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Der Hof Kapitel 20

Geschichte Info
Kein Sex, dafür Crime
3.9k Wörter
4.6
1.2k
00
Geschichte hat keine Tags

Teil 15 der 21 teiligen Serie

Aktualisiert 05/17/2023
Erstellt 09/25/2022
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Kapitel 20

Kein Sex, dafür Crime

Felix wurde von einem gellenden Pfiff geweckt. Es war früh am Morgen und die Dämmerung brach gerade erst an. Zu seinem Erstaunen war Elias bereits aus dem Bett gesprungen, sagte leise:

"Bleib hier."

Und war lautlos aus der Tür gehuscht. Felix nahm sich selber die Fesseln ab, hielt es aber nach einiger Zeit nicht mehr aus und schlich vorsichtig in den Flur und an die Tür zum Hof, die offen stand. Dort bot sich ihm ein unerwarteter Anblick. Im Mondschein auf dem Hof stand Meister Niklas, er war nackt und blutete aus einer Wunde an seiner rechten Hüfte. Seinen Lendenschurz hatte er um die linke Faust gewickelt und den Gürtelstrick hielt er in der Rechten.

Ihm gegenüber stand ein großer Mann. Er war schwarz gekleidet und hielt ein langes Messer in der rechten Hand. Meister Niklas wich langsam zurück. Der Mann sprang vorwärts und stieß mit dem Messer zu. Meister Niklas parierte mit der geschützten Faust gegen den Unterarm des Angreifers und schlug gleichzeitig dem Mann mit dem kurz gefassten Strick ins Gesicht. Die Bewegung seiner rechten Hand war so schnell, dass Felix ihr kaum folgen konnte. Der Mann taumelte und griff sich mit der linken Hand ans Auge, während Meister Niklas diesmal seitlich zurückwich.

Der Mann wechselte das Messer in seine linke Hand und griff mit der rechten in eine große Tasche, die er vor dem Bauch trug. Wieder flog der Strick vorwärts und traf die Hand, hatte aber natürlich trotz des metallenen Endes viel weniger Wirkung als am Auge. Das würde brenzlig werden, dachte Felix, da tauchte hinter dem Mann Schwester Barbara auf. Sie führte eine Spritze zum Mund und zog mit den Zähnen die Schutzhülle von der Kanüle. Dann überwand sie die letzten Meter mit zwei langen Schritten, stieß dem Mann die Spritze in den Hals und leerte sie mit einem Druck ihres Daumens, alles in einer einzigen, flüssigen Bewegung.

Anschließend sprang sie zurück und entging so dem Messer des Angreifers, der sich ruckartig umdrehte und mit der Rechten reflexartig nach der Spritze in seinem Hals griff. Dadurch kam aber Meister Niklas in seinen Rücken. Er trat dem Mann in die Kniekehlen und riss ihn am linken Arm nach hinten um. Dann sprang er seinerseits zurück, um dem wild geschwungenen Messer zu entgehen. Der Mann versuchte noch aufzustehen, aber seine Beine versagten bereits und dann lag er still.

Meister Niklas trat zu ihm, griff in die Bauchtasche des Mannes und zog die Pistole heraus, die der hatte benutzen wollen. Dann drehte er sich um und sah Felix.

"Felix, bring mir die große Erste-Hilfe-Tasche aus meinem Zimmer."

Felix sprintete los. Als er zurückkam, saß Meister Niklas auf dem Tisch vor der Küche und wurde von Schwester Barbara untersucht.

"Das wird genäht werden müssen, Niklas."

"Ich weiß. Später. Kannst Du es so verbinden, dass es ein paar Minuten hält und nicht durchblutet? Der Kerl war garantiert nicht alleine."

Schwester Barbara nickte und machte sich an die Arbeit.

"Felix, in der Kühltruhe ganz rechts ist hinten unten eine kleine grüne Tasche. Die brauche ich."

Felix lief los und holte das Gewünschte. Meister Niklas hatte aus der Erste-Hilfe-Tasche eine Spritze genommen, jetzt öffnete er die grüne Tasche, zog eine kleine Flasche heraus, stach mit der Kanüle durch den Deckel und zog die Spritze auf. Schwester Barbara, die inzwischen einen Verband um Meister Niklas Hüfte gelegt hatte, schaute auf das Etikett der Flasche, ihre Augen weiteten sich und sie sagte leise:

"Felix, halt Abstand! Niklas, willst Du ihn umbringen?"

"Ehrliche Antwort: ja. Wie lange schläft er?"

"Eine halbe Stunde Minimum."

"Gut. Er hat Dich gesehen und den Hof. Ich möchte erstens nicht, dass er jemandem davon erzählen kann und zweitens soll sein Auftraggeber wissen, dass ich es ernst meine."

Felix sah jetzt erst, dass Meister Niklas sich aus der Erste-Hilfe-Tasche ein Paar Einmalhandschuhe angezogen hatte. Er stand auf, ging zu dem am Boden liegenden Mann, suchte an dessen Hals nach der passenden Stelle, stach die Spritze ein und drückte den Kolben herunter. Dann legte er die Spritze mitten auf den Tisch und stellte die Flasche daneben.

Darüber kamen nacheinander Elias, Meister Julian und Meister Leon aus verschiedenen Richtungen auf den Hof. Meister Julian und Meister Leon zeigten beide eine Hand mit der Handfläche nach vorn, nur Elias zeigte einen erhobenen Zeigefinger.

"Aha, nur einer. Wo?"

"Zufahrt, direkt am Waldrand. Großer dunkler SUV, Schnauze nach hier. Ein Mann im Auto. Sonst alles frei."

Die beiden anderen nickten zur Bestätigung. Felix sah, dass Meister Leon einen kurzen Knüppel in der Hand hielt und Meister Julian anscheinend einen Klappspaten.

"Elias, nimm dem Kerl alles ab was er hat. Dann packt ihn in die Schubkarre."

Befahl Meister Niklas, dann nahm er Spritze und Flasche vom Tisch und ging ins Haus. Elias begann, die Taschen des Mannes zu durchsuchen und warf die Fundstücke Meister Leon zu, der die Sachen auf den Tisch legte. Meister Julian ging die Schubkarre holen. Als Meister Niklas zurückkam, waren die drei Jungen mit Felix Hilfe gerade dabei, den leblosen Körper des Angreifers in die Schubkarre zu heben, die Schwester Barbara festhielt. Meister Niklas drückte Elias ein kleines Päckchen in die Hand und sagte:

"Ich will mich mit ihm unterhalten und er muss den Wagen noch fahren können."

Elias nickte, nickte dann den anderen beiden zu und die drei verschwanden im Wald.

"Keine Sorge, er wird sie nicht einmal sehen. Ihr beiden bleibt hier. Wenn wir in einer Stunde nicht wieder da sind, wird Fabi euch zeigen, was ihr an Werkzeug braucht. Vorher bitte nicht, es sei denn, hier am Hof geht etwas grob schief. Wenn Elias und ich bis Sonnenaufgang nicht wieder da sein sollten... macht mit allen Überlebenden, dass ihr wegkommt und viel Glück. Wird aber wohl nicht passieren."

Damit steckte sich Meister Niklas die Pistole in den Hosenbund, er hatte sich Jeans, Schuhe und ein T-Shirt angezogen, packte die Handgriffe der Schubkarre und ging in Richtung Zufahrt. Im Gehen sagte er noch:

"Ach, und helft Fabi vom Dach der Waschküche runter, ja?"

Schwester Barbara und Felix machten sich auf den Weg zur Waschküche. Unterwegs fragte Felix:

"Schwester Barbara, was hat Meister Niklas dem Mann da gespritzt?"

"Das war ein Neurotoxin -- ein Nervengift. Ich habe es noch nie vorher gesehen, aber es war ein offizielles Mittel, mit englischer Aufschrift. Es wurde vor langer Zeit in meiner Ausbildung mal erwähnt, damals wurde es noch irgendwo für gebraucht, jetzt aber nicht mehr -- zu gefährlich. Wenn du dir den Inhalt dieser Flasche über die ungeschützte Hand gießt, dann kannst du gerade noch mit der anderen Hand eine kurze Abschiedsnotiz schreiben, hat der Ausbilder damals gesagt. In der Menge, die Meister Niklas ihm da in den Hals gespritzt hat, wird der Mann mindestens schwere Hirnschäden davontragen, wenn es nicht sein Atemzentrum lähmt. Dann erstickt er."

Sie standen hinter der Waschküche, wo deren Dach niedriger war. Neben dem Gebäude lag eine Leiter. Schwester Barbara rief leise Meister Fabians Namen und nach kurzer Zeit tauchte ein Kopf über dem Rand des Dachs auf. Felix stellte die Leiter ans Dach und stieg hinauf.

"Wie seid Ihr hier aufs Dach gekommen, Meister Fabian?"

"Weiß ich selber nicht, ist wohl alles eine Frage der Motivation. Steht mein Rollstuhl noch unten? Gut. Nimm bitte das hier."

Er reichte Felix ein Gewehr, an dem ein Schalldämpfer und ein Zielfernrohr montiert waren. Meister Fabian reichte Felix noch eine kleine Tasche mit Schultergurt und Felix gab beides nach unten zu Schwester Barbara weiter. Sie hätte die Waffe offensichtlich gerne mit spitzen Fingern angefasst, wenn sie nicht zu schwer dafür gewesen wäre.

"Ist nicht gefährlich, ich habe gesichert."

Sagte Meister Fabian und begann, sich über die Dachkante zu schieben. Es war ziemlich abenteuerlich, und Felix musste ordentlich helfen, aber schließlich saß Meister Fabian wieder in seinem Rollstuhl. Aus dem Wald hallte ein einzelner Schuss.

-- ~ --

Elias stand hinter dem zweiten Angreifer, der mit auf dem Rücken gefesselten Händen auf dem Weg kniete. Vor ihm stand Niklas, die Pistole in der rechten Hand. Er sprach zu dem Mann in einer fremden Sprache. Elias wusste, dass es russisch war, auch wenn er die Worte nicht verstand. Es war in jedem Fall nicht freundlich. Nun zielte Niklas auf das linke Knie des Mannes und schaute Elias fragend an. Er begriff: Der Mann sollte das Auto noch fahren können. Es war ein Wagen mit Automatikgetriebe. Elias nickte und Niklas schoss.

Der Mann krümmte sich zusammen. Niklas ging achtlos an ihm vorbei, stieg ins Auto, startete, setzte zurück und wendete den Wagen. Er stellte das Fahrzeug so, dass die Beifahrerseite im Gebüsch lag. Julian reichte Elias den Klappspaten und verschwand lautlos. Er würde gleich den Farbbeutel unters Auto kleben, der ihnen zumindest für die erste Strecke verriet, wohin der Angreifer fuhr. Das war der Inhalt des Päckchens, dass er eben von Niklas bekommen hatte. Der hatte zwar keine Anweisung dazu gegeben, aber der Zweck war offensichtlich genug gewesen.

Niklas hatte inzwischen den Motor abgestellt, war ausgestiegen, hatte die hintere Tür auf der Fahrerseite geöffnet und fuhr jetzt die Schubkarre davor. Dann wuchtete er mit Leons Hilfe den leblosen Körper des ersten Angreifers auf den Rücksitz und schlug die Tür zu. Er winkte den beiden Jungen, im Wald zu verschwinden, dann zog er den zweiten Mann an den Schultern auf die Beine, stieß ihn vor sich her zur offenen Fahrertür und lehnte ihn dort ans Auto. Danach nahm er ihm die Fesseln ab, sagte noch einige unfreundliche Worte auf Russisch und zog sich dann zurück. Der Mann machte keinen Versuch, nach Niklas zu schlagen oder derlei.

Vorhin, bevor Niklas mit der Schubkarre angekommen war, hatte er einmal was probiert und dafür den Klappspaten ins Gesicht bekommen, das hatte er sich gemerkt. Jetzt zog er sich mühsam auf den Fahrersitz, startete und fuhr los. Elias blickte auf das Smartphone in seiner Hand und wischte über den Bildschirm. Sie hatten mit dem Angriff gewartet bis der Mann sein Telefon benutzen wollte. Jetzt war es nicht gesperrt und sie würden an alle gespeicherten Daten herankommen. Niklas würde stolz auf sie sein. Sie warteten, bis die Rücklichter des Wagens nicht mehr zu sehen waren und trafen sich dann wieder auf dem Waldweg.

"Was hast Du ihm gesagt?"

"Dass er seinem Auftraggeber einen schönen Gruß ausrichten soll und der das nächste Mal besser Profis schickt, und mehr davon, denn das wäre dann nötig. Das waren Amateure. Ich hasse Amateure."

"Der eine Amateur hat Dich aber erwischt."

"Das war ein motivierter Amateur. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass ich nicht froh bin, dass es Amateure waren. Ich hasse sie halt nur. Was hatte er denn bei sich?"

"Ist alles da in der Tasche, die Julian grade in die Schubkarre legt. Ein Messer, eine Pistole, ein Schwung Medikamente. Bin gespannt was das für ein Zeug ist."

"Ich auch. Ah, Leon, Du hast die Hülse gefunden, prima!"

"Was hast Du dem Kerl da am Hof gespritzt?"

"Das willst Du gar nicht wissen. Er hat Barbara gesehen und war schon am Hof, deswegen musste ich ja auch so schnell was unternehmen, dabei hat er mich erwischt. Aber er wird nichts mehr erzählen können, wenn er überhaupt lebt. Ich hoffe das allerdings, denn sie werden rätseln, was ich mit ihm gemacht habe und werden Schwierigkeiten haben, nochmal Leute für so eine Mission zu bekommen."

"Wer, glaubst Du, steckt dahinter?"

"Es kommen nur zwei infrage. Wichtiger ist eigentlich, von welcher Sorte die Leute sind, die der Betreffende angeheuert hat. Sie werden den Farbbeutel finden, wenn sie nicht völlige Deppen sind und werden sich fragen, ob ich jetzt hinter ihnen her bin. Der Fahrer wird ihnen wohl nicht freiwillig verraten, dass er sich das Handy hat abnehmen lassen, aber ich laufe nachher mal mit dem Ding zu einer Stelle, wo Empfang ist und rufe alle Nummern aus dem Telefonbuch an, dann wissen sie Bescheid. Mit ein bisschen Glück können sie nicht einschätzen, mit wem sie es zu tun haben und werden dementsprechend entrüstet bei ihrem Auftraggeber aufschlagen und den fragen, in welches Wespennest er sie da ihren Schwanz hat stecken lassen."

"Und weißt Du was: Der weiß das auch nicht. Wenn wir es also nicht mit völlig durchgeknallten rachsüchtigen Mafiosi zu tun haben, oder ich eben dummerweise dem Sohn vom Boss ins Knie geschossen habe, dann wird der Verlauf dieser Aktion alle Beteiligten kräftig demotivieren. Und hoffentlich spricht es sich rum. Ich werde den beiden Kandidaten je einen höflichen Brief schreiben, dass der schuldige Teil seinen einen Freischuss gerade gehabt hat und sie mich beide kennenlernen werden, wenn einer von beiden nochmal auf Ideen kommt. Dann ist hoffentlich -- hoffentlich -- Ruhe."

"Clever. Die beiden wissen ja voneinander, also wird dann der eine Ärger mit dem anderen kriegen."

"Genau, nach dem Motto: Was machst Du da für einen Scheiß. Und wenn sie es beide zusammen geplant haben, ist es auch gut, dann wissen sie, dass es mir egal ist, wenn ich einen von beiden für unschuldig halte."

"Woher wusstest Du, dass das Russen waren?"

"Der Erste hat eine kyrillische Tätowierung auf dem Handrücken."

"Was hättest Du gemacht, wenn es Griechisch gewesen wäre?"

"Ein dummes Gesicht. Griechisch kann ich nicht."

Damit standen sie am Hof.

-- ~ --

Nach dem Schuss war Felix ins Haus geeilt, während Schwester Barbara mit Meister Fabian zur großen Scheune rollte. Beide Jungen waren sich ohne Absprache einig, dass sie Schwester Barbara keinesfalls alleine lassen würden, auch wenn das vielleicht albern war nach dem, was sie sie eben hatten tun sehen. Felix bemühte sich, geräuschlos bis ins Wäschezimmer zu kommen, wo er für alle drei je einen kompletten Satz Kleidung zusammensuchte und sich dann ebenfalls auf den Weg in die große Scheune machte.

Dort hatte Schwester Barbara eines der beiden großen Tore weit geöffnet. Die Scheune war ursprünglich einmal dafür gedacht gewesen, dass man mit dem Heuwagen hindurchfahren konnte und hatte dementsprechend auf beiden Giebelseiten je ein großes zweiflügeliges Tor. Das würde selbst Meister Fabian eine gewisse Beweglichkeit geben, auch wenn Felix sich wenig Illusionen über seine Chancen machte. Allerdings war er ja bewaffnet.

Nachdem zuerst Schwester Barbara und dann Felix sich angezogen hatten, half Schwester Barbara Meister Fabian mit geübten Griffen beim Anziehen, während Felix mit dem ungewohnten Gewehr Wache hielt. Sie arbeiteten in völliger Stille, denn ihr Gehör war ihre einzige Chance, einen eventuellen Angreifer rechtzeitig wahrzunehmen. Sie standen im Schatten und warteten. Schließlich hörten sie leise Stimmen, dann einen melodischen Pfiff.

"Das ist Niklas, Entwarnung."

Sagte Meister Fabian und entspannte sich sichtlich. Sie gingen und rollten auf den Hof. Dort trafen sie auf die andere Gruppe. Schwester Barbara hatte, nachdem Elias, Meister Leon und Meister Julian auf ihre Frage nach Verletzten den Kopf geschüttelt hatten, Meister Niklas ohne weitere Worte zum großen Tisch geführt und seine Jeans heruntergezogen.

"Schafft mir den Krempel hier vom Tisch. Legt ihn meinetwegen in die Schubkarre zu dem anderen Zeug. So, hinlegen!"

Das war für Meister Niklas, der widerspruchslos folgte. Zum Glück wurde es inzwischen zunehmend hell. Schwester Barbara schob noch das T-Shirt aus dem Weg, ließ sich von Felix, der assistierte, die Handschuhe anziehen, zerschnitt dann den Verband und untersuchte die Wunde genauer. Anscheinend zufrieden tupfte sie das Blut weg, das immer noch aus der Wunde lief und desinfizierte sie großzügig, was Meister Niklas zusammenzucken ließ. Dann ließ sie sich von Felix den Inhalt der Erste-Hilfe-Tasche zeigen, deutete auf eine kleine Sprühflasche, die Felix aus ihrem Plastikbeutel befreite und ihr anreichte. Sie schirmte die Wunde mit ihrer Hand ab und sprühte auf die Ränder.

"Lokale Betäubung. Die ersten Stiche werden noch weh tun, danach sollte es wirken."

Damit ließ sie sich von Felix eine krumme Nadel auspacken, die auch schon einen fest montierten Faden mitbrachte, sie fasste die Nadel mit einer speziellen Zange und nähte die Wundränder zusammen. Faden knoten, abschneiden. Dann kam eine sterile Wundauflage auf das Ganze, die mit Leukoplast fixiert wurde. Schwester Barbara zog jetzt die Handschuhe aus und fasste Meister Niklas linke Schulter und Rücken, während Felix auf die rechte Seite wechselte. Sie hoben Meister Niklas Oberkörper an.

"Nicht helfen, entspann Dich."

Kommandierte Schwester Barbara. Während Meister Niklas von Felix in seinem Sitz stabilisiert wurde, wickelte Schwester Barbara elastische Binden um seine Hüften, die sie schließlich mit zwei Klammern fixierte. Dann durfte Meister Niklas aufstehen und seine Kleidung richten. Elias kam aus der Küche mit einem Tablett voller Tassen und einer Kanne mit dampfendem Kaffee. Als alle am Tisch saßen und versorgt waren, fragte Schwester Barbara:

"So, und wer verrät mir jetzt, was das genau war?"

"Das war unsere Vergangenheit, fürchte ich. Barbara, Felix, es tut mir sehr leid. Ich hatte gehofft, so etwas würde nicht passieren. Und ich wollte euch auch in gar keinem Fall dort hineinziehen."

"Ich könnte die Frage aber genauso gut zurückgeben: Was war das denn? Du hast den ersten Angreifer außer Gefecht gesetzt wie ein Profi."

"Es schien mir in dem Moment das Richtige zu sein. Die Einmalspritze mit dem Barbiturat habe ich im kleinen Notfallset im Zimmer. Geht prima für Angreifer ohne Messer."

"Erinnere mich daran, Dir nie den Rücken zuzudrehen. Aber was Deine -- berechtigte -- Frage angeht könnte ich einfach antworten, dass es sich um zwei gedungene Russen handelte, die uns hier Gewalt antun sollten. Aber das hilft Dir natürlich nicht weiter. Für alles andere bin ich allerdings auch auf Spekulationen angewiesen."

"Sieh mal, es gibt zwei Leute, zwei Männer -- sehr wohlhabende Männer -- die uns etwas schulden. Nicht jedem von uns, aber uns als Gruppe. Sie haben den Hof mit dem darum herum liegenden Wald gekauft und auf den Namen einer Stiftung überschrieben. Die Stiftung versorgt uns außerdem mit einem bescheidenen monatlichen Einkommen. Das tut ihnen eigentlich nicht weh und im Gegenzug gehen wir ihnen nicht auf die Nerven. Ich vermute sehr stark, dass einer der beiden oder eventuell auch beide den zwischen uns bestehenden 'Vertrag' entweder neu verhandeln oder gleich ganz aufkündigen wollten."

"Ich habe mich daher leider -- und das meine ich ernst, es macht mir auch keinen Spaß -- leider gezwungen gesehen, den Einsatz dieses Spiels zu erhöhen. Nun bezahlen sie als Gegenleistung dafür, dass sie am Leben bleiben."

"Würdest Du mir verraten -- nur damit ich es verstehe -- warum Du dem Fahrer ins Knie geschossen hast?"

"Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich euch solche Details ersparen könnte, Elias."

"Deine Witze waren auch schon mal besser. Hast Du vergessen, wie Du uns ausgebildet hast? Wie Du mit Deinem Paintball-Gewehr auf uns geschossen hast, wenn Du uns im Wald aufgespürt hattest? Ich habe so viele schmutzige Tricks gelernt, dass ich nie in meinem Leben Kampfsport betreiben könnte. Nicht dass ich wollen würde, aber ich finge mir auch sofort eine Disqualifikation ein."

"Das stimmt, Du hast vollkommen recht. Aber Du hast ja heute gesehen, wie nötig das war -- leider. Ich bin übrigens richtig stolz auf Euch alle. Ihr habt Euch ganz prima geschlagen, und ich alter Trottel bin der Einzige, der was abgekriegt hat. Ich würde das Ergebnis mal einen Erfolg nennen wollen."

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