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Der Pornograf III - 06

Geschichte Info
Abenteuer eines Fotografen.
9.3k Wörter
4.5
29.4k
4
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Geschichte hat keine Tags

Teil 25 der 83 teiligen Serie

Aktualisiert 08/26/2022
Erstellt 10/23/2007
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Auszüge aus Band 3 (Der Meister)

*****************************

Krim mit Kim

Es war soweit, Russland. Zwischenlandung in Moskau. Ein kräftiger gut aussehender Herr und Julia Tomarowa, mit Boris Kuschow, unsere Bekannten vom letzten Jahr, erwarteten uns. Natürlich gab es eine freudige Begrüßung. Bei Julia blieb es nicht beim obligatorischen Bruderkuss. Auch Kim freute sich, sie wieder zu sehen.

„Ich bin Pjotr Ivanowich Petrowski“, stellte sich der Herr vor. „Persönlicher Referent des Ministers für Kultur. Ich freue mich, sie und ihre reizende Schwester kennen zu lernen.“ Er sprach ein gutes Französisch. Ich war verblüfft. Nicht über das Französisch - darüber, dass er Kim als meine Schwester begrüßte.

„Die Freude ist ganz meinerseits“, antwortete ich. „Auch im Namen meiner Schwester. Sie kann zwar einige Sprachen, Französisch ist leider nicht darunter. Es wird ihr Ansporn sein, es zu lernen.“

Pjotr lachte. „Wir haben uns über sie erkundigt, nach dem sie diese ganz hervorragende Arbeit im letzten Herbst für uns machten. Doch lassen sie uns erst die Formalitäten erledigen, dann können wir in einer VIP-Lounge in aller Ruhe plaudern. Julia wird sie dann in ihr Hotelzimmer bringen. Sie sind auch im Verlag ein gerne gesehener Gast. Morgen, in der späten Nacht, fliegen sie dann weiter nach Jalta. Mit einem VIP-Flug der Regierung.“

Mein persischer Diplomatenpass und der Schrieb des Ministeriums, halfen uns blitzartig alle Hindernisse zu überwinden. In einer recht netten Lounge setzte sich Pjotr mit mir in eine Ecke. Kim wurde von Julia und Boris in Beschlag genommen. Zwei dienstbare Ministeriumsgeister, kümmerten sich um unser reichliches Gepäck.

„Nun, noch einmal, ich freue mich, sie kennen zu lernen“, begann Pjotr. „Ich weiß, dass sie Wert darauf legen, ihre Opfer, aber auch ihre Freunde zu duzen. Nenn mich Peter, das fällt deiner Zunge sicher leichter.“ Wir tranken uns mit rotem Krimsekt zu, der inzwischen serviert war. Zu meiner Freude kein Weißer, der ist viel zu süß.

„Sehr freundlich, ich bin natürlich Paul und meine Schwester ist Kim. Zu was aber die Auskunft? Ihr hättet mich nur fragen müssen.“

„Ich weiß, dass ihr eine unpolitische Familie seid, Graf Paul.“ Ich schluckte, da hatten sie wohl ganze Arbeit geleistet. „Das war es, was uns am meisten interessierte. Wir mussten sicher sein, dass du kein Spion bist. Wir sind keine Engel, ich will dir da nichts vormachen und du weißt es sicher, aber wir haben auch einschlägig schlechte Erfahrung. Meist waren es die Besten, die wir erwischten, wie sie Geheimnisse ausspähten. Das Haus Radama, mit dem wir ein gutes -“ er lachte „unpolitisches Verhältnis haben, hat uns garantiert, dass du kein Spion bist. Salut.“ Wir tranken uns zu. „Ich möchte dich nicht ungebührlich lange aufhalten, sondern dir nur das Wichtigste mitteilen, da es dir Julia nicht sagen kann. Sie weiß es nicht. Bitte, es soll auch unter uns bleiben. Im Zweifelsfall habe ich nie etwas davon gesagt.“ Er hüstelte. „Alles begann mit der englischen Fiesta zum Thema Russland. Auch die Geschichte deiner Frau Mutter passte gut dazu. Man spürte, dass hier mit Liebe, wenn ich so sagen darf, ein schöner Beitrag über das Leben in der UdSSR geschrieben wurde. Über das Leben der einfachen Bürger. Natürlich spielt bei uns die Sexualität eine ebenso große Rolle, wie überall auf der Welt. Unsere Spezialisten stürzten sich über das Heft. Zur Analyse. Heraus kam, dass zwei unbedeutende Kritiken gefunden wurden, im Übrigen, dass dieses Heft sehr wohl einen gewissen Aspekt der UdSSR zeigte. Vor allem, ich sagte es schon, der Text einer gewissen Beatrix Mai war sehr einfühlsam; ganz zur russischen Seele passend. Wir wollten mehr über sie wissen und so - kamen wir zur Familie Oktober. Es tat uns nicht Leid.“ Peter schenkte uns Sekt nach.

Inzwischen standen Blinis mit Kaviar und saurer Sahne auf dem Tisch. Ich sah, dass Kim ebenfalls bestens versorgt war. Sie hatte offensichtlich auch ihren Spaß, ihr glockenhelles Lachen erfüllte den Raum. Da wurden offensichtlich freche Geschichten erzählt.

„Nun, unsere Propagandaabteilung wurde hinzugezogen“, setzte Peter seine Informationen fort. „Alle waren der Meinung, dafür müsse man sich bedanken, bei dir und Kim, daher die Einladung. Damit war es jedoch noch lange nicht getan. Das PRM hatte eine Idee. Unsere Regierung ist, zugegeben, sehr langsam in ihren Entschlüssen. Es half, dass das PRM an passende Stellen Ausgaben der Fiesta verteilten. Dann griff der Genosse Generalsek ... Egal, es wurde beschlossen, dass die sexuelle Neugierde sehr wohl ein gutes Mittel sein kann, sich Freunde im Ausland zu schaffen. Dein Verlag hat uns Kopien von Leserbriefen geschickt, die des Lobes voll von unseren schönen Mädchen sind. Der Beschluss lautete nun: Die schönsten Mädchen sollen geschult werden um, neben dem Bolschoi Ballett und dem Staatszirkus, die besten Nachtklubs in der Welt, zu erobern. Ein Programm wurde ausgearbeitet, von den besten Lehrern für Schauspiel, Tanz und Zirkus. Geeignete Mädchen wurden gesucht, gefunden, begutachtet und am Schluss drei Dutzend davon ausgewählt. Wir suchten bewusst, frische Gesichter mit jungem Körper, die nicht durch Chirurgie verunstaltet sind. Wir wollen den Unterschied zu den - den Playgirls zeigen. Die Mädchen wurden auf die Krim verfrachtet und - sie sollen deine nächsten Opfer sein. Wir möchten, dass du sie zwei Wochen lang täglich drei Stunden auf die Probe stellst. Dein Verlag hat das Veröffentlichungsrecht gekauft. Die Mädchen sind also bezahlt. Die restliche Zeit des Tages, sei euch ein schöner Urlaub gegönnt.“

Ich musste mit dem gerade gehörten, erst mal ins Reine kommen, es verdauen, da griff Peter bereits in seine Tasche: „Hier sind euere VIP-Ausweise. Damit habt ihr Anspruch auf vier Plätze in allen VIP-Restaurants, und könnt im Freundschaftshaus einkaufen. Das Abendessen mit Getränken ist gratis, mittags gegen Devisen. Das Frühstück gibt es in euerer Datscha. Sie liegt sehr günstig am Meer und in der Nähe der Wohnungen der Mädchen. Es gibt im Garten sogar ein kleines Schwimmbecken. Es ist üblicherweise für Staatssekretäre reserviert“, lächelte er. „Ein Graf aus dem Hause Radama kann ja schlecht in einer einfachen Absteige wohnen. Es bleibt euch überlassen, wen ihr zum Abendessen mitnehmt. Ich schlage jedoch vor, es als Belohnung ...“

„Für gute Arbeit der Models vorzusehen. Das ist eine prächtige Idee“, lachte ich. Inzwischen hatte ich den Schock verdaut. „Werden wir dich auch dort sehen?“

„Ja. Ich komme in 5 Tagen. Du kennst das ja, das Ministerium will einen ersten Bericht. Wenn es geht, wollen wir, natürlich nur leihweise, die ersten Ergebnisse sehen und deine Meinung hören. Die Filme bekommst du, zuverlässig, vor deiner Heimfahrt zurück. Hast du genug Material dabei?“

„Ich habe meine 14 Tage Ration mit. 200 Filme. Das sind über 7000 Bilder zur Auswahl. Alles Kodak, wie gefordert. Gibt es dort einen Entwicklungsladen, wie im Hotel in Moskau?“

„Nein, wir haben jedoch für dich, ins Haus der Stadt, die Kodakmaschine aus dem Hotel, mit Personal, auf Urlaub geschickt. Sie ist heute eingetroffen, wie mir glaubhaft versichert wurde. Sogar mit genügend Material. Diese Kosten übernehmen wir.“

Das sah ja gut aus. „Und wie ist das Wetter in Jalta?“

„Es ist Frühsommer und warm, 24 Grad. Das Meer hat 18 Grad, etwas kalt für Leute, die eher an die Karibik gewöhnt sind. Ich hoffe, dass es euch trotzdem gefällt. Nun“, er gab mir die Hand: „Wir sehen uns in 5 Tagen. Heute Abend habt ihr wohl eine kleine Feier. Morgen macht Julia eine Stadtrundfahrt mit dir und Kim. Vergnügt euch.“

Peter erhob sich, ging zu Kim, gab ihr die Hand und zeigte zu mir herüber. Er ging und die Drei kamen, die Gläser in der Hand, zu mir an den Tisch. Boris brachte ihre Blinis und den Kaviar mit.

„Na, Paul, gab es etwas Wichtiges?“ Wollte Kim wissen.

„Schon, aber mehr Basisinformation. Nichts was uns den heutigen Abend verderben könnte. Ich habe gehört, da es gäbe eine Feier?“

„Das wissen die Burschen also auch schon wieder. Ja, es gibt eine Feier“, lachte Boris. „Es gibt eine bombastische Feier, wenn du dir im Intershop ein paar Flaschen Wässerchen vom Herzen reißen kannst. Wir haben zwar welchen, auch Krimsekt, dazu reichlich Kaviar und Räucherfisch, aber so die Krone wäre -“

Ich griff in die Tasche, gab ihm meinen VIP-Ausweis von Peter, dazu 200 Dollar und sagte „Wenn du besorgst was wir brauchen. Ich habe keine Lust, meine Zeit in einem Laden zu verbringen. Bringe Kim und mir eine halbe Kiste Moet mit. Den mag sie. Geht das, einfach so mit dem Ausweis?“

„Hauptsache Devisen. Ich danke dir. Kannst du mir 5 Dollar davon leihen, du bekommst sie zu Hause zurück? Im Intershop bekommt man gute und sichere Kondome. Brauchst du auch welche?“

„Danke für das Angebot, aber du weißt, ich schlafe hier nur mit Kim.“ Ich lachte und gab ihm noch 5 Dollar.

„Ist das nicht langweilig? Nur mit Einer?“

„Schade für dich, Kim wird dich kaum lassen, sonst hättest du diese Frage gar nicht erst gestellt.“ Kim errötete ganz entzückend.

Zur Party, im Verlag am Abend, waren Igor Blaski mit Freundin, Jana die Sekretärin und ein paar meiner alten Models da. Es hatte sich kaum etwas verändert, vielleicht war alles noch chaotischer.

Auf einer Tafel hingen Seiten der letzten Ausgabe des Elefant, so hieß ihre Zeitschrift. Es war immer noch eine wilde Mischung aus Klamauk und Sex. Es fiel jedoch auf, dass die Bilder erheblich besser waren, seit meinem letzten Besuch. Die Herren Fotografen hatten ihre Lektion gelernt. Was kann man mehr wollen?

Am angenehmsten fiel mir aber Julia auf. Sie war viel besser gekleidet und bewegte sich irgendwie eleganter. Ihr Englisch war ebenfalls sehr viel besser geworden und - sie wirkte irgendwie fröhlicher.

Kim hockte bei den Models. Sie tranken Krimsekt und quatschten. Eines der Models schien mir ordentlich zugenommen zu haben. Füllig war seit kurzem auch vom Verlag gefragt. Modetrend?

Ich setzte mich neben Julia auf das Sofa. „Nun, meine liebe Julia, dir scheint es ja recht gut zu gehen?“

„Nun, Brüderchen Pawel (was Paul auf Russisch bedeutet), mir geht es auch gut. Ich bedauere nur, dass du auch dieses Mal nicht mit mir schlafen willst, wie ich deinen Ausspruch gegenüber Boris interpretiere. Ich habe dir doch so sehr zu danken.“

„Wie das denn?“

„Ich schwamm auf der Welle der Sympathie für dich, bekam sozusagen eine Woge mit. Pjotr ist jetzt mein Chef. Ich bin gleich drei Stufen ... wie sagt man? Hochgeflogen?“

Du hast drei Stufen übersprungen“, lachte ich. „Wenn wir auch nie miteinander ins Bett hüpfen, Freunde sind wir doch immer noch? Meine Frau ist übrigens glühende Anhängerin des Küssens.“ Ich nahm sie in den Arm und küsste sie. Feste.

„Hm.“ Sie holte tief Luft. „Ich auch. Wenn es auch kein voller Ersatz ist. Kim ist wirklich nicht böse, wenn wir uns küssen?“

„Kim ist nicht böse und meine Frau auch nicht“, erklärte ich.

„Ahm - ehrlich, ahm - heißt das, dass Kim nicht deine Frau ist?“ Julia war voll geschockt.

„Dein Chef hat dir also nichts davon gesagt?“

„Was sollte er gesagt haben?“

Ich erklärte ihr die Zusammenhänge. Nicht bis ins Detail, doch das Wesentliche. Auch, dass Lis daheim auf unsere Zwillinge wartet.

„Hm - aber mit seiner Schwester darf man doch nicht schlafen. Oder, bei euch doch?“

„Nein.“ Was nützt es, ich musste nun auch das noch erklären. „Ich hatte mit Kim ein Verhältnis, von meiner Frau Lis akzeptiert, denn damals durften wir ja noch nicht miteinander schlafen. Lis war zu jung. Dann wurde Kim Haushaltshilfe bei meinen Eltern und Assistentin bei mir. Sie ist eine Waise. Meine Eltern adoptierten sie. Und nun? Ganz einfach. Die Schwester ist in meiner Familie, und von Lis auch, als meine Nebenfrau akzeptiert.“

Julia hatte sichtlich sehr große Verständnisprobleme.

„Als Fürst, Graf Paul Oktober Radama von Karaj, das ist ein moslemisches Fürstenhaus, ist das mein gutes Recht, ich darf bis zu vier Frauen haben, dort, und Kim ist nicht blutsverwandt mit mir. Alles klar jetzt, Julia?“

„Oh - du sagst das so locker. Es könnte sein, dass jemand mithört ... dass jemand – Ahm, weiß Pjotr das?“

„Er weiß. Sonst hätte ich es dir nicht so offen erzählt.“

„Du bist wirklich ein Graf?“

„Ja. Ein Graf in Persien. Ihr sagt ja wohl Iran dazu.“

Sie fiel mir um den Hals und küsste mich, absolut nicht unschuldig. Kim sah es. Ich zuckte, ihr gegenüber, die Schulter. Kim grinste.

Julia holte Luft. „Ich habe einen Grafen geküsst“, stöhnte sie „Communism meets Noblesse. I love it.”, dann hing sie wieder an mir. Sie erinnerte mich an Lis, aber auch an Kim. Ich liebe knabenhafte Figuren, aber, um das auch absolut klar zu stellen, keine Knaben.

Die Party ging weiter. Ich hielt mich an den Moet. Wie ich sah, Kim auch. Natürlich musste ich mit Boris und Igor auch Wässerchen schlucken. Vom Guten, aus dem Intershop. Zu vorgerückter Stunde machte ich noch ein paar Bilder der Models. Vor der Tafel, mit den Ausschnitten vom Elefant, gaben zwei der Mädchen ziemlich viel von sich frei. Sie hatten da wohl Hoffnungen. Die erfüllten sich dann anderweitig; ihre Freunde kamen und schleppten sie ins Nebenzimmer ab. Es war bald zu hören, was sich dort abspielte. Keiner nahm es zur Kenntnis. Es waren halt immer noch die gleichen Spiele, die hier getrieben werden. Auch im warmen Sommer.

Noch gab es keinen Grund für uns aufzubrechen. Kim fühlte sich offenbar auch noch sicher. Als es aber etwas hektischer wurde, verzog ich mich mit ihr zurück ins Hotel.

Wir hatten eine andere Suite, im Gang saß aber immer noch die gleiche grimmige Flurfrau wie im Vorjahr. Sie erkannte mich und schaltete auf freundlich. Dieses Erkennen lag ganz sicher nicht an meinem VIP-Status, sondern eher an meinem Bakschisch. Ich drückte ihr wieder 20 Dollar in die Hand. Minuten später hatten wir heißen Tee in der Kanne und heißes Wasser im Bad. Auf dem Zimmer wartete eine Flasche Champagner, im bereits geschmolzenen Eiswasser schwamm eine Dose Kaviar. Das Eis wurde blitzartig nachgefüllt.

Wenn die Zimmer auch dringend renoviert werden müssten, leben ließ es sich, mit VIP-Status, hier schon.

„Was hat denn Julia heute mit dir gehabt?“, fragte Kim, Champagner schlürfend und Kaviar futternd. Morgens um Eins.

Ich erzählte es ihr. Sie lachte. „Wenn es unbedingt sein muss, wir können darüber reden. Ich habe solche Notfälle mit Lis besprochen.“

„Es ist kein Notfall. Lis erwartet meine Kinder und du bist bei mir. So nötig habe ich es nicht und Julia? Ich mag sie, sie erinnert mich an euch, Lis und dich, aber bumsen? Nein. Ich kann doch Klein Paul nicht in alles stecken, was ich nett finde.“

In dieser Nacht steckte ich ihn auch nicht in Kim. Wir waren zu müde und auch ein wenig angeheitert.

Moskau im Mai. Das Wetter spielte mit. Julia, ganz Mitarbeiterin des Ministeriums, holte uns in einer Limousine ab, mit Fahrer. Stadtrundfahrt. Kim und mir gefiel es jetzt viel besser als letztes Jahr im Herbst. Wir aßen recht gut in einem netten Gartenlokal. Julia fühlte sich sichtlich wohl mit uns. Ähnlich den Thais, fühlte sie sich offensichtlich, als hätte sie ein großes Gesicht bekommen.

„Nach dem Essen werden wir noch Lenin besuchen, dann, so würde ich vorschlage, schlaft ihr euch aus. Kurz nach Mitternacht, geht der Flug. Ich komme übrigens mit. Im Auftrag der Staatssicherheit. Ich wurde dazu genötigt, ist das der richtige Ausdruck?“

„Du? Nun, Pjotr hat mir gesagt, ich sei ein unpolitischer Mensch. Bin ich auch, ich bin Fotograf weiblicher Schönheit. Scheiße. Habt ihr den nichts anderes im Kopf? Könnt ihr den nicht, auch nur einmal, geradeaus denken? Glaubt ihr es gibt nur - lassen wir das.“

„Mach dir keine Gedanken. Ich habe mit Pjotr geredet. Ihr seid willkommene Gäste. Ich habe einen klaren Auftrag. Sogar Model darf ich spielen. Vielleicht wirst du ja doch noch scharf auf mich.“

Mann soll nie, nie sagen“, brummte ich, halbwegs beruhigt.

„Lenin? Ist das wieder ein Museum?“, unterbrach uns Kim.

„Ja, in gewisser Weise“, antwortete Julia.

„Nein. Da gibt es nur Lenin. Als Leiche, einbalsamiert, aber geehrt“, sagte ich roh.

„Und ... da muss ich mit?“

„Julia, du musst jetzt sicher mal aufs Klo.“

Julia kennt sich aus im Wurstkessel, sie zog los.

Ich erklärte Kim, dass es ein Affront sei, wenn wir da nicht mitgingen. Mom und Pop erwähnten es nämlich ausdrücklich.

„Und der ist wirklich tot und wirklich echt? Nicht aus Wachs?“

„Ja.“

„Scheiße.“

Julia kam, wir fuhren los. Als VIPs konnten wir die ewig lange Schlange vermeiden. Julia ging mit uns einfach an der Schlange vorbei zum Eingang. Lenin im Sarkophag, mumifiziert. Kim reagierte seltsam. Sie verbeugte sich vor ihm, Hände vor dem Gesicht gefaltet, sehr tief. Sie murmelte ein paar Worte, verbeugte sich noch zweimal, dann zog sie mich weg von dem Sarg.

„Oh, mein Gott, Paul. Wie können die einen Leichnam so ausstellen? Das ist schändlich. Ich schäme mich für die Russen.“

Julia erklärte ihr den Symbolcharakter. „Für uns ist er ... Es wäre falsch ihn mit deinem Buddha zu vergleichen, von dem ihr ja auch Zähne und Knochen verehrt, für uns ist er die Ideologie schlechthin. Ich kann es nicht besser erklären.“

„Es ist euer Lenin“, sagte ich. Kim nickte heftig. „Es ist wohl kein Sakrileg, wenn ich sage, es ist nicht unser Lenin, Julia?“

„Es ist ganz einfach ein Teil der Stadtrundfahrt und kein Thema für uns. Ich habe keinen Auftrag zu berichten.“

Berichten? Irgendwie kam mir das sehr bekannt vor.

„Ach“, lenkte mich Julia ab. „Habe ich es dir denn schon gesagt? Ich komme mit euch nach Jalta, als euere Betreuerin. Würdest du, Pawel, das wohl mögen? Bitte, mag es. Hier muss ich berichten.“

„Das finde ich prima“, nahm mir Kim das Wort aus dem Mund.

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