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Eine schöne Bescherung 02. Kapitel

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Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!
2.9k Wörter
3.87
20k
2
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Eine schöne Bescherung

Von 2b2batiG

Lieber Leser, liebe Leserin, du stehst im Begriff, das 2. Kapitel der Geschichte „Eine schöne Bescherung" zu lesen. Mittlerweile sind der Ich-Erzähler Sascha und sein ehemaliger Schulkamerad Sven bei Letzterem zu Hause eingetroffen. Ich hoffe, dass du die beiden Protagonisten durch ihre Unterhaltung auf dem Weihnachtsmarkt einigermaßen kennen gelernt hast. Solltest du das erste Kapitel noch nicht gelesen haben, empfehle ich dir, das erst einmal nachzuholen, bevor du hier weiterliest. Ansonsten viel Spaß bei der Lektüre des zweiten Kapitels.

Kapitel 2

Als wir den Flur bei Neumanns betreten hatten, fing Sven sofort an zu rufen: „Mama! Wo bist du? Schau einmal, wen ich mitgebracht habe!"

Nach geraumer Zeit öffnete sich eine der Türen und Svens Mutter kam heraus. Ich kannte sie noch von früher, als Sven und ich Schulkameraden gewesen waren und ich in diesem Haus ein und aus gegangen war. Frau Neumann hatte sich kaum verändert. Bei mir schien sie anfangs jedoch Schwierigkeiten zu haben, mich in die Riege von Svens Freunden einzuordnen.

„Guten Abend, Frau Neumann", sagte ich höflich, während ich auf sie zuging und ihr die Hand reichte. „Kennen Sie mich noch?"

Endlich erhellte sich ihr Gesicht und sie sah mich freudestrahlend an.

„Sascha! Ich habe Sie zuerst gar nicht erkannt. Sie sind ja ein richtiger junger Mann geworden. Mensch, wie doch die Zeit vergeht!" In ihrer Stimme lag eine solche Herzlichkeit, dass ich sogleich an frühere Zeiten erinnert wurde, als sie Sven und mich liebevoll verwöhnt hatte, wenn ich bei meinem Freund hin und wieder über Nacht geblieben war.

„Frau Neumann, Sie können mich aber ruhig weiter duzen", forderte ich sie auf, die formelle Anrede wegzulassen. An ihrem Blick merkte ich, dass sie sich nicht schlüssig war, ob sie auf mein Angebot eingehen sollte oder nicht. Schließlich sagte sie stattdessen: „Kommt in die Stube, Jungs. Wir müssen ja nicht die ganze Zeit hier auf dem kalten Flur stehen bleiben." Damit drehte sie sich kurz entschlossen um und ging ins Zimmer zurück, ohne auf uns zu warten. Scheinbar konnte sie sich gar nichts anderes vorstellen, als dass wir ihr selbstverständlich folgten.

Fragend schaute ich Sven an, weil er mir ja eigentlich seine Wohnung hatte zeigen wollen. Er gab mir jedoch zu verstehen, dass ich seiner Mutter hinterhergehen sollte.

„Nur für einen kurzen Moment", raunte er mir ins Ohr. „Machen wir ihr die Freude."

Im Wohnzimmer räumte Frau Neumann eiligst ein paar Kartons mit bunten Glaskugeln vom Sofa, damit wir uns setzen konnten. Sie war vor unserem Erscheinen damit beschäftigt gewesen, den Weihnachtsbaum zu schmücken.

„Dann erzähl doch einmal, was du so machst, Sascha. Wir haben ja schon ganz lange nichts mehr von dir gehört." Svens Mutter schien an meinem bisherigen Werdegang sehr interessiert zu sein. Doch bevor ich so richtig loslegen konnte, sagte sie noch zu ihrem Sohn gewandt: „Und du, Sven, könntest uns etwas zu trinken holen. Du weißt ja, wo die Sachen stehen."

Mein Freund sprang sofort auf und verschwand mit einem verschmitzten Lächeln in die Küche. Na, was hatte das schon wieder zu bedeuten? Wahrscheinlich gar nichts, weil ich das Verhalten meines Kumpels einfach viel zu kritisch beäugte.

Als Sven nach einer Viertelstunde immer noch nicht zurückgekehrt war und die Zeiger der Uhr sich bedenklich der sieben Uhr Marke näherten, wurde ich immer nervöser. Auch Frau Neumann blieb meine Unruhe nicht verborgen.

„Was macht der Junge denn so lange?", fragte sie nachdenklich. „Er sollte doch bloß Getränke aus dem Keller holen."

Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, als die Küchentür geöffnet wurde und Sven mit einem großen Tablett ins Zimmer kam. Darauf standen aber nicht nur Flaschen und Gläser, sondern auch Teller mit belegten Broten.

„Abendbrotzeit ist angesagt!", verkündete mein Freund strahlend. „Ich habe auf die Schnelle noch ein paar Schnittchen für uns gestrichen. So, und nun lasst es euch schmecken!"

„Das ist wirklich eine gute Idee von dir gewesen", lobte Frau Neumann ihren Sohn. „Dass ihr natürlich Hunger habt, nachdem ihr den lieben langen Tag durch die Geschäfte gelaufen seid, daran hätte ich ja auch denken können. Gut, dass wir dich haben, Sven, der für unser leibliches Wohl sorgt."

Ich spürte, dass zwischen meinem Freund und seiner Mutter ein besonders einvernehmliches Verhältnis herrschte, so wie die beiden miteinander umgingen. Frau Neumann schien sich darüber im Klaren zu sein, dass Sven nicht mehr von ihr abhängig war, und dieses Bewusstsein hatte sie wohlweislich veranlasst, eine liberale und gleichberechtigte Beziehung zu ihrem Sohn aufzubauen.

Wehmütig musste ich dabei an meine Eltern denken, die nicht bereit waren, mir solch eine Freiheit zu gewähren, und sich das Recht herausnahmen, an ihrem im Grunde erwachsenen Sohn weiter herumzuerziehen. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich bei mir das schlechte Gewissen meldete, weil ich eigentlich schon längst hätte zu Hause sein müssen.

„Mann, nun mach nicht so ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter", wandte Sven sich schließlich an mich, weil er natürlich gemerkt hatte, dass ich hin und her gerissen war, ob ich bleiben oder aufbrechen sollte. „An deiner Stelle würde ich endlich mein Handy nehmen und meiner Familie mitteilen, dass sie mit dem Abendessen nicht auf mich zu warten braucht. Wo liegt denn da das Problem?"

„Da muss ich Sven aber recht geben", pflichtete Frau Neumann ihrem Sohn bei. „Anschließend könnt ihr ja nach oben in Svens Wohnung gehen und euch in Ruhe weiter unterhalten. Ihr müsst nicht den ganzen Abend hier unten bei mir zubringen."

Nach so vielen wohlmeinenden Worten gab ich mich schließlich geschlagen. Wenn man von zwei liebenswerten Menschen, wie es Sven und seine Mutter waren, so inständig zum Bleiben aufgefordert wurde, dann konnte man sich dem irgendwann nicht mehr entziehen. Beherzt griff ich zu meinem Mobiltelefon und wählte die Nummer meiner Eltern. Mein Schwager Andreas nahm die Nachricht gelassen und kommentarlos entgegen. Wenn mein Vater am anderen Ende der Leitung gewesen wäre, hätte ich mir mit Sicherheit erst einmal eine Standpauke anhören müssen. ‚Glück gehabt!' konnte ich dazu nur sagen.

Nachdem ich das Telefonat beendet hatte, reichte Sven mir, ohne zu fragen, ein Bier herüber und prostete mir mit seiner Flasche zufrieden zu: „Auf uns, lieber Sascha! Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass das noch ein ganz besonderer Abend wird."

***

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Svens Wohnung war einfach der helle Wahnsinn. Sie erstreckte sich über das gesamte Dachgeschoss des Hauses und hatte nach Auskunft meines Freundes eine Grundfläche von fast zweihundert Quadratmetern. Davon nahm allein das großzügige Wohnzimmer etwas mehr als die Hälfte ein. Es war modern und ausgesprochen geschmackvoll eingerichtet, und die Möbel machten nicht den Eindruck, als seien sie beim Discounter gekauft worden. Obwohl der Raum riesig war, fühlte man sich in ihm keineswegs verloren, denn gekonnt war er mit Stellwänden, Regalen, Sitzecken und luftig drapierten Vorhängen in kleinere Bereiche unterteilt, die - jeder für sich - eine Insel mit einer ganz eigenen Note darstellten. Trotzdem ging von der Großzügigkeit des Ganzen kein bisschen verloren. Staunend stand ich da und ließ diesen Traum von einem Wohnraum auf mich wirken. Ich konnte mich an ihm einfach nicht sattsehen.

„Hast du das von einem Innenarchitekten planen lassen?", fragte ich meinen Kumpel anerkennend.

„Nee, ist ganz allein auf meinem Mist gewachsen", antwortete er flapsig, um nicht angeberisch zu wirken. „Nur mit der Ausführung der Pläne habe ich Fachleute beauftragt."

„Alle Achtung! Das ist wirklich genial", sprach ich Sven mein uneingeschränktes Lob aus.

„Schön, dass es dir gefällt", wiegelte er ab, weil ihm meine Anerkennung vielleicht etwas übertrieben vorkam. „Den Rest der Wohnung zeige ich dir später. Lass uns erst einmal etwas trinken. Was hältst du von einer Feuerzangenbowle? Die Zutaten habe ich alle da!"

„Meinst du wirklich? Die haut doch so tierisch rein", gab ich zu bedenken. „Wie soll ich dann nachher noch nach Hause kommen?"

„Ach was!", wehrte Sven ab. Der meiste Alkohol verbrennt doch, wenn der Zucker angezündet wird. Und wenn alle Stricke reißen, kannst du auch bei mir übernachten. Mein Bett ist groß genug. Ist schon 'ne richtige Spielwiese!" Dabei grinste er mich herausfordernd an.

Nanu, was sollte denn diese eindeutig zweideutige Bemerkung? War das etwa eine Anmache? Umgehend wurde mir auch ohne Alkohol richtig heiß, und mein Gesicht glühte geradezu vor Verlegenheit. Bevor die Situation jedoch noch peinlicher werden konnte, verschwand Sven in der Küche und suchte in den Schränken geräuschvoll nach den Utensilien für die Feuerzangenbowle. Und da mein Freund in solchen Dingen sehr geschickt zu sein schien, dauerte es nicht lange, bis der Topf mit dem dampfenden Getränk vor uns auf dem Tisch stand und Sven das Anzünden des Zuckerhuts stilvoll bei Kerzenlicht zelebrierte.

Die Bowle schmeckte ausgezeichnet, und ich ließ mich regelrecht verführen, von dem gehaltvollen Getränk mehr zu süffeln, als ich es sonst üblicherweise getan hätte. Hinzu kam, dass Sven ein sehr umsichtiger Gastgeber war und mein Glas ständig auffüllte, sobald ich es geleert hatte. Und deshalb dauerte es nicht lange, bis ich die Dringlichkeit, endlich nach Hause gehen zu müssen, komplett verdrängt hatte und stattdessen zusammen mit meinem Freund selig in alten Erinnerungen schwelgte. Sven hatte diesbezüglich ein viel besseres Gedächtnis als ich, und er versetzte mich immer wieder in Staunen, mit welchen Details aus unserer Kindheit und Jugendzeit er aufwarten konnte, die ich längst vergessen hatte.

Als ich schließlich das drängende Bedürfnis verspürte, die Toilette aufzusuchen, merkte ich umgehend, dass mein Gleichgewichtssinn nicht mehr so richtig mitspielte und ich Probleme hatte, die Tür zum Badezimmer auf geradem Wege zu erreichen.

„Mann, ich habe ganz schön einen im Kahn", teilte ich Sven mit, nachdem ich zurückgekommen war und leicht schwankend meinen Platz ansteuerte.

„Macht nichts!", entgegnete er wider Erwarten recht frisch. Entweder vertrug er den Alkohol besser als ich, oder er hatte sinnigerweise nicht so viel von der Bowle getrunken. „Dann legen wir einfach eine Pause ein, und ich kann dir noch die anderen Zimmer zeigen."

Ohne Schwierigkeiten erhob er sich, fasste mich am Oberarm und führte mich stützend - sorgfältig darauf bedacht, dass ich mein Gleichgewicht hielt - durch eine Tür am hinteren Ende des Raumes direkt in sein Schlafzimmer. Auch dieses ließ an Großzügigkeit und Eleganz nichts zu wünschen übrig. Gegenüber einem begehbaren Kleiderschrank stand ein französisches Bett von enormen Ausmaßen, das den Raum dominierte und die Blicke auf sich zog. Jetzt verstand ich, was Sven vorhin gemeint hatte, als er von der SPIELWIESE gesprochen hatte.

Eine raffiniert installierte indirekte Beleuchtung schuf eine dezente Atmosphäre und unterstrich die Kontraste auf der schwarz-weißen Seidentapete. Hier zu schlafen, musste wirklich ein Hochgenuss sein!

Trotz meines angeheiterten Zustands entging es mir nicht, dass das Zimmer noch eine weitere Tür besaß, deren Aufschrift zwar gar nicht so recht zur edlen Einrichtung passte, mich aber doch ziemlich neugierig machte. Auf einem einfachen Hinweisschild stand in schnörkellosen Lettern geschrieben: UNBEFUGTEN IST DER ZUTRITT VERBOTEN. ACHTUNG! LEBENSGEFAHR!

„Mann, hört sich ja echt gefährlich an", sagte ich zu Sven und deutete mit dem Kopf auf besagte Tür. „Was verbirgst du denn dahinter?"

Sven schaute mich eine ganze Zeit lang an, ohne zu antworten. Dabei tat er sehr geheimnisvoll. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass es ihm unangenehm war, dass ich ihn wegen der Türaufschrift angesprochen hatte. Endlich lüftete er sein Geheimnis: „Dahinter befindet sich meine FOLTERKAMMER für ganz besondere Freunde!" Dabei betonte er das Wort ‚Folterkammer' auf eine ganz eigenwillige Art.

„Auch wenn ich schon einiges intus habe, brauchst du mich nicht für dumm zu verkaufen", erwiderte ich leicht pikiert.

„Tu ich doch gar nicht!", unterstrich Sven seine Aussage. „Wollen wir wetten, dass ich die Wahrheit gesagt habe?"

Weil ich felsenfest davon überzeugt war, dass mein Kumpel mir einen Bären aufbinden wollte, ließ ich mich auf Svens Vorschlag ein. Hinzu kam, dass der Alkohol in meinem Blut mich alles durch die rosarote Brille wahrnehmen ließ, und das trug sicherlich auch mit dazu bei, dass ich alle Bedenken mit Leichtigkeit hinwegfegte.

„Und worum wetten wir?", fragte ich keck, weil ich mir sicher war, die Wette schon jetzt gewonnen zu haben.

„Wenn du verlierst, musst du dich in meiner Folterkammer anketten lassen und dich einer Kostprobe meiner Folterkünste stellen", erklärte mein Freund die Bedingungen.

„Hört sich ja echt abgefuckt an", antwortete ich schon etwas skeptischer. Die ruhige, aber dennoch bestimmte Art meines Kumpels irritierte mich zunehmend.

„Na ja, am Leben lassen wirst du mich ja wohl noch", versuchte ich die Sache jetzt von der humorvollen Seite zu nehmen.

Sven zuckte nur mit den Schultern, womit er wohl ausdrücken wollte, dass die Entscheidung einzig und allein bei mir liege.

„Und was darf ich mit dir machen, wenn es überhaupt keine Folterkammer gibt?", erkundigte ich mich weiter.

„Dann darfst du mich hier auf dem Bett festbinden und die ganze Nacht lang nach Herzenslust piesacken." Um die Bedeutung seiner Worte noch zu unterstreichen, warf mein Freund sich rücklings aufs Bett und streckte Arme und Beine weit von sich. Ich musste zugeben, dass er sich in der Rolle des wehrlosen Opfers recht gut machte.

„Ja, ja, und dann womöglich auch noch splitternackt!", warf ich mehr scherzhaft ein, als dass es ernst gemeint war. Sven ging jedoch sofort darauf ein.

„Okayyyyy", sagte er gedehnt. Er schien überrascht zu sein, so etwas aus meinem Munde zu hören. „Meinetwegen auch das!" Und kurz darauf hakte er nach: „Was ist nun? Gilt unsere Wette?"

Plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher wie noch am Anfang. Worauf würde ich mich da einlassen? Svens vorgeschlagene Wetteinsätze hörten sich in meinen Ohren schon ziemlich skurril an und waren nicht gerade alltäglich.

„Es muss sich aber auch um eine richtige Folterkammer handeln und nicht nur um einen Abstellraum, in dem sich zufällig ein Deckenstützbalken befindet, an dem man jemanden festbinden kann", versuchte ich die Sachlage noch etwas zu präzisieren.

„Logo!", antwortete Sven lapidar. Verdammt, der Kerl war ja ein echtes Pokerface!

„Wir können auch einfach wieder ins Wohnzimmer zurückgehen und den Abend dort gemütlich ausklingen lassen", stellte mein Freund eine andere Alternative vor. „Aber dann wirst du auch nicht erfahren, was sich hinter dieser Tür verbirgt."

„Na gut!", stimmte ich endlich widerstrebend zu. „Du hast gewonnen!"

„Nein, habe ich noch nicht", entgegnete Sven lachend. „Du darfst erst noch die geheimnisvolle Tür öffnen."

Mit klopfendem Herzen drückte ich auf die Klinke und erwartete in jedem Augenblick, dass mich ein Monster anfallen und brutal zerfleischen würde. Vielleicht hatte Sven ja einen Deal mit einem Dämon ausgehandelt, der ihm diesen ganzen Luxus erst ermöglichte. Dafür musste er dem Unhold regelmäßig junge Menschen liefern, die dieser dann gierig verschlang. So hatte Christian bestimmt für den zweiten Feiertag auf der Speisekarte des Dämons gestanden. Weil Sven jedoch mich auf dem Weihnachtsmarkt getroffen hatte, war er noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Na ja, nicht ganz; denn er würde bestimmt im neuen Jahr irgendwann an die Reihe kommen.

Mit einem flauen Gefühl im Magen drehte ich mich noch einmal zu meinem Freund um. Der lag jedoch immer noch auf dem Bett und machte über mein zögerliches Verhalten so seine Faxen.

Darüber verärgert, packte mich die Wut, und ich riss endlich mit einem einzigen Ruck die Tür auf.

Und? Ich konnte nur einen langen Seufzer der Enttäuschung, aber gleichzeitig auch der Erleichterung ausstoßen. Kein Dämon weit und breit. Keine Folterkammer. Nicht einmal ein verstaubter Abstellraum. Was ich da zu sehen bekam, waren ein Stromzähler, eine Vielzahl an Sicherungsautomaten und etliche Trafos und Relais. Hinter dieser verdammten Tür befand sich nichts anderes als der elektrische Hausanschluss für Svens Wohnung.

„Du alter Mistkerl!", schimpfte ich drauf los. „Du hast mich die ganze Zeit auf die Schippe genommen. Na, warte!"

Wutschnaubend stürzte ich mich auf meinen Kumpel und begann, ihn scherzhaft zu boxen, zu zwicken und zu kitzeln.

„Eh, Piesacken ist noch nicht angesagt", protestierte er heftig. „Dazu müsstest du die Wette erst einmal gewonnen haben!"

„Wieso?", fragte ich total verblüfft. „Das habe ich doch! Denn deine tolle Folterkammer scheint nur ein Hirngespinst von dir gewesen zu sein."

„Na, dann schau noch einmal ganz genau hin", forderte Sven mich auf.

„Das habe ich doch schon", entgegnete ich gereizt. Langsam machte dieses Spielchen keinen Spaß mehr. „Oder ist die Elektrofolter etwa dein Spezialgebiet?"

Sven ließ jedoch nicht locker und zeigte immer wieder auf die Tür, die ich gerade geöffnet hatte.

Missmutig drehte ich mich schließlich um. Aber was war denn das? Die gesamte elektrische Anlage war wie von Geisterhand weggezaubert, und im Türrahmen war der Ausschnitt eines Raumes zu erkennen, in dem ein geheimnisvolles Licht flackerte. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ratlos blickte ich auf meinen unter mir liegenden Kumpel hinunter. Der grinste mich mit unverkennbarer Siegermiene an und präsentierte mir schließlich eine Fernbedienung in seiner rechten Hand, die offensichtlich etwas mit dem vermeintlichen Wunder zu tun hatte. Und wirklich, als ich mich erneut zur Tür umschaute, konnte ich erkennen, wie sich die Wand mit den elektrischen Geräten vor die Öffnung schob und den Raum dahinter vollständig verdeckte.

„Das ist nur für meine Mutter", erklärte Sven diesen technischen Trick. „Wenn die meine Folterkammer sähe, würde sie garantiert der Schlag treffen. Und das hat die liebe Frau nun wirklich nicht verdient. Aber du musst jetzt wohl oder übel mitkommen, um den Einsatz deiner verlorenen Wette einzulösen."

Mit einem gekonnten Satz sprang er vom Bett, nachdem er mich vorher neckisch von sich heruntergeschubst hatte. Dann reichte er mir seine Hand und zog mich zu sich nach oben.

„Los! Los!", trieb er mich zur Eile an. Und mit einem süffisanten Grinsen fügte er hinzu: „Ich kann es gar nicht mehr erwarten, dir die Daumenschrauben anzulegen und mit einem Brenneisen meinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken."

Das hörte sich ja wirklich makaber an. Da konnte ich nur hoffen, dass es mal wieder eine von Svens maßlosen Übertreibungen war, die ich schon von früher her kannte.

Fortsetzung in Kapitel 3!

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1 Kommentare
teodoro_sirupsteodoro_sirupsvor etwa 9 Jahren
Ich find's richtig gut!

Schon das Herantasten an das Thema über zwei Kapitel zeigt, dass es dem Autor nicht um den schnellen Sex geht - ganz im Gegensatz zu vielen 'Kurzgeschichten' hier. Die Charaktere sind gut beschrieben und auch das Umfeld, in dem sie sich bewegen, wird ausführlich dargestellt. Die Spannung steigt - und man bekommt Lust auf die Fortsetzung.

Durch die Aufteilung in Kapitel, die getrennt veröffentlicht werden, leidet der Fortgang der Geschichte etwas – wahrscheinlich wird man den größten Spaß an ihr erst dann haben, wenn sie vollständig erschienen ist und man sie am Stück lesen kann.

Die ersten zwei Kapitel sind für mich vielversprechend – auch wenn ich den Fetisch, der im zweiten Kapitel ins Spiel gebracht wird, nicht teile.

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