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Der Fetisch-Bauernhof 01

Geschichte Info
Vorbereitungen auf die große Eröffnung
13k Wörter
4.69
42.3k
8
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 12 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/28/2018
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Der Fetisch-Bauernhof 01 -- Vorbereitungen

Von Phiro Epsilon

Hallo,

Dies ist die erste Episode einer Serie über einen Bauernhof in Oberbayern, der zu einem High-Tech-Fetischclub für Gutbetuchte umgebaut wird.

Sie ist die direkte Fortsetzung der Serie "Anita und Wir" über die Familien Schuppach und deVille.

Die Personen aus jener Serie spielen auch hier mit, doch "die Kinder sind aus dem Haus", und die Eltern werden nicht mehr sehr oft auftauchen.

Dieser Episode startet ein Vierteljahr nach dem Ende von Anita und wir, Episode 11. Wer diese Geschichte noch nicht kennt, sollte sie besser zuerst lesen, um die Beteiligten kennenzulernen.

Alle an sexuellen Handlungen beteiligten Personen in dieser Serie sind volljährig.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2018 Phiro Epsilon Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

Der Pfarrer

"Wir wollen heiraten", sagte Janina Huber.

Ich runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und versuchte zu verarbeiten, was die junge Frau gerade gesagt hatte, vor allem, warum sie es gesagt hatte.

"A-aber", stotterte ich. Ich stottere nie. Als Pfarrer kann man sich das schließlich nicht erlauben. "Ihr seid doch schon verheiratet. Ich war schließlich dabei. Ich habe euch getraut."

"Nicht wir, wir!", erläuterte Susanne Huber, frech grinsend, und wies auf die beiden, die neben ihr saßen.

Es war wie ein Schlag mit einem Zaunpfahl. Jetzt erst fiel mir auf, dass Janina neben Lukas und Susanne neben Georg saß, also den Ehemännern der jeweils anderen. Die beiden Frauen in der Mitte hielten sich an den Händen. "Ihr wollt", keuchte ich, "alle vier heiraten?"

Alle vier nickten.

Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ja gut. Die neue Bundesregierung hatte dieses Gesetz verabschiedet. Warum sollte die "Ehe für alle" auf zwei Personen beschränkt sein, hatte die Familienministerin argumentiert. Böse Zungen behaupteten, ihr ginge es nur darum, ihren eigenen Männerharem zu legitimieren, doch ihre Unterstützung aus der LGBT-Gemeinschaft war stärker als diese Gerüchte.

Doch meine Kirche war schon gegen die Ehe unter gleichgeschlechtlichen Partnern eingestellt. VIER Ehepartner war ein absolutes Unding.

"Es ist einfach praktischer", meinte Janina feixend. "Meine Geburt steht kurz bevor, und Sanne ist auch bald soweit. Und wenn einem von uns etwas zustößt, haben die Kinder immer noch drei Eltern."

"Nicht zu vergessen", mischte sich Susanne ein, "der Bauernhof, der ja jetzt uns allen gehört, sozusagen."

"Der Bauernhof", murmelte ich. Es war mir nicht erspart geblieben mitzubekommen, was sich am Rande von Annabrunn abspielte. Thema Nummer eins des Dorftratsches. Ein Bordell, ein Sündenpfuhl, ein Palast der Orgien sollte da entstehen.

Nun ja, auf dem Flyer, den mir eines meiner Gemeindemitglieder zugespielt hatte, sah das anders aus: Wellness, Freiheit, sichere und saubere Umgebung zum Ausleben legaler Bedürfnisse. Nur Erwachsene, keine Drogen, keine Prostitution, kein Sex außerhalb des eingezäunten Geländes. Ehebruch war verboten, das war sogar extra unterstrichen.

Außerdem ging das Blatt lang und breit auf die Vorteile der oberbayrischen Landschaft ein und machte auch noch Werbung für den nahegelegenen Golfplatz.

"Sehen Sie, Herr Pfarrer", sagte Georg. "Wir machen das auf jeden Fall. Der Termin auf dem Standesamt ist schon gebucht. Aber, wir hätten halt gerne ..." Er hob die Schultern.

"... dass Sie uns Ihren Segen geben", vervollständigte seine Frau — seine derzeitige.

"Habt ihr denn eine Idee, was auf euch zukommt? Wollt ihr zum Beispiel Eheprobleme nach dem Mehrheitsprinzip regeln?"

"Das haben wir schon geklärt", sagte Lukas. "Wenn sich zwei von uns streiten, dann muss einer der anderen beiden den Schiedsrichter spielen. Und an dessen Spruch müssen sich die Streithähne halten."

"Soso. Hmmm. Und wenn es zwei gegen zwei steht?"

"Dann muss Doro ran", sagte er selbstbewusst.

"Doro?"

"Dorothea deVille. Sie haben Sie doch auf unserer Hochzeit gesehen. Sie ist Psychologin und wird auch unsere Gäste betreuen."

Ich nickte langsam. Die Frau, die eine Ehefrau hatte. Soweit ich auf der Feier gesehen hatte, machte das Pärchen einen glücklichen Eindruck, obwohl sie beide mit anderen geflirtet hatten.

Ich seufzte tief. "Dann wird das Ganze so eine Art Achtundsechziger-Kommune."

"Keine Ahnung, was Sie damit meinen, Herr Pfarrer", sagte Georg. "Aber wenn es darum geht, wer mit wem schläft ..." Er zuckte die Schultern. "Mal sehen, wer noch alles auf uns zukommt."

Susanne boxte ihm in die Seite. "Benimm dich", zischte sie.

Ich holte tief Luft. "Okay. Ich mache mich schlau, was mein Bischof dazu sagt. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich euch verheiraten darf. Aber wir können vielleicht eine private Zeremonie abhalten und ihr könnt Gott um seinen Segen für eure ... hmmm ... weltliche Verbindung bitten. Wäre das ein Kompromiss?"

*

Eine halbe Stunde später saß ich wieder alleine hinter meinem Schreibtisch, immer noch kopfschüttelnd, aber lächelnd. Mein Vater hatte früher immer von der Zeit der Freien Liebe erzählt. Er hatte zu seiner Studentenzeit in München in einer Kommune gelebt. Die war damals an Eifersüchteleien und Heimlichtuereien auseinandergebrochen. Vielleicht ... Gott, ich weiß, ich sollte das noch nicht einmal denken ... war das, was die jungen Leute machen wollten, etwas Stabileres, etwas Besseres, etwas Gutes.

Die Tür ging auf. Henriette steckte ihren Kopf hindurch. "Ihr nächster Termin ist da, Herr Pfarrer."

"Schicken Sie sie rein." Noch eine Hochzeitsberatung. Vielleicht diesmal etwas konventioneller.

"Hallo Herr Pfarrer", sagte Johanna Aumann und zog den jungen Mann hinter sich durch die Tür herein, den ich auch auf der Doppelhochzeit der Hubers kennengelernt hatten. Er damals in provokanter Lederkluft, sie in einem schwarzen Neopren-Anzug. "Wir wollen heiraten", sagte sie, über beide Wangen strahlend.

Ich seufzte tief und innig.

Die Mutter

Die Frau Anfang fünfzig, die unauffällig in einen grauen Wintermantel gekleidet, ihre blonden, schon angegrauten Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammengedreht, im zukünftigen Foyer des zukünftigen Fetisch-Hotels Huberhof stand, sah ziemlich deplatziert aus unter all den Handwerkern, die um sie herumwuselten.

Sie blickte verloren hin und her, bis eine junge Frau auf sie aufmerksam wurde, die sich durch die Baustelle schlängelte. "Frau Aumann, Guten Tag. Wie geht es?"

"Ich weiß nicht, Frau ... äh ... Huber, ich ..."

"Sie wollen sicher mit Johanna reden. Sie können übrigens gerne immer noch 'Sanne' zu mir sagen wie schon in den letzten fünfzehn Jahren."

"Ja, gut, Sanne. Ja, ich ..."

"Wissen Sie was? Gehen Sie doch rüber ins Glashaus und sagen Sie Robert, dass er Ihnen einen Kaffee machen soll."

"Ich kann auch ..."

"Sie haben sich die Mühe gemacht, hier hoch zu kommen. Da können wir Sie doch nicht unverrichteter Dinge abziehen lassen. Ich sage Ihrer Tochter Bescheid. Es kann aber noch eine Viertelstunde oder so dauern."

"Sanneee!", kam eine panische Stimme vom anderen Ende des Chaos.

"Sorry", sagte Sanne und rannte los.

Klara lief vorsichtig um eine Kreissäge herum in die Richtung, die Sanne ihr gezeigt hatte.

Das "Glashaus" war das Gebäude, das vor der Hochzeit innerhalb von zwei Tagen hochgezogen worden war. Die Außenwand bestand aus diesem modernen Zeug, das man entweder durchsichtig schalten oder in irgendeiner Farbe einfärben konnte.

Der Eingang war auf der überdachten Veranda. Statt des Mannes, den sie erwartet hatte, kam ihr ein Roboter auf leisen Gummirädern entgegen. "Guten Tag, Frau Aumann", sagte er. "Ich bin Robert. Was kann ich für Sie tun?"

"Woher kennen Sie ... Woher kennst du meinen Namen?"

"Mir wurden die Gesichter aller nahen Verwandten meiner Besitzer einprogrammiert. Möchten Sie einen Kaffee oder ein anderes Getränk? Ich habe auch frisches Obst."

Klara blickte kopfschüttelnd auf die Maschine, von deren Höflichkeit sich jede der Saisonkräfte im Hotel Aumann eine dicke Scheibe abschneiden konnte. "Hast du Bier?", fragte sie schließlich.

"Dreiundzwanzig Sorten. Haben Sie eine bestimmte Vorliebe?"

Klara schüttelte den Kopf. "Bring mir irgendetwas. Am besten eine ganze Flasche."

"Gerne. Setzen Sie sich doch." Er drehte sich um und fuhr davon.

Klara ließ sich auf einen der Stühle sinken, die um einen großen Tisch standen. Es gab auch Sofas und Sessel, doch sie brauchte momentan das Gefühl von etwas Stabilerem unter sich.

Warum war sie eigentlich hier? Was wollte sie von ihrer Tochter? Eine Entschuldigung? Einen Rat? Vergebung?

Aus den Augenwinkeln sah sie eine Bewegung.

Eine junge Frau kam über den Hof gerannt. Trotz ihrer hohen Absätze bewegte sie sich fast schon elegant. Klara hielt die Luft an. Das war Johanna! Sie war deutlich schlanker geworden, und in dem dunklen Kostüm sah sie eher wie eine Managerin aus als wie die Tochter, die vor einem halben Jahr aus dem Elternhaus geflohen war.

Klara stand auf.

"Mutter!", rief Johanna und breitete die Arme aus. "Ich ..." Sie bremste abrupt und ... fiel auf die Knie. Direkt vor Klara.

Selbst diese Bewegung sah elegant aus, nicht so unbeholfen wie früher, wenn ihre Tochter mal etwas aus dem untersten Regalfach holen musste. Johanna hatte sich zu wenig bewegt, zu viel nebenher gegessen und war die letzten Jahre immer molliger geworden. Klara hätte ihr es sagen sollen; es war die Aufgabe einer Mutter, sich um die Gesundheit ihrer Tochter zu kümmern.

"Mutter", wiederholte Johanna mit gesenktem Kopf. "Es tut mir leid, was ich euch angetan habe. Mein Verhalten dir und Vater gegenüber ist unverzeihlich. Ich war so ein verbohrtes Miststück."

Klara war sprachlos. "Mein Kind ...", sagte sie leise und strich Johanna unwillkürlich über den Kopf. "Bitte steh auf. Ich ... ich habe mindestens genauso viel falsch gemacht wie du." Klara streckte die Hände aus, als Johanna zögerte. "Ich habe keine Lust mit deinen Haaren zu reden. Verstanden?"

Johanna blickte auf und ließ sich dann von ihrer Mutter hochziehen. "Jetzt muss ich aber mit deinen Haaren reden, Mutti", gab sie zu bedenken. Mit ihren hohen Absätzen überragte sie ihre Mutter um einen halben Kopf.

"Quatsch nicht, setz dich auf den Stuhl", sagte Klara bestimmt und merkte erst dann, dass Johanna es wohl darauf angelegt hatte, mal ein Machtwort zu hören.

Johanna verzog ihr Gesicht zu einem frechen Grinsen und ließ sich auf den Stuhl plumpsen. Dann atmete sie tief durch und kickte ihre Pumps weg.

Robert erschien mit einem Glas voller orangener Flüssigkeit und Klaras Bier. Johanna griff nach ersterem und stürzte es in einem Schluck hinunter.

"Du trinkst kein Bier mehr?", wunderte sich Klara.

"Nicht, wenn ich drei Besprechungen mit Lieferanten habe. Da brauche ich einen klaren Kopf und die Elektrolyte." Sie winkte in Richtung ihrer Schuhe. "Und den psychologischen Höhenvorteil. Diese Typen versuchen alle, uns über den Tisch zu ziehen."

Klara nickte. "Du hast dich gefangen. Das ist gut. Ihr habt nämlich ein Problem."

"Eines?", lachte Johanna humorlos. "Dutzende. Hunderte."

Klara lächelte. "Vielleicht. Und es kann sein, dass du, liebes Töchterlein, daran nicht ganz unschuldig bist."

Johannas Gesicht war ein Muster an Verwirrung, doch nach ein paar Sekunden zeigte sich ein Funke Verständnis. "Scheiße!", sagte sie herzhaft. Dann zuckte sie zusammen und blickte sich erschreckt um.

"Was ist los?"

"Max will nicht, dass ich solche Wörter benutze." Sie grinste ihre Mutter an. "Und du willst sicher nicht wissen, was er mit mir macht, wenn ich es ihm beichte."

"Das ist etwas Ernstes zwischen euch beiden", stellte Klara fest.

Johanna zuckte die Schultern. "Wir wollen heiraten, aber das wird wohl noch eine Zeitlang dauern."

Klara nickte langsam.

"Du bist nicht überrascht?"

Klara lächelte verlegen. "Frau Schuppach —"

"Du brauchst nicht weiterzureden", unterbrach Johanna sie grinsend. "Ich weiß, dass ihr die ganze Zeit immer wieder miteinander geredet habt, als ich in Hessen war. Und dass Vanessa fast von Anfang an geplant hat, mich dauerhaft in die Familie aufzunehmen, ist mir schon bald klargeworden. Aber mit meinem Antrag hat sie nichts zu tun."

Klara riss die Augen auf. "Du hast ...?"

"Er wollte mich gerade aus lauter Liebe hierlassen und zurück nach Hessen abhauen. Das konnte ich doch nicht zulassen."

"Und wann hattest du vor, deinen Eltern davon zu erzählen?"

Johanna erstarrte. "Ich ... Es tut mir leid. Du hast Recht. Aber ... Wolltest du vorhin andeuten, dass Vater hinter unseren Problemen steckt? Hat er etwa dafür gesorgt, dass alle Lieferanten uns nur zu überhöhten Preisen beliefern wollen?"

Klara lächelte und hob demonstrativ die Schultern. "Ich sage gar nichts mehr, Töchterchen. Und jetzt erzähl mir von deinem Verlobten. Alles."

Johanna öffnete den Mund.

Klara hob die Hand. "Alles außer Sex. Davon habe ich schon viel zu viel gesehen."

Der Vater

Klara steckte ihren Kopf durch die Tür des Büros. "Vinzenz", sagte sie, "hast du kurz Zeit?"

Er blickte hoch. Eigentlich hatte er zu viel Zeit. Im Spätherbst ging die Belegung des Hotels immer zurück, und dieses Jahr mehr als früher. "Was ist?"

"Da will jemand mit dir reden."

Er runzelte die Stirn. Klara war doch sonst nicht so kryptisch. "Schick ihn rein."

Er blickte auf seinen Schreibtisch und fing an, Ordner zu schließen und zusammenzuschieben. Er hörte die Schritte seines Gastes und auch das Rascheln von Stoff, als dieser sich vor dem Schreibtisch niederließ. Eine Stimme in seinem Hinterkopf meinte, dass er nicht gehört hatte, dass ein Stuhl zurecht geschoben wurde. Aber dann schlug die Tür zu und er rte das Klicken des Schlosses.

Sein Kopf schoss hoch und er sah seinen Besucher. Genauer gesagt sah er den gesenkten Kopf einer Frau, die vor seinem Schreibtisch kniete. Seine Augen wurden groß, als er erkannte, wer da vor seinem Schreibtisch kniete, und er sprang auf. "Johanna?"

"Ja, Vater", kam von unten.

"Was willst du?"

"Mit dir reden. Über eine Menge Sachen. Aber zuerst —" sie blickte hoch "— muss ich dich um Vergebung bitten. Ich habe dich und Mutter entehrt, so wie es keine Tochter tun darf. Bitte bestrafe mich dafür." Dann senkte sie den Kopf wieder.

Die Worte hallten geradezu durch den kleinen Raum. Noch nie hatte ihn eines seiner Kinder um Bestrafung gebeten. Immer hatte er zuerst den Rohrstock geholt und seinen Kindern ihre Missetaten im Detail erklärt, hrend er sie bestrafte.

Doch das war lange her. Die Kinder waren aus dem Haus, und die einzige, die er in den letzten Jahren gezüchtigt hatte, war diese seine jüngste Tochter gewesen, als sie den Ruf der ganzen Familie in den Dreck gezerrt hatte. Und damals war sie vor ihm geflohen, hatte nicht angehört, was er ihr zu sagen hatte, war aus ihrem Elternhaus verschwunden, bevor er überhaupt wusste, was geschehen war.

Genau wusste er das eigentlich immer noch nicht. Die ganzen Puzzleteile, die er kannte, passten nicht richtig zusammen. Lukas und Sanne Schmieder, Georg und die Norddeutsche, ihre Doppelhochzeit in Anwesenheit eines bekannten Multimillionärs, der Umbau des Bauernhofs in eine Lasterhöhle, und dann plötzlich das gerüchteweise Wiederauftauchen Johannas an eben diesem Ort. Da fehlten noch eine Menge Teile um ein Bild zu ergeben, das Vinzenz verstehen konnte.

Auf keinen Fall passte es dazu, dass Johanna vor ihm auf dem Boden kniete. In Jeans und Bluse statt ihrer normalen Kleidung.

"Was willst du?", fragte er schließlich.

"Hol deinen Rohrstock raus", sagte sie, "und gib mir, was ich mir verdient habe."

Das waren eigentlich immer seine Worte gewesen, die sie da von sich gab. "Und warum sollte ich das tun?"

Sie blickte wieder hoch. "Weil ich glaube, dass wir erst dann wie Erwachsene miteinander reden können, wenn das zwischen uns geklärt ist. Du kannst auch gerne deinen ganzen Frust auf meine Geschwister bei mir loswerden."

Sie beugte sich nach vorne, legte ihren Oberkörper auf den Teppich und reckte ihren Hintern in die Höhe. Sie hatte abgenommen. Vinzenz hatte keine Ahnung, wieso gerade jetzt der Gedanke durch seinen Kopf schoss. Wahrscheinlich, weil Johannas Hinterteil von der Jeans in eine Form gebracht wurde, die er sehr zu würdigen gewusst hätte, wenn das da nicht seine Tochter gewesen wäre.

Er fühlte sich hilflos. So hatte sich ihm noch nie jemand für eine Strafe angeboten. Sollte er wirklich? "Was hältst du für angemessen?", fragte er.

"Was hältst du für angemessen?", gab sie zurück, ohne sich zu bewegen. "Bei Schuppachs kriege ich fünf mit der Reitgerte, wenn ich Mist baue. Der Stock ist nicht ganz so schlimm. Also erst einmal zehn?"

Wie? Es gab andere Menschen, von denen sie geschlagen worden war? Und "Schuppach"? War das nicht der Kerl von Zimmer zwölf gewesen, mit dem sie es vor laufender Kamera getrieben hatte?

"Bitte, Papa", sagte sie leise. "Tu es. Die Stellung ist nicht sehr bequem."

Vinzenz schüttelte den Kopf. Aber verdient hatte sie es, also sollte sie es auch bekommen. Er schloss den Gewehrschrank auf, wo er auch den Rohrstock aufbewahrte, mit dem schon sein Opa seinen eigenen Vater und der wiederum ihn verdroschen hatte. Ein Familienerbstück, das eigentlich bei der Hochzeit des ältesten Sohnes weitergegeben wurde. Ein Symbol für den Herrn des Hauses. Vater und Großvater hatten immer gemeint, er würde ihn zu wenig benutzen. Wahrscheinlich hatten sie Recht. Es musste einen Grund geben, warum drei seiner vier Kinder, darunter beide Söhne, sein Haus verlassen hatten, sobald sie volljährig geworden waren.

Er ließ den Stock ein paarmal durch die Luft sausen und grinste, als Johanna dabei zusammenzuckte. Eigentlich sollte er ja ihren blanken Hintern züchtigen, aber in Anbetracht dessen, dass sie eine erwachsene Frau war, wäre das wohl etwas unangemessen.

"Du kriegst fünf für das Gebrüll, mit dem du das Hotel geweckt hast", kündigte er an und ließ den Stock fallen.

"Eins, danke, Vater", war ihre total unerwartete Antwort. Auch für jeden der folgenden Schläge bedankte sie sich auch.

"Du kriegst fünf dafür, dass das ganze Dorf über mich gelacht hat, als dieser Film im Internet auftauchte." Und wieder fiel der Stock. Und wieder bedankte sie sich jedes Mal, obwohl ihre Stimme immer gepresster klang.

"Du kriegst zehn dafür —" Sie keuchte auf "— dass das ganze Dorf über deine Mutter gelacht hat."

Er hätte danach am liebsten weiter gemacht, doch dann hätte er vielleicht nicht mehr aufhören können, wenn er all die Dinge aufgezählt hätte, an denen Johanna schuld war. Und irgendwie war seine Wut verraucht, die er jetzt monatelang mit sich herumgeschleppt hatte.

"Du kannst aufstehen", sagte er.

Sie stand auf, ohne ihre Hände zu benutzen. Sie musste in den letzten Monaten nicht nur weniger gegessen, sondern auch trainiert haben. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, doch er konnte nicht die hilflose Wut darin sehen, die seine Kinder immer nach einer Bestrafung gezeigt hatten.

Sie rieb sich vorsichtig über den Hintern. "Du hast es immer noch gut drauf", sagte sie dann mit einem schwachen Lächeln.

Vinzenz lachte auf. Ja, er hatte es noch drauf. Kopfschüttelnd schloss er den Rohrstock wieder weg. "Du wolltest mit mir reden?", fragte er dabei über seine Schulter. "Setz dich doch hin!"

"Sehr witzig!", kam zurück. Sie rieb sich immer noch den Hintern.

"Hier!" Grinsend nahm er das Kissen, das er benutzte, wenn sein Rücken mal wieder schmerzte und drückte es ihr in die Hand. "Willst du was trinken?"

"Ja", sagte sie, ging zur Tür und klopfte dreimal.

Klara musste draußen gewartet haben. Das Schloss klickte, und sie kam mit zwei vollen Maßkrügen herein. Sie warf fragende Blicke auf Vinzenz und Johanna, grinste wissend, als sie das Kissen sah, auf das sich seine Tochter vorsichtig niederließ. "Seid ihr euch wieder gut?"