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Vernunft vs. Verlangen

Geschichte Info
Eine Begegnung, die das Unvorstellbare geschehen lässt.
14.2k Wörter
4.56
166.6k
37
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Diese Geschichte ist rein fiktiv. Etwaige Ähnlichkeiten zur realen Personen sind Zufall und nicht beabsichtigt. Einige Ansichten der Hauptfigur mögen den meinigen entsprechen, jedoch hat die Geschichte ansonsten keinerlei realen Bezug.

Es handelt sich hierbei nicht um eine Rein-Raus-Porno-Geschichte, sondern ist durchaus ausschweifend erzählt, um die Umstände auch genauer zu beleuchten.

Die Geschichte wurde zu 100% von mir verfasst und darf nicht ohne meine Zustimmung auf anderen Portalen oder in sonstiger Weise veröffentlicht oder verändert werden. Ich bitte hierbei um Verständnis.

Es ist meine erste Geschichte dieser Art und ich hoffe, ihr hab viel Spaß beim lesen. Über konstruktive Kritik würde ich mich natürlich sehr freuen.

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„Es war einmal in einem ..." Nach den ersten fünf Worten fliegt das Buch schon in eine Ecke meines Zimmers. Wenn etwas derartig anfängt, dann kann es nicht gut sein. Ausnahmen bilden auch in diesem Fall die Regel, denn gewisse Filme meines Lieblings-Regisseurs Sergio Leone tragen einen ähnlichen Titel; genannt sei an dieser Stelle „Once upon a time in the west" und „Once upon a time in America". Aber dabei handelt es sich um Epen der Filmgeschichte und nicht um irgendwelchen Romanschund aus dem 21. Jahrhundert. Ich lese ausgesprochen gerne; vor allem stehe ich auf klassische Literatur. Was bitte kann denn besser sein als J. W. Goethes „Faust", F. Schillers „Die Räuber" oder E. M. Remarques „Im Westen nichts Neues"?! Aber dennoch bin ich offen für neuere Literaturwerke. Und ab und an hat mich auch das ein oder andere aktuelle Buch gefesselt. Trotzdem begreife ich nicht, warum meine Schwester mir diesen Schwachsinn, in dem es um Vampire und Liebesgeschichten geht, empfohlen hat. Sie kennt mich doch! Aber noch viel weniger begreife ich, warum ich mich überhaupt auf mein Bett gelegt, das Buch aufgeschlagen und angefangen habe zu lesen.

Wie ich so in meine Bett liege, starrte ich die schräge Decke meines Zimmers an. Ich besitze ein Zimmer im Dachgeschoss des Hauses meiner Eltern. Als meine Eltern vor drei Jahren den Schritt wagten, ein Haus zu bauen, da hatten meine Schwester und ich freie Wahl über die Zimmer. Damals ging ich in die letzte Klasse der Oberstufe des Gymnasiums und war der Ansicht, dass ich mein Zimmer so weit wie möglich entfernt von meinen Eltern haben muss. Da der Keller nicht in Frage kam, war die Sache klar, und ich bezog ein Zimmer im Dachgeschoss. Meine Schwester, mit 15 Jahren drei Jahre jünger als ich, schien es nicht zu stören ein Zimmer im Erdgeschoss wie meine Eltern zu haben. Bis zum heutigen Tage musste ich auf unangenehme Weise feststellen, dass meine Schwester das einzig richtige gemacht hat. Ein Zimmer unter der Dachschräge ist nämlich nur eins: unglaublich heiß im Sommer!

Wenn ich manchmal so daliege wie an diesem schwül-heißen Abend, dann frage ich mich schon, warum ich denn nicht ausgezogen bin, als ich angefangen habe zu studieren. Hier hat die Vernunft wohl die größte Rolle gespielt. Ich studiere Maschinenbau. Meine Universität ist in etwa 10 Km von meinem Elternhaus entfernt. Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist top. Warum sollte ich ausziehen?! Nur um behaupten zu können, dass ich auf eigenen Beinen steh?! Was eigentlich überhaupt nicht wahr wäre, da meine Eltern die Wohnung finanzieren müssten und ich weiterhin auf deren Tasche liegen würde. Außerdem sind meine Eltern selbstständig, somit sehr häufig unterwegs und dadurch sehr selten zu Hause. So gesehen habe ich praktisch ein Haus für mich allein; mal abgesehen davon, dass meine Schwester auch hier wohnt. So sind meistens auch wir beide für den Haushalt verantwortlich und damit eigentlich selbstständiger als der Durchschnitt in unserem Altersbereich.

Die Vernunft war wohl auch die treibende Kraft, dass ich trotz unserer guten finanziellen Lage in der Familie mir eine bezahlte Tätigkeit gesucht habe. Ich konnte einen Job als Werksstudent in einem Automobilkonzern ergattern, der ein Werk in der Nachbarstadt hat, was ein weiterer entscheidender Vorteil war, dass ich noch daheim wohne und ich es somit nicht weit auf die Arbeit habe. Diese finanzielle Unabhängigkeit ermöglichte mir sodann auch die Vernunft mal auszuschalten und meinem Verlangen freien Lauf zu lassen. Denn wenn ich ein Verlangen nach etwas habe, dann sind es Motorräder und diese zu fahren. Ich liebe Motorräder! Sie sind mein größtes Hobby, ach was, meine größte Leidenschaft! Mittlerweile besitze ich zwei Motorräder und suche schon nach dem dritten. Unbedingt möchte ich eine alte Engländerin, Motorräder sind nämlich allesamt weiblich, haben; am liebsten eine Norton Commando oder eine Triumph T500. Diese dann wieder herrichten ... ein Traum! Ich verbringe viel Zeit mit der Pflege und Wartung meiner Maschinen; teilweise mehr als mit dem Fahren! Dieses Verhalten meinerseits wird von meiner Schwester meist mit den Augen rollend folgender Maßen kommentiert: „Wenn du nur annähernd so viel Zeit in ein Mädchen investieren würdest, dann wäre sie wohl eines der glücklichsten Mädchen auf der Welt."

Vielleicht mag meine Schwester Sofia damit recht haben. Doch wenn ich die Wahl zwischen einem Abend im Club mit einem Mädchen, den ich meist sowieso nur mit genügend Alkohol unterhaltsam finde, oder einem abendlichen Motorradtreffen oder gar einer Tour mit meinen Kumpels habe, dann muss ich gar nicht überlegen, was ich lieber machen möchte. Ich bin keinesfalls desinteressiert an Mädchen. Die ein oder andere Freundin hatte ich schon. Aber nach einer gewissen Zeit waren die Mädels und auch ich ziemlich unzufrieden mit der Situation. Sie wollten shoppen gehen, tanzen, feiern ... eben alles, was die Mehrheit der weiblichen Jugend so gerne treibt. Ich hatte andere Ambitionen und wollte meine Freundin auf Motorrad- oder Oldtimertreffen, Ausstellungen und derart mitnehmen. Deren Begeisterung hielt sich jedoch in Grenzen. Und mit der Zeit musste es kommen, wie es kommen muss, und man hat sich getrennt.

Rückwirkend betrachtet sind meine Ex-Freundinnen wie auch ich einem gewissen Extremum unterlegen. Meine Schwester dagegen scheint einen guten Mittelweg gefunden zu haben. Durch die Erziehung unseres Vaters ist sie eines der wenigen Mädchen, die sich für Autos und Motorräder begeistern kann. Sie fährt auch sehr gerne bei mir als Sozia auf dem Motorrad mit. Sie hat mittlerweile zwar den Führerschein zum Motorradfahren und ich biete ihr auch stets an mein Zweitmotorrad zu nutzen, doch sie zieht es immer vor bei mir mitzufahren. Mich stört das nicht. Im Gegenteil; es gibt immer ein nettes Bild ab, wenn man eine hübsche Sozia hinten drauf hat. Aber für mich war es doch immer ein Unterschied, ob meine Schwester Sofia hinten auf dem Motorrad saß oder eine meiner Freundinnen.

Meine Schwester und ich verstehen uns eigentlich sehr gut. Sicherlich haben auch wir die ein oder andere Auseinandersetzung, wie es normal zwischen Geschwistern ist, aber unsere Freizeit verbringen wir dennoch ab und an gern miteinander. Sei es nun beim Motorrad fahren, wenn wir mal an den Baggersee gehen oder wir beide abends einfach mal daheim sind und einen Film schauen. Manchmal legt sie sich dann einfach zu mir auf das Sofa im Wohnzimmer, ich lege meinen Arm um sie und muss am Ende des Films feststellen, dass sie eingeschlafen ist. Dieses Bild dürfte wohl dem ein oder anderen den Eindruck vermitteln, dass wir alles andere als Geschwister wären, aber für uns ist es eigentlich etwas ganz Normales. Wir verstehen uns einfach nur gut und ich mag sie sehr.

Objektiv betrachtet ist Sofia eine wirklich sehr hübsche junge Frau; auch als ihr Bruder kann ich es sagen. Sie hat den immensen Vorteil gegenüber vieler ihrer Freundinnen, dass sie einfach natürlich schön ist. Sie benötigt kein Make-Up, um schön auszusehen. Sie benutzt Make-Up sowieso sehr selten; und dann nur zu entsprechenden Anlässen, bei denen sie ein wahrer Blickfang für jeden Mann ist. Durch ihre langen, gelockten, rot-blonden Haare und ihren hellen Teint hat sie ein ausgesprochen frisches und jugendliches Auftreten, das einfach zu ihr passt. Die Sommersprossen auf ihren Wangen sind das i-Tüpfelchen in ihrem süßen Gesicht und unterstreichen ihre Jugendlichkeit in der bestmöglichen Weise. Ich habe noch nie verstanden, warum so viele Mädchen älter aussehen wollen, als sie sind. Gerade diese unnatürliche Solariumbräune lässt Frauen um Jahre älter wirken. Dazu unpassendes und zu viel Make-Up und die Dame hat es geschafft in meiner persönlichen Attraktivität-Skala in den negativen Bereich zu rutschen; da kann auch die beste Figur nichts mehr reißen. Sofia dagegen mag vielleicht nicht die Figur eines Modells haben, aber an Weiblichkeit ist sie schier nicht zu übertreffen: wohl proportioniert, schöne Rundungen mit vollem Busen und weich geschwungenen Hüften -- durch und durch einfach ein wunderschönes Gesamtbild.

Ich frage mich sowieso, was mit dem Frauenbild in den letzten Jahren oder gar Jahrzehnten passiert ist. Schauspielerinnen wie Megan Fox stehen hoch im Kurs, deren Körper für einen gewissen Film anscheinend in der Postproduktion nachbearbeitet werden musste, weil er zu dürr ist. Was bitte soll das denn?! Man denke nur an die Frauen aus den Filmen der 60er Jahre! Raquel Welch, Brigitte Bardot, Claudia Cardinale ..., ach ja, ich komme ins Schwärmen. Erst zuletzt habe ich den Film „Arabeske" mit Sofia Loren, meiner Meinung wohl die heißeste Frau der Filmgeschichte, gesehen. Mann, war das eine Frau! Sex pur! Und einfach nur, weil Sofia Loren vor Weiblichkeit nur strotzte; vollbusig, rassig, super Kurven, ein Vollweib wie aus dem Bilderbuch; einfach hinreißend.

Ich liege immer noch auf meinem Bett und betrachte das Werbeplakat der österreichischen Unterwäschefirma Palmers an der Dachschrägen in meinem Zimmer. Darauf zu sehen ist ein blondes, kurzhaariges Model in schwarzen Dessous an ein Fenster vor einer Skyline gelehnt. Reizvoll? - kein Frage; aber anregend und attraktiv? - für mich irgendwie nicht wirklich. Warum habe ich mir das überhaupt an meine Decke gehängt? Seit ich letztens erfahren habe, dass es sich bei dem Model um Eva Padberg handelt, bin ich sowieso nicht mehr so sehr von diesem Werbeplakat begeistert. Ich denke, ich sollte es gegen das Filmposter von „One Million Years B.C." austauschen, auf dem Raquel Welch in diesen knappen, urzeitlichen Stofffetzen zu sehen ist. Ja, das werde ich wohl machen.

„So gehst du also mit den Sachen anderer um?", werde ich aus meiner nachdenklichen Phase gerissen.

„Häh, was?" gebe ich erschrocken und zugleich unhöflich zur Antwort und erkenne erst jetzt, dass Sofia mitten in meine Zimmer steht und das weggeworfene Buch betrachtet. Ich bin sehr überrascht. Ich habe weder geahnt noch gehört, dass jemand im Hause wäre. Man denke nur, meine Schwester würde mich überraschen, wenn ich 'anderweitig beschäftigt' wäre. Um mich aus der Misere zu schaffen, entgegne ich ihr, dass ich das Buch wohl im Halbschlaf von mir befördert habe.

„So nennt man das also, wenn man scheinbar unter dem Tourette-Syndrom leidet?!" Ihre Aussage war schlagkräftig, der ich nichts entgegen zu setzten habe. Erst jetzt bemerke ich Sofia in ihrem vollem Auftreten. Sie hat ihre gewöhnlichen Sport-Klamotten an, die momentan äußerst außergewöhnlich auf mich wirken. Sie scheint vom Laufen zurück gekommen zu sein und dementsprechend liegt die eh so knappe Sport-Kleidung extrem figurbetont an ihrem verschwitzten Körper an. Wann bot sich mir zuletzt ein derartiges Bild durch eine meiner Ex-Freundinnen? Ich glaube nie.

„Sei's drum! Was hast du heute Abend vor? Ich gehe mit den Mädels auf eine Party und Katharina hat mich gebeten dich zu fragen, ob du uns nicht begleiten möchtest. Wird wahrscheinlich 'freaky' werden, aber vielleicht auch ganz witzig!", teilt mir meine Schwester mit.

'Freaky', was soll denn das heißen? Und dann noch Katharina, eine der Freundinnen meiner Schwester. Blonde lange Haare, zierlich aber doch groß gewachsen, jemand der gut und gerne bei einer Model-Casting-Show mitmachen könnte und das mit Aussicht auf Erfolg. Alles in allem eine Frau auf die eigentlich jeder normale Mann stehen würde. Heißt das eigentlich, dass ich nicht normal bin? Mädchen wie Katharina sind mir irgendwie zu tussig, wenn man das so nennen kann. Das Aussehen ist das A und O. Dafür wird jeder Cent hergegeben und massig Zeit investiert. Die gesamte Woche wird für das Erscheinungsbild investiert, damit man sich am Wochenende im Club präsentieren kann. Beim besten Willen, aber damit kann ich nichts anfangen. Mir ist es auch ein Rätsel, warum meine Schwester mit diesen Mädchen so gut auskommt. Sofia verbringt im Gegensatz zu ihren Freundinnen extrem wenig Zeit im Bad. Sie verlässt teilweise morgens das Haus, nachdem sie sich vielleicht fünf Minuten im Bad zurecht gemacht hat: Haare einfach zum Pferdeschwanz zusammengebunden und die Klamotten an, die ihr gerade aus dem Schrank entgegen gefallen sind. Und trotzdem macht sie immer einen super und gepflegten Eindruck. Sie hat auch überhaupt kein Problem damit sich dreckig zu machen und hilft mir des Öfteren beim Schrauben an meinen Motorrädern. Wenn sie dann ab und an ein ölverschmiertes Gesicht hat, dann muss ich schmunzelnd feststellen, dass ihr sogar das gut steht, und man sie in diesem Moment in ihrer eng anliegenden Arbeitslatzhose gut und gerne für ein Motorradmagazin als Pin-Up-Girl neben einem schönen Custom-Bike ablichten könnte.

Mal abgesehen davon, dass meine Schwester trotzdem anscheinen gut mit diesen 'Fashion-Girls' auskommt, wie ich ihre Freundinnen auch gerne nenne, verstehe ich aber bis heute nicht, warum die ein oder andere Freundin meiner Schwester an mir interessiert ist; so auch Katharina. Sie müsste doch eigentlich mitbekommen haben, dass meine Beziehung mit Isabelle, eine andere Freundin meine Schwester, auf die ich mich eingelassen habe, kläglich an den unterschiedlichen Vorstellungen, wie man seine Freizeit verbringt, gescheitert ist. Ich gebe sowieso nicht den Typ „California Beach Boy" mit stählernem Sixpack und Ray Ban Sonnenbrille ab, der viel eher zu diesen 'Fashion-Girls' passen würde. Ich bin zwar durchaus charmant und witzig, kann mich gut mit Frauen unterhalten, aber was das Aussehen angeht spiele ich, meiner Meinung nach, nicht in der obersten Liga mit. Durch das ungewohnte und viele Lernen zusammen mit der zuckerreichen Nervennahrung während meines Studium, habe ich im ersten Semester einige Kilos zugenommen. Die etlichen Stunden am Schreibtisch haben dazu geführt, dass ich Probleme mit dem Rücken bekommen habe. Als Konsequenz daraus habe ich angefangen regelmäßig Kraft- und Ausdauersport zu betreiben, was meinem Rücken merklich gut bekam. Durch diese Aktivität habe ich mittlerweile einen recht kräftigen und gesunden Körperbau bekommen. Die Kilos sind zwar wieder runter, aber ein Bauchansatz ist immer noch zu erkennen, der mich durchaus stört. Alles in allem bin ich aber doch recht zufrieden mit mir. Wenn ich nicht gerade in meiner verbrauchten Arbeitskleidung stecke und mich modisch bewusst, aber dennoch eher klassisch kleide, da gebe ich schon ein gutes Bild ab. Trotzdem bringen mich meine Hemden, teilweise mit Pullunder kombiniert, eher dem Bild 'Schwiegermutters Liebling' nahe als dem typischen Frauenaufreißer, Marke 'Calvin Klein Unterwäschemodel'. Wieso also in aller Welt ist eine Freundin meiner Schwester an mir interessiert?

„Möchte der werte Herr mir vielleicht eine Antwort geben, oder muss ich ihm zu Ehren auf Knien darum bitten?" Ein weiteres mal werde ich aus meinen Gedanken gerissen und begreife wieder, dass meine Schwester immer noch verschwitzt in meinem Zimmer stehend auf eine Antwort wartet, während ich scheinbar wieder mit meinen Gedanken abgeschweift bin.

„Sorry, irgendwie scheine ich nicht ganz bei der Sache zu sein."

„Ja, das ist mir nicht entgangen. Aber was ist denn nun mit heute Abend?"

„Nun ja, mein Abend ist eigentlich schon verplant. Ich bin für heute Abend schon auf einer Party eingeladen."

„Welche Party? Von wem?", will Sofia wissen.

„Na ja, jemand aus meinem Studiengang schmeißt eine Einweihungsparty. Ich denke nicht, dass du ihn kennst", lüge ich ihr vor. Was für eine Party es wirklich ist, muss sie nicht wissen. Es ist mir so schon peinlich genug, dass ich meinem Kumpel Dominik zugesagt habe, auf seine Motto-Party zu kommen. „Aber sag Katharina, dass es mir Leid tut. Bring ihr vielleicht irgendwie schonend bei, dass ich kein Interesse an ihr habe. Sie ist zwar ein hübsches Mädchen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir zusammen passen."

„OK, mache ich!", kommt direkt von Sofia zurück. Bilde ich es mir ein oder war sie von meiner Antwort erleichtert? War sie erleichtert, dass ich nicht mitkomme und es ihr vielleicht peinlich wäre oder weil ich sie geben habe Katharina eine Absage zu geben? „Ich geh mich mal fertig machen. Um 20 Uhr geht die Party los und nun ist es schon 20.30 Uhr", sagte meine Schwester und verschwindet aus meinem Zimmer.

Was?! Schon so spät? Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass Sofia keinen Unsinn von sich gegeben hat. Die Motto-Party ist offiziell auch schon seit einer halben Stunde im Gange und ich habe noch keinerlei Vorbereitungen für diese dämliche Party getroffen. Hätte ich vielleicht doch mit meiner Schwester mitgehen sollen? Nein, nicht mir diesen Party-Gören. Da verbringe ich den Abend lieber mit ein paar Bier vor der Glotze und schaue mir irgendeinen B-Film an. Aber bevor ich letzteres tue, geh ich doch eher auf die dämliche Motto-Party von Dominik, die vielleicht doch irgendwie witzig werden kann.

'Comic Superhelden', nein, das ist kein abschweifender Gedanke sondern das Motto der Party. Was soll jemand wie ich davon halten, dessen Comic Erfahrung sich auf die Looney Tunes beschränkt?! Ein Kostüm, dass mich zu Wile E. Coyote oder Road Runner macht, kann ich nicht auftreiben. Speedy Gonzales oder Yosemite Sam kann ich ebenfalls nicht auf die schnelle werden. Und außerdem sind das keine Superhelden. Internet! Die Lösung aller Probleme! Nicht wirklich, aber in meinem Fall kann es vielleicht weiterhelfen. Die Suchmaschine und mein Kopf rattern. Aber nach 20 Minuten ist immer noch kein Ende in Sicht. Superhelden a la Superman oder Batman sind allesamt in engen und schwul-wirkenden Leggings oder ganz-körper Anzügen gekleidet. So etwas will ich nicht anziehen, habe es nicht einmal und werde es auch nicht auftreiben können. Wer hätte es nur gedacht, dass es so schwer werden könnte. Ein Geistesblitz: Homer Simpson, eine Figur aus einer Serie, die selbst ich ab und an schaue; ein Superheld für jeden faulen Kerl. Sich fett machen - machbar. Aber wie mache ich mich gelb? Und soll ich meinen Schädel bis auf drei Haare kahl rasieren für eine Party? Undenkbar. Nächste Idee. Es rattert in meinem Hirn ohne Ergebnis in Aussicht.

„Tschüss Harry, ich geh dann mal. Man sieht sich morgen!", kommt es aus dem Erdgeschoss gefolgt vom Zuknallen der Haustüre. 21.20 Uhr zeigt die Systemuhr am PC an. Oh Mann, ich schwitze noch mehr an diesem unglaublich heißen Sommerabend bei gefühlten 35°C in meinem Dachgeschosszimmer, weil ich langsam unter Zugzwang gerate. Nächster Geistesblitz: jeder Superheld hat einen Superschurken! Genau! Ich schwimme generell ungern mit dem Strom. Was ist also da machbar? Google gibt mir nach zahlreichen Versuchen eine Antwort: Two-Face! Ein Schurke in modischem Herrenanzug. Das ist machbar! Aber das Gesicht? Soll ich mir eine Hälfte meines Gesichts anmalen? So etwas kann ich gar nicht. Nächste Idee. Nein, weiterer Geistesblitz: meine Eltern müssen eine Maske von Fasnacht irgendwo im Keller herumliegen haben, die genau diesen Anforderungen entspricht. Ich renne in den Keller, um die entsprechenden Kartons zu durchsuchen. Mann, ist es hier kühl. Ich glaube, ich sollte hier schlafen, wenn es draußen so unglaublich heiß und schwül ist. „Harry, reiß dich am Riemen! Du musst Vorbereitungen treffen!", ermahne ich mich lautstark und unterbinde meine abschweifenden Gedanken. Nach ein paar Minuten halte ich die gesuchte Maske in der Hand. Sie geht an beiden Seiten über die Wangen bis ans Kinn, sodass der Mundbereich frei bleibt. Muss wohl von einem Raucher entworfen worden sein, denke ich mir. Soll mich aber nicht stören; so kann ich zumindest problemlos ein Bier trinken. Links ist ein relativ normales Gesicht zu sehen, wobei die rechte Hälfte der Maske eine bösartige Figur darstellt. „Das muss passen!", rufe ich laut und nehme das gute Stück zu mir nach oben. Ich springe schnell unter die Dusche, um mir die vorangegangenen schweißtreibenden Strapazen vom Leib zu spülen.