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Der Pakt mit dem Teufel

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Eine tewas anders verlaufende Vertragsverhandlung.
5.4k Wörter
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Es war ein Dienstag Abend, er saß im „Irish Pub" und es wirklich nicht viel los. Er hatte einen wirklichen Scheißtag hinter sich und es wäre für ihn nicht verwunderlich, wenn er demnächst die Konsequenzen seines heutigen Verhaltens am eigenen Leib würde spüren können.

Drei Wochen war das Meeting in seiner Firma intensiv vorbereitet worden. Es ging um Patente und deren Vermarktung. Ein großer Wurf, der die Firma ganz weit nach vorne bringen würde. Und damit auch ihn selbst. Ein großer lukrativer Abschluss lag beinahe unterschriftsreif als Vorlage. Ein Auftrag, der die nächsten Jahrzehnte die Auftragsbücher seiner Firma gefüllt hätte -- ja hätte!

Wenn er doch nur ein wenig diplomatischer vorgegangen. Hätte er sich doch heute bloß im Griff gehabt.

Wenn!

Hätte!!

Würde!!!

Im Hintergrund lief ein sehr ruhiges melancholisches Stück -- „The Arrant Boat Song" von den Kells. Tragende Klänge von Violine, Flöten und der guten alten Quetschkommode. Dieses Stück war atmosphärisch derart dicht gestrickt -- er erkannte sich und seine momentane Situation wieder.

Ein paar Tränen liefen über sein Gesicht. Gut, dass ihn niemand bewusst sah. Gut, dass niemand sah, wie er Schwäche zeigte.

Eine fast ebenso große Schwäche, wie heute morgen.

Auf dem alten verfleckten beinahe schwarzen Holztisch stand ein leeres Glas in dem sich zuvor „Black Swan" -- ein gut 15 Jahre alter Malt befunden hatte. Der Scotch, rauchig und doch mild, wollte heute einfach nicht sein sonst so volles Aroma entfalten.

Die wohlige Wärme die sonst vom Hals aus in seine Eingeweide hinabkroch, war ausgeblieben. Sie konnte den Kloß einfach nicht verdrängen, der sich dort breit gemacht hatte..

Das Glas mit dem Kilkenny war schon leicht abgestanden und schaumlos. Er griff danach und trank einen guten Zug; süffig schwer mit leicht herber Süße -- auch das vermochte er in diesem Moment nicht zu schmecken.

Seine Gedanken kehrten zurück. Die chinesische Delegation. Ein Großauftrag, der über viele Jahre Arbeitsplätze sichern würde. Neues „Know How"; neues Kapital und die Möglichkeit, mit den eigenen Produkten in China Fuß zu fassen.

Sie waren zu fünft. Er hatte nur zuzuarbeiten -- nicht zu verhandeln. Er war nur ein mittleres Licht in seinem Betrieb ... der Herr der Zahlen und Statistiken. Ein Licht, dass -- wenn es nach ihm gegangen wäre - heute hätte hell aufleuchten sollen.

Viele der Innovationen um die es ging; viele der Patente waren zuerst über seinen Schreibtisch gewandert. Er entschied, was Förderung verdiente, was eher in einer Schublade geparkt wurde und was in den Reißwolf wanderte.

Die chinesische Delegation war zu sechst. Eine junge, gut aussehende chinesische Dolmetscherin begleitete sie.

Gerade einmal Anfang zwanzig, wohlgeformt, langes, glattes in tiefem schwarz, seidig schillerndes Haar; ein wenig zierlich, doch waren die „Schlitzis" das nicht alle?

Sie trug ein graues Kostüm mit angenehm kurzem Rock. Er sah sie direkt vor sich. Eine Augenweide mit zuckersüßer, annähernd dialektfreier Stimme.

Sein Job war eigentlich einfach. Er hatte nur im Hintergrund zu bleiben. Wann immer der Seniorchef auch eine Zahl oder eine Statistik benötigte; die Frage nach einem Wortlaut aus Gesetzestexten oder Export -- Importbestimmungen aufkam -- er sollte sie dann beantworten.

Und er war perfekt vorbereitet mit seinem wohlpräparierten Laptop bewaffnet in dieses Rennen gegangen.

Doch vermochte er den Ausführungen kaum zu folgen. Dieses Wesen von einer Frau hielt ihn in ihrem Bann.

Sie war schön und hatte diese melodische Stimme und diesen Singsang.

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„Möchten Sie noch etwas trinken?"

Die Stimme der Bedienung riss ihn aus seinen schmerzhaften Erinnerungen

„Ja, ein großes Guinness und bitte bringen Sie mir doch einen doppelten Royal Lochnagar -- den haben Sie doch?"

„Klar, er ist kaum bekannt, aber den haben wir selbstverständlich."

Alkohol mitunter eben doch eine Lösung -- zumindest temporär. Der Royal Lochnagar wird durch eine sehr kleine und feine Brennerei in den Highlands traditionell als Single Malt Whiskey gebrannt.

Unglaublich weich im Geschmack, merkt man die 45 Volumenprozent so gut wie gar nicht; die Rauchnote, eher als Duft zu bezeichnen, rundet das Erlebnis ab. Und nicht ohne Grund ist dieser Whiskey, von dem jährlich kaum 3000 Liter den Weg in den Handel finden, auch bei den königlichen Hoflieferanten geführt und darf sich deswegen mit dem Titel „Royal" zeichnen.

Wie lange würde er sich diesen Genuss wohl noch leisten können? Diesen lieb gewonnenen Genuss, der sich heute partout nicht einstellen wollte.

„She moved trough the fair" eine wunderschöne Ballade mit einer hohen, traurig melancholischen, Sopranstimme, riss diesen Genussmenschen wieder zurück in die raue Aufarbeitung des Tageswerks; zurück zu den Gedanken an diese liebliche Übersetzerin und das, was er angerichtet hatte. Das was er gerade vergessen wollte, aber bislang einfach nicht konnte.

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Es war in der dritten Pause. In den Pausen fanden sich, wie bei so vielen wirklich wichtigen Meetings traditionell die essentiellen „informativen" Gespräche statt, wo inoffiziell nach noch möglichen Verhandlungsspielräumen gesucht werden konnte.

Sein Typ war dabei eher weniger gefragt, war er doch kein Entscheidungsträger. Sich zu einer der Gruppen zu gesellen, war schlecht. Behinderte er dadurch doch den Redefluss und die Redewilligkeit -- den eigentlichen Geist der informativen Gespräche.

Im Gegensatz zu den eigentlichen Verhandlungen, die via Dolmetscherin auf Deutsch erfolgten, wurden diese Gespräche auf Englisch geführt.

Die junge Übersetzerin stand ebenso abseits.

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Er nahm einen tiefen Schluck von dem Whiskey. Diese Leichtigkeit in den Gedanken; dieser dezent einsetzende Drehschwindel war bereits spürbar. Sehr gut.

Das Tagungshotel in dem er auch eingebucht war, befand sich Luftlinie 150 Meter entfernt. Ein bewältigbarer Weg.

Er schloss die Augen. Das Bild, wie er an die Übersetzerin herantrat, sie ansprach und sie einige Meter zusammen durch den Garten des Tagungshotels schlenderten stellte sich wieder ein.

Sie war eine ausgesprochen hübsche Chinesin und studierte hier in Frankfurt Wirtschaftswissenschaften.

Er hatte noch nie eine Chinesin im Bett. Eine Japanerin, einige Mädels aus Thailand oder von den Philippinen, aber noch ne eine Chinesin und diese hier, war wie bereits beschrieben eine ausgesprochen aparte Erscheinung.

Er war kein „Womanizer", weder optisch, noch von seinem Naturell her. Er hatte auch nie lange Beziehungen. Seine Ehe mal ausgenommen. Er wollte Frauen dominieren; achtete dabei aber nie auf Aspekte wie Freundlichkeit oder Werben ... oder dass beim Sex, auch die Frau einmal auf ihre Kosten kommen wollte.

Er bezahlte Frauen für Sex. Das gab ihm die „Macht" und das „Gefühl der Kontrolle". Sicher, vielleicht eine Illusion, aber er hatte etwas, was diese Frauen von ihm wollten ... Geld! Und um an das Geld zu gelangen, mussten sie verdammt hart arbeiten. Er war wirklich recht schwer zufrieden zu stellen.

Und so fiel er bei seinem kleinen Spaziergang wieder in sein typisches „schwanzgesteuertes" Rollenverhalten. In einem Moment, wo er sich und sie vor den Blicken anderer geschützt wähnte, überkam es ihn -- einfach so. Aus heiterem Himmel!

Er dachte gar nicht weiter nach. Sie war eine Studentin in Frankfurt. Studium und Frankfurt waren teuer. Er war in Frankfurt in einem Hotelzimmer. Seine Frau und seine Kinder waren in Stuttgart -- weit, weit weg -- aus den Augen, aus dem Sinn ... Zumindest für die nächsten drei Tage, die für den Abschluss und das persönliche Kennenlernen der Entscheidungsträger beider Seiten eingeplant waren.

Sie plauderten gerade entspannt über Frankfurt, die Uni und das Studium, als ihn der Teufel ritt.

„Frankfurt ist ein teueres Pflaster? Mieten, Lebenshaltung -- verglichen mit China muss das ein Vermögen kosten?"

„Ja, das ist richtig, doch die typischen Studentenjobs vereinfachen die Sache mit den Kosten. Ich habe ein Stipendium und spreche außerdem neben Deutsch und Englisch, auch meine Muttersprache Chinesisch; fließend Russisch und auch die japanische Sprache.

Damit lässt sich gutes Geld verdienen."

„Ich mache Dir einen Vorschlag." Er duzte sie einfach.

„Wir wohnen hier im Hotel. Ich bin heute Nacht alleine, schrecklich alleine. Und ich möchte mich gerne amüsieren. Ich biete siebenhundert Euro für eine Nacht."

Das war zwar sehr hoch gegriffen, aber er wollte sie und er wusste -- im Moment hatte sie Geld. Die Chinesen hatten sich bestimmt nicht lumpen lassen. Er dachte, sie wäre momentan wohl nicht zwingend auf das Geld angewiesen. Deswegen nannte er ihr diese beinahe unverschämt hohe Summe.

Und tatsächlich lächelte sie ihn zunächst an; schüttele dann unmerklich den Kopf, drehte sich wortlos um und ging auf die Chinesen zu,. die sich nach und nach wieder zu einer Gruppe zusammen begeben hatten, um sich weiter intern abstimmen zu können.

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Die Bedienung kam und riss ihn aus seiner Reflektion des Tages. Ein lecker scharfes Dublin Stew dampfte vor seiner Nase. Daneben ein Teller mit zwei fingerdicken Scheiben lauwarmen frischen Bauernbrotes.

Zwei Tische neben ihm nahmen vier Chinesen Platz. Scheiß Schlitzis -- er war nicht wirklich ein Rassist. Aber da waren latente Zukunftsängste. Die Zahlen seiner Firma waren nicht völlig stabil. Er befürchtete, dass die freundschaftliche Umarmung mit den neuen chinesischen Geschäftspartnern auch erdrückend sein könnte -- spätestens dann, wenn sie begriffen hätten, wie dünn der finanzielle Unterbau des Unternehmen war, für das er arbeitete.

Spätestens dann, wenn sie begriffen, dass es für sie effektiver und billiger wäre, gleich seine ganze Firma zu schlucken, als diesen Vertrag einzugehen.

Sein Job war gut und auch exzellent bezahlt. Aber er war nicht in der ersten Reihe und hatte nichts Wirkliches zu melden.

Der Job reichte aus, um seinem teuren Hobby, dem Genuss holder Weiblichkeit, zu frönen. Er mochte die Frauen gerne jung, devot und sie sollten ihm das Gefühl vermitteln, dass er während der Zeit ihres Beisammenseins, ein wirklicher Macher zu sein.

Anbetungswürdig!

Potent!!

Begehrenswert!!!

Er war kein Idiot. Und wusste bei jedem Blick in den Spiegel, was er alles nicht war -- eben kein „Macher". Weder anbetungswürdig, noch potent und schon gar nicht begehrenswert. Deswegen brauchte er ja das Geld, um einen vergänglichen Augenblick lang, genau das zu werden, was er alles nicht war.

Sein Blick schweifte wieder zu der Gruppe der Chinesen. Einer telefonierte schon seit einer geraumen Weile (hatte der denn keine Kultur? Das machte man doch nicht in einem Restaurant!). Einer der Chinesen prostete ihm zu.

Automatsch prostete er zurück und trank einen tiefen Schluck Guinness. Kannte er die Vier? Gehörten sie zu der Delegation oder zum erweiterten Stab? Die sahen doch alle irgendwie gleich aus.

Zu der Vorbereitung auf das Meeting zählte auch ein kleiner Ordner mit Hintergrundinformationen über China, seine Kultur, seine Historie und seine Sitten und Gebräuche.

Brauchte er das? Nein! Und deswegen hatte er das Memo auch nicht gelesen. Hey, die kamen nach Deutschland. Sollten die sich doch erst mal mit seiner Kultur beschäftigen -- „Domo Arrigato". (Oder war das jetzt japanisch? Egal, war doch eh alles das Gleiche!)

Er schloss wieder die Augenlider. Die Musik trat in den Hintergrund. Die Bilder kamen wieder hoch.

Die Vertreter seiner Firma saßen bereits wieder an dem Tisch, als die chinesische Delegation wieder in den Raum eintrat.

Die Dolmetscherin ergriff das Wort.

„Meine Herren! Herr Chan hat vor einigen Momenten neue Informationen vom Mutterkonzern zu einer Entwicklung in Japan erhalten. Diese Situation hat nichts mit Ihnen oder dem anstehenden Vertragsabschluss zu tun. Aber es muss zeitnah reflektiert und eingeordnet werden.

Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir unser heutiges Treffen an dieser Stelle gerne abbrechen und auf morgen früh 09:00 vertagen müssen."

Wie auf Kommando verbeugte sich die chinesische Delegation, verließ den Tagungsraum und hinterließ ratlose Gesichter.

„Sie haben doch gerade mit Frau Narano gesprochen. Hat sie etwas zu Ihnen gesagt?" Sein Chef ergriff das Wort und wandte sich an ihn.

„Nichts Bestimmtes. Es war eher unbedeutender Small Talk. Sollte sie? Sie ist ja nur eine Übersetzerin, eine Studentin?"

„Und zugleich die Enkelin von Herrn Narano, Mitglied im Zentralkomitee und Vorstandmitglied des Mutterkonzerns von HJK. Haben Sie die persönlichen Steckbriefe im Memo denn nicht gelesen? Professionalität ist der Schlüssel zum Erfolg. Genau so wie Informationsvorsprung."

Der Geschäftsführer blickte ihn unwillig an und wandte sich dann an einen anderen Kollegen. Aber das bekam er längst nicht mehr mit. Es überlief ihn heiß und kalt.

Er hatte der Enkelin vom Oberboss Geld für eine Nacht geboten und keine 5 Minuten später wurde das Meeting abrupt abgebrochen.

Ja er war kein Idiot. (Doch war er!!!)

Das musste Konsequenzen für ihn nach sich ziehen. Wahrscheinlich würde irgendwann am Abend das Handy seines Geschäftsführers klingeln, man würde ihm stecken, was passiert war und dann wäre er raus. Einfach so. Nach 15 Jahren, die er in dieser Firma gearbeitet hatte.

Diese Firma konnte auch verdammt ungerecht sein. Dieses Leben konnte verdammt ungerecht sein. Diese Schlitzis würden ihn dafür leiden lassen. Er hasste sie aus tiefsten Herzen. Er hasste sie dafür, dass er sich durch seine eigene Unbeherrschtheit, ihnen nun so völlig ausgeliefert hatte.

Er öffnete die Augen, drängte seinen aufwallenden Zorn wieder zurück und saß wieder im Pub.

Der Single Malt rann bernsteinfarben aus seinem Glas in seine Kehle. „Genieße den Tropfen! Wer weiß, wann Du Dir das wieder leisten können wirst?"

Er trank das Glas aus und nickte der Bedienung zu, ihm noch zwei Gläser zu bringen. Ein Glas Whiskey und ein großes Guinness.

Am Nebentisch nahm eine hübsche, junge Rothaarige Platz. Helle Haut, Sommersprossen, blaue Augen, schlank, lässig gekleidet. Ziemlich jung. Schwer vom Alter her genau einzuschätzen.

Sie bestellte einen Tullamore Drew. Ein weicher extrem milder und mit 38 % auch nicht allzu starker Whiskey. Massenware.

Dann packte sie ihren Laptop aus und ließ ihre Finger über die Tasten tanzen. Das leise klicken der Tasten kaum wahrnehmbar. Beinahe wie Musik.

A pros pros Musik. Die hatte mittlerweile von der Melancholie Irlands in die Melancholie des deutschen Mittelalters gewechselt. Die Gruppe war ihm unbekannt, aber die Sängerin hatte eine markante volle Stimme :

„Mein Herz ich will Dich fragen, warum ich traurig bin," ...

Er gab sich wieder seinen Gedanken hin. Weltschmerz; globale Ungerechtigkeit -- das Leben behandelte ihn einfach unfair. Er fühlte sich ausgeliefert und verloren. Dabei wollte er doch bestimmen. Nicht bestimmt werden.

Das war auch der Grund warum er sie hasste. Seine Frau, seine Kinder und die Spießigkeit seines Umfeldes. Sie diktierten seinen Tag, schrieben ihm vor, was er wann zu machen hatte. Er war selbst nicht mehr, als ein dreckiger Spießer.

Ausbrechen aus der einengenden Spießigkeit seiner verschissenen Welt. Ein Traum, der sich jetzt offensichtlich -- wenn auch unfreiwillig -- zu erfüllen drohte.

Nur halt eben in dem grandiosen Scheitern seiner eigenen Existenz.

Ein Chinese stand auf, begab sich zu der jungen Rothaarigen und sprach sie an. Mein Gott wie plump, direkt und so völlig unelegant -- er holte sich selbstredend sofort eine Abfuhr, kehrte zurück zu seinen Genossen, die ihn herzhaft lachend begrüßten und die Gruppe verfiel in ein angeregtes Gespräch in diesem völlig unverständlichen chinesischen Kauderwelsch.

Fürchterliche Sprache. Die sind in Deutschland und sollten sich hier gefälligst in Deutsch unterhalten. Auch nicht Englisch oder amerikanisch. Das konnte er noch weniger leiden. Wenn sich jemand unterhielt wollte er selbstverständlich wissen, worum es bei der Unterhaltung ging. Er wollte mithören. Und eben nicht ausgesperrt sein.

Deswegen fand er es auch gut, wenn er selbst auf Urlaub im Ausland war, als Deutscher erkannt und auf Deutsch angesprochen zu werden. Das war eine Frage des Respekts und der Toleranz. Eine Frage der Achtung seiner eigenen Person und des Geldes, das er als Tourist im jeweiligen Lande ließ.

Selbstgefällig nahm er noch einen Schluck von dem Schwarzbier.

Die Rothaarige nickte ihm zu. Die chinesische Gruppe scherzte immer noch und immer wieder deutete der eine oder andere auf sie.

Es schien ihr zunehmend unangenehm zu werden. Vielleicht hatte sie sich deswegen zu ihm hingewandt.

Er machte sich gar nicht die Mühe aufzustehen, sondern fragte laut vernehmlich :

„Lästig, oder? Möchten Sie sich lieber zu mir setzen. Dann sind sie nicht allein am Tisch. Die denken wohl, dass jedes gut aussehende Mädel, das alleine unterwegs ist, zugleich auch Freiwild sein muss."

Er prostete den Chinesen zu.

Die junge Frau klappte wortlos ihren Laptop zusammen, erhob sich und setzte sich bei ihm an den Tisch.

Sieg!!!

Eine Welle persönlichen Triumphgefühls brandete in ihm auf.

Sie kam aus Irland und sprach nur gebrochen Deutsch und war hier mehr oder weniger nur auf Durchreise auf ihrem Weg nach New York. So hatte sie hier Halt gemacht, um den hiesigen Museen einen Besuch abzustatten. Gebrochen Deutsch - mochte er ja eigentlich gar nicht; aber sie sah gut aus, war charmant, jung und schien -- weshalb auch immer -- auf ihn anzuspringen..

Der Abend zog sich nicht mehr allzu lang. Die Chinesen brachen alsbald auf, doch die Kleine machte keine Anstalten, wieder an ihren alten Tisch zurückzuwechseln.

Das Gespräch plätscherte ein wenig dahin, wie ein Gebirgsbach. Dazu passte, dass sich der Musikstil abermals geändert hatte. Lannigans Ball -- ein schneller Jig; er mochte die irische Musik. Vielseitig und Gradlinig. Aber vor Allem konnte das Mädel ihm gegenüber sich dem vertrauten schnellen Rhythmus offensichtlich nicht entziehen.

Man lachte scherzte und kam sich näher. Und als das Crescendo nahte, lachte sie ihn an und nickte ihm zu, ohne, dass er die zentrale Frage gestellt hätte.

Eine halbe Stunde später sperrte er die Tür des Hotelzimmers auf und sie drängte ihn durch die Türöffnung. Die Tür schloss sich. Er trat in den Raum hinein, als sie auch schon an ihn herantrat und ihm das Hemd öffnete.

Die Welt drehte sich ein wenig. Scheiße. Er hatte offensichtlich beinahe zu viel intus. Ein Rotschopf! Der beste Fick seit Langem wartete da auf ihn; obendrein gratis; und er -- war fast schon zu breit zum pimpern.

Er zog sich aus. Seine Schuhe flogen in die Ecke. Die Unterhose schnell runter, bevor sie den Urinfleck auf dem weißen Feinripp bemerken konnte. Gottlob eine Erektion und keine offensichtlich Dienstverweigerung.

Der Geruch von altem Schweiß und dieser typischen Note von seinen Füßen stieg ihm in die Nase und ließ ihn kurz erschauern. Duschen wäre jetzt nicht schlecht, dachte er so bei sich. Aber er verwarf den Gedanken. Er war dazu viel zu geil.

Sie stand einfach in einer Zimmerecke und beobachtete amüsiert das Geschehen. Machte sie sich lustig über ihn. Neben Lust und Gier regte sich auch der seit dem Mittag nur mühsam unterdrückte Zorn. Zorn, der aus Frustration und Hilflosigkeit geboren war.

Er trat an sie heran. Presste seine Lippen auf die ihren. Umarmte sie. Drückte sie mit all seiner Kraft an sich und forderte mit seiner Zunge Einlass, den die zunächst verweigerte. Bogenspannung -- ging sie da etwa auf Abwehrspannung? Er drängte sie gegen die Wand und spürte sie und ihren Körper. Spürte die Veränderung. Eine erste Verunsicherung? Furcht?

Sehr gut. Er war der Mann und der Herr dieser Situation. Er wollte sie jetzt ficken. Aber sie war noch angezogen.

Er drängte seine Hände von beiden Seiten kommend seitlich unter den Stoff und spannte die Hände, bis der Stoff nachgab und zerriss.

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