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Ina

Geschichte Info
Sex and crime im historischen Indien.
30.7k Wörter
4.4
52.4k
5
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@bumsfidel

Vorwort

Namen und Orte sind echte indische bzw. arabische Namen. Sie und ihre Bedeutungen können im Internet leicht recherchiert werden. Auch die Sexualpraktiken der Zeit wurden wahrheitsgemäß beschrieben, ebenso historische Zusammenhänge, soweit sich so etwas im Internet recherchieren lässt. Quellen sind in der Hauptsache Wikipedia und das Kamasutra gewesen. Z.T. sind in den Quellen die Zeiträume allerdings in Jahrhunderten angegeben, so dass sich Ungenauigkeiten nicht vermeiden ließen.

Die handelnden Personen sind dagegen frei erfunden.

1) Ein Dorf in Mysore, 12. August 1255

Es ist heiß, sehr heiß, gerade für hiesige Verhältnisse. Der Südwesten Indiens ist bekannt für eher gemäßigte Temperaturen. Im Osten dagegen können auch schon mal um zehn Grad höhere Temperaturen erreicht werden, aber hier sollte es eigentlich regnen, in Sturzbächen gießen und dann zur Abwechslung wieder regnen.

In diesem August ist alles anders. Seit zwei Wochen fällt kein verdammter Tropfen Wasser vom Himmel. Der Monsunregen hat sich sprichwörtlich vom Acker gemacht, 42 Grad im Schatten waren selbst ihm zu viel. Bäume und Sträucher lassen die gelben Blätter hängen. Der nahe gelegene Bach führt normalerweise um diese Jahreszeit Hochwasser, überschwemmt Felder und Plantagen und manches Mal auch das Dorf Nada.

Durch das Dorf führt stattdessen eine scheißstaubige Straße, in deren Karrenfurchen nur noch vereinzelte Pfützen zu sehen sind. Eine Blindschleiche windet sich über den Weg, schnell über die heißen Steine zum Schatten hin eilend. Uralte Karren, die von Kühen, Ochsen oder, wenn es ein großer Lastkarren war, auch mal von einem Elefanten gezogen werden, wirbeln ein paar Mal am Tag den Staub auf. In den tiefen Fahrrinnen setzt sich Dung ab, der jeden Tag, meist von den Kindern des Dorfes, eingesammelt wird. Getrocknet und auf Holzböcken gelagert, decken die Dorfbewohner damit ihren Bedarf an Feuermaterial oder nehmen ihn als Baustoff für die Lehmhütten.

Zwei Straßenköter lümmeln sich im Schatten, die Katzen schlafen dagegen am nahen Waldrand. Ansonsten ist das Dorf jetzt verlassen, denn in den zehn, fast kreisförmig angeordneten, Lehmhütten ist es unerträglich heiß. Die Männer werden erst gegen Abend nass geschwitzt von den Plantagen heimkommen und auf dem Dorfplatz noch ein Schwätzchen halten. Die Frauen sind am Bach, der jetzt nur noch ein Rinnsal ist, und halten Waschtag.

2) Alltag

Bei Sonnenaufgang löst Ajith sich aus der Umarmung seiner kleinen Schwester, geht kurz hinter die Hütte um sich zu erleichtern und zieht sich den obligatorischen Dhoti über. Er nimmt sein halbes Fladenbrot, das seine Mutter am Vortag gebacken hatte, und macht sich auf den Weg. Ajith läuft die zwei Kilometer bis zur Plantage barfuß. Ein Riemen an seiner Schuhsohle hatte sich gelöst und er ist noch nicht dazu gekommen, sich einen neuen zu flechten.

'Das könnte eigentlich auch Bhanu erledigen', denkt er. Wie heißt nochmal die Antwort auf die Frage 'Was ist richtig: Lass mir oder lass mich arbeiten?' - 'Lass andere arbeiten!'

Bhanu, das ist seine kleine Schwester, sieben Jahre jünger als er und in dem Alter, wo kleine Schwestern ihre großen Brüder anhimmeln.

Dann wandern seine Gedanken zu Nandita, seiner Braut, und an die bevorstehende Hochzeit mit ihr. Er kennt sie von Kindesbeinen an, schließlich ist sie die drittälteste Tochter ihrer Nachbarn. Beide Väter hatten die Hochzeit schon vor mehr als zehn Jahren beschlossen und nächste Woche wird Nandita endlich heiratsfähig. Sie ist eine hübsche junge Frau geworden, mit langen schwarzen Haaren und dunklen Augen in einem ebenmäßigen Gesicht. Seine Braut ist etwas kleiner als er, reicht ihm bis zur Nasenspitze, und wenn sie zusammen sind, bewundert er sie und fragt sich, womit er so ein hübsches Ding verdient hat. Und wie sie riecht! Ein Gemisch aus Blumen, Kräutern und einem unglaublich antörnendem Körpergeruch. Jedes Mal, wenn er sie sieht, möchte er sie am liebsten ablecken, doch Nandita weiß nicht nur um ihre Reize sondern auch um ihre Schicklichkeit. Er hat noch nicht einmal ihre Brüste sehen, geschweige denn anfassen dürfen und Ajith hofft, dass sie auch so schön sind, wie die seiner älteren Schwestern.

"Träum nicht, Idiot!"

Eine befehlsgewohnte Stimme brüllt ihn an und flugs springt Ajith zur Seite, sonst hätte ihn der Rappe des Vorarbeiters niedergeritten. Er ist der reichste Mann der Gegend und wohnt im Nachbardorf, nur einen Ritt von einer halben Stunde entfernt.

"Bitte um Verzeihung!", ruft Ajith laut.

'Arschloch!', denkt er dagegen wütend. Dieser Wichser da auf dem Pferd hat Geld wie Heu, Geld so viel wie Ajith gerne auch einmal haben möchte. Aktuell macht er sich dagegen Sorgen, wie er von seinem kargen Einkommen als Pflücker jemals eine Familie ernähren soll. Dieser blöde Pfeffersack!

"Mögen Dir Deine Pfefferkörner im Arsch brennen und für jahrelangen Juckreiz sorgen!", ruft er dann, als er sicher ist, dass der Vorarbeiter außer Hörweite ist. Ajith kann richtig poetisch werden. Dann funken plötzlich in seinem Hirn zwei Synopsen Alarm und melden eine Idee.

'Pfeffersack?', grübelt er. 'Wieso eigentlich nicht? Pfeffer ist teuer, unermesslich teuer, sogar mehr wert als Gold, wenn das stimmte, was man sich so erzählte. Wenn er sich nun etwas abzweigen würde? Doch wie? Und wo verkaufen? An wen? Und was, wenn man ihn erwischte?'

Schließlich war er schon einmal bei einer unüberlegten Aktion erwischt worden und das hatte ihm damals eine ordentliche Tracht Prügel eingebracht. Wütend dachte er an jenen Morgen vor vier oder fünf Jahren, bei dem es zwar nicht um Pfeffer gegangen war, er sich aber ziemlich blöd angestellt hatte. So blöd, dass es immer noch an ihm nagte.

Es war in seinem letzten Jahr seiner Lernzeit passiert. Diese Dorfschule ging ihm langsam auf den Sack, vier Jahre waren genug. Jeden Morgen in Zweierreihen aufstellen war bei 16 Kindern einfach nur albern. Dann dieses dämliche Gesinge! Lobpreiset den König, die Prinzen und all die dämlichen Fürsten! Er kannte das Gesindel doch überhaupt nicht!

Dafür konnte er jetzt Lesen, Schreiben und ein wenig Rechnen, wusste damit aber noch nichts anzufangen. Viel lieber spielte er täglich mit den anderen Schulkindern verstecken und das er die letzten beiden Male haushoch verloren hatte, nagte gewaltig an seinem Ego. Zwei Tage lang wurde er bei jeder Runde nach kürzester Zeit entdeckt. Das sollte ihm heute nicht wieder passieren. Er würde sich am Bach verstecken, auf einem Baum. So hatte er sich das gedacht.

"Sieh die Kuh, sie macht Muh, und versteckt sein, das musst Du." Sein Namensvetter aus dem Nachbardorf sagte den Versteckspruch auf und Ajith rannte los. Schließlich musste er schnellstens außer Sichtweite sein. Bislang war er immer hinter die Hütten gerannt, weil er dachte, die Zeit würde sonst nicht reichen, sich ordenlich zu verstecken. Diesmal wandte er eine List an: Er rannte in die entgegengesetzte Richtung. Er hatte eine Mulde entdeckt, in die er sich warf. Wartete. Horchte. Bis sein Namensvetter endlich bei 20 angekommen war.

"Ich finde Dich!", rief Ajith 2 fröhlich.

'Diesmal nicht, Knalltüte!', dachte Ajith grimmig.

Er wartete, bis sich die Schritte von ihm entfernten, dann robbte er weiter Richtung Wald. Nur Geduld, bloß nicht aufstehen und rennen. Am Waldrand versteckte er sich hinter dem ersten Baum und lugte zurück. Gerade sah er Ajith 2 in seine Richtung blicken und zögernd losgehen. Er hatte ihn, wie vermutet, hinter den Häusern gesucht und nicht gefunden. Ajith würde doch nicht so blöd sein und in den Wald gelaufen sein?

Doch Ajith war so blöd. In seinem Eifer dachte er keinen Moment an den Waschtag der Frauen. Vorsichtig zog er sich tiefer in den Wald zurück, bis er an eine kleine Lichtung am Bach kam. Hier hing ein starker Ast bis über das Wasser auf den Ajith behände kletterte und sich im Astwerk versteckte.

Lange Zeit passierte nichts. Gerade als er wieder herunterklettern und seinen Sieg genießen wollte, hörte er Stimmen. Weibliche Stimmen! Scheieisssseee! Die Weiber kommen! Und wenn sie ihn erwischten, war der Teufel los! Jeder Mann, der sich hier am Waschtag blicken ließ, würde auf der Stelle blind werden! Das hatte ihm sein Vater mehr als einmal erzählt. Er hatte den Blödsinn natürlich nicht geglaubt und seine Mutter gefragt.

"Ja", hatte sie gesagt, "es stimmt, der Blitz kommt aus dem Himmel und blendet dich, dass Du nie wieder sehen wirst."

Vielleicht war ja doch was dran. Und dann?

Jetzt saß er hier oben fest und konnte sich vor Angst kaum rühren. Er sah die Frauen im kühlen Wasser stehen, nass, von oben bis unten, ihre Kleidung fast durchsichtig. Er konnte ihre Brüste sehen, kleine und große, straffe und hängende mit dunklen Warzen, die sich unter dem dünnen Stoff abzeichneten. Die Weiber schnatterten laut, wie auf dem Hühnerhof. Er konnte einzelne Wortfetzen verstehen und wie es schien, lästerten sie mal wieder über ihre Männer.

Irgendwann wurde der Anblick fast nackter Frauenkörper zweitrangig weil seine Blase drückte. Konnten die nicht etwas schneller machen? Jetzt stellte sich Aafreen auch noch mitten in den Bach, hob den Umhang und pinkelte! Ajith konnte sein Wasser nicht mehr halten, holte seinen Pipimann hervor und ließ sein Wasser in hohem Bogen laufen. Dieser plötzliche gelbe Regen kam jedoch den Wäscherinnen sehr ungewöhnlich vor. Er wurde entdeckt, vom Baum geholt und seinen Eltern mit viel anklagendem Geschnatter übergeben. Von wegen, was für ein sexistisches Schwein er doch sei. Sein Vater verstand kein Wort, prügelte ihn aber dennoch ordentlich durch. Nach dem Motto, ein paar Schläge haben noch niemandem geschadet, denn das nannte man damals fast gewaltfreie Erziehung.

Aber blind geworden war er nicht! Kein Blitz war aus dem Himmel gekommen. Bis auf einen grünblauen Hintern war nichts passiert. Es reichte ihm aber auch so!

Ajith hatte lange gegrübelt, wo denn das große Geheimnis lag, warum er denn überhaupt so bestraft worden war? Nackte Frauen hatte er doch immer schon gesehen. Seine Schwestern, seine Mutter, auch seine Großmutter, als sie noch lebte. Wenn die ganze Familie in einem Raum lebt, blieb das nicht aus. Da mussten die Kinder dem Liebesleben der Eltern beiwohnen, ob sie wollten oder nicht. Großfamilie auf engstem Raum, da ist nicht viel Platz für schamhaftes Getue.

Gerade gestern erst. Bei Sonnenuntergang ging die ganze Familie wie immer zu Bett. Großvater hatte ein Eigenes, nachdem Großmutter mit 38 Jahren gestorben war. Viel älter wurde kaum jemand, Opa galt als Methusalem. Sein genaues Alter wusste er selbst nicht, es gab keine Aufzeichnungen. Mal sagte er, er sei 45, dann wieder 48.

Ajiths Eltern schliefen ihm gegenüber, die beiden älteren Schwestern teilten sich ein breites Bettgestell links von ihm. Darauf war ein weiteres Bettgestell für seine beiden jüngeren Zwillingsbrüder aufgebockt. Er selbst teilte sich eine kleine Koje mit seiner jüngeren Schwester Bhanu, die im Januar in die Schule gekommen war.

Ansonsten waren ein paar Nägel in die Wände geschlagen worden, an denen die wenige Kleidung hing. In der Mitte der Hütte hing die Kochstelle über dem Feuerplatz.

Ajith war mitten in der Nacht wach geworden. Im schwachen Schein der Restglut sah er, wie sich seine Eltern umarmten und küssten. Seine Mutter schlug das Laken zurück und Ajith konnte sehen, wie sich ihre Hand in Vaters Schoß bewegte. Hinter ihm rührte sich seine Schwester.

"Ist es wieder soweit?", flüsterte sie in sein Ohr und lugte ihm über die Schulter Richtung elterliches Bett.

Ajith nickte. "Ja, heute ist wieder 'Rubbel die Maus'".

"Das hab' ich gehört", schimpfte seine Mutter vom Bett herüber, ließ sich aber ansonsten nicht weiter stören.

Bhanu schmiegte sich an seinen Rücken und strich über seinen nackten Bauch. In kindlicher Neugier ahmte sie das Streicheln ihrer Mutter nach. Beide sahen den Schatten ihrer Mutter auf den Vater klettern und ihn leise stöhnend reiten. Vater hielt sie an den Hüften und stöhnte fleißig mit. Die Schatten an der Wand wechselten die Stellung. Der Schatten der Mutter kniete sich auf das Bett und Vater kniete hinter ihr und stieß rhythmisch mit seinem Becken vor. Mit einem zweifachen "Uaaah" fielen die Schatten auf das Bett und für den Rest der Nacht war Ruhe. Nur Großvaters Stroh raschelte noch kurz.

An jenem Morgen nach seiner Tracht Prügel hatte Ajith seine älteste Schwester gefragt, wo denn nun eigentlich sein Verbrechen lag. Wenn die Geschichte mit dem Blitz schon nicht stimmte, vielleicht irrten sich ja seine Eltern und seine Tat war gar nicht so schlimm. Auch Eltern sind ja schließlich nicht unfehlbar.

Sie hatte ihm dann versucht zu erklären, dass es ein Unterschied war, ob die Frau zur Familie gehörte, oder eine Fremde war.

"Quatsch! Wieso das denn? Hier gibt es doch überhaupt keine fremden Frauen. Ich kenne Euch alle schon seit meiner Geburt." Ajith versuchte seiner Schwester mit männlicher Logik zu erklären, warum er doch eigentlich gar nichts angestellt hatte.

"Du möchtest doch auch nicht, dass Deine Mutter oder ich von jedem Fremden begafft werden, oder?"

Typisch Frau, die hört nicht zu. Ich hab doch gerade gesagt, ich bin nicht fremd. Diese blöde Tabugrenze am Bach ergab keinen Sinn. Bestimmt war sie eine Erfindung der Männer, die sich vorm Waschen drücken wollten. Das hätte er verstanden. Aber für etwas bestraft zu werden, was eh jedes Kind wusste, das war einfach nur albern und ungerecht.

Ajiths Hirn kehrt langsam zurück zu seinem aktuellen Problem.

'Pfeffer', denkt Ajith wieder, 'So jeden Tag ein paar Körner in die Hosentasche stecken, das kann ja wohl keiner merken. Meine paar Rupien ein wenig aufbessern.'

Je nach Standpunkt des Betrachters entwickelt Ajith gerade erste kriminelle Energie oder er erfindet eine Art sozialer Gerechtigkeit.

'Wie soll ich denn sonst unsere Kinder ernähren?' Ja, Kinder wollte er und seine Braut auch. Sofort nach der Hochzeit wollten sie mit der Produktion beginnen. Die Machart schien doch sehr angenehm zu sein, zumindest wenn man sah, was seine Eltern da an Spaß bei hatten. Alle Achtung. In dem Alter!

Die nächsten Tage quält er sich weiter mit diesen Gedanken. Pfeffer wird langsam zur Manie. Dann kommt, wie meist in aussichtslosen Fällen, der Zufall zu Hilfe. An diesem Morgen ist es schwül. Jetzt, gegen Mittag, trübt die Sonne sich ein. Ein Gewitter kündigt sich an, womöglich kehrt der Monsun zurück. Alle rechnen damit, noch bis zum Abend weiter arbeiten zu können, da bricht plötzlich die Hölle los. Schlagartig wird es dunkel, dicke Hagelkörner prasseln herab. Die Arbeiter flüchten zum nahen Waldrand und Ajith hinterher. Er kann kaum die Hand vor Augen sehen. Die Hagelkörner prasseln auf seine Hände, die er schützend über den Kopf gelegt hat. Plötzlich stolpert er, fliegt der Länge nach hin, wird von oben bis unten eingesaut.

"Verdammt! Ich seh ja aus wie Dreckschwein in Kruste", flucht er.

Er rappelt sich auf die aufgeschürften Knie. Ein halb voller Sack liegt im Weg. Er greift ihn, ohne weiter nachzudenken, legt ihn sich über den Kopf. So ist er geschützt vor weiterem Hagel, der immer dichter und dicker wird. Er kommt zum Waldrand. Niemand zu sehen. Wohin mit dem Sack, den er inzwischen als seine Beute betrachtet? Was ist überhaupt drinnen? Er öffnet und findet - Pfeffer! Endlich mal kein Müll! Ihm fällt der Baum am Waschplatz ein. Dort im Geäst, dort würde bestimmt niemand suchen. Ajith marschiert los und versteckt sein frisch 'erworbenes' Vermögen.

Die nächsten Wochen verbringt er damit, seinen Schatz zu trocknen und immer wieder neu zu verstecken. Schließlich hat er zwar einen kleinen Sack haltbarer Pfefferkörner, aber weit und breit keinen Abnehmer. Pfeffer alleine macht auch nicht glücklich, solange man sich nichts dafür kaufen kann.

3) Devagiri, 15. Oktober 1255

Vikramadityas II. war gestorben, das Chaluka-Reich zerfiel. Die einstigen Vasallen der Chalukya, die Yavada, gewannen die Oberhand. Der Sultan von Devagiri wurde zusammen mit seinen Söhnen geköpft, seine Frau vom neuen Sultan vergewaltigt und versklavt, seine Töchter den Soldaten zur Belustigung überlassen. Nur Ina, seine dritte Tochter und gerade 19 geworden, konnte durch Zufall dem Massaker entkommen. Sie hatte vor drei Monaten Prinz Jadoo aus dem Norden geheiratet und ist auf dem Weg zum ersten Besuch ihrer Eltern in Devagiri, als das Unheil beginnt.

Ina sieht von weitem Rauch aufsteigen, dort wo der kleine Palast ihrer Eltern stehen sollte. Böses ahnend lässt sie die Kutsche anhalten und befiehlt dem Kutscher sich mitsamt dem Gefährt im Wald zu verstecken. Zusammen mit ihrer Zofe Hirkani macht sie sich zu Fuß auf den Weg, geschickt jeden Kontakt mit Menschen meidend. So erreichen sie Devagiri bei Einbruch der Dunkelheit.

"Zieh Dich aus, wir wechseln die Kleidung", befiehlt Ina ihrer Zofe. "Ich gehe allein weiter und schaue, was los ist. Du wartest hier."

Ina ist eine unerschrockene junge Frau. In der Kleidung ihrer Zofe schleicht sie an den siegestrunkenen Wachen vorbei in die kleine Stadt. Der Palast ihrer Eltern existiert nicht mehr. Vor den rauchenden Ruinen sind Pfähle in den Boden gerammt. An den Pfählen sind die Körper ihres Vaters und ihrer Brüder gebunden, die abgeschlagenen Köpfe aufgespießt. Ina unterdrückt mühsam ein lautes Schluchzen und kotzt in den Staub. Sie schleicht sich wieder zurück, nicht ohne der ersten betrunkenen Wache, über die sie fast stolpert, das Schwert abzunehmen und ihr die Kehle mit einem kräftigen Schnitt von einem Ohr zum anderen durchzuschneiden. Vier weitere Soldaten ereilt das gleiche Schicksal. Ina kann sehr böse werden, wenn man sie ärgert.

Bei Hirkani angekommen berichtet sie schluchzend: "Mein Vater ist Tod, meine Brüder auch, alle aufgespießt wie Schaschlik. Von Mutter und den Schwestern habe ich nichts gesehen, vermutlich wurden sie verschleppt und werden gerade von den Horden vergewaltigt!"

Hirkani schweigt entsetzt, als Ina fortfährt: "Das bedeutet, ich bin mittellos. Mein Mann wird mich verstoßen, umbringen, verkaufen, was weiß ich. Meine Mitgift ist verwirkt. Andere besitzen jetzt das Land, das wir beherrschen sollten. Ich hab für Jadoo keinerlei Wert mehr!"

Die Trauer schlägt schnell in Selbstmitleid um.

Nach einem Moment der Stille, in der beide Frauen ihren Gedanken nachhängen, ergänzt Ina: "Hirkani, Du bist frei! Ich kann keine Zofe mehr gebrauchen. Lass uns wieder die Kleidung tauschen."

Während sie sich aus- und wieder anziehen, fragt Hirkani: "Entschuldigt die anmaßende Frage, aber was hat Eure Hoheit jetzt vor?"

"Spar Dir die Hoheit", lacht Ina bitter. "Hast Du nicht verstanden? Wir beide sind Ausgestoßene. Ich kann nicht zurück zu meinem Mann. Er würde mich verschenken, wenn ich Glück habe an seinen Bruder, der mich dann versklavt, nachdem er mich ordentlich durchgefickt hat. Der Drecksack hat schon lange ein Auge auf mich geworfen. Und Dir als meine Zofe wird es nicht besser gehen. Wenn wir Pech haben verschenkt er uns an irgendeinen fetten alten Sultan, der gerade zu Besuch kommt. Du wirst dann seinen Stallburschen zur Erbauung dienen."

"Stallburschen können ganz amüsant sein", wirft Hirkani unbedarft ein.

Upps, da war der Mund schneller als der Gedanke. Woher soll sie auch wissen, was sie denkt, bevor sie hört, was sie sagt?

Ina sieht sie fragend an. Hirkani ist ein hübsches Mädchen, vielleicht etwas jünger als sie. Ina hatte sich um deren Geschlechtsleben noch nie Gedanken gemacht. Obwohl da mit Sicherheit schon was war. Andere hatten in dem Alter schon den dritten Braten in der Röhre. Zudem verfügte Hirkani über ein ausgeprägt gebärfreudiges Becken. Ina rief sich selbst zur Ordnung:

"Wie meinst Du das?"

Hirkani wird rot. "Nichts für Ihre Ohren, Hoheit."

"Lass diese verdammte Hoheit. Wir haben genug damit zu tun uns durchzuschlagen. Merk Dir, ich bin Ina. Wenn Du mich mit Hoheit ansprichst und jemand hört uns, wird alles nur noch schlimmer! Und jetzt raus mit der Sprache!"