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Die Schwesternschaft der Elfen

Geschichte Info
Neues Blut.
6.9k Wörter
4.53
46.9k
17

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 03/19/2021
Erstellt 05/09/2012
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Liebe Leser!

Dies ist mein erster Versuch, einen erotischen Fantasieroman zu schreiben. Ich denke es werden mehrere Teile werden... mal schauen was mir noch so einfällt... ;)

Ich hoffe es gefällt euch, ich hab mir auf jeden Fall alle Mühe gegeben.

Über Kommentare und Kritik bin ich wie immer dankbar!

Dann viel Spaß beim Lesen!

Die Schwesternschaft der Elfen

Neues Blut

Ich rannte vor meinem Leben davon, meinen Eltern, meinem Ehemann, den ich erst vor wenigen Stunden geehelicht hatte. Dem Mann, der mir furchtbare Schmerzen zugefügt hatte.

Ich floh in den Wald, und die Tannennadeln und das Gehölz stach in meine nackten Füße, doch das war kein Vergleich dazu, wie sich mein Gesicht anfühlte. Mein rechtes Auge begann schon anzuschwellen, so dass ich kaum mehr etwas sehen konnte.

Viel gab es auch nicht zu sehen, denn die Sonne war schon hinter den Hügeln verschwunden. Der Wald vor mir war stockfinster, so dass ich oft beinahe gestolpert wäre.

Plötzlich hörte ich Stimmen hinter mir und ich schaute zurück. Fackelschein blitzte zwischen den Bäumen, und ich wusste, dass sie angefangen hatten mich zu suchen.

Ich versuchte noch ein wenig schneller zu rennen. Dabei versuchte ich mein zerrissenes Kleid zu raffen, doch da es nur noch aus Fetzen bestand, streifte ich es mir ab. Nur in meinem Unterrock und mit blanken Brüsten konnte ich schneller rennen.

Ich blickte nochmal über meine Schulter und sah erschreckt, dass der Fackelschein nun näher war. Es waren auch schon die ersten Schemen ausmachen, und ich hörte die Männer nun deutlich schreien. Bald würden sie mich haben. Plötzlich trat ich ins Leere. Vor mir tat sich eine Senke auf und ich stürzte hinein. Dornen und spitze Äste zerkratzten meine Haut und ich schlug hart mit dem Kopf auf. Mir schwanden die Sinne. Das Letzte was ich hörte und sah, waren die Männer mit den Fackeln, die über mir weiter durch den Wald hechteten, und dann wurde es dunkel.

Als ich erwachte, sah ich Tageslicht durch meine geschlossenen Lider schimmern. Es war weich unter mir, als wenn ich auf einem Bett aus Moos liegen würde. Mein gesamter Kopf tat weh, einerseits wegen dem Sturz und andererseits, weil mein Gatte mir beweisen musste, dass er ein ganzer Mann ist.

Langsam öffnete ich die Augen. Mein Rechtes war noch immer angeschwollen, deswegen nahm ich alles nur sehr verschwommen wahr. Die Sonne stand schon hoch am Himmel und brach durch das dichte Blätterdach. In dem Moment wurde mir klar, dass etwas nicht stimmen konnte, denn in dem Wald, in den ich geflohen war, standen nur Tannen. Ich setzte mich hastig auf, was mir noch mehr Schmerzen bereitete, denn meine Glieder schienen bei meinem Sturz mehr abbekommen zu haben als ich dachte.

Plötzlich wurde ich einer Bewegung neben mir gewahr, und drehte langsam den Kopf, um noch mehr Schmerzen zu vermeiden. Neben mir saß eine Frau, und ich schrak ein wenig zurück.

„Hab keine Angst, ich tue dir nichts!" Ihre Stimme war sanft und freundlich. Ich konnte sie nicht richtig erkennen, nur dass sie sehr helles Haar hatte, und wohl in dunkelgrüner Waldläufertracht gekleidet war.

„Wo bin ich?" Das Sprechen fiel mir schwer. Mein Hals war trocken und kratzig.

„Du bist in Sicherheit, und deine Fragen werden bald beantwortet. Aber jetzt trink erst mal dies!" Mit diesen Worten reichte sie mir eine Schale. Die Flüssigkeit darin roch ein wenig nach Honig und Kräutern. Als das Getränk meine Kehle herab rann, schmeckte es süß wie Beeren, und ein wenig sauer und würzig. Schlagartig wurden meine Lider schwer und ich konnte mich nur noch hinlegen, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel.

Ich muss wohl sehr lange geschlafen haben, denn die Sonne war schon untergegangen. Kaum hatte ich wieder alle meine Sinne beisammen, merkte ich eine Veränderung. Meine Schmerzen waren weg, und ich fühlte mich erfrischt. Langsam setzte ich mich auf. Drei Schritte von mir entfernt brannte ein Lagerfeuer, um das zwei Gestalten saßen. Ich stand auf und ging vorsichtig darauf zu. Eine der Personen drehte sich um und sagte: „Ah, du bist wach! Setzt dich zu uns!" Ich erkannte an der Stimme, dass es die Frau war, die mir den Trunk gegeben hatte. Sie zeigte auf einen Platz neben sich. Ich ließ mich nieder, als mir plötzlich klar wurde, dass ich immer noch halb nackt war, und schlang meine Arme um meine Brüste, um sie zu verstecken. Die Unbekannte zog mit sanfter Gewalt meine Arme auseinander: „Du brauchst dich uns gegenüber nicht zu schämen!" Sie schenkte mir ein warmes Lächeln. Ich nutzte den Moment, um sie zu mustern. Sie war unglaublich schön, genauso wie ihre Begleiterin. Beide hatten hellblondes Haar, fast weiß und strahlend blaue Augen. Sie hatten sehr feine Gesichtszüge, und waren sich so ähnlich, dass ich vermutete, dass sie Schwestern seien.

Beide waren in grünen und braunen Gewändern gekleidet, mit einfachen Hosen und Lederwamsen. Ihre Beine steckten in hohen Reiterstiefeln.

Ich konnte meine Augen kaum von ihnen abwenden, doch ich hatte Fragen: „Was ist geschehen, und wo bin ich?"

„Meine Schwester und ich haben dich verletzt und ohne Sinne im Wald gefunden. Auf dem Weg über dir waren viele Fußspuren zu sehen, daher dachten wir, dass du verfolgt wirst, und so haben wir dich mitgenommen, und sind die ganze Nacht durch geritten. Wir befinden uns gerade in Holdwalden!"

Holdwalden? Ich hatte schon davon gehört, von Reisenden und Glücksrittern: „Holdwalden ist mindestens fünf Tagesreisen von meinem Dorf entfernt, das kann doch nicht sein!"

Die zwei lächelten wieder, und jetzt sprach meine Pflegerin: „Wir haben besonders schnelle Pferde, somit konnten wir in einer Nacht hier sein! Aber wir haben uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Yivanna, und meine Schwester heißt Ragina."

Das waren sehr wohl- und fremdklingende Namen, und erst jetzt fiel mir ein leichter Akzent bei Yivanna auf. Sie schienen von wirklich weit her zu kommen, wenn sie schon Pferde besaßen, die in nur einer Nacht fast 200 Meilen weit reisen konnten. Plötzlich fiel mir auf, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt hatte: „Mein Name ist Theresa:"

Die Schwestern nickten mir zu und Ragina fragte: „Nun erzähl was dir widerfahren ist, bevor wir dich fanden!"

Und ich fing an zu erzählen, wie mich mein Vater im Grunde genommen an den Sohn des Landherrn verkauft hatte:

„ Meine Familie war schon immer sehr arm, als Bauern war es schwer für uns genug Geld für Alle aufzubringen. Und nachdem im vergangenen Jahr die Ernte mehr als dürftig ausgefallen war, stand es richtig schlimm um uns. Und so kam Herr Ronald auf uns zu und fragte meinen Vater, ob ich seinen Sohn Johann heiraten wolle. Natürlich würden wir dafür genug Geld für zwei Jahre bekommen.

So willigte ich ein, obwohl ich wusste dass Johan fast fünfzehn Jahre älter war als ich, und ihm ein Ruf vorauseilte, nicht sehr nett mit den Damen umzugehen.

Schon ein paar Tage später war die Hochzeit. Die ganze Zeit über hatte mich Johann mit geilen Blicken gemustert, und kurz bevor wir getraut werden sollten, kam er zu mir, als ich grad alleine war.

Er schloss mich gewaltsam in die Arme und raunte mir Sachen ins Ohr, die ich nicht wiedergeben kann. Immer wieder rieb er seinen Unterleib gegen meinen, und ich konnte durch den Stoff hindurch seine steife Männlichkeit spüren." Die Erinnerung daran brachte mir Übelkeit, und ich schluckte die bittere Galle runter, die sich in meinem Mund sammelte. Nach ein paar Augenblicken atmete ich tief durch und fuhr fort: „Er tat das so lange, bis ich eine warme Feuchte an meinem Schenkel spürte, die nicht von mir kam. Er sagte mir, dass er sich nicht bis zur Hochzeitsnacht gedulden konnte, aber er noch genug Kraft hätte mich die ganze Nacht zu nehmen. Ich fing augenblicklich an zu zittern und brach in Tränen aus. Doch er lachte nur über mich, und es schien ihn sogar zu erregen.

Dann ging alles sehr schnell. Der Priester kam, traute uns und ich sah, wir Herr Roland meinem Vater einen Beutel übergab. Ich vermute das versprochene Geld.

Johann zerrte mich in Windeseile zu seinem Haus und stieß mich in sein Schlafgemach. Er zog sich aus, warf mich aufs Bett und griff an mir herum. Er zerriss mein Kleid und wollte mit mir schlafen, doch ich bekam plötzlich Angst. Ich konnte ihn von mir herunter stoßen, doch er schlug mich, und schrie mich an, dass ich jetzt seine Frau wäre und ihm zu Willen sein sollte.

Ich nahm den Nachttopf und warf ihn ihm an den Kopf, doch das schien ihn nur noch wütender zu machen. Also trat ich ihn zwischen die Beine und er brach zusammen. Und dann bin ich weggelaufen..." Tränen standen mir in den Augen, denn mir wurde plötzlich etwas Schlimmes bewusst: „Oh Gott, mein Vater wird bestimmt dafür bestraft werden!" Dann fing ich aus tiefster Seele an zu weinen. Yivanna nahm mich in die Arme und sagte mir beruhigend: „Keine Sorge, dein Vater ist in Sicherheit. Bevor wir dich fanden, kam die Truppe um deinen Ehemann an uns vorbei. Wir hörten was sie sagten, dass sie sich sobald du gefunden wärst, sich alle an dir vergehen wollten, und dass sie deine Mutter und deine Schwestern schänden würden, bevor sie deinen Vater aufknüpfen. Wir sind ihnen ein wenig gefolgt, und haben uns um sie... gekümmert!"

Was das „gekümmert" genau bedeuten sollte, wusste ich nicht, aber ich hatte eine Ahnung, die mich mit Nichten traurig stimmte. Ich wusste nicht woher die Zwei kamen, aber in dem Moment war ich mir sicher, dass sie Engel sind, doch die Wahrheit war noch unglaublicher.

Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, unterhielten wir uns. Ich erfuhr, dass die Zwei von ihrer Königin ausgesandt worden waren, um unsere Lande zu beobachten und eventuell Handel zu treiben. Wo genau sie herkamen verrieten sie nicht, aber ich vermutete irgendwo aus dem Norden. Der Trunk den sie mir gegeben hatten, war wohl ein altes Heilmittel aus ihrer Heimat. Es musste schon weit nach Mitternacht sein und ich fühlte mich trotzdem noch frisch. Und der Trunk wärmte mich auch von innen, denn obwohl ich nur meinen Unterrock anhatte fror ich nicht.

Ragina schaute auf mich und sagte: „Wenn du mit uns reiten willst, brauchst du was zum Anziehen. Du kannst eins meiner Kleider haben!" Ich dachte ich hätte mich verhört, ich sollte mit den Schwestern reiten? Obwohl ich die zwei erst seit ein paar Stunden kannte, machte mein Herz einen Sprung, denn aus irgendeinem Grund wusste ich, dass ich meine Familie nie wieder sehen würde.

Und so kämpften Freude und Trauer in meinem Herzen.

Ich wurde doch langsam müde, als mir etwas auffiel, was mich die ganze Zeit schon gestört hatte, ich es aber nicht in Worte fassen konnte. Irgendetwas stimmte nicht ganz mit Yivanna und Ragina.

Ihre Kleidung war zu sauber. Sie schienen schon einige Zeit unterwegs zu sein, und hatten mindestens eine durchrittene Nacht hinter sich, doch war auf ihrer Kleidung werde Staub noch Flecken zu sehen. Die Stiefel glänzten sogar. Selbst wenn sie Kleidung zum Wechseln hätten, müssten ihre Kleider wenigsten zerknittert vom Transport sein, doch sie sahen aus als ob sie grad frisch vom Schneider kämen. Und dann war da noch etwas. Sie waren zu schön, und inzwischen war ich mir sicher, dass menschliche Wesen nicht so schön sein konnten, nicht so schön sein durften.

Und dann wurden, nur durch eine Bewegung von Yivanna Kopf, meine Fragen beantwortet. Ihre Haare rutschten etwas zur Seite und entblößten ein Paar spitze Ohren. Ich sprang erschreckt auf und schrie fast: „Ihr seid Elfen!"

Die Schwestern nickten nur lächelnd. Ich zitterte am ganzen Leib und ich erinnerte mich an eine Zeit als ich noch ein kleines Mädchen war. Ich saß mit großen Augen vor meiner Großmutter und hörte ihren abenteuerlichen Geschichten von Elfen zu. Sie sagte, als sie so alt war wie ich, wären noch viele von ihnen in unseren Landen gewesen. Doch plötzlich war mein Vater herein gekommen, und war außer sich vor Wut. Er sagte, das Gerede über Elfen und Zauberwesen sei gotteslästerlich. Seit dem Tag musste ich, bis zu meinem achtzehnten Lebenssommer, jeden Tag eine Stunde in der Ecke stehen und beten. Bis zum Tod meiner Großmutter hat sie mir nichts mehr über Elfen erzählt, und in meiner Vorstellung wurden aus den schönen Magiewesen, hässliche, grausame Dämonen.

„Setz dich, wir wollen dir nichts Böses." Ich sah die Beiden an, und ich konnte keinerlei List in ihren Augen sehen, also setzte ich mich wieder.

„Ja, wir sind Elfen", begann Yivanna, „um genau zu sein, Elfen der Schwesternschaft von Kharon."

Ich hatte noch nie von diesem Ort gehört, aber viel weiter als zehn Meilen war ich auch nie von meinem Dorf entfernt gewesen.

„Kharon liegt in Aljon. Ihr sagt, glaub ich auch Geisterwelt oder Anderswelt dazu. Unsere Königin hat uns ausgesandt um zu erspähen, ob die Menschen uns noch feindlich gesinnt sind."

Ich starrte sie mit offenem Mund an. Vor mir saßen zwei wirkliche Elfen, und ich murmelte: „Meine Großmutter,... sie hat..." Yivanna lächelte und sagte: „Ja, wir sind früher hier gewandelt, als die Menschen noch den alten Glauben folgten... So wie deine Großmutter. Doch als der neue Glaube kam, mussten wir uns zurückziehen. Eine Elfe zu töten ist schwer aber nicht unmöglich, und ihr Menschen vermehrt Euch so schnell, dass wir nicht gegen euch ankamen..."

Traurigkeit hatte sich ihres Blickes bemächtigt, aber nur einen kurzen Moment, dann leuchteten ihre Augen wieder, als sie sagte: „Ich denke wir sollten jetzt schlafen, denn morgen reiten wir weiter!"

Ich wollte noch fragen, wohin uns der Ritt führen würde, doch ich wollte schlafen und mit der Frage bis zum nächsten Tag warten. Ich legte mich auf mein Moosbett und Ragina gab mir noch eine Decke. Ich schlief mit vielen Fragen und Unruhe in meinem Kopf ein.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren meine Retterinnen schon lange wach. Das Lagerfeuer war heruntergebrannt, und die Sonne stand schon am Himmel. Zwei Pferde standen an unserem Lagerplatz, wie ich sie noch nie gesehen hatte, groß, mit glänzendem Fell. Ich sah unter der Haut starke Muskeln. Das Eine war nussbraun, das Andre nachtschwarz mir einem weißen Mal auf der Stirn. Ragina kam zu mir und gab mir ein wunderschönes blaues Kleid und einfache Lederstiefel.

An einem kleinen Bach wusch ich mich mit eiskaltem Wasser und war danach schon weitaus wacher. Als ich mich anzog beobachtete ich die Schwestern. Wie sehr ich es auch versuchte, ich konnte nichts Dämonisches an ihnen entdecken, und so entschloss ich mich ihnen zu vertrauen, immerhin hatten sie mich gerettet.

Als ich angekleidet war, ging ich zu Yivanna, die gerade ihre Satteltaschen packte, und fragte wo wir denn überhaupt hin reiten würden.

„Wir werden weiter durch das Land streichen, und die Menschen beobachten und entscheiden, ob wir uns offenbaren sollen, oder nicht."

Mir wurde ein wenig Verpflegung gereicht, und erst da merkte ich, dass ich unglaublichen Hunger hatte. Ich aß ein wenig Brot und Käse. Danach ritten wir los.

Ich saß vor Yivanna, die eine Hand um mich gelegt hatte. Dies war ein wunderbares Gefühl. Ich fühlte mich geschützt und geborgen und konnte den Ritt richtig genießen.

Obwohl wir nur einen langsamen Trab angeschlagen hatten, änderte sich die Landschaft recht schnell. Der Wald zog sich zurück und wechselte zu grünen Ebenen. Überall waren Felder von unterschiedlichem Getreide zu sehen. Wir mieden die Dörfer, sondern rasteten meist im Schatten von Felsen oder in kleinen Hainen. In der Nacht ging dann eine der Elfen in die Dörfer und ließ mich mit und die Andere am Feuer zurück. Ich hatte Zeit und Gelegenheit mehr über meine Gefährtinnen zu erfahren. Sie waren keine wirklichen Schwestern, aber gehörten derselben Schwesternschaft an, was eine Art Clan oder Verbund war. Sie waren in den letzten Jahrhunderten immer weniger geworden, aber warum fragte ich nicht, denn Yivanna erzählte mir das mit trauriger Stimme. Sie war schon über neunhundert Jahre alt, und Ragina über siebenhundert. Sie kannte sogar meine Großmutter, und ich erfuhr viel über ihre Kindheit.

So gingen die Tage und Nächte ins Land. Wir waren schon über drei Wochen unterwegs, als wir wieder in einem kleinen Hain rasteten. Ihre Kleidung war immer noch sauber und ganz, und obwohl sie sie nicht einmal gewechselt hatten, roch sie nicht einmal unangenehm, wenn überhaupt ein wenig nach Rosen. Das Geheimnis darum hatten sie mir nie verraten. Ich musste hingegen mein Kleid schon dreimal wechseln, weil es zerschlissen war. Leider war der Kleiderfundus von Ragina erschöpft, so musste ich alleine ins Dorf gehen und mir etwas Neues zum Tragen kaufen.

Die Schwestern würden derweil Jagen gehen.

Das Dorf war klein, aber recht wohlhabend. Es gab sogar einen kleinen Markt und so schaute ich mich an den Ständen um. Ich spürte dass ich beobachtet wurde, und wurde mir einer Gruppe derber aussehender Männer gewahr, die mich aus einer dunklen Ecke heraus beobachteten. Der Größte von ihnen schenkte mir ein eindeutiges und zahnlückiges Lächeln. Dies trieb mich zur Eile an, und so kaufte ich mir ein einfaches Kleid und begab mich so schnell wie möglich zurück zu unserem Lagerplatz.

Yivanna und Ragina waren noch nicht wieder von der Jagd zurück, also ging ich hinter einen Busch um mich umzuziehen. Ich hatte gerade das alte Kleid abgelegt, als ich hart und schmerzhaft von Etwas am Kopf getroffen wurde und ich flog förmlich zu Boden. Die Welt verschwand hinter einem roten Schleier. Mein Kopf schmerzte gewaltig, und im meinem Mund war Blut und etwas Hartes, und ich war mir sicher, dass das mindestens zwei Zähne waren. Ich wollte etwas sagen, doch ich konnte nicht. Sicherlich war mein Kiefer gebrochen. Ich konnte nur verschwommen sehen, aber ich wurde eines rieseigen Schattens über mir gewahr, der eine Keule oder Ähnliches in der Hand hielt. Er ließ sich zu mir herunter, und ich erkannte ihn als den Mann vom Markt. Er war noch hässlicher und ungepflegter, als er mir das erste Mal erschienen war. Hinter ihm standen noch mehr Männer, aber ich sah nicht wie viele. Während meine Schmerzen schlimmer wurden, setzte er sich auf meine Arme und raunte: „Wie schön dass du dich schon ausgezogen hast, weniger Arbeit für mich." Er berührte mich an einer Stelle an der mich bis jetzt nur mein Ehemann berührt hatte, und das hatte noch nicht mal er so roh und gewalttätig gemacht.

Mir fiel das Denken immer schwerer. Ich wand den Kopf um und spuckte das Blut aus um wenigstens nicht zu ersticken, auch wenn ich mir sicher war, dass mein Tod nicht mehr fern war. In dem Moment wünschte ich es mir sogar. Der Mann beugte sich noch näher zu mir runter und ich roch seinen faulen Atem. Ich war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren, als ein Ruck durch den Körper meines Peinigers ging, und plötzlich eine blutige Pfeilspitze aus seinem Hals ragte. Er kippte zur Seite und ich sah Yivanna und Ragina mit gespannten Bogensehnen und aufgelegten Pfeilen aus dem Unterholz kommen. Die anderen Männer ergriffen die Flucht. „Verfolg sie, ich kümmere mich um Resa!!", rief Yivanna ihrer Schwester zu, die daraufhin ihr Schwert zog und hinter den Männer herrannte.

Yivanna hockte sich neben mich und legte die Hand auf meine Brust und schloss die Augen. Ich bekam das kaum noch mit, denn der Schmerz in meinem Kopf war so gewaltig, dass ich mir sicher war, dass mein Schädel platzten würde. Auf jeden Fall stand ich an der Schwelle des Todes. Die Elfe löste ihre Hand von mir und plötzlich riss sie meinen Kopf hoch und presste ihre Lippen auf meine. Eine riesige Welle der Pein ging durch meinen Körper, doch sobald sie mich küsste, wurde es sofort besser. Meine Schmerzen verschwanden, mir wurde warm und meine Gedanken klärten sich. Nach schier unendlichen Augenblicken ließ sie mich wieder los und zog sich zurück. Ich konnte es kaum glauben, ich lebte nicht nur, sondern mir ging es sogar besser als vorher. Ich hatte keine Schmerzen mehr, ich konnte meinen Kiefer wieder normal bewegen und meine Zähne schienen auch alle wieder da zu sein. Ich schaute meiner Retterin nur ungläubig ins Gesicht, die daraufhin erklärte: „Der Kuss einer Elfe kann heilen, solange noch Leben in dir ist, aber es hat seinen Preis... Aber Hauptsache es geht dir gut!" Ich nickte nur stumm, und Yivanna stand etwas schwankend auf. In dem Moment kam ihre Schwester zurück, und es war das erste Mal, dass ich sie nicht absolut rein sah, sondern sie war über und über mit Blut befleckt, und es sah nicht so aus, als ob es ihres wäre. Sie sagte mit zufriedenem Lächeln: „Die werden nie wieder jemandem weh tun!" Sie sah auf mich, und als sie sah, dass es mir gut ging huschte ein seltsamer Schatten über ihre Augen, und sie nahm Yivanna an die Seite.