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Das Buch der Träume - 02

Geschichte Info
Zweiter Teil: Der Weg des Kriegers.
29.4k Wörter
4.7k
6
Geschichte hat keine Tags

Teil 2 der 6 teiligen Serie

Aktualisiert 06/05/2024
Erstellt 05/17/2024
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Das Erlebnis der Nacht war sofort präsent, als ich erwachte. Wie erwartet hatte ich keine Schmerzen, aber schon das Gefühl, unter einen Bus geraten zu sein. Einen tierischen halt. Bester Laune sprang ich unter die Dusche. Fand Lara am Frühstückstisch vor.

„Guten Morgen, Krieger Jan."

„Guten Morgen, Kriegerin Lara."

„Na, ich nehme an, Denia hat dir erzählt, was uns gestern passiert ist. Aber ich weiß noch nicht, wie es dir ergangen ist."

„Das hat sie. Ich habe es aber zusätzlich noch nachgelesen, vor dem Aufstehen. Du bist unglaublich, Papa. Das ist eigentlich völlig unmöglich, was du da vollbracht hast."

„Ich hatte keine Wahl. Er hätte sie getötet. Genug davon. Wie war es bei dir?"

„Ich darf dir keine Details erzählen, denn du wirst am Ende ebenfalls dort stehen. Ich kann kaum glauben, dass ich es geschafft habe. Es war fast genauso unmöglich wie deine Tat. Ich habe allerdings nur leichte Verletzungen davongetragen."

„Na, die sind doch heute Nacht wieder weg."

„Was meinst du?"

„Na, wenn wir wieder nach Abea kommen, sind unsere Wunden doch verheilt?"

„Nein, wie kommst du denn da drauf? Einfache Kratzer und Schnittwunden behandeln sie mit dieser grünen Salbe und man heilt sehr schnell. Aber mit deinen Brüchen wirst du noch einige Zeit zu tun haben. Du kannst froh sein, dass er dein Auge nicht erwischt hat, sonst wäre deine Karriere als Krieger schon beendet."

„Oh. Und ich hatte dran gedacht, mir notfalls meine Beine abzusäbeln, damit ich Denia helfen könnte."

„Das wäre eine unglaublich selbstlose, aber gleichzeitig unglaublich bescheuerte Tat gewesen. Du kannst natürlich einfach hierbleiben, bis dein Traumkörper sich vollständig erholt hat."

„Und die Feier verpassen? Kommt nicht infrage."

„Du wirst starke Schmerzen haben. Sie haben ein Mittel, das sie geben können ..."

„Krieger akzeptieren den Schmerz."

„Das hat Denia dir gesagt, ich hab's gelesen. Unterschätze das nicht, gestern warst du so voller Adrenalin, dass du einen Großteil wahrscheinlich gar nicht gefühlt hast. Aber ja, es wäre gut, wenn du zumindest heute Nacht dabei bist. Du musst das Ritual vollziehen, den Schwur leisten."

„Und den Thurga-Schwanz essen."

„Freu dich drauf. Er ist wirklich lecker. Der von deinem Thurga war auch noch besonders groß. Der Kampf hatte ihn erregt."

„Boah, das ist ja abartig."

„Sag das nicht", erwiderte sie mit einem eigenartigen Lächeln.

Oh?

„Du musst noch viel lernen, Krieger Jan. Jetzt erstmal zu heilen."

„Vielleicht könnten wir wirklich in der Zwischenzeit hier ein bisschen üben."

„Ausweichen lernen zum Beispiel", schmunzelte sie. „Aber ja, das ist eine gute Idee."

Auf der Autofahrt erzählte sie mir doch noch, was sie erzählen durfte. Von den verrückten Schapen, mit denen sie irrsinnige Verhandlungen führen musste, bis sie sie überzeugen konnte, dass sie die Königin der Unterwelt ist, die in ihr Reich zurückkehren musste.

„Wie sehen sie aus?"

„Es sind Abeaner, die aber schon viele hunderttausende von Jahren unter der Erde leben. Sie sind Albinos, ihre Haut ist fast durchsichtig und sie haben keinerlei Haar. Sie sind sehr dünn, sehen zerbrechlich aus. Es gibt die Läufer und die Schwimmer, die Schwimmer haben zusätzlich Häute zwischen den Fingern und Zehen."

„Und die Gorfen? Habt ihr noch viele von ihnen töten müssen?"

Sie nickte, und schluckte, bevor sie weitersprach.

„Zu viele. Sie sehen aus wie Kinder. Wie Kleinkinder mit einem übergroßen Kopf und riesigen Augen. Und messerscharfen Zähnen."

Wie Denia ja zur Genüge erfahren musste. Na, über die Aufgabe brauchte ich mir erst einmal keine Gedanken zu machen. Dreiundzwanzig Jahre lang? Oder konnte die Geschichte Tage, vielleicht sogar Jahre überspringen? Eine Sache mehr, die ich mit Nia klären musste.

Am Abend fuhren wir tatsächlich noch kurz zu einem Jagd- und Waffengeschäft, um uns Wurfmesser zu besorgen. Der vielleicht sechzigjährige Verkäufer runzelte die Stirn, als er unser Ansinnen hörte, sah uns merkwürdig an, aber produzierte dann kommentarlos drei Messer zur Auswahl.

Ihm klappte die Kinnlade runter, als meine Tochter diese traf.

„Das ist Mist, das hier taugt auch nichts. Dieses hier geht ... bisschen klobig ... aber ausbalanciert."

Sprach's und balancierte es erst auf ihrer Fingerspitze, ließ es dann schnell mehrfach hoch durch die Luft rotieren, und fing es gelassen auf.

„Davon zwei, oder mehr?"

„Für jeden drei vielleicht, wenn das nicht zu teuer ist? Was kosten die?", wandte sie sich an den zur Salzsäule erstarrten Verkäufer.

Der sich dann aber seiner Aufgabe erinnerte und die gewünschte Information gab.

„Das geht, also sechs Stück bitte, wenn sie die haben", gab ich mein Einverständnis.

„Ich muss im Lager schauen, aber ich glaube schon. Sind Sie ... vom Zirkus?"

„So etwas in der Art", gab ich schmunzelnd zurück.

Ich mahnte die nach dem Rausgehen kichernde Lara an, mit solchen Vorführungen künftig vorsichtiger zu sein. Dann suchten wir noch einen Sportartikelladen auf, wo wir uns mit zwei guten Bögen und einer Zielscheibe versorgten.

„Jetzt brauchen wir nur noch besseres Wetter", kommentierte ich den Guss, als wir den Laden verließen.

„Memme, das bisschen Wasser, da wirst du dich in Abea in der Regenzeit noch umgucken. Aber heute solltest du dich eh noch ausruhen. Du hast einen ganz schönen Muskelkater, nicht wahr?"

„Ja, und das verstehe ich eigentlich nicht, wie kommt das?"

„Itha hat es mir so erklärt, dass im Schlaf unsere Muskeln kontrahieren und sogar Adrenalin und Hormone ausgeschüttet werden. Unsere echten Körper spiegeln vieles physiologisch, und das hat zumindest leichte Auswirkungen."

Ich wunderte mich weder über ihr Verständnis noch über die scheinbare Respektlosigkeit, mit der sie jetzt mit mir sprach. Sie hatte keinen Grund mehr, das Kind vor mir zu spielen, das sie schon lange nicht mehr war. Sie sprach mit mir nun wie mit einem Gleichgestellten. Einem Krieger.

Dem sie immer noch turmhoch überlegen war, einen Vorsprung hatte, den sie mir helfen wollte, zu überwinden, soweit es in ihrer Macht stand. Wir konnten es beide kaum erwarten, nach Abea zurückzukehren.

Und sie hatte recht behalten. Die Schmerzen, die mich empfingen, raubten mir fast den Verstand. Anders als zuvor erwachte ich allerdings nicht stehend, sondern lag neben Denia, die durch meinen ersten unwillkürlichen Schmerzlaut auf mein Erwachen aufmerksam geworden war.

„Krieger Jan, willkommen. Entschuldige bitte, dass ich nicht aufstehe, um mich vor dir zu verbeugen."

„Es sei dir verziehen, noch dieses eine Mal."

Lara hatte sich bereits angekleidet und setzte sich neben mich, betrachtete mich mit sorgenvoller Miene. Itha und Nia, mit einem Ausdruck, den ich nicht deuten konnte, vielleicht Bewunderung?

„Möchtest du etwas gegen die Schmerzen, Krieger Jan?", fragte Nia.

„Nein. Ich akzeptiere den Schmerz", erwiderte ich zur sichtlichen Freude Denias.

„Es ist die letzte Nacht der vollkommenen Dunkelheit. Am Tage schaffen wir dich und Denia nach Markem, wo ihr sicher und gut aufgehoben seid, es werden sich die heilenden Schwestern um euch kümmern. Und keine Angst, Krieger Jan, sie werden dir widerstehen können, deine Hilflosigkeit nicht ausnutzen", informierte mich Itha grinsend. „Hoffentlich. Wir werden euch natürlich oft besuchen, bis ihr geheilt seid."

„Das brauchst du nicht mitzuerleben", fügte Nia hinzu. „Du kannst es dir ersparen."

„Und auf Denias und eure Gesellschaft eine Woche oder mehr verzichten? Das schminkt euch mal schön ab."

Nur Denia zeigte ihre Freude über diese Aussage mit einem glücklichen Strahlen. Nia und Itha tauschten einen schnellen Blick. Itha nickte.

„Das Ritual. Ich spreche dir jetzt die Formel vor, bis du sie auswendig kannst. Dann feiern wir das Fest, für Laras und deinen Sieg. Und füllen dich so mit Wein ab, dass du keine Schmerzen mehr spürst."

„Wir hielten es für vertretbar, dir angesichts der besonderen Situation deine Trophäen vorzubereiten", grinste Nia und deutete auf einen der zwei Spieße, die über dem Feuer brutzelten.

Alter Schwede. Das Biest war wirklich überall riesig gewesen.

„Das ist allerdings ein Privileg, keine Pflicht", erklärte Itha.

„Ich freue mich darauf. Zeigst du mir deine Trophäe, Lara?"

„Den Stein, oder die Eier von meinem Thurga? Sie sind noch sehr groß, ich hatte noch nicht viel Zeit ..."

„Den Stein, Frechdachs", klärte ich sie in dem allgemeinen Gelächter auf und setzte ein missbilligendes väterliches Gesicht auf, das sie natürlich durchschaute.

Mir dann mit berechtigtem Stolz den Stein des Magiers vorführte, der noch etwas größer als der von Nia wirkte, wobei Größe nichts über die innewohnende Kraft aussagte, wie sie erklärte. Wie man gestern ja wohl wieder einmal bewiesen bekommen hatte.

Itha übte mit mir den kurzen Spruch zur Vollendung des Rituals, bis ich ihn auswendig konnte.

„Ich bitte um Aufnahme in den Clan der Kriegerinnen. Ich gelobe ewige Treue, die Achtung und den Schutz allen Lebens. Die Erfüllung aller Pflichten, Demut und Reinheit meiner Ziele, die Annahme jeder Herausforderung, zur Vollkommenheit und darüber hinaus. Jetzt und für alle Zeiten. Ich gelobe das Wandeln auf dem Pfad des Lichts, zu meiner und zur Ehre des Clans. Gewährt diese meine Bitte, die meinem ganzen Willen und meiner ganzen Sehnsucht entspricht."

„Sie ist dir gewährt. So sei es, Krieger Jan", sprach Itha.

„So sei es", echoten meine Tochter, Nia und Denia, mit feierlicher Miene.

„Willkommen in unserem ewigen Clan, Krieger Jan", sagte Nia mit vibrierender Stimme. „Du hast ihn schon jetzt durch dein Herz und deine Taten erhöht."

„So ist es", murmelten die anderen. „Willkommen in unserem Clan."

„Und jetzt trink, du verrückter Kerl", sprach Itha und drückte mir den Weinschlauch in die Hand.

Es wurde ein lustiges Fest, das wir ausgelassen begingen. Obwohl ich und sicher auch Denia zu drei Vierteln aus Schmerzen bestanden. Und Lara hatte recht. Meine Trophäe war eine echte Delikatesse.

„Wahnsinn, ist das lecker. Dass ich auf meine alten Tage noch einmal einen Geschmack für solche Stücke entwickeln könnte ... ich hoffe, das wirkt sich nicht zu eurem Schaden aus ..."

Wofür ich das Gelächter aller erntete. Ich hatte keinerlei Bedenken mehr, wie alle anderen vor Lara diese zweideutigen und schlüpfrigen Bemerkungen zu machen. Damit konnte sie umgehen, wie sie ein ums andere Mal bewies. Manchmal fast zu gut bewies. Ich lernte schnell, dass sie sich bisher noch ziemlich zurückgehalten hatte.

Denia freute sich und feierte mit uns, aber natürlich blieb ein Rest Traurigkeit über ihr Scheitern zurück, das spürte ich ganz deutlich. Ich hatte ohnehin das Gefühl, mit allen durch den Schwur nicht nur offiziell verbundener zu sein, sondern auch emotional, als hätte sich eine Barriere gesenkt.

Ich würde viel Zeit mit ihr alleine haben, versuchen können, sie wiederaufzubauen, obwohl auch der Prozess der mentalen Heilung bei ihr schon längst begonnen hatte.

„Hm ... wie ist das eigentlich mit der letzten Stufe der Vollkommenheit? Muss ich es mir dann auch von einem Zweckling besorgen lassen? Das habe ich mir bisher nämlich wirklich verkniffen."

Es dauerte eine Weile, bis sich die lachenden Frauen wieder eingekriegt hatten.

„Wir wissen es nicht, Krieger Jan", gab Nia schließlich bekannt, während sie ihre Lach-Tränen trocknete. „Wir hoffen, dass die weisen Frauen von Tonak oder meine Mutter eine Antwort darauf haben. Es hat noch nie einen Krieger auf dieser Welt gegeben, soweit wir wissen und uns erinnern können. Wohl aber zur Vorzeit. Wir finden es heraus."

„Wir kehren vor Einbruch des Winters dorthin zurück", eröffnete uns Itha. „Bis dahin ist hier der Ort für die Ausbildung und Prüfungen. Für euch beide."

„Auf die wir uns beide freuen."

„Dann ist es gut."

„Und vieles mehr."

„Dann ist es besser", schmunzelte Itha. „Wir natürlich erst recht. Heile schnell, Krieger Jan. Und du, Denia, ebenfalls ..."

„Bodhis. Zwei davon, dreihundert Schritte, Nord-Nordost. Gefahr", sprudelte plötzlich aus mir hervor.

Zu meiner Überraschung lachten mich die Frauen aus.

„Du musst noch viel lernen, Krieger Jan. Keine Gefahr, sie entfernen sich längst von uns", teilte mir meine Tochter mit. „Aber du lernst erstaunlich schnell."

Wir lachten viel, und die Frauen erzählten Geschichten von den Heldinnen des Clans, deren Mitglied ich nun war. Bis der reichlichst getrunkene Wein mich nicht nur fast schmerzfrei, sondern auch unendlich müde gemacht hatte. Übergangslos schlief ich ein.

~~~~~

Lara erzählte mir am nächsten Morgen, dass sie noch einige Zeit weitergefeiert und getrunken hatten. Und mir offenbar einige Erinnerungen an die Zeit vor dem Einschlafen fehlten. Ich hatte wohl tatsächlich noch die Thurga-Bälle „entsaftet" und den Saft getrunken.

Es war kein guter Moment, mir das beim Frühstück zu erzählen, das bemerkte sie sehr schnell und entschuldigte sich augenzwinkernd. Am Nachmittag war es trocken und so übten wir erstmals mit den Wurfmessern, wie auch Pfeil und Bogen, so lange das Tageslicht uns das gestattete.

Lara hatte Nia eine Meisterschützin genannt, gegen die sie eine Stümperin war. Eine Steigerung ihrer Kunst konnte ich mir tatsächlich nur bei beweglichen Zielen vorstellen. Sie traf tatsächlich aus jeder Position und jeder Entfernung mit jedem Schuss das exakte Zentrum der Scheibe.

Davon war ich noch meilenweit entfernt. Auch das Messerwerfen war deutlich schwerer, als ich es mir vorgestellt hatte. Dennoch war es ein wunderbarer Nachmittag. Dann waren die Krieger eine ganz normale irdische Tochter und ein Vater, der kochte, während das liebe Töchterchen brav noch etwas für die Schule lernte und nach dem Essen Violine übte.

Etwas später lasen wir eng aneinander gekuschelt auf dem Sofa gemeinsam von der Vorbereitung unseres Transportes nach Markem, den Itha mit einem von zwei Kalos gezogenen Wagen durchführte. Nia und Lara trainierten, auf einem Trainingsgelände, von dem ich nun zum ersten Mal hörte beziehungsweise las.

Und dessen erster Besichtigung in Natura ich sofort entgegenfieberte. Wie meiner Rückkehr nach Abea in der Nacht. Endlich war es so weit.

„Hallo, Krieger Jan. Willkommen in Markem", empfing mich Ithas Stimme.

Ich lag, beziehungsweise ruhte halb aufrecht mit der mich anstrahlenden Denia in einem riesigen Bett, das noch weicher als das des Wachturms zu sein schien. Itha hatte sich neben mir hingesetzt. Der große Raum war mit allerlei Bildern geschmückt; es gab Skulpturen, unzählige große und kleine Pflanzen; irgendwo brannten Räucher-Mischungen, die ein fruchtiges Aroma in die Luft zauberten.

Nicht weit von unserem Bett war eine Art Springbrunnen, der wie einige andere Möbelstücke aus einem glatt poliertem Stein zu bestehen schien. Abeas Version von Marmor?

„Hallo, Schwestern. Wow, mit euren Krankenhäusern können die in meiner Welt absolut nicht mithalten."

„Krankenhäuser?", wunderte sich Denia.

„Ja, wo unsere Kranken und Verwundeten geheilt werden."

„So etwas Ähnliches haben wir auch, aber dort seid ihr nicht. Das hier ist die Residenz der Stadtmutter, die euch als Ehrengäste aufgenommen hat. Zwei heilende Schwestern stehen hier zu eurer ständigen Verfügung und werden sich besser um euch kümmern, als wir das jemals tun könnten. Wie du vielleicht schon siehst."

Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Beine in steifen Manschetten steckten. Ich erfuhr, dass sie mir noch ein tief eingedrungenes Stück Holz aus dem Rücken operativ entfernt hatten, was dort wohl bei meinem Sturz nach dem ersten Angriff des Thurga eingedrungen und abgebrochen war.

Davon merkte ich nichts, was auf ein lokales Anästhetikum zurückzuführen war, wie mir erklärt wurde. Ansonsten hatte ihre grüne Salbe aus der Erstversorgung auch bei mir bereits klaffende Wunden geschlossen; selbst die beim Kampf aufgerissene Wange war nicht nur wie am Vorabend zusammengewachsen, sondern fühlte sich schon relativ normal an.

Schmerzen hatte ich eigentlich nur noch in den Beinen und bei Bewegungen an den gebrochenen Rippen. Auch Denia gab an, bereits bis auf die Brüche und den frischen Gewebeschaden vom Thurga weitestgehend wiederhergestellt zu sein. Bis auf die Verbände und Manschetten, wie Denia sie ebenfalls trug, waren wir beide nackt.

„Die Stadtmutter entschuldigt ihre Abwesenheit, aber sie muss ihrem Tagewerk nachgehen. Sie wird sich später vorstellen", erzählte Itha. „Wenn ihr irgendetwas braucht, Nahrung, Zerstreuung oder euch erleichtern müsst, ruft einfach die Helferinnen oder die heilenden Schwestern."

„Na, das ist ja ein Service."

„Alles, was ihr euch wünschen könnt. Leider muss ich euch jetzt allein lassen, ich muss noch den geliehenen Wagen der Besitzerin zurückgeben und vor Einbruch der Dunkelheit bei Nia und Lara sein. Die Kalos fürchten die Dunkelheit."

„Das sind unsere Reittiere", erklärte Denia.

„Ich weiß, ich habe, bis sich unsere Wege trennten, mitgelesen."

„Dann ist es gut", meinte Itha lächelnd und verabschiedete sich mit einem Kuss, der mich dies sehr schnell wirklich bedauern ließ.

„Du magst Itha", freute sich Denia, als sie den durch keine Tür, sondern nur einen Durchgang begrenzten Raum verlassen hatte. „Und dein schönes Stück erst recht."

„Ja, das ist so. Dich aber ebenso. Ich wage noch nicht, mich zu dir zu drehen, sonst würde ich dich jetzt ebenfalls küssen. Ich freue mich trotzdem, dass wir uns jetzt besser kennenlernen können."

„Das will ich auch. Du hast mir das Leben gerettet, Krieger Jan. Ich bin für immer in deiner Schuld. Aber ... es tut mir in der Seele weh, dein Stück da so einsam stehen zu sehen. Helferin!", rief sie halblaut.

Eine hübsche junge Frau mit dunkelblauem Haar huschte in den Raum. Sie trug ein weißes, an eine kurze römische Tunika erinnerndes Gewand, das mit einem breiten blauen Gürtel ihre exquisite Figur betonte. Oh mein Gott, sahen hier alle Frauen so fantastisch aus?

„Was ist euer Begehr, oh edle Kriegerin?"

„Das Stück des Kriegers braucht Aufmerksamkeit, die ich noch nicht zu leisten imstande bin. Und wenn du schon mal dabei bist ... auch ich könnte das Schönste gebrauchen."

„Natürlich. Bala!", rief sie sich Hilfe herbei, während sie sich schon ihre Tunika auszog.

Eine zweite nicht minder schöne Frau mit ebenfalls blauem Haar und ebensolcher Kleidung betrat den Raum.

„Die Krieger möchten das Schönste. Darf ich euch meinen Mund anbieten, edler Krieger? Oder soll es mein Innerstes sein?"

„Ehm ... das wäre vielleicht etwas zu gewagt ... dein Mund ist sicher die bessere Idee ... liebe ... wie ist dein Name?"

„Sdea. Schnelle Erlösung oder langer Genuss?", erfragte sie meine Wünsche, während sie sich zu mir legte.

Auch die als Bala Gerufene hatte sich ausgezogen und versuchte vorsichtig, Denias Beine zu öffnen.

„Ich hätte nichts gegen langen Genuss einzuwenden", gestand ich lächelnd.

„Das Gleiche gilt für mich", stimmte Denia mir grinsend zu. „Du kennst dich aus?", sprach sie die Helferin an.

„Ja, Edle, die Nächte in Markem sind lang; die Leben und die Standhaftigkeit der Zwecklinge kurz. Schmerzt die Haltung sehr, oder wird es so gehen?"

Ich wollte ihr gerade sagen, dass Denia da verdammt hart im Nehmen war, aber Sdeas Mund ließ mich nachhaltig alle Worte für den Moment vergessen.

„Es ist gut", wurde sie zudem von Denia informiert.

Fasziniert betrachtete ich die schöne Frau mit dem exotischen blauen Haar, die da so gekonnt mein schönes Stück versorgte. War das hier tatsächlich eine in der Natur vorkommende Färbung? Denn ihre Scham wies den gleichen Farbton auf, auch bei Bala, die offenbar ebenfalls sehr genau wusste, was sie tat, denn Denia schien wie ich im siebten Himmel.

Beide Helferinnen erweckten dabei den Eindruck, dass sie das keinesfalls als eine Pflicht, sondern eher als eine besondere Gunst auffassten, uns so begegnen zu dürfen. Und es schien ihnen wirklich nicht nur Spaß zu machen, sondern sie auch zu erregen.