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Strafe 04: Straflager

Geschichte Info
Zweite Phantasie: Straflager in Fernost.
10.9k Wörter
3.42
30.4k
1
0

Teil 4 der 6 teiligen Serie

Aktualisiert 09/25/2022
Erstellt 09/17/2014
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- Straflager

Steve war so lässig, wie man sich einen Amerikaner nur vorstellen konnte. Er wusste immer ganz genau, wo was los war und wo die coolsten Plätze waren.

Die beiden Trainees der Südostasien-Dependance eines großen deutschen Industrieunternehmens hatten sich ihm gerne angeschlossen: Er kannte sich in der Stadt aus. Mit ihm war immer was los, auch wenn seine heißen Tipps manchmal ziemliche Rohrkrepierer waren. Diesmal hatte er den allerheißesten Tipp auf Lager, den er aber erst kurz vor dem Ziel preisgeben wollte.

„Here we are!", stellte er an einer ziemlich überraschenden Stelle fest: Sie standen vor einer hohen Mauer.

Tina und Ralf sahen ihn mit fragenden Augen an.

„Wir steigen jetzt da drüber!", verkündete er lässig.

„Und was befindet sich hinter dieser Mauer?", fragte Ralf mit einem gewissen Unbehagen.

„Und wie kommen wir über die Mauer drüber?", wollte Tina - schon deutlich abenteuerlustiger als Ralf -- von ihm wissen.

„Stupids!", kanzelte Steve die beiden deutschen Angsthasen und Nixblicker ab. „Da vorne ist ein Gittertor -- da kommen wir ohne Probleme rüber."

Sie schauten sich um, ob irgendjemand zu sehen war. Doch in der ruhigen Gasse lag alles dunkel und einsam. Steve und Tina ließen keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass sie den coolsten Platz der Stadt für sich erobern wollten und stiegen behände über das mit dicken Ketten verschlossene gusseiserne Tor. Ralf kletterte ihnen mit mulmigem Gefühl hinterher.

Sie schlichen zwischen den wie ausgestorben daliegenden Pavillons, Ballustraden und Figuren hindurch und stiegen die Stufen des Pyramidentempels empor. Sie setzten sich knapp unterhalb der Spitze auf die Stufen und genossen den atemberaubenden Blick über die vieltausendfach erleuchtete Stadt. Selbst Ralf war hellauf begeistert und hatte sein komisches Gefühl fast schon wieder vergessen.

„Raucht ihr einen mit?", lud sie Steve zu einem Joint ein.

„Oh, ja -- geil!", war Tina gleich dabei.

Ralf hatte noch nie geraucht. Doch wenn es einen Moment gab, der allgemeinen Euphorie nachzugeben, dann war es dieser. Er zog an dem dünnen handgerollten Glimmstängel, musste ein paar Mal heftig husten und spürte gleich die benebelnde Wirkung des ziemlich üblen Krauts. Ihm wurde sofort schlecht.

Er bekam fast nichts mehr mit von dem Chaos und dem Geschrei, das kurz darauf über sie hereinbrach. Man zog und zerrte an ihm, man schrie ihn an, doch er war völlig weggedreht.

Steve und Susanne rannten sich die Lungen aus dem Leib und retteten sich mit einem Sprung über das nächstbeste Gitter ins Freie.

Er torkelte in Handschellen neben den beiden Gendarmen her, die ihn aus dem verbotenen Tempelbezirk abführten.

Er musste sich mitten vor dem zentralen Tempel übergeben. Er wurde von Polizeistöcken traktiert und wurde äußerst unsanft zum Weitergehen gezwungen.

Als er mit heftigen Magenkrämpfen in der vergitterten Zelle des örtlichen Polizeireviers kauerte, wollte er nur noch eines: sterben...!

*

Sein Schädel war kurz vorm Explodieren. Er spürte schmerzhaft die Blutergüsse, die die Polizeiknüppel an seinen Seiten hinterlassen hatten. Er hätte jetzt alles für eine Aspirin gegeben!

Er wurde von zwei Polizisten unsanft aus der Zelle gezogen und in den Hof des Polizeireviers gebracht. Seine Vernehmung fand unter freiem Himmel statt: Er stand, der Revierleiter saß hinter seinem Schreibtisch, auf dem ein Ventilator rauschte. Der Sergeant sprach ihn auf Englisch an: „Yu kno dat yu hav sirriosly violeted de dignity of e secrred plece?"

Er schaute den Polizisten mit großen Augen an.

„End even worrse forr yu: drrug abuse vil end yu in prrison!"

Nun erst wurde ihm bewusst, in welch dramatischer Lage er sich befand.

Nach der Aufnahme seiner Personalien wurde er gefragt, ob er sich bewusst gewesen sei, dass er in einen verbotenen heiligen Bezirk eingedrungen sei. - Er verneinte.

Er wurde befragt, ob er Drogen zu sich genommen hätte. - Er leugnete es.

Schließlich wurde er aufgefordert, seine „frrends" zu verraten. Das würde seine Lage deutlich erleichtern. - Er schwieg.

Der Sergeant war sichtlich ungehalten über seine unkooperative Haltung.

„Yu tink dat yu cennot be punished as e Eurropean, dont yu?" - Der Sergeant zeigte ihm seine blendend weißen Zähne: „I assurr' yu: yu vill!"

*

Das Verhör hatte ihn in eine zeitweilige Schockstarre versetzt. Die Worte, die der Revierpolizist verwendet hatte, purzelten ihm nur so durcheinander: „violated", „sacred place"„drug abuse", „punished" und „prison"! Er dachte nur noch: „Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße...!"

Am frühen Nachmittag wurde er vom Polizeirevier -- wieder in Handschellen -- in das nahe Bezirksgericht gefahren. Er wurde in eine Großraumzelle gesperrt, in der ein knappes Dutzend Delinquenten auf ihre Vernehmung oder auf ihren Prozess warteten.

Erst nach enervierenden Stunden in der stickigen, nach Schweiß und Exkrementen stinkenden Zelle wurde er herausgerufen und in einen kleinen fensterlosen Raum gebracht. An einem Tisch saßen zwei ältere Herren, die ihn mit ernster Miene anblickten.

„Setzen Sie sich! Ich bin Botschaftsrat Schmidt von der deutschen Vertretung und das ist Mr. Yip", machte ihn Herr Schmidt mit seinem chinesischstämmigen Anwalt bekannt. Herr Yip sprach ein erstaunlich gutes Deutsch und setzte ihm in kurzen, klaren Worten die Lage auseinander: „Ihr Prozess wird bereits morgen früh stattfinden. Die Anklage lautet auf Einbruch, Verletzung der Würde einer heiligen Stätte und auf Missbrauch leichter Drogen."

Er schaute den Anwalt mit großen Augen an.

Dieser fuhr fort: „Ich rate ihnen, zu gestehen. Der Einbruch in den Tempel lässt sich sowieso nicht leugnen und in Ihrem Blut wurden Spuren von Marihuana gefunden. Außerdem wurde zwei Meter von ihnen entfernt ein noch leicht nachglimmender Joint sichergestellt."

In seinem bejammernswerten Zustand hatte er gar nicht bemerkt, dass ihm Blut abgenommen worden war.

Der Anwalt wurde nun ganz ernst: „Sie müssen mit einer Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe rechnen. Ich rate Ihnen dringend, die Identität der Mittäter offenzulegen. Das könnte Ihnen zumindest die Prügelstrafe ersparen."

Er wurde leichenblass.

„P-prügelstrafe...?"

„Yes, Sir. Auf Drogendelikte steht grundsätzlich die Prügelstrafe mit einem Rohrstock. - Äußerst schmerzhaft...!", verzog der Anwalt sein Gesicht zu einer Grimasse.

Er blickte den Botschaftsrat hilfesuchend an.

Der zuckte mit den Achseln: „Wir werden alles Menschenmögliche versuchen, aber die Beweise sind eindeutig und die Tatvorwürfe sind alles andere als Bagatellen!"

Mr. Yip schob ihm Zettel und Bleistift über den Tisch und forderte ihn auf: „Schreiben Sie die Namen der anderen Beteiligten auf das Papier."

Er stotterte: „A-aber d-da war auch ein M-mädchen da-bei-bei!"

„Deutscher Nationalität?", fragte Herr Schmidt.

„J-ja."

„Sie müssen es sich gut überlegen, ob es das wert ist. Wahrscheinlich wird sie sich früher oder später sowieso selbst stellen."

Er blickte betroffen auf den weißen Zettel, der vor ihm auf dem Tisch lag. Dann schob er ihn mit zitternden Händen zu Herrn Yip zurück.

*

Er verbrachte eine schlaflose Nacht in der Gemeinschaftszelle. Außer einer versifften Toilettenschüssel, in der man vor aller Augen seine Notdurft verrichten musste, und einem winzigen Waschbecken gab es keinerlei hygienische Einrichtungen. Man schlief auf einer Bastmatte.

Er dachte die ganze Zeit verzweifelt darüber nach, ob er nicht einen ganz, ganz großen Fehler machte, wenn er hier den Helden spielte und Tina und Steve nicht verriet. Die beiden hatten ihn schließlich einfach im Stich gelassen. - Nein, dass konnte nicht sein: In seinem Zustand hätten sie nie eine Chance gehabt, mit ihm zusammen zu flüchten. Aber hätten sie nicht einfach bei ihm bleiben können? - Wäre er denn geblieben, wenn sich ihm die Chance zu entkommen geboten hätte? Er könnte doch zumindest Steve verraten, der war schließlich an allem schuld!

Er zermartete sich das Gehirn und kam zu keiner Lösung. Schon aus schierer Müdigkeit bleib er schließlich bei seinem einmal gefassten Entschluss.

*

Der Richter machte kurzen Prozess: Er verlas seine Personalien und verpflichtete ihn zu wahrheitsgemäßem Antworten (Mr. Yip übersetzte simultan). Er ließ die Staatsanwältin die drei Anklagepunkte verlesen und fragte ihn, ob er seine Schuld eingestehe. Er antwortete mit „Ja". Der Richter fragte Staatsanwältin und Verteidiger, ob sie Fragen an den Angeklagten hätten oder ob sie Zeugen hören wollten. Beide verneinten, und das Gericht zog sich zurück.

Nach knapp zehn Minuten erhob sich der gut gefüllte Gerichtssaal zur Verkündung seines Urteils: Er wurde in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen.

Die Verkündung des Strafmaßes sollte in einer weiteren Sitzung um zwei Uhr nachmittags erfolgen.

Er wurde in Handschellen in die Zelle abgeführt. Die Wartezeit erschien ihm ewig. Mittags löffelte er ohne Appetit an einer dünnen Gemüsesuppe und stocherte in einem Schälchen Reis, während um ihn herum herzhaft geschmatzt und geschlürft wurde. Ihm war eher nach Kotzen zumute...

Punkt 14:00 Uhr stand er vor der Gerichtsschranke und erwartete die Verkündung seines Strafmaßes.

Der Richter sprach und Mr. Yip übersetzte: „Der Verurteilte Ralf D. wird zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zu zwölf Hieben mit dem Rohrstock verurteilt."

Er wurde kreidebleich.

Der Richter fuhr fort: „Die Berufungsverhandlung ist auf heute Nachmittag, 16:30 Uhr angesetzt."

So schnell sein Prozess auch über die Bühne ging, so enervierend war doch das ausufernde Prozedere mit Verkündung des Urteils, Warten, Verkündung des Strafmaßes, Warten, Berufungsverhandlung - und dann...?

Die bittere Wahrheit rückte für ihn allmählich näher. Er konnte zwar hoffen, dass sein Strafmaß in der Berufungsverhandlung vielleicht sogar noch einmal deutlich vermindert würde, doch musste er definitiv damit rechnen, im Gefängnis zu landen und wahrscheinlich auch geprügelt zu werden.

Die Richterin eröffnete die Berufungsverhandlung mit zehn Minuten Verspätung. Von einer Verhandlung konnte allerdings nicht die Rede sein. Staatsanwältin und Verteidiger hatten wieder keinerlei Fragen. Er wurde gefragt, ob er seine Taten bereue, was er selbstverständlich bejahte. Wieder zog sich das Gericht zur Beratung zurück. Mr. Yip flüsterte ihm in der kurzen Pause zu, dass sich Tina der Polizei gestellt und Steve dabei denunziert habe, dass der sich aber durch Flucht ins Ausland der Strafverfolgung entzogen habe. Das sei immerhin schon einmal von Vorteil, dass seine Nichtaussage für das Gericht jetzt nicht mehr relevant sei.

Die Richterin verkündete das revidierte Strafmaß: „Sofern sich der Verurteilte Ralf D. einer freiwilligen Drogentherapie unterzieht, wird die Haftstrafe zur Hälfte auf Bewährung ausgesetzt. Die hälftig zu verbüßende Haftzeit wird in Form von Lagerhaft vollstreckt. Die Prügelstrafe von zwölf Hieben mit dem schweren Gefängnis-Rohrstock wird umgewandelt in 24 Hiebe mit dem leichten Lager-Rohrstock. Die Vollstreckung der Haftstrafe erfolgt nach Beendigung der Drogenentzugstherapie. Diese ist unverzüglich anzutreten."

Er war sich nicht sicher, ob er alles richtig verstanden hatte und ob er jetzt erleichtert oder erschüttert sein sollte.

Seine wirren Gedanken wurden von der Frage der Richterin abgeschnitten, ob er das Strafmaß annehme. Er schaute sich fragend zu seinem Anwalt um. Der nickte. Er antwortete: „Ich nehme die Strafe an."

Er erfuhr später, dass das Aushandeln der Straferleichterung die Botschaft eine ordentliche Summe Geld gekostet hatte. Der fünfstellige Betrag wurde schließlich von seinem Arbeitgeber übernommen.

*

Er wurde in das zentrale Eingangsgefängnis auf der Gefängnisinsel verbracht: Er saß mit zwei weiteren Mitgefangenen im vergitterten Laderaum eines Transporters, die Hände in Handschellen, die mit einem Karabinerhaken an einer Öse unterhalb des Sitzes zwischen ihren Beinen festgemacht waren.

Nach dem Passieren einer Sicherheitsschleuse mit Leibesvisitation wurden sie auf ein kleines Gefängnisboot verladen. Auch dort wurden ihre Handschellen wieder an Sicherungsösen festgemacht. Nach zwanzigminütiger Fahrt um die halbe Insel herum landeten sie an und wurden wieder in einen Transporter verfrachtet. Schließlich gelangten sie im Aufnahmebereich des Eingangsgefängnisses an.

Nach dem Passieren einer weiteren Sicherheitsschleuse betraten sie einen Raum, in dem sie von vier Gefängniswärtern empfangen wurden. Zu beiden Seiten des Raumes standen je zwei schwerbewaffnete Gefängnispolizisten mit Gewehr im Anschlag.

Er musste schlucken.

Die Wärter öffneten die Handschellen und forderten die drei Männer auf sich auszuziehen (der ihm zugeordnete Wärter tat es auf Englisch). Sie mussten ihre Schuhe und Kleider in ein Plastikkörbchen, das jeweils zu ihren Füßen bereitgestanden hatte, hineinlegen. Sein Nebenmann wurde angeraunzt, weil er seine Klamotten nicht fein säuberlich zusammengelegt, sondern unsortiert in das Körbchen geworfen hatte. Sie mussten die Arme in den Nacken legen und ihre Beine breit machen. Sie hatten ihren Mund zu öffnen und ihre Zunge herauszustrecken. Der Wärter fassten ihm mit Gummihandschuhen in den Mund um sicherzustellen, dass er unter der Zunge und in den Backentaschen nichts einschmuggeln würde. Dann fingerte er an seinem Geschlecht herum, schob seine Vorhaut zurück und hob seine Hoden an. Nun mussten sie sich nach vorne beugen, die Hände an den Knöcheln. Seine Arschbacken wurden auseinandergezogen und ein mit Vaseline eingeschmierter Finger drang langsam in seinen After ein und fingerte darin herum. Schließlich mussten sie ihre Füße nach hinten anheben, sodass ihre Fußsohlen und die Zwischenräume zwischen ihren Zehen begutachtet werden konnten.

Er hatte sich in seinem ganzen Leben noch nicht so gedemütigt gefühlt wie bei diesem äußerst peinlichen Eingangs-Check auf der Gefängnisinsel!

*

Nächste Station war die Dusche, unter der sie sich kräftig einseifen mussten. Die Zeit zum Abduschen reichte gerade soeben aus, um den Seifenschaum wieder abzuspülen.

Hinter dem Duschraum erwartete sie die ärztliche Eingangsuntersuchung. Sie wurden entsprechend ihrer Eingangsnummer hintereinander aufgereiht, so dass die hinteren beiden der Untersuchung des ersten zuschauen mussten. Es folgten die üblichen Routineuntersuchungen, die rasch absolviert waren. Noch einmal ging es an den Intimbereich, als ihre Hoden abgetastet wurden und ihre Prostata untersucht wurde. Seh- und Hörtests wurden durchgeführt und schließlich begutachtete ein Zahnarzt ihre Zahnreihen. Der Anstaltspsychologe wartete mit Gleichgewichtsübungen und belanglosen Fragen auf, die dazu dienten, die psychische Belastbarkeit der Häftlinge zu bestätigen. Noch unter ärztlicher Ägide wurden ringsum Ganzkörperfotografien von ihnen angefertigt, um im Zweifelsfall für jegliche Eventualität gewappnet zu sein und ihren exakten Körperzustand bei ihrer Einlieferung dokumentieren zu können.

Dann folgte der Barbier, der ihnen die Haare bis auf die Kopfhaut schor. Im Stehen, die Arme wieder im Nacken verschränkt, mussten sie schließlich auch noch eine Intimrasur mit dem elektrischen Rasierapparat über sich ergehen lassen. Auch ihre Achselhaare wurden ausrasiert.

Schließlich wurden sie zur Kleiderkammer geführt, wo jeder der Männer ein paar dunkelblaue Baumwollshorts, ein weißes ärmelloses Baumwollunterhemd, ein paar hellblaue Badelatschen, ein olivgrünes Handtuch, eine Zahnbürste sowie Plastikbecher, -schüssel und -löffel ausgehändigt bekam. Sie mussten den Empfang der Sachen quittieren und durften sich dann ihre Kleider anziehen.

Zum Abschluss wurden sie, einer nach dem anderen, dem Eingangsoffizier vorgeführt, vor dem man stramm zu stehen hatte. Der Officer fragte ihn nach Namen, Alter und Familienstand, nach den verurteilten Straftaten und dem verhängten Strafmaß. Er öffnete ein Plastiketui, entnahm ihm seine Gefängnismarke und ließ sie vom Wärter an seinem Handgelenk befestigen.

Er trug die Nummer 920505003D.

*

Er wurde zusammen mit den beiden anderen Männern in den Zellentrakt verbracht, und sie wurden zu dritt in eine gemeinsame Zelle gesperrt. In der Zelle gab es nichts als ein Waschbecken, einen Abtritt (es war nicht einmal eine Kloschüssel vorhanden) und drei Bastmatten. Ein einziges kleines vergittertes Fenster, das über Augenhöhe lag, ließ ein fahles gelbliches Licht hinein. Draußen war es mittlerweile dunkel geworden. Ihre knurrenden Mägen mussten leer bleiben, da sie die Ausgabe der Abendverpflegung verpasst hatten. Nie war ihrer aller Beklommenheit größer als in dieser ersten Nacht im Gefängnis.

Früh morgens wurde der Zellentrakt mit Trillerpfeifen aus dem Schlaf gerissen. Die Zellentüren wurden aufgeschlossen und die Besatzungen hatten vor die Tür zu treten und stramm zu stehen. Laute Befehle und Parolen, die er nicht verstand, hallten durch den Flur. Nach der Musterung durch den leitenden Aufseher hatten sie Becher und Schüssel herauszuholen, in die ein dünner Tee und eine Reissuppe eingefüllt wurden. Sie frühstückten im Schneidersitz auf ihren Bastmatten.

Nach dem Frühstück wurde er als einziger der drei aus der Zelle geholt und musste seine gesamte Habe mitnehmen. An der Kleiderkammer musste er Zahnbürste und Essgeschirr wieder abgeben. Dann wurde er in den Ausgangstrakt geführt, wo er auf den nächsten Transport zum Bootsanleger warten musste. Vor dem Gang durch die Sicherheitsschleuse wurden ihm Handschellen angelegt.

Nach dem Transfer mit dem Boot, bestieg er als einziger einen Transporter, der ihn zu seiner nächsten Station brachte: der Drogenentzugstherapie.

*

Das „Zentrum für drogenabhängige männliche Jugendliche und junge Erwachsene" lag am Rande der Stadt, abgeschirmt von hohen Mauern. Die Mönche, die das Drogenzentrum mit staatlicher Unterstützung betrieben, bestanden darauf, dass keiner der Delinquenten ihr Anwesen in Handschellen betreten sollte. Die Gefängnispolizisten nahmen ihm noch im Wagen die Handschellen ab und eskortierten ihn hinaus auf die staubige Straße. Sie betätigten die altertümliche Glocke und warteten vor dem übermannshohen geschlossenen Metalltor, bis der in blass-orangefarbener Kutte gewandete Guardien herauskam und ihnen öffnete. Er wurde von den Wärtern noch bis zur Veranda des Haupthauses begleitet, wo sie mit dem Guardien Papiere und Unterschriften austauschten. Einer der Wärter verabschiedete sich mit einem sarkastischem Grinsen im Gesicht und mit den Worten: „See yu soon egain, my frrend!". Der Guardien ging ins Haus zurück und er blieb unbeachtet auf der Veranda zurück.

Er blickte sich um und war überrascht, wie akkurat gepflegt der Vorhof des Anwesens war. Er stand nun bestimmt schon eine halbe Stunde vor dem pavillonartigen eingeschossigen Haus, dessen Fenster und Türen ringsum offen standen, in dem sich aber rein gar nichts zu bewegen schien. Er konnte durch eine geöffnete Innentür durch das ganze Haus hindurchschauen und im rückwärtigen Bereich einen großen Garten erahnen.

Einerseits war er heilfroh, bereits nach einer Nacht - zumindest vorübergehend - wieder aus dem schrecklichen Gefängnis draußen zu sein. Andererseits hatte er ein ziemlich mulmiges Gefühl, was ihn hier erwarten würde. Es war ihm jedenfalls klar, dass er als Schänder eines geweihten Ortes einen schweren Stand unter den Mönchen haben würde.

Tatsächlich war man von seiner Anwesenheit alles andere als begeistert. Als er nach mindestens eineinhalb Stunden Wartezeit vom leitenden Mönch empfangen wurde, verhehlte der ihm dies auch nicht. Da er zwei Jahre lang in einem Londoner Drogenzentrum gearbeitet hatte, hatte er ohnehin keine allzu hohe Meinung von der westlichen Gesellschaft und von deren Werten. Der Mönch sagte ihm klipp und klar ins Gesicht, dass er den von ihm begangenen Frevel aufs Schärfste missbillige, dass man aufgrund seiner gerichtlichen Einweisung aber keine andere Wahl habe, als ihn hier aufzunehmen. Außerdem habe das große deutsche Unternehmen, für das er anscheinend arbeite, eine großzügige Spende für ihre wichtige Arbeit getätigt -- was aber keineswegs bedeute, dass er hier eine Vorzugsbehandlung genießen werde.