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Elf und Einer Teil 01

Geschichte Info
"Ich bin Doktor Seibers." sagte er...
5.3k Wörter
3.69
66.5k
1
0

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 04/10/2022
Erstellt 02/20/2011
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##Diese Story ist ein Geburtstagsgeschenk an meinen Exfreund.

Der Inhalt weist homoerotische und übernatürliche Elemente, Horror und Gewalt auf. Wer mit einem dieser Themen ein Problem hat, möge bitte nicht weiter lesen - Es kann nur in einer Enttäuschung enden. Ebenso möchte ich an dieser Stelle noch einmal explizit darauf hinweisen, dass es sich hierbei um eine Horrorgeschichte handelt, die entsprechend starke Nerven verlangt.

Entführung, Menschenhandel und Verstümmelung sind grausame, menschenunwürdige Handlungen, die ich in keiner Weise unterstützen oder gutheißen kann. Ich bitte den geneigten Leser daher darum, dieses Werk als das zu sehen was es ist: Pure Fiktion.

Ich wünsche gute Unterhaltung!

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~~~ *Januar 2014* ~~~

Ich erwachte mit rasenden Kopfschmerzen und in völliger Dunkelheit. Die Luft roch nach Moder, Schimmelpilz und Feuchtigkeit, der typische Geruch eines alten, verlassenen Kellers. Mein linkes Auge fühlte sich aufgequollen und dick an, aber ich konnte weder feststellen ob es zugeschwollen war, noch ob es überhaupt noch da war, denn für Ersteres war es zu dunkel, und für zweiteres hätte ich mich bewegen können müssen, ohne den sofortigen Drang zu verspüren, mir die Seele aus dem Leib zu kotzen.

Ich versuchte so still zu liegen wie es mir möglich war, aber mit jedem kleinen Funken Klarheit den ich dazugewinnen konnte, wurde mir schwindeliger und elender; der deutlichste Hinweis auf eine Kopfverletzung. Noch dazu hielt die feuchte, modrige Kälte Einzug in meine Glieder. Wenn ich nun noch zittern musste, würde ich vermutlich gleich wieder ohnmächtig werden.

Wie war ich hierher gekommen, und wo war 'hier' eigentlich? Trotzdem meine Gedanken sich wie zäher Sirup durch mein gemartertes Hirn mühen mussten, versuchte ich mich zumindest an irgendwelche Details zu erinnern. Wo war ich vorher gewesen? Was war das Letzte, an das ich mich erinnern konnte?

Es musste an der Gehirnerschütterung liegen, dass ich mich an absolut gar nichts erinnern konnte, aber die stille Rückversicherung ließ das flaue Gefühl in meinem Magen nicht wirklich schwächer werden. Irgendetwas war fürchterlich, fürchterlich falsch gelaufen, und ich musste herausfinden was. So bald wie möglich.

Ich musste ungefähr 30 Minuten in der kalten Finsternis gelegen haben, als das Gefühl mir würde der Boden unter dem Leib wegkippen endlich aufhörte. Ich spürte wie meine Sicht sich klärte, und hob vorsichtig eine Hand, um mein Gesicht zu betasten. Eine dicke, heiße Schwellung bedeckte meine linke Gesichtshälfte. Ich musste einen heftigen Schlag abbekommen haben, um so eine Prellung davonzutragen, aber so sehr ich mich auch anstrengte, ich wusste nicht was passiert war.

Einige Minuten später schaffte ich es auch, mich langsam und vorsichtig auf die Knie hochzudrücken, und vorsichtig über meinen Leib zu tasten. Meine Rippen schmerzten fürchterlich, meine Knie fühlten sich abgeschürft an, die Fingergelenke stachen ebenso wenn ich sie bewegte. Entweder ich hatte die Prügel meines Lebens bezogen, oder ich war in einen Unfall verwickelt gewesen, aber das gab mir keinen Aufschluss darüber, wo ich mich nun gerade befand. Irgendwo weiter hinten in dem Raum tropfte Wasser von der Decke, aber die Finsternis war so allumfassend, dass es mir nicht möglich war irgendetwas wahrzunehmen.

Zumindest trug ich Kleidung, einen meiner Ledermäntel, eine Kaputzenweste, Baggy-Pants und meine Stahlkappenstiefel, was auch immer mir zugestossen war, es musste also während oder nach einer Lokalrunde passiert sein.

Gerade als ich mich wieder auf den kühlen Boden gelegt hatte, hörte ich das Knirschen eines Schlosses. Das Geräusch durchfuhr mich wie ein eiskalter Blitz, und ließ mich so schnell wieder auf die Knie hochfahren, dass mein Kopf für einige lange Sekunden pochte wie ein übervoller Druckkochtopf. Entweder nahte gerade meine Rettung, oder aber ich war nicht unabsichtlich in diesem Gewölbe gelandet, und würde gleich eine böse Überraschung erleben.

Schritte näherten sich, schwere, langsame Fußtritte die von dem quietschenden Geräusch ungeölter Türangeln begleitet wurden. Ein Lichtstrahl traf mein Gesicht, ließ meinen Kopf mit dröhnenden Schmerzen seinen Missmut kundtun, und dann erklang das Klicken eines Gewehrs beim Durchladen.

Ich konnte noch "NICHT!" rufen und die Hände hochreissen, dann erklang ein seltsam dumpfer Schuss, und etwas traf meinen Hals. Meine zittrigen Finger strichen über buschige Federn, einen zylindrischen, kalten Gegenstand, dann riss ich den Betäubungspfeil aus meinem Hals und sank mit einem leisen Ächzen zusammen. Die Welt wurde wieder schwarz.

Mein nächstes Erwachen war um nichts angenehmer als das erste Mal. Schmerzen pulsten durch meinen Körper, ließen mich mit einem Ächzen hochzucken, nur um von ledernen Fesseln wieder zurückgerissen zu werden. Wenigstens befand ich mich diesmal nicht in einem stockfinsteren Keller, sondern in einem krankenzimmerartigen Raum mit weißen Wänden und einem schmutzigen, mehrteiligen Industrieglasfenster. Zwielicht fiel wie ein deprimierender Schleier durch die Scheiben und erinnerte mich an Sonnenuntergang.

Große Teile meines Leibes fühlten sich an wie betäubt, die Sicht verschwamm mir immer wieder in übelkeiterregenden Strudeln, und obwohl ich relativ sicher war wach zu sein, schienen die Nachwirkungen des Anästhetikums auch Halluzinationen zu beinhalten. Als die Schatten an den weißen Wänden begannen ein Eigenleben zu entwickeln, schloss ich verkrampft die Augen und versuchte die pochenden Schmerzen in meinem Körper zu ignorieren. Vor allem meine Brust und mein Schritt zogen sich immer wieder zu Knoten der Pein zusammen, aber obwohl ich zu gerne gesehen hätte was genau schmerzte, so verhinderten die weiße Krankenhausbettdecke und die ledernen Fesseln doch recht effektiv, dass ich in meinem Betäubungsrausch einen Blick auf meinen Leib werfen konnte.

Ich musste wohl oder übel still liegen und abwarten, aber selbst das wurde nach einer gefühlten Ewigkeit zur schieren Qual. Umso mehr die Betäubung nachließ, umso deutlicher wurde das Ziehen, das Stechen und das Brennen an meinem Leib, und als ein weiterer Schub der Schmerzen mich zum Aufschreien brachte, wünschte ich mit aller Inbrunst dass es jemand hören würde.

Niemand kam, und nach wenigen Minuten brachten mich die Schmerzen dazu, hemmungslos zu heulen und zu schreien.

Gerade als ich mir wünschte, endlich ohnmächtig zu werden, schwang die Türe doch auf, und ein Mittvierziger in weißem Kittel betrat den Raum, um sich mir mit eiligen Schritten zu nähern. Im Schmerz hatte ich mich so sehr bewegt dass das Bettzeug völlig zerwühlt war, und mein unerwarteter Besucher beschäftigte sich in den ersten Momenten damit, das Bettzeug zu richten, bevor er raunte: "Ich weiß du hast Schmerzen, mein Kätzchen, aber ich gebe dir gleich etwas dagegen." Seine Stimme war angenehm und furchteinflößend zugleich, ein sanftes, etwas kratziges Murmeln. Er erinnerte mich ein wenig an den Verrückten, der öfters die Einkaufsmeile meiner Heimatstadt auf und ab ging, und dabei plappernd und glücklich mit sich selbst sprach. "Mein Kleiner, mein Lieber." murmelte er vor sich hin, und jagte mir eiskalte Schauder über den Rücken.

"Ich bin eine Frau." krächzte ich mit fast unkenntlicher Stimme, schluckte schwer, und leckte mir die Lippen. Dass ich überhaupt sprechen konnte, schien ihn für einige Sekunden zu verwirren, und er starrte mich verständnislos an. Dann fasste er in seine Kitteltasche, zog eine Spritze hervor, und fegte die Decke von meinem Arm zurück, um mir die Spritze in die Armbeuge zu injizieren.

Dabei rutschte die Decke auch von meiner nackten Brust, und ich nutzte den Moment um an mir hinabzusehen. Bevor die Betäubung noch wirken konnte, gab ich einen panischen Schrei von mir, dann umfing mich die Gedankenlosigkeit der Ohnmacht.

Nähte.

Ich erwachte mit fauligem Geschmack im Mund, und ohne die geringste Ahnung, wieviel Zeit vergangen war seit ich das letzte Mal wach gewesen war. Was ich als Letztes gesehen hatte, hatte ich jedoch sehr deutlich vor Augen: fleischige Hautlappen, zusammengehalten von schwarzen Nähten, die sich um meine Brustwarzen herum wanden. Die Erinnerung daran ließ mich husten und würgen, schwache Laute aus einem halb sedierten Körper. Meine Brüste fehlten. Dieser Verrückte hatte mir die Brüste entfernt!

Ich war zu schwach um zu schreien, zu schwach um mich gegen die Fesseln zu wehren, gefangen in diesem Alptraum und unfähig etwas zu unternehmen.

Ich musste gute 30 Minuten hilflos da gelegen haben, als die Türe endlich wieder aufging, und mein 'Arzt' auftauchte. Diesmal konnte ich ihn besser wahrnehmen, unter anderem weil ich diesmal nicht von diesen höllischen Schmerzen geplagt wurde.

"Ich bin Doktor Seibers." stellte sich mein Häscher mit einem sachten, verwirrt wirkenden Schmunzeln vor. Er hatte dunkelbraunes, kurzes Haar, das in den Schläfen bereits graumeliert war, das Gesicht wirkte krank und speckig, mit großen Poren und unordentlich rasiertem Kinn. Er musste um die 180 Zentimeter groß sein, und zeigte den ersten Ansatz eines Schmärbauches. Seine Hände wirkten leblos und erinnerten mich spontan an Pfannkuchen, die man zu kurz im Fett gelassen hatte, und seine Augen hatten eine trübe, glasige, sumpfbraune Färbung.

Er hatte den Gesichtsausdruck eines Mannes, der in einer anderen Welt lebte als der Rest der Menschheit, und er machte mir Angst.

"Was haben sie mit mir vor? Bitte, ich habe ihnen doch nichts getan! Lassen sie mich gehen." krächzte ich, und hasste meine Stimme. So schwach, heiser, kränklich und kratzig, ich klang wie eine alte Frau.

"Das kann ich nicht, mein Kätzchen. Nicht bevor du perfekt bist." erwiderte er mit befremdetem, verlorenem Tonfall. Er klang wie ein Kind, das man zu lange im Keller eingesperrt hatte, unvollendet und schwächlich. In diesem Moment beschloss ich, ihn niemals Doktor zu nennen. Ob im Geiste oder im Wort, fortan würde ich ihn nur "Seibers" nennen. Dieser Geistesgestörte war kein Arzt, nie im Leben!

Mit zittrigen Fingern schlug er meine Decke bis zur Hüfte hinab zurück, beugte sich über meine Brust, und studierte die krustigen Nähte. Ich blickte nur kurz auf die Verstümmelungen hinunter, dann musste ich Galle schlucken und den Blick abwenden. Meine Brust war so glatt wie die eines Mannes, die Nähte zwar geschwollen, aber offensichtlich in der Heilung inbegriffen. Seibers starrte auf mich hinab, gab leise, nachdenkliche Laute von sich, und tastete dann kurz über sein Werk, bevor er die Decke weiter hinunterzog und dabei meinen Schritt freilegte. Ich wollte nicht sehen was er dort getan hatte, ich wollte nicht wissen was er so neugierig bestarrte, und doch konnte ich nicht widerstehen.

Mein Blick blieb an dem blauviolett gescheckten, angeschwollenen Penis hängen, der zwischen meinen Schenkeln hervorragte. Dann schrie ich, schrie und bockte, bis ein stechender Schmerz durch meinen Arm fuhr, und die kribbelnde Taubheit der nächsten Betäubung mich in seelige Ohnmacht zurück versetzte.

~~~ *Februar bis Mai 2014* ~~~

Die nächsten Wochen verbrachte ich in einem Zustand des stummen Wahnsinns. Ich konnte nur schätzen wieviel Zeit seit meiner letzten Betäubung vergangen war, und eigentlich wollte ich es auch nicht wissen. Ich spürte wie mein Körper heilte, sich an die neuen Gegebenheiten anpasste, und als die Schwellung an meinem neuen Glied endlich zurückgegangen war, begann Seibers mich mit Beruhigungsmitteln zu füttern, und mich Stück für Stück aus meinen Fesseln zu befreien. Die meiste Zeit verbrachte ich in einem euphorischen, friedlichen Rauschzustand, in dem ich aller Selbstwehr beraubt Medikamente schluckte, mir seltsame Flüssigkeiten spritzen ließ, und stundenlang stumm vor einem vergitterten Fenster saß, um einen verwilderten Garten anzustarren. Seibers besuchte mich mehrmals täglich, sorgte dafür dass ich ruhig gestellt war, und beaufsichtigte meine langsame aber stetige Transformation zum Mann mit wachsender Freude. Ich erfuhr nie etwas über seine Beweggründe, er wechselte auch nie mehr Worte als notwendig mit mir, aber ich lernte sein Verhalten zu deuten.

Ob ich ein halbes Jahr oder ein halbes Jahrhundert in meiner Zelle verbrachte, konnte ich nicht einschätzen. Stunden verschwammen zu Tagen, Wochen, und eines Tages schien Seibers mit meinen 'Fortschritten' wie er sie nannte zufrieden genug, um den 'nächsten Schritt zu gehen'. Davon hatte er die letzten Tage vermehrt gesprochen, auch wenn ich nie erfuhr was genau er damit eigentlich meinte. Ich wurde allerdings schon bald belehrt.

Am Abend dieses Tages nahm Seibers mich am Oberarm und führte mich langsam und vorsichtig aus meiner Zelle und den staubigen, schmutzigen Gang entlang. Ich hatte schon lange vermutet, dass es sich bei meinem Gefängnis um ein aufgelassenes Krankenhaus handelte, und sah meine Vermutung nun bestätigt. Raum reihte sich an Raum, manche Türen waren geschlossen, andere standen offen, in manchen brannte sogar Licht. Trotz der Beruhigungsmittel, mit denen man vermutlich auch einen zornigen Bullen friedlich stimmen hätte können, nahm ich doch an, dass ich nicht das einzige Versuchsobjekt des Verrückten war, und die Lichter und die geschlossenen Türen bestärkten mich in dieser Annahme nur.

Widerstandslos ließ ich mich in einen weiteren Raum führen, der offensichtlich ein Operationsraum war, viel zu beschäftigt damit nicht frontal aufzuschlagen, als dass ich mich großartig sträuben hätte können.

Seibers' Miene zeigte den freudigen Ausdruck eines kleinen Kindes zur Weihnachtsbescherung, ein Gesichtsausdruck den ich zu fürchten gelernt hatte. Wortlos schob er mich auf den Operationstisch, packte meinen Arm und setzte mir eine Infusionsnadel am Handrücken, während er murmelte: "Nur noch ein klein bisschen, mein Kätzchen, dann bist du perfekt. Perfekter als die anderen. Ein Meisterwerk wirst du sein." Seine Hände zitterten, als er meine Beine auf den Tisch hochhob, mich ins Liegen drückte, und dann einen Tropf an die Nadel hängte. Gerade als ich begann etwas wie verwirrtes Mitleid für ihn zu empfinden, wurde meine Welt wieder schwarz.

Die nächsten Tage waren für mich nicht voneinander unterscheidbar. Wenn ich nicht gerade in einer Art medikamentösem Koma lag, fieberte und krampfte ich bis zum Delirium vor mich hin. Insgesamt konnte ich mich an kaum mehr als fünf oder zehn Minuten aus den Wachphasen erinnern, in denen Seibers stets wie ein sehr besorgter Schatten neben oder über mir schwebte. Ich glaubte oft Todesangst in seiner Miene zu erkennen, und auch wenn ich von meinem Körper absolut nichts fühlen konnte, so war ich mir doch sicher, dass er etwas mit mir getan hatte das seine bisherigen Patienten normalerweise nicht überlebt hatten.

Mit jedem Tag den ich allerdings wider besseren Erwartens überlebte, schien Seibers aufgeregter und euphorischer zu werden. Er begann sogar damit, meinen Körper zu berühren ohne dass es einen unmittelbaren Zweck erfüllt hätte, und das hatte er zuvor nie getan. Als könne er die Finger nicht mehr von mir lassen, nun da ich mich als so widerstandsfähig erwiesen hatte. Hätte ich mich halbwegs unter Kontrolle gehabt, ich hätte versucht wegzukriechen, oder mich zumindest zu übergeben, aber für Beides war ich zu schwach. Zu betäubt.

~~~ *Juni 2014* ~~~

Die Sonne schien und Vögel sangen vor meinem vergitterten Fenster, als ich das erste Mal nach langer Zeit wieder nicht nur wach, sondern munter und aufnahmefähig wurde. Der Wechsel von Drogenrausch auf Nüchternheit war so überraschend und erschreckend, dass ich es die erste Stunde gar nicht wahr haben wollte, und einfach nur stumm und begriffstutzig liegen blieb, stets in Erwartung der nächsten Dosis Beruhigungsmittel.

Umso länger ich dort lag und wartete, umso mehr Details fielen mir auf, die ich zuvor noch nie bemerkt hatte: Die Luft meiner Zelle roch nach alter Bettwäsche und abgestandenem Atem, wie in einem widerlichen Krankenzimmer. Anhand der steigenden Hitze in meiner schlecht beheizten Kammer konnte ich davon ausgehen, dass wir uns langsam dem Sommer näherten, und ein kurzer Bewegungsversuch zeigte mir, dass die einzigen Schmerzen an meinem Leib von verkrampften Muskeln oder Liegeschwielen herstammten. Was auch immer Seibers an meinem Körper herumgeschnippelt hatte, war wohl endlich verheilt.

Ehrlich gesagt hatte ich nicht angenommen, jemals wieder aus meinem Medikamenterausch zu entkommen; dem Mann der mich verschleppt hatte schien es sowieso nur um meinen Körper zu gehen, also hatte er eigentlich keinen Grund, mich zur Besinnung kommen zu lassen. Und trotzdem saß ich nun hier, blickte mich erschreckend klar im Kopf um, und überlegte sofort wie ich flüchten konnte.

Die Gitter am Fenster waren zwar bröckelig, rostig und alt, gleichzeitig aber so tief und fest verankert, dass es vermutlich noch zwanzig oder dreissig Jahre dauern würde, bis sie wirklich den Geist aufgeben und sich meinem zornigen Rütteln beugen würden. Die Türe war aus dickem rostfreiem Stahl, die Luke auf Gesichtshöhe fest von aussen verriegelt, die Scharniere eingeschlagen und doppelt gesichert. Ich prüfte sogar die Wände auf ihre Stabilität, in der Hoffnung vielleicht einige lose Steine zu finden, durch die ich in einen Nebenraum brechen konnte, aber auch hierbei war mir kein Glück beschert. Ich hatte zwar nichts anderes erwartet, aber die Sicherheit darüber, dass ich gefangen war, raubte mir den letzten Nerv.

Ich begann zu schreien und mit geballter Faust gegen die Türe zu schlagen, aber meine Stimme klang so verzerrt und fremdartig, dass ich nach wenigen Sekunden mit einem ärmlichen Quaken zurücktaumelte, und eine Hand an meine Kehle presste. Was zum Geier hatte dieser völlig Irre nur mit mir gemacht?

Meine Hände wanderten höher, über mein Gesicht, dann über mein Haar. Es war kurz, strubbelig und fühlte sich fettig an. Ich hatte fast hüftlanges Haar gehabt als ich mich das letzte Mal im Spiegel gesehen hatte, also musste er es abgeschnitten haben. Aber warum?

Meine Finger tasteten über meine Kopfhaut, fanden Narben, Unebenheiten. Hatte er etwa an meinem Kopf herumoperiert?

Irgendetwas krächzte und fiepte, und nach kurzem Stocken stellte ich fest, dass es mein eigener panischer Atem war, den ich hörte. Ich hyperventilierte, und wenn es so weiter ging würde ich in wenigen Momenten zusammenbrechen und ohnmächtig werden.

Gerade als ich auf die Knie sank und verzweifelt nach Luft rang, ging die Türe zu meiner Zelle mit einem leisen Quietschen auf, und drei Fußpaare traten ein. Ich versuchte den Blick zu heben, festzustellen wen Seibers da mitgebracht hatte, aber die Atemnot ließ mich halb ohnmächtig weiter zusammensinken. Ich musste ein Bild des Jammers sein, denn einer der Gäste ließ ein missbilligendes Zungenklicken hören, und dann wurde ich von muskelbepackten, wohlriechenden Armen hochgehoben, und die kleine Gruppe um mich setzte sich in Bewegung. An dieser Stelle wurde ich wieder ohnmächtig.

Ich erwachte umgeben von wohlig warmem Wasser, gestützt von zwei mächtigen Armen, gepresst an eine ebenso bemuskelte Brust. "... noch Jungfrau." hörte ich Seibers sagen, und auch wenn ich die vorher gewechselten Worte nicht mitbekommen hatte, so konnte ich mir doch schnell einen Reim darauf machen, worum es ging. Schnaubend riss ich die Augen auf, bereit mich mit Händen und Füßen zu wehren, aber noch bevor ich auffahren konnte, schlossen sich die Arme enger um mich, und eine tiefe, rollende Stimme raunte dicht an meinem Ohr: "Scht, ganz ruhig. Alles ist in Ordnung. Wir baden dich."

Eigentlich beruhigten mich die Worte nicht, aber die Stimme vibrierte mit einer Tiefe gegen meinen Rücken, die mich spontan an das dumpfe Schnurren einer zufriedenen Katze erinnerte. Sie beruhigte mich, ließ mich tief ausatmend wieder zusammensinken und die Augen schliessen. Die Ohnmacht hatte mich Kraft gekostet, und mir einmal mehr pochende Kopfschmerzen eingebracht, aber das warme Wasser und die Arme sorgten auf irritierende Weise dafür, dass ich mich besser, entspannter fühlte. Ich ließ mich treiben, lauschte auf den unbeirrbar ruhigen Herzschlag hinter mir, und wäre beinahe wieder weggedöst, hätte mein Badebegleiter nicht einen Arm ausgestreckt, um nach etwas zu greifen. Es brachte mich dazu die Augen wieder zu öffnen, und den Kopf ein kleines Stück zur Seite zu drehen, ganz in der Hoffnung etwas mehr von meiner Umgebung mitzubekommen.

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