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Aruula -Die Tiefen von Ma'bellar 03

Geschichte Info
Dunkle Zukunft der Erde.
7.7k Wörter
4.13
11.3k
3

Teil 3 der 6 teiligen Serie

Aktualisiert 06/08/2023
Erstellt 02/02/2018
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Tenk fa tuu! (umgangssprachlich bei den Wandernden Völkern Eurees für „Dank sei euch!") Und schön, dass ihr wieder mit dabei seid! :-)

Nach dem Erscheinen von Teil 2 (und nach dezenter Aufforderung *g*) haben sich ein paar User einen Ruck gegeben und Feedback hinterlassen, was ich sehr löblich fand, daher hier also abermals der Aufruf, ruhig das Geschriebene (fair und konstruktiv) zu bewerten, was euch gefallen hat oder was nicht.

Dieses Mal erwarten euch gleich drei Kapitel, wobei Kapitel 5 & 7 neue Figuren vorstellt und den Themenkomplex der Geschichte hoffentlich auf interessante und zeitgenössische Weise erweitert.

Ein Großteil der Menschheit im MX-Universum mag zwar durch eine degenerative Strahlung zu minderbemittelten Kakerlakengourmets verkommen sein, doch halte ich meine Leseschaft (habe da ein gutes Gefühl bei euch ;-D ) nicht für so verstandesbetont eingeschränkt. Deswegen gehe ich mal schlicht davon aus, dass sie mit den vorausgesetzten Bezeichnungen und (technischen) Begriffen in der Handlung zurechtkommen wird.

Konnte man die Story bislang freiweg als Fantasy-Abenteuer umschreiben, werden jetzt einige Science-Fiction-Elemente beigefügt, die dem Geschehen -- mit ein bisschen Glück -- mehr Tiefe und vielleicht sogar ein bisschen asimovschen Anstrich verleihen oder Erinnerungen an Shelleys Frankenstein-Mythos wachrufen. Aber keine Sorge, von einer schwermütigen Tragödie bleiben wir weit entfernt, ein Augenzwinkern ist (meistens) immer mit dabei! :-)

Genug palavert! Stürzen wir uns mit unserer Lieblingsbarbarin wieder ins Abenteuer!

(Ach ja: Dieser Abschnitt dient vorwiegend dem Storyausbau. Schwerpunkte sind: Akkurater Handlungsfortgang, Spannung, Action, Mystery, nur leichte erotische Einschübe, die aber schon einmal neugierig auf das Kommende machen sollen. Seid gespannt! ;-) )

Anmerkung: Die Inhalte dieser Geschichte sind ein reines Produkt der Fantasie. Das Copyright der Charaktere und einiger Handlungselemente liegen bei den entsprechenden Inhabern.

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Aruula von den Dreizehn Inseln - Dunkle Zukunft der Erde

Die Tiefen von Ma'bellar - Teil 3

- 5 -

Gedimmtes Licht erhellte das Habita. Dies war absichtlich so reguliert worden, weil es auf die Sujetos eine beruhigende Wirkung während des Experiments haben sollte.

Zumindest laut Doctoral Lucon Palafox.

Und es war wichtig, dass sie sich wohl geborgen und ungezwungen fühlten, denn alles andere -- das hatten die Wissenschaftler errechnet -- würde zu verfälschten Verhaltensmustern bei den Testpersonen führen und den gesamten Probelauf damit zum Scheitern verurteilen.

In Anbetracht der wenigen Sujetos, die ihnen zur Verfügung standen und die -- für gewöhnlich -- nur eine limitierte Zeit verwendbar waren, war humanes Ressourcenmanagement in ihrem Fall äußerst bedeutend.

Das Land um Marbella litt unter den extremen Temperaturschwankungen, der stürmischen See und trockener Erde, was zur Folge hatte, dass immer weniger Menschen diese Gegend als Heimat auswählten.

In den letzten Jahrzehnten hatten mehr Bewohner ihre primitiven Siedlungen abgebrochen, als errichtet, und waren fortgezogen. Stattdessen waren niedere Spezies wie Rattenmutanten herbeigeströmt und von Rotation zu Rotation wanderte sogar eine Schar Guule durch die Ruinen auf der Suche nach Aas.

Die Anwesenheit beider Spezies verleitete etwaige Reisende nicht gerade dazu, Ma'bellar -- wie die Degenerierten ihre schöne Stadt, ihr einstiges Juwel, heutzutage nannten -- einen Besuch abzustatten. Somit verwaiste der Ort zusehends und schnitt sie von einer ihrer notwendigsten Rohstoffquellen ab; den Organischen.

Es war eine wahrhaft negative Entwicklung für ihre Comuna.

Sie hatten den Kometeneinschlag überstanden, das Ende der zivilisierten Welt. Mithilfe der modernste Technik hatten sie sich am Leben erhalten, hatten ihre sterblichen Hüllen abgelegt und gegen solche eingetauscht, die kein so rasches Ablaufdatum aufwiesen, hatten bis heute, allerlei Hemmnisse, Widrigkeiten und Probleme mit Intelligenz und unerschütterlicher Willens- oder Rechenleistung bewältigt, nur um jetzt feststellen zu müssen, dass sie zwar nicht sterben konnten, ihnen aber dennoch etwas abhanden kam, ihnen etwas verloren ging... etwas, dass sich kaum in Worte fassen ließ: Eine Art Echo des früheren menschlich Seins, der Nachhall von dem, was sie dereinst an das stoffliche Leben erinnert hatte, dieses Etwas, dass keine A.I.-Unterstützung, keinen Prozessor und keine Platine erzeugen konnte, sondern nur ein lebender, atmender Körper.

Bitores de Quiros neigte die verkabelte Glaskugel, in der sein Gehirn schwamm, nach unten, in Nachahmung einer menschlich deprimierten Verfassung. Gleichwohl zeichneten seine optischen und akustischen Sensoren weiterhin alles auf, was in dem Habita geschah, dessen Wohnparzellen für ihn -- durch getönte Scheiben - komplett einsichtig und mit Abhörvorrichtungen ausgestattet war.

Das Sujeto, welches er gegenwärtig sondierte, hatte ihm in den vergangenen Wochen durchaus einige respektable Informationen eingebracht, doch allmählich schien ein konstanter Zustand der Schwächung das Individuum erfasst zu haben. Eine Erklärung hierfür hatte Bitores de Quiros nicht.

Kontinuierlich hatte er die Vitalwerte des Sujetos überprüft und für entsprechende Nahrungszufuhren gesorgt, trotzdem war eindeutig eine Verschlechterung der Konstitution zu ermitteln. Er hatte das Datenarchiv nach möglichen Ursachen durchforstet, doch die Fülle an potenziellen Auslösern für den Kollaps eines organischen Systems war dermaßen umfassend und unpräzise, dass er die Suche hatte abbrechen müssen.

Der Aufwand war einfach zu groß und stand nicht in Relation zum Wert eines einzigen Sujetos.

Ja, sie waren selten geworden und ja, sie mussten gut hausgehalten werden, aber unterm Strich waren sie Teil des Experiments und daher entbehrlich, früher oder später. Dessen ungeachtet, war Bitores de Quiros der Auffassung -- das hatten seine internen Berechnungen ergeben - , dass die Hauptursache der fortdauernden Verminderung organischer Meriten nicht in der ungenügenden Versorgung von Viktualien begründet lag, sondern vielmehr den intensiven Untersuchungen und Aktivitätstests des Principals anzulasten war.

Allerdings stand er, Bitores de Quiros, nicht hoch genug in der Hierarchie des El Refugio um den hohen Principal kritisieren zu dürfen.

Immerhin verdankte er den visionären Vorfahren des Principals, dass seine Linie noch existierte.

Bis heute.

Wenn auch in veränderter Form.

Diese Ehre hatte er bei Weitem nicht jedem zugestanden.

Obwohl damals vorwiegend eh nur liquide Mittel gezählt hatten.

Nur wer genug Geld besessen hatte, konnte sich auf eine Zukunft nach dem Armageddon freuen.

Dennoch, im Marbella der Vergangenheit hatte es reichlich wohlhabende Personen gegeben, sodass auch in jenen längst vergangenen Tagen eine Auslese darüber entschieden hatte, wer an dieser Zukunft teilhaben durfte und wer nicht. Nebst jenen Erwählten, gab es noch die Investigador, die Kapazitäten der Wissenschaften und Mechatronik -- wie Doctoral Lucon Palafox oder Graviel Soler - , die eine Existenzberechtigung errungen hatten und die seit Jahrhunderten damit beschäftigt waren, ihre Persönlichkeiten -- ihre Gehirne -- in immer neue künstliche Körper zu transplantieren.

Ein jeder oder eine jede, hatte ein Berufungsfeld in der Comuna inne und musste dieses nach bestem Wissen und geordneter Programmierung ausführen.

Er, Bitores de Quiros, war bis vor kurzem noch ein einfacher Guardador gewesen, doch dann, nach einer Aufladezeit, hatte er plötzlich neue Datensätze und Betriebsroutinen in seinem System registriert, die ihn als Famulus des Principals einstuften.

Offensichtlich war er befördert worden. Hätte er noch Freude und Stolz empfinden können, wäre er bestimmt glücklich gewesen.

So, hatte er es simpel zur Kenntnis genommen.

Und nun bestand seine neue Routine darin, die Sujeto in ihrem geschlossenen Habita zu beobachten und Daten über sie zu sammeln. Daten darüber, wie sie auf „das Projekt" reagierten, wie gut sie mit „dem Projekt" interagierten und wie qualitativ hochwertig die Reizfrequenzen ausgestrahlt wurden, die „das Projekt" bei den Testobjekten generierte.

Auf der anderen Seite der undurchsichtigen Scheibe verbog sich soeben ein menschlicher Körper, nachdem er von „dem Projekt" sechzig Minuten lang auf unterschiedlichste Weise penetriert worden war. Dann wurde der hautbedeckte Körper schlaff.

Zu schlaff.

„Das Projekt" datierte die Veränderung. Schüttelte den reglosen Körper und führte Wiederbelebungsmaßnahmen aus. Bitores de Quiros hob seine Hirngefüllte Glaskugel und wandte sich ab.

Es gab nichts mehr zu protokollieren. Das Sujeto war irreparabel beschädigt. Das Experiment wieder einmal gescheitert. Jetzt konnte er nur noch eines tun; er musste dem Principal Rapport erstatten. Und der Principal von Ma'bellar würde den ausbleibenden Fortschritt sicher nicht gutheißen.

- 6 -

Geschickt flochten Aruulas Fingerspitzen eine dünne Pflanzenfaser durch die zwei Fellstücke, die ihr neues Oberteil werden sollten, und welches sie von einem kleinen Nagetier ergattert hatte, dass in eine ihrer ausgelegten Fallen geendet war. Sonderlich viel der Bedeckung machten sie nicht her, aber immerhin reichten sie aus um ihre oberweitige Blöße vorerst zu verschalen.

Das Fleisch jenes Tieres hatte sie bereits gierig verschlungen, wie auch das eines weiteren. Sie hatte ein ausgiebiges Bad im unterirdischen Tümpel genossen und sich selbst innere Befreiung von der zurückliegenden Anspannung verschafft, was gewisslich nicht ohne Wagnis gewesen war, so weltentrückt wie sie zwischenzeitlich gewesen war, doch alles war gut verlaufen und als sie -- es mochte eine Stunde vergangen sein -- wieder emporkletterte, befanden sich Schwert und Stiefel noch an Ort und Stelle und eine Ratze quietschte schon in einer Schlinge, der sie rasch das winzige Genick brach, um sie anschließend zu nutznießen.

Aus ihrem Fell hatte sie sich einen Schurz gefertigt, den sie bereits um ihre Hüfte trug. Das Ratzenfleisch war zäh gewesen, aber um den gröbsten Hunger zu stillen, war es brauchbar. Aruulas Magen war Einiges gewöhnt. Ihn verstimmte nichts so leicht. Sie verknotete ihren Fellbikini zwischen ihren Brüsten und brummte zufrieden. Falls sie auf andere Wanderer traf -- oder ruchlose Wegelagerer -- würden ihre weibliche Formen diese -- zumindest nicht von Anfang an -- ablenken oder auf törichte Ideen bringen.

Vom brennenden Durst erlöst, wohl gesättigt, von innerer Unruhe befreit und halbwegs erholt, schlüpfte sie in ihre Stiefel, griff sich ihren Bihänder und stieg die Stufen zum Tageslicht hinauf. Ließ diesen kostbaren Unterschlupf hinter sich. Wobei man -- oben angelangt -- nicht mehr von Tag und Licht sprechen konnte, war er doch derweil einer rußig grauen Nacht und dem silbrigen Schein Loonas gewichen, die Aruulas frisch gewaschene Mähne blauschwarz glänzen ließ.

Die Kriegerin gewahrte sich - bei vollster Aufmerksamkeit - einmal ihrer Umgebung und als sie sicher sein konnte, dass ihrer keine Gefahr in den tiefen Schatten der Ruinen harrte, lief sie in zügigen und ausgereiften Schritten voran, in eine Richtung Ma'bellars, die sie noch nicht erkundet hatte.

Schwarze Schemen zogen an ihr vorbei, Fahrzeuge aus einer untergegangenen Epoche von denen nur noch verrostetes Metall und Kunststoffelemente zeugten. Betonsockel und eiserne Gebeine von Gebäudeanlagen, die früher einer vorgeblich höheren, privilegierten Gesellschaft als Ausflugsziel gedient hatten. Deren Knochen waren heute vermischt mit Asche und begraben im Sand, über den die Stiefelsohlen der Barbarin nun achtlos hinwegtraten.

Aruula mied -- wie schon am helllichten Tag -- große Plätze und gut einsehbare Schneisen. Umsichtig hielt sie sich an Hauswänden oder huschte von Wrack zu Mauerrest, um keinen gegebenenfalls auf der Lauer liegenden Beutegreifer wachzurütteln. Aber auch auf nachtaktive Raubtiere musste sie besonders erpicht achtgeben, diese waren meist noch lautloser und tödlicher als menschliche -- oder entfernt menschliche -- Plagegeister.

Die Dunkelheit der Nacht barg viele Schrecken. Lichtscheue Nosfera huldigten ihr und streiften umher, ebenso wie hungrige Guule, auf ihrer beständigen Suche nach Kadavern. Irgendwo über ihr prellte etwas dumpf gegen ein stählernes Rohr. Steinchen und Geröllstaub rieselten hinab. Aruula war sofort vorgewarnt!

Sie verschwendete keinen Blick aufwärts, sondern sah zu, dass sie sich eiligst davonstahl. Erst als gut fünf Speerwürfe zurückgelegt hatte, schob sie sich hinter eine hoch gewachsene Hecke aus gelbem Halmen und spähte hindurch.

Ihre braunen Augen glitten mit Bedacht über das Terrain, ihre Finger umfassten das Leder des Schwertgriffes in lockerer Sorgfalt und der kühle Nachtwind strich über ihre bemalte Haut unter der sich straffe Muskeln abzeichneten.

Sekunden vergingen.

Minuten.

Nichts Auffälliges bot sich ihr dar.

Was es auch gewesen war, dass sich dort droben herumgetrieben hatte, war aller Wahrscheinlichkeit nach fort oder hatte nie ein Interesse an ihr gehegt.

Aruula entspannte sich und wandte sich um, geneigt den Weg fortzusetzen... und starrte direkt auf ein, mitten in der Luft schwebendes, kugelrundes Objekt!

Sie unterdrückte im letzten Moment einen überraschten -- wie verräterischen -- Ausruf und zwang sich stolpernd zwei Schritte zurück.

Die langen Halme kitzelten über ihre nackten Oberschenkel, als sie das Gras zertrampelte und ihre Waffe hochriss. Mit geweiteten Augen musterte sie das befremdliche Kugelding, dessen Haut -- oder Hülle, hätte Maddrax sie bestimmt korrigiert -- metallen schimmerte und das ein bewegliches rotes Auge besaß, welches auf einem rundum rotierenden Eisenring befestigt war. Ferner hatte es zwei „Arme" aus drei kurzen Knicksegmenten., deren Enden einmal in etwas Zangenartiges und etwas Spitzes mündeten.

Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln hatte wahrlich genug Erfahrung auf ihren unzähligen Reisen gesammelt um zu wissen, dass sie es mit einem hochentwickelten Stück Teknikk zu tun hatte, vielleicht ein streunendes Relikt einer längst verlorenen Techno-Enklave oder einer intakten, von der sie bis jetzt allerdings noch keinerlei Hinweis auf ihre Existenz gefunden hatte.

Doch -- bei Wudan -- man sollte niemals nie Nie sagen!

„Sei gewarnt, bleib wo du bist!", schleuderte sie der schwebenden Kugel präventiv entgegen und war über sich selbst erstaunt, dass sie nicht ihrem ersten Impuls nachgegeben und auf das Ding eingedroschen hatte.

Ob das seltsame Teckknikobjekt sie verstand, wurde ihr nicht ersichtlich, aber wenigstens bewahrte es den Abstand zu ihr. Das rötlich leuchtende Auge -- oder das beleuchtete Okular -- schien sie ebenso zu sondieren, wie sie das künstliche Subjekt.

„Hee! Ich spreche mit dir! Woher kommst du? Gehörst du wem? Kannst du antworten? Oder befehligt jemand über dich, dessen Stimme du übertragen kannst?", löcherte sie die Kugel mit weiteren Fragen in der Hoffnung, dass sie es mit einem mechanisierten Handlanger zu tun hatte. Einige Bunkerligen bedienten sich solcher Apparate. Sie wartete ab, doch ihr technisierter Gegenüber blieb ihr eine Antwort schuldig.

Aruula kam zu dem Schluss, dass dieses fliegende Ding offenbar nicht mit der Fähigkeit zu kommunizieren ausgestattet war.

„Merduu! Nutzloses Stück Schrott!", schnaubte sie und ließ die Klinge etwas sinken, um ihren Blick einmal schweifen zu lassen. Sie durfte sich trotz der Präsenz der Kugel nicht vollends ablenken, schließlich herrschte ringsum noch immer tiefste Nacht und schwärzeste Schatten. Doch kaum hatte sie ihren Kopf abgewandt, schlugen ihre Sinne an und ließen sie blitzgescheit herumwirbeln!

Die Kugel hatte ihre knappe Phase der Abwesenheit darauf verwendet näher heranzuschweben und die Werkzeugbestückten Arme auf sie ausgerichtet.

Dieses Vorgehen gefiel Aruula gar nicht.

„Ich habe gesagt; bleib weg von mir! Du hörst nicht? Selbst schuld!", rief sie der Kugel zu, brachte ihren Bihänder in einem eleganten Halbkreis nach oben, wobei sie die künstlichen Arme abtrennte, und ging dann fließend in eine Abwehrhaltung über, das Schwert beidhändig über der rechten Schulter haltend, das linke Bein nach vorne ausgestreckt.

Das rote Auge der Kugel glomm unbekümmert in der Düsternis, rotierte lediglich ein wenig hin und her, als wisse es nicht, wohin.

Die Barbarin nahm ihr die Entscheidung ab.

Wuchtig hieb sie zu. Schmetterte die stählerne Klinge einmal, zweimal und ein drittes Mal auf die runde Umhüllung, bis die Eindellungen arg genug waren, dass sie aufbrach und die darunter befindliche Eleektrikk beschädigt wurde. Dabei traf sie auch das künstliche Herz der Maschiin.

Scheppernd krachte die Kugel auf das Blech eines uralten Wegweiserschildes, dass halb vom Sand zugeweht war, und auf verstreutes Bruchgestein.

Das rote Auge erlosch.

Aruula strafte das zerstörte Ding noch einmal mit einem verächtlichen Blick, ehe sie sich umsah und dann schleunigst davonsprintete, um eine sicherere Position zu beziehen.

In dem Bassin eines seit Jahrhunderten ausgetrockneten Zierbrunnens fand sie diese. Sie hockte sich hinter die ungefähr einen Schritt hohe abgeschliffene Mauer und fing an die Umgebung sorgsam zu beobachten.

Wenn sie ihre Intuition nicht trog, müsste früher oder später irgendetwas oder irgendjemand auftauchen, um nachzuprüfen, weshalb die Schwebekugel ihre Funktionen eingestellt hatte. Vorausgesetzt, bei ihr handelte es sich wirklich nicht um eine alleinige Hinterlassenschaft aus alten Tagen. Erneut wurde ihre Geduld auf die Probe gestellt, aber die Jägerin in ihr rief sie zur Ruhe.

Die Ruinenlandschaft umgab den Brunnen gleich einem Panorama aus bizarren, finster schwarzen Gebilden mit kantigen Blöcken, zackigen Auswüchsen oder schiefen Winkeln. Leise säuselten nächtliche Windhauche durch leere Fenster und hohles Gestänge und erzeugten Gesänge wie von fremden Planeten. Während sie so dalag, durchzuckten sie plötzlich Gedankenbilder von Juefaan. Vermutlich weil ihr Verstand gerade der Meinung war, dass zu wenig geschah, dass ihre Aufmerksamkeit erforderte und sie deswegen durchaus Zeit fand, sich mit seinem Verlust zu beschäftigen.

Doch Aruula wollte sich noch nicht damit beschäftigen, einerlei was ihr Kopf versuchte ihr aufzudrängen. Sie presste ihre Lippen zu einem ernsten Strich zusammen und verbot sich über Juefaan nachzudenken. Vertrieb die Bilder von seinem zerfleischten Körper in einem Wurzelnest oder von seinem aufgespießten Blondschopf vor dem Lager eines Kannibalenstammes, die ihre Fantasie ihr vorgaukelte in Ermangelung der Kenntnis der Wahrheit.

Ein jähes, kratzendes Kribbeln auf ihrem Rücken half ihr beglückenderweise von jetzt auf gleich dabei ihren Geist zu leeren.

Eine ihrer Hände schnellte zu dem sanften Bogen zwischen Steiß und Schulterblättern und klaubte das, was dort krabbelte, auf.

Sie machte sich nicht die Mühe das Gefangene anzuschauen, sondern warf es geradewegs weit von sich in den Sand. Kaum als sie das getan hatte, entdeckte sie unwillkürlich einen winzigen, roten Punkt in dem bleigrauen Zwielicht von Ma'bellars Nacht.

Er bewegte sich hoch über dem Boden und kam langsam näher heran.

Een, doo, troo und schon ist da noch einer! Manna'Ganna ist mir gewogen!

Unter größter Behutsamkeit spähte Aruula über den Rand der Brunnenfassung. Allmählich schälte sich dieselbe ballartige Form aus dem Dunkel, die sie schon von dem zerschlagenen Erstling her kannte.

Der Nachfolger sank tiefer und kreiste um die halbierten Teile seines Artmodells. Durch das Leuchten der künstlichen roten Pupille vermochte sie zu erkennen, dass das Ding den Ort des Aufeinandertreffens ausforschte. Fünfmal drehte es sich im Rund, dann gewann es wieder an Höhe und flog in gewohnt gemächlicher Geschwindigkeit nach Nordwesten.