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Celina & Denise

Geschichte Info
manchmal passiert es halt...
5.9k Wörter
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Hi, ich bin die Celina. Hmmm, wo soll ich anfangen?

Am Besten beschreibe ich mich mal. Ich bin einssiebzig groß, wiege fünfundsechzig Kilo. Habe mittellange hellblonde Haare. Dazu braune Augen, überhaupt, wie mir immer wieder versichert wird, ein hübsches Gesicht und einen Körper, an dem an sich alles stimmt.

Ich komme aus einer, wie man heute wohl sagt, Großfamilie. Habe noch zwei Brüder und Schwestern. Zurzeit besuche ich die zehnte Klasse.

Und damit geht die Geschichte los. Im März ging´s los. Klassenfahrt nach Saalfelden in Österreich. Total bescheuert, nicht mehr Winter, noch nicht Frühling. Das Programm war dann auch demenstspechend dürftig.

Ein Besuch im Heimatmuseum, einen Tag auf der Sommerrodelbahn, einen Tag nach Zell am See. Würde man bei uns wohl Kreisstadt nennen. Ansonsten "gemeinsame Aktivitäten", womit Wandern gemeint war. Schon bei der Zimmerauswahl war ich entsetzt.

Anstatt mir, wie besprochen, ein Zimmer mit meiner besten Freundin Petra zu teilen, bestanden die uns begleitenden Lehrer darauf, die Belegung, natürlich nach Jungen und Mädchen getrennt, auszulosen. Die Meisten von uns protestierten aber Frau Marx, unsere Deutschlehrerin bestand darauf. "Ihr sollt hier auch soziale Kompetenz lernen! Später im Beruf könnt ihr euch eure Kollegen auch nicht immer aussuchen."

Ich bekam ausgerechnet Denise zugelost. Unsere Klassenstreberin. Klein, pummelig, besserwisserisch...

"Ich glaube, ich lass´mir vom Arzt ein Attest ausstellen und nach Hause schicken," flüsterte ich Petra zu. Die doofe Kuh kicherte nur vor sich hin.

Schon beim Einräumen unserer Sachen eckte ich das erst Mal bei Denise an. Während ich nur meinen Kulturbeutel ins gemeinsame Badezimmer brachte und dann meine Reisetasche einfach unters Bett schob, räumte sie ihre Sachen fein säuberlich Stück für Stück in ihren Schrank ein. "Du willst doch nicht die ganze Woche aus der Reisetasche leben?"

"Denise, wenn du weiter nervst, hole ich mir heute noch ´ne Krankschreibung und fahre zurück!" fauchte ich sie an.

Sie zuckte regelrecht zusammen. "Entschuldige. Ich weiß, dass du mich genausowenig magst wie die Anderen. Aber ich habe mich wirklich gefreut, dass wir uns ein Zimmer teilen," flüsterte sie kleinlaut, fuhr dann aber wieder gewohnt selbstbewusst fort: "Ich bin nun mal, wie ich bin."

Den Nachmittag hatten wir dann Freizeit. In kleinen Grüppchen erkundeten wir das Städtchen. Auch wenn die Stadt an sich recht grau war, gab es doch ein paar nette Plätze. Zurück in der Herberge fiel mir dann auf, dass Denise wohl als Einzige nicht weg war. Irgendwie tat sie mir leid. Aber warum wohl? Sie hatte ja Recht. Es konnte sie niemand leiden.

Auch bei unserem gemeinsamen Abend blieb sie außen vor. Wie typisch auf solchen Klassenfahrten wurde viel geflirtet, Streiche besprochen und so weiter. Ich hatte schon Befürchtungen, dass ich heute Nacht überhaupt keinen Schlaf bekam, weil Denise wohl eins der Lieblingsziele sein würde. Aber es kam gaaaaanz anders. Als es zur Nachtruhe ging, verkeilte Denise unsere Tür.

"Was soll das denn? Wenn sie dir Streiche spielen wollen, dann machen sie es eben auf andere Art und Weise. Nimm es einfach hin!" fuhr ich sie an. "Ich mache das nicht für mich. Ich bin nicht Mal jemandem einen Streich wert," flüsterte sie wieder schüchtern, "aber mindestens sieben der Mädchen und fast alle Jungen wollen dir einen Streich spielen."

Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich war eines der beliebtesten Mädchen in der Klasse, auch wenn ich alle Jungen hatte abblitzen lassen. Aber es stimmte. Es hatte niemand auch nur die Andeutung gemacht, Denise eins auszuwischen.

"Ok, dankeschön," entschuldigte ich mich bei ihr. Nach kurzem Nachdenken musste ich mir dann eingestehen, dass Denise, was die Jungs anging, Recht haben könnte. Ich war nicht immer fair zu ihnen gewesen und vielleicht war dass für sie so ´ne Art Flirten. Aber warum die Mädchen? Ich fragte Denise.

"Die sind stinkig, weil fast alle Jungs nur Augen für dich haben."

Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Nachdenklich schweigend machte ich mich bettfertig. Denise tat es mir nach. Als sie dann ihren Schlafanzug rausholte, musste ich doch lachen. Während ich einen Pyjama hatte, trug sie so einen "Ganzkörperoverall" mit angenähten Schühchen.

"Bitte nicht lachen. Ich kriege nachts immer kalte Füße und deshalb hat meine Mutter die angenäht."

Da fiel mir ein, dass sie fastimmer "merkwürdige" Kleidung trug. Auch wusste ich nichts über ihre Eltern, weil sie mich einfach nicht interessierte. "Sucht sie auch deine andere Kleidung aus?" kamen wir doch langsam ins Gespräch.

"Ja, mein Vater ist Geschäftsführer in einem großen Möbelhaus und meine Mutter halt, na ja, hundertprozentige Familienmanagerin. Nach der Schule achtet sie immer darauf, dass ich noch mindestens drei Stunden Hausaufgaben mache oder übe. Zusätzlich noch ein Mal die Woche zur Gymnastik und zum Klavierunterricht," sprudelte es förmlich aus ihr heraus.

Ich unterhielt mich mit ihr heute länger als wahrscheinlich während der letzten Jahre zusammen und begriff, dass sie bei solchen Übereltern gar keine Chance gehabt hat, anders zu werden als sie war.

Und sie hatte Recht. Mehrfach versuchte jemand, leise die Tür zu öffnen. Auch Petra klopfte leise, hatten wir uns doch noch verabredet, in die Stadt zu gehen. Ich legte dann immer nur den Zeigefinger über den Mund und wenn es dann wieder ruhig war, redeten wir weiter. Schande über mich, ich hatte Denise wirklich total falsch eingeschätzt.

Sie war für mich zwar immer noch "komisch", aber ich kannte jetzt das Warum und beschloss, sie besser in unsere Klasse zu integrieren. Irgendwann spät nachts schliefen wir ein. Gleich nach dem Aufstehen startete ich das Projekt "Integration Denise".

Als sie sich nach dem Waschen wieder ihren Dutt knoten wollte, seufzte ich nur: "Komm mal her." Ich bürstete ihre Haare. "Die sind viel zu schön, um sie zu verstecken."

Denise hatte wirklich schöne, rotbraune, lange Haare. Mit der Schere schnippelte ich dann noch etwas an ihrem Pony herum. "Gut, nachher müssen wir noch zum Frisur, aber das sieht schon besser aus." Zum Abschluss schminkte ich sie noch dezent. Zwar sichtbar, aber unauffällig.

"Warum tust du das für mich?"

"Weil ich eine Riesenidiotin war und aus meinen Fehlern lernen möchte. Vielleicht hättest du schon früher mal so mit jemandem reden sollen, wie heute Nacht mit mir."

Beim Frühstück dirigierte ich sie demonstrativ an den Tisch mit Petra und meinen anderen Freundinnen. "Was soll die denn hier?" motzte Petra.

"Denise ist hier, damit wir alle uns für unser Verhalten ihr gegenüber entschuldigen können," giftete ich zurück, "wir waren alles Vollpfosten. Denise hat zwar ihre Eigenarten, aber sie ist an sich so normal wie wir alle."

Demonstrativ nahm Petra ihr Tablett und wechselte den Tisch. "Dann bleib doch bei deiner neuen besten Freundin!" Zickenterroralarm hoch drei pur! Drei andere folgten ihr, der Rest guckte nur sparsam. Denise standen die Tränen kniehoch in den Augen und lief aus dem Saal.

Sofort folgte ich ihr. Draußen auf dem Hof nahm ich sie einfach in den Arm. Diese leichte Berührung reichte schon, um bei ihr alle Dämme brechen zu lassen. Sie weinte und weinte. Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, schniefte sie nur: "Vielleicht solltest du alles beim Alten belassen. Ich bin der Freak und du die Queen. Jede Schulklasse braucht einen Außenseiter."

"Blödsinn! Wenn wir jungen Menschen uns schon nicht ändern können, dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn die alten Hohlköpfe in der Politik und so immer nur nach Schema F denken. Und ich, genau so wie die anderen, haben dich falsch eingeschätzt und unfair behandelt."

Inzwischen waren auch Daniela und Nikita zu uns herausgekommen. Daniela war eine beeindruckende junge Frau. Sie war die größte und kräftigste Frau in unserer Klasse. Wäre wohl DIE Traumbesetzung für eine der Walküren in Wagner´s "Ring der Nibelungen". Wenn sie nur die Stirn runzelt, fressen ihr selbst die Jungs aus der Hand.

Nikita das genaue Gegenteil. Sie war so klein und schmächtig, dass ich sie ab Windstärke sechs nicht mehr aus dem Haus gelassen hätte. Ihre Eltern waren aus Russland zugewandert, aber sie hatte sich perfekt integriert.

Ihre offene, sympathische Art machte sie bei Allen beliebt. Sie war so was wie unser Klassenmaskottchen.

Dass sie und Daniela beste Freundinnen waren, hatte ihnen schon die Spitznamen "Pat & Patachon" eingebracht. Natürlich nur wenn Daniela es nicht hören konnte. "So Celina, klär uns mal auf!" Wir gingen etwas Spazieren und ich ermunterte Denise, den Beiden auch zu erzählen, was sie mir offenbart hatte.

"OK," schloss Daniela, nachdem Denise fertig war. "ich muss das zwar erst für mich sortieren, aber hiermit bitte ich dich um Entschuldigung." "Ich kann mich nur nur anschließen," endete Nikita.

Das Gemeinschaftsprogramm lief dann ziemlich gespannt ab. Petra war voll auf Krawall gebürstet und ließ keine Möglichkeit aus, zu sticheln, nicht nur gegen Denise, auch gegen mich. Ich kannte Petra ja und wusste, was für ein Biest sie sein konnte; aber auch, dass sie kein böser Mensch ist. Also blieb ich ruhig.

Die Freizeit am Nachmittag verbrachten dann Daniela, Denise, Nikita und ich zu viert. "So Mädels, was habt ihr an Geld dabei?" Verblüfft schauten sie mich an. "Ich meinte nicht das Taschengeld, sondern die Notfallreserve."

"Warum das?" Ich deutete nur auf Denises Kleidung und zupfte an ihren Haaren. "Das ist ein NotfalI!"

Insgesamt bekamen wir gut dreihundert Euro zusammen. Wir ließen Denise überhaupt keine Zeit, uns zu widersprechen. Zuerst ging es zum Frisör. Hier war Nikita die größte Hilfe. Sie suchte für Denise eine echt schicke Langhaarfrisur mit Strähnchen aus.

Danach dann shoppen. Obwohl die Auswahl begrenzt war, fanden wir einige hübsche Sachen. Denise ließ sich von unserer Begeisterung anstecken. Aber schon auf dem Rückweg verfiel sie wieder in ihre alte Stimmung. "

Das darf ich zu Hause sowieso nicht tragen," seufzte sie.

"Kleine, werde endlich erwachsen und du selbst!" wurde jetzt Daniela energisch.

Der Abend war dann nett. Da die anderen Denise gegenüber immer noch ablehnend waren, gingen wir vier zum Beachvolleyballspielen in die Sporthalle (ist übrigens in real mein Lieblingssport.) Denise und ich verloren haushoch. Die kleine quirlige Nikita am Außenrand und die große, kräftige Daniela am Netz ließen uns keine Chance. Als wir zur Nachtruhe dann wieder in unser Zimmer kamen, umarmte mich Denise spontan. "Das war ein wunderschöner Tag für mich, danke," und gab mir ein Küsschen auf die Wange. Wir redeten noch etwas und schliefen dann entspannt ein.

Für den nächsten Tag war Schnitzeljagd angesagt. Sieben vierer-Teams. Daniela, Denise, Nikita und ich waren eins. Das Wetter war nicht so dolle, es regnete leicht und auch die eine oder andere Schneeflocke mischte sich dazwischen.

Naja, trotzdem liefen wir erst Mal los, passierten die ersten Stationen und hatten viel Spaß. Aus dem leichten Regen war inzwischen heftiger Schneefall geworden und dann passierte es.

Daniela knickte um, fiel hin und blieb liegen. "Mein Fuß," ächzte sie. Wir zogen ihr den Stiefel aus; und tatsächlich, der Knöchel war schon dick angeschollen. Wir versuchten zwar, mit dem inzwischen reichlich gefallenem Schnee, ihn zu kühlen, aber es war klar, dass Daniela mit dem Knöchel die vier oder fünf Kilometer ins Hotel nicht schaffen würde. Unsere Handies hatten auch null Empfang.

"Ein paar hundert Meter zurück war ´ne kleine Bergkapelle. Lasst uns dahin gehen." Mit Ach und Krach und vereinten Kräften schafften wir sie dorthin. Während Nikita Danielas Fuss weiter kühlte, sammelten Denise und ich Holz. Ich knickte wahllos irgenwelche Äste ab, während Denise gezielt Tannenbündel abschnitt.

"So wie es aussieht, werden wir hier wohl übernachten müssen." Der Schnee lag inzwischen fast einen halben Meter hoch. "Und da müssen wir den Eingang abdichten."

Zurück bei der Kapelle staunte ich doch, was Denise alles in den Taschen ihrer Cargohose hatte. Nachdem wir das Lagerfeuer in Gang gebracht hatten, schraubte sie die große Bronzeplatte von der Seitenwand ab.

"Hilf mir mal!" Gemeinsam platzierten wir das schwere Teil über dem Lagerfeuer. "Wir können in dem kleinen Raum kein Feuer machen, sonst ersticken wir alle. Wenn die dicke Platte aber erst mal heiß ist, haben wir bis Morgen früh so ´ne Art Heizstrahler."

Danach banden wir mit Angelsehne die Tannenzweige zusammen, um einen Vorhang zu haben. Was wir nicht brauchten, und es war reichlich, warf sie in die Kapelle. "Nikita, verteil das mal, damit wir so ´ne Art Matrazen haben."

Inzwischen hatte es fast aufgehört zu schneien. Der Schnee lag jedoch so hoch, dass wir beschlossen, hier zu bleiben. Man würde ja bald anfangen, uns zu suchen. Inzwischen hatten wir Danielas Fuß mit Sportsalbe bestrichen (aus einer von Denises Taschen...), ihn verbunden (mit einer Mullbinde aus einer von Denises Taschen...), die inzwischen heiße Bronzeplatte mit Hilfe von Seilen (ratet mal woher...) in den kleinen Raum gebracht.

Es wurde tatsächlich erträglich warm. "Sag mal, was hast du noch alles in deinen Taschen?" "Einiges, aber das Meiste wird uns heute Nacht nicht helfen. Aber in meinem Rucksack habe ich noch zwei Goldfolien, wie sie in einem Verbandkasten im Auto sind. Die werden helfen, uns warm zu halten."

Gemeinsam aßen wir dann das, was wir noch da hatten. Es war zwar nicht viel, aber wir teilten alles schwesterlich und wurden auch satt. Danach netter Girlieplausch. Wir vergaßen echt, in was für einer blöden Lage wir steckten.

"Ich finde es ganz toll von euch, dass ihr mich jetzt so akzeptiert, wie ich bin."

"Hör mal Denise, wenn du dich schon früher mal geöffnet hättest, wäre vieles anders gelaufen. Daniela, Nikita und ich hatten auch schon Zoff. Aber wir kannten uns und unsere Hintergründe. Das hat es einfacher gemacht, mal zu sagen, ok, sie hat heute einen schlechten Tag, weil blabla, wohl wieder dies oder jenes passiert war. Du warst für uns immer nur die hochnäsige Streberin."

"Und es ist gut, dass du dich mal offenbart hast. Jetzt hast du die Chance auf drei Freundinnen," ergänzte Nikita.

Inzwischen war es so warm geworden, dass wir sogar unsere Jacken ausgezogen hatten. Daniela und Nikita saßen an der einen Wand, Denise und ich an der anderen.

Wir redeten noch stundenlang über Gott und die Welt. Schließlich beschlossen wir, doch ein wenig zu schlafen. Wir breiteten unsere Jacken auf den Tannenzweigmatrazen aus und deckten uns mit der Goldfolie zu. Daniela und Nikita teilten sich eine, Denise und ich die andere. Die Rucksäcke benutzten wir als Kopfkissen.

Beide auf der Seite liegend, die Geschter zugewandt, betrachtete ich Denise im fahlen Licht der Kerzen, die den Raum spärlich erhellten (Ratet mal, woher die Kerzen stammten...). Jetzt, wo sie für mich nicht mehr die Oberstreberziege war, sondern eine Freundin, fiel mir auf, wie hübsch sie doch eigentlich war.

Auch das Küsschen vom Abend vorher fiel mir wieder ein. Sollte ich etwa...., nein bestimmt nicht. "Schlaft gut Mädels," sagte ich nur, bevor ich in einen unruhigen Schlaf fiel. Ich wurde recht früh wach, weil der Raum sich, nachdem die Bronzeplatte nicht mehr heizte, doch empfindlich abgekühlt hatte.

Erst erschrak ich, weil mich jemand umklammert hatte. Als ich dann richtig wach war, realisierte ich, dass es Denise war, die mich im Schlaf umarmt hatte. Auch ich hatte meine Arme um sie gelegt und so lag ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt.

Sie schien einen unruhigen Traum zu haben. Ihre Gesichtsmuskeln zuckten immer wieder. Und auch so, wie ihre Lippen stumm irgendwas sagen wollten, musste sie einen Alptraum haben. Sanft streichelte ich ihr übers Gesicht. "Aufwachen, Denise, du hast nur schlecht geträumt."

Erschrocken riss sie die Augen auf, lächelte dann aber wieder. "Guten Morgen. Ich habe so was von schön geträumt, warum hast du mich geweckt?"

"Naja, weil so wie sich dein Gesicht eben bewegt hat, sah es eher nach Alptraum aus." Darauf erwiderte sie nichts. Als ich mich aufrichtete und dann zu Daniela und Nikita blickte, sah ich, dass diese sich auch innig umarmt hatten. Nikita hatte ihren Kopf an Danielas wirklich enormen Brüste gelegt und lächelte selig.

Ich griff rüber zu Daniela und rüttelte an ihr. "Nicht Schatz, ich will noch schlafen," flüsterte sie noch benommen. Aber schlagartig wurde sie wach und wusste wieder, wo wir waren.

Auch Nikita wurde durch ihr abruptes Aufsetzen wach. Noch völlig schlaftrunken seufzte sie nur, "Dani, lass uns noch etwas liegenbleiben. Es ist gerade so schön."

Ich verstand gerade die Welt nicht mehr. Was hatte ich verpasst?

Na gut, erst Mal war frischmachen und anziehen angesagt. Danach entzündeten wir wieder unser Lagerfeuer, um uns aufzuwärmen. Aber die Stimmung war nicht mehr so gelöst wie vorher. Wir alle schwiegen uns an.

Etwa eine Stunde später kam dann ein Schneepflug und brachte uns in die Herberge zurück. Freudig wurden wir begrüßt. Alle außer Denise..., sie tat mir unendlich leid. Und irgendwie war da noch ein anderes Gefühl...

Dann mussten wir auf die Krankenstation, Nikita und ich wurden sofort wieder entlassen, Daniela und Denise sollten einen Tag da bleiben.

Merkwürdigerweise wollten sie auch keinen Besuch von mir gestatten. Auch Nikita ging mir über den Tag aus dem Weg. Was hatte ich verkehrt gemacht?

Abends ging ich dann früh zu Bett. Ich fühlte mich einsam. Denise fehlte mir. Bevor ich einschlief, dachte ich nur die ganze Zeit daran, wie schön es sich angefühlt hatte, als sie mich umarmt hatte. Was war bloß mit mir los? Nach dem Aufstehen fiel mein Blick zuerst auf das (leider leere) Bett neben mir.

Verwirrt machte ich mich erst Mal frisch und ging zum Frühstück. Mein Blick schweifte durch den Saal, aber weder Daniela, Denise noch Nikita waren zu sehen. Stattdessen kam Frau Marx auf mich zu. "Die drei sind heute ganz früh abgereist, aber ich soll dir dies hier geben," und drückte mir einen Briefumschlag in die Hand. "Sag mal, was ist da vorgestern Nacht, als ihr eingeschneit wart, losgewesen?"

"An sich nichts," schilderte ich ihr nochmal, was wir gemacht hatten. "Hmm, an sich kein Grund, so überstürzt abzureisen," murmelte sie und ließ mich dann alleine. Obwohl ich unheimlich neugierig war, frühstückte ich erst Mal. Petra konnte sich ein paar dumme Sprüche nicht verkneifen, aber ich hörte einfach nicht hin.

Danach ging ich auf mein Zimmer und öffnete mit zittrigen Fingern den Umschlag.

Liebste Celina, die Nacht mit Dir in der Kapelle war die Schönste meines Lebens. Wenn ich einen Wunsch freigehabt hätte, wäre es der gewesen, für immer mit Dir dort zu bleiben. Erinnerst Du dich noch, wie ich mich gefreut habe, als wir bei der Zimmervergabe einander zugelost wurden? Für mich ging ein Traum in Erfüllung, der leider nicht sein darf. Ich bin schon so lange in Dich verliebt, habe mich aber nicht getraut, es Dir zu gestehen. Behalt mich bitte in guter Erinnerung. Ich liebe Dich Denise

Beim vorletzten Satz schrillten bei mir alle Alarmglocken. Ich hatte überhaupt keine Zeit über meine eigenen Gefühle nachzudenken. Handyalarm war angesagt. Zuerst Denise. Abgeschaltet. Dann im Wechsel Daniela und Nikita. Nach etlichen Versuchen bekam ich schließlich Daniela ans Telefon.

"Was ist los? Wo seid ihr, wie geht es Denise?" sprudelte es nur so aus mir hervor. "Beruhig dich Celina," beschwichtigte mich Daniela. "Wir sitzen im Zug Richtung Heimat und Nikita und ich passen nur auf deine kleine Romea auf. Denise ist völlig überfordert und verwirrt. Und weil Nikita und ich die Situation wohl am Besten verstehen, begleiten wir sie. Es wird schon nichts passieren. Mach´dir lieber die nächsten Tage Gedanken, wie du mit der Situation umgehen willst. Werd´dir die nächsten Tage klar darüber, ob du ihre Gefühle überhaupt erwiderst oder erwidern kannst."

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