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Das Refugium - Kapitel 012

Geschichte Info
Lisas schnelle Karriere als Medizin-Studentin.
3.1k Wörter
4.68
4.1k
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Geschichte hat keine Tags

Teil 14 der 17 teiligen Serie

Aktualisiert 07/07/2023
Erstellt 08/24/2022
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Lisas Medizinstudium im Schnellverfahren

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Als Lisas Transportbot in die medizinische Abteilung einfuhr, hatte Manfred, der inzwischen dank der Medikamente wieder einen klaren Moment hatte, bereits alles vorbereitet. Er hatte sich aus den überall reichlich vorhandenen Decken ein halbwegs bequemes Lager auf dem Boden gemacht. Für die Benützung der OP Tische und der rundherum gruppierten Geräte musste man speziell geschult sein, und er hatte sich nie dafür interessiert. Das jetzt zu lernen, dafür war keine Zeit, er spürte dass er so viel Blut verlor dass er jede Minute schwächer wurde. Neben ihm, auf einem Transportbot, lag eine Art Rucksack mit einem Rotkreuzsymbol darauf.

Besorgt sah Lisa, dass überall, wo er sich hingeschleppt hatte, große rote Blutlachen auf dem Boden lagen, und auch der Transporter, der ihn hergefahren hatte, und auf dem noch ein Haufen blutige Zurrgurte lag, war über und über damit beschmiert.

Lisa sprang von ihrem Transporter ab, sobald er zum Stillstand gekommen war, und das Rückhaltesystem sie freigegeben hatte. Sofort lief sie zu Manfred, und kniete sich neben seinem Lager hin. „Wie geht es Dir?", fragte sie ehrlich besorgt, und sah entsetzt auf das Ende der tief in seinem Rücken steckenden Spiegelscherbe.

„Beschissen.", antwortete er mühsam, „Deine Mutter hat mich sauber erwischt."

„Was soll ich nun tun? Ich muss Dir irgendwie helfen, aber ich bin kein Arzt."

„Dass Du Arzt bist ist nicht unbedingt nötig. Der Rucksack da ist ein MediPack. Es wurde entwickelt, damit medizinisch nicht ausgebildete Soldaten ihre Kameraden erstversorgen können, wenn sie verwundet werden. Damit kannst Du mich wieder zusammenflicken".

„Und wie funktioniert das?", fragte Lisa, und sah zweifelnd auf den Rucksack, „Ist da ein aufblasbarer OP samt Chirurg drinnen?"

„Fast. Das Know-How und die nötigen Instrumente sind vorhanden. Der Arzt, das wirst Du sein."

Lisa wurde kreidebleich. „Ich soll dieses Ding aus Dir herausholen? Gibt es dafür keinen Roboter?"

„Nein, entweder Du machst es, oder ich werde in spätestens einer Stunde tot sein".

Lisa wusste, sie musste sich überwinden, sonst waren sie alle verloren. „Ok, ich machs.", sagte sie. Er deutete wortlos auf den Rucksack.

Schnell zog sie ihn zu sich, und begann, den Inhalt auszupacken und um das improvisierte Krankenlager herum aufzubauen. Viel war es nicht. Einige Kunststoffbeutel enthielten Medikamente, Verbandsmaterial und seltsam aussehende OP-Geräte, und da war noch ein Tablet-PC, den man mit einem kleinen Dreibein sicher aufstellen konnte. Sie schaltete ihn ein, der Bildschirm flammte auf, und Icons ähnlich denen auf ihrem Controller wurden angezeigt.

„Prof. Dr.Med. Lisa,", las sie rechts oben von einem User-Icon ab, „bin ich das?"

„Ja, ich hab Dich kurz studieren lassen. Fachgebiet: innere Medizin. Abschluss: Einskommanull, 10 Jahre Berufspraxis als Operateur."

„Wozu denn das?"

„Der MediBot versucht, die Überlebenschancen des Verletzten zu optimieren. Wenn er feststellt, dass der Helfer keinerlei medizinische Kenntnisse hat, leitet er ihn nur an, eine Erstversorgung durchzuführen, damit der Patient den Transport in ein Lazarett überlebt. Das darf uns nicht passieren. Deshalb habe ich dem MediPack gesagt, dass Du ausgebildet bist und alles bis zum Ende machen kannst. Das Pack ist das Gehirn, und Du stellst ihm Deine Hände zur Verfügung."

„Aber ich kann das auf keinen Fall!", rief Lisa entsetzt, „ich habe keine Ahnung was ich tun soll, wenn es mir Anweisungen gibt. Ich habe keine Ahnung, was die Begriffe der Medizin bedeuten."

„Nimm Deinen Controller, und hol die Stationshilfe auf die Wand da neben uns. Wenn Du Detailfragen hast, lass Dir zeigen, wie es funktioniert, und dann mach es. Auf keinen Fall darfst Du, wenn der MediBot spannt, dass etwas nicht stimmt, und Dich fragt ob Du Hilfe brauchst, mit „Ja" antworten. Es wird sonst sofort abbrechen und versuchen, einen richtigen Arzt hierher zu rufen. Und jetzt fang endlich an, ich spüre dass ich immer schwächer werde. Unsere Chancen, dass es gelingt, schwinden mit jeder Minute, die Du zögerst."

„Ich könnte Dich töten." Lisa zauderte noch immer. Gleichzeitig sah sie aber auch die ständig größer werdende Blutlache neben seinem Rücken, und hörte wie sein Atem rasselte, offenbar hatte Marianne größere Blutgefäße und vielleicht auch die Lunge erwischt.

„Wenn Du es nicht versuchst, bin ich sicher tot. Und was gibt es schöneres für einen Soldaten, als unter den Händen einer Frau wie Dir zu sterben. Und jetzt fang endlich an. Und merk Dir: keine Hilfe annehmen, Du kannst alles, und Du machst alles."

Lisa nickte tapfer, und drückte das „Start" Icon auf dem Tablet.

Als erstes wies sie der MediBot, so nannte sich die App auf dem Tablet, an, dem Verletzten eine schmerzstillende Spritze zu geben. Dank der Hilfe durch ihren Controller bekam sie einen Schnellkursus im Spritzen setzen. Sie suchte sich aus den Medikamenten eine Ampulle mit Morphium heraus, und zog es fachmännisch in die Spritze. Acht Staffeln „Chicago Medical" waren also doch nicht ganz verschwendete Zeit gewesen. Sie brauchte mehrere Versuche, bis sie endlich die Vene in Manfreds Armbeuge traf, und er verzog bei jedem Stich ein wenig das Gesicht.

„Liegt Männer abstechen bei euch irgendwie in der Familie?", versuchte er einen lahmen Witz, aber dann traf Lisa und eine halbe Minute später hatte ihn das Medikament ausgeknipst.

„So weit, so gut,", atmete Lisa auf, „das hat ja gar nicht so schlecht geklappt", und berührte das „Continue" Icon.

Die nächsten Schritte waren noch recht trivial. Sie sollte die OP-Umgebung optimal vorbereiten. Sie tauschte die Spritze gegen eine Kanüle und hängte mit Hilfe eines herbeigeschafften Bürostuhls einen Tropf an, der die Betäubung aufrecht erhielt und allerlei andere nützliche Substanzen in Manfreds Kreislauf einspeiste. Darunter war auch eine Art Blutersatz, der ihr etwas mehr Zeit verschaffen würde. Sie lagerte Manfred auf dem Bauch liegend, damit Blut aus seiner Lunge abfließen konnte, und brachte Pads mit Sensoren an. Auf dem Tablet flammte nach jedem ein Fenster auf. Offensichtlich wurden Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung und andere wichtige Parameter angezeigt. Lisa holte noch einige Schreibtischlampen herbei um für besseres Licht zu sorgen, dann drückte sie „Continue".

Dann kam der Programmteil „Anamnese" dran. Lisa musste in der Stationshilfe nachschlagen, was das bedeutete. Zu ihrem Erstaunen lernte sie, dass das Tablet weit mehr konnte als nur Informationen ausgeben. Sie nahm es samt dem Dreibein, und führte es nach Anweisung mehrmals Manfreds Körper entlang, erst über seinen Rücken, dann seitlich. Nach dem dritten oder vierten Durchgang flammte auf dem Bildschirm eine animierte 3D Darstellung von Manfreds Körper auf, und sie stellte das Tablet zurück auf sein Dreibein.

In der Darstellung sah man deutlich und rot blinkend umrandet die riesige Scherbe, die Marianne Manfred in den Rücken gerammt hatte. „Mein Gott,", dachte Lisa, „sie reicht fast ganz durch bis nach vorne." Sie berührte den markierten Bereich auf dem Tablet, und das Bild zoomte die Scherbe heran. Ein Fenster wurde eingeblendet: „Fremdkörper eingedrungen. Lebensgefahr. Verbringung in geeignete Einrichtung dringend empfohlen. Transport anfordern? Ja/Nein.".

Ohne zu zögern wählte Lisa „Nein", und nickte die danach folgende „Sind sie sicher?" Rückfrage entschlossen und fast amüsiert ab.

Die nächsten zwei Stunden waren die Längsten ihres Lebens. Erst einmal band Lisa ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz zurück, so hatten es die Ärztinnen in den Serien auch immer gemacht. Unter Anleitung des MediBots und mit Hilfe der Anweisungen die sie über den Controller aus der Stationshilfe abrufen konnte, desinfizierte sie ihre Hände und den Bereich um Manfreds Wunde herum.

Dann schuf sie einen Zugang, indem sie die Schnittwunde, in der die Scherbe steckte, mit einem Skalpell einige Zentimeter in jede Richtung verlängerte. Mit Hilfe von Spreizern bog sie seine Rippen, zwischen denen die Scherbe eingekeilt steckte, so weit es ging auseinander.

Probeweise bewegte sie die Scherbe ein wenig hin und her und konnte fühlen, dass sie jetzt frei beweglich war. Sie widerstand dem Impuls sie sofort herauszuziehen und hielt sich exakt an die Anweisungen auf den Bildschirmen.

Dort häuften sich bedrohliche Meldungen. Die Lunge war angekratzt, Blutgefäße waren verletzt und mussten unverzüglich genäht werden, sonst würde Manfred innerhalb kürzester Zeit verbluten, sobald die Scherbe heraußen war. Unter stetiger Anleitung führte sie Endoskope mit Kameras und medizinischen Instrumenten immer tiefer in die Wunde ein, und lernte fasziniert, dass sie nur die Werkzeuge anwählen, ungefähr an die richtige Stelle führen und dann ruhig festhalten musste. Den Rest machte der Computer, kleine Greiferchen zogen verletzte Stellen zu sich heran, wo dann andere medizinische Instrumente automatisch Gewebe und Blutgefäße vernähten und verklebten.

Anfangs zitterten ihre Hände so sehr, dass der MediBot mehrmals nachfragte, ob sie Hilfe brauchte. Gehorsam lehnte Lisa jedes Mal ab, obwohl sie innerlich um Hilfe schrie wie ein kleines Kind, dass sich vor dem Donner eines Gewitters unter der Bettdecke verkrochen hat.

Je länger die Prozedur dauerte, und je offensichtlicher die Erfolge wurden, weil die Blutung aus Manfreds Rücken und aus seinem Mund stetig weniger wurde, umso sicherer wurde Lisa, und führte die Werkzeuge ruhig und präzise von einer Baustelle zur Nächsten. Sie folgte exakt den Angaben, die ihr das Tablet einspielte, und arbeitete sich immer weiter zur Spitze der Scherbe vor.

Als sie gerade wieder mehrere kleinere Blutgefäße geflickt hatte, zoomte die Kamera auf die nächste Verletzung, Blut wurde abgesaugt, und ihr Herz blieb fast stehen vor Schreck. Die Scherbe hatte ein großes Blutgefäß glatt durchbohrt, und an ihren Rändern sprudelte im Rhythmus von Manfreds Herzschlag Blut heraus.

Schnell überflog sie die Liste der nächsten Arbeitsschritte. Sie musste das Gefäß etwas vor und hinter der Verletzung abklemmen, dann hätte sie etwa 20 Minuten Zeit, danach würde Manfred bleibende Schäden an dem unversorgten Gewebe erleiden. Sie nahm sich nicht die Zeit nachzusehen, wo das verletzte Gefäß hin führte. Sie musste also etwas Platz schaffen um das Gefäß frei zu legen. Danach musste der Fremdkörper entfernt werden. Das Blutgefäß wurde dann mit einer Manschette, die außen herum gelegt und mit einer Art Reißverschluss zu einem geschlossenen Ring verbunden wurde, stabilisiert, und in den Enden eingebrachte Klebstoffstreifen und Widerhaken sollten es in der Manschette festhalten und abdichten.

Lisa ging alle Schritte bis zum Setzen der Klemmen noch einige Male am Bildschirm und im Kopf durch, ihr war klar, dass sie sich damit beeilen musste, denn die Kurve mit Manfreds Blutdruck ging langsam aber stetig nach unten. Sie beschloss, dass die Blutung zu stoppen vordringlich war, und machte sich an die Arbeit. Sie schuf dem verletzten Gefäß entlang ein wenig Platz, und setzte dann, als hätte sie das schon hundert Mal getan, vor und nach der Verletzung eine Klemme. Sofort hörte das Blut auf, aus der Verletzung zu sprudeln, und sie atmete einmal tief durch, geschafft.

Aber nun begann unerbittlich die Uhr zu ticken, als nächstes musste die Scherbe heraus. Der MediBot war keine Hilfe, „Fremdkörper entfernen", stand da lapidar.

Aber wie? Das Ende war glitschig und sie konnte nicht genügend Kraft aufbringen, um das Glas herauszuziehen. Sie könnte es mit einer Zange versuchen, aber dann würde die Scherbe vielleicht zerbrechen und den Schaden noch größer machen. Verzweifelt dachte sie nach, und wünschte sich, Frag-Mutti oder wenigstens Youtube wären noch erreichbar. Vielleicht hätte es da einen Heimwerker-Tipp gegeben, wie man glatte, glitschige Spiegelscherben aus menschlichen Körpern herausziehen konnte.

Schließlich hatte sie die zündende Idee, sie machte die Scherbe am Ende sorgfältig sauber und trocken, und wickelte sie dann dick mit selbstklebendem Tape aus dem Verbandszeug ein. Sie kannte es vom Tennis, ihr Trainer hatte damit ihr Fußgelenk ruhig gestellt, nachdem sie sich vertreten hatte und umgeknickt war. Dann nahm sie eine Zange, packte entschlossen das bandagierte Ende der Scherbe und zog mit Kraft an.

Mit einem ekelhaft schmatzenden Geräusch kam die Scherbe heraus, und sie warf sie angewidert weit von sich. Sie hörte sie irgendwo auf dem Boden zersplittern, egal, dass Manfred sie sich später um den Hals hängen wollte war eher unwahrscheinlich, sollten sich die Reinigungsbots darum kümmern.

Ein Blick auf die Zeit sagte ihr, dass sie gut im Plan lag. Da die Scherbe nun aus dem Weg war, kam sie schneller vorwärts, führte die Manschette um die Flickstelle herum und sah fasiniert zu, wie Minispritzen zusätzlichen Klebstoff einfüllten und kleine Greiferchen den Verschluss zumachten. Dann legten sich Heizelemente an die Enden der Manschette und begannen, den Kleber, der durch Wärme fest wurde, auszuhärten.

Nach etwa 2 Minuten bekam sie vom MediBot die Anweisung, die Klemmen etwas zu öffnen um das Gefäß von innen unter Druck zu setzen. Das sorgte dafür, dass es sich sauber in die Manschette legte, und die abgeklemmten Körperregionen bekamen wenigstens ein wenig Blut zugeführt. Sie tat es, und als nächstes sollte sie das Tablet noch einmal scannen lassen, so kontrollierte das System, ob alles schön richtig saß und dicht war. Es sah alles gut aus, „Continue".

Lisa folgte den weiteren Anweisungen, die Aushärtezeit sinnvoll zu nützen. Zum ersten Mal folgte sie dem Wundkanal bis zum Ende. Die Scherbe war tatsächlich durch den gesamten Brustkorb gedrungen und erst an der Innenseite einer der vorderen Rippen zum Stehen gekommen. Lisa fand aber keine weiteren größeren Verletzungen mehr. Lisa führte ein Endoskop mit Reinigungsgeräten ein, und das Gerät spülte und saugte auch kleinste Verunreinigungen und Glassplitterchen auf

Ein sanfter Ton lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Tablet, der Kleber war fertig ausgehärtet, und der MediBot wies sie an, die Klemmen zu entfernen und die Geräte langsam aus Manfreds Körper zurückzuziehen. Als letztes kam das Reinigungsgerät heraus, danach folgte noch einmal ein Scan zur Endkontrolle, alles sauber, alles dicht, zumachen.

Erleichtert berührte sie „Continue".

Fast wäre sie noch einmal gestolpert, die automatischen Geräte waren darauf ausgelegt, kleine Wunden endoskopisch zu versorgen. So etwas Grobes wie einen fast 10 Zentimeter langen Schnitt zuzunähen konnten sie nicht leisten, dazu reichte ihr Arbeitsradius nicht aus. Der MediBot war diesmal keine Hilfe, es wurde natürlich vorausgesetzt, dass ein fertig studierter Chirurg eine simple Naht von Hand zustande brachte.

Seufzend sah sich Lisa auf der Stationshilfe einen kleinen Lehrfilm für Medizinstudenten an, wo das Setzen von Nähten ausführlich gezeigt wurde. Sie fädelte einen Faden durch eine gebogene Nadel, und machte sie sich ans Werk. Als sie fertig war, begutachtete sie die krumme und schiefe Naht, die sie da hingeschludert hatte, es würde eine unschöne Narbe bleiben. Was solls, dachte sie sich, es tut seinen Dienst, hinten kann er es eh nicht sehen und fürs erste Mal ist es doch eigentlich sehr gut geworden.

Sie stellte den Tropf ab, nach den Angaben des MediBots würde Manfred erst nach etwa 30 Minuten wieder aufwachen. Bis es so weit war, legte sie einen fachmännischen Verband an, reinigte Manfred so gut sie konnte, und verlegte ihn auf einen Stapel frischer Decken. Seinen schweren Körper in ein Bett oder auf eine Trage zu hieven, dazu reichten ihre Kräfte nicht aus. Dann wies sie die Reinigungsbots an, die Sauerei um sie herum wegzumachen.

Wie es der MediBot angekündigt hatte, wachte Manfred eine gute halbe Stunde später auf. Er spürte, dass der rasende Schmerz in seinem Rücken etwas weniger geworden war, und er konnte wieder frei atmen. Langsam öffnete er die Augen, und über ihm erschien, engelsgleich, die blonde Mähne zu einem artigen Rossschwanz zurückgebunden, Lisas Gesicht. Es war gezeichnet von der konzentrierten Arbeit der letzten Stunden, aber nie hatte er etwas Schöneres gesehen. Selbst in seinem geschwächten Zustand hatte sein Körper noch etwas Blut übrig, um seine Männlichkeit anschwellen zu lassen.

„Scheisse, es ist schief gegangen," flüsterte er rau, „ich bin im Himmel."

„Ich glaube nicht, dass es einen Himmel für Typen wie Dich gibt, Du kannst maximal auf Wiedergeburt hoffen und versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen.", gab Lisa trocken zurück. „Der Bot sagt, es geht Dir den Umständen entsprechend gut, mehr als 2 Wochen Krankschreibung rückt er nicht heraus."

Langsam drehte er den Kopf links und rechts, um sie herum wuselten die Reinigungsroboter und er sah blutige Instrumente und riesige Blutlachen in ihren stets hungrigen Sammelbehältern verschwinden. Es musste knapp gewesen sein.

Er wies lächelnd auf sein improvisiertes Lager. „Bitte um Verlegung in ein Zimmer mit Doppelbett, und Dich auf der anderen Seite. In standesgemäßer Schwesterntracht mit Häubchen und nichts darunter."

„Du liegst hier auf Kasse, Extras gibt es nur für Privatversicherte."

„Ich bin Dir sehr dankbar," wurde Manfred wieder ernst, tastete nach ihrer Hand, und drückte sie. „Ohne Dich wäre ich erledigt gewesen."

Gerade als sie ihn bescheiden auf die nicht ganz unerheblichen Beiträge des MediBots und der Stationshilfe hinweisen wollte, schrien ihre Controller gleichzeitig einen Rot-Alarm heraus.

„Scheisse,", fluchte Manfred, „Marianne. Die dumme Kuh hat die Marauder hereingelassen."

„Du musst das verstehen,", versuchte Lisa Marianne zu verteidigen, "sie liebt Sandy ebenso sehr wie mich, und sah vermutlich keine andere Möglichkeit, sie aus Ritchies Händen zu befreien.".

„Wer zum Henker ist Sandy?"

Lisa schaute ihn erschrocken an. Marianne hatte ihr eindringlich eingeschärft, Sandy niemals zu erwähnen. Aber jetzt war sowieso alles egal. „Sandy ist meine Schwester. Mama und ich, wir sind nicht aus dem Camp der Marauder geflohen, Ritchie hat uns hergeschickt um zu spionieren, und Sandy als Pfand behalten. Aber niemals wäre sie so dumm, ihn hier herein zu lassen."

„Wahrscheinlich hat Ritchie ihr versprochen, dass er euch gehen lässt, wenn sie mich dafür ausliefert. Die dumme Gans hat es geglaubt. Ritchie wird euch alle drei seinen Maraudern zur freien Verfügung stellen. Ihr werdet die Hauptattraktion bei der Einweihungs-Orgie der Station sein."

„Dass er uns gehen lässt, das würde sie ihm niemals glauben. Das würde ICH niemals glauben. Ritchie ist ein hinterhältiger Perverser. Und da ist auch noch Maddie, die uns abgrundtief hasst. Ritchie würde uns schon ihretwegen niemals gehen lassen, außer wir zwingen ihn irgendwie dazu. Wie sollten wir das tun, wenn er alle Waffen der Station auf seiner Seite hat?"

Manfred sah Lisa ernst an. „Hat Marianne denn eine Wahl? Hättest DU eine Wahl? Was wenn er gedroht hat, Sandy scheibchenweise zur Station zu schicken, sobald sie seine Marauder so zugerichtet haben dass nicht einmal die noch irgend etwas mit ihr anfangen können? Würdest Du das geschehen lassen, oder nach jedem Strohhalm greifen?"

„Du hast Recht," antwortete Lisa zerknirscht, „und was tun wir? Du hast versprochen, dass Du alles wieder hinbiegen kannst."

„Ich lass mir was einfallen", sagte Manfred und versuchte zuversichtlich zu klingenn. Ein Blick auf seinen Controller verriet ihm, dass Marianne auf dem Weg zum Tor war.

„Deine Mutter will zum Eingangstor. Vermutlich plant sie irgendeine Art von Austausch. Ritchie wird sie hereinlegen, da bin ich mir ziemlich sicher. Es wird einen Kampf geben. Leider aber habe ich einen lahmen Flügel, und werde keine Waffe führen können, und Du kannst es auch nicht. Also werden wir uns etwas Schützenhilfe organisieren müssen. Ich habe da bereits eine Idee."

Manfred gab einige Kommandos in seinen Controller ein, dann deaktivierte er ihn wieder. Auf Lisas fragenden Blick hin erklärte er ihr, dass die Gefahr, dass Marianne die Wiederauferstehung seines Controllers entdecken und zwei und zwei zusammenzählen könnte zu groß war.

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