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Eskalation Teil 03

Geschichte Info
Eine Geschichte über Geschwisterliebe.
9.4k Wörter
4.61
104k
18

Teil 3 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/07/2022
Erstellt 03/11/2012
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Eskalation

Eine Geschichte über Geschwisterliebe.

© 03/2014 Coyote/Kojote/Mike Stone

III.

Ich sah der Frau ratlos nach, die es so eilig hatte, ihren Weg fortzusetzen, dass ihre kleine Teppichratte von Hund kaum hinterherkam. Sie schien irgendwo in den Vierzigern zu sein und kam mir vage bekannt vor. Aber so richtig klingelte nichts. Fragend sah ich meine Schwester an.

Natty kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe und sah der entschwindenden Gestalt ebenfalls hinterher. Da war ein leichter Hauch von Besorgnis auf ihrem Gesicht. Und ein starkes Glühen von dem, was ich gerade mit ihr angestellt hatte.

„Kennt die uns?", wollte ich wissen.

„Mich auf jeden Fall", antwortete sie. „Aber ob sie dich erkannt hat...? Oder verstehen konnte, was ich gesagt habe...? Hoffentlich nicht."

„Wieso? Wer ist das denn?"

„Elke Mayer von gegenüber."

Ich runzelte die Stirn. Elke von gegenüber kannte ich. Aber sie hieß nicht Mayer.

„Sie hat geheiratet", interpretierte Nat meinen Gesichtsausdruck richtig. „Und zwar..."

„Nicht den Mayer", stöhnte ich.

Aber meine Schwester nickte bestätigend.

Es dauerte ein oder zwei Sekunden, bevor ich alle Puzzleteile in meinem Kopf zusammengesetzt hatte. Aber dann stellte sich ernsthafte Sorge ein.

Das einzig Positive, was man über Gerhard Mayer sagen konnte...

Nein. Da war nichts. Nicht eine Kleinigkeit.

Der Mann war ein Arschloch. Ein Choleriker und ein fanatischer Angehöriger irgendeiner christlichen Sekte, zu der er eine Zeitlang auch meine Mutter ‚bekehren' wollte. Bis sie ihm oft genug höflich aber bestimmt sagte, wie wenig sie davon hielt.

Danach versucht er es wiederum eine Zeitlang mit nachbarschaftlichem Terror, aber als ich alt und groß genug wurde, um seine hundertsiebzig Zentimeter zu überragen, ließ auch das nach.

In den Jahren bis zu meinem Dienstantritt beim Bund war damit nur eines geblieben. Und das allein hätte auch ohne Vorgeschichte ausgereicht, um diesen Menschen weit oben auf meine Liste von Leuten zu setzen, die ich bei einer Apokalypse gern in der ersten Reihe gewusst hätte: Seine ständigen Diskussionsversuche.

Gerhard Mayer war nämlich ein Missionar, der die Welt von ihrer kurzsichtigen Dummheit befreien wollte. Seiner Meinung nach sollten zum einen alle sich seiner seltsamen Sekte anschließen und zum anderen...

Nah... Ich hatte mir seine Parolen nicht wirklich gemerkt, aber sie waren mir immer wie die schlimmstmögliche Kombination aus den Parteiprogrammen von CSU und NPD vorgekommen. Braune Scheiße gekoppelt mit erzkatholischer Konservativität oder etwas in der Art.

„Wenn der davon Wind bekommt...", stöhnte ich.

„Haben wir einen Haufen Ärger am Hals", bestätigte Natty niedergeschlagen.

Ihr Tonfall ließ mich sie ansehen und sofort drängte ich das Thema Mayer nach hinten. Sie blickte mich so voller Furcht vor der Zukunft an, dass ich sie einfach in den Arm nehmen musste.

„Niemand wird sich zwischen uns stellen", flüsterte ich.

„Und wenn doch?"

Niemand wird sich zwischen uns stellen", wiederholte ich hart. Und meinte es auch genau so.

Natty erschauerte und klammerte sich noch fester an mich. Aber entgegen meiner eigentlichen Erwartung hatte sie sich bereits wieder gefangen.

„Ich mag es, wenn du so bist", flüsterte sie mit einem hörbaren Lächeln in der Stimme.

„Wie denn?"

„Hart, energisch und entschieden", antwortete sie. „Männlich."

Das brachte dann auch mich zum Grinsen.

Kurz darauf waren wir wieder auf dem Weg und ich rationalisierte für mich die Situation ein wenig.

Elke kannte meine Schwester. Bei ihren roten Haaren war eine Verwechslung ziemlich unwahrscheinlich. Aber die Frau kannte Natty als eine liebenswerte und höfliche junge Frau aus gutem Haus. Und so sah mein Schwesterlein heute ganz und gar nicht aus.

Selbst wenn sich die Nachbarin nicht ausgerechnet mit einem Hardliner gegen jugendliche Freizügigkeit zusammengetan hätte, wäre sie sehr wahrscheinlich von einer Show wie derjenigen, die wir da boten, ziemlich schockiert gewesen.

Shit... Selbst mir hätte so ein ‚Ach du Scheiße' herausrutschen können, wenn ich zufällig ein Pärchen so entdeckt hätte.

Sicherlich wäre es bei mir eher neidvoll-bewundernd gewesen. Jedenfalls bis zum gestrigen Abend. Seitdem hatte ich eigentlich keinen Grund mehr, auf die Sexualität anderer Leute auch nur noch einen flüchtigen Blick zu werfen.

Die Frau hatte also im Grunde ziemlich natürlich reagiert. Und wenn ich sie schon nicht erkannt hatte, dann war es ziemlich unwahrscheinlich, dass sie in mir noch den Jungen entdeckte, der ich mal gewesen war.

Bis auf ein ganz leises Unbehagen aufgrund des letzten Restes verbleibender Unsicherheit beruhigte ich mich also wirklich wieder.

„Wenn Mam noch niemandem aus der Straße direkt erzählt hat, dass ich wieder da bin, könnten wir behaupten, ich sei dein neuer Macker", sagte ich halb im Scherz.

„Der zufällig auch Florian heißt", griff Natty den Faden aber sofort ganz ernsthaft auf.

„Oder Ryan?", schlug ich ganz automatisch vor.

„Ryan?", fragte sie - nicht ganz ohne einen leicht spöttischen Unterton.

„Wenn die Leute um dich herum dauernd Florida aus Florian machen, lässt du dir ganz schnell was einfallen", verteidigte ich mich ein ganz klein wenig gekränkt.

Ich fand Ryan gar nicht soo unpassend. Ich sah ja wohl nicht so schlecht aus, dass man mir einen Ryan nicht abkaufte, oder?

Nat grinste und ihre Augen blitzen schelmisch. Und daran änderte sich rein gar nichts, als sie mein leicht verletztes Gesicht sah. Eher im Gegenteil.

„Ooch", machte sie spöttisch. „Sei nicht gleich beleidigt, Ri-an."

„Ich geb dir gleich...", brummelte ich leise.

Es war eine Art, ihr zähneknirschend den Sieg zuzugestehen. Ich hatte früher oft gegen meine Schwester den Kürzeren gezogen, weil ich meist einen Moment vor ihr auf die Bremse trat. Ich wollte sie nicht verletzen, sie wusste das und ich war in Streitgesprächen dementsprechend nur dann der Gewinner, wenn sie das wollte.

Ich nahm ihr das nicht übel. Es war ein Teil unserer Beziehung, den ich im Gegenteil in den vergangenen Wochen sehr vermisst hatte. Ich zog gerne den Kürzeren gegen meine Kleine.

Aber Natty war nicht mehr meine Kleine. Sie war nun meine Kleine. Und daran erinnerte sie mich in diesem Moment ziemlich nachhaltig.

„Wenn ich zu frech werde, kannst du mich jederzeit mit dem Ende der Leine dafür bestrafen", säuselte sie vergnügt. „Sag mir nur, ob ich das Röckchen dafür hochziehen soll, damit es richtig schön klatscht."

Wie vom Donner gerührt blieb ich stehen. Nie im Leben - wirklich never, ever in the Geschichte Geschwistergekabbel - wäre ich auf diese Idee gekommen. Und genau so starrte ich sie auch an.

Sie hielt ebenfalls inne, und als sie mein entgeistertes Gesicht sah, hob sie schnell die Hand, um ihr Grinsen zu verstecken. Als hätten ihre Augen das nicht weiterhin ganz deutlich preisgegeben.

In Lichtgeschwindigkeit rasten ein paar Gedanken über die Innenseite meiner Stirn, während ich in die beiden funkelnden Smaragde oberhalb ihrer Hand blickte.

Niemals im Leben hätte ich gegen meine Schwester Natalie die Hand erhoben. Aber mit meiner Freundin Nat hatte ich dieses Spiel bereits gespielt. Und es hatte ihr gefallen. Vor mir standen sie beide und waren sich ganz und gar der Tatsache sicher, dass ich ihnen niemals willentlich Leid zufügen würde.

Aber um Leid ging es ja auch gar nicht...

„Dreh dich um", forderte ich, ganz unwillkürlich mehr in einer Tonart, wie ich sie einem militärischen Untergebenen gegenüber angeschlagen hätte. „Und beug dich vor."

Allein ihre nonverbale Reaktion darauf gehörte schon zu den Dingen, die man niemals mehr vergaß.

Das sichtlich breite Grinsen um ihre Augen war von einem Moment auf den anderen wie weggewischt. Groß und rund starrten mich die beiden nun an. Ihre Hand sank langsam hinab und offenbarte, dass auch ihr Mund ein deutliches ‚o' bildete.

Natty schluckte. Einmal, zweimal. Dann lief ein Zittern durch ihren Körper und sie drehte sich tatsächlich um. Ohne weiteres Zögern neigte sie den Oberkörper vor und reckte mir ihren Hintern entgegen. Und sie ging noch weiter, indem sie ihr Kleid mit den Händen hoch und nach vorn zog, um mir ihre komplette, nackte Kehrseite bis hinauf zur Hüfte in voller Pracht zu präsentieren. Und ganz nebenbei auch allen anderen Besuchern des Parks in Sichtweite.

Ich hatte nicht mit einer so umfassenden Reaktion gerechnet. Und auch alle anderen Menschen auf dem Weg fanden das, was sich da abspielte, scheinbar ziemlich erstaunlich.

In der Nähe blieben zwei perfekt gestylte Jungmanager in vermutlich sauteuren Anzügen ganz abrupt stehen und starrten meiner Schwester auf den Arsch. Und alle anderen Leute in der Nähe taten das ebenfalls. Mal mehr, mal weniger offensichtlich.

Mir brach fast der Schweiß aus und ich zögerte wohl eine ganze Weile. Aber Natty rührte sich nicht. Wenn man von einem sichtbaren Zittern absah, das ihren ganzen Körper im Griff hatte.

Es war so ein Moment wie in einem Hollywood-Film, wo alle darauf warteten, was der Typ nun tat. Schweigend, aufmerksam und vielleicht sogar stellenweise bereit, jede Sekunde einzugreifen.

Und wie in so einem Film sah ich gar keine andere Möglichkeit, als mit dem Ende der Leine in meiner Hand zu tun, was ich indirekt angekündigt hatte. Nicht fürs Publikum, sondern für meine Schwester. Oder für mich?

Jedenfalls schlug ich zu. Aus dem Handgelenk, aber mit Kraft. Und es klatschte geradezu höllisch laut und hinterließ einen deutlichen, roten Striemen auf ihren beiden Pobacken.

„Aah!", japste sie erschrocken.

Und die Zuschauer keuchten kollektiv schockiert.

„Danke, Herr!", rief Natty dann gleich im Anschluss laut und deutlich.

Wieder keuchte die Menge - zumindest für meine Ohren - auf. Diesmal allerdings eher verblüfft.

„Härter bitte!", verkündete sie als Nächstes.

Und diesmal brach sie damit die Erstarrung der Umstehenden.

Ich musste fast lachen, als ich noch einmal zuschlug. Und wie sie es erbeten hatte, tat ich es so hart, wie ich aus dem Handgelenk konnte.

Sie quietschte laut vor Schmerz. Aber ebenso offensichtlich bedankte sie sich erneut und bat um noch einen Schlag. Die Leute um uns herum schienen es plötzlich sehr eilig zu haben, nicht mehr so offensichtlich auf etwas zu starren, was zwar wie Misshandlung aussah, aber offensichtlich irgendein zutiefst unanständiges Sexspielchen war.

Alle, bis auf die beiden Anzugträger, die sich wohl dachten, dass man durchaus hinsehen durfte, wenn so etwas öffentlich praktiziert wurde.

„Genug", sagte ich leise.

Natty reagierte sofort und richtete sich auf. Sorgsam strich sie ihr Kleid wieder glatt - oder streichelte ihren Po, der vermutlich noch nachbrannte - und drehte sich dabei langsam um.

Ihr Gesicht war rot angelaufen. Aber sie sah kaum beschämt aus. Es wirkte eher wie große Aufregung auf mich. Ihre Augen funkelten regelrecht.

„D-darf ich dich küssen?", wisperte sie flehend.

„Frag mich das niemals", gab ich leise und sehr ernsthaft zurück.

Sie verstand und sprang mir in die Arme, um meinen Mund mit kleinen, atemlosen Küssen zu bedecken. Ich erwiderte sie, so gut ich konnte. Zitternd und voller Hektik versuchte sie, Atmung und Küsse zu koordinieren und scheiterte fast dabei. Also hielt ich sie im Arm, bis sie sich etwas beruhigt hatte.

Und dabei wurde mir bewusst, dass wir schon wieder in aller Öffentlichkeit etwas getan hatten, womit wir mächtig Aufmerksamkeit erregten. Aus dem kürzlich erlebten Schrecken hatte ich also unterm Strich rein gar nichts gelernt.

„Ich liebe dich", hauchte Natty.

Und während ich sie zur Antwort küsste, fragte ich mich, was für ein wichtiger Gedanke es gewesen war, dem ich gerade noch nachging...

Wir setzen wieder unseren Weg fort. Weder meine Schwester noch ich scherten uns um die beiden amüsierten Männer, die uns nachsahen. Ich für meinen Teil war ganz von der Frau gefangen, die ich wieder im Arm hielt.

Ich erlebte eine regelrechte Epiphanie, als mir aufging, dass Natty mich kaum bremsen würde. Ich war bereits ein risikobereiter Mensch und meine Schwester war richtiggehend unvernünftig. Vor allem, wenn es um Sex ging, wie ich feststellte.

Danke, Gott. Womit auch immer ich das verdient hatte.

Bis wir das Restaurant erreichten, das ich im Sinn hatte, sprachen wir kaum ein weiteres Wort. Zuerst genossen wir die Nähe, während wir durch den Park spazierten. Die Art, wie sich meine Schwester dort an mir festklammerte, sagte mir eine Menge darüber, wie wichtig ihr das war.

Was sexuellen Masochismus anging, war ich ein wenig beschriebenes Blatt, aber mir war einmal erklärt worden, dass es ein Gegengewicht geben musste. Und das bestand in unserem Fall offenbar darin, dass ich Natty fest an mich drückte und ihr das Gefühl gab, ganz bei ihr zu sein.

Außerdem hatten sich die Dinge so schnell entwickelt, dass eine kleine Atempause uns beiden willkommen war.

In der Fußgängerzone meiner Heimatstadt war diese traute Zweisamkeit dann vorüber, aber was sie ablöste, war auch nicht von schlechten Eltern.

Ich musste Natalie nicht dazu auffordern oder sie ermutigen. Ich hätte das auch von mir aus gar nicht erst in Erwägung gezogen, aber meine Schwester war offenbar mehr als ein wenig exhibitionistisch veranlagt.

Sie setzte sich ganz aus eigener Kraft in Szene und zog die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich, wodurch die sich dann zwangsläufig auch auf mich richtete.

Außerhalb von Nachtklubs hatte ich selten gesehen, wie sich eine Frau so dermaßen sinnlich inszenierte. Sie ging weit genug auf Abstand von mir, um unsere Verbindung über die Leine deutlich hervorzuheben und sie bewegte sich...

My, oh my... Wenn ich sagen würde, wie eine Göttin der Lust, würde das entsetzlich kitschig klingen, aber es war genau der Vergleich, der mir in den Sinn kam.

Sie ging nicht, sie schwebte mit wiegenden Hüften und hoch erhobenem Kopf durch eine belebte Fußgängerzone. Sie wirkte so... stolz und fast schon unnahbar. Und sie wich niemandem aus, der ihr entgegenkam. Sie ließ immer die anderen Leute ausweichen, die nicht selten stehen blieben und sich umdrehten, um ihr nachzusehen, selbst wenn sie weiblich waren.

Ich kann sagen, dass ich stolz wie Oskar auf meine Freundin und Schwester war. Und nicht wenig glücklich darüber, der Mann an ihrer Seite zu sein, auch wenn das nicht wirklich mein Verdienst war.

Natty mochte das anders sehen und hatte da auch sicherlich einige Argumente vorzubringen, aber ich würde darüber keine Diskussion mit ihr beginnen. Derjenige, den das Glück gesegnet hatte, war in meinen Augen ich. Basta.

Als wir das Restaurant erreichten, suchten wir uns einen abgelegenen Tisch. Ohne das absprechen zu müssen, wollten wir beide genug Privatsphäre, um ungestört reden zu können.

Und das taten wir auch, während wir auf unsere Bestellung warteten. Es gab schließlich so einiges aufzuholen und eine Menge Fragen zu beantworten.

„Ich habe mit angehört, was du Mam erzählt hast, bevor ich vorhin in die Küche kam", gestand ich. „Das mit deinen Erfahrungen mit Männern und all dem Leid, das ich dir zugefügt habe."

„Oh", meinte Natty und wich meinem Blick kurz aus. „Das war nicht..."

„Nein", unterbrach ich sie. „Mach das nicht. Es ist das, was du gefühlt hast. Verleugne es jetzt nicht, um mir einen Gefallen zu tun."

Sie nickte, wenn auch ein wenig zögerlich.

„Es tut mir wirklich leid, dass es dir so viel Kummer bereitet hat, wie wenig ich mich gemeldet habe", fuhr ich fort. „Ich habe nie darüber nachgedacht. Aber ich wollte dir damit nicht wehtun."

„Das weiß ich", antwortete sie. „Wie hättest du auch wissen sollen, was... du mir damals schon bedeutet hast?"

„Ich hätte schon wissen können, dass es meiner Schwester schlecht geht. Wofür bin ich als großer Bruder sonst gut?"

„Du bist auf jedenfalls ein sagenhafter Fick", meinte sie grinsend.

„Dito, mein kleines Fucktoy."

Es war schon sehenswert, wie sie die Augen kurzschloss, sich unter einem Schauer leicht schüttelte und sich verträumt auf die Unterlippe biss, bevor sie langsam die Lider wieder hob und ihren funkelnden Blick auf mich richtete.

„Hast du eine Ahnung, was das mit mir anrichtet?", wollte sie wissen.

„Es füllt dich mit aufrichtiger, moralischer Entrüstung?"

„Es füllt mich, ja", hauchte sie. „Damit diese Füllung mir dann aus der Muschi laufen kann. Und dass, wo ich kein Höschen trage..."

„Du bist aber auch eine Schlampe!", stichelte ich.

Es war klar, dass in diesem Moment die Bedienung mit unseren Getränken von hinten kam. Und so, wie sie mich anfunkelte, hatte sie meine Worte sehr genau verstanden. Allerdings nicht auf die Weise, in der sie gemeint waren.

Natürlich war mir das peinlich und ich wurde vielleicht auch ein wenig rot, während sie mich böse anstarrte und die Gläser auf dem Tisch platzierte. Aber ich wurde dafür in vollem Umfang entschädigt.

„Ja", seufzte Natalie, ohne die Kellnerin zu beachten. „Deine kleine Drecksschlampe. Und wenn du jetzt nicht aufhörst mich anzumachen, musst du mich auf dem Klo ficken, bis ich um Gnade winsele."

Ich blickte der nunmehr knallroten und sehr viel weniger selbstsicheren Frau hinterher, die sich beeilte, aus dem Blickfeld zu verschwinden. Ich konnte mir verkneifen zu lachen, denn eigentlich tat sie mir ein wenig leid. Aber nicht so sehr, als dass ich mir große Gedanken darüber gemacht hätte.

„Ich liebe meine Schwester", murmelte ich gedankenverloren. „Und sie liebt mich.

Ich frage mich echt, womit ich das verdient habe."

Irgendwas in meinem Tonfall musste Natty aufgefallen sein, denn sie wurde ernst und griff sofort nach meinen Händen. Mit traumwandlerischer Sicherheit tat sie damit genau das Richtige, auch wenn ich deswegen schnell eine Träne wegblinzeln musste.

„Jeder hat ein wenig Glück verdient", sagte sie sanft. „Du auch."

„Ach Natty", seufzte ich. „Wenn du wüsstest..."

„Erzähls mir", schlug sie vor. „Teil deinen Schmerz mit mir. Ich helfe dir..."

„Nein!", widersprach ich sofort vehement. „Ich teile gerne alles mit dir, aber nicht das."

„Ich kann..."

„Versprich mir, dass du nicht versuchst, mich dazu zu bringen, Süße", unterbrach ich sie und sah ihr fest in die Augen. Den Kosenamen benutzte ich mit voller Absicht.

„I-ich...", stammelte sie. „Okay. Ich versprechs dir."

Ich sah ihr an, wie unglücklich sie damit war. Sie wollte nicht von Teilen meines Lebens ausgeschlossen sein. Sie wollte mir helfen. Aber... no way!

Ich hatte Blut und Tod und Scheiße gesehen. Ich verstand, wieso manche Soldaten daran zerbrachen. Und ich wusste auch, dass der reale Horror sich nicht in Worte fassen ließ. Aber nicht einmal der Schatten des schwachen Echos einer Schilderung sollte auf meine Kleine fallen.

Es wäre kein schöner Dank für das Geschenk ihrer Liebe gewesen, wenn ich ihr Albträume beschert hätte, wie sie mich immer wieder heimsuchten.

„Lass uns von was Schönem sprechen", schlug ich vor. „Erzähl mir von dieser Tätowierung. Und lass ja kein Detail aus!"

Natty sah mich einige Augenblicke lang an und studierte meine Miene und meine leicht gezwungene Fröhlichkeit. Dann - und das verblüffte mich so sehr, dass ich daran noch eine Weile zu knabbern hatte - errötete sie und schlug kurz den Blick nieder, um mich sofort von unten herauf durch ihre Wimpern anzusehen.

Der Schlafzimmerblick, mit dem sie mich bedachte, ging mir durch und durch. Aber der Eindruck, dass sie gerade auf Kommando errötet war, zog mir fast den Boden unter den Füßen weg.

Konnten das alle Frauen? Oder war das ein besonderer Trick meiner Schwester? Und wieso funktionierte das trotzdem, obwohl ich sie ja dabei ‚erwischt' hatte?

„Du hattest in den zwei Jahren, bevor du zum Bund gegangen bist, immer öfter mal diese Tattoo-Magazine", fing sie mit leiser, sinnlicher Stimme an. „Du wusstest es nicht - weißt es jetzt noch nicht - aber ich habe dich sehr oft beobachtet. Ich habe dir vor allem dann nachspioniert, wenn ich glaubte, dass du dich selbst befriedigend würdest. Ich... wollte wissen... was dich anmacht."