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Ayla und Ella

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NaSchmi
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„Der ist niemals Hausverwalter. Der ist höchstens Fahrer! Aber ich bin mir sicher, dass er ganz toll Fußball spielen kann oder YouTube-Star werden will. Träumt bestimmt von einer Karriere, aus der aber nichts wird!"

„Ich find ihn jedenfalls süß.", entfuhr mir ganz unverhofft.

Sie sah mich an, und es tat mir augenblicklich leid, dass ich mir solch eine Blöße gegeben hatte, irgendeine Sympathie oder Regung ihr gegenüber auszudrücken. Ich hatte das Gefühl, bei ihr auf der Hut sein zu müssen. Aber der Alkohol hatte auch meine Zunge gelöst, und jetzt sagte ich Dinge, die ich eigentlich für mich hätte behalten wollen.

„Den findest du süß?" Aylas Frage klang eher neugierig als abschätzig.

„Groß, muskulös, braungebrannt. Und ein süßes Lächeln hat er."

„Der sieht aus wie fünfzehn."

„Mindestens achtzehn wird er sein."

„Wie kommst du darauf?"

„Sonst hätte er keinen Führerschein."

„Okay", meinte sie, und ich verbuchte ein kleines Erfolgserlebnis, dass ich sein Alter kombiniert hatte. „Du kannst ihn haben!"

„Du bist aber großzügig. Vielen Dank!"

„Mein Fall ist er nicht. Ich will mit Typen auch reden können."

„Dicks all the way, aber sie sollten schon intellektuell sein. Meinst du das?"

Sie sah mich trocken an, und ich grinste, als hätte ich einen weiteren Sieg errungen."

„Ein Mindestmaß an Kommunikation fände ich schon nicht schlecht."

„Der hat vermutlich sowieso eine Freundin."

„Glaube ich nicht. Der sieht mir wie der typische Summerboy aus. Der angelt sich alle blonden, hungrigen Touristinnen, die ihm zwischen die Beine laufen."

„Dann bist du ja vor ihm sicher."

„Wieso?"

Ich zeigte auf ihre Haare: „Hungrig weiß ich nicht, aber definitiv nicht blond. Nach deiner Theorie wird der nicht auf dich stehen."

Wieder einen Treffer. Ich hatte einen Lauf.

Ich schob meinen Wagen mit meinem Koffer über den holprigen Asphalt, ihren hatte Ayla Marco hingeschoben, der ihn auch brav weiterschob. Er hatte sogar Anstalten gemacht, auch den Wagen von mir und meiner Mutter zu schieben. Aber wir hatten abgewunken. Abgesehen davon, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie ein einziger Junge drei Gepäckwagen schieben sollte, konnte ich mein Gepäck auch selbst schieben.

„Was stellst du dich an? Der wird genau dafür bezahlt, dass er uns fährt."

So fies, wie ich Ayla beschreibe, war sie eigentlich nicht. Genau konnte ich auch nicht sagen, was sie ernst meinte und was nur gespielt war. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich oder mir oder Welt irgendwas beweisen musste und sich härter gab, als sie eigentlich war. Es fiel ihr auch selbst auf, und sie riss sich ein wenig zusammen.

Als wir nebeneinander in dem fetten, schwarzen SUV saßen und vom Flughafen auf die Autobahn in Richtung Norden fuhren, erfasste mich so richtig die Urlaubsstimmung. Palmen, diese spanischen Häuser, spanische Ortsnamen, die Wärme des späten Nachmittags, die graubraunen Farben. Aus dem Radio spanische Stimmen, die ich nicht verstand, und diese leichte Popmusik, die mir in Deutschland zu seicht klang, aber genau hierhin passte. Das gleiche Gefühl schien auch Ayla zu haben, denn sie sagte:

„Du musst mich für eine ziemliche Bitch halten."

„Wieso?"

„Weil ich hier so ablästere über den Typen."

„Marco heißt er, glaube ich."

„Marco. Genau. Ich bin eigentlich nicht so. Es ist nur, dass ich super viel Stress habe. Das ist echt eine brutale Welt da draußen."

Ich wusste erst nicht, welche Welt sie meinte. Die Autobahn von Malle sicherlich nicht.

„Jeden Tag habe ich es mit Leuten zu tun, die das einfach nicht verstehen. Die nichts aus sich machen, aber alles Mögliche verlangen. Die glauben, dass jeder nur darauf wartet, sie einzustellen. Auch wenn sie nichts können. Und wenn man sie am Hals hat, hat man nur Probleme mit ihnen."

Ich konnte mir nur vage vorstellen, was sie meinte. Aber sie sprach auch eher zu sich als zu mir, und ich hielt mich zurück mit meiner Meinung oder mit Ratschlägen, denn ich hatte natürlich überhaupt keinen Plan, wie das so war mit der richtigen Welt. Ich wusste nicht, wie es im Callcenter zuging und mit welchen Typen man sich da auseinandersetzen musste. Ich wusste nur, dass ich keinen Bock hatte, von diesen Leuten belästigt zu werden und meist schnell auflegte. Wer hatte schon Lust auf so einen Job? Leute zu bequatschen und ihnen Sachen aufzuschwatzen, die sie nicht brauchten oder wollten. Wer machte schon gerne solche Jobs?

„Ich brauche echt Urlaub und muss abschalten. War echt stressig in der letzten Zeit. Was ich brauche ist ein Pool und einen Cocktail oder zwei und Sonne und andere Gedanken. Und dann bin ich auch keine Bitch mehr!"

„Okay."

„Ich verspreche es dir."

Sie hielt mir ihre Hand hin. Ich schüttelte sie, obwohl ich das alles etwas übertrieben fand.

Wir fuhren ungefähr eine Stunde, bis wir endlich ankamen.

„Wow!" war das Wort, das uns allen entfuhr, als wir die Auffahrt hinauffuhren.

Die Finca war riesig und super edel, hatte zwei Etagen, alles war edel eingerichtet. Es gab einen fetten Pool, einen riesigen Garten mit allerlei Palmen. Es war wirklich ein Luxus-Teil.

Als wir in der Einfahrt hielten, erwartete uns eine Spanierin mit einem Tablett voller Orangensaft. Frisch gepresst von den eigenen Bäumen, wie sie uns erklärte. Sie sprach ziemlich gut Deutsch, machte nur wenige Fehler und hatte einen weichen spanischen Akzent.

Ayla war erleichtert: „Gottseidank versteht die uns!", flüsterte sie mir nicht ganz so leise zu. „Ich hatte schon Angst, dass wir uns hier nur mit Zeichensprache verständlich machen müssen."

Die Frau sah Ayla kurz an, aber ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. Sie stellte sich uns als Maria und als Haushälterin vor. Ich schätzte sie auf Anfang-Mitte dreißig. Sie hatte schulterlange Haare, ein attraktives, aber eckiges Gesicht. Ich fand sie hübsch, auch wenn ihr Gesicht und einige kleinere Fältchen Härte ausstrahlten, was durch ihre großen, warmen Augen ausgeglichen wurde. ihr auffallendstes Merkmal war allerdings die Strähne weißer Haare, die ihr in die Stirn fielen.

Ich wunderte mich ein wenig, dass eine Haushälterin so gut Deutsch sprach. Ihre ganze Ausstrahlung war voller gelassener Souveränität, wie man es vielleicht von einem englischen Butler erwarten würde, nicht von einer Köchin und einem Hausmädchen. Aber ich nahm an, wenn man sich so eine Millionenfinca leisten konnte, dann hatte man auch das Geld, tolles Personal zu bezahlen.

„Willkommen auf der Finca Real", sagte sie lächelnd und reichte uns jeweils ein Glas Orangensaft.

Nachdem wir angestoßen hatten, fragte sie, ob wir eine gute Reise gehabt hätten. Sie entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten, dass wir nicht wie versprochen vom Hausverwalter am Flughafen abgeholt worden waren, aber der hätte ein gesundheitliches Problem und daher wäre Marco dankenswerterweise eingesprungen.

Marco war schon dabei, die Koffer aus dem Wagen zu laden, hielt aber inne und nahm das „Muchas Gracias" meiner Mutter dankend entgegen.

„Marco wird Ihnen in den nächsten Wochen behilflich sein.", erklärte Maria.

„Das ist aber nett von ihm!", meinte meine Mutter in seine Richtung. Aber natürlich verstand Marco kein Wort. Er lächelte aber nett zurück.

Als meine Mutter ihren Fehler bemerkte, wiederholte sie erst noch einmal ihr „Muchas Gracias" und wandte sich dann an Maria:

„Bitte sagen Sie ihm, dass wir ihm sehr dankbar für seine Hilfe sind."

Sie übersetzte es, und Marco lächelte wieder.

Maria führte uns durch das Haus und zeigte uns unsere Zimmer. Ayla und ich bekamen jeweils eigene kleine Zimmer, die nebeneinander lagen. Meine Mutter bekam die Suite mit großem Balkon und eigenem Bad und allem Schnickschnack.

Als Marco uns unsere Koffer gebracht hatte, verschwanden wir in unseren Zimmern, um uns frisch zu machen, wie Ayla es ausdrückte, bis zum Abendessen. Mein Frischmachen bestand daraus, dass ich auf mein Bett fiel, die Schuhe von den Füßen kickte und ein Nickerchen machen wollte. Nebenan hörte ich, wie das Wasser der Dusche lief.

Mir fiel Aylas Schweißgeruch ein und ihr für den Urlaub unpassendes Businesskostüm, und für einen Augenblick ging mir das Bild durch den Kopf, wie sie unter der Dusche stand, und der Schweiß ihren Körper hinab gespült wurde. Es war nur ein kurzer Gedanke.

Irgendwann klopfte es an meiner Tür. Ich war wirklich eingeschlafen. Meine Mutter fragte durch die Tür: „Kommst du zum Abendessen, Schatz?"

Ich stand noch etwas groggy auf, ging in mein Bad, schaute mich im Spiegel an und spritzte mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht.

Dann zog ich meine Schuhe an und ging nach unten.

Mittlerweile war es dunkel geworden. Auf einer großen Terrasse am Pool stand ein Holztisch mit drei Gedecken. In einer Feuerschale loderte ein kleines Feuer.

Ich muss gestehen, ich fand mich ein wenig underdressed. Meine Mutter hatte sich ein Sommerkleid angezogen. Ayla trug eine leichte Pluderhose aus Leinen und darüber eine kurze Bluse, die einen Teil ihres Rückens zeigte. Die beiden standen am Pool. Als ich zu ihnen kam, drehten sie sich um, und mein Gefühl, falsch angezogen zu sein, verstärkte sich nur noch. Aylas langen schwarzen Haare glänzten, ihre dunklen Augen wurden durch den Kajal, den sie aufgelegt hatte, noch unterstrichen, und ihre Lippen leuchteten gefährlich rot. Ihre knappe Bluse entblößte nicht nur ihren Rücken, sondern auch ihren Bauch. Es war unschwer zu erkennen, dass sie sich fit hielt. Ihr Bauch war flach und hart.

„Habe ich was verpasst?", fragte ich.

„Wieso?"

„Ihr habt euch so rausgemacht, und ich bin hier in Jeans und T-Shirt. Kommt noch wer?"

„Wer soll noch kommen?", fragte Ayla.

„Keine Ahnung. Der König vielleicht."

„Was für ein König?"

„Der König von Spanien. Immerhin sind wir in seiner Finca."

„Wieso?" Ayla stand auf dem Schlauch.

„Sie meint, weil das hier die Finca Real ist. Ich glaube, das heißt königliche Finca.", erklärte meine Mutter.

„Dann ist die ja für uns gerade richtig. Ich fühl mich auch so richtig königlich. Wie eine Prinzessin!"

Ich bremste mich gerade noch, sonst wäre mir rausgerutscht:

‚Du siehst ja schon wie eine aus.'

Meine Mutter meinte, dass alles in Ordnung sei, niemand würde uns sehen und es sei total egal, wie wir aussähen. Wir wären schließlich im Urlaub.

Aber es störte mich, dass Ayla sich so rausgeputzt hatte und ich neben ihr wie ein deutsches Bauernmädchen aussah. Jetzt fing ich mit dem ‚Deutsch' auch schon an!

Ich saß ihr gegenüber, meine Mutter am Kopf des Tisches.

Ayla sah verdammt gut aus, hatte vielleicht einen Hauch zu viel Make-up, aber sonst konnte man neidisch werden.

Es war ungerecht, dass manche Menschen einen geilen Körper, ein wunderschönes Gesicht und dazu noch ein überdimensionales Selbstbewusstsein abbekommen hatten. Und ich? Ich konnte in keiner Kategorie mit ihr mithalten. Wenn ich mir nur ihre Augenbrauen ansah, die so elegant geschwungen waren. Oder ihren Bauch, der so perfekt gerundet war oder ihre schmale Taille, die so deutlich betonte, dass sie durchtrainiert war. Und ich?

Jetzt war es an mir, sauer zu werden. Mit meinem unverdienten Mittelmaß.

Aber bevor ich mich in diese, zugegebener Maße, alberne Sache hineinsteigern konnte, passierte etwas Interessantes.

Maria kam mit einem Tablett, wünschte uns einen schönen Abend und stellte uns allen Teller mit verschiedenen Tapas hin. Sie sahen köstlich aus. Maria fragte uns, was wir trinken wollten, und wir entschieden uns für einen Rotwein. Sie wünschte uns einen guten Appetit und war schon fast wieder in der Küche, als Ayla sie zurückrief.

„Ist hier Schweinefleisch drin?" fragte sie und schubste eine Dattel, die mit Fleisch umwickelt war auf ihrem Teller hin und her.

Maria lächelte und meinte: „Da wir wissen, dass Sie muslimischen Glaubens sind, habe ich die Datteln in eine würzige Paprikasauce eingelegt und dann mit Rinder-Carpaccio eingewickelt. Während Ihres Aufenthaltes bei uns, wird es kein Schweinefleisch geben. Wir werden viel mit Huhn und Meeresfrüchten arbeiten. Ich hoffe, das beantwortet Ihre Frage, und es wird Ihnen schmecken. Wir versuchen aber gerne, all Ihren Wünschen gerecht zu werden."

Damit war das Thema eigentlich gegessen. Dachte ich zumindest. Aber Ayla stocherte weiter an ihrer Dattel herum.

„Das ist doch alles Quatsch. Woher wollen Sie wissen, dass ich eine Muslima bin?"

„Ich habe mit Maria telefoniert. Vor zwei Wochen ungefähr. Ich wollte sichergehen, dass wir dir gerecht werden. Ich war mir nicht sicher, wie ernst du das nimmst, wollte aber auf Nummer sicher gehen."

Ayla schaute immer noch skeptisch. Sie spießte die Dattel auf, roch daran und rief: „Ich rieche das Schweinefleisch doch! Mich könnt ihr nicht verarschen!"

Sie warf ihre Gabel mit der Dattel in hohem Bogen in die Dunkelheit. Es war so still am Tisch, dass wir alle hörten, wie sie in einem Gebüsch landete.

Maria sah sie stumm an. Sie verzog keine Miene, und es war mir unmöglich zu sagen, was sie gerade denken mochte.

Meine Mutter versuchte zu vermitteln: „Vielleicht können Sie die Datteln einfach wieder mitnehmen. Ich bin mir sicher, dass Ayla es nicht so meint."

„Ich meine es so, wie ich es gesagt habe!"

Ayla war offensichtlich nicht zu einem Kompromiss bereit. Maria wandte ihren Blick von Ayla ab, lächelte meine Mutter freundlich an und sagte:

„So machen wir das. Ich habe noch ein paar eingelegte Champignons."

Damit nahm sie Aylas Teller. Diese saß aufrecht und stolz da mit verschränkten Armen und sah stumm zu.

Mir war das alles super peinlich, und ich wollte zum Frieden beitragen:

„Wir werden in der Zwischenzeit die Gabel suchen."

„Machen Sie sich keine Sorgen. Die wird sich morgen schon wiederfinden. In der Dunkelheit wird das schwierig."

Maria verschwand, und für einen sehr langen Augenblick legte sich eine unangenehme Stille über den Tisch. Schließlich sagte meine Mutter:

„Ich wusste gar nicht, dass du deinen Glauben so ernst nimmst. Waren wir nicht schonmal zusammen beim Griechen, und da haben wir uns einen Grillteller geteilt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass da auch Schweinefleisch bei war."

„Auf keinen Fall. Ich habe darauf geachtet. Kein Schweinefleisch!"

„Bist du sicher?"

„Absolut. Ich kann es einfach nicht ausstehen, wenn Personal sich so benimmt. Was denkt die sich. Wenn ich kein Schweinefleisch will, dann ist das so. Dann muss ich mich nicht für meine Religion rechtfertigen."

„So war das bestimmt nicht gemeint."

Ich hielt mich raus, stocherte jetzt auch an der Dattel herum. Datteln waren nicht so mein Ding, aber ich war auch neugierig, wie dieser verbotene Snack schmecken mochte. Ich fand es eigentlich überraschend gut. Die eingelegte Dattel hatte eine leichte Schärfe, das Fleisch schien mit Zitronen eine fruchtige Säure erhalten zu haben. Aber ich hielt meine Meinung für mich und schämte mich fremd für diese Szene.

Mama versuchte Ayla immer noch zu beruhigen, und diese regte sich langsam wieder ab.

„Wasser?" Ich goss meiner Mutter und Ayla aus einer Karaffe ein.

Ich versuchte das Thema zu wechseln und fragte, was wir am nächsten Tag machen wollten. Doch Mama meinte sofort, dass sie noch einige Dokumente durcharbeiten müsste und entschuldigte sich, und Ayla war nicht in der Stimmung, sich mit dem folgenden Tag auseinanderzusetzen.

Und dann war Maria auch schon wieder da mit ihrem Tablett. Sie brachte Ayla einen kleinen Teller mit gebratenen Champignons, die so lecker aussahen, dass ich ein wenig neidisch wurde.

Ayla sagte höflich, aber sehr knapp, danke und begann sofort zu essen.

Aber ich erkannte, dass diese Sache noch nicht beendet war, denn auf Marias Tablett stand eine Flasche Wein, aber nur zwei Gläser. Sie öffnete die Flasche und servierte Mama und mir den Wein, hatte aber keinen für Ayla.

Ayla war mit ihren Champignons beschäftigt und merkte es erst nicht. Dann sah sie sprachlos zu, wie Maria sie ignorierte und sah ihr zu, wie sie ohne ein weiteres Wort wieder in der Küche verschwand.

Mama und ich saßen stumm da, ich hatte meine Hand schon am Stiel des Weinglases, lies es aber wieder los und zog meine Hand langsam zurück.

„Verarscht die mich?"

Mama und sich sahen uns an.

„Wer glaubt die, wer sie ist?"

Aylas Augen waren jetzt voller Wut. Sie funkelten. Mit einem Ruck schob sie ihren Stuhl zurück, dass Mamas und mein Wein aus den Gläsern schwappte und stürmte ins Haus.

„Das werde ich aber klären!"

„Ich glaube, das ist keine gute Idee, Ayla.", meinte meine Mama nur etwas lahm. Aber Ayla war schon verschwunden.

Wir saßen still am Tisch, tranken unseren Wein, ohne anzustoßen. Erst als ich schon einen tiefen Schluck genommen hatte, fragte ich Mama:

„Hätten wir den Wein stehenlassen sollen? So aus Solidarität oder so?"

Aber Mama hatte damit überhaupt kein Problem.

„Lass die das mal unter sich ausmachen." Damit nahm sie einen tiefen Schluck. „Ich brauche jetzt echt meinen Alkohol! Die werden das unter sich auskaspern in einem ernsten Gespräch zwischen zwei erwachsenen Frauen."

„Meinst du wirklich?", fragte ich, und erst da merkte ich, dass sie das ironisch gemeint hatte.

„Ayla ist manchmal ein wenig impulsiv. Vielleicht auch was unsicher. Aber die beruhigt sich auch wieder."

Ich blieb an dem „unsicher" hängen. So wirkte sie gerade nicht auf mich. Eher im Gegenteil. Mama glaubte wohl, dass Ayla mit ihrem selbstsicheren Auftreten irgendwas kaschierte.

Dass meine Mama das alles gelassen hinnahm, beruhigte mich jedenfalls. Denn ich hatte schon befürchtet, dass diese kleine Fehde zwischen den beiden uns den Urlaub versauen würde, und da hatte ich keine Lust drauf.

Meine Mama hob ihr Glas und meinte:

„Auf unseren Urlaub!"

Wir stießen an und tranken unseren Wein.

„Aber trotzdem würde ich gerne wissen, was jetzt gerade in der Küche passiert."

„Ayla war schon ziemlich wütend."

„Die braucht Urlaub. Aber ich bin mir sicher, die wird schon wieder runterkommen."

„Das wird es sein."

Schließlich kam Ayla zurück und setzte sich stumm an ihren Platz.

Dann aß sie ihre Tapas, während Mama und ich ihr still zusahen. Schließlich konnte ich es nicht mehr ertragen:

„Und?"

Sie hielt mir ihren erhobenen Zeigefinger ins Gesicht und zischte:

„Kein Wort, okay?"

„Klar."

Meine Mutter grinste verschmitzt.

„Möchtest du vielleicht was von meinem Wein?"

Ihre Augen funkelten vor Wut.

„Mir ist die Lust vergangen."

„Verstanden."

Im nächsten Moment kam Maria mit einem Tablett und räumte ab.

„Hat es geschmeckt?" Marias Stimme war nichts anzumerken. Was immer da gerade in der Küche abgelaufen war, sie ließ sich nichts anmerken.

Mama und ich bedankten uns fast überschwänglich, und zu meiner Überraschung presste selbst Ayla ein: „Sehr gut" hervor.

Was war da in der Küche passiert?

Mama und ich sahen uns an. Wir waren verblüfft und beobachteten die beiden ganz genau.

Aber Maria ließ sich nichts anmerken und Ayla sagte nichts mehr.

So verlief das Abendessen in einer seltsamen Stimmung. Meine Mama und ich unterhielten uns, und Ayla saß still auf ihrem Platz und starrte auf ihren Teller.

Wenn Maria kam um abzuräumen, Desserts zu bringen oder zu fragen, ob wir einen Kaffee wollten, veränderte sich unser Gespräch augenblicklich. Ich merkte, wie auch Mama gespannt war und langsamer sprach, ihre Worte suchte, weil sie so genau beobachtete, wie die beiden sich verhielten.

Maria blieb professionell und Ayla einsilbig.

Sie bat höflich um einen Kaffee, und bekam diesen auch ohne Probleme von Maria serviert.

Was immer da in der Küche vorgefallen war, Maria musste gewonnen haben.

Wenig später verabschiedete sich meine Mutter, sie sei müde und würde schlafen gehen.

Ich blieb noch ein bisschen sitzen in der Hoffnung, ohne meine Mutter etwas mehr in Erfahrung zu bringen, was in der Küche passiert war. Aber Ayla blieb erst einsilbig, dann merkte sie das scheinbar und bemühte sich um ein wenig Konversation, aber ihre Gedanken waren nicht bei dem Gespräch. Wir wechselten zäh ein paar Worte, aber eine Konversation kam nicht auf. Schließlich beschlossen wir, ebenfalls schlafen zu gehen.

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