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Casa Bocca d'Oro - Annie

Geschichte Info
Gedanken in der ersten Reihe.
1.2k Wörter
3.1
8k
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Eine dumpfe Hitze lag an diesem Nachmittag über der Poollandschaft. Hin und wieder schleppte sich zwar ein kraftloser Windhauch vom Meer herauf, war aber kaum mehr als ein sekundenlanges Intermezzo im Konzert der trockenen Luft. Annie lag im Schatten und dennoch hatte sich auf ihrem gesamten Körper ein dünner Schweißfilm gebildet. Sie fühlte sich wie eine Malariakranke. In ihrem Kopf tobten Schmerzen, Mitbringsel der letzten Nacht.

Es war wieder einer dieser neuerdings allzu häufigen Abende als Begleitung von Cesare gewesen, an dessen Beginn man im Abendkleid in eine schwarze Stretch-Limo stieg und an dessen Ende man mit zerrissener Unterwäsche zwischen alten Männern mit geröteten Gesichtern und ordentlich Koks auf der Tischplatte kauerte. Annie hasste Drogen -- und sie würde sich hüten es auch nur einmal zu probieren! Das war der einzige Vorsatz, der geblieben war, die einzige Stange des steilen Slalom-Rennens, welches ihr bisheriges Leben darstellte, die noch im Hang steckte.

„Einen guten Fang hast du da gemacht, Cesare.", wiederholte sie in stiller Gedankensprache die Worte irgendeines verdammten Geschäftsmannes aus Ravenna. Ja, das hatte er! Und er musste nicht mal besonders lange Angeln, bis der Fisch am Haken hing.

Es kam ihr mittlerweile so unwirklich vor, was vor fast drei Jahren in der Vorstadt-Disco passiert war, in der sie ab und zu ausgeholfen hatte, wie in einem alten Schwarz-Weiß-Hollywoodfilm, in dem alle Männer rauchten, Whiskey tranken und die Frauen nur aus perfekt modellierten Dauerwellen zu bestehen schienen. Spät war es gewesen, kurz vor der Morgendämmerung und von der tanzenden Menge war nur Schweißgeruch und kalter Rauch in dem großen illuminierten Raum geblieben -- als sich plötzlich ein Mann der Bar näherte, in der sie gerade Schnapsgläser spülte. Ein Mann dessen äußere Beschreibung mit Fettsack abgeschlossen war. Ein Mann, der sie mit einem Gesichtsausdruck musterte, der ihr nicht gefiel, so abschätzig prüfend, wie ein Metzger der plante eine Schweinehälfte zu portionieren. Ihr war sofort klar, dass sie für diesen Typ nur ein Stück Fleisch war, geschminktes, angezogenes Fleisch, aber nichtsdestotrotz tote Materie, die man besaß oder eben nicht. Eines musste man Cesare lassen. Er hatte sie sofort durchschaut. Dass sie keine Studentin war, die sich in den Semesterferien was dazuverdiente, dass sie Geld brauchte, dass ihr Frank, der Besitzer dieser Tanzkulisse, nur einen Hungerlohn zahlte -- er wusste es. Er hatte ihre Verzweiflung gerochen. Ein früher Knockout. In der ersten Runde. Schade um das Eintrittsgeld!

Dann begann das Ritual. Cesare zog grinsend seine Karte. Und dann kamen die Sätze. Wie von einem imaginären Formular abgelesen. (Hallo. Ich weiß, dass sich das jetzt verdammt dumm anhört, aber ich bin so eine Art Produzent. Um die Wahrheit zu sagen: Pornoproduzent! Und ich suche immer neue Darstellerinnen -- du bist jung und hübsch ... Es ist nur ein Angebot. Auf der Karte steht meine Nummer. Ruf einfach an und wir quatschen mal drüber. Keine Angst! Ich bin seriös!) Cesare wusste wie er seinen Text aufzusagen hatte, wäre ihr das auch nur ansatzweise als Anmache vorgekommen, hätte sie ihm wahrscheinlich in sein talgiges Gesicht gespuckt und Frank gebeten diese eklige Parodie eines Zuhälters rauszuschmeißen.

„Keine Angst!", hatte Cesare gesagt. Nun, Annie hatte in ihrem bisherigen Leben nie wirklich Angst gehabt. Nicht bei Nicolas' Geburt, nicht als ihre Mutter die letzte Chemo gehabt hatte und das Leben hinter dem aschfahlen Gesicht langsam an seiner Vergiftung zu krepieren drohte, nicht in den sterilen Amtsvorräumen mit irgendwelchen Flyern über Grundsicherung und geschäftlicher Konversation und dem unablässigen Surren der Klimaanlage, einen weinenden Einjährigen auf dem Schoß und die bange Frage im Kopf, wo die dreiköpfige Familie ihre nächsten Tage verbringen sollte; nein, Annie Beckmann fühlte sich eher wie der Zuschauer in der ersten Reihe eines Kinos, nur ohne Popcorn, Cola und ohne die leiseste Ahnung, welchen raffinierten Twist auf dem Weg in den Abgrund das Drehbuch noch für einen bereithielt. Das lustige daran, die zynische Pointe, war aber, dass sie sehr wohl etwas fühlte. Sie war kein Roboter, der die Enttäuschungen und Schmerzen spurlos wegsteckte. Oft wachte sie nachts auf und war schweißgebadet und es blieben ihr nur wenige Sekunden, bis sich der Inhalt ihres Magens in die Porzellanschüssel der Toilette ergoss. Aber darauf beschränkte es sich. Kotzen und Albträume. Sie war wie einer dieser Droiden aus StarWars -- der stur seiner Programmierung folgte, immer funktionsfähig, zumindest bis zur Explosion.

Und so lief es dann auch wie immer, als sie in der Casa Bocca d'Oro ankam, aufmerksam, aber nicht wirklich voll brennendem Interesse für die großen Show, die Cesare veranstaltete, in der naiven Opferbereitschaft für ihre Mutter und ihren Sohn und dem altbekannten Gefühl der ersten Reihe. Nach den ersten paar Szenen hatte sie sich noch dabei ertappt, allabendlich unter der Dusche zu flennen, das laue Wasser auf ihren besudelten Körper prasselnd, von dem schamhaften Wunsch beseelt, wie ein Schneemann im Frühling zu schmelzen, um durch den Abfluss zu gurgeln, aber dann war es okay. Sie hatte sich in ihren Kinosessel zurückgelehnt, schon wieder gelangweilt von dieser neuen Szene und der Film ging unaufhaltsam weiter.

Die Schmerzen wurden heftiger, je mehr sich Annie in Gedanken vergrub und so beschloss sie etwas zu trinken, einen Saft, notfalls eine Aspirin einzuwerfen, und erhob sich aus ihrer Liege. Keine zwanzig Meter entfernt kümmerte sich Pietro (aus Neapel!) gerade um zwei Jungs in lächerlich langbeinigen Badeshorts und pfiff dabei ein Lied aus dem Radio mit. Während Pietro (seine Mama durfte nicht wissen, wo er arbeitete, sie war erzkatholisch!) nur kurz grüßend nickte, begannen die beiden Typen das blonde Mädchen, das sich neben ihnen niederließ auffällig anzustarren. Annie ignorierte diese Reaktion -- wie immer.

„Dammi un succo!", sagte sie tonlos und schob ihre Sonnenbrille nach oben.

Die beiden Jungs starrten sie immer noch an, wie eine Art Marienerscheinung, versuchten das aber nun durch ein gespieltes Gespräch zu verbergen. Pietro (der nur einmal, nach ein paar Bier, mit Annie geredet hatte: Tu sei la donna più bella del mondo! Il mio miracolo bionda! Annie hatte nicht gewusst, ob sie lachen oder weinen sollte!) reichte ihr kurz darauf ein Glas kalten Orangensaft, von dem sie hastig ein paar Schluck trank. Die Temperatur der Flüssigkeit betäubte die Schmerzen und für ein paar Momente schien ihr Kopf klar und die Gedanken glatt und still wie ein Bergsee, doch genau in diesem Moment der Ruhe patschte ihr einer der Kerle auf die Schulter.

Sie roch seine Fahne, als er seinen Mund öffnete, einen dümmlichen Ausdruck auf dem Gesicht, den sie als begieriges Interesse interpretierte, um in schlechtem Englisch mit heiserer Stimme zu krächzen: „How many slut? I asking for my friend!"

Er deutete mit seinem Daumen auf seinen Freund, dessen sonnenverbranntes Gesicht unter Strohhut und Sonnengläsern verborgen geblieben war.

Was er gesagt hatte, war selbst für die Casa, selbst für zwei so besoffene Arschlöcher, unverschämt. Sie ärgerte sich über Cesare, denn seit seiner neuesten Aktion (Urlaub gegen Porno) tummelten sich diese Scheißtypen wie Schmeißfliegen um den Pool und machten die Mädchen so ungeniert und derb an, dass ihr die Kotze hochkam. Sie würde mit ihm reden müssen. Wenn er nicht auf sachliche Argumente hörte, dann hoffentlich auf ihren Körper oder besser gesagt auf einen Entzug von selbigem.

Annie drehte sich routiniert zu den beiden, rang sich so ein Art Lächeln ab und antwortete honigsüß: „Depends! If i have to rip off your balls in order to stuff them in your ugly face -- it's for free!"

Bevor der Patscher die semantische Bedeutung dieses Satzes auch nur ansatzweise erfassen konnte, folgte den warmen Worten ein Schwall eisigen O-Saftes, der ihm perlend die verdutzte Fresse heruntertropfte. Annie Beckmann erhob sich, verließ, wie ein siegreicher Feldherr den Pool und beschloss den restlichen Nachmittag auf ihrem Zimmer zu verbringen.

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