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Beziehungsunfähig 08

Geschichte Info
Jemand wie ich.
9.5k Wörter
4.41
21k
1
Geschichte hat keine Tags

Teil 8 der 10 teiligen Serie

Aktualisiert 06/07/2023
Erstellt 10/01/2014
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Nach unendlich langer Zeit habe ich es geschafft, den neunten Teil meiner kleinen Geschichte fertig zu stellen.

Ich hoffe, wie immer, dass es nicht so schlecht ist, wie ich glaube ;)

Für Alle von denen, die auf der Suche "Ram-Bam-Thank-You-Mam"-Geschichten sind möchte ich an der Stelle in Erinnerung geben, dass sie hier falsch sind.

Tut euch selbst den Gefallen und lest nicht weiter.

Für den, vielleicht kleinen, Rest: Viel Spaß. Hoffe ich

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Jemand wie ich

Tja, wo soll ich weitermachen.

Im Grunde genommen weiß ich ganz genau, was ich schreiben muss, dennoch zögere ich.

Es war nun ein gutes Jahr her, dass Olive und ich uns getrennt haben.

Olive.

So sehr ich euch von ihr erzählen möchte, so sehr sträubt es mich dagegen.

Erinnert ihr euch an meine letzte Anekdote? Dort nannte ich sie eine gewisse Schwesterschülerin, auf die ich ein Auge geworfen hatte.

Was genau mich an ihr reizte, kann ich gar nicht benennen. Sie war von normaler Wesensart. Hatte keine ausgeprägten körperlichen Merkmale, welche in solchen Geschichten so gerne gelesen werden. Ein ganz normales Mädchen. Eins von neben an.

Was mir als Erstes an ihr auffiel, und woran ich mich sogar heute, nach all diesen Jahren, noch erinnere, war ihr Lächeln. Ihr erstes Lächeln, welches sie mir schenkte. Bemerkt hatte ich sie freilich schon vorher. Aber dieser eine Moment...

Dabei war der recht dumm entstanden. Olive, dessen Name mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt, wohnte bei ihren Eltern in einem kleinen Dorf, ca. zwanzig Autominuten von meiner Heimatstadt. Diesem Umstand war es geschuldet, dass sie nahezu jeden Morgen von ihrem Vater zur Arbeit gefahren wurde. Und dieser wiederum hatte es sich zu ungünstigen Angewohnheit gemacht, seine Tochter regelmäßig direkt in der Einfahrt zum Krankenhaus aus dem Fahrzeug zu lassen. Da die Zufahrt des Geländes ausschließlich für Krankenfahrzeuge gedacht war, nahmen diese keine Rücksicht beim Ausrücken vom Gelände; nur durch puren Zufall ist es nie zu Schwierigkeiten gekommen.

Mir war alsbald zu Ohren gekommen, dass diese Auslassungsmethode bereits bei Anderen auf Missfallen gestoßen war; und so nahm ich mir vor, Olive bei Gelegenheit darauf an zu sprechen. Als Vorwarnung.

Aber der Teufel ist ein Eichhörnchen.

Nun denn. Eines schönen Morgens sah ich das mir mittlerweile bekannte Fahrzeug und beschloss spontan, dass dies eine Gelegenheit war.

Ich schnappte mir meinen Kaffee und die Fahrzeugschlüssel und verließ, ganz zufällig, die Pforte.

Draußen angekommen, war Olive gerade ausgestiegen und kam Richtung Eingang. Unsere Wege kreuzten sich. Ich wartete ein, zwei Sekunden, bis sie zu mir aufschloss. Erst da bemerkte sie mich wohl und sah mich an.

Nun kam es mir zum Verhängnis, dass ich mir überhaupt nicht überlegt hatte, was genau ich zu ihr sagen sollte. Also holte ich Luft und lies sie erst mal drin.

Olive war schon fast an mir vorbei, da sprach ich sie an. Die Hektik, die in meiner Stimme zu hören war, verwunderte mich selbst ein wenig. Und ärgerte mich.

"Lass dich am Besten nicht mehr hier raus lassen."

'Lass dich am Besten nicht mehr hier raus lassen?'

Olive stockte. Blieb stehen. Sah mich an.

'Wirklich, Ben? Lass dich am Besten nicht mehr hier raus lassen?'

Und dann lächelte sie mich an. Die Zeit blieb stehen.

Ich wusste es in diesem Augenblick, dass ich sie haben wollte. Das ich sie haben musste. Das ich sie brauchte.

Ich weiß, wie schrecklich sich das lesen muss, aber es ist die Wahrheit.

Dann ging sie weiter.

Ich stand noch eine Weile da und schaute auf die Stelle, an der bis vor einem Wimpernschlag noch dieses Lächeln harrte.

Und hatte keine Ahnung, wie ich meinen tumpen ersten Eindruck jemals wieder wett machen konnte.

Was in der nächsten Zeit folgte, ist so alt wie die Menschheit selbst; und wie es für mich Neuland war.

Ich hatte immer wieder ganz zufällig dort zu tun, wo auch Olive war. Schraubte was. Brachte was. Lud was ein. Schlug mir beim Einladen die Kofferraumklappe des Sankras an den Kopf. Das Übliche halt.

Und immer wieder bemerkte sie mich und lächelte. Irgendwann komplettierte sie das Lächeln durch ein kleines Winken. Und ich wurde süchtig danach.

Ich hatte auch in Erfahrung gebracht, dass Olive, so wusste ich nun ihren Namen, zwar morgens per KFZ gebracht wurde, den Heimweg allerdings mit den Zug bestritt.

Wie oft ich, wiederum zufällig, zu ihrem Feierabend ebenfalls an dem Ausgang war, um ihr anzubieten, dass, wenn man sich schon so zufällig trifft, ich sie auch zum Bahnhof bringen könnte, kann ich heute nicht mehr zählen.

Oft. Sehr oft.

Und immer wieder klappte es nicht.

Sie wurde mitgenommen von einer Klassenkameradin.

Oder hatte eher Feierabend gemacht.

Oder aber, mein persönlicher Favorit, ich saß wie gelähmt hinter meinem Lenkrad und ließ sie an mir vorbei gehen. Wobei sie sich dann und wann herunter beugte und mir zum Abschied zu winkte. Und lächelte.

Wie sehr ich mich verachtete in solchen Momenten. Meine Starre. Meine Unfähigkeit.

Bis zu jenem Tag, an dem sie an der Beifahrerseite meines Autos stehen blieb, sich vorbeugte und zum Fenster herein schaute. Mich aus heiterem Himmel ansprach. Starkes Stück.

"Du, kann ich dich was fragen?"

Starr, einer Panik nahe, nickte ich sie stumm an.

"Ich musste heute... naja, egal." fuhr sie fort "Jedenfalls hab ich mir den Knöchel verstaucht. Und da wollte ich dich fragen, ob du mich wohl ein Stück mitnehmen könntest."

Ich starrte sie an. Hatte sie mich das gerade wirklich gefragt oder spielten mir meine Sinne einen Streich?

"Nur, wenn es ok für dich ist." Begann sie erneut; etwas zögerlicher.

Langsam nickte ich. In der Hoffnung, dass da wirklich jemand stand, dem ich zunicken konnte.

Olive nahm mich erneut als Geisel ihres Lächelns.

"Danke, das ist voll lieb von dir." Da öffnete sie schon die Tür und nahm Platz.

Ungläubig beobachtete ich sie dabei, wie sie sich anschnallte.

'Wie hab ich das geschafft?'

"Ich bin soweit, von mir aus kann's los gehen." schmunzelte Olive mir zu.

"Äh, ja ok." Ich startete den Wagen, legte den dritten Gang ein und lies den Motor absaufen. Ich spürte, wie mir Blut ich den Kopf schoss. Olive würdigte meine Leistung, inklusive Rotlicht, mit einem leisen Kichern.

Als ich den Motor endlich wieder in Gang gesetzt hatte, fädelte ich wesentlich gefühlvoller den ersten Gang ein und fuhr ruckelnd an.

Olive schnippte in meinem äußeren Blickfeld vor und zurück.

Als ich zu ihr hinüber sah trafen sich unsere Blicke. Olive lächelte immer noch.

"Hast du das im Fahrdienst gelernt?" Fragte sie gespielt ernst.

Ich schüttelte den Kopf. "Känguru-Benzin getankt."

Olive lachte mit einem leisen "Hah!" auf. Ein Laut, der mir wohlig bis ins Mark fuhr.

Und obwohl ich so langsam wie möglich unterwegs war, kamen wir nach gerade mal fünf Minuten an.

Der Gurt neben mir wurde gelöst, während mich Olive fragte, woher ich gewusst hatte, dass sie zum Bahnhof muss.

Schweigend suchte ich in meinem Tacho nach der Auflösung dieses Rätsels. Fand nichts darin.

Etwas verlegen sah ich sie schließlich an. Olive saß ganz still auf ihrem Sitz und sah zur Frontscheibe hinaus. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie etwas bestimmtes ansah.

'Du müsstest jetzt was sagen, Ben. Glaub ich.'

"Danke fürs fahren."

'Du musst jetzt was sagen.'

"Ging ja ziemlich schnell, da hab ich noch ein paar Minuten." fuhr Olive in Gedanken versunken fort. "Ich mag aber nicht im Bahnhof warten. Hoffe, das ist dir recht."

'Du musst jetzt wirklich langsam was sagen, Ben!'

Die Sekunden rasten dahin. Wurden zu Minuten. Minuten, in denen ich aus meinem leeren Verstand einen sinnvollen Satz heraus zu klopfen versuchte. Ich spürte regelrecht, wie meine Achselhöhlen in Hitze flammten.

Da vernahm ich plötzlich wieder ihre Stimme. Etwas darin hörte sich anders an.

"Na gut."

'Sag jetzt was!'

Olive griff zum Türgriff.

'SOFORT!'

"OLIVE!" sagte ich laut. Die Angesprochene zuckte zusammen; ihre Hand machte einen Satz auf den Griff zu. Verfehlte ihn knapp. Sie sah mich an.

Was dann aus meinem Mund kam, kann ich nicht ernsthaft als zusammenhängende Wörter, ja gar Sätze nennen.

Mit staubtrockenem Mund stammelte ich drauf los. Irgendwas von Freitag. Also Morgen. Ob sie Lust hätte. Und Zeit. Irgendwo hin. Ob sie. Wenn sie.

Gnädiger Weise hatte ich nicht den Eindruck, dass ich es war, der da sprach. Ich war ebenfalls Zuhörer.

Dann war der Honk endlich fertig mit seinem Geplapper und starrte das süße Mädchen neben sich völlig fertig an.

Und anstatt sich zu krümmen vor Lachen, wie es vernünftig gewesen wäre, sah das Mädchen mit dem bezaubernden Lächeln kurz nach unten, zog dann die Schultern hoch während sie gleichzeitig den Blick wieder auf ihr Gegenüber richtete.

"Gern! Holst mich Morgen gegen sieben ab?"

Völlig entgeistert und nervlich dem Ende nahe, nickte der Typ ihr zu. Also ich.

Olive griff in ihre Seitentasche und zog einen Zettel heraus. Steckte ihn zwischen meine tauben Finger.

"Bis Morgen! Freu mich!"

Stieg aus. War weg.

Fassungslos sah ich ihr zu, wie sie in den Bahnhof entkam. Sah auf den Zettel.

Eine Adresse stand darauf. Die Schrift war an den Rändern ausgefranst. Ich tippte auf Handschweiß.

Ich holte Olive, fast pünktlich, wie vereinbart ab. Das ich etwas zu spät kam lag daran, das ich mich auf dem Hinweg ziemlich verfranst hatte und dadurch einen größeren Umweg gefahren bin.

Als ich in die auf dem Zettel genannte Straße einbog sah ich einen Mann mittleren Alters an der Straße den Bürgersteig kehren. Dieser Mann sah zu mir, schaute auf mein Kennzeichen. Sobald er es lesen konnte, zeigte er auf ein Haus. Ich konnte zwar nur Vermuten, dass er wirklich mich meinte, hielt aber vorsichtshalber dort an. Als ich ausgestiegen war und um mein Auto herum zu dem Mann auf dem Bordsteig ging, erkannte ich ihn. Von den vielen Malen, als er Olive morgens zur Arbeit brachte. Ihren Vater.

Wir tauschten zur Begrüßung ein paar Floskeln aus, wobei er mich unverhohlen musterte.

Schließlich schien er ausreichende Informationen von mir abgescannt zu haben; er drehte sich Richtung Haus und rief nach seiner Tochter. Ihr Besuch wäre da. Kaum hatte er dies getan, ging er zur Eingangstür und dann hinein. Da er sie nicht richtig schloss hörte ich ihn weiterhin gedämpft sprechen.

"Und denke dran, nicht nach Elf Uhr."

"Ja, Papa." erkannte ich Olives Stimme. Und da trat sie auch schon ins Freie.

Ich will jetzt nicht so einen Blödsinn schreiben, dass es mir bei ihrem Anblick schier den Atem verschlug oder dergleichen. Aber ich verspürte eine enorme Erleichterung bei ihrem Anblick. So hatte ich mir die Verabredung jedenfalls nicht bloß aus einem Missverständnis heraus eingebildet.

Sie war eigentlich gar nicht raus geputzt, wie ich es in dem Moment befürchtet hatte, als sie zur Tür hindurch trat, sondern war ganz normal gekleidet. So wie ich.

Wir begrüßten uns, stiegen ein und fuhren dem Abenteuer entgegen.

Dieses Abenteuer bestand dann doch bloß aus einem ausgedehnten Spaziergang. Durch meine Verspätung war es nach halb Acht geworden, als ich Olive einlud. Dann hatten wir, durch die halbe Stunde Fahrzeit pro Strecke gerade mal knapp zwei Stunden. Aus meiner Sicht zwei sehr schöne Stunden. Ich zeigte ihr die, meiner Ansicht nach, sehenswerten Dinge in meiner Heimatstadt. Olive kannte, nach eigener Aussage, im Grunde genommen nur die Strecke zwischen Bahnhof und Krankenhaus. Und war sichtlich überrascht, was es alles zu sehen gab.

Und wir unterhielten uns dabei. Über alles und gar nichts. So verging die Zeit wie im Fluge. Kurz nach halb elf machten wir uns dann auf den Rückweg.

Während ich Olive nach Haus fuhr realisierte ich langsam aber sicher, dass ich es nie im Leben schaffen würde, sie pünktlich daheim ab zu setzen. Ich bemerkte auch, dass Olive ebenfalls immer wieder heimlich auf ihre Armbanduhr lugte. Also beeilte ich mich so gut ich konnte. In einem kleinen Nest gelang es mir nur mit Mühe, eine rote Baustellenampel nicht zu überfahren; quietschend kam das Fahrzeug zum stehen. Beide Insassen hingen wie Stoffenpuppen in den straff gespannten Gurten.

'An die Ampel erinnere ich mich gar nicht...'

"Also, die Ampel ist neu." kam es atemlos vom Beifahrersitz.

Olive und ich sahen uns an, und was wir in dem Gesicht des Anderen sahen, brachte uns gleichzeitig zum lachen.

"Oh man. Tut mir leid, das ich so hetzen muss. Hab mich echt verschätzt, was die Zeit angeht." hob ich an.

"Fahr los, es ist grün!" war die Antwort.

Ich gab Gas, ohne das Gesagte zu prüfen, und das Auto schnippte los.

Drei Minuten nach Elf kamen wir bei Olive an. Sie sagte noch schnell "Danke für den Abend!", dann schnellte sie aus dem Auto und rannte zum Haus ihrer Eltern.

Mit rasendem Puls sah ich ihr noch lange nach, ehe ich die Heimfahrt antrat.

Egal, was ich gedacht hatte, wie der Abend enden würde; darauf wäre ich nicht gekommen.

Wie ich später von Olive erfuhr meinte ihr Vater, dass bei so einem anständigen jungen Mann wie mir es ruhig auch etwas später hätte werden können.

Auf der Rückfahrt fragte ich mich das erste Mal, wie das jetzt wohl weiter gehen würde. Mit Olive. Ich hatte nicht mal Gelegenheit gefunden, ihr meine Telefonnummer zu geben.

Dann würde ich sie wohl auf Arbeit ansprechen müssen.

Wenn sie überhaupt Interesse hätte.

Obwohl ich ein ganz gutes Gefühl bei dem Treffen gehabt hatte, warf das Ende doch einen gewissen Schatten auf den Abend.

Als ich dann bei mir zu Hause angekommen war und meine Autoschlüssel in die Jacke steckte, fand ich dort einen kleinen Zettel.

Darauf stand zweierlei. Eine Nummer, und ein paar Worte.

'Ruf mich an.'

Ich hatte gar nicht bemerkt, wann sie mir den Zettel zugesteckt hatte.

Nun will ich gar nicht groß weiter ins Detail gehen.

Nur soweit, dass wir nach zwei weiteren Treffen ein Paar wurden. Und das ich bis zu dem Moment, als wir uns das erste Mal küssten, ich mir nicht sicher war, ob sie Interesse an mir hatte.

"Wurde ja auch Zeit." murmelte sie nach dem ersten Kuss. Ich konnte ihr nur stumm zustimmen.

Wir verbrachten in den nächsten Monaten viele schöne Momente miteinander. Voller Harmonie und Zweisamkeit.

Bis ich es versiebte.

Woran es genau scheiterte kann ich nicht sagen; es waren wohl viele Dinge gleichsam.

Nicht, dass es überraschend gekommen wäre. Da es meine erste feste Beziehung war, hatte ich zwar noch keine Erfahrung mit dem Ende einer Liebe; aber dennoch wusste ich es von dem ersten Moment an, dass etwas nicht stimmte. Da war plötzlich diese Lücke zwischen uns. Diese seltsame Distanz. Schemenhaft, kaum greifbar. Aber vorhanden.

An dem Abend, an dem ich mich das letzte Mal von Olive verabschiedete, schoss mir, kaum war ich losgefahren, ein Gedanke durch den Kopf.

'Du siehst sie nie wieder.'

Ich kann wirklich nicht sagen, woher diese Erkenntnis herkam. Ich wusste nur, dass sie stimmte.

Und so war es dann auch.

Zwei Tage später machte sie Schluss. Am Telefon. Es überraschte mich nicht.

Und auch, wenn sich das selbst für mich seltsam klingt, ich machte es ihr einfach. Aus Zuneigung. Ich wusste, dass sie nicht mit mir zufrieden war, geschweige denn glücklich. Und für mich war es zu dem Zeitpunkt noch wichtig, dass sie glücklich war. Und noch geraume Zeit danach.

Ich weiß, idiotisch.

Während Olive mir ausführlich erklärte, warum wir uns trennen, stimmte ich ihr in allen Punkten zu. Dass ich sie zu oft alleine gelassen hatte. Ihr zu erwidern, dass dem nur so gewesen war, weil sie mich darum gebeten hatte, ihr mehr Freiraum zu geben, kam mir gar nicht in den Sinn.

Eine gewisse emotionale Taubheit hatte sich über mich gelegt wie eine klamme Decke.

Da sie eventuell mit mehr Gegenwehr gerechnet hatte, führte sie ihre Gründe immer weiter aus.

Größtenteils hörte ich nur noch dem Stakato meines Versagens zu; erst in diesem Moment erkennend, wie sehr ich mich geirrt hatte. In nahezu Allem.

Ich war mir zwar sicher, dass Olive nichts böswillig übertrieb, dennoch ersehnte ich das Ende dieses Gesprächs.

Mit geschlossenen Augen, den Telefonhörer so fest an mein Ohr gepresst, dass es noch Stunden später schmerzte, ließ ich sie ihr Schlusspledoier halten. Sie fasste es in einem letzten Satz zusammen.

"Ich kann mir nicht vorstellen, mit jemandem wie dir den Rest meines Lebens zu verbringen."

Dann verabschiedete sie sich. Und legte auf. Auch ich ließ den Hörer sinken. Spürte, wie das Blut pulsierend in mein Ohr zurückkehrte.

'Ich kann mir nicht vorstellen, mit jemandem wie dir den Rest meines Lebens zu verbringen.'

'Was bedeutet das?'

'Ich weiß es nicht.'

Aber sei es wie es sei -- es war nun schon lange vorüber. Ungefähr ein Jahr. Na ja, nicht ganz.

In dem genannten Zeitraum kann ich wirklich nicht sagen, ich hätte eine Glückssträhne gehabt.

Zuerst ging mein Arbeitgeber pleite, so dass ich nach Ende meines Zivildienstes meine Arbeit verlor. Damit kam ich das erste mal in den Genuss, das Arbeitsamt, wie es damals noch hieß, auf zu suchen.

Aber damals wie heute waren da die gleichen Probleme.

Die meisten Unternehmen suchen junge Kräfte Anfang zwanzig, mit 10 Jahren Berufserfahrung. Nun, ich war das nicht. Nach fast einem Jahr erfolgloser Jobsuche bekam ich endlich eine Fortbildung als CNC-Dreher/-Fräser. Mit dieser Technologie war ich zwar schon von meinem alten Arbeitsverhältnis her vertraut, erhoffte mir allerdings damit gesteigerte Kenntnisse in Sachen Programmierung und Einrichtung von Maschinen.

Ich schrieb auch "endlich", weil ich knapp ein halbes Jahr kämpfen musste, bis ich auf einen der heiß begehrten Fortbildungsplätze kam.

Als das Ganze dann los ging erkannte ich schnell, dass ich der Einzige war, der den Lehrgang wirklich wollte. Alle anderen waren von Amts wegen dazu verdonnert worden; zumeist unter Androhung von Zwangsmaßnahmen, falls sich geweigert würde. Dieser Umstand löste erhebliches Unverständnis bei mir aus, wenn ich daran dachte, wie schwer es mir gemacht wurde.

Nun gut.

Während der Praktikumsphase der Fortbildung, welche in einem größeren Betrieb stattfand, wurde ich einem regionalen Unternehmen als Mitarbeiter empfohlen. Und noch aus der Fortbildung heraus abgeworben. Ich hatte die dünne Hoffnung, dass sich damit das Blatt wenden würde.

Ein kurioser Umstand aus meinem privatem Umfeld muss an der Stelle Einzug finden:

Alle, aber auch wirklich Alle waren zu der Zeit in einer Beziehung; manche schon länger, andere erst frisch. Das schreib ich, weil dies noch nie vorher erreicht worden war.

Jeder schien sein Pandon gefunden zu haben. Na ja, fast jeder.

Eine von diesen engeren Bekannten war Kathi. Eigentlich hieß sie Katherina, aber die lange Form ihres Namens war ihr zuwider. Konnte ich verstehen. Eigentlich eigentlich hieß sie Katherina Sieglinde; aber das war für sie schier unerträglich. Und so versprach ich ihr einst, dass ich niemals ihren zweiten Vornamen verraten würde.

Jedenfalls nannte sie Gott und die Welt Kathi. Wobei ich mir bei Gott nicht so sicher bin.

Ich kannte Kathi nun schon, seit sie fünfzehn war. Das liest sich jetzt ganz schön lange; damals bedeutete das etwas mehr als drei Jahre.

Und am Anfang, ich drücke das jetzt mal vorsichtig aus, hasste sie mich. Und sie versuchte das auch nicht zu verbergen. Woran das lag, wusste ich nicht. Und, viel wichtiger, es interessierte mich auch nicht.

Nicht, dass ich zu abgebrüht gewesen war. Nein, viel banaler. Ich und sie hatten eh kaum Kontakt zueinander; sie gehörte Anfangs zu der 'anderen Gruppe' (Siehe Teil 7; Anmerkung des Autors), welche regelmäßig die genannte Spielothek heim suchte. Es kam mir zwar komisch vor, gerade aus diesem Gesichtspunkt, dass sie sich regelrecht auf mich einschoss. Andererseits gehörte das nun mal zu den Dingen, die ich eh nicht ändern konnte, und somit hinnehmen musste.