sagen. Mohammed wurde als älterer Bruder des Besitzers der Lodge vorgestellt, Nikita als seine Freundin. Den Prinzen, der Mohammed ja eigentlich war, verkniff sich die Stewardess oder wusste es nicht.

Als das Flugzeug endlich gestartet war und sich unter ihnen die herrliche Landschaft ausbreitete, sah Nikita begeistert aus dem kleinen Fenster und bewunderte den Ausblick. Endlich näherten sie sich, der Borddurchsage nach, der primitiven Landepiste die zur Marula--Lodge gehörte. Selbst Mohammed war neugierig genug, sich weit zu Nikita rüber zu beugen, um aus dem kleinen Fenster schauen zu können.

„Also ich würde sagen, das ist wirklich Natur pur, in der mein Herr Bruder da wohnt. Und arm ist er wohl wirklich nicht", sagte Mohammed schmunzelnd zu seiner Geliebten. „Das alles gehört ja ihm. Das bisschen Land war ja das Hochzeitsgeschenk von seinem Schwiegervater."

***

Es war längst so üblich, gegen einen Aufpreis wurden Gäste de Lodge vom Flugplatz in Nairobi abgeholt und danach, direkt vom Flugzeug aus, ganz stilgemäß, mit Safarijeeps zu ihren Unterkünften gebracht. Ganz wie Üblicher waren Susi und Sabine dafür zuständig, die Gästebetreuerinnen der Lodge. Heute holten natürlich Ismael und Mebina zusätzlich den Bruder und dessen Verlobte ab. Mit von der Partie waren völlig selbstverständlich die Kinder der Abholer; Mowgli, bald zehn und seine kleinere Schwester Marni, die noch nicht zu Schule ging. Beide waren sehr neugierig auf den Onkel und die Tante, die sie noch nie gesehen hatten.

Die abholende Familie wartete bereits. Der Landrover fuhr nun schnell näher an das Flugzeug heran. Während die Gäste begrüßt wurden, lud der Copilot bereits das Gepäck um. Mit kleinen Kindern ist das wohl immer so, der Junge stürmte auf Tante Nikita zu, das Mädchen auf Onkel Mohammed.

„Du siehst aber schön aus", wurde Nikita von der kleinen Marni begrüßt.

„Du hättest dich vielleicht besser rasieren sollen", wurde dagegen Mohammed von Mowgli empfangen. „Gleich geht es dir wie Papa, wenn er das auch 'mal vergisst. Mama kann da ganz schön böse werden."

Dem war natürlich absolut nicht so. Ein kleiner Junge kann halt noch nicht zwischen Ernst und Necken unterscheiden. Im Gegenteil, man hatte sich ja lange nicht mehr gesehen; so wurde sich halt nicht nur freudig umarmt, sondern sehr wohl auch (vor allem die Frauen) abgeküsst.

„Ich bringe euch jetzt gleich auf euer Zimmer im Baumhaus. Duscht euch den Reisestaub ab und kleidet euch dann ganz zivil. Wir haben vorgesehen, dass ihr heute Abend nur mit uns zusammen seid. Privatbesuch halt. Lediglich zum Abendessen haben wir Gäste. Ihr werdet erst morgen zum Frühstück den anderen Gästen der Lodge vorgestellt, soweit ihr sie nicht bereits kennengelernt habt. Mebina wird euch so gegen drei Uhr abholen, eine kleine Ruhepause ist somit auch noch drin", gab Ismael das erste Programm vor.

„Und kein Mittagessen?", maulte Nikita etwas.

„Das wird euch selbstverständlich aufs Zimmer geliefert. Also mach nicht barfuß die Türe auf, es könnte ein Zimmerkellner sein", sagte Ismael lachend.

„Bei einer hübschen Zimmerkellnerin wäre es meinem Strolch wohl egal", lachte nun auch Nikita.

„Du beziehst dich wohl auf den Zauber, der über dem Baumhaus liegt", stimmte Mebina mit ein.

„Was für ein Zauber?", fragte Nikita jetzt doch leicht irritiert.

„Bei der Taufe des ersten Baumhauses verhängte unser damaliger Schamane und Medizinmann, einen Zauber. Er wünschte uns allen: Möge es bewirken, dass dieses Haus von seinen Besuchern immer wieder aufgesucht werden muss, der Liebe wegen. Und du weißt es ja, Mohammed, solche Dinge, von den richtigen Leuten ausgesprochen, können durchaus wirksam sein. Das mit der Liebe hat nachweisbar bereits des Öfteren funktioniert. Auch wenn da Leute zusammenkamen, die gar nicht ... Aber lass uns da nachher darüber reden. Für mich liegt noch etwas Arbeit an, um später nicht gestört zu werden", verabschiedeten sich Ismael und Mebina.

***

Nikita untersuchte erst einmal das Bad, um es danach auch gleich zu benutzen. Laotinnen, wie sie eine ist, sind halt die gleichen Wasserratten wie die Thailänderinnen. Mohammed öffnete weit die Balkontüre. Als er feststellte, dass derzeit scheinbar keine anderen Gäste da waren, zog er sich aus. Nur der Slip blieb auf Anraten des Bruders an.

Als Nikita nackt aus der Dusche kam, drohte der Slip allerdings zu zerreißen. Mohammed schloss wieder die Balkontüre, um ungestört mit seiner Geliebten das zu tun, was jetzt seltsamerweise dringend nötig wurde. Der Liebe wegen, musste der Mann doch an den vor Kurzem gehörten Zauberspruch denken.

Zum Glück kam der Lunch erst, als die Angelegenheit bereits erledigt war. Das Essen war eine afrikanische Version des Business Lunchs, wie er es kannte, stellte Mohammed fest. Halt mehr deftiges Fleisch, genauer gesagt Wildbret, und weniger leicht verdaulicher Fisch als gewohnt.

Es war fast genau drei Uhr, als es klopfte. Die beiden lagen noch faul vor sich hindösend auf dem Bett. Es war Schwägerin Mebina, die sie wie versprochen abholen wollte. Sie zeigte ihren Gästen auf dem Weg noch den großen, offenen Speiseraum unten im Baumhaus, dann ging es vorbei am Schwimmbad zum Haupthaus. Vorher wurden noch zwei junge sehr hübsche Frauen genauer vorgestellt, Sabine und Susi, die Gästebetreuerinnen. Man würde sich morgen bei der üblichen großen Besichtigungstour der Lodge näher kennenlernen. Wer würde sich von denen nicht gerne betreuen lassen, grinste Mohammed in sich hinein. Er war zwar längst nicht mehr so, andererseits war aber Urlaub.

Es gehörte wohl dazu, das etwas abgelegene Domizil von Ismael und Mebina musste besichtigt werden. Es steht zu vermuten, dass zumindest bei Nikita ein wenig Neid ausbrach; hier war alles irgendwie größer, prächtiger und uriger, wie Mohammed es ausdrückte. Er zumindest bekam, zu dem Hausrundgang, von seinem Bruder eine geöffnete Flasche Bier in die Hand gedrückt. Nikita lehnte ab.

Zurück im Wohnzimmer, in der riesigen Sitzecke, gab es für Nikita einen südafrikanischen Wein, von dem auch Mebina ein Glas wollte. Die Männer blieben, wohl ganz afrikanisch, beim Bier. Dazu wurde eine enorme Schale leckerer Mangos und Papayas gereicht. Die schmeckten auch, fand zumindest Nikita. Mohammed meinte jedoch, zu Bier würden sie nicht passen.

Gesprächsstoff gab es genug. Zuerst berichteten der Bruder und seine Verlobte von dem gewaltigen Stress und den vielen zusätzlichen kleinen Ereignissen während des Aufbaus des Fotopark-Osts; aber auch von den fast unmöglichen Frechheiten, die da mit einigen Models stattfanden. Die Brüder erinnerten sich beim Erzählen sehr an ihre eigene verwegene Jugend, als sie in ihrer Pubertät in Deutschland aufwuchsen. Inzwischen waren beide jedoch in festen Händen und (zum Glück der Frauenwelt) sehr viel ruhiger geworden.

Später waren Ismael und seine Frau dran, von den noch viel schlimmeren Vorkommnissen in der Lodge zu berichten: „Ganz sicher wissen wir nur einen Bruchteil von dem, was sich hier unter unseren Gästen so abgespielt hat. Durchaus auch mit unseren Angestellten. Dabei spielte unsere Halbschwester Pele ja keine unwichtige Rolle", erzählte Ismael mit einem eher als frech zu bezeichnenden Lächeln im Gesicht.

„Bei ihr hat wohl auch der Liebeszauberspruch gewirkt?", konnte es Mohammed nicht unterlassen festzustellen. „Sie ist derzeit ja in einem völlig durchgedrehten Stadium. Ich denke, du kennst ja ihre Ergüsse, die sie für einen Verlag schreibt?"

„Na sicher doch, dieses freche Lausemädchen", erwiderte Ismael laut lachend. „Will sie denn immer noch nicht ihren Jörg heiraten?"

„Doch, zum Jahresende soll es soweit sein. Dann will sie sogar eine Babypause einlegen", wusste Nikita. „Sie meinte, die Reisen mit ihrem Pa in den Osten, hätten ihr soviel Erfahrung beschert, dass sie jetzt aus der Erinnerung und eigenen Erkenntnis heraus für Mikel absolut zufriedenstellend schreiben könne."

„Wie schön für unsere Schwester", sagte Ismael und grinste vor sich hin.

„Aber in mir drängte sich, nach dem ich das damals hörte, die Idee auf, endlich auch einmal an Mohammeds Dauerwunsch zu denken. Nun habe ich vielleicht hier eine gute Gelegenheit gefunden ...", ließ jetzt Nikita verlauten.

„Endlich auch zu heiraten?", richtete sich Mohammed überrascht auf.

„Noch nicht!", wurde ihm sofort der Zahn gezogen. „Aber euer Geschwätz brachte mich auf eine superbe Idee - wegen dieser Zaubersprüche. Ist das dein voller Ernst, dass es so etwas hier wirklich gibt, Ismael? Kann man dazu einen Schamanen anheuern?"

„Aber sicher doch! Selbst unsere Gäste kamen schon mit dem Zauberspruch in Berührung. Ich weiß halt viel mehr, was die nicht einmal ahnen. Aber zu was brauchst du einen Schamanen? Willst du meinen Bruder, auf ewige Treue dir gegenüber, verzaubern lassen?", fragte Ismael, vor Lachen laut rauspustend.

„Nein!", wehrte sich Nikita vehement. „Mir geht es lediglich um eine echte Wahrsagung. Eine die stimmt. Eine, wie sie euch Brüder doch auch einmal traf, mit dem Anschlag, damals in Stuttgart. Dann könnte ich mich halt völlig meinem Eheglück hingeben und brauche keine dummen Gedanken mehr zu haben, dass ich womöglich etwas falsch mache mit ihm, oder er mit mir, was uns trennen könnte." Wohl unvermeidlich bei Frauen wurden ihre Augen etwas feucht.

„Du Dummerchen", sagte ihr Zukünftiger und nahm sie liebvoll in den Arm. „Hättest du schon früher 'mal was gesagt, wir hätten auch in Deutschland jemand gefunden."

„Ja, ja", wehrte sie ab, „einer von denen, die im Fernsehen für teueres Geld rumhampeln und dann doch nur Blech daher reden. Da drauf kann ich nur zu gerne verzichten. Es muss, wenn schon, etwas Wahrhaftes sein."

Nikita setzte sich neben Mebina als suchte sie ein wenig die Nähe der Afrikanerin.

„Ich glaube, ich hab' da was für dich", sprach sie ihr zukünftiger Schwager an. „Mebina was hältst du davon, wenn ich Nikita Big Mama vorstelle?"

„Wenn ich so nachdenke, einen Versuch ist es allemal Wert. Die passende Herkunft und die Begabung hat sie auf alle Fälle, nicht nur als anerkannte Medizinfrau. Immerhin ist sie die spät geborene Tochter des Schamanen, der unser Baumhaus damals so erfolgreich verzaubert hat. Ihr ältester Sohn ist der derzeitige Schamane und macht das angeblich ganz zufriedenstellend, sagen zumindest die Einheimischen. Dass sie auch wahrsagt habe ich allerdings noch nie gehört."

„Wie heißt die Frau denn, ist sie zu erreichen?", sprang Nikita sofort auf den Vorschlag an.

„Hier nennt sie jeder nur Big Mama. Ihr Vorname ist unaussprechlich ...", versuchte Ismael zu antworten.

„So etwas wie einmal husten, zweimal räuspern und einmal rülpsen, sagst du immer dazu", unterbrach ihn seine Frau lächelnd.

„Im Übrigen ist sie auch die Mutter von John Kukusaku, dem zweiten Kommandeur der Rangertruppe die wir hier haben", ließ Ismael sich nicht unterbrechen. „Sie wird vermutlich also den gleichen Nachnamen habe wie er. Zu erreichen ist sie wohl auch. Ich sah sie gerade vorhin noch sich hier rumtreiben", konnte Ismael seine Ausführung beenden.

„Kkannst ddu sie mal hherbitten?", stotterte Nikita plötzlich aufgeregt.

Ismael sah auf die Uhr und meinte dann: „Abendessen ist erst um acht Uhr. Es wird zum Empfang von gleich sechs neuen Gästen, heute etwas festlicher werden. Wir haben vorher also noch genug Zeit für eine Wahrsagung. Ich bitte 'mal John, seine Mutter herzuholen. Alle einverstanden?"

Nikita nickte heftig, Mohammed eher gottergeben. Ismael ging, um John zu informieren und Mebina sorgte für Getränkenachschub. Zehn Minuten später tat sich die Türe auf und herein trat eine etwa Vierzigjährige, der man ihren Necknamen auch ansah. Fast übervergnügt begrüßte sie alle Anwesenden, dann sah sie auf die Bierflasche der Herren. Mebina, es wohl ahnend, griff neben ihren Sessel, öffnete eine Flasche und reichte sie an Big Mama weiter. Die fühlte sich ja scheinbar nicht im Dienst mit kranken Menschen.

„Und, was möchtet ihr von mir?", kam es fast gurgelnd von Big Mama. Denn nebenbei ließ sie das Bier in sich rein laufen. „Möchte jemand etwas von meinem Elixier?"

„Wir bräuchten heute 'mal etwas ganz anderes von dir, Big Mama", begann die im Umgang mit ihr sehr erfahrene Mebina. „Hier, diese junge Frau neben mir, Nikita, möchte gerne heiraten, und zwar den älteren Bruder meines Mannes. Du bist doch in manchen Dingen sehr erfahren. Kannst du für sie einmal in die Zukunft sehen und dort erkennen, ob das gut gehen wird?"

Big Mama trank in aller Ruhe und mit viel Genuss ihr Bier aus. Dann trat sie an Nikita heran, berührte sie aber nicht. Sie sah ihr zuerst tief in die Augen, danach an und in deren Ohren, sich dann noch frech vorbeugend, um ihr in den Ausschnitt zu schielen. Ob Nikita ähnliche Vorgehensweisen von Wahrsagerinnen kannte? Es ist nicht überliefert. Aber Scheu hatte sie wohl schon lange nicht mehr. Sie zeigte zumindest keine Furcht Big Mama einen ausführlichen Blick auf ihre Brüste werfen zu lassen, nach dem sie erkannte, die zu besichtigen schien Big Mamas Wunsch zu sein. Dazu zog sie einfach ihren Ausschnitt nach vorne ab. Ob das Gucken notwenig war, weil diese Big Mama einfach erkennen wollte, ob seine Nikita auch Kinder nähren kann, überlegte Mohammed ernsthaft. Also er nuckelte gerne an Nikitas Brüsten.

Big Mama setzte sich nach der Begutachtung von Nikita in einen extrabreiten bequemen Sessel und schien zu überlegen. Endlich kam eine doch sehr überraschende Ansprache von ihr, wenn auch etwas holprig:

„Frau und Mann sehr gut geeignet zum Heiraten. Nur eine kleine Bedingung ist nötig für sehr, sehr gute Ehe. Mann muss noch zwei Abenteuer mit anderen Frauen und Frau muss noch eines mit anderem Mann haben. Aber keine Abenteuer einfach so, mit Leuten, die sie kennen."

Big Mama schien sich sichtlich zu konzentrieren, dann sprach sie in fast leierndem Ton weiter: „Mann soll dazu eine Frau suchen, die gerade einen Schuh verlor und danach eine Frau, mit einer Baumflechte im Haar. Er kann diese Frauen einfach fragen, dann wird es sehr leicht sein, ein Abenteuer zu bekommen. Die Frauen spielen gerne mit.

Bei Frau Nikita ist es auch sehr einfach. Sie muss einen Mann finden, der nicht gut trinken kann, wenn er Frau Nikita sieht. Er gießt sich das Trinken auf sein Hemd.

Beide, Frau und Mann, sollen aber nur ein einziges großes Abenteuer haben, mit den Leuten, die ich gesagt habe. Danach nie wieder mit diesen Personen, sonst Vorhersage nicht gelten. Abenteuer ist ungefährlich, nichts passieren. Danach Ehe sehr, sehr gut. Kleine Abenteuer mit anderen Leuten sind auch später, wenn verheiratet, möglich, aber sie werden nie der Grund zur ...", Big Mama unterbrach und redete in irgendeinem afrikanischen Kauderwelsch mit Mebina, dann hatte sie das gesuchte Wort: „... Eifersucht geben. Ehe bleiben glücklich!"

Die Wuchtbrumme von Afrikanerin schloss die Augen, doch nach einer kurzen Pause sprach Big Mama weiter: „Bester Termin für Hochzeit ist der dritte Tag im Monat Oktober. Dann ist noch etwas zu sehen, Frau bekommt zwei Kinder. Erst Junge, dann Mädchen. Ich sehe noch etwas, obwohl ich das nicht verstehe: Junge hat Haare wie Vater. Doch die Haare sind rot, obwohl ich doch schwarze Haare bei Mann sehe. Wegen Farbe Haare kann ich vielleicht irren."

Nikita seufzte, es klang irgendwie beglückt. Mohammed brummte, gab Big Mama aber 100 Euro. Mebina saß in sich gekehrt auf ihrem Platz und Ismael lächelte nur. Big Mama war offensichtlich mit dem Honorar zufrieden. Ismael brachte sie zu Tür, vorher bekam sie noch eine weitere Flasche Bier zum Mitnehmen.

„Also etwas muss daran wahr sein", lachte der Lodgebesitzer laut los, als die Wahrsagerin das Haus verlassen hatte. „Wer hier, außer uns selbst natürlich, weiß schon, dass du eigentlich rote Haare hast, Mohammed? Im Übrigen werde ich mir von Big Mama auch mal weissagen lassen. Vielleicht bekomme ich auch zwei Frauen für ein einmaliges Abenteuer zwischendurch."

Mebina warf lachend mit einer leeren Bierflasche nach ihm. Weiterungen gab es jedoch keine.

***

Es war Zeit zum Abendessen. Nikita und Mohammed eilten schnell ins Baumhaus, um sich passend anzukleiden. Ismael hatte sie auf die anderen Gäste kurz vorbereitet, obwohl sie diese vom Herflug ja bereits oberflächlich kannten. Professor Steinlaus schien ja ein Spezialist für Geisterforschung zu sein, wie sie erfuhren. Dass seine Assistentin Gudrun Rystits irgendwie ein heißer Ofen war, hatte Mohammed bereits im Flugzeug bemerkt. Welche Assistentin greift ihrem Professor schon mal einfach so in den Schritt. Über Frau Sandrine Salace und Herr Erich Dorfer hatte Ismael noch nicht viel Information. Warum er allerdings etwas schräg lächelte, ahnte Mohammed nicht einmal.

Kaum umgezogen klopfte es schon wieder an der Tür. Mebina holte ihren Schwager und dessen Verlobte bereits ab. Das festlich angerichtete Dinner war selbst für Mohammed und Nikita, die aus Italien einiges gewöhnt waren, ein großes Erlebnis. Schon von der Menge her war es gewaltig. Drei riesige Braten von Wild (Zebra, Kudu und Springbock) standen da auf der einladenden Tafel, dazu zweierlei Sorten Geflügel, darunter Frankoline. Auch ein karpfenähnlicher Fisch, aus dem Teich nahebei, wurde nicht vergessen. Dazu gab es an Gemüse, was auch immer der Garten hergab. Als Beilage konnte man zwischen Reis, Nudeln und Kartoffeln wählen. Letztere normal als Dämpfkartoffeln oder als Klöße. Auf Pommes frites wurde verzichtet. Dazu gab es Wein vom Kap und, wohl notgedrungen weil in Afrika so üblich, auch verschiedene Sorten von Bier.

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