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Wolfsblut Teil 02

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„Römer...", hauchte sie und sachte an dem Oberschenkel hinauf auf das Zentrum der Weiblichkeit zu.

„Rö-römer!", echote Hilda japsend.

Während Claudia sich langsam in eine kniende Position erhob und dabei sorgsam einen Abstand von nicht mehr als einem Fingerbreit zwischen ihren Körper hielt, sah sie einige Dinge aus nächster Nähe.

Sie bemerkte zum ersten Mal, dass Hilda auch im Schambereich keine Haare hatte. Und irgendwie irritierte sie das. Sie war sich völlig sicher gewesen, dort einen dichten, kurzen und wunderbar weichen Pelz vorzufinden. Warum auch immer...

Ebenfalls interessant waren das fast sichtbare Pulsieren in diesem Bereich und die erkennbar austretende Flüssigkeit, von der dieser unglaubliche Duft ausging. Es roch... unbeschreiblich. Wild, animalisch und so vertraut, als wäre es Claudias eigener Körpergeruch.

In der Frage, ob sie die andere Frau riechen konnte, bestand jedenfalls kein Zweifel. Sie liebte deren Duft.

Weiter oben konnte sie dann erkennen, wie sich Brust und Bauch ihres Gegenübers mit den kurzen, abgehackten Atemstößen hoben und senkten. Und wie die Brustwarzen sie einladend aufzufordern schienen, in sie hineinzubeißen. Aber sie beherrschte sich.

Als sie endlich wieder nach oben zum Gesicht sah, ruhte Hildas Blick fest auf ihr. Und darin stand etwas, was Claudia die Tränen in die Augen trieb. Es war ein Gefühl, dessen Namen sie aus Angst vor dessen möglicher Zerbrechlichkeit nicht einmal zu denken wagte. Aber es war dort. Unzweifelhaft.

„Hör mal", schnaufte Hilda energisch ins Telefon. „Nein, ich will dich nicht verarschen. Wir wollen Pizza essen. Die Nummer kannst du dir vom Display abschreiben. Und ich werde jetzt auflegen, weil meine Freundin gerade vor mir kniet und mir in die Augen sieht. Und wenn ich sie nicht sofort küsse, dann raste ich aus. Also tschüss."

Damit ließ sie das Gerät einfach auf die Couch fallen und sank ihrerseits in die Knie. Aber Claudia konnte das Gefühl gar nicht richtig genießen, als sich unwillkürlich ihrer beider Brüste aneinander rieben. Ihr Geist kam nicht von einem Wort los, dass sie gerade gehört hatte.

„Freundin?", schluchzte sie. „Wirklich?"

Woher kamen nur plötzlich diese Tränen und der Kloß in ihrer Kehle und... dieses schmerzhafte Gefühl der Angst? Warum zerriss es sie fast, sich vorzustellen, dieses Wort könne nur für den Pizzaboten bestimmt gewesen sein?

Hilda antwortete nicht mit Worten. Aber ihre Taten sprachen eine deutliche Sprache.

Fest nahm sie Claudias Gesicht in die Hände und sah ihr tief in die Augen, bis sich ihre Lippen trafen. Danach sah die Blondine nichts mehr, denn die Intensität der Emotionen und körperlichen Empfindungen überwältigte sie.

Der Kuss war wie ein erstes Mal. Und gleichzeitig war er auch wie etwas, was sie bereits kannte und elendig missen musste. Es war wie ein Synonym für das, was sie verloren und vergessen hatte. Und das nun wieder da war.

Tränen liefen ihr über die Wangen und zugleich griff sie immer wieder sachte mit den Lippen nach dem Mund, der ihr sehnsüchtig begegnete.

„Hildi", schluchzte sie, „wo warst du so lange?"

Es war keine Anklage. Wie sollte es auch? Es war die Erleichterung, die ihr wie ein Haufen Steine vom Herzen fiel.

„Ich bin jetzt da, Süße", wisperte die Frau, die sie ohne es zu wissen so lange vermisst hatte, ebenfalls unter Tränen. „Ich bin da..."

Es war, als wüsste Hilda genau, wovon Claudia sprach. Es war wie Schicksal. Und es war wunderbar.

Mit allem, was sie hatte, warf sich Claudia nun ihrer Freundin entgegen. Fest packte sie deren Nacken und Kopf und verschaffte sich mit der Zunge Zugang zu deren Mund. Es gab keine Gegenwehr. Nur einen herzlichen Empfang.

Nichts war unvertraut. Nichts musste sich erst einspielen. Ihre Körper schmolzen ineinander, als wären sie schon seit Jahren ein Liebespaar. Und genau so fühlte es sich auch an. Wenn man davon absah, dass der euphorische Rausch der neuen Liebe nicht fehlte.

Als Hildas Oberschenkel zwischen ihre Beine glitt und sie endlich den ersehnten Druck auf ihrem Kitzler spürte, raubte die Intensität des unmittelbar über sie hereinbrechenden Orgasmus ihr den Atem. Aber sie konnte trotzdem nicht von dem wilden Kuss ablassen.

Und sie war nicht allein, denn ihr Bein zwischen Hildas Schenkeln löste offenbar wie bei einem Spiegelbild den gleichen Sturm aus. Und auch die andere ließ nicht ab, obwohl sie beide nicht mehr zu atmen imstande waren.

Es war wie ein Zwang, dem sie nicht widerstehen konnten. Sie konnten nicht loslassen und deswegen waren sie wie ein Geist, der einen unglaublich intensiven Höhepunkt erlebte. Sie waren so sehr eins, wie Claudia es noch nie erlebt hatte.

Ewigkeiten lang sah sie nur noch bunte Lichter vor den geschlossenen Augenlidern und schien nur aus einem wild küssenden Mund und einem explodierenden Zentrum ihres Seins zu bestehen.

Dann waren da nur noch die Dunkelheit und das Gefühl, endlich in Sicherheit und nicht mehr allein zu sein.

Mit dem Gefühl, aus einem dunklen Tunnel ans Licht zurückzukehren, kam Claudia wieder zu sich. Ihr Atem ging keuchend und stoßweise. Sie konnte also nur Sekunden weggetreten gewesen sein. Aber ein süßeres Erwachen hätte sie sich mit aller Fantasie nicht ausmalen können.

Fest in Hildas Umarmung geschmiegt ruhte sie mit dem Kopf auf der Schulter der anderen. Sanfte Hände streichelten ihren Rücken und jagten einen wohligen Schauer nach dem anderen darüber. Und die Stimme der anderen wisperte beruhigend in ihr Ohr:

„Ist ja gut, Süße. Alles ist gut. Ich bin bei dir. Ich lasse dich nicht mehr allein. Du bist in Sicherheit. Alles ist gut.."

Noch immer liefen Tränen aus Claudias Augen. Aber sie fühlte sich dabei unendlich gelöst und frei. Es waren gute Tränen. Endlich einmal.

Entspannung und Befriedigung brachten sie zum Lächeln. Auch wenn die Tränen davon unbeeindruckt blieben. Tief in ihrem Inneren fühlte sie, dass es in Ordnung war. Hilda störte sich nicht daran. Sie störte sich auch nicht an der schmierigen Feuchtigkeit, die aus Claudias Schoß auf ihren Schenkel geflossen war. Ebenso wenig wie die sich daran störte, dass sie fast schon in einer Pfütze zu knien schien, die von ihrer Freundin stammte.

Unwillkürlich schoss ihr durch den Kopf, dass Hildi sich nicht einmal daran stören würde, wenn sie... noch andere... Flüssigkeiten produzieren würde. Im Gegenteil...

Leicht irritiert runzelte sie die Stirn und versuchte, den Gedanken zu packen zu bekommen. Aber er verschwand in dem schwarzen Loch, dass in ihrem Kopf anstelle der Erinnerung an jene Nacht zu sitzen schien. Mit einem leichten Schaudern, dem wie immer jeder unangenehme Beigeschmack fehlte, schob sie die Überlegung beiseite.

Stattdessen atmete sie - nun etwas ruhiger - tief den einzigartigen Duft ihrer Partnerin ein. Schon nach so kurzer Zeit machte er sich an ihrem Hals auch durch den Hauch von Abendsonne - ihrem Duschgel - bemerkbar. Und sie konnte ganz klar sagen:

„Ich liebe deinen Geruch..."

Upps... Das hatte sie laut gedacht.

„Ich wüsste nicht, wo ich mit der Aufzählung anfangen sollte, was ich an dir liebe", lautete die Antwort, die gleich wieder wie ein wärmender Sonnenstrahl direkt in Claudias Herz traf.

„Sagst du das jeder neuen Eroberung?", fraget sie leise.

Und woher war das jetzt gekommen? Zweifel und Misstrauen, die sie gar nicht spürte, lagen in ihren eigenen Worten.

Hilda zuckte zusammen. Nicht schuldbewusst, sondern irgendwie getroffen klang ihre Stimme bei der Antwort:

„Glaubst du wirklich, du wärst nur eine Eroberung für mich? Denkst du, ich würde mein Herz herumgehen lassen? Wölfe lieben ein Leben lang."

Beinahe bekam Claudia keine Luft mehr bei diesen Worten. Liebe. Das, was sie selbst nicht einmal zu denken gewagt hatte, hörte sie nun von Hilda. Und ihr Tonfall ließ keinen Zweifel am Ernst ihrer Aussage.

„Dann bin ich auch ein Wolf", seufzte sie glücklich. „Aber wie kannst du dir sicher sein? Nach so wenigen Stunden..."

Verdammt noch eins! Wieso kamen ihr immer wieder Worte voller Zweifel über die Lippen, die gar nicht erst den Umweg durch ihr Hirn machten?

Sanft, aber bestimmt griff Hilda ihren Nacken und zog ihren Kopf nach hinten. Ihr Gesicht war ernst und auch ein wenig traurig. Aber der Blick ihrer faszinierenden Augen war tief und hielt nichts zurück.

„Ich kann mir sicher sein, weil ich sehr lange auf dich gewartet habe", erklärte sie mit belegter Stimme. Neue Tränen schimmerten in ihren Augen. „Ich habe so lange darauf gewartet, zu dir zu können, dass es mir wie ein ganzes Leben vorkommt."

‚Ich auch!', wollte Claudia rufen, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht.

„Mein Herz gehört dir. Nicht einmal mein eigen Fleisch und Blut ist mir so wichtig, wie du es mir bist. Und deswegen stehe ich auch allein und nackt vor dir und habe niemanden mehr, zu dem ich zurückkehren kann. Aber wenn du mich nicht willst, dann..."

Claudia sah das Licht in Hildas Augen schwächer werden. Sie sah einem Stern beim Sterben zu und wollte so viel sagen und tun, dass sie in Panik geriet. Und dann tauchte einer dieser seltsamen Gedanken wieder aus der Schwärze auf und eröffnete ihr einen Ausweg.

Und so seltsam ihr der auch erscheinen mochte, in ihrer Angst ergriff sie ihn.

Irgendetwas in ihr sagte Claudia, dass Hilda ihr keine Fremde war. Nie war sie sich einer Sache, die eigentlich nicht sein konnte, so sicher gewesen. Und die spürte deutlich, dass es der anderen ebenso ging.

Vielleicht war es Schicksal. Oder sie kannten einander aus einem anderen Leben. Sie waren jedenfalls füreinander bestimmt und ihre Vertrautheit reichte tiefer als alles, was die Blondine jemals empfunden hatte.

Sie reichte so tief, dass sie etwas Ursprüngliches hatte. Etwas fast schon Primitives.

So wie das, was sie nun tat, etwas war, was nicht weiter von irgendeiner Zivilisiertheit hätte entfernt sein können.

Hilda rang sichtlich mit sich und sehnte ganz offenbar eine Antwort herbei. Sie suchte in Claudias Gesicht. Ihr Blick irrte immer wieder von einem Auge zum anderen.

Dann spürte sie es und runzelte für einen Sekundenbruchteil die Stirn. Und im Anschluss daran erstrahlte eine neue Sonne in ihren Augen.

„Warum tust du das`", wisperte sie tief bewegt und kaum hörbar.

„Ich... Ich weiß es nicht", stammelte Claudia verwirrt. „Es tut mir..."

„Schhh", machte Hilda und unterbrach sie mit einem sanften Kuss. „Du könntest mir kaum deutlicher sagen, dass wir zusammengehören."

„Noch tun wir das nicht", erwiderte die Blondine, ohne nachzudenken. „Du musst auch..."

Ein Teil von Claudias Bewusstsein stand völlig losgelöst in einem dunklen Raum und starrte fassungslos auf das, was gerade geschah. Es passte nicht in das Weltbild eines modernen Menschen. Oder irgendeines Menschen in der aufgezeichneten Geschichte, was das anging.

Aber es gab auch einen primitiven Teil in der jungen Frau, der die Geste sehr wohl verstand. In all ihrer Tragweite. Und dieser Teil streifte seine Furcht ab. Er kam hervor und war bereit, mit den Wölfen zu heulen, vor denen er sich seit Jahrtausenden im tiefsten Winkel des menschlichen Geistes verkroch.

Und er zerriss den Schleier, der um die Erinnerungen in Claudias Geist lag. Auch wenn die Details erst nach und nach wieder an die Oberfläche kommen würden.

Im bewussten Denken war der Blondine zunächst nur klar, dass sie aus einem Impuls heraus ihrer Blase gestattete, sich zu entleeren. Nicht vollständig, aber auch nicht nur tröpfchenweise.

Sie wusste nicht warum, aber sie pinkelte ihrer Freundin aufs Bein. Anders ließ sich das nicht formulieren.

Und Hilda folgte ihrer seltsamen Aufforderung und tat kurz darauf das Gleiche. Was eigentlich einen Anfall von Ekel und Abscheu bei einer weitgehend normalen Frau des einundzwanzigsten Jahrhunderts hätte verursachen sollen. Jedenfalls, wenn man bedachte, dass sie nur vage und vom Hörensagen her von sexuellen Spielarten in dieser Hinsicht wusste, zu denen sie sich eigentlich keineswegs hingezogen fühlte.

Aber dem war nicht so...

Claudias Herz machte einen gewaltigen Sprung, als sie die nasse Hitze fühlte, wie sie sich auf ihrer Haut ausdehnte. Sie wusste einfach, wie gewaltig die Bedeutung dieser seltsamen Geste war. Sie wusste, dass sie und ihre wundervolle Wölfin einander markierten.

Und sie erneuerten damit einen vergessenen Bund, den sie schon einmal geschlossen hatten. Weil sie schon längst wussten, dass sie zusammengehörten.

„Verlass mich nie wieder, Hildi", schluchzte sie haltlos.

„Erinnerst du dich?", staunte die andere.

„Ich... Ich weiß nicht. Ja... Da ist etwas. Vor Monaten..." Sie stockte und kämpfte mit einer Welle des Zorns, die sich gegen jemanden richtete, der noch im Nebel ihrer Erinnerungen verborgen lag. „Und seitdem habe ich jede Sekunde geschrien vor Einsamkeit, aber niemand hat mich gehört."

„Ich habe dich gehört", wiedersprach Hilda ebenfalls mit einem Unterton unbestimmter Wut. „Ich habe ebenfalls geschrien. Jede Nacht habe ich dem Mond mein Leid geklagt. Bis ich es nicht mehr aushielt.

Und nun wird niemand sich mehr zwischen uns stellen. Nur der Tod kann dich von meiner Seite reißen."

Die tödliche Kälte, die bei diesen Worten im Blick ihrer Wölfin lag, hätte Claudia vielleicht eingeschüchtert. Aber sie war nicht gegen die Blondine gerichtet. Im Gegenteil. Sie war eine Kampfansage gegen die ganze Welt.

‚Wolf verliert keinen Kampf, außer seinem Letzten', sagten die amerikanischen Ureinwohner über den mächtigen Tiergeist, den sie als Schutzpatron verehrten. Es war eines der Dinge, die sie im Laufe der Wochen in Erfahrung gebracht hatte, seitdem ihre plötzliche Faszination für das in Europa fast ausgerottete Tier erwacht war.

Und bis zu diesem letzten Kampf würde Hilda an ihrer Seite sein. Daran bestand kein Zweifel.

Einer neuen Eingebung folgend, brachte Claudia ihren Unterarm zwischen ihre beiden Körper. Sie wusste nun, dass es etwas mit ihrem Armband auf sich hatte. Und das sie es diesem Stück Stoff zu verdanken hatte, eine Ausgestoßene zu sein.

Hilda blickte darauf und sah ihr dann in die Augen. Sie verstand die unausgesprochene Frage.

„Nimm es ab. Es markiert dich als einer Familie zugehörig, der du nicht angehörst."

Ohne das geringste Zögern machte sich die Blondine daran, das Tuch abzuwickeln. Der Drang daran festzuhalten war vollkommen vergangen. Sie hatte nun ihre Gefährtin gefunden und mehr Halt brauchte sie nicht. Ihr Geist arbeitete derweil fieberhaft und folgte halb Ahnungen und vagen Erinnerungsfetzen, halb ihrem Instinkt.

„Es gibt Wesen dort draußen. Wesen wie dich", überlegte sie leise. „Die Menschen fürchten euch und deswegen vertreibt sie euer Geruch."

„Er treibt sie in den Wahnsinn. Wenn auch nur vorübergehend. Die Angst vor meinesgleichen ist so fest in den Menschen verankert, dass sie Beweise für unsere Existenz wegrationalisieren müssen. Sie würden sonst dem Irrsinn verfallen."

„Warum?"

„Alles zu seiner Zeit, mein Herz", zügelte Hilda ihre Wissbegier. „Wichtig ist für heute nur, dass du nicht mehr die Markierungen anderer tragen musst. Vor anderen von meinesgleichen schütze ich dich und um mein Geheimnis sorge ich mich nicht. Es war nicht mein Wunsch, dich den Menschen zu entfremden. Und das hat nun ein Ende."

„Nein."

Claudia musste nicht erst nachdenken, bevor sie diese Antwort gab. Sie wusste es sofort.

„Nein?"

„Nein. Ich will deine Markierung tragen. Und auf die Menschen scheiße ich. Sie haben mir nichts zu geben. Ich brauche nur dich."

Ergriffen küsste Hilda sie einen Moment lang tief und innig. Ihr stolzes und glückliches Lächeln war Antwort genug.

„Aber würdest du nicht gerne die Freiheit haben, dich unter Menschen zu bewegen, ohne sie vor dir zurückweichen zu sehen?", versuchte es das Wolfsmädchen noch einmal mit Vernunft.

„Ich will deine Markierung auf mir tragen", erwiderte Claudia fest. „Welchen Preis auch immer ich dafür zahlen muss."

Das Funkeln in Hildas Augen bewies, wie glücklich sie über die Worte war, auch wenn sie rein vernunftmäßig einen anderen Standpunkt vertreten wollte. Sie setzte dazu an, ein neues Argument vorzubringen, als es an der Tür klingelte.

„Wer kann das sein?", wunderte sich die Blondine. „Bei mir klingelt nicht mal der Postbote."

„Die Pizza! Also haben sie uns nicht vergessen"

„Liebe Güte", murmelte sie mehr zu sich selbst. „Wie lange haben wir uns denn geküsst?"

„Nicht ansatzweise lange genug", meinte Hilda grinsend.

Ein wohliger Schauer lief Claudia bei diesen Worten über den Körper.

Dann stutzte sie und blickte Hilda irritiert an. Ihre Freundin stand auf und wandte sich der Tür zu. Und sie streckte die Hand nach ihr aus.

„Was...?"

„Vertraust du mir?", wollte ihre Wölfin wissen.

„Bedingungslos", stieß sie sofort aus.

„Dann nimm meine Hand und komm. Ich will dir etwas zeigen."

Es war absurd. Und der mittlerweile langsam in Rente gehende Rest von Claudias Vernunft war sich dessen auch völlig bewusst. Aber der Rest von ihr war so vollkommen von Hilda und ihrer Liebe eingenommen, dass sie sich ohne weiteres Zögern auf die Beine ziehen ließ und ihr zur Haustür folgte.

Ja, sie war nackt. Ebenso wie ihre Freundin. Aber an ihrer Seite spielte das keine Rolle. Es war unwichtig.

Nun... Eigentlich war es sogar aufregend. Ganz besonders, weil die Wahrscheinlichkeit hoch war, einem Mann gegenüberzustehen. Auch wenn der instinktiv vor ihnen zurückweichen würde, was ihr wiederum ein Gefühl der zusätzlichen Sicherheit vermittelte.

Als hätte sie das noch gebraucht, wenn Hilda bei ihr war...

„Pass genau auf", flüsterte das Wolfsmädchen an der Tür.

Schwungvoll öffnete sie dann dem wartenden Pizzafahrer und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Claudia tat es ihr ganz unwillkürlich nach.

„Pizza für...", setzte der Mann mit der Mütze des Lieferdienstes auf dem Kopf an.

Weiter kam er nicht. Im gleichen Moment, in dem ihm fast die Augen aus dem Kopf fielen, verlor er die Gabe der Sprache.

Claudia beobachtete wie angewiesen. Und sie dachte dabei gar nicht erst darüber nach, dass sie nackt in ihrer Haustür stand.

Sie erlebte, wie der junge Mann von keinesfalls mehr als zwanzig Jahren die beiden Körper musterte. Sie konnte richtiggehend sehen, wie er sich einen Reim auf das zu machen versuchte, was ihm passierte. Und wie sein Hirn anhand so viel geballter Weiblichkeit den Dienst verweigerte.

Dann sah sie, wie er leicht die Nase bewegte. Er nahm einen Geruch wahr. Und er runzelte die Stirn. Ein Ausdruck der Furcht huschte über sein jungenhaft sympathisches Gesicht. Fast hätte er einen Schritt zurückgemacht.

Und dann geschah das Erstaunliche: Noch einmal wanderte sein Blick über die nackten Körper und er... entspannte sich wieder.

„Nichts ist stärker als der Paarungstrieb."

Hilda beugte sich leicht zur Seite und flüsterte in ihr Ohr. Und was sie sagte, ergab einen Sinn. Nicht für die menschliche Logik, nach der Claudias Gehirn primär funktionierte. Aber für ihre immer weiter erwachende, andere Seite. Für ihren Instinkt.

Ein Gefühl der Überlegenheit durchströmte sie. Auch der letzte Rest von Furcht vor der Ablehnung durch andere Menschen wurde davon einfach weggespült. Beinahe verstand sie, wie jämmerlich die Menschen in den Augen von Hilda und Ihresgleichen wirken mussten.

„Wir haben gar kein Geld zur Hand", flötete Hilda verheißungsvoll. „Kannst du eben reinkommen?"

„Klar...", krächzte der arme Kerl, nachdem er irgendwann kapierte, dass die Frage an ihn gerichtet war.

„Und mach doch bitte die Tür so lange zu. Sonst zieht es so", fügte Claudia hinzu, der das Spiel gerade sehr gefiel.

Gemeinsam drehten sie sich dann um und gingen Arm in Arm voraus ins Wohnzimmer. Auf diese Weise konnten sie sich unauffällig unterhalten. Aber der Hauptgrund war das angenehme Gefühl der Nähe.

„Wie stark ist der Paarungsdrang?", wollte die Blondine wissen.

„Das ist unterschiedlich. Aber je jünger sie sind, desto stärker. Als Faustregel."