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Debbie 02

Geschichte Info
Fast im wilden westen.
8.4k Wörter
3.89
42.1k
3
Geschichte hat keine Tags

Teil 2 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 03/16/2021
Erstellt 11/14/2006
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5. Fast im Wilden Westen

Am nächsten Morgen hatte sich Viktor früh von ihr verabschiedet uns war eilig seinen Geschäftsterminen entgegen geeilt. Debbie sammelte ihr sieben Sachen zusammen und wechselte in ihr eigenes Appartement über. Sie hatte um 08:00 Uhr einen Termin mit Herrn Schneider und Frau Fischer.

Guter Dinge erschien sie pünktlich im Büro des Vereinsmanagers.

„Guten Morgen", begrüßte er sie wie immer gleichermaßen förmlich wie auch verbindlich freundlich, „ich hoffe Sie hatten einen angenehmen Abend?"

„Danke der Nachfrage", lächelte sie zurück, „der Abend war in der Tat sehr angenehm."

„Das ist wirklich fein, ich hörte eine ähnliche Äußerung von Viktor, den regelrecht zu begeistern Ihnen gelungen zu sein scheint. Ich freue mich, dass Ihr erster Abend im Kreis unserer Mitglieder für Sie so erfolgreich war."

„Vielen Dank für dieses nette Kompliment", gab sie erfreut zurück.

„Doch nun lassen Sie uns einmal gemeinsam Ihre nächste Zeit planen", ließ Frau Fischer mit einem freundlichen Lächeln auf ihrem Gesicht hören, „man hat mir berichtet, dass Sie über eine sehr ausgeprägte Sprachbegabung verfügen. Ich würde Ihnen vorschlagen, dass Sie genau da ansetzen und vielleicht noch etwas Unterricht in Wirtschaftsenglisch, -französisch und --spanisch nehmen mögen. Es könnte Ihnen auf späteren Reisen sehr helfen. Auch würde ich Ihnen empfehlen sich doch noch einmal mit der von Ihnen längst verworfenen Betriebswirtschaft zu beschäftigen und ein paar eher praktische Grundthemen wie Buchhaltung, Bilanzen und Vertragsrecht zu vertiefen", und zeigte damit zugleich, dass sie sich sehr wohl mit ihrer Personalakte auskannte.

„Damit bin ich grundsätzlich einverstanden, wenngleich ich gestehen muss, dass mir gerade das betriebswirtschaftliche nicht gerade viel Freude bereitet hat, sonst hätte ich auch wohl nicht wieder verworfen. Aber die universitären Inhalte waren natürlich auch nicht praktisch ausgerichtet, so dass es auf einen Versuch ankäme", gestand sie ein.

„Fein, wenn es Ihnen recht ist, stelle ich Ihnen einen Stundenplan für die nächste Zeit zusammen und treffe Verabredungen mit ihren künftigen Anleitern. Ich werde die Stunden samt und sonders auf Vormittage legen, wenn es Ihnen recht ist, Sie hätten dann ab sofort wieder mehr Zeit für sich selbst zur Verfügung. Ich denke aber, wir planen zunächst nicht mehr als sechs Wochen im voraus, falls sich zwischenzeitlich ein Mitglied entscheidet, sie zur Begleitung auf seinen Reisen zu bitten. Ist das OK für Sie?"

„Vielen Dank, ich bitte Sie die Arrangements so zu treffen", antwortet Debbie.

„Darf ich Ihnen auch empfehlen, dass Sie vielleicht möglichst umgehend mit den üblichsten Impfungen beginnen, die sie für den afrikanischen und asiatischen Raum benötigen? Einige haben Vorlaufzeiten und sie stünden dann auch ad hoc zur Verfügung", schlug Frau Fischer weiter vor und zeigte, dass sie in der Tat auch in der Detailplanung bei der Verwaltung eines solchen Hauses vorausschauend und umsichtig zu Werke ging.

„Vielen Dank für die Erinnerung, ich werde das noch heute mit Prof. Dr. Rebusch besprechen und in Angriff nehmen", gab Debbie deshalb zurück.

„Können wir im Moment sonst noch etwas für Sie tun?" fragte Herr Schneider zum Schluss der Besprechung kommend.

„Nein, im Moment nichts, ich fühle mich von Ihnen bestens umsorgt. Ich müsste allerdings meinen Wagen zum TÜV bringen" fiel ihr denn doch noch ein.

„Wenn Sie das selbst erledigen wollen, steht dem nichts im Wege. Sie können allerdings Papiere und Schlüssel bei mir abgeben und ich lasse es erledigen", bot er freundlich an.

„Ich danke für das Angebot. Aber wenn ich ehrlich bin, freue ich mich auch darauf, heute einmal wieder ganz einfach ohne jeden Unterrichtstermin zu sein und werde es wohl sogar ein Stück weit genießen, so einen Behördengang zu machen", lachte Debbie entwaffnend heraus.

„Dann wünsche ich einen erfolgreichen Vormittag, denken Sie bitte daran, sich wieder spät nachmittags im Haus einzufinden."

Fröhlicher Dinge schob Debbie ab. In der Tat würde sie es genießen, wieder einmal aus dem Haus zu kommen. Sie eilte in ihr Appartement, wechselte in legere, bequeme Kleidung und verließ das Haus. Ihr Wägelchen fand sie in der Garage, es war gewaschen und gesaugt, auch hier hatten die Heinzelmännchen des Vereins offensichtlich kundige Hand angelegt. Das Wetter reizte zum Offen-Fahren und die Musik aus dem Radio pfeifend begleitend machte sie sich auf den Weg zum TÜV.

Wider Erwarten war sie schnell an der Reihe, der Wagen ohne jede Beanstandung und aufgekratzt gönnte sie sich eine bummelige Fahrt durch den herrlichen Spätsommertag. Sie fuhr an ihrer alten Wohnung vorbei. Vielleicht lebte sie nun schon zu lange in dem goldenen Käfig, denn hätte sie Sehnsucht oder eine Art Heimweh erwartet, so blieb diese aus. Eher kam ihr die Umgebung ihres alten zu Hause fast ein wenig schäbig vor. Erneut beglückwünschte sie sich zu der Chance, die sie ergreifen durfte.

Bei ihrer Rückkehr lief sie Herrn Schneider über den Weg.

„Nun meine Liebe, haben sie Erfolg gehabt? Wie war ihr Ausflug?" fragte er sie interessiert.

„Oh, danke der Nachfrage, der Segen des TÜV ist mit mir", lachte sie zurück. Sie kamen ein wenig ins Plaudern, denn der TÜV ist wohl ein Thema, über das Menschen immer miteinander sofort Erfahrungen austauschen können. Freundlich verabschiedeten sie sich voneinander und Debbie ging ihr Appartement zurück. Auf dem Weg stellte sie für sich fest, das dies ihre erste richtige Rückkehr war und tatsächlich fühlte sie sich auch zum ersten Mal richtig zu Hause und freute sich regelrecht auf „ihre" Wohnung.

Sie bereitet sich einen kleinen Imbiss, kuschelte sich auf die Couch und zappte mit angezogenen Beinen durch ein paar Fernsehprogramme, doch um diese Uhrzeit vermochte das Angebot sie nicht zu reizen. So ließ sie sich denn ein Bad ein, griff sich ein kurzweiliges Buch und genoss die Möglichkeit zum Faulenzen hoch zufrieden. Mal sehen was der Tag noch so brächte.

Sie kleidete sich züchtig elegant und begab sich mit dem kleinen Umweg einer Impfung bei Prof. Dr. Rebusch in die Vereinsräume. Einige andere assoziierte Mitglieder saßen dort bei Kaffe und Capuccino ins Gespräch vertieft und sie gesellte sich zu ihnen. Sie hatte bislang mit ihnen zwar schon das eine oder andere Wort gewechselt, doch zum ersten Mal war sie nicht von einem Folgetermin gehetzt und konnte so locker in das Geplauder mit einfallen.

Da waren Susanne, eine Mittdreißigerin, die ein wenig streng wirkte; Adrienne, eine lebenslustige dunkelhaarige Schönheit in ihrem Alter; Nele, eine noch recht junge Frau mit einem ausgeprägten dänischen Akzent und Andre, ein sportlich wirkender Mann, so Ende zwanzig.

Sie sprachen über ihre Auslandsreisen und verglichen, was sie wo schon so alles erlebt hatten, tauschten Erfahrungen und Tipps aus. Debbie konnte da natürlich nicht mithalten, fand das Gespräch aber sehr interessant und hörte gern und aufmerksam zu. Andre wusste in sehr bunten Farben von einem nur kurz zurück liegendem Aufenthalt in Nairobi zu berichten, soweit Debbie Andres Bewertung verstand, ein einerseits märchenhaftes Land, andererseits aber auch ein recht deprimierendes.

Das Gespräch kam auf verschiedene Tätigkeiten zu sprechen und Debbie hörte besonders aufmerksam zu, war ihr doch gerade ein Stundenplan angedient worden, der diese unterstützen lernen sollte. Sie beteiligte sich mit allerlei Fragen und bekam heraus, dass die Wahl der Lerninhalte wohl sehr gut abgestimmt war.

Die Runde war entspannt, die Menschen in diesem Haus gingen freundlich miteinander um und Debbie fühlte sich richtig wohl, fühlte sich in dem Kreis willkommen und gut aufgenommen.

„Du bist gestern von Viktor gebucht worden, stimmt´s?" fragte Susanne.

„Ja", antwortet Debbie vorsichtig, „warum fragst Du?"

„Ach, das mit Viktor ist so eine Sache, Ich bin schon eine ganze Zeit hier und außer witzigen Gesprächen hat er eigentlich so gut wie nie etwas mit einer Frau angefangen. Du musst seinem Beuteschema entsprechen, anders ist das nicht zu erklären, dass er gleich so auf Dich abgefahren ist."

Das gab Debbie natürlich zu denken, doch was sollte sie mit der Information anfangen? Nun man würde ja sehen, wie sich alle entwickelte.

Eine Reihe ordentlicher Mitglieder traf nach und nach ein, und die Runde löste sich auf. Neue Gruppen entstanden. Zu Debbie gesellte sich ein etwas zurückhaltend und zugleich militärisch wirkender drahtiger Mittvierziger. Er stellte sich als „Harald von Weffern, aber hier bitte nur Harald" vor. Harald war ein groß gewachsener Mensch mit breiten Schultern, schlanker Figur und einer sehr straffen Körperhaltung. Seine intelligenten blauen Augen fixierten Menschen auffallend, er hatte ein etwas hageres Gesicht mit einer ausgeprägten Adlernase, seine Haare waren kurz geschnitten und wiesen an den Schläfen einen attraktiven Grauton auf.

Harald schlug vor, mit einem Capuccino auf die Terrasse zu wechseln und dort die schöne Abendsonne zu genießen.

Die Terrasse war riesig, bot aber zugleich durch geschickte Begrünung auch lauter kleine ungestörte Sitzinseln, so dass auch bei voller Belegung ein großes Maß an Intimität gewährleistet war, so die Mitglieder das wünschten. Er führte sie in eine solche lauschige Ecke. Die Abendsonne umschmeichelte warm die Haut, der Blick auf den parkähnlichen Garten bot dem Auge eine Beschaulichkeit, die im Verein mit dem Zwitschern der Vögel nahezu Urlaubsgefühle aufkommen ließ.

Harald begann zögerlich ein belangloses Gespräch, natürlich erst einmal mit allgemeinen Fragen, wie es ihr hier so gefalle und so weiter. Debbie erkannte schnell, dass er nicht zu den Menschen gehörte, denen es von sich aus vergönnt war, mit leichter Hand das Eis im Treffen mit ihnen noch fremden Menschen zu brechen und plauderte deshalb fröhlich drauf los. Irgendwie wirkte Harald wie ein Mensch, von dem man behaupten könne, „er ginge zum Lachen in den Keller". Sie erzählte von ihren Unterrichtseinheiten, aus ihrem Leben, band Harald immer wieder mit kleinen Fragen in das Gespräch mit ein und langsam entspannte sich dieser zunehmend unter ihrer Führung. Ja, zuletzt konnten sie sogar miteinander lachen.

Harald wurde nun selbst redseliger. Er hatte tatsächlich längere Zeit beim Militär gedient, war bereits in dieser Funktion um die Welt gekommen und war danach in das Geschäft seines Schwiegervaters eingestiegen. Ganz legte er die Karten nicht auf den Tisch, aber sie verstand es so, als entwickele und handele er vermutlich vorwiegend mit Wehrtechnik. Vorsichtig hinterfragte sie dies und bekam einen Vortrag über „non letale Wirkmittel", Waffenarten, wie sie lernte, die zwar äußerst effektiv (weitere) Angriffe unterbanden aber zugleich nicht töteten. Auf seinem Gebiet zu Hause, wurde Harald regelrecht beredet, konnte akzentuiert und Pointen reich berichten. Sie hätte vorher geglaubt, dass dieses Gebiet ihr keinerlei Interesse abzunötigen verstehen könne, doch Harald wusste so anschaulich zu erzählen, dass sie sich darauf mit echtem Interesse einlassen und immer wieder -- wohl auch noch, für sein Empfinden, an den richtigen Stellen -- Fragen stellen konnte.

Jedenfalls ging ihm nach einiger Zeit die Puste aus, er lehnte sich mit einem wohligen Seufzer zurück:

„Debbie, ich muss Ihnen ein Lob aussprechen, selten habe ich bei einer Frau für diese Themen so viel Interesse gespürt", gab er ihr als Kompliment zu verstehen, „vielen Dank, dass Sie mir so geduldig zugehört haben. Ich weiß wohl, dass das schwere Kost ist, denn zu Hause kann ich darüber überhaupt nicht reden, meine Frau wendet sich dann schaudernd ab oder unterbricht mich plötzlich mit irgendwelchen völlig zusammenhanglosen Bemerkungen, wie über die blöden Gäule unserer Töchter, in der Hoffnung, das Thema abzuwürgen. Was ihr auch meist gelingt, denn was soll ich gegen die Wand reden. Unglücklicher Weise wirft sie mir zugleich vor, viel zu wenig von mir zu erzählen, aber das ist natürlich ein uraltes Thema zwischen Männern und Frauen, wie ich auch aus anderen Ehen weiß."

„Das tut mir leid Harald, aber sagten Sie nicht, Sie seien in das Geschäft ihres Schwiegervaters eingestiegen? Ist Ihre Frau denn nicht mit diesen Themen groß geworden?"

„Na ja, Debbie, eine Firma zu erben heißt ja noch lange nicht, sich dafür zu interessieren. Das Interesse von Carola, so heißt meine Gattin, beschränkt sich darauf, dass die Firma das Bankkonto pünktlich immer wieder hinreichend auffüllt. Am Anfang meines Einstiegs hat Sie sich sogar immer wieder darüber beschwert, dass die Leitung so einer Firma bedeutet, erheblich Zeit hinein zu geben. Sie wollte mich zu Hause haben und gleichzeitig das Geld fließen sehen. Das ging natürlich nicht, die Konkurrenz schläft schließlich nicht.

Aber das ist längst geklärt, ich habe eher das Gefühl, dass sie heute ganz glücklich darüber ist, wenn ich nicht zu oft zu Hause bin. Carola hat ein reiches Privatleben entwickelt, fördert junge Künstler, hat sich, wie sie es nennt „sozial engagiert", na ja, und so weiter.

Und die beiden Töchter leben eher das Leben der Mutter. Nein, es ist schon alles gut wie es ist; wäre ich mehr zu Hause, würde ich dort wohl eher stören", endete er ein wenig sentimental.

Der Mann wollte also ein wenig bedauert werden und brauchte ein aufmerksames Ohr, erkannte Debbie, das war sein eigentliches Anliegen. Nun sei es drum, er teilte sein bedingt bedauernswertes Los mit einer Heerschar von Geschäftsleuten, die sich alle diffus nach Familienleben oder zumindest ein wenig entspannter Ruhe in ihrem ansonsten bewegten Leben sehnten, aber nicht in der Lage waren, davon sehr viel mehr zu erhaschen, als einige wenige flüchtige Mußestunden. Und all zu oft wurden ihnen diese Stunden auch noch verdorben, weil ihre Partner natürlich auch irgendwann einmal ihre Probleme mit ihnen besprechen wollten und deshalb in diesen wenigen gemeinsamen Stunden, wann denn auch wohl sonst, genau damit aufwarteten. Das genau das möglich sein müsste, machte ja Partnerschaften wohl auch ein gutes Stück weit aus.

Zoff und immer wiederkehrende Enttäuschungen bei allen Beteiligten waren in diesen Beziehungen also vorprogrammiert. Zugleich waren diese Menschen, so wie auch Harald, aber auch nicht bereit oder in der Lage mehr in ihre Partnerschaften hinein zu geben, denn ihre berufliche Tätigkeit fraß sie bereits fast vollständig auf. Ein unauflösliches Dilemma, welches zwangsläufig nach einer eher unverbindlichen Liebschaft oder eben einem Verein wie diesem schrie. Denn irgendwo brauchten auch diese Menschen ein wenig entspannten emotionalen Rückhalt.

Debbie begann zum ersten Mal wirklich zu begreifen und erahnen, wo die Wurzeln dieses Vereins lagen. Sie stieg ein wenig in das Thema mit ein, wohl darauf bedacht, die ihr völlig unbekannte und mit Sicherheit unbekannt bleibende Carola nicht schlecht zu machen, denn das wäre unangemessen gewesen, zugleich aber für Harald auch Verständnis zu zeigen. Und um mehr, als dieses bisschen Verständnis ging es ihm auch gar nicht.

Es wurde langsam kühl auf der Terrasse und die beiden beschlossen wieder hinein zu gehen. Harald eröffnete ihr, dass er auch langsam los müsse, denn „neue Geschichten über die blöden Gäule der Töchter" riefen neben einer späten Vernissage, sagte er nun augenzwinkernd und ein wenig amüsiert, und keineswegs mehr so enttäuscht und bitter, wie er darüber noch auf der Terrasse berichtet hatte. Vielleicht träfe man sich ja bald einmal wieder zu einem so anregenden Gespräch. Er verabschiedete sich tatsächlich mit einem angedeuteten Handkuss von Debbie.

Debbie traf auf Viktor, der an der Bar bei einem abendlichen Martini im Gespräch mit zwei anderen Männern stand. Er winkte ihr quer durch den ganzen Raum zu und forderte sie mit seinem spitzbübischen Lächeln per Handzeichen auf, sich zu ihnen zu gesellen. Das tat sie gerne.

„Ich grüße sie Debbie. Wie ich sehen konnte, haben sie unserem guten Harald erfolgreich beistehen können, er steht im Moment ganz schön unter Druck. Weltkrisen sind ja eigentlich gut für sein Geschäft, aber natürlich auch echt stressig.

Darf ich vorstellen?: Debbie, neues assoziiertes Mitglied; Rudi, einer unserer Architekten; Volker, Schiffselektronik. Na? Wie war ihr Tag?"

Die drei machten irgendwie den Eindruck einer Lausbubenversammlung, sie schienen schon herzlich miteinander gelacht zu haben und waren ausgesprochen aufgeräumt und zu allerlei Albernheiten aufgelegt.

Debbie erzählte von ihrem erfolgreichen Besuch beim TÜV, was natürlich sofort zur Frage führte, was für einen Wagen sie denn ihr eigen nenne. Offenbar fanden die drei ihren geliebten kleinen Ka aber recht amüsant und sie musste Kommentare wie „Asphaltblase" und „der wächst bestimmt noch, wenn er fleißig die Brust bekommt" und ähnliches über sich ergehen lassen. Das machte aber nichts, denn es war keineswegs verletzend, sondern eher lustig. Es begann ein kurzweiliges Geplauder mit gegenseitigen Frotzeleien, viel Lachen und lustigen Anekdoten. Debbie ließ sich die Wurst nicht vom Brot klauen und hielt in aller Zurückhaltung, schließlich kannte sie ja keinen der drei wirklich, ordentlich gegen, zumindest, wenn die drei gegen die Weiblichkeit im Allgemeinen zu Felde zogen, was ihnen besonders Freude zu machen schien. Viktor suchte mit seiner Hüfte den Kontakt der ihren und signalisierte ihr so seine eindeutige Zuneigung.

„Jungs, ich habe heute noch eine Verabredung mit einer sympathischen Spitzenfrau, wenn die die Verabredung noch einhalten will", gab er so gegen 20:00 Uhr schließlich zum Besten und schaute Debbie dabei fragend an. Die nickte mit einem hellen Lachen. „So denn, war nett mit Euch mal wieder zu plaudern. Ihr entschuldigt uns?!" und nahm sanft Debbies Ellenbogen und geleitet sie aus dem Raum.

„Wonach steht Dir der Sinn? Hast Du Lust zu spielen?" fragte er sie auf dem Weg zum Fahrstuhl. Debbie verstand die Frage nicht so recht und musste ihn wohl mit einem Fragezeichen im Gesicht angeschaut haben. Viktor lachte auf.

„Oh ich vergaß, Du bist noch nicht so vertraut mit dem Haus. Nun, die Zimmer sind alle sehr unterschiedlich ausgestattet. Vom Pferdestall über ein Hochzeitszimmer, Arztraum oder Klassenzimmer bis hin zum Verlies ist alles greifbar. Mann kann darin wunderbare Rollenspiele leben und gestern hatte ich den Eindruck, dass Du dafür recht begabt bist, meine kleine Wäscherin", grinste er sie an, „hast Du eine Idee für den heutigen Abend?"

Debbie war überrumpelt und trotz der ihr eigenen Spontanität etwas überfordert, das hatte sie jetzt nicht erwartet.

„Ehrlich ich bin jetzt überfragt, wenn Du Lust auf solch ein Spielchen hast, ich mache mit, aber wähle Du bitte."

„Herrlich mit Dir, aber lassen wir doch den Zufall entscheiden, denn im Moment habe ich auch keine bestimmte Idee. Sage mal eine Zahl zwischen eins und zwanzig."

„Elf"

„Ok, lassen wir uns überraschen, was sich hinter der Tür mit der Elf für uns verbirgt. Ein wenig ist das jetzt wie mitten im Sommer ein Adventskalendertürchen zu öffnen", gab er über sich selbst amüsiert mit echt gespannter Vorfreude zum Besten.

Das Zimmer Elf war nicht nur frei, es entpuppte sich als eine Art Scheune. Ein Bett fehlte, dafür gab es ein großes Geviert aus frischen Heuballen. Zum Glück hatte Debbie keinen Heuschnupfen, denn der Raum atmetet intensiv den Duft des Heus. An Balken hingen allerlei Ackergerätschaften und Zaumzeug, die Beleuchtung wurde durch wohl doch elektrisch betriebene Petroleumlampen recht schummerig gehalten. Eine trennende Balkenkonstruktion schaffte zwei kleine Nischen, die ebenfalls mit Heu ausgelegt waren. Der Raum ging auch in ein dem Stil angepasstes Badezimmer über, dessen Wanne aus einem großen Holzzuber bestand, aber auch eine kleinere, wie sie sie schon in Westernfilmen gesehen hatte, harrte dort ihres Einsatzes. Der Boden bestand durchgehend aus groben Dielen, die aber doch so weit gehobelt und versiegelt waren, dass man sich keine Splittern einfangen konnte. Der Raum wirkte echt, man hätte auch ohne weiteres ein vorweihnachtliches Krippenspiel hier abhalten können. Auf was für lustige Ideen doch triebgesteuerte Innenarchitekten kommen können, dachte Debbie amüsiert bei sich.