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Der Letzte Abend Teil 02

Geschichte Info
Die Fortsetzung der Geschichte um Marie und Sebastian.
13.4k Wörter
4.42
83.4k
4

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 03/15/2021
Erstellt 05/11/2007
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Sebastian gähnte. Er hätte den ersten Tag seiner Sommerferien wirklich lieber anders begonnen. Zumindest nicht so früh. Sein Blick suchte die Uhr am Bahnsteig: 7:40. Selbst an Schultagen stand er erst um diese Zeit auf. Er nahm einen Schluck Kaffee aus dem Pappbecher, welcher in seiner linken Hand ruhte. In der Rechten spürte die sanfte Berührung von Maries Hand. Sie war unangenehm wach. Schon seit sie aufgestanden waren. Er verstand nicht, wie ein Mensch so schnell derart aktiv werden konnte. Dann gähnte er erneut und musste lachen, als er seinen Bruder, der ihm mit seiner neuen Freundin Julia gegenüberstand, sah. Auch dieser schien sich nur mühsam auf den Beinen halten zu können und rieb sich die Augen. Dann schüttelte er sich kurz am ganzen Körper, was ihm einen verwunderten Blick Julias einbrachte. Sein Bruder sah zur Uhr:

„Okay Seb, ich glaube, unser Zug müsste jeden Moment hier eintreffen. Vielen Dank dass ihr uns verabschiedet. Das ist wirklich lieb, auch wenn es nicht nötig war."

Sebastian spürte erneut die Müdigkeit:

„Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das nicht immer erwähnen würdest, Mike. Wir sind gerne hier, nein, wirklich! Euch wünsche ich eine schöne Fahrt. Trotzdem ist es schade, dass ihr schon wieder weg müsst. Versucht ein bisschen Spaß zu haben."

„Ach, uns wird schon was einfallen, wie wir uns die Zeit vertreiben!" Das war Julia, die sich mit ihrer Zunge über die Lippen fuhr und Marie schelmisch angrinste. Sebastian und sein Bruder sahen sich kopfschüttelnd an. Die beiden Frauen hatten sich vom ersten Moment an gut verstanden und waren sogar schon alleine weggewesen. Dabei war Sebastian gerade mal eine knappe Woche mit Marie zusammen. Michael mit Julia nicht länger, obwohl die Beiden seit Jahren eng befreundet waren. Diese erwiderte das Grinsen von Julia und meinte:

„Ja? Das musst mir hinterher unbedingt erzählen. Vielleicht kann ich da noch was erfahren, was uns Beiden die Zeit vertreibt." Sie drückte Sebastians Hand noch ein bisschen fester.

„Ach, dass hast du doch gar nicht nötig, nach alledem, was du mir schon so erzählt hast."

Mit einem Mal war Sebastian vollständig wach und sah erschrocken seine Freundin an. Diese lächelte erst ihn und dann Julia an:

„Trotzdem, mit dir kann ich nicht mithalten. Deine Erzählungen waren wirklich sehr, hm, ja, nennen wir es informativ. Ist dir nicht gut, Schatz?"

Das Letzte ging an Sebastian. Dieser wechselte mehrere verstörte Blicke mit seinem Bruder, der ebenso ratlos aussah. Dann sahen die beiden Brüder, zu den Frauen, die sie liebten. Michael hob zögerlich einen Finger:

„Ähm, ich denke, da sollten wir unbedingt mal was ausdiskutieren, was diesen merkwürdigen Informationsfluss hier angeht."

„Meine Damen und Herren, der Intercity 2348 Richtung Luxemburg fährt jetzt auf Gleis 6 ein."

Julia sah fröhlich lachend nach oben zum Lautsprecher:

„Schade, daraus wird wohl erstmal nichts. Die Durchsage gilt für uns. Macht es gut und verbringt eine schöne Zeit."

Michael blickte kurz das Gleis herunter und sah den Zug kommen:

„Okay, dann wirklich vielen Dank, dass ihr uns hergebracht habt. Ich hoffe, wir können bald wiederkommen."

Sebastian sah dem fortfahrenden Zug noch eine Weile hinter, bevor er mit Marie durch die Bahnhofshalle Richtung Ausgang ging. Er war noch immer verstört, nahm einen Schluck Kaffee und sah zu Marie. Diese grinste ihn fröhlich an und spielte die Unschuldige. Sebastian wusste nicht, wie er beginnen sollte. Am Besten mit dem direkten Weg. Der hoffentlich zum Ziel führen würde.

„Sag mal, Schatz, was hast du ihr erzählt? Und wie kam es dazu? Und warum? Und, ist es peinlich für mich?"

Diese prustete los und hielt sich den Bauch vor Lachen. Sebastian zuckte mit den Schultern und kratzte sich den Kopf. Er verstand die Frauen nicht und ganz besonders dieses Exemplar war von Zeit zu Zeit ein Buch mit sieben Siegeln.

„Ganz ruhig, mein Süßer, du brauchst nicht rot zu werden. Ich habe ihr gar nichts erzählt.", sagte eine nach Luft japsende Marie. Nun war Sebastian völlig ratlos. Diesen Ausdruck schien Marie auch lesen zu können.

„Wir wollten euch Beide ärgern. Diesen Auftritt haben wir gestern besprochen und dachten uns, dass eure Reaktion bestimmt sehr lustig werden würde. Ganz ehrlich? Das war sie auch."

Jetzt verstand Sebastian und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken:

„Du, du Biest."

Bevor Marie etwas erwidern konnte, piepste es in Sebastians Hose. Marie faltete die Arme und meinte süffisant:

„Dein Bruder! Wetten?"

Sebastian ging auf die Wette nicht ein, er wusste, wann er verlieren würde. Stattdessen holte er sein Handy und las die Nachricht:

„Ich hoffe, du bist auch schon aufgeklärt worden. Da müssen wir Kontern! Mike."

Sebastians Finger flogen über die Handy Tasten:

„Bin ich. Wir werden uns in angemessener Weise revanchieren. Seb."

Als sie den Bahnhof verließen, hoben erschrocken Beiden die Arme vor die Augen. Die Sonne war aufgegangen und für einen Moment konnte Sebastian fast nichts sehen.

„Das ist definitiv zu hell, um sich noch mal ins Bett zu legen!"

Marie schien von der Idee sowieso nichts zu halten. So deutete Sebastian zumindest ihr energisches Kopfschütteln.

„Ich wüsste was anderes Schönes, was wir stattdessen machen könnten."

Sebastian sah sie hoffnungsvoll an:

„Ich hoffe, du denkst an dasselbe wie ich. Auch wenn wir dann doch wieder ins Bett gehen."

„Nicht das, du Klotz. Wir könnten Frühstücken gehen. Da vorne ist doch dieses süße Bistro."

Sebastian zuckte seufzend mit den Schultern:

„Ja, das ist bestimmt auch schön."

Sebastian musste sich eingestehen, dass Marie recht hatte. Vor ihm türmten sich Toasts, Rührei, gebratener Speck, gebackene Bohnen und zwei Croissants auf. Er fand es herrlich. Alles duftete verführerisch, sein Magen stimmte hörbar der Idee des Essens zu und ihm gegenüber saß dieses wunderschöne Mädchen, dass seine Hand hielt und ihn fröhlich anstrahlte.

„Das ist schön hier.", sagte er und versuchte den Mund beim Kauen geschlossen zuhalten.

„Finde ich auch. So was sollten wir öfter machen."

„Hier Frühstücken gehen?"

„Nein, ich meine zu Zweit Essen gehen."

Sebastian nickte sofort:

„Ja, das finde ich. Es schön etwas mit dir alleine zu machen."

Marie lächelte:

„Na, ich wollte ja schon Vorgestern, aber da musstest du ja mit meinem Vater zum Fußball. Dabei hätten wir es so schön haben können."

Sebastian lachte:

„Aber beim Fußball war es auch schön."

Marie blickte ihm in die Augen:

„Ja?"

„Ja, sicher."

Marie erhob sich, überlegen lächelnd:

„Aber bekommst du beim Fußball auch das und vielleicht mehr?" Dann zog sie Sebastian an dessen T-Shirt leicht in ihre Richtung, ihre Hände berührten seine Wangen und sie küsste ihn zärtlich, ihre Zunge fand den Weg zu seiner, umspielte sie, zog sich dann wieder zurück, küsste seine Lippen und verschwand aus seinem Mund. Ihre Hände streichelten seine Wangen.

„Du willst mir sagen, dass ich mich an dem Abend dämlich verhalten habe, oder?"

Marie nickte lächelnd:

„Ja."

Nachdem sie gegessen hatten, gingen sie in die kleine Fußgängerzone der Stadt und setzten sich auf eine Bank, welche sich in der Nähe eines kleines Teiches befand, in dem mehrere Enten vergnügt spielten. Sebastian hatte ihnen mit Verweis auf die ansteigende Temperatur Eis besorgt. Daran leckten sie eifrig und sahen den Enten zu.

„Was wollen wir denn heute Abend machen?", fragte dann Marie, die schon dabei war, das Hörnchen zu verspeisen.

„Christian meinte doch, wie sollten was mit ihm und Laura machen. An die Seenplatte fahren."

Marie schüttelte den Kopf:

„Das wird nicht gehen. Laura hat heute Abend eine Überraschung für Christian geplant."

Sebastian sah sie überrascht an:

„Woher weißt du das? Ich habe nichts derartiges gehört."

„Ich habe Gestern mit ihr telefoniert, da hat sie mir erzählt, dass sie für ihn ein Picknick plant. Sie kocht sogar für ihn. Dann wollen sie weit raus fahren und den Abend genießen."

Sebastian prustete durch die Zähne:

„Was geht hier bloß vor? Sie ist meine beste Freundin und erzählt mir so was nicht, aber dir. Mein Bruder hat eine neue Freundin und die geht mit dir weg. Dabei wohnst du keine zwei Wochen hier."

Marie lachte:

„Die Leute mögen mich eben gerne. So wirke ich halt auf die Menschheit, man muss mich einfach lieben."

Sebastian küsste sie:

„Stimmt. Aber warum kochst du nicht mal für mich?"

„Weil ich eine emanzipierte Frau bin."

„Das heißt?"

„Ich kann nicht kochen."

Eine halbe Stunde später verabschiedeten sie sich. Sebastian hatte sich mit Christian verabredet und Marie sich in einen Aerobic Kurs eingeschrieben, der nun das erste Mal stattfinden sollte. Sebastian sah sie mit einem Mal fragend an:

„Was wir jetzt heute Abend machen wollen, haben wir immer noch nicht entschieden."

Marie legte ihre Stirn in Falten:

„Stimmt. Sehr merkwürdig. Wärest du offen für einen schnulzigen Abend?"

„Wie schnulzig?"

„Heute Abend ist die Erste von diesen Freilichtkinovorstellungen. Sie zeigen „solange du da bist"."

Sebastian begann zu grinsen.

„Was ist so lustig?", wollte Marie wissen.

„Ach, ich dachte mir halt vor ein paar Tagen, dass es keine schlechte Idee wäre, ein paar Gutscheine für den Film zu kaufen. Eigentlich wollte ich ja erst Morgen mit dir hin, aber es spricht nichts dagegen, Heute zu gehen."

Marie schüttelte ungläubig den Kopf:

„Die hast du nicht gekauft."

Sebastian holte seine Brieftasche hervor, öffnete sie und präsentierte zwei weiße Karten:

„Und was ist dann das hier?"

Marie nahm sie ihm sofort aus der Hand und fiel ihm dann um den Hals:

„In dir steckt also wirklich eine romantische Ader. Du hast es geschafft mich zu überraschen. Nicht schlecht, echt nicht schlecht."

Sebastian lächelte zufrieden:

„Auch, wenn ich noch nicht so gut bin, wie du."

Marie streichelte ihn zärtlich:

„Aber ich gebe dir gerne Zeit zum üben, dass du dich meinem Niveau annäherst. So, ich muss jetzt, sonst komme ich zu spät zum Kurs. Sag Christian nichts."

Danach küsste sie ihn, drehte sich um und ging. Sebastian sah ihr glücklich nach. Es war ihm gelungen, sie zu überraschen. Er fand sich langsam wirklich ein, in die Rolle des Freundes.

Christian ging mit einer einfachen Körpertäuschung an Sebastian vorbei, um den Basketball dann zielsicher im Korb unterzubringen.

„Und, fahren wir Heute noch an die Seen, Basti?" Sebastian schnappte sie keuchend den zurückprallenden Ball und versuchte, seinem Freund abzusagen, ohne ihn zu verärgern oder zu viel zu verraten:

„Ich fürchte, das geht nicht."

„Wieso nicht?" Christian hatte ihm den Ball schon wieder abgeluchst.

„Ich habe dir doch erzählt, dass ich für mich und Marie diese Kinokartengutscheine besorgt habe."

Der Ball segelte in Richtung des Korbes.

„Hast du. Aber ich dachte, da wolltet ihr morgen hin."

Sebastian stockte in seiner Argumentation, dann fiel ihm doch etwas sinnvolles ein.

„Ja, aber du wirst dich erinnern, dass wir vor ein paar Tagen mit ihrem Vater beim Fußball waren?"

Christian nickte und zog ein ärgerliches Gesicht, als Sebastian es doch einmal geschafft hatte, mit dem Ball an ihm vorbeizugehen.

„Eigentlich wollte sie an dem Abend mit mir einen schönen Abend verleben. Und sie war sehr enttäuscht, als ich lieber zum Fußball gegangen bin. Das hat sie mir vorhin gesagt, da wollte ich meinen Fehler wieder gut machen."

„Okay, dass kann ich jetzt verstehen. Mache ich halt was mit Laura alleine. Mal schauen, ob mir was nettes einfällt."

Sebastian versuchte einen Rebound zu bekommen.

„Ihr überlegt euch bestimmt was cooles." Christian versenkte einen weiteren Ball:

„20 zu 13. Ich habe gewonnen. Fahren wir dann morgen Nachmittag an die Seen?"

Sebastian öffnete eine Wasserflasche:

„Aber sicher."

Am späten Nachmittag hastete Sebastian durch das Wohnzimmer seines Hauses. Er war zu spät. Schon in 10 Minuten sollte er sich mit Marie treffen und hatte verschlafen. Es war ganz leicht, nachdem er herausgefunden hatte, dass die Helligkeit kein Problem bei total abgedunkeltem Zimmer mehr war. Ein schriller Ruf ließ seine Bewegung gefrieren:

„Sebastian! Warte mal kurz!"

Seine Mutter. Ausgerechnet jetzt. Das dauerte meistens ziemlich lange. Er sah zur Tür, die sich langsam öffnete und den Anblick auf seine Mutter freigab. Sebastian runzelte die Stirn. Sie sah gar nicht wütend aus, sie lächelte ihn fröhlich an.

„Willst du jetzt zu Marie?"

Sebastian nickte:

„Ja, ich bin aber auch ehrlich gesagt schon etwas spät. Daher müsste ich jetzt los."

Seine Mutter ließ sich in ein Sofa sinken:

„Sie ist ja so ein liebes Mädchen."

„Das finde ich ja auch, aber könnte ich dann jetzt, sonst wird sie sicherlich sehr böse."

Seine Mutter ließ sich nicht beirren:

„Weißt du, wir haben kürzlich telefoniert. Da hat sie mir ein paar Sachen erzählt und ich bin begeistert. Du hast dir ein tolles Mädchen gesucht. Versau es nicht."

Sebastian schüttelte verzweifelt mit dem Kopf, um dann blitzschnell aufzusehen:

„Das wäre einfacher, wenn ich jetzt gehen könnte. Augenblick mal! Ihr habt telefoniert?"

Seine Mutter nahm sich einen Bonbon, der in einer großen, blauen Schüssel zusammen mit vielen seiner Artgenossen ruhte und befreite ihn von seinem Papier:

„Ja, gestern. Ich habe sie angerufen und sie war darüber sehr froh. Sie meinte, sie wollte schon lange mal mit mir sprechen."

Sebastian fügte auf seiner geistigen Liste einen weiteren Punkt hinzu. Julia, Laura und nun seine Mutter. Er musste sich eingestehen, dass ihm das nicht besonders gefiel. Seine Mutter unterbrach das Erstellen der mentalen Kartei:

„Der Grund, warum ich dich aufgehalten habe, ist, dass ich dir helfen möchte."

„Hilfe kann von Zeit zu Zeit nicht schaden." Sebastian viel nichts klügeres ein, wollte er seiner Erzeugerin nicht mitteilen, dass sie sich gefälligst aus seinen Angelegenheiten heraushalten sollte. Seine Mutter sprach weiter und ignorierte dabei Sebastians Zwischenbemerkung:

„Daher habe ich einen Strauß Blumen besorgt, den du mitnimmst und ihr schenken wirst. So kannst du vielleicht deine Panne von Vorgestern wieder gut machen"

Sebastian war verblüfft. Er musste zugeben, dass Idee wirklich gut war. Auch, wenn ihn störte, dass Marie zuerst mit seiner Mutter über Vorgestern gesprochen hatte.

„Vielen Dank."

„Ja, ist kein Problem. Sie stehen in der Küche. Und nun beeil dich. Du bist spät dran."

Das traf zu. Sebastian las erneut seine Armbanduhr ab, den letzten Satz seiner Mutter im Ohr. Er war 20 Minuten zu spät, als er sich langsam Maries Haus näherte. Diese saß auf einem Gartenstuhl vor ihrem Haus und wippte ungeduldig mit einem Bein. Erleichtert stellte er aber fest, dass ihr Gesicht keinen Ärger zeigte. Vielmehr große Freude, die sie scheinbar kaum unterdrücken konnte. Als sie ihn sah, sprang sie auf und lief ihm fröhlich entgegen, schlang ihre Hände um seinen Hals, küsste ihn intensiv, ließ von ihm ab und sprang einen halben Meter in die Luft.

„Oh Schatz. Es ist so schön!"

Wiederum fühlte Sebastian das dumpfe Gefühl, die Frauen nicht verstehen zu können.

„Es tut mir leid, dass ich so spät komme. Ich habe verschlafen und dann hat mich meine Mutter aufgehalten. Dafür habe ich hier diese Blumen."

Marie nahm ihm den Strauß ab, ignorierte ihn aber und hüpfte noch immer über die Straße.

„Sie kommen mich besuchen! Schon morgen! Das ist so geil!"

Sebastian machte mit seiner linken Hand eine dramatische Geste, welche sein Ratlosigkeit und die folgende Frage unterstützten sollte:

„Und wer? Könntest du bitte ein wenig konkreter werden?"

Nachdem sich Beide gemütlich in den Garten des Hauses gesetzt hatten und Marie die Gläser vor ihnen mit Cola gefüllt hatten, begann sie zu erzählen:

„Als ich heute vom Sport nach Hause gekommen bin, hat Pierre angerufen und gemeint, dass er, Jaqueline und Stefan mich besuchen wollen. Meine besten Freunde! Oh, ich freue mich so."

Sebastian hatte bei der Sache aus unerfindlichen Gründen kein gutes Gefühl und lehnte sich nicht sonderlich entspannt in seinem Gartenstuhl zurück:

„Das ist schön für dich. Wann kommen sie denn? In zwei, drei Wochen?"

Marie schaffte es immer noch nicht, dass Lächeln aus ihrem Gesicht zu bekommen:

„Das ist ja das Beste!Sie wollten mich überraschen. Schon morgen!"

Ein plötzlicher Zwischenruf bewahrte Sebastian vor einer Antwort:

„Oh, hi Basti! Das bist du ja. Trinkst du auch ein Bier?" Das war Maries Vater, der gut gelaunt in den Garten kam und zwei Bierflaschen in der Hand hielt. Sebastian sah kurz zu Marie, deren Augen relativ deutlich sagten, was sie von der Idee hielt. Sebastian dachte kurz an die Liste, die sich heute im Laufe des Tages aufgetürmt hatte, lächelte und sagte:

„Aber sicher. Aber nur, wenn du dich zu uns setzt, Frank."

Dieser nickte, öffnete die Flaschen und setzte sich an den letzten verbliebenen Stuhl:

„Hier Basti. Auf dein Wohl!"

Die beiden Männer ließen die Flaschen klirrend aneinander schlagen und tranken einen Schluck. Das Bier war eiskalt und Sebastian nickte zufrieden:

„Das ist verdammt gut."

„Finde ich auch. Was wollt ihr heute noch machen?"

Es war Marie, die ihrem Vater antwortete:

„Wir gehen ins Kino. In die Arche."

„Das ist dieses Freilichtkino, nicht wahr?"

„Ja. Basti hat Karten besorgt, um mich zu überraschen und das ist ihm ziemlich gut gelungen. Natürlich nicht so groß, wie die Überraschung, die Pierre mir heute gemacht hat."

Sebastian trank noch einen tiefen Schluck Bier. Maries Vater Frank schien kurz überlegen zu müssen:

„Ach richtig. Der Junge, mit dem du früher so viel gemacht hast. Was ist das denn für eine Überraschung?"

Marie nahm genüsslich einen Schluck Cola, als wollte sie eine künstliche Spannung erzeugen. Sebastian sprang daher, sehr zu ihrem Missfallen, ein:

„Er und zwei Freunde kommen sie morgen besuchen."

Frank sah Marie nachdenklich an:

„Ist das wahr?"

Diese nickte:

„Ja, er, Jacqueline und Stefan kommen am Nachmittag. Das ist so toll, ich habe die Drei schrecklich vermisst."

Frank wechselte den Blick und sah nun zu Sebastian. Eine Weile sagte er nichts und eine Stille, die begann peinlich zu berühren, umfasste das Trio, dann stand er mit einem Ruck auf:

„Basti, ich muss noch eine Bücherkiste aus dem Keller holen, die seit unserem Einzug ungeöffnet ist. Kommst du eben mit und hilfst mir?"

Sebastian bejahte und wandte sich an Marie:

„Danach gehen wir auch besser los. Sonst kommen wir noch zu spät."

„Ist gut, ich hole noch eine Decke."

Sebastian war Frank in den Keller gefolgt und half ihm, die angesprochene Bücherkiste aus einem Stapel anderer Umzugskisten zu befreien. Frank ließ mit einem Mal die Kiste absinken:

„Warte mal eben, Basti. Ich denke, du solltest da etwas wissen."

Sebastian stoppte in seinen Bemühungen und sah ihn erwartungsvoll an:

„Was denn?"

Maries Vater fasste sich an die Stirn:

„Schwierig. Ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen sollte. Pierre war nicht immer nur Maries Freund. Und ich glaube nicht, dass du besonders gut mit ihm auskommen wirst."

Sebastian setzte sich auf einen Karton:

„Inwiefern? Was ist denn passiert?"

„Er und Marie waren vor ungefähr einem Jahr fest zusammen. Als Marie herausfand, dass er sie betrogen hat, war es klar, dass sie sich von ihm trennt. Nach dem Ende der Beziehung hat er auf vielerlei Art versucht, Marie wieder nahe zu kommen. Und sie, er war ihre erste Jugendliebe, hat ihn quasi als besten Freund adoptiert. Aber meiner Meinung nach hat er nur versucht, seine alte Stellung zurück zu bekommen. Er hatte ihr sogar angeboten, mit ihr zusammen zu ziehen, so dass sie in München bleiben könnte. Aber sie wollte ja mit mir mitgehen."

Sebastian wünschte sich mit einem Mal, sein Bier nicht im Garten stehen gelassen zu haben:

„Was sagt denn Marie dazu?"

„Sie scheint es nicht zu sehen. Und ich habe ihr nichts gesagt. Es schien nicht notwendig. Erstens bin ich ihr Vater und sollte mich aus solchen Dingen heraushalten, immerhin ist sie nächstes Jahr volljährig, zweitens sind wir umgezogen, da dachte ich nicht, dass es schon bald wieder akut werden würde und drittens kamst dann du. Da war das Thema kein Problem mehr für mich. Dachte ich."