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Arabische Nächte

Geschichte Info
Eine Dschinn entdeckt das Mensch-Sein.
9.1k Wörter
4.54
142k
12

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 10/02/2022
Erstellt 08/22/2008
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Ein Vorwort:

Ich habe diese Geschichte schon vor ein paar Jahren einmal gepostet, nahm sie dann aber aus unterschiedlichen Gründen wieder heraus: Zum einen bestand die Chance, sie verlegen zu lassen mit einigen anderen meiner Stories, zum anderen gingen mir zu dem Zeitpunkt die Trolle (Downvoter) auf die Nerven. Jetzt stört mich das nicht mehr.

Zweitens: In meinen Geschichten benutze ich nach Möglichkeit wenig bis keine dreckige Sprache. Es gibt Ausnahmen, aber nur wenige. Ich schreibe eher 'weich'; wer also nach schnellen Nummern sucht, gerne Vot***, Mö*** und ähnliches liest, wird mit meinen Geschichten nicht glücklich. Zudem baue ich viel drumherum und es reiht sich nicht Sexszene an Sexszene.

Und wer jetzt noch dies liest, dem oder der wünsche ich viel Spaß bei meiner Geschichte! Es werden vermutlich weitere folgen :)

Arabische Nächte

Daniel schlenderte über den Marktplatz und sah, wie die Sonne langsam immer höher stieg. Es war Sonntag und er suchte auf dem Flohmarkt nach günstigen Kleinigkeiten, die er als Dekoration in seiner neuen Wohnung aufstellen könnte. Er war neu in dieser Stadt und froh, dass er endlich eine Arbeit hatte nachdem er sich quer durch Deutschland auf Stellen als Archäologe beworben hatte. Es war vorerst nur eine Assistenzstelle bei einem Professor, aber das ging in Ordnung. Er liebte die Archäologie, auch wenn es hier keine großen Karrieresprünge zu machen gab, wie ihm schon vor seinem Studium bewusst gewesen war.

Entsprechend seiner Arbeit liebte er alte Gegenstände, von Großmutters Spinnrad über Münzen bis hin zu originalgetreuen Nachbildungen von Ritterschildern, wovon einer an seiner Wand hing. Daniel war nicht reich, daher besaß er nicht wirklich viele Originale, aber die wenigen die er hatte, pflegte er mit Hingabe.

Plötzlich blitzte etwas im Licht der morgendlichen Sonne auf und er schaute sich um, was ihn geblendet hatte: Auf einem Tisch nicht weit von ihm stand eine Vase, ungefähr 30cm hoch, verschlossen mit einem seltsam anmutenden Stöpsel. Das Funkeln kam von dem Verschluss und den zwei Henkeln daran. Die Form erinnerte an eine römische Weinflasche, doch wurden Amphoren aus Ton gefertigt, nicht aus Metall wie diese hier. Das passte nicht zusammen, weswegen er sich beinahe schon desinteressiert abgewandt hätte, wenn er nicht die verschnörkelten Zeichen auf der Oberfläche bemerkt hätte: arabische Buchstaben. Das passte nun ganz und gar nicht zusammen, aber die Formen der Vase und Buchstaben übten eine eigenartige Faszination auf Daniel aus.

„Entschuldigung", sprach er den Jungen hinter dem Stand an.

„Ist diese Vase noch zu verkaufen?"

„Ja, deswegen steht sie da", antwortete der pickelgesichtige Bursche.

„Ich würde sie vielleicht nehmen. Was kostet sie?"

„Sie ist ein altes Erbstück meiner Oma, sie brachte sie einst aus Italien mit...", setzte der Knilch an, aber Daniel fiel ihm ins Wort:

„Deswegen hat sie auch arabische Symbole eingraviert... natürlich!"

Daniel hasste Aufschneider und Wichtigtuer, weswegen er sich nicht beherrschen konnte, so geduldig er auch sonst war.

„Nun, vielleicht ist sie ja schon ein wenig mehr um die Welt gereist", kam es schon etwas kleinlauter zurück als würde das Pickelgesicht seine eigene Geschichte schon nicht mehr glauben.

„Ich gebe dir zehn Euro, da es sich eindeutig um eine billige Anfertigung handelt. Das Metall ist angelaufen, die Form passt nicht zum Material und irgendein Witzbold dachte wohl, dass die Symbole ihr ein mystisches Aussehen geben würden."

Der Junge überlegte nicht lange und nahm das Geld.

„Hier!", antwortete er nur noch und warf die Vase Daniel zu, der sie gerade so fangen konnte. Mit einem letzten bösen Blick zu dem Burschen drehte er sich weg und ging weiter.

Er wanderte mit seinem Kauf in der Hand durch den Rest des Marktes und fragte sich, wieso er diese Vase ausgerechnet hatte kaufen müssen. Sie passte wirklich nicht zu seinem üblichen Geschmack, aber vielleicht waren es gerade diese Ungereimtheiten, die ihn interessierten. Andererseits könnte es auch einfach dieser freche Bursche gewesen, der ihn soweit gereizt hatte, dass er ihm einfach die Meinung hatte sagen müssen.

Wenig später schloss er die Tür zu seiner Wohnung auf und stellte die Vase auf ein kleines Tischchen. Auch wenn das Metall stumpf war, schien sie einen gewissen Schimmer zu haben.

„Ich denke, ich werde nachher versuchen dir mehr Glanz zu verleihen, auch wenn du kein Original bist."

Er wusste selbst wie lächerlich es war, dennoch sprach Daniel ab und an mit seinen neuesten Erwerbungen. So bekam er einen persönlichen Bezug zu ihnen, ohne dass es einen weiteren Sinn gegeben hätte.

Das Werkzeug und die Mittel zur Reinigung hatte er natürlich bei der Hand, denn sie gehörten zu seiner üblichen Ausrüstung als Archäologe einfach dazu. Während er sich umschaute, stellte Daniel fest, dass die Vase vielleicht doch in seine eigentümlich eingerichtete Wohnung passen würde: Überall standen die weniger wertvollen Objekte, die er während seiner Studien im Ausland ausgegraben und untersucht hatte. Teilweise auch gefälschte Gegenstände, die er, wie die Vase, günstig erstanden hatte, einfach weil sie ein gewisses Flair hatten. Besucher, die zum ersten Mal in sein Wohnzimmer kamen hatten häufig den Eindruck, dass sie in ein Museum eintreten würden. Ein Museum ohne feste Thematik in der Ausstellung allerdings.

Nach einem akzeptablen Mittagessen und angenehmen Mittagsschlaf holt er sich die Vase wieder und trug sie zu seinen Arbeitstisch, wo er schon einige Stücke restauriert hatte. Er betrachtete sich seinen Neuerwerb genau und rieb sie dabei mit einem Tuch ab, um den Schmutz und Staub zu entfernen, den der pickelgesichtige Junge nicht erwischt hatte bei der Vorbereitung der Vase für den Flohmarkt. Dann versuchte er den Verschluss aufzumachen, was ihm aber nicht gelang. Er vermutete, dass der Stöpsel sich mit der Zeit einfach festgesetzt hatte. Daher schnappte er sich erst einmal das Poliermittel und rieb die Oberfläche fest ab, um das angelaufene Metall auf Hochglanz zu bringen.

Als er fertig war, schimmerte die Vase im Schein der nun langsam untergehenden Sonne wieder wunderbar. Jetzt wollte sich Daniel erst einmal unter die Dusche stellen und entspannen, da sich sein Rücken bei der Arbeit an der Vase verkrampft hatte. Heißes Wasser würde da nun eine reine Wohltat sein.

Schnell holte er sich frische Unterwäsche und ein Handtuch, dann stand er auch schon unter der erfrischenden Dusche. Daher konnte er nicht sehen, wie der Verschluss an der Vase sich verformte, Haken wie von allein geöffnet wurden und der Stöpsel zur Seite aufklappte. Weißer Nebel strömte aus der Vase und über den Tisch und bedeckte schließlich den Boden und Schwaden hingen in der Luft. Dies alles geschah innerhalb kurzer Zeit und Daniel kam schon wieder aus dem Bad, nur bekleidet in Shorts und einem T-Shirt, als sich langsam eine Form im Nebel bildete.

Abrupt blieb Daniel stehen und hängte sich das Handtuch, mit dem er sich eben noch die Haare getrocknet hatte, um den Hals.

„Was ist denn hier los?", rief er erschrocken und überlegte schnell, ob irgendetwas in seiner Sammlung Feuer gefangen haben könnte oder vielleicht das Metall mit der Politurflüssigkeit reagiert hätte.

Noch während er die ersten Schritte weiter ins Zimmer hinein tat, begann der Nebel sich aufzulösen und eine Figur zeichnete sich darin ab. Sie war scheinbar ein ganzes Stück kleiner als er und bewegte sich auch nicht. Als Daniel sie entdeckte, fragte er laut in den Raum hinein:

„Wer sind sie? Wie kommen sie hier rein?", und schaute sich gleichzeitig seinen uneingeladenen ‚Besuch' genauer an.

Vor seinem Arbeitstisch stand, mit dem Rücken zu ihm, eine Frau. Zumindest nahm er an, dass es eine Frau war, aber so weiche Formen und glatte Haut, wie er vom Schimmern ihrer Schultern her urteilte, konnte kein Mann haben. Durfte kein Mann haben, schoss ihm der Gedanke durch den Kopf. Lange, dunkle Haare fielen in feine Wellen bis auf circa eine Handlänge über ihrer Hüfte den Rücken herab. Als sie sich zu ihm umdrehte, fiel ihm ein, dass er nur notdürftig bekleidet war.

„Mein Name ist Ebediyet Adara. Du hast mich mit in deine Behausung genommen. Beantwortet dies deine Fragen?", antwortete die Frau, welche sich nun zu ihm umdrehte und ihn aus großen, dunklen und leicht schräg stehenden Augen anschaute.

Daniel verstand nicht.

„Ja. Nein!", stammelte er. „Was soll das alles bedeuten? Ich habe niemanden vorhin mit rein gelassen."

„Nein, du hast mich getragen. In meinem Gefängnis. Und dann hast du mich befreit."

Bei diesen Worten schaute sie über ihre Schulter auf die Vase, deren Verschluss nun offen stand.

Der Rauch im Zimmer hatte sich mittlerweile vollständig aufgelöst und Daniel warf einen genaueren Blick auf die offensichtlich wirr redende Frau. Sie war nur spärlich bekleidet, ihr Oberkörper von dünnen Stoffen bedeckt, die lose seitlich an ihren Schultern hingen. Im schummerigen Licht der fast versunkenen Sonne konnte man vieles erahnen, aber nichts sehen, wie Daniel mit leichtem Bedauern feststellte. Ihr Anblick trug nicht unbedingt dazu bei, das Wirrwarr in seinem Kopf zu klären.

Ihre Bauch und ein kleines Stück ihrer Hüfte waren komplett sichtbar, dann erst wieder wurde alles darunter Liegende von einem seidenähnlichen Kleid verdeckt. Mit ihrer dunklen Haut, den Augen und ihrer Bekleidung hatte sie Ähnlichkeit mit einer der orientalischen Bauchtänzerinnen, die er neulich auf dem Markt hatte auftreten sehen.

„Ich beantworte deine Fragen, aber du verstehst nicht, richtig?", fragte die Frau.

„Kein Wort, um ehrlich zu sein. Du machst nicht den Eindruck als seiest du gefährlich, andererseits redest du wirres Zeug. Ebediyet, war das der Name?"

Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen, aber dann wurde ihr Ausdruck auch wieder ernst.

„Ja. Ich bin keine Gefahr für dich, das verspreche ich. Ich bin eine Dschinn."

Innerhalb weniger Augenblicke huschten mehrere Ausdrücke über Daniels Gesicht. Zuerst zog er ungläubig eine Augenbraue hoch, denn Dschinns gab es nicht. Sie waren Figuren aus Märchen, mehr nicht. Dann fiel sein Blick auf die Vase und er dachte an den unheimlichen Nebel, wobei er nachdenklich den Kopf schief legte. Zuletzt riss er die Augen weit auf und nahm einen hastigen Schritt zurück, denn die Erinnerung an einige Stunden im Archäologie-Studium kam zurück: Menschen waren laut der arabischen Mythologie aus Erde gemacht, Engel aus Licht und Dschinns aus Feuer. Dschinns mochten kein Metall und konnten beschworen werden, was ihnen aber Qualen bereitete und sie daher die Wünsche nur widerwillig erfüllen ließ. Manche waren so bösartig, dass sie die Wünsche ihrer Beschwörer und Gebieter absichtlich so abwegig interpretierten, dass es jenen schadete.

„Ich habe keine Wünsche!", brach es daher hastig aus ihm hervor.

Sie blieb stehen, aber neigte traurig den Kopf nach unten.

„Jeder Mensch hat Wünsche. Aber ich sehe, dass du die Sagen besser als viele andere kennst. Ich schwöre dir aber, ich werde nichts tun, was dich verletzen könnte. Die Wahrheit ist, dass ich dankbar bin, dass du mich befreit hast. Du hast mich nicht beschworen."

Daniel stand noch immer halb im Türrahmen und beobachtete sie misstrauisch. Sein Misstrauen endete aber nicht bei Ebediyet, sondern reichte auch zu seinem eigenen Verstand: Hatte er sich etwa den Kopf angeschlagen oder das Reinigungsmittel zu tief eingeatmet? Saß er in Wirklichkeit bewusstlos auf seinem Stuhl, betäubt von den Gasen und am Träumen? Es war bloß nicht klar, ob das ein Albtraum war oder nicht...

„Oh Mann... das kann doch alles gar nicht wahr sein", sagte er schließlich kopfschüttelnd.

„Lass mich dir meine Geschichte erzählen, dann siehst du vielleicht klarer", bat Ebediyet.

„Ich bin keine besonders mächtige Dschinn, nur eine niedere und wurde zum Geschenk eines hohen Dschinn erschaffen, um Dienste zu verrichten, für die er keine Zeit hatte, da er sich mit höheren Mächten bekriegte. Sein Hass auf die Menschen, die ihn dereinst beschworen hatten war so groß, dass er ihnen auch weiterhin Unheil und Leid bringen wollte. Ich war sein Werkzeug dafür. Viel Schreckliches habe ich gesehen und getan, denn mein Willen war an ihn gebunden. Kriege habe ich entfacht und Krankheiten gesät. Über hunderte von Jahren musste ich ihm dienen."

Ihre Stimme wurde leiser, während Ebediyet weiter berichtete:

„Irgendwann, ich weiß nicht wie es sein konnte, erwachte mein eigener Wille. Seine Wünsche waren nicht mehr automatisch die meinigen, sondern ein Ich spaltete sich ab. Doch dieser Teil litt, denn noch war er... oder eben ich... nicht stark genug, um sich gegen seine Wünsche zu erwehren. Ich litt bei jedem Tod, den ich indirekt verursachte, denn niemals musste ich selbst zu einem Messer greifen oder ein Herz anhalten. Direkte Eingriffe waren verboten, aber das machte für mich keinen Unterschied."

Daniel stand und lauschte Ebediyets Geschichte, wie sie diese mit gesenktem Kopf und traurigem Ton erzählte.

„Doch eines Tages sollte ich einen Prinzen sterben lassen, indem die Brunnen vertrocknen sollten, wo immer er hin ging. Mein Meister zwang mich dazu, immer erst die Opfer der folgenden Taten zu sehen, denn er hatte wohl gemerkt, dass eine Veränderung in mir stattfand. Nicht nur genoss er die Leiden der Menschen, sondern eines jeden Wesens, dessen er habhaft werden konnte. Er wusste, wie sehr es mir widerstrebte, Leben zu vernichten.

So geschah es, dass ich an diesem Abend zum Zelt des Prinzen kam und mich unsichtbar hinein schlich. Er war jedoch nicht allein. Eine Frau war bei ihm und die beiden waren entkleidet. Sie saß auf seinen Lenden und stöhnte, dass ich zuerst dachte, er würde ihr Schmerzen bereiten und dass er es verdient hätte zu sterben. Aber seine Augen schauten sie bewundernd an und waren so voll eines Gefühles, was ich nicht kannte, dass ich gebannt stehen blieb und sie beide betrachtete.

´Liebe, meine Liebe, mein Liebster´, so nannten sie sich immer wieder und das Gefühl ergriff auch von mir Besitz. Bis dahin hatte ich keine Gestalt, doch ein willkommener Neid überkam mich und ich wählte eine Form ähnlich dieser Frau. So, wie du mich nun vor dir siehst.

In meinen Adern wallte nun das Blut und auch Gefühle. Ich wollte ebenso das offensichtliche Glück dieser Frau erleben und auf keinen Fall zerstören, was sie und den Prinzen verband. Ich wand mich, in meiner neuen Gestalt, noch immer unsichtbar, ab und erschien vor meinem Herrn.

Sein Zorn war fürchterlich und er drohte, mich zu vernichten. Aber das konnte er nicht mehr, denn ich war schon zu sehr an diese Welt gebunden. So nahm er mein Wesen, alles, was mich ausmachte und verbannte mich in das Gefängnis, was dort auf deinem Tisch steht. Er gab mir auch diesen Namen und mit Namen und Formeln bannte er mich in dieses Gefäß. Ich konnte nicht hinaus, aber ich erlebte die Welt dennoch, ihren Wandel über die Jahre. Durch viele Hände wanderte ich, aber du erst hast mich befreit."

Sie ging zu seinem Tisch und nahm ihr Behältnis in die Hand und ging auf Daniel zu.

„Schau, beim Reinigen ist dir ein Fehler passiert. Die Flüssigkeit war zu scharf für das von der Zeit geschwächte Metall und dabei ist ein Wort gebrochen worden."

Ebediyet zeigte auf eine Stelle, wo die Verbindung zweier Buchstaben offenbar durchtrennt worden war, glatt poliert durch Tuch und Reinigungsmittel.

„Dafür danke ich dir."

Daniel kam näher zu ihr und betrachtete die Vase. Während er mit den Fingern die Oberfläche fühlte, nahm er ihren Duft war. Sie verströmte einen sanften und dennoch irgendwie würzig-scharfen Duft. Zwei Gegensätze, die dennoch zueinander passten. So wie ihr Körper weich und wohlgeformt schien, in ihren Augen aber ein loderndes Feuer zu brennen schien.

In dem Moment wurden Daniel zwei Dinge zugleich klar: Zum einen fiel ihm auf, dass er die letzten Sekunden nicht auf die Vase geachtet, sondern Ebediyet angestarrt hatte. Zum anderen wurde ihm peinlich bewusst, dass er nur sehr spärlich bekleidet war.

„Bleib hier, ich bin sofort wieder da", sagte er zu ihr, ehe er in sein Schlafzimmer rannte und sich hastig Hose und Hemd über warf. Als er zurück in das Zimmer kam, stand sie noch immer genau so da, wie er sie verlassen hatte.

„Was machen wir jetzt? Ich meine... willst du nicht einfach da hin, wo Dschinns eben hin wollen?"

„Nein", antwortete sie ruhig, „Ich habe eine Seele bekommen. Das Nichts, der Nimbus, wie auch immer man es nennen mag, ist kein erstrebenswerter Ort mehr für mich. Das Leben interessiert mich, auch wenn ich immer noch zum Teil der Geisterebene angehöre. Diesen Teil würde ich gerne aufgeben, wenn es möglich wäre, um ein Menschenleben zu haben, so kurz es auch sein mag. Die Gefühle die ihr habt scheinen so unglaublich mächtig, dass ich gerne Jahrhunderte eines gefühlsleeren Lebens geben würde. Wenn es denn nur möglich wäre."

Die letzten Worte klangen so sehnsuchtsvoll, dass Daniel spürte, wie traurig Ebediyet sein musste.

Er überlegte murmelnd: „Ebediyet, heißt das nicht Unendlichkeit oder Ewigkeit? Und hast du nicht gesagt, dass du durch deinen Namen gebunden bist? Wie kann man das Unendliche überwinden?"

„Ich kann es dir nicht sagen. Auch wenn Ebediyet Adara mein Name ist, so wurde die Bedeutung dieser Worte vor meinem Geist verschlossen. Und du darfst ihn mir auch nicht vollständig sagen, sonst würde ich verdammt sein, ewig halb Geist, halb Mensch zu sein. So verfluchte mich mein Meister", sagte sie, wobei sie das Wort ‚Meister' mit einer Abscheu aussprach, die von ihrem tief greifenden Hass zeugte und einen Schauder über Daniels Rücken jagte.

Er ging zu ihr und wunderte sich, dass sie nicht fror. Die Nacht war mittlerweile hereingebrochen und es hatte sich merklich abgekühlt.

„Ich kann es dir auch gar nicht weiter sagen. Mein Alt-Arabisch ist nicht wirklich gut", sagte er mit einem Schulterzucken entschuldigend.

„Aber was tun wir jetzt? Ich meine, wo willst du hin? Verwandte oder so hast du sicherlich keine. Auch kein Geld."

Ebediyet schaute ihn an. Mit leicht gesenktem Kopf blickte sie unter halb herab geschlagenen Lidern zu ihm auf, eine unausgesprochene Bitte in ihren Augen.

„Ich denke, es bleibt uns erst einmal nichts anderes übrig als dich hier übernachten zu lassen", schloss er ein wenig verzweifelt.

Dennoch lächelte sie beim nächsten Satz unsicher an: „Aber: Ich wünsche mir nichts, damit das klar ist. Langsam vertraue ich dir, dass du vielleicht doch nichts Böses willst. Und... nach, ich weiß nicht wie vielen, Jahren in einer Flasche tut es dir sicherlich gut, in einem echten Bett zu schlafen. Ich werde mir das Sofa nehmen."

Sie schaute ihn aus noch weiter geöffneten Augen an als zuvor: „Das kann ich nicht annehmen. Du bist sehr freundlich, aber..." stammelte sie überrascht, „...aber ich kenne ja nicht einmal deinen Namen."

„Stimmt, entschuldige. Nenn mich einfach Daniel. Aber jetzt müssen wir uns erst einmal um die Betten kümmern", schloss er, froh, endlich etwas tun zu können.

Er machte sich auf in das Schlafzimmer und holte für Decke, Kissen und ein Laken für sich, brachte sie ins Wohnzimmer und warf sie dort erst einmal auf das Sofa. Ebediyet stand noch immer etwas verloren im Raum und betrachtete Daniels leicht hektisch wirkendes Treiben.

„Das Bett habe ich erst heute frisch bezogen, da brauchst du dir also keine Gedanken zu machen."

Als er sich vom Sofa umdrehte, betrachtete er Ebediyet erneut. Ihre Füße und Beine waren nackt, nur der schleierartige Rock bedeckte ihre Hüften und einen Teil ihrer Oberschenkel. Der gleiche, scheinbar durchsichtige Stoff bedeckte auch ihren Oberkörper bis unter den Brustansatz. Ihr Nabel war eine schmale Vertiefung, welche die Glätte des flachen Bauchs nur betonte. Die sich leicht abzeichnenden Hüftknochen schauten gerade so über den Rand ihres seltsamen Gewandes hervor.

Daniel ermahnte sich innerlich, sie nicht anzustarren, sondern Schlafklamotten zu besorgen.