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Das Kartenhaus 02

Geschichte Info
Das Leben geht weiter.
6.3k Wörter
4.36
58.6k
3
Geschichte hat keine Tags

Teil 2 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 01/22/2022
Erstellt 01/10/2014
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Das Leben geht immer weiter. Irgendwie.

Danke für die zahlreichen Feedbacks zum ersten Teil meiner Biographie. Ein zweiter Teil war an sich nicht geplant. Offensichtlich gibt es aber ein großes Interesse an meinem weiteren Lebenslauf. Das freut mich und mein Anhängsel, dieses mickrige Ego, natürlich sehr. Danke.

*

Natürlich ging das Leben nach dem Zusammenbruch meines Kartenhauses weiter. Es musste ja irgendwie weitergehen.

Mit Hilfe einer Maklerin fand ich eine kleine, preiswerte Wohnung, die ich mit neuen Möbeln komplett neu einrichtete.

Gardinen, Möbel, Teppichboden, Laminat, Geschirr und Besteck. Selbst die Übertöpfe für die Zimmerpflanzen und den Zahnputzbecher habe ich neu gekauft. Alles, wirklich alles, was ich in meiner neuen Wohnung brauchte, wurde neu angeschafft. Alles, was ich in den Jahren meiner Ehe in das Haus eingebracht und verbaut hatte, ließ ich bei Dieter. Ich wollte von keinem Stück an mein altes Zuhause erinnert werden.

Für die neue Einrichtung gingen fast meine gesamten Ersparnisse drauf. Doch das war es mir wert.

Es machte mir Spaß, die Gardinen aufzuhängen, das Sideboard zu dekorieren, die Kissen auf der breiten Couch zu platzieren und das Geschirr in die Schränke einzuräumen. Alles, was man so macht, wenn man in eine neue Wohnung einzieht.

Ich fühlte mich wohl. Und irgendwie freier, als ich es bisher jemals war.

Es brauchte einige Zeit, um mich daran zu gewöhnen, statt in einem großen Haus in einer kleinen Mietwohnung zu leben. Es brauchte einige Zeit, um mich von meinem gewohnten Rhythmus zu verabschieden. Es brauchte einige Zeit, um mich daran zu gewöhnen, nun allein zu leben.

Meine Kinder gingen ihrer eigenen Wege.

Ralf hat sich eine eigene Wohnung gesucht und wohnte in der Nähe des Standortes seiner Einheit. Marietta blieb bei ihrem Vater. Zumindest blieb sie dort amtlich gemeldet. Tatsächlich wohnte sie bei ihrem neuen Freund. Diesmal schien es ihr wirklich ernst zu sein. Hoffentlich.

Nachdem ich mich halbwegs eingelebt hatte, lud ich meine Kinder und meine Chefetage, wie ich Mark und Lisa gerne nannte, zum Essen in mein neues Reich ein.

Es machte mir Spaß, meine Gäste zu bewirten und einen wirklich schönen Abend mit ihnen zu verbringen.

Marietta wollte mir noch dabei helfen, das Geschirr in die Spülmaschine einzuräumen und meine kleine neue Wohnung in ihren Urzustand zu versetzen.

Das habe ich strikt abgelehnt. Ich gab meiner Tochter einen Kuss und schob sie zur Tür hinaus.

„Mein Liebling. Versteh es bitte nicht falsch. Ich muss und vor allem will ich alleine klar kommen. Es ist mir sehr wichtig, meinen Haushalt auf eigene Beine zu stellen. "

Marietta lächelte, als ob sie mich wirklich verstehen würde und verabschiedete sich mit einem Kuss auf meine Lippen.

„Mami, du schaffst das!"

Nachdem ich meine Wohnung auf „Reihe" gebracht hatte, setzte ich mich auf meine Couch und ließ den Abend Revue passieren.

Das ich die Einweihung meiner ersten eigenen Wohnung mit nur 4 Gästen feierte, gab mir dann doch zu denken.

Mit wurde schmerzlich bewusst, dass ich zwar einige Männerbekanntschaften, aber keine wirklichen Freunde hatte. Von einer sogenannten „besten" Freundin ganz zu schweigen. Noch schmerzlicher wurde mir bewusst, dass ich in meinen Ehejahren auf jedes gesellschaftliche Leben verzichtet hatte.

Ich war noch nie in einem Theater. Habe bisher weder eine Oper noch ein Musical besucht. Wenn ich nicht ab und zu mit meiner Tochter ins Kino gegangen wäre, wüsste ich nicht einmal, dass es schon Filme mit Ton und in Farbe gibt.

Das Interesse meiner bisherigen Männerbekanntschaften galt offensichtlich nur meinem willigen Körper. Nicht einer kam jemals auf die Idee, mich wenigstens einmal elegant auszuführen. Weder in ein Restaurant und erst recht nicht in eine gesellschaftliche Großveranstaltung. Ich hätte es vor meinem Mann einrichten können. Im Erfinden von Ausreden hatte ich mich zu einer Meisterin entwickelt.

Der Einzige, der wirklich daran interessiert war, möglichst viel Normalität in unser ehebrecherisches Verhältnis zu integrieren, war Michael.

Mit ihm war ich, trotz meines vergleichsweise „hohen" Alters in Discotheken und bei Konzerten mir völlig unbekannter Rockbands. Ich hatte trotz der wahnsinnigen Lautstärke und der drangvollen Enge meinen Spaß. Wir haben Galerien und Museen besucht. Er lud mich auch gelegentlich zum Essen ein. Soweit es sein Gehalt zuließ. Getrennte Kasse lehnte er rigoros ab. Einmal waren wir sogar bei einer Modenschau. Für Michael war das eine Zumutung. Mein Liebling hielt mir zuliebe tapfer durch.

Am folgenden Wochenende, als mein Mann mal wieder irgendwo den Schiedsrichter spielte und ich mir den ganzen Nachmittag für Michael freimachen konnte, entschädigte ich ihn mit einer sehr privaten Modenschau. Mit Dessous und High Heels, von denen ich mir sicher sein konnte, dass ich sie nicht ausziehen durfte, wenn wir in sein Bett gingen.

Wie ein Hund das Wasser aus seinem Fell schüttelt, schüttelte ich den Gedanken an Michael sofort ab. Ich wollte nicht an ihn denken.

Ich ging mit dem Vorsatz ins Bett, meinem gesellschaftlichen Leben ganz neue Impulse zu verleihen.

Vielleicht würde sich dabei auch die eine oder andere Bekanntschaft ergeben. An eine Freundschaft verschwendete ich keinen Gedanken. Freundschaften entwickeln sich erst in Jahren.

Gleich am nächsten Tag stand ich in der langen Schlange vor der Konzertkasse. Die besten Plätze waren schon vergeben, als ich endlich am Schalter stand. Ich wählte einen der letzten Plätze im Parkett.

Nicht das, was ich mir für meinen ersten Opernbesuch gewünscht hätte. Einen besseren Platz hätte ich mir durchaus leisten können. Aber egal. Ich war dabei. Das zählte.

Ich war aufgeregt wie ein Kind vor seinem ersten Schultag.

Schon am frühen Vormittag begann ich die Vorbereitungen für meine Premiere in der Welt der kulturell gehobenen Gesellschaft.

Mein einziges langes Kleid war jenes, das ich seinerzeit bei der Weihnachtsfeier im Sportheim getragen hatte. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich versäumt, es reinigen zu lassen. Es könnten also noch Spermaspuren von meinen Quickfick mit dem namenlosen, jungen Spieler in ihm kleben. Das kam also nicht in Frage.

Ich stopfte es auf Nimmerwiedersehen in die Altkleidertüte und machte mich auf den Weg in eine stadtbekannte Boutique. Für meinen ersten Opernbesuch würde ich tief in die Tasche greifen müssen.

Was soll´s? Wenn schon, denn schon. Ich wollte mir ein unvergessliches Erlebnis gönnen.

Nach gut einer Stunde Anprobe eines Dutzend Kleider war ich mir sicher, endlich das perfekte Kleid gefunden zu haben.

Ein dunkelblauer Traum. Knöchellang, mit kurzen Ärmeln, weit geschnitten und dennoch die Figur betonend. Es saß wie maßgeschneidert.

Selbstverliebt drehte ich mich lächelnd vor dem großen Spiegel.

Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich mich in einem Spiegel als eine Frau, die ihr eigenes Leben führen will. Ich fühlte mich in diesem Kleid frei und unabhängig. Was ich nun ja auch war.

„Es steht ihnen phantastisch", sagte die geduldige Verkäuferin. Sie lächelte mich an. „Verstehen sie mich bitte nicht falsch. Das sage ich nicht nur so, weil ich es verkaufen will. Ich bin wirklich überzeugt."

„Das glaube ich ihnen auf Anhieb", erwiderte ich ehrlich. „Ich bin es ja auch."

Die junge Frau sah mir direkt in die Augen. Ihr Lächeln wirkte jetzt eher schüchtern.

„Sie sind wirklich eine sehr attraktive Frau. Ihr Begleiter darf sich glücklich schätzen", sagte sie leiser, als ich es von einer Verkäuferin gewohnt war.

„Danke." Ich lächelte zurück. „Aber ich habe keinen Begleiter."

Sie sah mich ungläubig an.

„Sie gehen allein die Oper?"

„Ja. Ist das denn ungewöhnlich? Ich weis es nicht. Ich war noch nie in einer Oper", lachte ich.

„Ich weis es auch nicht. Ich war auch noch nie in einer Oper." Die junge Frau lachte und wies mir den Weg in die Kabine. „Aber ich würde gerne mal eine besuchen."

Ihr letzter Satz kam so leise, dass ich ihn als ausgesprochenen Gedanken wahr nahm.

Ich ging in die Umkleidekabine zurück und zog das Kleid aus.

Der Vorhang öffnete sich zu einem kleinen Spalt.

„Kann ich ihnen behilflich sein?"

„Danke. Ich bin gleich soweit. Das Kleid können sie schon mitnehmen." Ich reichte es ihr. „Ich komme gleich zur Kasse."

„Gerne."

Ich ging zur Kasse und reichte ihr meine Bankkarte.

Sie warf einen kurzen Blick drauf.

„Danke, Frau E." sagte sie und schob die Karte in den Terminal.

„Wenn sie nun schon meinen Namen kennen, darf ich dann ihren auch erfahren?"

„Oh, entschuldigen sie. Natürlich. Selbstverständlich." Sie war wirklich erschrocken. „Entschuldigen sie nochmals. Eigentlich ist es in diesem Laden üblich und selbstverständlich, mich den Kundinnen sofort mit meinem Namen vorzustellen. Ich kann es mir nicht erklären, warum ich es ausgerechnet bei ihnen versäumt habe?" Sie war nun wirklich verlegen.

„Macht doch nichts", beruhigte ich die junge Frau. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Mir war unerklärlich, warum diese junge Frau derart verlegen und aufgeregt war? So teuer war das Kleid ja nun auch wieder nicht. „Also?"

„Ach ja. Mein Name ist Lara. Ich kann nichts dafür. Meine Eltern haben sich wohl von „Doktor Schiwago" inspirieren lassen", sagte sie mit einem breiten Grinsen.

„Das ist doch ein sehr schöner Name." Er gefiel mir wirklich.

Die junge Frau lächelte, während sie mein neues Kleid sorgsam gefaltet in die große Papiertüte drapierte. „Finde ich ja auch" Darf ich sie etwas fragen?"

„Natürlich!" Ich zog unmerklich die Augenbrauen etwas hoch. Was sollte das für eine Frage sein?

Geschäftlich war alles erledigt.

„Ich würde mir gerne mal eine Oper ansehen und vor allem anhören. Aber allein wollte ich nie ins Theater gehen."

„Sie haben keinen Partner oder Begleiter?" Ich war etwas erstaunt. Lara war eine bildschöne Frau. Ihr müssten die Männer reihenweise zu Füßen liegen.

„Nein. Habe ich nicht", erwiderte sie resolut. Als müsste sie sich mir gegenüber rechtfertigen.

„Und nun? Was haben sie vor?"

„Nun ja. Ich dachte, vielleicht könnten wir zusammen in die Oper gehen? Verstehen sie mich bitte nicht falsch. Es ist wirklich nicht meine Art, Kundinnen so privat anzusprechen."

Sie sah mich an, als würde es ihr schon wieder leid tun, die Grenze zwischen Kundin und Verkäuferin überschritten zu haben. „Natürlich nur, wenn es ihnen wirklich recht ist?"

Meine Mundwinkel begrüßten endlich mal wieder meine Ohrläppchen.

„Das ist eine der besten Ideen, die ich in den letzten Tagen gehört habe. Es würde mich wirklich riesig freuen", entgegnete ich, ehrlich begeistert.

Die Frau war mir von erstem Augenblick an sympathisch. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, eine Oper mit ihr zu besuchen.

Wir buchten sofort über das Internet einen der letzten Plätze im Theater. Leider war er von meinem Platz sehr weit entfernt.

In der Pause trafen wir uns an der Sektbar.

„Carmen, das ist wirklich der Hammer. Die Oper ist so wunderschön." Sie war restlos begeistert. Genau wie ich von meinem ersten Opernbesuch. „Ich weis jetzt, dass ich sehr viel versäumt habe!"

„Geht mir nicht anders, Lara."

Wir sind nahtlos zum Du übergegangen.

Genauso nahtlos hat mich Lara nach dem Opernbesuch in ihre Wohnung eingeladen.

Ich nahm die Einladung gerne an. War ich doch von diesem kulturellen Highlight viel zu aufgewühlt, um den Rest des Abends gesprächslos in meiner Wohnung zu verbringen.

Lara war ganz sicher kein Notnagel, um mich wieder

Lara' s Wohnung war das Gegenteil ihrer schnörkellos eingerichteten Boutique.

Sie strahle Wärme, Geborgenheit und Ruhe aus. Ich war überrascht.

„Du hast es sehr schön und gemütlich", gab ich anerkennend zu.

„Danke. Es freut mich, wenn es dir gefällt." Lara ging an eine uralte Truhe und öffnete den Deckel. Im beleuchteten Korpus der Truhe befand sich eine gut gefüllte Hausbar.

„Darf ich dir etwas anbieten?" Lara genoss mein Erstaunen.

„Wenn es dir nichts ausmacht, vielleicht einen Kaffee?"

Ich wollte nichts Alkoholisches trinken. Die 2 Gläser Sekt im Foyer des Theaters waren mehr, als ich meiner Kontrollfähigkeit zumuten durfte. Ob ich mich wirklich kontrollieren wollte, wusste ich nicht.

Ich glaubte kaum mich zu irren, als ich in Lara` s Gesichtszügen so etwas wie einen kleinen Funken der Enttäuschung lesen konnte.

„Gerne. Setzt dich bitte." Sie wies auf die breite Couch.

„Danke." Ich war mir nicht mehr unsicher, wie ich die Frau einschätzen sollte.

Sie war eindeutig lesbisch. Auch wenn ich bisher noch nie eine lesbische Frau kennengelernt habe, war ich mir dennoch sehr sicher.

Zu meiner eigenen Verwunderung fand ich diese Situation höchst interessant. Sogar reizvoll. Ich war neugierig, was mich erwartete.

Lara ging in die Küche und kam wenig später mit einem Tablett zurück.

Sie setzte sich neben mich und stellte die feinen Porzellantassen auf den Tisch. Ohne auch nur einen Tropfen zu vergießen oder ein Wort zu verlieren, schenkte sie uns den Kaffee ein.

Sie setzte mich neben mich auf die Couch.

Nach gefühlten 1000 Minuten, während derer ich auf ein Wort oder eine Reaktion von Lara wartete, kam sie endlich zur Sache.

„Du weißt, dass ich Frauen liebe?" Die Frage kam so direkt wie unerwartet.

„Ich dachte es mir", antwortete ich ebenso direkt. Dabei fühlte ich mich nicht wie das Kaninchen vor der Schlange. Ansonsten hätte ich die Wohnung umgehend verlassen.

Diese Situation war absolut neu für mich.

Mir war klar, das Lara Sex mit mir haben wollte. Mir war noch nicht klar, wie ich dazu eingestellt bin.

Sex mit einer Frau?

Bisher habe ich noch nie einen Gedanken daran verschwendet.

Nicht, weil er mir als zu absurd erschien. Ich hatte nur noch nie Kontakt zu einer lesbischen Frau.

Schon von daher hatte ich mich nie mit der Vorstellung befasst, mit einer Frau zu schlafen. Ich war von Grund auf Hetero. Dachte ich jedenfalls.

Ich habe gleichgeschlechtliche Liebe niemals als abwegig oder gar pervers gesehen. Ich habe sie schlicht nie zur Kenntnis genommen. Ich wusste, dass es Frauen gab, die Frauen lieben. So wie es auch Männer gab, die Männer lieben. Das war auch schon alles, was ich wusste.

Vielleicht hat Lara den Stachel der Neugier bei mir angesetzt? Wie würde der Sex mit einer Frau sein? Abgeneigt, es zu erfahren, war ich jedenfalls nicht.

Ich stellte die Kaffeetasse ab und lehnte mich in die bequemen Polster.

Dabei sah ich Lara voller Erwartung an.

Wieder 1000 gefühlte Minuten später.

Lara nahm meine Hand. Ohne mich anzusehen oder ein Wort zu sagen, streichelte sie ganz zärtlich meine Finger. Einen nach den Anderen.

Sie führte meine Hand an ihren Mund und küsste nacheinander jeden einzelnen Finger. Sie ließ sich Zeit. Sehr viel Zeit.

Ich konnte nicht anders, als es einfach zu genießen.

In mir kam eine Ruhe auf, die mir noch kein Mann jemals zuvor gegeben hat. Von der Zärtlichkeit ganz zu schweigen.

Männer haben meinen Körper genommen und sich und mich befriedigt. Das war auch ok. So, wie ich es bisher kannte. Doch jetzt war alles anders.

In den Armen dieser jungen Frau fühlte ich mich in Wärme und Geborgenheit versunken.

Lara streichelte zärtlich meinen Hals und über meine Haare.

Es war ein eigenartiges Gefühl, als sie ihre Lippen an meinen Mund legte. Der Mund einer Frau an meinen Lippen. Bisher unvorstellbar.

Ich ließ es zu. Und öffnete bereitwillig meinen Mund, um ihre Zunge zu spüren.

Ab jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich den ersten Sex mit einer Frau haben würde.

Lara nahm einfach meine Hand und führte mich in ihr Schlafzimmer.

Lara ließ sich alle Zeit der Welt, um mir langsam jenes Kleid auszuziehen, das ich am Vormittag in ihrer Boutique gekauft hatte. Dabei küsste sie jede Stelle meiner nackten Haut. Es war ein irres Gefühl, ihre Lippen und ihre Zunge auf meinen Körper zu spüren. Soviel Zeit hat mir noch kein Mann geschenkt.

Sie dirigierte mich auf ihr breites Bett. Sie wusste, dass ich Neuland betreten sollte.

Wenn ich bisher glaubte, dass nur ein Penis eine Frau befriedigen kann, hat mich Lara eines Besseren belehrt.

Wir sind miteinander verschmolzen. In allen denkbaren Stellungen haben wir unsere Orgasmen erlebt. Das schönste war die Zeit, die wir uns schenkten, um sie zu erreichen. Keine Spur von Hektik oder gar Druck. Lara setzte sich nicht unter Druck, um uns möglichst schnell zu möglichst vielen Orgasmen zu bringen. Wie es Männer leider zu oft tun, um sich oder einer Frau etwas beweisen zu wollen.

Durch Lara bin ich in eine neue Welt geglitten. Geglitten ist nicht der passende Ausdruck!

Ich bin in diese neue Welt gestürzt. Im freien Fall habe ich den ersten Sex mit einer Frau erlebt.

Und der war alles andere als unbefriedigend.

Lara plante nicht. Sie gab sich so, wie sie war. Als leidenschaftliche Frau.

Der neue Tag kündigte sich mit der Morgendämmerung an, als wir die Bettdecke über uns zogen und uns aneinander schmiegten.

„Wie fühlst du dich?" Lara streichelte mein Gesicht.

„Einfach nur gut", sagte ich voll befriedigt und ehrlich.

Ich beugte mich zu Lara und küsste sie.

„Lara, es war wirklich schön und das Zärtlichste, was ich bisher erlebt habe."

Meine Geliebte lächelte.

„So erging es mir auch, nachdem zum ersten Mal mit einer Frau geschlafen habe." Lara umarmte mich und gab mir einen Kuss. „Seither habe ich mit Männern nichts mehr am Hut!"

Nun gut. Das war Lara`s Erfahrung. Ich war noch nicht soweit, mich endgültig von den Männern zu verabschieden. Und bin es bis heute noch nicht.

Lara wurde zu meiner Freundin und Geliebten. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob sie für mich mehr die Freundin oder die Geliebte war? Wahrscheinlich hielt es sich in der Waage?

Auch von ihrer Seite. Sie forderte nie mehr, als ich ihr von mir aus zu geben bereit war.

Lara übte sich in Geduld. Sie ließ mir die Zeit, mich an diese neue Situation zu gewöhnen.

Wir lebten uns in den folgenden Wochen zusammen.

Wir hielten uns abwechselnd in unseren Wohnungen auf, wir schliefen zusammen, und verbrachten die Tage wie ein ganz normales Paar. Arbeit, Haushalt, Shoppen und Ausgehen.

Irgendwann habe ich auch die anfängliche Scheu überwunden, Hand in Hand mit Lara durch die Stadt zu schlendern. Es war mir nicht peinlich, wenn Lara im Cafe meine Hand streichelte. Oder mir sogar einen schnellen Kuss auf die Lippen hauchte. Lara wollte ihre lesbische Neigung nicht provokant zu Schau stellen. Dessen war ich mir absolut sicher. Sie schien mich wirklich zu lieben.

Während ich noch Zweifel hatte. Sex und Leben sind die eine Sache. Liebe ist eine ganz andere Hausnummer.

Dessen ich mir schmerzlich bewusst wurde, als ich mit Lara bei Antonio, unserem Lieblingsitaliener saß.

Wir hatten gerade unsere Tortellini auf dem Tisch, als sich die Tür öffnete und Michael mit einem jungen Mädchen hereinkam. Es war die Frau, mit der er damals durch die Stadt geschlendert ist.

Mit einem einzigen Blick registrierte mein Gehirn in Bruchteilen einer Sekunde Michael, seine Begleiterin und den Gesamteindruck, den sich auf mich hinterließen.

Michael trug einen Anzug. Und ganz sicher keinen Billigen. Der saß wie angegossen. Das allein war für mich schon verwunderlich. Zu „meiner" Zeit hätte er einen Anzug nur unter Androhung massiver Folter angezogen. Eine Krawatte, diesen überflüssigen Kulturstrick, war für ihn nie ein Thema. Jetzt trug er Eine.

Seine eleganten Lederschuhe waren auf Hochglanz poliert. Die Turnschuhzeit hatte er wohl hinter sich.

Himmel. Der junge Mann sah einfach umwerfend aus.

Seine Begleitung stand ihm in keinster Weise nach.

Sie war etwas kleiner als Michael. Schlank, sportliche Figur, handlicher Busen, ewig lange Beine und Haare, die mich vor Neid erblassen ließen. Blond, lockig und bis zum Po reichend.