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Der Sexvampir

Geschichte Info
mit Diskussion in der Unterwelt.
6.1k Wörter
4.27
46.4k
2
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Skelett mit schwarzer Kapuze (klopft mit Sense auf den Boden): Ruhe! Ruhe, verdammte Scheiße aber auch! Haltet die Fressen! Jetzt seid doch mal.... RUHE! ... Danke, also, wie wir alle wissen, hat es einen bestimmten Grund, dass wir hier sind. Kommen wir also zur Abstimmung. Wer stimmt für...

Troll (verwirrt): Ich nix wissen von Grund.

Fee (nickend): Mir wurde er auch nicht mitgeteilt.

Alle (außer Skelett): Mir auch nicht.

Skelett (setzt sich, wütend): Ich hab es auf die Einladung geschrieben, zur Hölle noch mal!

Hexe: Wer liest denn bitteschön eine Einladung zu Ende?

Skelett (noch aufgebrachter): Jeder!

Hexe (lachend): Nein, niemand. Steht doch eh immer dasselbe drin. „An dem und dem Tag um soundso viel Uhr bitte ich Sie mein Gast... blablabla." Niemand liest den Blödsinn zu Ende.

Skelett (bockig): Aber verkleidet habt ihr euch alle und das stand ganz am Ende. GANZ AM ENDE der Einladung stand, dass ein Kostüm wünschenswert ist.

Vampir (lispelnd): Ja, ffchon, lieber Herr Tod. Aber eff war fett gedruckt.

Troll: Was er sagen haben?

Fee (liebenswürdig): Er sagte: ‚Ja, schon, lieber Herr Tod. Aber es war fett gedruckt.'

Hexe (stichelnd): Zieh deine Zähne ein, Spitzzahn, man versteht dich nicht.

Vampir: Mifftfftück.

Alle (außer Vampir): Was?

Vampir: Leckt mich doch!

Ghul: Gerne!

Vampir (angeekelt): Du nicht! Du ernährfft dich von Auffffcheidungen der Menschen!

Ghul (ergänzend): Und der ihrer Leichen und von den Leichen selbst.

Hexe: Hör mal, Spitzzähnchen, ich glaube nicht, dass du dir anmaßen kannst über die Essgewohnheiten anderer zu urteilen. Wenn der Ghul auf Scheiße, Pisse, Fotzensaft, Kadaver und Sperma steht, sollest du mit deinem Bluttick die Klappe halten.

Elf (teilnahmslos): Ich esse gar nichts.

Fee (seufzend): Ist er nicht toll?

Hexe: Wow, er isst nichts. (rollt mit den Augen) Gaanz toll.

Elf (an Hexe gewandt): Hexe!

Hexe: Ja?

Skelett (immer noch bockig): Menno, ich musste bei acht Einladungsdruckereien nach dem passenden Druck suchen und niemand liest die Karte überhaupt. Ihr seid so gemein! Und jetzt streitet ihr auch noch! Das ist meine Party, ich will, dass sich alle lieb haben!

Vampir: Du weifft ffchon, daff wir böffe ffind, oder?

Troll: Was du sagen?

Fee (lieblich): Denkt dir für jedes „ff" ein S.

Troll: Ich nicht lesen können.

Zauberer (ungeduldig): Warum sind wir hier, Tod?

Skelett (seufzend): Wir wollen über den hundertjährlichen Halloweenpreis abstimmen. Stand in der Einladung.

Troll (eingebildet): Ich das beste Kostüm haben.

Zwerg: Achja? Du gehst als Troll!

Troll: Ja, niemand als Troll gehen. Trollkostüm brillant.

Zwerg: Es geht auch niemand außer mir als Zwerg, ist mein Kostüm jetzt brillant?

Troll (überfordert): Hä?

Skelett (quengelnd): Niemand hat sich richtig verkleidet!

Hexe: Doch, ich. Ich gehe als Zauberin.

Zauberer: Mieses Kostüm.

Hexe: Geh du wieder mit deinen Tränken spielen, du Greis!

Zauberer: Ich bin kein Greis. Ich bin jünger als du!

Hexe: Aber ich sehe zumindest nicht aus wie dreihundert!

Vampir: Ich ffehe auch nicht so auff.

Hexe: Halt dein Maul, Spitzzähnchen. Mit dir redet keiner!

Elf (teilnahmslos): Ich bin vierzehntausend Jahre alt.

Hexe, Zauberer (abschätzig): Ganz toll.

Vampir (abwertend): Ganff toll.

Fee (begeistert): Ganz toll!

Kobold (an Zwerg gewandt): Finger weg von meinem Gold! Mein Gold. Ganz allein meins!

Zwerg (schnell): Ich hab dein Gold gar nicht angerührt.

Zauberer: Ich kann Blei in Gold verwandelt.

Hexe (abfällig): Ich auch. Ich kann auch meine Popel in Gold verwandeln und brauche nicht mal diese bescheuerten Tränke, die du immer braust. Außerdem schuldest du mir noch vier Molchaugen.

Zauberer: Wofür brauchst du die denn, wenn du nur mit Worten (wedelt mit den Händen in der Luft) zaubern kannst?

Hexe (verschränkt die Arme unter der Brust): Es geht ums Prinzip.

Zwerg (neidisch): Warum hat der Kobold Gold und ich nicht?

Kobold: Meins!

Skelett (jammernd): Ich wusste, dass es eine schlechte Idee war. Meine Frau hat mich gewarnt, euch alle einzulanden. Aber ich wollte ja nicht hören. „Lass das", hat sie gesagt. „Das bringt nur Unglück", hat sie gesagt. „Du sollst deine Wäsche wegräumen", hat sie gesagt...

Zwerg (einschmeichelnd): Nur ein Gramm, bitte, lieber Kobold.

Troll: Ich wollen haben Halloweenpreis. Ich haben bestes Kostüm.

Hexe (genervt): Es geht nicht ums Kostüm, Mr. IQ. Es geht hier um die Kategorie „Wer hat die Menschen im letzten Jahrhundert am meisten wahnsinnig gemacht".

Troll (hebt Faust gegen Skelett): Ich dich zerschmettern! Ich suchen tagelang nach richtigen Pflanzen für meine Schluchten.

Werwolf (betrachtet die pflanzengefüllten Risse in Trolls Steinbauch): Wirrrklich gut gelungen.

Troll (strahlend): Lehm als Befestigung dient.

Gestaltenwandler: Ich nominiere mich für den Preis. Ich habe die Menschen in den Wahnsinn getrieben durch meine Elvis-Imitation.

Zauberer (gemein): So wir hunderte Menschen auch. Das ist kein Preis wert.

Gestaltenwandler (beleidigt): Und, was hast du besser gemacht?

Zauberer (blasiert): ICH habe die Ozonschicht irreparabel geschädigt.

Werwolf (knurrend): Ja, die Menschen drrrehen schon durrrch, weil sie statt Lichtschutzfaktorrr Fünf nun Zehn nehmen müssen.

Zauberer (geduldig): Wenn ich heut nicht gewinne, dann beim nächsten Mal in hundert Jahren.

Vampir: Danke auch, daffff du die Ffonnenkraft noch verfftärkt hafft, Arffchloch!

Zwerg: Ich für meinen Teil habe den halben europäischen Kontinent unterhöhlt. (klopft sich auf die Grubenlampe an seinem Helm) Bald wird alles einstürzen.

Kobold: Ich hab auf mein Gold aufgepasst. -- Fass das nicht an!

Zwerg (unschuldig): Was denn?

Skelett (skeptisch): Hast du es auch diesmal richtig unterhöhlt, Zwerg? Beim letzten Mal sind nur dämliche Katakomben in Frankreich entstanden.

Zwerg (siegessicher): Ja, damals hab ich auch zu tief gegraben. Diesmal habe ich einfach die Stützen verstärkt, die Wände betoniert und den Untergrund gepflastert. So konnte ich ein wenig höher graben.

Skelett (schüttelt den Kopf, Knochen knacken): Wenn du alles verstärkt hast, wird das doch niemals einstürzen. Aber das ist der Sinn der Sache.

Zwerg (abwehrend): Ein Zwerg kann doch nicht schlechte Tunnel bauen! Das geht nicht! Das widerspricht unserer Natur!

Werwolf (nach einer langen, schweigsamen Pause): Ich habe eine Arrrmee aufgebaut, die die Menschen ausrrrotten wirrrd.

Skelett (beeindruckt): Wie viele Werwölfe stehen unter deinem Kommando?

Werwolf (zieht den Kopf leicht ein): Naja, also, ähm, also, puh, nunja, da wärrren ich und... Und... und meine Frrrau! ... Naja, falls meine Frrrau Lust hat. Sie hat nämlich in letzterrr Zeit ziemlich oft Migrrräne. Seit derrr letzte Wurrrf erwachsen geworrrden ist... nun, also eigentlich nurrr... ich.

Skelett (sinkt in sich zusammen): Wer hat noch einen Vorschlag?

Fee (hebt anmutig die Hand): Ich war als Muse tätig. Ich habe den Schlager in die Köpfe der Menschen gebracht.

Alle (nach einer kleinen, atemlosen Pause): Donnerwetter!

Skelett: Mehr Wahnsinn kann man nicht erwarten. Ich denke, ich kann den Preis getrost an...

Elf (unterbricht): Moment, ich habe etwas viel Wahnsinnigeres getan! (nach einer gekonnten, spannungsgeladenen Pause) Ich habe Dieter Bohlens Comeback unterstützt.

Vampir (schlägt ein Kreuz): Heilige Maria, Mutter Gottes. Hast du den Verstand verloren?!

Elf (zuckt mit den silbrig glitzernden Schultern): Ich wollte gewinnen.

Hexe (klopft Elf auf die Schulter): Netter Versuch, Spitzöhrchen, aber jetzt lassen wir mal den Profi ran.

Troll: Ich dachten, hier es gehen um Kostüm.

Hexe: Ich rede auch nicht von dir, du Pseudoprofi. Ich rede von mir. Ich habe nämlich das Wahnsinnigste gemacht, das möglich ist. Ich habe die wahre Liebe abgeschafft.

(Stille.)

Hexe (angebend): Dazu musste ich nur die Scheidung erfinden und Amor in den Ruhestand schicken. Außerdem hab ich die Prinzipien der Ehe lächerlich gemacht und in jeden Menschen den Wunsch nach etwas oder jemand Besserem geweckt. Niemand gibt sich mehr zufrieden mit dem, was er hat und alle sind tief unglücklich. Achja und alle „Richtigen", die Mr. und Mrs. Right, hab ich einfach in eine andere Zeitdimension geschickt. Jetzt gibt es auf der Erde keine wahre, ewige Liebe mehr (klatscht begeistert in die Hände).

(Stille.)

Hexe (schwärmend): Es war so einfach. So einfach. (gierig) Bekomme ich jetzt den Preis? (nimmt ihn aus den widerwilligen Händen von Tod) Danke. So und jetzt muss ich noch ein paar Drogen an Schulkinder verkaufen. Bis zum nächsten Mal! (geht ab)

Fee (schließlich): Das ist nicht gut.

Vampir (fährt seine Zähne ein): Daff ifst, um es deutlich zu sagen, beschissen.

Skelett (fassungslos): Keine Liebe mehr?

Kobold (mit Blick auf sein Gold): Wenn ich meine Richtige nicht finde, kann ich sie mit meinem Gold gar nicht beeindrucken.

Zwerg (traurig): Ich hab für meine Liebe schon einen netten, kleinen Erdhügel ausgehöhlt.

Werwolf (trübsinnig): Meine Frrrau wird nie wiederrr zufrrrieden mit mirrr sein. Sie ist auf ewig nurrr noch lieblos.

Skelett (seufzend): Meine auch.

Vampir: Das Blut von Verliebten schmeckt besser.

Ghul: Ihre Scheiße auch.

Fee (leise): Und wenn wir... wenn wir, also, wir könnten doch mal mit Amor sprechen. Nicht, dass wir den Plan von Hexe zunichte machen wollen, aber...

Ghul: Nein, nein, das hätten wir niemals vor. Aber wir könnten ihn auf die Tatsache hinweisen... dass, eh, dass...

Vampir (einspringend): Dass das Böse nicht richtig ohne das Gute funktioniert.

Alle (einstimmig): Ja!

***

Amor (verwirrt): Euch ist schon klar, dass ihr eigentlich böse seid, oder?

Elf (teilnahmslos): Ich bin nicht böse. Ich bin teilnahmslos.

Werwolf (achselzuckend): Menschen essen Schweine, ich esse Menschen. Ich bin auch nicht böse.

Fee (lieblich): Ich mache nur alle guten Musiker und Schreiber und Maler verrückt, aber eigentlich bin ich eine Muse. Ich bin auch nicht böse.

Vampir (kopfschüttelnd): Wegen dir bringen sich alle Stars mit siebenundzwanzig Jahren um. Das ist böse.

Fee (giftig): Ist es nicht. Ich mache in ihre Köpfe Musik, Worte, Bilder und Tanz. Das ist gut.

Skelett (verteidigend): Ich hole nur ihre Seelen ab und bringe sie in ihre Himmel. Ich bin auch nicht böse. Ich bringe sie schließlich nicht um. Ich hole sie nur ab.

Ghul: Und ich esse nur ihre Überreste und Ausscheidungen.

Zauberer: Ich mache den Menschen nur gerne Angst. Ich bringe sie nie wirklich in Gefahr.

Troll (verständnislos): Ich im Wald leben.

Gestaltenwandler: Ich nehme nur gerne ihre Form an.

Kobold: Ich pass auf mein Gold auf.

Zwerg: Ich baue sichere Tunnel.

Vampir (nach einer Pause): Was kuckt ihr mich jetzt alle so an? (zuckt mit den Schultern) Ich bin böse.

Zwerg: Du trinkst seit Jahren nur das Blut aus den Blutkonserven des Krankenhauses.

Vampir (abwehrend): Es schmeckt eben besser. Aber ich bin böse.

Zauberer: Ffuper böffe.

Vampir: Verarscht du mich?

Elf: Wann hast du das letzte Mal mit deinen ach so großen Zähnen zugebissen?

Vampir: Was habt ihr bloß alle immer mit meinen Zähnen?

Skelett (ungeduldig): Wann, Vampir?

Vampir (bockig): Vor gar nicht langer Zeit.

Troll: Wann du beißen?

Vampir (seufzend): Vor ein, zwei ...Ta...Wo... Mo... Jahr... (noch ein Seufzen) Jahrhunderten.

Alle: Aha!

Amor: Also seid ihr alle gut und wollt deshalb die Liebe zurück.

Skelett: Nun, eh, ja.

Amor: Was krieg ich dafür?

Fee (böse): Einen Scheißdreck!

Ghul: Kommt gar nicht in die Tüte! Das ist meine Scheiße!

Amor: Ich hab von der Hexe eine Gratismassage im Wellnesshotel bekommen.

Skelett (beeindruckt): Echt wahr?

Fee (aufmüpfig): Von uns kriegst du gar nichts.

Amor: Aha. Dann kann ich ja wieder gehen. (erhebt sich)

Fee (einlenkend): Na fein. Aber ich hab mein Geld vergessen.

Amor (setzt sich wieder): Ich hab einen Vorschlag: Ich hab mein letztes Paar Schuhe bei Deichmann gekauft... Die sind nun im Arsch.

Vampir: Du willst Schuhe für die Rückkehr der großen Liebe von uns?

Amor: Ich renne den ganzen Tag mit einem dämlichen Bogen, bescheuerten, glitzernden Pfeilen, komischem Kraut auf den Kopf und einer verfickten Windel rum! Ja, ich will wenigstens vernünftige Schuhe!

Skelett (resignierend): Ich zahl die Hälfte. Ich vermisse den Sex.

Werwolf (wild nickend): Ich zahl die andere Hälfte.

Zauberer: Ich kümmere mich um die verschollenen Richtigen im Raum-Zeit-Kontinuum.

Fee: Ich bringe neue Geschichten, Lieder und Bilder über Liebe in die Welt.

Ghul: Ich fresse den anfallenden Müll.

Skelett: Ich hole die gebrochenen Herzen aus der Zwischenwelt.

Troll: Ich im Wald sein.

Gestaltenwandler: Ich verwandle mich in Brad Pitt.

Alle: Warum?

Gestaltenwandler: Warum nicht?

Elf (teilnahmslos): Ich sehe bei allem zu.

Vampir: Ich bringe Jungfrauen um und trinke ihr Blut... Was?! (zickig) Ich BIN böse!

Kobold: Ich passe auf mein Gold auf und putze meinen Regenbogen.

Amor (erhebt sich ganz): Dann wäre ja alles geregelt. Mal schauen, was sich daraus so ergibt.

***

Lady Annabell war eine echte Lady. Sie konnte stricken, töpfern, malen, Feste geben und richtig viel Geld beim Schneider lassen. Sie war charmant, nett, liebreizend, dumm wie Brot, bildhübsch und war in der Lage bei hundert Männern den reichsten auf Anhieb zu erkennen. Sie machte, was ihre Eltern ihr sagten, war Jungfrau -- nicht nur vom Sternzeichen -- und hatte keine blasse Ahnung von Sex. Sie ging fünfmal die Woche in die Kirche, um zu beichten, dass sie es mochte reich zu sein, obwohl sie eigentlich ihr ganzes Geld doch spenden sollte. Sie hatte nicht ein Gramm Falschheit in sich, aß wenig und beschwerte sich nicht, wenn ihre Zofe ihr Korsett zu eng schnürte. Sie mochte kleine, hübsche, pelzige Tierchen, bunte Kleider und Tratsch. Sie konnte sich den ganzen Tag mit nichts beschäftigen und schlief am Abend dennoch erschöpft ein. Anna war eine Lady, die vor vielen Jahrzehnten an gebrochenem Herzen starb. Als sie wieder erwachte, in dem Sarg in ihrer Familiengruft, und die Augen aufschlug sagte sie, wie eine ganz echte, propere Lady: „Also, für diesen Geruch bin ich nicht verantwortlich."

***

Luciano hingegen war ein Vampir von der gefährlichen Sorte. Er war zwar niemals in die höheren Kreise seiner Zunft aufgestiegen, oder hatte in der Politik jemals mitgesprochen, doch er war wohl der gefährlichste aller Vampire. Einfach, weil er dämlicher war, als die Polizei erlaubte.

Er kannte die Gesetze der Vampire -- genug Bücher darüber hatte er ja, weiß Gott, zu Lebzeiten gelesen -- und verstieß auch nicht bewusst dagegen. Er war bloß einfach zu dämlich, um seine Existenz geheim zu halten. Er war einfach ein netter Junge mit nicht viel Grips.

„Hör mal, du brauchst keine Angst haben.", erklärt er gerade einer jungen Diskobesucherin, die so blöd gewesen war, ihm nach draußen in den Park zu folgen. Luciano war nervös und ziemlich geil. „Ich beiße dich nur ein bisschen."

Die Discoqueen betrachtete ihn mit dunklen Augen. „Ich dachte, wir ficken."

„Nee", meinte Luc und verlagerte sein Gewicht nervös von einem aufs andere Bein. „Ich bin ein Vampir, hab ich dir doch schon erklärt. Ich will nur dein Blut."

Discoqueen kicherte. „Pervers biste also? Mir soll's recht sein. Ich brauche echt nur mal wieder einen Schwanz in meiner Fotze."

Luc sah sich leicht angewidert an. Nein, der kleine, dämliche Vampir stand gar nicht auf Gossensprache und Sexgerede. „Fo-Fotze? Ich glaube nicht, dass das eine Ausdruck ist, den eine Dame in den Mund nehmen sollte...", ereiferte er sich stotternd.

„Aber deinen Schwanz soll ich in den Mund nehmen, richtig?", sagte die Queen derb und drückte ihre Hüfte raus.

Luc trat einen Schritt zurück. „Um ehrlich zu sein, mir ist der Appetit vergangen. Ich wollte nur ein bisschen..."

Queen griff nach seinen Hemdaufschlägen. „Na, na, nicht so schnell mein Kleiner. Wollen wir doch mal sehen, wie sich dein Schwanz in Mamas Hand anfühlt."

„Mama?", keuchte Luc erstickt. Dann sprang er einen großen Schritt zurück. „Das ist eklig!"

Queen machte sich an die Verfolgung und packte in an seinen Shorts. „Ich will deinen Schwanz!"

Luc schrie laut und versuchte sich aus ihrem Griff zu lösen, keuchend machte er sich los und rannte aus dem Park. Dann wurde ihm klar, dass er schon wieder einer Frau seine Vampirsache erzählt hatte, ohne sie am Ende umzubringen. Er verfluchte sich lautlos und rannte rüber zum Friedhof, um sich in seiner Gruft auszuruhen. Sein Magen knurrte böse. Luc streichelte zärtlich darüber. „Tut mir leid, Sportsfreund. Ich verspreche dir, beim nächsten Mal beiße ich auch zu."

Sein Magen knurrte nur skeptisch.

„Nein, ehrlich. Beim nächsten Mal mach ich's echt."

Sein Bauch lachte gluckernd.

„Ich schwör's."

Luc legte sich auf einen Steinsarg und verschränkte die Finger über seinem Bauchnabel. Die Sonne würde gleich aufgehen. Schließlich schloss er müde die Augen und riss sie wieder auf, als es dicht neben ihm klopfte.

Er sprang mit wild klopfendem Herzen auf und starrte den Steinsarg fassungslos an. Es klopfte wieder. Es klopfte von Innen gegen den Stein. Von Innen.

„Ist da wer?", fragte er blöd.

„Nein.", kam es von Innen. Noch blöder. Das Klopfen verstummte. Dann ein leises Flüstern. Schließlich der Laut eines Mädchens, das eine bahnbrechende Erkenntnis hat. „Warte mal, doch! Ich bin wer. Ich bin hier drin."

„Echt?"

„Ja. Ja, ich glaub schon. Wo bin ich eigentlich?", kam eine verwirrte Mädchenstimme von drinnen.

„In einem Sarg.", erklärte Luc, nett wie er war.

Ein Kreischen. „Ich will hier raus. Hier liegt bestimmt eine Leiche drin. Hier riecht es ganz fürchterlich."

Luc trat näher an den Sarg. „Ich kann dich da nicht rausholen. Die Platte ist viel zu schwer", überlegte er. „Wie bist du da eigentlich reingekommen? Nur Tote gehören in einen Sarg!", bestimmte er mit der Rechtschaffenheit eines Untoten, der auf der Welt der Lebenden wandelte.

„Ich weiß nicht.", wimmerte es von Innen. „Aber ich will hier wirklich raus. Hol mich raus! Dann sag ich meinen Eltern, dass du mich gerettet hast und kriegst bestimmt einen großzügigen Lohn.", lockte sie weinend.

Luc trat noch näher an den Sarg heran. Sein Magen knurrte und ließ ihn wissen, dass er etwas ganz anderes wollte. „Und wenn ich etwas anderes will?", fragte er vorsichtig.

Einen Moment herrschte wieder Stille. „Du meinst einen Beweis meiner Gunst zu meinem heldenhaften Retter?"

„Nee, ich bin ein Vampir.", sagte Luc und wollte sich gleich darauf selbst in den Hintern treten, weil er einfach nicht die Klappe halten konnte.

„Ein Vampir?", kam es ehrfürchtig aus dem Sarg.

„Ja!", protzte Luc, als endlich mal jemand seine Fähigkeiten anerkannte. „Und ich habe Hunger."

„Meine Eltern könnten dir Häppchen anbieten, du wenn mich nach Hause bringst."

„Aber ich trinke doch Blut." Luc verschränkte eingeschnappt die Hände unter der Brust. Er hatte gedacht, dass dieses Mädchen das wusste und deshalb so ehrfürchtig war.

„Menschenblut?"

„Ja."

„Ist das unchristlich?", fragte sie mit Kleinmädchenstimmchen. „Ist das eine Sünde?"

Luc dachte lange nach. „Ich glaube nicht. Ich gehe jeden Sonntag in die Kirche und der Pfarrer hat noch nie davon geredet, dass Blut trinken eine Sünde ist."

„Hm, ja, mir wurde das auch nie gesagt. Wenn du willst kannst du von mir Blut haben. Ich habe genug davon. Mein Arzt sagt immer, ich hätte sogar zu viel Blut und gibt mir immer Blutegel."

„Blutegel?"

„Ja, so kleine, schwarze Raupen, die mein Blut absaugen. Wenn du mein Blut willst, kannst du es gerne haben. Geben ist christlich, nicht wahr? Das wäre etwas Gutes und ich komme in den Himmel. Jesus Blut trinke ich doch auch immer bei der Messe."

„Ich glaube, da hast du recht. Ich versuche dich jetzt da rauszuholen." Luc ging ganz an den Sarg heran und packte die obere Steinplatte. Schnaufend -- er wusste nicht, dass ein Vampir keinen Atem nötig hatte -- drückte er langsam, knirschenden für knirschenden Zentimeter die Steinplatte zur Seite. Ein derangierter, staubiger, blonder Kopf kam zum Vorschein.

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