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Senta

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Wie damals als Kind, saß Marie Claire auch jetzt auf dem Boden. Sie war nackt wie die Hexen auf den Bildern, doch anstelle fremder Hände, fühlte sie nur ihre eigene Ferse, die sich in ihr Geschlecht bohrte. Erschreckt stellte sie fest, dass sie nass war. Schon wieder? Oder immer noch? Sie wusste nicht, wie lange sie schon da saß und vor sich hin starrte, der Schmerz in den angespannten Muskeln ihrer Schenkel sagte ihr jedoch, dass der Ausflug in die Welt ihrer Kindheit länger als nur ein paar Minuten gedauert haben musste.

Sie wollte ihre Lage gerade ein wenig verändern, als plötzlich die Tür aufgemacht und ein nacktes Mädchen herein kam. Es schien nicht viel älter als Marie Claire zu sein, jedenfalls auf den ersten Blick nicht, denn zum Glück besann sich Marie Claire gleich des Verbots, die Hereinkommenden niemals anzuschauen, und senkte ihren Blick wieder. Gespannt wartete sie, dass sie angesprochen wurde, doch das Mädchen ging wortlos an ihr vorbei und machte sich hinter ihr an den Geräten zu schaffen, bis es wieder nach vorne kam, eine Gerte und eine Hundeleine in den Händen haltend. Sie klinkte die Hundeleine an das Halsband Marie Claires und setzte sich dann kniend neben sie. Alles geschah wort- und fast geräuschlos, lediglich das metallene Klicken des Karabinerhakens in den Ring des Halsbandes und das nachfolgende, als das Mädchen sich setzte, ebenso metallen klingende Berühren des Bodens durch die Hundemarke, die vom Schoß auch dieses Mädchens hing, waren einzeln wahrnehmbar. Danach herrschte wieder Stille, wenn Marie Claire nicht wüsste, dass neben ihr ein Mädchen kniete, sie hätte es nicht erraten. Eine Zeitlang verhielt sie sich ebenso still wie das Mädchen, doch dann wurde es ihr zu bunt. Warum sollte sie hier stumm sitzen und die Tür anstarren, wenn neben ihr allem Anschein nach eine Schicksalsgenossin saß? Ohne den Kopf zu drehen, fragte sie leise:

„Wie heißt du?"

Das Mädchen an ihrer Seite zuckte.

„Psst!"

Marie Claire verstand den leisen Hinweis sofort. Im Grunde wusste sie schon vorher, dass es den Wartenden verboten war, auch untereinander zu reden, aber jetzt hatte sie die Gewissheit. Was war das für ein Haus! Die Tür war dick, niemand würde sie hören, was also hielt dieses Mädchen davon ab, mit ihr zu sprechen? Sind etwa Mikrophone im Raum versteckt? Marie Claire ärgerte sich abermals, vorher nicht genau hingeschaut zu haben. Aber ansehen wird sie sie doch können, oder? Ohne den Kopf zu bewegen ließ sie ihren Blick langsam über den Boden zu dem Knie des Mädchen gleiten, und von dort weiter zu dem Schoß, wo sie erstmals Halt machte. Sie fand es gänzlich enthaart und weit auseinanderklaffend, nicht nur die beringte, beide inneren Lippen waren in all ihrer Pracht zu sehen, Marie Claire musste laut schlucken, als sie das pulsierende Fleisch sah. Die ovale Marke, die im Gegensatz zu der von Elvira diesmal an der rechten Schamlippe hing, trug eine kurze Inschrift: Senta. Wahrscheinlich war dies der Name des Mädchens, und Marie Claire, der es noch nie an Phantasie gefehlt hatte, sah sich schon beringt und mir einer genauso schönen Erkennungsmarke versehen. Da werden ihre Freundinnen aber staunen. So ein Ring in der Schamlippe, das ist doch was ganz anderes als deren harmlosen Nabelpiercings, oder? Sie werden vor Neid erblassen, wenn sie das sehen. Und sie werden wissen wollen, wo sie es hat machen lassen. Bisher jedenfalls war es so. Als die erste mit einem Ring in der Augenbraue in der Schule erschien, war die Reaktion der anderen zuerst abweisend, aber in der Pause, da wurde sie beiseite geholt und ausgefragt. Und diejenigen, die anfangs am lautesten mit ihrer Ablehnung waren, waren die ersten, die sich danach ebenfalls piercen ließen. Überall. Augenbrauen, Nasenflügel und natürlich der Nabel. Eine hat sich auch die Zunge durchstechen lassen. Das war echt cool. Wenn sie den Mund aufmachte, sah man die Perle. Supergeil. Echt. Doch sie war eine Ausnahme, die anderen beließen es bei den Nabelringen und den Nasensteckern, natürlich mit einem Diamantensplitter dran. In der Disco machte sich das hundertausendmal bezahlt. Die Jungs fuhren auf die Gepiercten tierisch ab, sie sah und spürte es an der eigenen Haut. Früher war sie total beliebt gewesen, aber gegen die funkelnden Diamanten hatte sie keine Chance mehr. Weil sie nicht gepierct war. Nicht gepierct sein durfte! Es kommt gar nicht in Frage, hat ihre Mutter gesagt, wir sind hier nicht im Urwald. OK, zum Ausgleich durfte sie sich endlich Timberlandschuhe kaufen, aber wer schaut in der Disco schon auf den Boden!

Aber jetzt, jetzt wird alles anders. Denen werden gewiss die Augen ausfallen, wenn sie den Ring sehen. Und die Erkennungsmarke erst! Die ist gigastark, die wird sie umhauen. Bestimmt. Niemand hatte bisher Vergleichbares aufzuweisen, sie allein wird die Königin sein. Obwohl, sicher ist das natürlich nicht. Sicher kann man sich bei solchen Dingen nie sein. Was weiß sie, was die anderen unter den Röcken tragen? Man müsste ihnen ja erst die Schlüpfer ausziehen, um zu sehen, ob sie durchbohrt sind oder nicht.

O Scheiße! Sie wird ihren Schmuck gar nicht zeigen können! Niemanden! Mann, so ein Mist! Was nützt ihr das tollste Piercing, wenn sie es nicht herzeigen darf! Oder kann! Scheiße, sie weiß ja nicht mal, ob sie hier je herauskommen wird. Vielleicht muss sie hier bleiben, bis sie alt und hässlich wird wie Elvira. Na ja, die ist zwar nicht alt und direkt hässlich auch nicht, aber der Schmuck steht Senta eben viel besser. Weil sie kraftvollere Lippen hat. Die geben nicht gleich nach und hängen dementsprechend auch weniger heraus. Bei der Großmagd zum Beispiel, da ...

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und als Marie Claire ihren Blick hob, schaute sie in die eiskalten Augen der Großmagd. Wenn man von Teufel spricht, sollte man sich nicht wundern, wenn er früher oder später tatsächlich auftaucht.

„Das wird teuer, Mägdlein!" sagte Elvira, während sie langsam näher kam, „Und es wird immer teurer! ... Und teurer. ... Und noch ..."

Marie Claire senkte den Blick.

„Sag' mal, Mägdlein, was fällt dir ein, hm? Nicht nur, dass du dir unerlaubter Weise Senta angesehen hast, du hast hinterher auch noch die Stirn, mir in die Augen zu schauen. Was hast du dazu zu sagen, Mägdlein Marie Claire?"

„Ich ... ich ..." stotterte Marie Claire und suchte hilf- und kopflos den Blickkontakt wieder, „Ich bitte um Ver..."

„Runter! Runter mit dem Blick, Mägdlein!" Elviras Stimme zitterte, sie schien jetzt wirklich aufgebracht, „Ich habe nichts vom Hochschauen gesagt!"

„Verzeihung, Großmagd Elvira, ich ... ich wusste das nicht."

Marie Claire war durcheinander. Es fiel ihr schwer, zu sprechen, ohne dem Gegenüber in die Augen zu schauen. Ein Leben lang wurde ihr das eingeschärft, und nun sollte sie auf einmal das genaue Gegenteil tun. Oder sogar mehr als das. Das Geschlecht Elviras befand sich inzwischen genau vor ihren Augen, es war ihr, als ob sie ihre Entschuldigung nicht Elvira, sondern diesem herausfordernden Etwas darbringen müsste. Rotbraun und nah an der Spalte feucht glitzernd sah die herausgezogene Schamlippe wie ein nasser Lappen aus, den man zum trocknen aufgehängt und beschwert hatte, damit er nicht wegflöge oder wie eine Gardine auch ohne bügeln schön gerade bliebe.

„Was wusstest du nicht?"

„Na ja, dass ich Ihnen nicht in die Augen schauen darf."

„Wieso nicht? Die Anweisung war ganz klar: egal, was passiert, du darfst deinen Blick solange nicht heben, bis jemand es dir erlaubt! Und überhaupt, was hast du bei Senta gesucht?"

„Oh, das ... Großmagd Elvira, das ist ... also, ich war nur neugierig."

„Neugierig? Auf was?"

„Auf ... auf ihre ... auf ihren Ring."

„So, auf den Ring. Habt ihr auch darüber gesprochen?"

„Nein, Großmagd Elvira."

„Wirklich nicht?"

„Wirklich nicht, Großmagd Elvira. Ich wollte zwar, aber Senta ..."

Mist! Jetzt hat sie sich selber verraten. Warum will sie bloß immer und überall alles erklären? In der Schule war das auch nicht anders; sie war berühmt dafür, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen, weil sie immer mehr erzählen wollte als gefragt wurde. Und wenn das Zuvielerzählte falsch war, dann bekam sie automatisch schlechtere Note, auch wenn die eigentliche Antwort richtig war.

„Stimmt das, Magd Senta?"

„Ja, Großmagd Elvira."

„Was hat sie von dir gewollt?"

„Sie wollte meinen Namen wissen, Großmagd Elvira."

„Und? Hast du's ihr gesagt?"

„Nein, Großmagd Elvira."

„Brav, wirklich brav", sagte die Großmagd und machte zwei Schritte Richtung Senta. Als sie bei ihr angelangt war, nahm sie den Kopf der Knienden in ihre Hände, beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. „Zur Belohnung kannst du an meiner Stelle das neue Mägdlein bestrafen. Dann führe es zum Scheren und Waschen. Du hast aber nicht viel Zeit: das Frühstück ist um acht, der Großbauer wird anwesend sein."

Als die Großmagd verschwand, sprang Senta wie von Tarantel gestochen auf.

„Auf!" rief sie und zog auch Marie Claire an der Hundeleine hoch, „Komm, Marie Claire, du hast ja gehört: wir haben keine Zeit zu verlieren."

„Was willst du von mir?" wehrte sich Marie Claire schwach.

„Magd Senta!" sagte Senta scharf, während sie Marie Claire hinter sich zog , „Was willst du von mir, Magd Senta, heißt das!"

„Entschuldigung."

„Entschuldigung, Magd Senta! Mann! Bist du wirklich so schwer von Begriff?"

„Ich ... ich weiß nicht, Magd ... Magd Senta. Es ist alles so neu für mich."

„Denkst du, ich weiß das nicht?" Senta drehte sich um und lächelte Marie Claire an, „Denkst du, ich weiß nicht, wie dir zumute ist?"

„Aber woher ...?"

„Hände auf den Rücken!" befahl das Mädchen und fuhr dann fort, „Auch mich hat der Scheißkerl hergebracht, vergewaltigt und liegengelassen. Dann kam Elvira, dann ein anderes Mädchen, alles wie bei dir, nehmen ich an. Ein halbes Jahr ist das jetzt her."

Während sie sprach, fing sie an, Marie Claires Arme mit einem Seil zusammenzubinden.

„Und wo ... wo hat er dich gefunden ... ich meine, wo ..."

„Wo er mich aufgegabelt hat, willst du fragen? Am Hauptbahnhof. Wie dich auch, oder? Bei den anderen war es jedenfalls so. Immer die gleiche Masche. Bei allen. Das heißt, nein. Bei Elvira wissen wir nicht, wo und wie er sie herumgekriegt hat."

„Wieso kannst du so ... so frei sprechen, Magd Senta?" Marie Claire, der plötzlich bewusst wurde, wie ängstlich sich Senta vorher benahm, flüsterte jetzt, „Gibt es denn hier keine Mikrophone oder Videokameras?"

„I wo!" Senta lachte laut auf, „Das hier ist ein Bauernhof. Hier gibt's nichts, was irgendwie nach Elektronik aussehen würde. Du kennst doch die Bauern: keinen neumodischen Kram, das ist ihre Devise. Darin sind sie sich alle gleich, ganz egal wie pervers sie auch sein mögen, wir müssen uns direkt glücklich schätzen, dass wir Strom haben."

„Aber warum hast du dann vorhin so getan, als ob uns jemand hören könnte?" rief Marie Claire erbost aus.

„Weil erstens, Elvira manchmal vor den Türen horcht, bevor sie reinkommt, und zweitens, weil ich dir zeigen wollte, dass man hier die Verbote ernst nehmen muss. Unbedingt."

„Und jetzt?"

„Was jetzt?"

„Horcht sie jetzt nicht?"

„Nein. Der Großbauer wird am Frühstück teilnehmen, da hat sie mit den Vorbereitungen so viel zu tun, dass ihr keine Zeit für solche Späße bleibt."

„Dann verstehe ich nicht, wieso du mich eben beschimpft hast?"

„Ich? Dich beschimpft? Ah, du meinst das mit der richtigen Anrede? Ja, das kann ich dir erklären: weil die Anrede hier total wichtig ist. Sie ist das A und O. Wenn du den Großbauer und die Großmagd richtig anredest, hast du schon halb gewonnen. Unter uns Mägden gilt zwar das gleiche, aber wir tun das gewöhnlich nur, wenn die Großkopferten dabei sind. Dir würde ich allerdings empfehlen, auch uns korrekt anzureden, denn es gibt da kleine Eifersüchteleien untereinander. Zumindest am Anfang, bis du weißt, wie hier die Fronten verteilt sind, sollst du dich exakt so verhalten, wie das von einer Magd verlangt wird. Ich war bisher die jüngste hier und mir ist wirklich egal wie du mich anredest, aber es gibt hier ein paar Tussis, die ... na ja, du wirst sie noch kennenlernen. Also, je schneller du das richtige Verhalten intus hast, desto weniger Fehler werden dir unterlaufen, denn die Strafen sind really nicht von Pappe. ... So, mein liebes Mägdlein, du bist fertig. Wie willst du bestraft werden?"

„Wie? Kann man sich die Strafen aussuchen?" Marie Claire war nicht nur wegen der festen Fesselung ihrer Hände verwirrt, „Eben sagtest du doch, die Strafen wären nicht von Pappe, und jetzt ..."

„Mann, sei doch froh, dass ich dir die Wahl lass'!"

„Wahl? Wahl von was? Ich meine, ich weiß ja gar nicht, was hier so üblich ist."

„Tja, das glaub' ich dir. Als ich herkam, hatte ich auch keinen blassen Schimmer, was hier unter diesem Begriff so läuft. Aber keine Angst, du checkst das auch bald. Also, schau dich mal um! Oder nein, das dauert zu lange, ich mache dir ein paar Vorschläge und du suchst aus. Nur noch eine Frage vorneweg: stehst du auf Spanking oder hast du semipermanente Verbindungen lieber?"

„Was? Ich verstehe nur Bahnhof."

„Mann! Ob du eine Tracht Prügel oder ein paar Klammern haben willst, hab' ich dich gefragt!"

„Ah sooo! Nee, keine Prügel. Aber ... aber was macht man mit Klammern?"

„Klemmen natürlich. Brustwarzen, Schamlippen, Kitzler ..."

„Du spinnst wohl!"

„Ganz und gar nicht. Also, was willst du?"

„Nichts von alledem!"

„Sei nicht kindisch, Marie Claire, ich muss dich bestrafen."

„Ja, ich weiß", Marie Claire wurde sich ihrer ausweglosen Lage immer bewusster. Wofür sie sich auch entschied, immer gab es Unangenehmes zu erwarten, selbst die überaus freundliche Senta vermochte das Drohende offensichtlich nicht abzuwenden. Aber wie wäre es mit ein bisschen Mitleid?

„Aber Senta, das tut doch alles weh!"

„Natürlich, alle Strafen tun weh. Selbst die Geldstrafen. Aber die gibt's hier ohnehin nicht, auch keine Einzelhaft oder sowas. Hier gibt's nur die Körperlichen. Ich musste das auch erst lernen, Marie Claire, aber hier glaubt man, dass indem man den Körper traktiert, auch den Geist, den eigentlich Schuldigen, zu strafen."

„Und? Gelingt ihnen das?"

„O ja!"

„Echt?"

„Echt. Oder glaubst du, ich erzähl' dir Märchen?"

„Das nicht. Aber es ist so schwer zu glauben, weißt du? Ich meine, die körperlichen Strafen sind doch hierzulande schon lange out und außerdem verb ..."

„Hier sind sie in, Marie Claire, nur das zählt. Also?"

„Ich weiß nicht. ... Wie viel Schläge gibt's denn?"

„In deinem Fall würden sieben genügen, denke ich. Mit der Reitgerte."

„So viel?! Auf den Hintern, nehme ich an?"

„Ja natürlich auf den Hintern. Aber du kannst es auch weniger haben; auf die Titten würde es in diesem Fall fünf, auf die Möse nur drei Schläge geben."

„Das kann doch nicht wahr sein! Auf die ... Würdest ... würdest du hart zuschlagen?"

„Nein. Aber es müsste schon was zu sehen sein. Elvira schaut sich das hinterher immer an."

„O mei, o mei! Was soll ich bloß machen?"

„Wenn du einen guten Rat hören willst: nimm Klammern."

„Warum?"

„Die Schläge würden wie gesagt Spuren hinterlassen und das könnte recht unangenehm werden, weil du hinterher noch gewaschen wirst. Die Klammern dagegen, na ja, die beißen zwar am Anfang ein bisschen und die Bestrafung dauert naturgemäß auch länger, aber sie hinterlassen keine Spuren."

„Und wo ... und wo würdest du sie anbringen?"

„Wo du willst: an Brustwarzen, Scham... „

„Sei still! Und ... und wie lange müsste ich die Klammern tragen? Ich meine, gibt's da auch eine Abstufung wie bei den Schlägen?"

„Ja, die gibt es. Allerdings sind die Stufen nicht nur Körperteil-, sondern auch Gewichtsbezogen. Je schwerer die Klammern beziehungsweise die daran hängenden Gewichte, desto kürzer die Dauer und umgekehrt. Leider hast du diesmal keine Wahlmöglichkeit, weil die Klammern auf jeden Fall bis zum Frühstück dranbleiben müssten, damit Elvira die Strafdurchführung überprüfen kann."

„Mist verdammter!" rief Marie Claire aus, um ihren Unmut Luft zu geben, aber auch, um Zeit zu gewinnen. Sich schlagen lassen, kam für sie von Anfang an nicht in Frage. Natürlich, die Klammern waren auch nicht gerade das Wahre, aber jetzt, als sie hörte, dass sie zeitlich begrenzt angewandt würden, erschienen sie ihr als die eindeutig bessere Alternative; es kam nun darauf an, den Beginn der Bestrafung möglichst lange hinauszuzögern.

„Entschuldige bitte, Senta, aber gibt es hier kein Pardon? Gibt es keine Möglichkeit, um die Strafe herum zu kommen? Ich meine, haben sie wirklich an alles gedacht?"

„Und ob, Marie Claire! Und ob sie an alles gedacht haben! Das heißt, es ist der Großbauer, der an alles gedacht hat. Leider kann er alles mit uns machen, was er will, dafür sind wir selber schuld."

„Selber schuld? Das sehe ich aber nicht so. Er hat uns doch gezwungen ..."

„Gezwungen? Hat er dich gezwungen, mitzukommen?"

„Nein, das nicht, aber er hat mich getäuscht."

„Ah! Was hat er dir denn versprochen und nicht gehalten? Ich meine, konkret?"

„Konkret? Also konkret hat er mir ein Abendessen versprochen."

„Ein Abendessen!? Na, wenn's sonst nichts ist! Du wirst dein Abendessen schon noch bekommen, keine Sorge! Und nicht nur eines! Ich sage dir, um alle deine zukünftigen Mahlzeiten musst du dich nicht mehr sorgen. Nie mehr. Denn er wird für dich sorgen. Wie Mutter und Vater gleichzeitig. Oder wie ein Liebhaber. Manchmal freilich auch wie ein Kerkermeister, nichts ist vollkommen. Er wird dir all das und noch mehr sein. Er wird dein Alles sein. Wart's nur ab. Jetzt allerdings können wir nicht mehr warten. Du muss deine Strafe jetzt bekommen, sonst bin ich selbst dran. Also, Marie Claire, was ist? Wozu hast du dich entschieden?"

„Entschieden? Ich weiß nicht, ich ... ich ..."

„Schluss jetzt! Hier! Steig' auf den Stuhl und leg' die Beine in die Bügel!"

„Aber ich ..."

„Rauf, habe ich gesagt! Sonst gibt's gleich eine Strafverschärfung!"

Marie Claire folgte. Was blieb ihr übrig? Selbst wenn sie nicht gefesselt gewesen wäre, Senta hatte den längeren Hebel in der Hand. Eigentlich war das kein Hebel, was sie in ihrer Hand hielt: zwei Klemmen, deren krokodilähnliche Zähne mit Plastik überzogen waren, warteten darauf, sie ins zarte Fleisch zu beißen. Mühsam kletterte Marie Claire auf den Stuhl, doch statt sich hinzulegen, blieb sie zwischen den Bügeln sitzen.

„Auf was wartest du? Leg' dich hin, oder bist du zum ersten Mal auf so einem Stuhl?"

„Nein, aber ich bin doch gefesselt und kann ..."

„Unsinn! Natürlich kannst du das! Leg' dich einfach auf die Hände, es dauert nicht lange!"

Marie tat, was ihr befohlen wurde. Ihr Hintern schwebte frei in der Luft und als sie ihre Beine in die Bügel legte, strich kühle Luft zwischen ihren Beinen.

Sie wusste, ihr Geschlecht war offen.

„Mann o Mann! Ich kann vor lauter Haare fast nichts sehen! Jetzt verstehe ich den Großbauer direkt, warum er von uns verlangt, mit blanken Mösen umherzulaufen. ... Mann o Mann! ..."

Senta murmelte vor sich hin, während sie daran ging, Marie Claires Geschlecht freizulegen. Dann schimpfte sie leise, dass es gar nicht ginge, was sie sich vorgenommen hatte, und stöberte in einer Schale nach etwas Neuem.

„Warum zitterst du so, Marie Claire?" sagte sie dann, „Pass' auf, jetzt wird's ein wenig beißen. Glaubst du, dass du ruhig bleiben kannst? Ich müsste dich sonst auf den Stuhl festbinden."

„Ich weiß nicht, Senta, ich werd's versuchen", antwortete Marie Claire tapfer, doch als das kalte Metall sie berührte, zuckte sie heftig zusammen und klemmte Senta zwischen ihre Beine.

„Na, na! Ich habe noch gar nichts gemacht!"

„Nichts? Oh, dann wär's vielleicht doch besser, wenn du meine Beine fesseln würdest, Senta. Ich bin anscheinend zu kitzlich da unten und ..."

„Kein Problem!"

Wieder eine Minute oder zwei gewonnen! Marie Claire lachte sich ins Fäustchen.

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