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Kampf des Willens Ch. 03

Geschichte Info
Festgenommen - drei Polizisten, und kein Entkommen für Laura.
6.2k Wörter
4.11
109.3k
5

Teil 3 der 6 teiligen Serie

Aktualisiert 02/03/2022
Erstellt 06/22/2006
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Dies ist das dritte Kapitel einer längeren Geschichte, die sich vorrangig im Bereich Mind Control bewegt. Da dieses Kapitel jedoch auch starke Non-consent-Elemente enthält, steht es in diesem Bereich. Außerdem enthält die Geschichte Inzest-Elemente - solltet ihr Non-consent oder Inzest anstosserregend finden, dann lest nicht weiter, ansonsten wünsche ich viel Spass. Das nächste Kapitel kommt übrigens wahrscheinlich in die Kategorie "Horror".

Natürlich empfehle ich, zunächst die ersten beiden Kapitel zu lesen. Für die, die dies nicht tun wollen, hier eine kurze Zusammenfassung des bisherigen Geschehens zur Orientierung:

In den letzten beiden Jahren ist Lauras Leben völlig aus den Fugen geraten. Schuld daran ist ein geheimnisvolles Medaillon, mit dessen Hilfe zunächst ihr Mitschüler Martin, dann ihr totgeglaubter Mathematiklehrer Herr Seeger Laura ihrer Kontrolle unterwerfen. Und während es Martin noch größtenteils um sein eigenes Vergnügen mit Laura ging, zwang sie Herr Seeger dazu, sich zu prostituieren. Von Martin konnte Laura sich befreien, und als Herr Seeger fürchtet, dass ihr dies wieder gelingen sollte, sorgt er dafür, dass Laura festgenommen wird.

Ich hoffe, dass euch meine Geschichte gefällt. Für Kommentare bin ich immer dankbar.

~~~

Still und dunkel liegt der Leskower See unter dem Nachthimmel. Schilfhalme wiegen sich sanft im Wind, kleine Wellen zerschneiden das Spiegelbild des Mondes. Irgendwo am westlichen Ufer schläft das Städtchen Leskow, und auch im Wald, am Süd- und Ostufer des Sees scheint alles zu schlafen. Nur eine Eule schreit ein paar Mal in die Sommernacht hinein.

Doch dann zerreißen Schritte die Stille der Nacht. Schwere, fast bedrohliche Schritte. Eine dunkle Gestalt bahnt sich ihren Weg durch den dichten Wald, nähert sich einer kleinen Bucht im Südosten des Sees. Schließlich erreicht sie das Wasser, und verharrt einige Momente still. Nur ein Schatten ist zu erkennen, der über das Wasser hin in die Nacht hineinschaut.

Dann wendet der Schatten sich um, kehrt zurück in den Wald, zielstrebig überquert er eine Lichtung, verschwindet zwischen Bäumen und Gestrüpp. Schließlich verstummen die Schritte, und für den Bruchteil einer Sekunde kehrt das Schweigen des Waldes zurück.

Dann jedoch folgt ein energisches, forderndes Klopfen.

***

„Mord, Laura?"

Ein Ausdruck der Ungläubigkeit verblieb noch immer in Kommissar Stefan Rombachs Stimme, als habe er dieselbe Frage während der vergangenen Woche nicht schon unzählige Male gestellt.

„Du hast ja viel durchgemacht... Dein Verhalten in den letzten Monaten kann ich verstehen, nach dem was passiert ist. Gutheißen kann ich das zwar auch nicht, aber das wäre alles noch zu verzeihen, aber... Mord?"

Auf dem Fußboden lag ein Steinchen, vielleicht hatte es an irgendjemandes Schuh geklebt, und war dann hier im Verhörungsraum abgefallen. Laura gab ihm einen kleinen Schubs mit dem linken Fuß, und beobachtete, wie der Stein auf ihren rechten Fuß zurollte. Dann stieß sie es mit dem rechten Fuß zurück zum linken, ganz leicht, so dass die Bewegung ihrer Beine kaum auffiel.

„Schau mich wenigstens an!"

Die Worte waren lauter als gemeint, zwei der anwesenden Polizisten blickten sich kurz mit hochgezogenen Augenbrauen und betrübten Gesichtern an. Als habe er sich vor seinem eigenen strengen Ton erschreckt, schwieg der Kommissar nun.

Ein kleiner Tropfen Speichel war auf Lauras Stirn gelandet, sie spürte den Kontakt der Flüssigkeit mit ihrer Haut wie einen kleinen, brennenden Punkt. Das Mädchen war versucht, ihre Hand zu erheben, sich die Stirn zu wischen. Doch jedwede Reaktion auf ihren Onkel erschien ihr sinnlos, ja gefährlich. Sie starrte nur in sein Gesicht, in die Augen, die sie sonst immer so liebevoll angesehen hatten. Unter den blauen Augen zeigten tiefe Schatten die Anstrengung an, die die letzten Tage auch für Kommissar Rombach bedeutet hatten.

Keiner der Polizisten im Raum wagte zu atmen, während sich Onkel und Nichte schweigend anstarrten. Nur das Ticken einer Uhr störte die Stille.

Das Ticken einer Uhr. Lauras Kopf suchte nach der Verbindung -- sie kannte dieses Ticken. Ihr Kopf schmerzte, das Ticken wurde lauter. Sie starrte in das Gesicht ihres Onkels, wagte es nicht, die brennenden Augen auch nur eine Sekunde zu schließen. Seine Augen waren müde, rot. Blutunterlaufen. Blut. Das Ticken der Uhr. Die bleiche Hand hinter dem Sofa. Das Ticken wurde lauter, umzingelte Laura.

Endlich brach das Mädchen das Schweigen in dem kleinen Verhörzimmer.

„Kann bitte jemand die Uhr anhalten?" flüsterte sie. Dann schwieg sie wieder.

Einige Sekunden noch schwebte das Echo ihrer Worte im Raum, mischte sich mit dem Schweigen der Polizisten und dem Ticken der Uhr. Kommissar Rombachs Gesicht blickte ungläubig auf sie herab. Dann, langsam, breitete sich Wut in ihm aus.

„Sag mal bist du total durchgeknallt?!" brüllte er. Diesmal erschreckte ihn sein eigener Ton nicht, und zu dem Speicheltropfen auf Lauras Gesicht gesellten sich viele andere. Kommissar Rombach schrie noch immer, Laura verstand nicht, was genau er schrie -- sie versuchte es auch nicht. Sie war nur froh, die Uhr nicht mehr zu hören.

***

Frau Meyer öffnete die Ladentür mit einer Vehemenz, die das traditionelle kleine Glöckchen, das in der Bäckerei auf der Hauptstraße noch immer die Kundschaft ankündigte, fast dazu brachte, sich zu überschlagen. An einer roten Leine schleifte sie Fifi, ihren winzigen schwarzen Pudel, hinter sich her. Auf ihren runden, mit leichtem Flaum bewachsenen Wangen zeichneten sich rote Flecken ab. Wer Frau Meyer kannte, wusste, dass es sich dabei um ein deutliches Zeichen ihrer Aufregung handelte. Frau Meyers Emotionen waren ihr immer deutlich anzusehen.

Die Dame hatte ihr ganzes Leben in Leskow verbracht, und sie kannte jeden Menschen hier -- selbst wenn der Betroffene sie nicht kannte, so wusste sie doch Geheimnisse aus seinem Leben, die er nicht einmal den engsten Freunden anvertraut hatte. Frau Meyer hatte eben ein Talent dafür, Neuigkeiten in Erfahrung zu bringen.

Und Neuigkeiten hatte sie zu berichten, soviel war schon bei dem ersten Blick auf ihre glänzenden Augen klar. Sobald sie die Schwelle in die Bäckerei übertreten hatte, erklang auch schon der eine Satz, mit dem Frau Meyer jedwedes Gespräch begann:

„Wissen Sie schon das Neuste?!"

Sie wartete nicht, bis die Verkäuferin, eine stark geschminkte junge Frau, auf diese Frage reagierte. „Er ist aufgewacht", rief sie mit hochernstem Gesichtsausdruck.

Der Gesichtsausdruck der Verkäuferin wirkte ein wenig dümmlich, während sie erstaunt die dicke ältere Dame betrachtete. ‚Die Jacke passt farblich nicht zur Haartönung", ging es ihr durch den Kopf. Erst nach einigen Momenten wurde ihr bewusst, dass Frau Meyer sie erwartungsvoll anblickte. Eine Reaktion war erforderlich.

„Wer?"

„Na, dieser Junge. Der, der die ganze Zeit im Koma lag." Frau Meyer zögerte einige Sekunden. Dann fügte sie noch etwas hinzu: „Ein Vollkornbrot, und zehn Schrippen, bitte."

***

„Mord, Laura?"

Das Echo dieser Worte würde wohl auf ewig in Lauras Kopf klingen. All die Fragen, die ihr in der letzten Woche gestellt wurden, die Fragen, die auch sie selbst sich stellte.

„Warum hast du die Kopnickys umgebracht?"

Die Kopnickys. Davids Familie. Lange hatte Laura sich gefragt, ob sie auch ihn ermordet hatte. Wie fragt man so etwas? Irgendwann, nach langen Stunden, hatte sie sich dazu durchgerungen.

„Was ist mit David?"

Der Polizist, den sie gefragt hatte, zog die Augenbrauen zusammen. Er sah Laura düster an. Auch er kannte das Mädchen, seit sie ein Kind war, sie hatte oft ihren Onkel auf der Polizeidienststelle besucht. Und dass sie lange mit David zusammen gewesen war, wusste die ganze Stadt.

„Wir haben David Kopnicky über die Geschehnisse informiert, im Moment ist er auf dem Weg nach Deutschland. Sehen wirst du ihn wohl erst vor Gericht."

Trotz allem spürte Laura Erleichterung, und sogar so etwas wie Freude. David lebte! Er war gar nicht im Haus oder auch nur in der Stadt gewesen.

Doch diese Freude hielt nicht lange an. Immer wieder sah sie sein Gesicht vor sich, und immer wieder sah sie das vertraute Wohnzimmer der Kopnickys, roch das Blut, hörte die Stille, die nur das Ticken der Uhr störte. Sie hatte Herrn und Frau Kopnicky umgebracht.

***

„Hast du mich nicht gehört?"

Die Frage des Kommissars riss Laura aus ihren Gedanken. Sie saß noch immer auf demselben Stuhl, ihr Onkel stand noch immer vor ihr, die anderen drei Polizisten betrachteten sie noch immer besorgt, auch die Uhr tickte weiter.

Aber irgendetwas hatte sich verändert. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Gar nichts war in Ordnung, gestand sich Laura ein. Schon seit zwei Jahren war gar nichts mehr in Ordnung in ihrem Leben.

Aber gerade jetzt war irgendetwas noch weniger in Ordnung. Es lag etwas in der Luft. Ein bekanntes Flimmern, anders konnte sie es nicht beschreiben -- das Medaillon! Das geheimnisvolle Medaillon, mit dem sie zunächst ihr Mitschüler Martin, und dann ihr ehemaliger Mathematiklehrer Herr Seger kontrolliert hatten -- es war in der Nähe. Laura spürte es deutlich. War Herr Seger in der Polizeistation? Wollte er Laura zurückholen, oder sie dazu bringen, ihr Verbrechen zu gestehen, auf dass er sie sicher hinter Gittern und aus seinem Weg wisse?

Laura musste vorsichtig sein, das wusste sie. Statt ihrem Onkel, dem Kommissar, zu antworten, verwendete sie all ihre Konzentration darauf, ihren Kopf gegen die Macht des Medaillons gewappnet zu halten. Sie hatte gelernt, sich zu wehren, sie war stark.

Doch nichts geschah. Das seltsame Gefühl verschwand wieder.

„Kann ich was zu trinken haben?" fragte Laura schließlich.

Kommissar Rombach nickte. Er selbst verließ den Raum, und kehrte nach wenigen Momenten mit einem Glas Wasser zurück. Laura erhob die Hand, um ihm das Glas abzunehmen. Doch bevor sie danach greifen konnte, spürte sie etwas Kaltes, Nasses auf ihrer Brust: Kommissar Rombach hatte das Glas ohne Vorwarnung und offensichtlich mit Absicht über ihr Shirt ausgeschüttet.

„Hey!"

Laura blickte ihren Onkel vorwurfsvoll an. Der jedoch reagierte nicht, sondern starrte nur auf das Ergebnis seiner Ungeschicklichkeit: Das sommerlich-dünne T-Shirt umschloss nun eng und fast durchsichtig Lauras Brüste, in Reaktion auf das kalte Wasser hatten sich ihre Brustwarzen aufgerichtet und waren deutlich auch durch den Stoff zu erkennen.

Onkel Stefans Gesichtsausdruck wirkte, als sei er irgendwo in einer anderen Welt. Sein Blick war fest auf Lauras Brüste geheftet, und ganz langsam, wie in Trance, erhob er eine Hand. Erst als seine Finger ihr nasses Shirt berührten, löste sich Lauras Sprachlosigkeit.

„Sag mal, spinnst du?" rief sie entsetzt.

Doch sie ahnte, dass ihre Worte nicht zu ihrem Onkel durchdrangen. Da war etwas in seinem Gesichtsausdruck, das ihr gefährlich bekannt vorkam.

Im nächsten Moment jedoch veränderten sich die Züge des Kommissars, und er zog seine Hand zurück. Auch die anderen Polizisten, die eben noch reglos um sie herum gestanden hatten, bewegten sich wieder.

„Entschuldigung, das wollte ich nicht", sagte Kommissar Rombach „Ich hole dir etwas anderes zum Anziehen."

Er ging auf die Tür zu. Die anderen drei Polizisten schienen ein wenig unschlüssig, ob sie ihm nun folgen, oder weiterhin bei Laura bleiben sollten. Doch bevor der Kommissar die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal zu Laura um.

„Zieh dir lieber das T-Shirt aus, du erkältest dich sonst noch."

Seine Stimme klang ein wenig anders als sonst, Laura konnte nicht sagen, worin der Unterschied in diesem Klang bestand, aber die Stimme, die Art die Wörter auszusprechen, war nicht ganz die ihres Onkels.

Laura schüttelte erschrocken den Kopf. Doch Kommissar Rombach kümmerte sich nicht darum. Er wandte sich von der Tür ab, trat zurück in das Innere des Raumes.

„Helft ihr", sagte er zu den anderen Polizisten.

Einer von ihnen, ein etwas kräftigerer, älterer Mann mit grauem Schnurrbart, sprang sofort zu Laura, und bevor sie sich wehren konnte, hatte er ihr Shirt ergriffen und begann, es nach oben zu zerren. Auch auf seinem Gesicht konnte sie den gleichen, etwas abwesenden Ausdruck erkennen, den ihr Onkel hatte. Dann versperrte ihr das Shirt die Sicht, während es über ihren Kopf gezogen wurde.

***

Zum ungefähr zwanzigsten Mal warf die Verkäuferin einen Blick auf ihre Uhr, inzwischen so demonstrativ, dass es selbst einem Blinden aufgefallen wäre.

Frau Meyer war gewiss nicht blind, ignorierte das gelangweilte Gähnen der jungen Frau aber dennoch. Sie war viel zu sehr von ihrem eigenen Redeschwall gefesselt. Gerade holte sie aus, um über den allgemeinen moralischen Verfall der heutigen Jugend zu sprechen -- früher seien die wenigstens noch ordentlich angezogen gewesen, und hätten sich mit Altpapier sammeln und Freundschaftsabende organisieren beschäftigt, überhaupt sei ja früher gar nicht alles so schlecht gewesen, und ... Die Tür des Ladens ging auf, ein junger Mann trat hinein.

Frau Meyer verstummte sehr plötzlich, und auch die Verkäuferin vergaß, nach dem Gähnen den Mund wieder zu schließen: Bei dem jungen Mann handelte es sich um Martin, den Burschen, über den sie sich noch vor wenigen Minuten unterhalten hatten.

Martin war ein wenig bleicher als gewöhnlich, doch sein Blick wirkte gelangweilt wie immer, und ein wenig abwesend. Er schien das Erstaunen, das sein Erscheinen hervorrief, gar nicht zu bemerken, sondern verlangte nur, mit einer langsamen und unsicheren Stimme, die das Sprechen nicht mehr gewohnt ist, einen Eclair und zwei Pfannkuchen.

Es dauerte noch einige Momente, bis die Verkäuferin sich fasste, das Verlangte auf Pappteller legte und in bunte Papiertüten mit den aufgedruckten Worten „Immer lecker von unserem Bäcker" schob. Sie reichte Martin den Kuchen, und gab etwas in ihre Kassenmaschine ein. Mit zitternder Stimme nannte sie den Betrag, der leuchtend grün auch für alle auf dem Kassendisplay erschien:

„Zwei fünfzig."

Martin reagierte nicht. Ganz kurz war es vollkommen still in der Bäckerei, während Martin noch immer abwesend vor sich hinstarrte. Dann öffnete Frau Meyer ihren Mund.

„Setzen Sie's auf meine Rechnung. Der Junge hat wirklich ein bisschen was Süßes verdient."

Die Verkäuferin zuckte relativ gleichgültig mit den Schultern -- so lange sie ihr Geld bekam, war ja alles in Ordnung.

Martin nahm seine Kuchentüten, und drehte sich ohne ein Wort des Dankes um. Die kleine Ladenglocke schellte, als er die Tür öffnete und wieder schloss, dann war es erneut still im Laden.

***

Ein paar Mal zerrte Laura vergeblich an den Handschellen. Da war nichts zu machen. Natürlich nicht. Es hatte auch nichts genutzt, dass sie sich gewehrt hatte, die Polizisten gekratzt und geschlagen hatte. Sie waren stärker. Ohne Mühe hatten sie ihre Arme zurückgezogen, und mit Hilfe der Handschellen an dem Stuhl, auf dem sie saß, befestigt.

Die vier Männer sagten während der gesamten Zeit kein Wort. Ihr teilnahmsloser Blick bestätigte Lauras Verdacht: Sie waren nicht sie selbst, sie handelten nicht nach ihrer eigenen Entscheidung. Das hieß auch, dass jeder Widerstand, jede Argumentation sinnlos war. Sie würden weiterhin das tun, was ihnen befohlen wurde.

Aber warum? Herr Seger hatte sie loswerden wollen, und das war ihm gelungen. Reichte ihm das nicht? Warum musste er sie immer weiter quälen?

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie einen festen Griff an ihren Brüsten spürte. Ihr Onkel, der Kommissar, stand vor ihr, leicht vorgebeugt, jede seiner Hände auf einer ihrer Brüste, und knetete sie grob. Wenn sie den Kopf leicht nach oben drehte, konnte sie sein Gesicht sehen. Obwohl ihr zugewandt, schauten seine Augen dabei in eine unbekannte Ferne, sein Blick wirkte unfokussiert. Kommissar Rombachs Mund stand leicht offen. Laura hörte seinen Atem.

Dann ließ eine Hand ihre Brust los, umfasste Lauras Kinn, drehte mit einer langsamen und doch entschiedenen Bewegung ihr Gesicht noch weiter dem seinen zu. Laura sah seine Lippen sich den ihren nähern. Unter dem dichten Schnurrbart wirkten sie dick und unförmig. Onkel Stefans Schnurrbart -- ihr fiel ein, dass sie ihn vor ein paar Jahren immer deswegen geneckt hatte, ein Schnurrbart sei doch nur was für alte Männer. Der Mund des Onkels war ihrem inzwischen zu nah, als dass sie ihn noch deutlich sehen konnte. Sie konnte seinen Atem spüren, ihn riechen.

Entsetzt versuchte Laura, ihr Gesicht zu entziehen, dem Unvermeidlichen auszuweichen. Der Griff um ihr Kinn wurde härter, zwang sie schmerzhaft, die Augen zu schließen und ihren Mund zu öffnen. Dann berührten Onkel Stefans Lippen sie, überraschend weich, und wie eine Schnecke, wie ein klebriges Tier schob sich seine Zunge an ihren Lippen vorbei. Unnachgiebig forschte sie alle Winkel ihrer Mundhöhle aus, verdrängte ihre eigene Zunge. Dann jedoch sog er diese in seinen Mund, die eiserne Klammer um ihr Kinn zwang sie zum Gehorsam. Laura schmeckte irgendetwas Vertrautes, Bratkartoffeln, Spiegelei und Bier vielleicht, während der Speichel ihres Onkels sie zu füllen schien. Ihr Magen verkrampfte sich.

Die Handschellen wurden gelöst, und eine Hand packte die ihre, zog sie nach vorne. Laura spürte, wie ihre Handfläche gegen rauen Stoff und das kalte Metall einer Gürtelschnalle gepresst wurden. Darunter befand sich etwas Festes, Warmes, Großes. Laura wollte zurückzucken, doch die Hand ihres Onkels lag unbarmherzig über der Ihren, presste und rieb sie mit kreisförmigen Bewegungen gegen sich.

Dann, endlich, ließ er sie los, der Griff um das Kinn löste sich, das feuchte Tier aus ihrem Mund zog sich zurück. Kommissar Rombach richtete sich auf, und blickte auf das Mädchen herab. Laura öffnete die Augen, Tränen brannten in ihnen, und die Haut um ihren Mund fühlte sich verschmiert und gereizt an.

Heiser stieß sie Worte hervor, die es im Inneren ihres Kopfes schon die ganze Zeit schrie. Nicht ihren Onkel oder die anderen Polizisten sprach sie an, sondern jemanden, der irgendwo da draußen sein musste, und der sie doch irgendwie hören könnte, selbst wenn sie fast flüsterte, dessen war sich Laura sicher.

„Warum? Was habe ich Ihnen denn getan, Herr Seger?"

Eine Antwort erhielt sie nicht, stattdessen sprach ihr Onkel zu ihr. Er sah verächtlich auf sie hinab, seine Stimme jedoch klang anders als sonst, härter.

„Nun hab dich nicht so, Laura. Wenn du schon die halbe Schule gefickt hast, können wir doch auch ein bisschen Spaß mit dir haben."

***

Lange hielt Frau Meyer die Stille nicht aus, nach wenigen Minuten sprach sie das Schweigen.

„Hätten Sie das gedacht, dass der sofort aus dem Krankenhaus raus kann? Und man sieht's ihm nicht mal an, dass er so lange im Koma lag."

Die junge Verkäuferin starrte nachdenklich aus dem Fenster, auf die Straße, die Martin vor wenigen Minuten überquert hatte.

„Vielleicht hat er ja selbst verlangt, dass man ihn raus lässt. Ich glaube, so was geht. Da müssen die dann unterschreiben, dass sie selbst die Verantwortung übernehmen. So ist es jedenfalls immer in den Fernsehserien..."

„Ein Wunder ist das aber auf jeden Fall. Er sah ja ganz gesund aus."

Nun war es Frau Meyer, die auf ihre Armbanduhr schaute.

„Aber nein, wie spät es schon wieder ist. Die Zeit vergeht so schnell, wenn man sich unterhält, nicht wahr? Nun muss ich aber wirklich los."

Frau Meyer packte ihre Einkäufe in den bunten Stoffbeutel, den sie mit sich trug, ermahnte Fifi ihr zu folgen, und verließ die Bäckerei. Die Verkäuferin verharrte auf ihrem Platz, zwei Kunden innerhalb so kurzer Zeit war um diese Tageszeit durchaus viel, es würde dauern, bis sie wieder etwas tun musste. Verträumt schaute die junge Frau weiter aus dem Fenster, auf die Straße, die Frau Meyer gerade überquerte. Die alte Dame hatte es überraschend eilig. Schnellen Schrittes verschwand sie in dieselbe Richtung, in die zuvor Martin gegangen war.

***

Laura kniete auf dem Boden, die Hände erneut mit Handschellen hinter ihrem Rücken befestigt. Neben ihr stand ihr Onkel, der sie soeben vom Stuhl herunter gestoßen und in diese Stellung gezwungen hatte. Seine Hand lag ruhig und schwer auf ihrem Kopf. Lauras Gesicht war nach unten gewandt, das Muster im Linoleumfußboden verschwamm vor ihren Augen. Ihre Unterlippe zitterte leicht, ansonsten war sie vollkommen unbeweglich, während sie darauf wartete, was nun geschehen würde.

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