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Eli und Nils

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Liebes Tagebuch ...
12.8k Wörter
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Hallo Liebe Leser! Jetzt melde ich mich zuerst einmal. Ich wünsche allen mit dieser Geschichte ein wundervolles Weihnachtsfest. Nehmt die als Geschenk von mir. Ich arbete natürlich weiter an Dunkel ist nur die Nacht, aber im Augenblick habe ich einen kleinen Hänger und dazu noch ziemlich wenig Zeit. Eigentlich sollte ich lernen, aber mir fiel die Geschichte ein und da musste ich sie einfach schreiben.

Auf Bald und viel Spaß!

Lysyana

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Mittwoch, 25. August 2007

Liebes Tagebuch,

mein Name ist Eli. Und wehe dem, der jetzt Elli liest. Es heißt I-Lai. Das ist ein Männername, auch wenn die tollen deutschen Behörden einen zweiten dabei haben wollten. Eli Dietrich Falke. Nicht lachen, ich habe mir den Namen nicht ausgesucht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, ich mag ihn. Nicht jeder heißt so. Im Grunde, wenn man ihn googlet, dann bin ich der einzige (Na, es wird einfach kein Ergebnis angezeigt...). Und das macht mich ja wohl schon mal zu etwas besonderem. Im Grunde ist es das einzige Besondere an mir. Ich falle nicht auf, nicht einmal ein bisschen. Der totale Durchschnitt. Naja, vielleicht ein bisschen mehr als der Durchschnitt, aber das meine ich mehr auf mein Äußeres bezogen.

Ich könnte jetzt das Blaue vom Himmel lügen und behaupten, dass Mutter Natur es übelst gut mit mir meinte, dass ich zwar der totale Durchschnitt bin, aber dafür ein Guter: 1,75m, aschblonde Haare, wässrig blaue bis graue Augen und 70kg.

Tja, liebe Leute, schön wäre es.

1,65m, braune, leicht lockige, etwas längere Haare, die immer nicht sitzen, braun-grüne Augen und (danke an meinen Kühlschrank) irgendwo um die 75kg. Man, nicht jeder ist perfekt. Aber dafür bin ich ehrlich. So, wer damit nicht klar kommt, braucht ja gar nicht weiter lesen, als wenn das hier überhaupt jemand liest. Ein Tagebuch ... ist das nicht der Inbegriff von Scheiße? Das, was kleine Mädchen tun, wenn sie mit vierzehn ihren ersten Liebeskummer haben?

Skip that -- ich bin 22 und verdammt, wenn ich nicht so ehrlich bin, dass ich mir selbst eingestehen kann, dass es total kindisch ist. Aber so bin ich eben. Ich mache das unerwartete.

Und das habe ich getan. Niemand hätte je gedacht, dass ich es von einem Hauptschulabschluss zum Studium bringen würde. Aber hier bin ich. Es hat Arbeit gekostet, das will ich gar nicht bestreiten und sicher ist es auch nichts alltägliches, aber leider auch nicht so ungewöhnlich, dass es mich dadurch auch nur spannend machen würde. Es ist einfach passiert. Ist ja nicht so, dass es mein heimlicher Wunsch war. Aber um das zu erläutern muss ich wohl ein wenig weiter ausholen.

Also ich bin in einer langweiligen Wohngegend in einer europäischen Großstadt geboren, mein Vater war immer weg -- arbeiten (von wegen) und meine Mutter -- fragt mich lieber nicht nach der. Die hat lieber Fern gesehen und gesoffen. Ich kann sie nicht hassen, ich weiß einfach nicht, ob ich sie bemitleiden soll oder Verständnis suchen soll. Ich kann es einfach nicht verstehen. Ich habe drei Schwestern. Alle älter. Ich war der Nachkömmling; der, den niemand wirklich wollte. Als ich geboren wurde, war ich schon Onkel (Geburtstag: 30. Mai 1985). Meine Schwestern habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen, aber ein Interesse nach ihnen zu suchen gibt es nicht.

Als ich sechs wurde, fing mein Leben an scheiße zu werden. Mutter verschwand. Der Alte hat mir gesagt, sie sei einfach abgehauen. Jahre später habe ich erfahren, dass sie kurz danach an AIDS gestorben ist. Doch dazu später mehr.

Da stand ich nun, alleine zuhause mit einem Mann, der notorisch woanders war, als sich um seinen Sohn zu kümmern. Der lieber um die Häuser zog, vögelte und nur nach Hause kam, um mich wegen irgend etwas anzuschreien. Trotzdem schaffte ich es zur Schule zu gehen. Ich kochte selbst, egal was da war, irgendwas musste ich ja essen. Meist war es Brot. Gott, ich habe Wochenlang von Brot gelebt. Könnte erklären, warum ich das Zeug heute nicht mehr sehen kann.

Nach einer ereignislosen Grundschulzeit ging ich auf die Realschule, von der ich in der siebten Klasse flog. Ich hatte mich echt nur verteidigt. Aber wer das Messer hat, hat den Rauswurf. Niemand wollte mich, so kam ich auf die beschissenste Hauptschule der Stadt. Ich musste ewig weit mit dem Bus fahren. Also ging ich häufig genug nicht hin.

Ich war gerade vierzehn geworden. Mein Alter hatte seinen Job über den Winter verloren, betrunken auf der Baustelle. Super Sache. Ich weiß es noch ganz genau. Ich kann mich an jedes Detail erinnern, das damals war. Draußen war es dunkel, ich war heute irgendwie zur Schule gekommen, saß im Wohnzimmer und machte meine Hausaufgaben. Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt zuhause war. Das ist das einzige, was ich mir bis heute nicht erklären kann. Ich saß also da, las ein Buch. Irgendwas mit Insel oder so ... ich kann mich nicht wirklich an den Titel erinnern. Aber es war ein blauer Einband mit einer Insel in Form eines Delphins. Es war spät geworden, draußen regnete es, die kalte Märznacht hatte schon vor Stunden begonnen, es war sicher nach Mitternacht, als mir die Augen zu fielen. Ich schlief auf dem Sofa ein, das Buch noch in der Hand. Das nächste an das ich mich erinnere ist, dass mir jemand die Hände auf den Rücken dreht. Ich hänge in der Luft. Er schubst mich in Richtung Schlafzimmer. Das Licht ist aus. Ich ... ich sehe nichts. Es dauert nicht lang. Es ist so schnell vorüber, als wenn es gar nicht passiert wäre. Er schläft ein, ich zog mich von ihm zurück, zog meine Hose an, verließ das Haus. Ich wanderte durch die Straßen, ohne Jacke. Ich fühlte weder die Nässe, noch die Kälte. Irgendwann war ich wieder zuhause. Ich weiß echt nicht wie ich dort wieder gelandet war. Ich wachte in meinem Bett auf, es war noch früh. Ich ging auf leisen Sohlen duschen, machte mir Frühstück. Ging zur Schule. Ich weiß nicht, wie ich den Tag verbracht habe, aber am Abend saß ich starrend in der Dunkelheit meines Zimmers. Ich wartete.

Mein Vater kam irgendwann nach Hause, ich saß noch immer wach. Er kam nicht zu mir. Ich schlief nach einigen Wochen wieder. Es war, als sei es nie passiert. Doch ich wusste, dass er eine Grenze überschritten hatte, die unrecht war. Doch ich sagte nichts. Ich fing an regelmäßig zur Schule zu gehen. Von dem Tag an fehlte ich nicht mehr wieder. Ich wollte nicht mehr da sein, wo es passiert war. Ich wollte so viel zeit wie möglich fort von diesem Menschen sein. Ich hatte es nicht geplant, aber ich hatte keinen anderen Ort, an den ich gehen konnte. Meine Noten wurden sehr gut. Plötzlich sah es so aus, als würde ich es tatsächlich schaffen nicht sitzen zu bleiben. Ich kam in sämtliche E-Kurse, als die Zeit war. Ich war auch hier gut, aber keiner ist je auf die Idee gekommen mit mir darüber zu reden. Die Lehrer ließen mich machen. Den unauffälligen Jungen in der letzten Reihe, der keine Freunde hatte.

In dem Jahr, als ich meinen Abschluss machen sollte, ich war siebzehn, fand ich eines Morgens einen Zettel auf dem Küchentisch. Er sagte, er sei für ein paar Tage weg gefahren, versuche einen neuen Job zu kriegen. Ich wollten den Zettel schon wegwerfen, achselzuckend. Ich drehte ihn um, es war ein beschriebenes Blatt. Ich las, ich weiß nicht, warum ich es tat, aber ich las:

„... gehen. Es tut mir Leid, aber ich kann nicht bleiben und meinem Liebling der Gefahr aussetzen, dass ich ihn anstecke. Ich hoffe du verstehst das, Eli. - deine Mama"

Ich las die wenigen Worte immer wieder. Ein Brief? An mich? Von Mutter? Wie konnte das sein? Ich hatte dieses Briefstück nie gesehen. Jetzt tat ich etwas, das ich noch nie getan hatte. Etwas, wofür mich der Alte sicher hinauswerfen würde. Ich ging an seine Sachen. Ich suchten den Rest des Briefes, es musste ihn geben. Ich wollte schon aufgeben, als mir eine Idee kam. Mit zitternden Händen fand ich den restlichen Teil der Seite. Er lag im Mülleimer. Ich las ihn, meine Hände zitterten. Mir wurde kalt, ich zitterte.

Das nächste woran ich mich dann erinnerte war, dass ich alleine im Klassenraum saß. Es war Nachmittag, später Nachmittag. Ich hatte den Brief vor mir liegen, zusammengelegt an der Risskante, starrte darauf. Mir war schlecht, sonst fühlte ich nichts.

„Hey, ich will abschließen! Was machst du noch hier?"

Herr Liechtenstein riss mich aus meinen Gedanken.

„N..nichts. Sorry, bin schon weg.", ich nahm den Brief wollte gehen, doch er versperrte mir den Weg.

„Wie siehst du denn aus? Geht es dir nicht gut?"

„Nein .. nein, schon alles in Ordnung.", ich schob ihn zur Seite und rannte.

Ein paar Monate später klopfte ich an. Meine Hände zitterten, ich atmete unruhig, aber ich klopfte. Ich wusste nicht, was ich hätte tun sollen. Ich stand da, die Zeit verging so langsam, ich wartete. Die Tür ging auf.

„Eli, was kann ich für dich tun?", fragte Herr Liechtenstein.

„Ich brauche Hilfe."

Mit diesem einfachen Satz begann mein neues Lebe. Ich hätte mir nie erträumen lassen, dass es so einfach war.

In diesem verfluchten Brief, den er mir all die Jahre nicht gezeigt hatte, (später sagte er, dass es ihm alles egal war), stand, warum meine Mutter abgehauen war. Sie war HIV-Positiv und hatte ihren Sohn zurückgelassen, um mich zu schützen. Alles was ich bis dahin über sie zu wissen glaubte, verschwamm in einem anderen Licht. Ich konnte es nicht erklären, aber ich verstand plötzlich warum sie abgehauen war. Ich hatte aber gleichzeitig eine Wut auf sie, die mich Monate lähmte, eine Angst so betäubend, dass ich nur auf Sparflamme funktionierte. Meine Mutter starb an AIDS -- es machte mir eine scheiß Angst, dass mein Vater mich angesteckt haben könnte.

Ich erzählte alles Herrn Liechtenstein, er sorgte für alles. Rief die Polizei, nahm mich bei sich auf, dass ich nicht mehr zu ihm zurück müsste. Er ging sogar mit mir zum Test. Ich war ihm so dankbar, ich war es nicht gewohnt, dass jemand sich um mich kümmerte.

Wenige Tage vor der Urteilsverkündung, kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag, kamen die Ergebnisse. Ich wartete auf Herrn Liechtenstein, wie seine Frau auch. Ich war bei ihnen untergekommen. Sie waren ein wirklich nettes, älteres Ehepaar.

Im Laufe der Zeit sollte ich erfahren, dass ihr Leben nicht immer so toll war, wie man es sich denkt. Sie hatten einige Schicksalsschläge erlitten, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden (Gott, den Satz wollte ich schon immer einmal schreiben. Ich liebe die unendliche Geschichte. ...)

Wir öffneten den Brief. Es war der schlimmste Moment meines Lebens, schlimmer als das, was damals passierte, schlimmer, als die Schläge. Doch er ging vorüber.

Das lustige ist, mein Vater versuchte nicht einmal mich aufzuhalten. Er leistete keinen Widerstand, als die Polizei ihn abführte. Zwei Wochen nach meinem achtzehnten Geburtstag glaubte ich auf der Straße zu stehen. Der Prozess war gelaufen, mein Vater weg gesperrt. Ich hatte keinen Ort, an den ich gehen konnte, ich hatte keinen Anspruch auf Hilfe, weil ich achtzehn war. Ich hatte zwar mittlerweile einen Abschluss, aber keine Ausbildung. Wieder kam mir das Glück zuvor. Herr Liechtenstein, nun nicht länger mein Lehrer, nahm mich auf, unter Bedingung, dass ich weiter zur Schule ging und meinen Hauptschulabschluss verbesserte. Seine Frau und er besorgten mir einen Platz an der Realschule, wo ich ein Jahr später meinen Realschulabschluss nachholte, mit Quali. Ich ging zum Gymnasium, machte mein Abitur. Frau Liechtenstein verlor, als ich in der zwölf war, ihren Ehemann und ich einen der zwei Menschen, die mich liebten. Für ihn machte ich ein sehr gutes Abitur. Frau Liechtenstein bestand darauf, dass ich meine Bildung fortsetzte und ein Studium begann. Auch wenn ich lieber arbeiten gegangen wäre.

Da war ich nun, Kilometer um Kilometer von zuhause entfernt. Alleine in einem Wohnheim, in dem ich nicht auffalle. Frau Liechtenstein weit, weit weg und ich ganz alleine.

Aber hey, das Leben ist nicht immer so lustig, wie man es gerne hätte, oder? Und meines war in den letzten vier Jahren das Paradies gewesen. Eine Familie, die mich liebte. Eine Zukunft, wo ich nie eine gesehen hatte. Und alles wegen eines Schreiben, das tief in meinem Nachttisch vergraben liegt. Ich habe es nie fortgeworfen, das Schreiben der Klinik. Es liegt dort und verkündet, dass ich nicht HIV-positiv bin. Es verkündet, dass ich ein Leben haben werde, wo immer mich es auch hinführt. Eine Zukunft, wo keine war.

Eli

Donnerstag, 13. September 2007

Liebes Tagebuch,

na, da habe ich wohl ein wenig geschockt, oder? Ich habe mir soeben noch mal durchgelesen, was ich geschrieben hatte -- wow. Mein Leben ist wohl doch krasser, als ich dachte. Oder zumindest klingt es so, aber es ist wirklich toll. Ich liebe es. Also mach dir da mal keine Sorgen.

Doch nachdem ich meine unglaubliche Lebensgeschichte zum Besten gegeben habe, will ich heute mal mit etwas total tollem anfangen: Nils ist hier!

Oh, das ist so unglaublich. Ich hätte nicht gedacht, dass er mit dem schlechten Zeugnis überhaupt irgendwo aufgenommen wird! Aber die haben ihn hier genommen -- Nachrückverfahren. Und das aller aller mega hyper Beste an der ganzen Geschichte. Er bekommt tatsächlich noch ein Zimmer im Wohnheim. Und einmal darf geraten werden, in welchem! Richtig, in meinem. Woahr, das ist so unglaublich toll. Jetzt bin ich wenigstens nicht mehr ganz so alleine, auch wenn ich in den letzten Wochen eine Menge netter Leute kennen gelernt habe. Da ist niemand dabei, der mich WIRKLICH interessieren würde, aber das brauche ich jetzt ja auch nicht mehr! Oh das wird so toll!

Eli

Freitag, 14. September

Liebes Tagebuch,

heute war ich mit Nils um die Häuser. Wir haben ein wenig geredet und so. Dann war er hier bei mir. Bei ihm stehen noch überall Kisten herum, sagt er. Ich kann es gar nicht erwarten sein Zimmer mal zu sehen. Er sagt, er streiche es gerade neu, will aber auf keinen Fall Hilfe haben. Er meint, ich würde ihm das dann ausreden. Es sei total verrückt.

Also gut, lasse ich ihn.

Ich sage dir, wir haben uns nur knapp einen Monat nicht gesehen und es war so unglaublich toll. Wir haben so viel geredet. Es ist schon fast Morgen .. also um ehrlich zu sein, ist schon der 15. - aber was soll's? Ich hätte niemals gedacht, dass wir uns wieder sehen würden, jedenfalls außerhalb der Semesterferien. Das ist so toll.

Hmm .. mittlerweile hast du sicher gemerkt, dass ich was für Nils empfinde. Ist ja nicht so, dass daraus jemals etwas werden würde, aber es ist trotzdem toll nicht mehr alleine zu sein. Ich meine, ich habe ihm nie erzählt, dass ich mich wenig für Mädchen interessiere, aber es gab auch nie die Gelegenheit dazu. Wie soll man das in ein Gespräch auch einfließen lassen? „Hey, reichst du mir mal die Cola? Ach ja übrigends -- ich liebe Schwänze."

Das ist doch lächerlich ... okey, vielleicht übertreibe ich da etwas, aber so in der Art wäre es doch abgelaufen. Lieber nicht. Da bleibe ich lieber dabei, dass ich ihn im Stillen mag. Eine Chance hätte ich sicher eh nicht, mal abgesehen davon, dass es wirklich nie dazu kommen wird. Doch egal -- er ist da und jetzt kann es nur noch besser werden. Lieber Freundschaft, als gar nicht sehen.

Außerdem ist das letzte Zimmer hier auf die Etage heute von einer absoluten Sahneschnitte bezogen worden. (Man, hätte nie gedacht, dass ich das Wort mal sagen würde.)

Aber der Kerl ist sowas von schwul. Ich habe einen Blick in sein Zimmer geworfen, als ich hallo gesagt habe. Also, wenn der nicht das selbe Ufer bewohnt, wie ich, dass fresse ich einen Besen. Hmm ... vielleicht sollte ich es mal bei ihm versuchen?!

Ob ich mich das traue? - Ich habe keine Ahnung. Meine Finger zittern schon, wenn ich nur daran denke. Ach verdammter Mist.

Eli

Freitag, 21. September 2007

Liebes Tagebuch,

Frank -- du weißt schon, der neue -- er hat mich gefragt! Gestern. War ja klar, dass ich mich nicht trauen würde ... Aber ich hätte ja nicht gedacht, dass ich tatsächlich ein Fünkchen Hoffnung hätte. Ich meine, ich habe zwar eine genaue Vorstellung davon, was es bedeutet schwul zu sein, aber ist es wirklich so, wie ich es mir vorstelle? Meine Erfahrung geht nicht weiter als ein verdammter Kuss. Na .. und das von damals eben ... aber das zählt ja wohl echt mal nicht. Das wollte ich nicht.

Aber muss ich ihm das nicht sagen? Oder behält man soetwas für sich? Scheiße, ich weiß gar nicht was ich tun soll. Wir gehen morgen weg. Kino. Hoffentlich ist wenigstens der Film gut. Ach was, was mache ich mir überhaupt Sorgen um den Film. Was, wenn er mehr will?

Eli

Samstag, 22. September 2007

Liebes Tagebuch,

ich bin ein Idiot. Er hat noch einen Haufen anderer eingeladen. Da stand ich nun, bescheuert guckend, und Frank kam mir so einer Menschentraube an. Er hat mich nicht eines Blickes gewürdigt. Aber es wäre ja auch absolut zu einfach gewesen, oder?

Eli

Samstag, 17. November 2007

Liebes Tagebuch,

tja, da habe ich mich wohl eine Zeit lang nicht mehr bei dir gemeldet. Aber es ist einfach so viel passiert, dass ich absolut keine Zeit dafür hatte.

Zuerst: Nils' Zimmer ist der Wahnsinn. Er hat aus der Bruchbude wirklich etwas total cooles geschaffen. Farbenfroh, aufgeweckt. Es entspricht, wenn man mich fragt, absolut seinem Charakter. Aber das würde er selbst nie so sehen. Für ihn ist das sicher mehr so eine Abschlepp-Höhle. Oder was weiß ich. Er hat ja nie einen Hehl daraus gemacht, dass er es mit so und so vielen Mädchen an diesem und jenem Ort getrieben hat.

Und ich sag dir, sein Zimmer wirkt. Ich würde mich sofort nackt ausziehen. Nur ein Wort von ihm. Aber den Gedanken habe ich dann gaaanz schnell verbannt.

Vielleicht sollte ich ein wenig mehr über Nils sagen. Er ist mein einziger Freund. Ich war seit einer Woche auf dem Gymnasium und da kam er. Er war neu in die Stadt gezogen, wir kannten also beide im Grunde niemanden. Das schweißt irgendwie zusammen. Nils kam direkt im Sport auf mich zu. Wir hatten Volleyball -- der einzige Sport in dem ich gut bin. Sagt jetzt bloß nichts. Kann ja nicht jeder Fußball spielen ...

Jedenfalls waren wir nach der Schule zusammen nach Hause gegangen, er wohnte ganz in meiner Nähe. Von da an war ich absolut in ihn verknallt. Jeder Tag wurde so eine Art Wechselspiel aus: Das kannst du einfach nicht und Wenn es nur schon Morgen währe. Er fragte mich, wo man denn nette Mädchen kennen lernen könnte und da war klar, dass das nie was werden würde. Hey, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen. Und träumen tat ich. Es war jeden Tag eine Tortur. Nils war schon immer der körperliche Typ. Ständig waren seine Hände überall an mir. Es war nie sexuell gemeint -- das war absolut klar, was aber nicht bedeutete, dass ich nicht zu Anfangs einen Ständer nach dem anderen hatte.

Nils ... warum ist das Leben nur so scheiße?

Eli

Mittwoch. 22. November 2007

Liebes Tagebuch,

warum geht er mir einfach nicht aus dem Kopf? Seit dem letzten Eintrag, sein ich mich erinnert habe ... da kommt alles hoch. Jedes Mal, wenn er mich berührt, dann brennt meine Haut, wie tausend Nadelstiche. Jedes Mal, wenn er in meine Augen schaut, will ich ihn an mich ziehen, unsere Lippen versiegeln.

Nils -- ich will dich halten, küssen ... lieben.

Eli

Montag, 31. Dezember 2007

Liebes Tagebuch,

heute geht das Jahr zuende. Es war ein unglaubliches Jahr.

Ich war über Weihnachten bei Frau Liechtenstein. Bin aber seit drei Tagen schon wieder zurück. Nils war die ganze Zeit hier, was eigentlich der Grund für meine Rückkehr so früh ist. Eigentlich wäre ich sehr gerne noch über Neujahr bei Frau Liechtenstein geblieben, aber ich schwöre dir, ich hielt es keinen Moment länger aus.

Mein Herz zerreißt, wenn ich Nils nicht sehen kann. Auch wenn ich ihn nicht haben kann. Es ist so unendlich furchtbar und unglaublich schön zur selben Zeit. Ich wünschte, ich könnte es ihm sagen. Aber ich habe einfach eine viel zu große Angst, dass unsere Freundschaft dann vorüber ist.