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Der Schlüsselanhänger

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Der Teufel steckt im Detail.
1.1k Wörter
4.3
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Der Teufel steckt im Detail

- Ein Flash -

Ich wurde das Gefühl nicht los, dass mich meine Frau Annette betrog. Meinen Verdacht konnte ich aber nicht begründen, denn sonst hätte ich sie schon längst konfrontiert. Mit einer falschen Anschuldigung würde ich wie ein Idiot dastehen. Mein Bauch wäre beruhigt, aber meine Ehe vielleicht zerstört. Den Preis wollte ich nicht zahlen. Nur wegen eines vagen Verdachts.

Ich musste überlegen. Mit einer leckeren Hopfenkaltschale zog ich mich in mein Arbeitszimmer zurück. Im Radio lief HR1 Arena mit der Bundesliga Halbzeitkonferenz. Ich konnte der Sendung entspannt lauschen. Frankfurt tritt erst am Sonntag gegen Bochum an. Nachdem die Jungs die Teilnahme am DFB-Pokal gegen Bayern vergeigt hatten, lagen alle Hoffnungen auf dem Sonntagsspiel.

„Hoffnung, ja die könnte ich gut gebrauchen." Liebe kann man nicht einfach ausschalten wie eine Lampe. Ich betrachtete das Kapitel Ehe noch nicht als abgeschlossen, wusste aber noch nicht genau, wie es weiter gehen sollte.

Ich lehnte mich in meinem Ledersessel zurück, schloss meine Augen.

Warten auf den Filmvorführer.

- Blende -

‚O.K., erst mal nix. Nur Streifen und Kratzer auf der Leinwand. Wenigstens kam im Kopfkino keine Werbung vor dem Hauptfilm.

Ich versuchte, mir vorzustellen, wie ihr ... Nein, berichtige, ... unser Tag ablief.

'Wo waren die Zeichen, an denen ich erkennen konnte, dass sie mich ...?'

Der Alltag gab mir keine Hinweise, soviel ich auch darüber nachdachte.

'Ah, der Hauptdarsteller küsste seine Frau ...'

‚Moment!'

'Noch mal zurückspulen!'

Ich atmete tief durch. Neues Bild.

Gemeinsames Frühstück.

‚Na also, geht doch', lobte ich den Filmvorführer.

Trotz unserer unterschiedlichen Arbeitszeiten verzichteten wir nie auf dieses Ritual. Ich sah mich über den Rand der Zeitung schielen. Sie ließ mal wieder ihr halbes Frühstück liegen. Sie hatte sich wie jeden Morgen mit der Zeit verkalkuliert.

‚Schatz, weißt du, wo ich meine Handtasche hingelegt habe?'

Ich stöhnte auf. Mal suchte sie ihren Büroschlüssel, mal ihre Handtasche. Diesmal war es wieder dieses schwarze Lederungetüm.

Sie stand mit der Zahnbürste im Mund in der Küchentür, stampfte kurz mit dem Fuß auf.

‚Losch, chuch mit, ich much weg.'

Ich wusste nicht, warum sie jeden Tag das ganze Zeugs mit sich herumschleppen musste.

‚Frauen!'

Die Leinwand wurde wieder dunkel ...

Ich runzelte meine Stirn.

„Ihre Handtausche! Darin lag die Lösung. Im wahrsten Sinne des Wortes."

Sie bewahrte jede Menge Krimskrams darin auf, räumte sie nur gelegentlich aus. Vielleicht einmal im Monat.

Das war meine Chance. Erst gestern hatte sie den Inhalt auf den Küchentisch gekippt, weil sie einen Kugelschreiber suchte.

Ich zog die Schublade meines Schreibtisches auf.

„Jepp", dort lag er. Der Schlüsselanhänger. Seit Weihnachten vor zwei Jahren war er noch immer eingepackt in einen glänzenden Blister. Ich bekam das Ding von meinem Chef, der meinte, ich müsse meine Besprechungen mit den Baustellenleitern dokumentieren. Ein sprachgesteuerter Voicerecorder. Klein, unauffällig, aber effektiv.

Jetzt konnte er beweisen, was die Werbung versprach und mir die notwendigen Argumente für die Konfrontation liefern. Oder auch nicht. Einen Versuch war es jedenfalls wert.

Am Sonntagabend - Seewolf lief gerade im Fernsehen (Frankfurt hatte übrigens gegen Bochum gewonnen) - befestigte ich das Gerät an einer Lederschlaufe in ihrer Handtasche. Neben dem vielen Krimskrams würde sie ihn nicht bemerken.

Sie arbeitete in einem Großraumbüro, sodass ich erwarten konnte, viel Geschwätz anhören zu müssen. Ich war auf die Konfrontation vorbereitet. Zumindest fühlte ich mich so.

Das schlechte Wetter machte es mir möglich, heute etwas früher als sonst zu Hause zu sein. Diese Zeit konnte ich für ein bisschen Ruhe nutzen. Ruhe vor dem zu erwartenden Sturm.

Das Geräusch von ihrem Hausschlüssel im Türschloss schreckte mich aus meinem Halbschlaf im Wohnzimmersessel.

„Was machst du schon zu Hause", rief sie aus dem Flur.

Ich verdrängte die Antwort, die mir auf der Zunge lag:

‚Nein, mein Schatz. Das heißt guten Abend mein Schatz. Ich freue mich, dass du schon so früh zu Hause bist.'

Stattdessen stand ich auf und eröffnete das Spiel.

„Ich mache mir schon den ganzen Tag Gedanken über deine Affäre."

Natürlich war das eine Lüge. Aber das konnte sie nicht wissen. Kaum war ihr erster Schreck überwunden, schoss sie auch schon ihre Flanke vors Tor.

„Bernd ...! Wovon sprichst du? Was lässt dich annehmen, dass ich eine Affäre haben könnte?"

„Hast du ...?"

„Nein ... Natürlich habe ich nicht. Aber allein die Tatsache, dass du so einen Schwachsinn behauptest, kränkt mich. Ich denke, wir wir sollten lieber deine Paranoia diskutieren."

Ihr Gesicht rötete sich. Der „Mount St. Helens der Wetterau" stand kurz vor seinem Ausbruch.

Ich rieb meine Hände. Der Ball lief gut. Warum sollte ich ihn stoppen? Ich schnappte mir ihre Handtasche und noch bevor sie etwas sagen konnte, wedelte ich mit dem Minirecorder vor ihrer Nase herum. Sie starrte mich an. Ihr Mund öffnete sich, als wolle sie fragen:

‚Was suchst du in meiner Handtasche und was ist das für ein Gerät?'

Stattdessen kam nichts. Genau wie bei unserem Karpfen Fridolin im Gartenteich. Der benahm sich eigentlich immer so.

-- Ob Fische die gleichen Eheprobleme wie Menschen hatten? --

‚O.K., eine verwegene Hypothese.'

„Ähem ..., das ist ein Recorder, der jedes Gespräch, jedes Geräusch aufzeichnet, sofern es in seinem Umkreis stattfindet. Komm mit in die Küche. Ich hole uns ein Bier und wir hören uns an, was das kleine Ding aufgezeichnet hat."

Ihr Mund war noch immer offen, als ich mit dem Recorder an ihr vorbei in die Küche ging. Ein bisschen Zeit schinden, würde die Dramatik erhöhen, dachte ich.

Als ich mit zwei Gläsern Bier zurück kam, war sie verschwunden. Ich hörte Geräusche aus dem Schlafzimmer. Kein Weinen, keine Porzellanvase, die an der Wand zerschepperte. Nur Wühlgeräusche wie beim Schlussverkauf und das Zuschnappen von Kofferschlössern. Jetzt wurde ich doch etwas nervös und widmete meinem Bier die ganze Aufmerksamkeit. Der Recorder hing wie ein Bleigewicht an meinem Finger.

Endlich kam sie mit zwei kleinen Koffern aus dem Schlafzimmer. Eine merkwürdige Situation. Jetzt fehlten mir die Worte. Langsam stieg sie die Treppe herunter. Ihre Lippen bebten.

"Bernd ..., ich bitte dich, behalte die Gespräche auf dem Band für dich. Meine Eltern, meine Familie dürfen davon nichts erfahren. Der Blowjob, den ich meinem Chef gegeben habe, tut mir sehr leid. Auch die Bemerkungen über deine Leistungen im Bett ... Sie schluchzte.

„Ich komme Samstag wieder und hole den Rest meiner Sachen. Ich kann nicht mehr."

Ich beobachtete sie stumm, als sie die Koffer, Handtasche und den Mantel griff. Auf dem Weg zur Tür drehte sie sich noch einmal um. Ihr letztes „Bitte" hörte ich kaum..

Ich sah Tränen in ihren Augen, bevor sie durch die Tür ging.

Der letzte Schluck meines Bieres schmeckte schal. Ich blickte auf den verdammten Recorder in meiner Hand.

Ich hatte vergessen, neue Batterien einzulegen.

Quote: Life goes on

Nucleus© 2009

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5 Kommentare
KojoteKojotevor mehr als 12 Jahren
Ouch...

Gute Geschichte. ;-D

Ich stimme HartMann zu. Und ich sehe tatsächlich auch das Problem nicht.

Der Schlüsselanhänger (bin ich zu blöde oder habe ich dessen Beschreibung als Kugelschreiber verpasst?) war an der Tasche und die hat sie mit ins Büro ihres Chefs genommen, wie ich es verstanden habe. Und dort zeichnete er in der Theorie munter auf.

Das er es in der Praxis nicht tat, erwies sich ja ohnehin als überflüssig und so bekam der Protagonist, was er sich wünschte: Gewissheit.

Und mehr. Wie der Zauberlehrling...

Sehr schick.

HartMannHartMannvor mehr als 12 Jahren
Auch wieder hervorragend ...

... auch wenn die Pointe stark an Deine Geschichte mit der "zurückoperierten" Vasektomie erinnert (oder umgekehrt, was eben früher geschrieben wurde). Aber so schön boshaft sich selber ins Knie geschossen. Bitter, bitter.

Er hat Recht behalten, und wünscht sich es wäre nicht der Fall.

Auden James hat m.E. Unrecht, wenn er meint, man müsse klar verstehen wo der Kugelschreiber lag als sie dem Boss einen geblasen hat, wie das technisch möglich ist, dass die Batterien leer sind etc. Diess ist kein Untersuchungsbericht der Kripo, sondern eine Geschichten mit Anspurch darauf, literarisch zu sein....

Und Dein "vorsichtiger" Approach zur Erotik oder Pornographie tut bei dem ganzen Gebolze auf Literotika wirklich gut.

Auden JamesAuden Jamesvor mehr als 13 Jahren
Mut zur Physis

Die Geschichte ist in meinen Augen deine gelungenste Erotika aus dem Bündel an Texten von dir, die ich zuletzt gelesen habe. Du setzt hier nicht so stark wie bei den anderen Texten einzig auf das „andere Ende der Erotik“, sondern schmulst – wenn auch zaghaft – zum anderen hinüber (immerhin fällt jetzt schon einmal so ein Begriff wie „Blowjob“). Der Anfang war mir etwas verworren, weil deine Zeichensetzung als auch deine Montage der Gedanken mich irritierte, Letzteres aber vor allem von deinem Bundesliga-Kommentar herrührt: Ich weiß wirklich nicht, was der dem Texte geben soll. Dass der Protagonist in Gedanken lieber im Stadion als Zuhause wäre? Na ja, wie würden deine amerikanischen Flash-Kollegen fragen: „Where’s the beef?“

Wie dem auch sei, so ziehst du den Text im Folgenden schön auf. Auch weil den Protagonisten auf besonders perfide Weise seinen Verdacht nachgehen lässt, was bald interessanter ist als die Antwort auf seine Vermutung (die, wenn man deine anderen Geschichten gelesen hat, man sowieso schon weiß). So weit so schön. Was mich dann wiederum irritierte war das Ende, und das auf zweierlei Art. Zunächst war mir nicht klar, wie der Blowjob und der Kugelschreiber zusammengehen sollten: Sie wird jawohl kaum das metallene Ding neben das aus Fleisch und Blut gehalten haben, oder? Ich hab’s mir dann so zusammengereimt, dass sie mit irgendeiner Kollegin darüber gesprochen haben muss, während sie ihre Tasche packte oder was weiß ich. Jedenfalls gibt der Text da keine Indizien her (muss er auch nicht zwangsläufig, allerdings hat das mich beim Lesen halt schon ins Stocken gebracht: Wenn das deine Intention war, dann ist ja alles i.O.). Und schließlich am Ende die Batterien. Darauf fand ich aber keine plausible Erklärung, weshalb ich mich hier wieder an das gleichsam aufgesetzte Ende deiner „Seifenblasen“ erinnert fühlte: Wenn der Kugelschreiber neu war und noch verschweißt, dann geht man vernünftigerweise davon aus, dass Batterien – weil ab Werk mitgeliefert – eingelegt sind: Warum also sollte der Protagonist, der nach eigener Aussage den Kugelschreiber nie benutzt hat, dann die Batterien „neu einlegen“ müssen (wohlgemerkt „neu“ und nicht überhaupt zum ersten Mal einlegen)? Wenn du eine Antwort weißt, na dann hab ich nichts gesagt. Ansonsten halte ich es in diesem Punkt mit Marty: Könnte/sollte beim Überarbeiten gestrichen werden.

So, jetzt warte ich nur noch darauf, dass du dir ein Herz fasst (und mein Wunsch doch noch in Erfüllung geht): nur Mut!

Mit besten Grüßen

–AJ

AnonymousAnonymvor mehr als 14 Jahren
Der Saft ist raus!

Schön geschrieben. Das vorweg. Aber warum hat er gezaudert seine Annette zu ihrer Untreue zu befragen? Viel dämlicher kann man es kaum anfangen, es sei denn man will seine Frau loswerden. So wird ihm nur das Kopfkino bleiben... und noch dazu ganz ohne akustische Begleitung!

Marty_RTMarty_RTvor mehr als 14 Jahren
Oh mann...

Die Geschichte ist gut geschrieben, sie geht unter die Haut, mir jedenfalls. Die Überraschung mit den Batterien wäre gar nicht mehr nötig gewesen, gibt dem Geschehen aber nachträglich noch den Hauch eines riesigen Bluffs, der so gar nicht gedacht war. Kein Happy End - wieso auch?

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