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Der Hof Kapitel 22

Geschichte Info
Weihnachten.
3.5k Wörter
4.08
2.2k
00

Teil 17 der 21 teiligen Serie

Aktualisiert 05/17/2023
Erstellt 09/25/2022
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Kapitel 22

In dem es ein bisschen weihnachtet

Winter auf dem Hof war anders als der Sommer, aber auf seine Art auch schön, dachte Felix. Zunächst einmal konnte er mehr Zeit auf dem Hof verbringen, weil sie in der Firma im Winter weniger zu tun hatten oder wegen schlechten Wetters nicht arbeiten konnten. Natürlich musste man Schuhe tragen und Kleidung, wenn man nach draußen ging, aber man war halt einfach weniger draußen. Dafür war die Gemeinschaft enger, weil sich mehr vom Leben im Wohnhaus abspielte. Also saßen sie Abends statt vor dem Haus in ihrem Wohnzimmer neben der Küche, das im Sommer fast verwaist war.

Dort lagen Teppiche auf dem Boden, neben einem großen Tisch luden zwei Sofas zum Sitzen, Spielen und Lesen ein, außerdem gab es einen großen alten Ofen, der mit Holz geheizt wurde. Felix liebte die Abende mit dem knackenden Holz im Ofen, einer großen Kanne Kräutertee obenauf, die im Verlauf des Abends geleert wurde, und allen Mitgliedern ihrer Gemeinschaft um ihn herum.

Der Kräutertee war eine reine Winterspezialität. Meister Niklas mischte ihn jedes Jahr aus einer ganzen Anzahl getrockneter Kräuter zusammen, die er entweder übers Jahr selber sammelte, einen der Jungen sammeln schickte, oder aber aus dem Gemüsegarten bekam. Dann kam noch ein Anteil "richtiger" Tee darunter, den sich Meister Niklas als Paket schicken ließ.

Elias hatte ihm erzählt, dass der Tee jedes Jahr anders geriet. Dieses Jahr war der Winter des Pfefferminztees. Die Pfefferminze im Kräutergarten war unter Felix Pflege sehr gut gediehen und hinterließ in der fertigen Mischung eine deutliche Note. Felix wusste, dass Meister Niklas eine gute Menge der frischen Pfefferminzblätter in einer der Tiefkühltruhen gelagert hatte und so über den Winter die Mischung immer wieder "auffrischen" konnte, vermutete daher Absicht hinter der Pfefferminznote und fühlte sich geschmeichelt. Der "Pfefferminztee-Winter" erinnerte nämlich alle immer wieder an die gute Ernte aus dem Gemüsegarten, und das war zu guten Teilen sein Verdienst.

Da sie nun zum ersten Mal regulär Strom und Beleuchtung im Wohnhaus hatten, konnte man die Abende länger werden lassen, was vor allem seinem Herrn gut gefiel. Aber auch Meister Leon war recht angetan, denn Felix las ihm an solchen Abenden immer vor, während der schmächtige Künstler sich glücklich an ihn drückte. Und anschließend gab es noch einen klaren Vorteil des Winters: Elias fror sehr leicht, sodass Felix nicht mehr auf seiner Matte schlief und sich in den kalten Nächten gerne als Wärmflasche für seinen Herrn gebrauchen ließ.

Dabei war es natürlich nicht so, dass Elias Zimmer nicht geheizt war. Im Gegenteil, das gesamte Wohnhaus hatte eine geradezu luxuriöse Ausstattung -- wie bei einem Projekt, wo Meister Niklas an entscheidender Stelle beteiligt war, auch erwartet werden durfte. Felix hatte zunächst Sorgen vor dem Winter gehabt, denn es waren nirgendwo im Haus Heizkörper zu sehen, und nur mit den beiden Holzöfen in Küche und Wohnzimmer, das konnte ja heiter werden.

Allerdings hatte Meister Julian ihn beruhigt, als der Tankwagen mit dem Gas ihren Vorrat aufgefüllt hatte: Das gesamte Wohnhaus hatte eine Fußbodenheizung, ebenso das Atelier und die Waschküche. Im Wohnhaus lagen die Heizungsrohre zwischen den Deckenbalken und machten alle Böden angenehm warm, sodass man im ganzen Haus ohne weiteres den ganzen Winter barfuß laufen konnte, was selbst Meister Niklas gerne ausnutzte.

Die Heizung selbst stand in der großen Scheune, in einem abgetrennten Raum unter dem Atelier. Das hatte selbstverständlich alles seinen Sinn und beruhte auf Überlegung. Da die Scheune direkt am Wohnhaus stand und auch die Waschküche nicht weit entfernt war, blieben die Heizungsrohre optimal kurz. Die kürzesten führten in den Fußboden des Ateliers, was Meister Leon sehr angenehm war. Darüber hinaus war die Heizung in der Scheune wesentlich besser zugänglich, als wenn sie im Gewölbekeller unter dem Wohnhaus gestanden hätte, der so auch deutlich kühler blieb, was ihren Vorräten gefiel.

Leider hatten sie im späten Herbst Denise verloren. Zwar hatte sich Schwester Barbara fast ebenso liebe- wie mühevoll um sie gekümmert, auch hatte ihr der Umgang mit den Jungen sichtlich Spaß gemacht, aber eines Morgens fehlte sie beim Frühstück. Schwester Barbara war noch am selben Tag losgezogen, sie zu suchen, kam aber alleine zurück. Felix hatte nur gehört, wie Meister Niklas vor dem Abendessen zu Schwester Barbara gesagt hatte, dass man schließlich niemanden zu seinem Glück zwingen könne, dann wurde nicht mehr darüber gesprochen.

Dafür gab es noch mehr Tätigkeiten, bei denen Felix sich nützlich machen konnte. Ihr Wald war zwar nicht wirklich als Nutzwald angelegt, aber erstens wollte Meister Niklas nicht, dass ihnen bei Sturm der Hälfte der Bäume umfiel. Außerdem brauchten sie ja Nachschub an Holz für die Öfen in Wohnzimmer und Küche, auch wenn das Holz, dass sie diesen Winter schlugen, erst frühestens für das nächste Jahr zur Verfügung stehen würde.

Felix gegenüber hatte Meister Niklas freimütig zugegeben, dass er im Grunde blutiger Amateur in Sachen Waldpflege war, aber wofür gab es schließlich die Bibliothek? Zwar beschränkte sich Felix einschlägige Erfahrung auf die Baumpflege und das Beschneiden in anspruchsvollen Lagen, aber er hatte natürlich entsprechende Lehrgänge besucht und konnte jetzt zum ersten Mal in der Praxis ganze Bäume fällen. Also hatten sie Bücher gewälzt und Meister Niklas hatte Felix das schöne Gefühl vermittelt, dankbar für Rat und ein zweites Paar Augen zu sein.

In der Folge hatten sie dann zusammen die Bäume ausgesucht und markiert, die sie fällen würden. Das Ziel war ein gesunder Mischwald, auch wenn sie den vielleicht nicht mehr selbst erleben würden. Gefällt hatten sie tatsächlich zu zweit, das heißt natürlich nicht nur zu zweit, aber mit zwei Motorsägen. Während Meister Niklas die einfachen Bäume -- also diejenigen, die sich einwandfrei fällen ließen -- übernommen hatte, war Felix Aufgabe das Fällen der schwierigen Kandidaten gewesen. Er hatte dazu Meister Julian und Meister Fabian als Hilfe zugeteilt bekommen, letzteren in dem bereits bekannten Minibagger.

Den nutzte Felix dazu, die Bäume entweder in die gewünschte Richtung zu ziehen, oder aber daran zu hindern, in eine unerwünschte Richtung zu fallen. Häufig genug kletterte er selbst den Stamm hinauf, um die entsprechenden Seile anzubringen oder den einen oder anderen widerspenstigen Ast zu kappen, während Meister Julian ihn sicherte. Allerdings stellte Felix bald fest, dass Meister Julian durchaus auch gerne das Klettern übernehmen wollte. Zunächst hatte Felix Bedenken, weil er nicht gut einschätzen konnte, wie ernsthaft Meister Julian die Sache angehen würde. Aber er sagte sich, dass er hier der Verantwortliche für die Fällung war und machte das auch Meister Julian klar. Der akzeptierte Felix Führung überraschend schnell, hielt sich genauestens an dessen Vorgaben und lernte bald, wie Felix sich sicheres Klettern und Fällen vorstellte:

"Meister Julian, die Motorsäge ist ein bösartiges Ding, wie eine Klapperschlange. Der Umgang mag vielleicht bei Meister Niklas leicht aussehen, aber er hat auch jede Menge Übung. Ich selber habe einen höllischen Respekt vor diesem Werkzeug, obwohl ich es oft benutze. Wenn Du einmal nicht aufpasst, verlierst Du nicht Finger, sondern ganze Hände und Arme. Und aus dem Baum fallen willst Du auch nicht, also bleib konzentriert."

Was Felix ihm dabei nicht sagte: Er hatte bereits viel Erfahrung darin, neue Leute anzulernen, kannte also die typischen Fehler beim Klettern und auch die Anzeichen, dass jemand dabei war, welche zu machen. Er konnte daher zeitig und ruhig mit Anweisungen eingreifen. Es half auch, dass Meister Fabian, der schließlich das mächtigste Werkzeug steuerte, sehr besonnen und konzentriert war. Irgendwann während der Arbeit bemerkte Felix aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Wald. Er sah sich nicht um, da er Meister Julians Sicherungsleine in der Hand hielt, sondern blieb auf diesen konzentriert. Trotzdem war er sich recht sicher, dass er Meister Niklas gesehen hatte.

Als sie fertig waren, ging Felix zu Meister Julian und lobte ihn für die gute Arbeit.

"Felix, ich dank Dir."

"Wofür, Meister Julian?"

"Für Dein Vertrauen, Felix. Ich glaub, Niklas hätt mich nicht klettern lassen."

"Du hast es doch prima hingekriegt, Meister Julian. Außerdem kann ich das nicht so recht glauben, schließlich hat Meister Niklas zwischendurch unauffällig nach uns gesehen, da hätte er etwas sagen können, wenn es ihm nicht gepasst hätte."

"'Unauffällig' ist bei Niklas so ne Sache, Felix. Ich hab ihn auch gesehen. Das heißt bei ihm normalerweise, dass er gesehen werden wollte. Vielleicht hat er geguckt, ob wir uns ablenken lassen. Und er würde nur eingreifen, wenn er wirklich glaubt, er muss."

Im Dezember gingen sie zusammen in den Wald, einen Weihnachtsbaum aussuchen. Sie hatten jeweils verschiedene Kandidaten, denen Meister Niklas über die Jahre immer wieder die Luft zum Wachsen verschafft hatte, indem er den Bewuchs rundum mit der Sense klein gehalten hatte. Wann immer man Meister Niklas damit in den Wald gehen sah, musste man an Weihnachten denken. Das Aussuchen des Baumes war ein Ritual der Vorweihnachtszeit, auf das sich alle freuten.

Dieses Jahr musste Felix als der Größte von ihnen als Maßstab für die passende Baumgröße herhalten. Meister Niklas machte zwar seine üblichen Sprüche, diesmal dass sie den Riesenbaum ja gar nicht durch die Türen bringen würden, hielt sich aber sonst zurück und ließ seine Jungen entscheiden, was offenbar zum Ritual gehörte. Schließlich markierte er den ausgewählten Baum mit einer Schleife und es ging zurück zum Hof. Dort standen in den beiden Küchenfenstern vier große elektrische Kerzen. Das war ihr Adventskranz. Zwar war Meister Niklas viel zu sarkastisch um irgendetwas auf Religion zu geben, aber das warme Licht aus den Küchenfenstern, das nun jeden auf dem Hof begrüßte, verfehlte auch auf ihn seine Wirkung offenbar nicht.

Gebacken wurde auch, Elias und Schwester Barbara hatten Planung und Durchführung unter sich. Zwar legten die Hühner leider keine Eier mehr, allerdings war die finanzielle Situation durch Schwester Barbaras und Felix Beiträge deutlich entspannter geworden, sodass die sich diesen Luxus leisten konnten. Das fertige Backwerk nahm Meister Niklas unter Verschluss, brachte aber Abends häufig einen Teller mit in das Wohnzimmer.

Es würde auch Geschenke geben. Elias hatte Felix erzählt, dass Meister Niklas jedes Jahr zu Weihnachten für jeden ein praktisches kleines Geschenk hatte, stets selbstgemacht, seinerseits aber keine Geschenke haben wollte. Das könnte in diesem Jahr allerdings anders werden, sein Herr und Schwester Barbara hatten schon vor Monaten die Köpfe zusammengesteckt und einen Plan gemacht. Das Ergebnis des Plans stand nun unter einer Decke im Atelier, versteckt zwischen großen Gemälden.

Zwei Tage vor Heiligabend ging Meister Niklas mit Felix in den Wald, die kurze Axt über der Schulter. Sie schlugen den Weihnachtsbaum und spitzten auch gleich den Stamm so an, dass er in ihren altmodischen Ständer aus Eisen passen würde. Der Baum wurde neben der kleinen Scheune unter Dach gestellt, sodass er Übermorgen trocken ins Wohnzimmer kam. Schnee lag natürlich keiner und es war dieses Jahr wieder viel zu warm, fast zehn Grad.

"Ist auch gut, dann kostet es weniger Gas. Das ist wie Regen und Sonnenschein."

Meinte Meister Niklas dazu.

"Das Cabrio und der See, Meister Niklas?"

"Verflixt, Unikum, kann man Dir gar nichts um die Ohren hauen, was Du nicht kennst?"

Sagte Meister Niklas mit breitem Grinsen. Cabrio und See, das war die Antwort von Charlie Brown auf die Frage von Peppermint Patty nach dem Sinn des Lebens: Der Sinn des Lebens ist, ein Cabrio und einen See zu besitzen. Wenn die Sonne scheint, kann man Cabrio fahren, wenn es regnet, geht das nicht, aber dafür füllt sich der See. War es kalt und es lag Schnee, dann war es romantisch, gab es keinen, dann brauchten sie weniger Gas. Zufriedenheit kommt von innen, nicht von außen, dachte Felix.

An Heiligabend wurde der Baum aufgestellt und gemeinsam geschmückt. Der Schmuck war so wie der ganze Hof, bunt gemischt, offenbar aus mehreren bis vielen Quellen stammend, ganz unterschiedlich alt und sehr individuell. Beleuchtet wurde mit elektrischen Kerzen, Meister Niklas würde sich auch so lange weigern, deren Glühbirnchen durch LEDs zu ersetzen, wie er noch ein paar Exemplare zum Austausch bei Defekten hatte.

Felix lernte, dass zu den Traditionen des Hofes gehörte, dass es an Heiligabend nichts Besonderes zu essen gab. Im Gegenteil, die einfache Suppe war selbst für Meister Niklas Verhältnisse frugal. Aber nachdem sie alle gemeinsam in der Küche gegessen hatten, gingen sie ebenso gemeinsam ins Wohnzimmer. Dort brannte bereits ein Feuer im Ofen, der Weihnachtsbaum strahlte, auf dem Ofen blubberte der Kräutertee und auf dem Tisch warteten zwei große Teller mit ihrem selbstgemachten Gebäck. Felix und Meister Leon hatten sich allerdings von der Gruppe entfernt -- unauffällig, wie sie hofften -- und waren zum Atelier geeilt. Dort holten sie das Geschenk für Meister Niklas, das Felix zum Haus trug, während Meister Leon die Türen vor ihm öffnete.

Als sie die das Wohnzimmer betraten, herrschte dort völlige Stille. Schwester Barbara stand auf, stellte sich vor Meister Niklas und sagte:

"Niklas, wir wissen alle, dass Du nichts geschenkt haben möchtest. Aber Du weißt, dass wir alle dankbar sind für die vielen Dinge, die Du das ganze Jahr über für uns tust. Und während ich mir habe sagen lassen, dass Du in den vergangenen Jahren immer Deinen Willen bekommen hast, lösen wir den Konflikt in diesem Jahr auf unsere Art. Frohe Weihnachten, Meister Niklas."

Mit diesen Worten umarmte Schwester Barbara Meister Niklas und drückte ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, während Felix die Decke von dem Geschenk zog.

Es war viel Arbeit gewesen, geistige wie körperliche, bis das Geschenk fertig war. Das lag in der Natur des Beschenkten: Meister Niklas war bei seinen Unternehmungen nie zufrieden, bis das Ergebnis perfekt war. Das Geschenk für ihn sollte demnach auch möglichst nahe an diesen Anspruch heranreichen. Und Meister Niklas Geschenke lösten immer ein Problem für den Beschenkten. Meister Niklas Problem, das sie zu lösen beschlossen hatten, war, dass er häufig im Ort und der weiteren Umgebung unterwegs war, aber kein Auto fahren wollte.

Zwar existierte eine Bushaltestelle, die außer ihrem Hof auch noch einige andere einzeln liegende Bauernhöfe an die nächste Ortschaft anband, aber das war nicht nur ein gutes Stück zu laufen, der Bus kam auch nicht allzu oft. Sie hatten ihm also ein Fahrrad gebaut. Natürlich kein ganz normales Fahrrad, das hätten sie sich gar nicht getraut. Es war elektrisch unterstützt, was ihnen erlaubt hatte, eher robust als leicht zu bauen. Schwester Barbara und Felix hatten diverse, nicht mehr fahrbereite Räder gefunden und besorgt, aus denen Meister Julian und Meister Fabian dann ein funktionstüchtiges Exemplar gemacht hatten. Und Elias hatte eine geradezu riesige Gepäcktasche aus den Resten mehrerer Zelte genäht, komplett mit Innenfutter aus grobem Leinen.

Für schlechtes Wetter hatten sie ein Dach gefunden, das sich wie ein Bogen aus schmalen Rohren und einer Polycarbonatscheibe über dem Rad spannte und das sie als Bausatz gekauft hatten. Das war durchaus funktional, genügte aber nicht ganz den Ansprüchen der Schenkenden. Allerdings war es schwer genug gewesen, das ganze Projekt vor Meister Niklas verborgen zu halten, daher hatten sie den Kompromiss akzeptiert.

Und dann war Meister Leon an der Reihe gewesen. Er hatte Rahmen, Schutzbleche und den undurchsichtigen Teil des Regendachs in einer Orgie aus Farben und Figuren lackiert, die irgendwo zwischen Keith Haring und Friedensreich Hundertwasser lag. Ach ja, Kubismus war auch noch dabei. Zwei Schichten Klarlack schützten das Kunstwerk.

Meister Niklas war regelrecht gerührt, und Felix hätte schwören mögen, dass es in seinen Augen feucht glänzte, auch wenn das über der festlichen Beleuchtung im Wohnzimmer nur schwer zu sehen war. Er bedankte sich bei allen Anwesenden und packte anschließend aus seinem Gabensack -- der einem Seesack verdächtig ähnelte -- seine Geschenke aus. Neben einem selbstgebauten Getränkehalter für Meister Fabians Rollstuhl blieb dieses Jahr vor allem das Geschenk für Elias im Gedächtnis.

Felix wusste auch darüber Bescheid, weil in ihrem Zimmer unauffällig einige Vorbereitungen getroffen werden mussten. Elias bekam nämlich ein kleines Radio. Normalerweise gab es weder Radio noch Fernsehen auf dem Hof, aber nachdem Felix Meister Niklas von Elias Schwierigkeiten beim Englischlernen erzählt hatte, sollte sich das nun ändern und Elias würde zukünftig dem Radioprogramm der BBC lauschen können, wozu sein Zimmer einen Antennenanschluss bekommen hatte.

Am ersten Weihnachtstag gab es dann das Festessen. Meister Niklas hatte nicht nur einen Jagdschein, ihm unterstand auch das Revier, zu dem der Wald gehörte. Vielleicht war es nicht ganz im Sinne des Artenschutzes, aber er hielt vor allem das Schwarzwild im Wald sehr kurz. Zeitig vor Weihnachten hatte er bei einem seiner frühmorgendlichen Ausflüge einen Frischling geschossen, dessen schmackhafte Partien es jetzt mit selbstgemachten Knödeln und Möhren aus dem Garten gab.

Sie hatten lange im Wohnzimmer gesessen, bevor dann am späten Abend Elias auf Felix Bauch in ihrem gemeinsamen Bett lag. So hatten sie noch eine Zeit lang das neue englische Radioprogramm gehört, dann hatte Elias das Licht gelöscht. Er schlief aber noch nicht, was Felix inzwischen sicher an seinen Atemgeräuschen erkennen konnte.

Stattdessen begann Elias, Felix Brust mit seinen Fingern zu streicheln. Und konnte sofort spüren, dass sein Junge richtig verstanden hatte, worauf er hinauswollte, schließlich lag er ja dafür günstig. Er stemmte sich mit den Händen ein wenig hoch und rutschte dann so weit nach oben, dass er Felix küssen konnte.

Elias liebte seinen Jungen auch dafür, dass der ihn so gut verstand, ohne dass er Worte finden musste. Das Jahr ging nun seinem Ende entgegen, und es war ein gutes Jahr gewesen. Eigentlich wollte Elias seinem Jungen gegenüber die Dankbarkeit ausdrücken, die er empfand. Allerdings verhandelten sie das gerade mit ihrem langen, zärtlichen Kuss. Und Elias wusste inzwischen, dass er Felix nicht unterschätzen durfte.

Der machte ihm nämlich ohne ein Wort klar, dass sein Bedürfnis, Dankbarkeit seinem Herrn gegenüber zu geben, größer war als umgekehrt. Natürlich war das im Grunde Blödsinn, und sie wussten es beide genau. Sie würden sich gegenseitig Lust schenken, ihre Körper waren auch längst dabei. Elias, der schließlich seine Hände frei gebrauchen konnte, hatte seinen Jungen fest an sich gedrückt und genoss diesen herrlichen muskulösen Kerl, der sich ihm mit erhobenen Armen unterwarf.

Also führte Elias in Felix Sinne. Der musste sich quer über das Bett legen, mit dem Kopf über der Bettkante. Weiter fesseln wollte Elias nicht, er musste auch nicht. Der Blick seines Jungen sagte ihm, was dieser ihm schenken wollte. Elias harter Schwanz fand ganz von selbst Felix weit geöffneten Mund, gleich darauf hatte er das inzwischen durchaus nicht mehr erstaunliche Erlebnis, in den Genuss der hingebungsvollen Anbetung seines Jungen zu kommen. Er selbst kniete währenddessen vor dem Bett und ließ seine Hände ihre Magie über dem nackten Körper vor sich ausbreiten.

Aber Felix wollte natürlich mehr geben, dafür hatte er schließlich lange und intensiv geübt, und Elias wusste es. Er stützte sich mit den Händen auf der Brust seines Jungen ab und drang vorsichtig weiter ein. Zu gerne hätte er sich gleichzeitig mit seinem Mund erkenntlich gezeigt, zumal der Schwanz seines Jungen hart und an der Spitze bereits wie gewohnt nass vor ihm stand.

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