Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Charlston 15

Geschichte Info
Endlich.
7.7k Wörter
4.48
34.1k
0

Teil 15 der 15 teiligen Serie

Aktualisiert 09/04/2022
Erstellt 09/18/2008
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Endlich erreichten wir das Krankenhaus.

Am Himmel strahlte der volle Mond auf den Asphalt, es war frisch geworden und eine Gänsehaut zeichnete meinen Körper, als ich aus dem Wagen stieg. Ich eilte schnellen Schrittes über den noch immer vollen Parkplatz. Die Sorgen in meinem Herzen wurden, je näher ich dem Gebäude kam, größer. Mark ging neben mir her. Am Tresen im Eingangsbereich saß ein junger Mann und begrüßte und, als wir näher traten. Mark zückte seine Dienstmarke und verlangte nach: „Patient John Doe 42.12.07, er wurde heute Mittag eingeliefert. Ich habe jemanden dabei, der ihn vielleicht identifizieren kann.“

Der Mann schaute kurz in den Rechner: „Zimmer 12, Intensivstation. Sechster Stock im Ostflügel. Das ist links, wenn Sie den Fahrstuhl nehmen. Bitte klingeln Sie erst im Schwesterzimmer!“, ich war schon zum Aufzug gelaufen und tippte auf den Knopf. Davon würde er auch nicht schneller kommen, doch es nahm einiges der Nervosität von mir.

Da kam er nach gefühlten zwölf Leben und wir stiegen in den Fahrstuhl ein. Ich war mit meinen Gedanken an einem ganz anderen Ort. Meine Sorgen waren so unglaublich groß. Die Lichter der einzelnen Stockwerke blinkten so langsamauf, wie in Zeitlupe. Das stille Warten im rumpelnden Aufzug machte mich nachdenklich. In meinem Kopf tauchten nach und nach tausend schlimme und schlimmere Szenarien auf. Die visuelle Gesellschaft beflügelte meine eh schon weite Phantasie und das amerikanische Fernsehen, dessen Konsum eines meiner liebsten Hobbies in den ersten Jahren auf der High School war, und meiner darum ungeheuerlich großen Wissensbasis über Verletzungen und deren Heilchances, tat an meinen horrorgetränkten Bildern keinen Abbruch. Ich war zu lange Fan von Emergency Room gewesen, um nicht zu wissen, dass Intensivstation nie etwas gutes bedeutete. Durch meine Liebe zu einer Serie neuerer Generation, in der junge Chirurgen ausgebildet wurden und den ein oder anderen Fehler machten, wurde meine Zunge zu der absurden Frage veranlasst: „Ist das ein Lehrkrankenhaus?“

Mark starrte mich an, als hätte ich ihn soeben nach einem Hotdog gefragt. Ich winke ab und konzentrierte mich wieder auf das Filmblut, die Gegenstände ich Körperteilen, wo sie nicht hingehörten und die inkompetenz übermüdeter Fernsehärzte, die nicht älter aussahen, als ich selbst. Doch die eine Frage, die über all dem schwebte war: Was war passiert?

Ich zitterte am ganzen Körper. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Was, wenn er sterben würde? Das letzte, das ich zu ihm gesagt hatte war, dass ich ihn hassen würde. Dem Mann, den ich so sehr liebte, hatte ich schreckliches an den Kopf geworfen.

„Daniel`“, Mark durchbrach das stille Gerumpel des altersschwachen Aufzugs.

„Hmm?“

„Nicht, dass ich deine Berührung nicht zu schätzen weiß ...“, ich wurde mir bewusst, dass ich Marks Hand gegriffen hatte. Ich ließ sie wie eine heiße Kartoffel fallen.

„Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“

„Schon in Ordnung. Du musst Ruhe bewahren. Lass mich mit den Schwestern sprechen, ja?“

Ich nickte.

„Wir wissen ja noch gar nicht, ob es Charlie ist. Solange das noch im Raum steht, solltest du deine Panik wirklich nicht loslassen.“

Der Aufzug war angekommen, die Türen glitten auf. Ich war so nervös, wie noch nie in meinem Leben. Aber ich hätte mit niemandem getauscht, denn ich wollte es jetzt unbedingt wissen.

Wir gingen nach links und klopften an das Schwesternzimmer. Darin waren mindestens zwei Dutzend Monitore, überall blinkten Lichter. Es roch nach Krankenhaus und Kaffee.

„Hallo. Dt. Raeser mein Name, Sie haben einen John Doe?“

„Ja, wie kann ich Ihnen helfen?“, eine sehr junge Schwester, mit Sicherheit noch jünger als ich, trat aus dem Zimmer und schloss die Türe hinter sich.

„Könnten Sie uns zu ihm führen?“

Sie beäugte und. Mark trug keine Uniform, was ihn zwar nicht weniger Autorität ausstrahlen lieb, jedoch der Schwester nicht ganz korrekt vor kam. Ich rebellierte innerlich, als sie noch einmal nach der Marke fragte. Aber irgendwas in mir verstand die Vorsicht der Schwester. Das war eine Intensivstation, da kann man nicht einfach hereinspazieren und die Patienten angaffen.

„Gut. Was kann ich genau für Sie tun?“, sie war jetzt äußerst freundlich.

„Mr. Schneider hier hat einen Freund vermisst gemeldet. Die Beschreibung passt auf Ihren John Doe.“

„Das Problem ist, dass wir niemanden zu ihm lassen können.“, erklärte sie Mark. Mich beachtete sie nicht, „Dt. Raeser, Ihre Kollegen stehen vor der Türe, für den Mann gilt absolutes Besuchsverbot.“

Mark schaute sie fragend an: „Warum?“

„Mr. Doe wurde in eine Schießerei verwickelt. Er ist zwar stabil, aber durch die komplizierte Lage des Geschosses steht morgen früh noch eine OP an. Die Polizei vermutet, er könne Ihnen sagen, wie es gelaufen ist. Sie wissen schon, wichtiger zeuge und so.“

Mir wurde schwindelig, ich fühlte, wie ich meine Selbstkontrolle verlor. Ich atmete tief ein, schloss die Augen. Durch meinen Kopf schossen Bilder aus dem Fernsehen, nur waren es jetzt Krankenhausserien mehr, sondern Forensikserien, allen voran CSI:Miami, das ich mir jeden Donnerstag Abend mit Charlie angucken musste. Angst schnürte meine Kehle zu. Innerhalb von Millisekunden war sie staubtrocken. Ich sah überall Blut, hörte laute Schüsse, Schreie. Und in mitten dieser Szenerie stand charlie. Ich schrie ihn an: „Ich hasse dich!“, er läuft weg von mir. In die Schießerei hinein. Eine Kugel trifft ihn im Rücken, er fällt. Überall Blut. Ich öffne wieder meine Augen. Meine Hände sind schweißnass.

„Was soll das bedeuten?“, frage ich. Ich fühlte mich nicht gut.

„Haben Sie ein Bild von dem Vermissten?“

Ich kramte geistesabwesend nach meinem Portemonnaie, nur um festzustellen, dass ich es nicht bei mir hatte.

„Mark, es muss noch im Wagen liegen.“

„Mitwagen?“, fragte er, ich nickte, „Und den hat Charlie mitgenommen.“

„Sie kennen den Vermissten?“, fragte die Schwester.

„Ja, er ist ein Freund.“, bestätigte Mark.

„Ich kann zwar Sie“, sie schaute mich an, „nicht zu ihm lassen, aber da Sie ein Polizeibeamter sind, kann ich Sie zu ihm lassen.“

„Was? Warum kann ich nicht zu ihm?“, mittlerweile war meine Geduld am Ende. Ich wollte nichts weiter als wissen, ob Charlie dort an tausenden Schläuchen lag, bewusstlos, oder nicht!

„Daniel, beruhige dich. Setze dich hier hin.“, er dirigierte mich auf eine Bank. Mir war jetzt alles egal. Die Angst machte mich willenlos. Ich setzte mich hin, bewegte mich nicht.

„Ich sage dir gleich bescheid. Schwester, bringen Sie mich zu Mr. Doe.“

Mark ging weg.

Von der Wartezeit weiß ich alsolut nichts mehr. Nur ein schwarzes Rauschen und das starren auf den blauen Linoleumfußboden.

Plötzlich, eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich schaue auf. Mark schaut mich an: „Daniel, das ist nicht Charlie.“

In dem Moment fielen alle meine Sorgen von mir ab. Ich fühlte wie Tränen meine Wangen hinab liefen. Ich stand auf, umarmte Mark.

„Danke, danke.“, ich konnte an nichts anderes denken. Charlie lag nicht halb durchlöchert von Kugeln und Schläuchen in diesem Krankenhaus, in dem alles nach Krankheit roch. Ich umarme Mark, fühlte die Sorgen langsam zurück kommen: Wo war Charlie dann? Ich hatte gehofft, er sei hier, wenn auch verletzt. Wenigstens wüsste ich dann wo er war. Ich weiß nicht, wie lange ich Mark umarmte.

Wir fuhren zurück. Die Auffahrt hoch. Saßen wieder im Wohnzimmer. Es war still im Haus. Die Kinder waren bei Laura. Sie hatte gesagt, dass sie sie gerne zu sich nehme.

„Mark, ich habe Angst.“, er saß neben mir. Die Hochstimmung aus dem Krankenhaus war lange vergessen. Mark legte seinen Arm um mich, ich zug mich nur all zu gerne an ihn heran. Legte meinen Kopf auf seine Brust, hielt mich an ihm fest. Seine Brust war breiter als Charlies, aber weicher. Mark roch so unendlich gut.

„Ich weiß, aber wir können nur warten.“

Wir schwiegen wieder. Es wurde spär, weit nach Mitternacht fühlte ich Marks Finger über meinen Arm streichen. Ich erfasste sie und hielt sie fest. Seine Hand lag nun auf meinem linken Unterarm, meine Hand auf seiner. Es war dunkel, der Fernseher ausgeschaltet. Ich schloss die Augen, sie brannten vor Müdigkeit, aber ich dachte nicht daran ins Bett zu gehen. Kalte Laken, die mich empfingen, in denen ich mich noch einsamer, schuldiger fühlen konnte? Nein, ich wollt hier sein. Jetzt und mit Mark. Mich festhalten, wenigstens daran glauben, dass ich nicht alleine war, auch wenn es nicht Charlie war, der mich hielt. Trotz aller Müdigkeit war nicht an Schlaf zu denken. Marks Aftershave lag in der Lift, obwohl seine Rasur Stunden zurück lag und ein leiser Hauch aus der geöffneten Gartenterrassentüre in den Raum wehte. Meine Gedanken konzentrierten sich auf unsere Hände. Ich bewegte meine Finger, kaum merklich. Marks Hand glitt langsam meinen Arm hinauf. Ich löste meinen Kopf von seiner Brust, schaute ihm ins Gesicht. Von draußen drang spärliches Licht ins Zimmer und auf sein Gesicht. Ich nahm meine Hand; mit meinem Finger strich ich über seine Wange, über seine Narbe. Er schloss kurz die Augen, atmete ein, schaute mich dann wieder an, tief in meine Augen. Ich strich noch einmal über seine Narbe, sie war fein, auf seiner rechten Wange gelegen. Vier, vielleicht fünf Zentimeter lang. Sie durchschnitt die raue Fläche, die sein nachwachsender Bart bildete auf einem silbig-rot glitzernden weichen Pfad. Ich konnte sie im schummrigen Licht kaum sehen und doch faszinierte sie mich.

Seine schwarzen Augen leuchteten mich an. Seine Hand fasste an mein Kinn, hielt meinen Kopf hoch. Ich rutschte höher, kam ihm näher. Er senkte mir seinen Kopf entgegen. Ich schloss die Augen kurz bevor sich unsere Lippen trafen. Erst waren es nur unsere Lippen, ganz sanft, kaum fühlbar. Ich fasste seine Wange in meine Hand, nahm die andere dazu, hockte jetzt au ihm. Ich öffnete meinen Mund, vergaß die Welt um mich herum. Ich versank in diesem einen Kuss. Ich fühlte, roch nur Mark, seine Lippen waren stark, bestimmt. Seine Hand hielt mein Kinn noch immer fest, als wolle er mich festhalten, mich an ihn binden, in einer Angst unser Kuss könne nur gespielt sein, er könne ihn verlieren. Seine andere Hand verweilte auf meinem Arm, er ließ sie langsam in Richtung meinem Rückens gleiten. Ich stöhnte leise auf, als er meinen Nacken streifte. Doch er hielt nicht an, ließ nur endlich mein Kinn los, um diese Hand an meinen Hinterkopf zu legen, mich noch tiefer in den Kuss zu drängen. Ich nahm die Einladung gerne an und erwiderte den Kuss schneller, heftiger. Die Hand an meinem Kopf, sie war so heiß, so stark. Seine linke glitt meinen Rücken hinab, langsam. Dann verweilte er auf meinem Steiß. Meine eigenen Hände rührten sich die ganze Zeit nicht, lagen noch immer auf seinen Wangen, wie fest geleimt. Marks Hand ließ meinen Steiß los, ich hörte und fühlte ihn mein Shirt nach oben ziehen. Dann fühlt eich seine Fingerspitzen auf meiner haut. Eine Gänsehaut krabbelte meinen Rücken hinauf auf meine Arme. Ich stöhnte wieder leise auf, als er seine hand ganz unter mein Shirt schob, meinen Rücken hinauf. Noch immer lösten sich unsereZjgen nicht voneinander. Jetzt ließ ich aber meine Hände von seinen Wangen, sie glitten seinen Hals hinunter, über seine Brust, Bauch. Mark trug ein Hemd, das ich langsam aufknöpfte. Endlich konnte ich meine Hände auf seine Haut legen. Ich begann an seine Brust, löste mich von seinen Lippen. Ich schaute ihn an. Er zog mir das Shirt über den Kopf, ich ließ seine Brust nur widerwillig los. Er warf das Shirt auf den Boden, ich konnte mich wieder über ihn beugen, seine Fingerspitzen glitten wieder über meine Arme. Ich zog sein Hemd zur Seite. Auf seinem Bauch glitzerten, wie auf der Wange, weitere narben. Ich schaute wieder zu ihm auf, er beobachtete mich. Ich blickte wieder auf seinen Oberkörper- Auf seiner Brust viele schwarze Haare. Mit der Fingerspitze berührte ich einer der Narben. Mark stöhnte auf. Ich sah ihm ins Gesicht, seine Augen waren geschlossen. Meine Augen glitten wieder zurück auf seinen bauch. Langsam fuhr ich mit dem Finger die feinen Narben ab ich schaute sie an, fasste jede einzelne an. Es waren viele.

„Fragst du dich woher ich sie habe?“, flüsterte Mark. Ich sah ihm in die Augen, nickte. Er setzte sich auf, ich rutschte von ihm zurück, setzte mich gegenüber von ihm; unsere beine berührten sich noch immer. Ich lehnte mich vor, ließ meine Finger gedankenverloren seine Wade hoch und runter gleiten. Auch hier waren viele schwarze Haare. Ich spielte mir ihnen, während Mark leise anfing zu reden.

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich eine Ähnliche Sache erlebt habe, wie du jetzt mit Jamie und Lucas.“, ich nickte, „Also, Logan ist der Sohn meines Freundes.“

„Du hast einen Freund?“

„Nein, nicht mehr. Steven ist tot. Ich glaube, ich muss etwas weiter ausholen.

Steven und ich haben und auf der Arbeit kennen gelernt. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, Steven wusste nicht einmal, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte, aber eines kam zum anderen und wir wurden ein Paar. Das Problem war nur, dass wir nie ein offizielles Paar waren. Steven hatte gerade seine Freundin geheiratet und sie auch geschwängert. Ich meine, er ist auch nur wegen dem Kind bei ihr geblieben, aber das ist eine andere Geschichte.“, ich ließ meine Finger von seinem Bein gleiten. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mark ein Ehebrecher. Irgendwie war das lustig, aber er erzählte es sehr ernst und so war mir gar nichts zum Lachen zu mute.

„Nun ja, Jannett war verreist, jedenfalls dachten wir das. Doch plötzlich stand sie in der Türe, zwei tage vor ihrem eigentlichen Rückkehrdatum. Wir waren gerade .. also du weißt schon. Jannett rannte keifend in die Küche. Steven hinterher, er hatte wenigstens noch die Hosen an. Ich schlüpfte in meine Wäsche und rannte hinterher. Es kam Krach aus der Küche. Als ich in der Türe stand zog Jannett gerade ein riesiges Messer aus Stevens Rücken. Ich sage dir, überall Blut.“, mir kamen ein paar Bilder vom Abend in den Sinn, die ich schnell verbannte.

„Steven lag in einer großen Lache, er lebte noch und blickte mich an. Tränen liefen seine Wange hinab auf den Boden, die kalten Fliesen, getränkt mit seinem Blut. Er lag nur da. Das alles passierte binnen Sekundenbruchteilen. Da stürmte sie auch schon auf mich zu. Sie traf mich hier und hier.“, er zeigte auf die beiden größten Narben, links und etwas oberhalb des Bauchnabels.

„Dann ging alles ganz schnell. An viel kann ich mich nicht erinnern. Nur an das ganze Blut. Überall Blut. Wie ich zu den anderen Wunden kam weiß ich nicht, aber die Ärzte meinten es seien Verletzungen, die entstanden sind, als ich weiteren Attacken Jannetts auswich. Dann ein Knall und Jannett brach zusammen, tot.“

„Was war passiert?“, ich war gleichzeitig geschockt und fasziniert von der Geschichte. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter ging. Nach einer kleinen Pause, sprach er dann weiter: „Steven hat sie erschossen. In den Rücken mit einer Waffe, die wohl in der Küchenschublade versteckt gewesen sein muss. Heute muss ich sagen, dass es gut war, dass Jannett so aufgebracht war. So hat sie sicher die Waffe vergessen und ich kann froh sein, dass es nur ein Messer war. Sonst hätte sie uns sicher erschossen.

Ich sank auf den Boden, auf die Knie. Ich hielt meine Wunden, krabbelte zu Steven. Er hockte ebenfalls auf seinen Knien, die Waffe noch immer in der Hand. Er sah mich an, spuckte Blut, formte mit den Lippen ein Entschuldigung und fiel stumm vorne über. Ich konnte ihn noch erreichen, ihn in meinen Schoß legen. Ich wollte nicht, dass er alleine auf den kalten, nackten und blutigen Fliesen starb. Ich selbst bin danach schnell bewusstlos geworden. Ein Nachbar, der draußen im Garten arbeitete, hatte den Schuss gehört. Steven lag Wochenlang im Koma, bis er endlich wieder aufwachte.

Wir zogen danach zusammen, ein halbes Jahr später wurde er von einer schwulenfeindlichen Gang auf offener Straße erschossen. Ohne es mir zu sagen hatte er in die Wege geleitet, dass ich das Sorgerecht für Logan bekommen würde, sollte ihm etwas zustoßen. Steven hatte keine anderen Verwandten und so kam Logan zu mir, nach Monaten des Rechtsstreits. Ich durfte Logan nun adoptieren und somit war ich alleine mit einem Kind, das sich nur spärlich an seinen wirklichen Vater erinnern würde, falls überhaupt.“

Ich schwieg, konnte mir gar nicht vorstellen, dass es so eine haarsträubende Geschichte tatsächlich gab.

„Daniel, geht es dir gut?“, flüsterte Mark.

„Ja, es tut mir so leid, Mark. So leid.“

„Hey,das ist vier Jahre her! Aber danke.“

Ich beugte mich zu ihm hin, lehnte mich gegen seine nackte Brust. Die gesamte romantische Stimmung war verschwunden.

Mark legte seine Arme um mich. Die Uhr auf dem Videorekorder zeigte halb vier.

„Mark?“

„Hmm?“

„Tut mir leid, dass ich gefragt habe.“

Er atmete tief ein. Wieder aus. „Nein, ich hätte es die eh irgendwann erzählt.“

„Meinst du Charlie kommt zurück?“, wieder schweigen. Unsere Finger verschränkten sich.

„Daniel, er liebt dich. Streit ist normal. Das zeugt von Interesse am anderen.“

Ich drehte mich um, lag wieder mit dem Kopf auf seiner Brust. Ich spielte mit seinen Brusthaaren: „Wenn du das sagst.“

„Denkst du wirklich an mich, wenn du mit ihm schläfst?“

Das hatte er also auch gehört: „Was hast du noch gehört?“

„Bist du wütend? Ich habe euch gestern das falsche Stück vom Babyphone gegeben Ich hatte gerade Lucas aus Logans Zimmer geholt. Ich habe das Ding gleich aus gestellt. Es tut mir leid.“

Ich dankte Gott, nur ganz kurz, wenigstens hatte er von Charlies Brief nichts gehört.

„Nein. Ist schon in Ordnung. Kann ja jedem mal passieren.“, ich schwieg, spielte noch immer mit seinen Brusthaaren.

„Ja, ich habe an dich gedacht.“, gab ich nach einiger Zeit zu.

„Hm.“

Ich schaute zu ihm auf: „Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“

„Das ist es nicht. Ich will nur nicht der Grund für eure Trennung sein.“, ich runzelte die Stirn.

„Das bist du nicht. Niemand spricht von Trennung.“

„Nein.“

Wir sprachen wieder nicht.

Sein Nein klang wie eine Feststellung, eine Frage und gleichzeitig wie keines von beidem. Ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen.

„Mark, mach dir keinen Kopf. Ich kann selbst entscheiden mit wem ich was tue.“

„Hmm.“

Ich legte meinen Kopf wieder zurück auf seine Brust, hörte auf mit seinen Brusthaaren zu spielen. Die Hand lag einfach nur da. Irgendwie hatte es Mark mit diesem kleinen Gespräch geschafft meine Sorge um Charlies Verbleib wieder in den Hintergrund zu stellen. Jetzt wollte ich mich nur erklären.

„Wirklich, wenn Charlie mit anderen schlafen kann, dann kann ich das auch.“

„Daniel, meinst zu das ist der richtige Weg?“

„Lass das meine Sorge sein.“, ich rutschte etwas hinauf, sah nun in sein Gesicht. „Küss mich lieber.“

Unsere Lippen verschmolzen wieder miteinander. Doch nach nur wenigen Sekunden drückte Mark mich von sich weg.

„Halt.“

„Warum?“, ich wollte ihn wieder küssen, doch er wich mir aus.

„Halt, Daniel, warte.“

„Findest du mich nicht anziehend? Ist es das?“, ich setzte mich auf, „Ich bin halt nur ein blöder Student.“, ich schaute ihn sauer an. Ich wollte nicht zurückgewiesen werden. Ich wollte nichts sehnlicher, als Mark küssen, seine Haut berühren, ihn fühlen. Und alles was er tat war mich ab zu weisen. Ich stand auf, fischte nach meinem Shirt. Jetzt wollte ich nur noch schnell weg. Wie konnte ich nur so blöd sein? Mark war so viel älter als ich, wie konnte ich nur glauben, dass er mich begehren würde? Den Studenten aus New York, der so dumm war einem anderen von seinen Gefühlen zu erzählen. Jemand anderem als seinen Freund.

Ich drehte mich um, fühlte im selben Moment seine Hand, seine kräftige Hand, mein Handgelenk umfassen.

„Daniel, warte. Gehe nicht weg, bitte.“

„Warum?“, ich drehte mich zurück.

„Glaubst du ich erzähle jedem von Steve?“

„Weiß ich doch nicht. Ich kenne dich nicht einmal. Wie konnte ich nur so dumm sein?“, ich wandte mich wieder ab, doch Mark lockerte seinen Griff nicht. „Lass mich gehen, Mark.“, zischte ich.