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Der Seelentrinker - Teil 1 von 7

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Es klopfte an der Seitentür.

„Oh, wenn das Hamid ist, lass die ihm nicht helfen!"

Nur ein Gedanke in seinem Kopf.

Doch die Wisperstimme antwortete ihm direkt: „Nicht Hamid, geht klar! Der kann sich gerade sowieso nicht mehr rühren. Weißt Du doch!"

Genugtuung!

Zufriedenheit!

Marius hinterfragte diese Stimme nicht. Er war auch nicht beunruhigt. Es war genauso, wie es der Alte gesagt hatte. „Stimmen im Kopf".

Die Seitentür wurde geöffnet. Es war die nette Verkäuferin.

„Ich habe ein paar Sachen für Sie zusammengestellt Herr Kleinmanns. Sollte Ihre Größe sein. Nicht das Beste -- kommt direkt von unseren Wühltischen. Unterwäsche, Hemd, Hose, Jogginganzug und eine leichte Windjacke."

Marius drehte seinen Kopf etwas zur Seite und sah an der Ärztin vorbei auf die blonde Verkäuferin. Sie war ein Engel.

Dass er fast nackt war, störte ihn ebenso wenig, wie die Ärztin -- oder die Sanitäter.

Tiefe Dankbarkeit erfüllte ihn!

Das erste Mal seit langem, dass jemand etwas für ihn tat!

„Mir fehlen jetzt etwas die Worte!"

Tränen schossen ihm in die Augen.

Sabina Merzig verstand sofort. Sie war berührt von den Gefühlen, die sich in diesem eigentlich abscheulichen Gesicht abzeichneten: Wärme und tiefempfundene Dankbarkeit.

Sie überflog kurz den Körper mit einem Blick. Neben den frischen Verletzungen und ersten, sich abzeichnenden fürchterlichen Blutergüssen waren da ganz viele fürchterliche alte Narben.

Der Mann war wirklich gebeutelt von seinem Schicksal. Mitleid?

Eher Bewunderung, wie er es wohl schaffte, dennoch am Leben teilzunehmen und beispielsweise einkaufen zu gehen.

Was man so alles denkt...

„Haben Sie jemanden, der verständigt werden muss? Oder jemanden, der sich um Ihre Wohnung kümmert?"

„Ehrlicherweise nicht. Meine Katze -- wenn ich im Krankenhaus bin, kümmert sich niemand mehr um sie."

Marius wurde blass.

„Oh nein. Bitte nicht..."

Ein entsetzlicher Gedanke - aber er sah sich schon nach Hause kommen und seine geliebte Maunzi war tot. Einfach verhungert!

„Dafür brauchst Du keinen Wunsch. Das funktioniert so viel besser. Glaube mir!"

Das Wispern war wieder da.

„Ich kümmere mich um Ihre Katze und auch um ihre Wohnung, wenn Sie mir vertrauen und mir Ihren Schlüssel geben."

Marius Blick fiel wider auf die Tüte mit seinen Sachen bei der Hecktür. Doch die Hilfe war hinter seinem Kopf!

Einer der Sanitäter nahm seinen Schlüssel von einer Schrankablage und hielt ihn in sein Gesichtsfeld.

„Soll ich ihn ihr geben Herr Kleinmanns."

„Ja, gern."

Er war erleichtert.

„Frau Merzig, ich wohne..."

„... In der Zwölf. Meine Tochter und ich wohnen nur zwei Häuser weiter auf der gegenüberliegenden Seite. Dritter Stock sagten Sie vorhin?"

Sabina Merzig lächelte ihn an.

„So, jetzt ist alles geregelt. Herzlichen Dank für Ihre Hilfe. Nicht selbstverständlich in unseren Tagen. Wir fahren ins Catherinen Krankenhaus. Nicht weit weg von hier."

Die Ärztin drückte jetzt wieder etwas auf die Tube.

„Ich danke Ihnen von ganzem Herzen!"

„Ich weiß, machen Sie es gut. Ich komme Sie besuchen."

Die Seitentür schloss sich wieder und damit der Mikrokosmos des Rettungswagens, der sich alsbald in Bewegung setzte.

Unerwartete Grenzen

Er hatte Glück und lag allein in einem Zweibettzimmer. Schwere Kopfprellung, drei kaputte Rippen, ein Leistenbruch und im Knie waren mal wieder alle Bänder kaputt.

Die Operation war schon für Mittwoch kommende Woche angesetzt.

Gerade war die Polizei gegangen. Sie hatten sich nach den Vorgängen erkundigt. Aber er hatte nichts Weiteres dazu gesagt.

Es gab wohl einen Zeugen. Vielleicht der alte Mann?

Marius wollte nichts riskieren. Hamid und seine Gang wussten natürlich wo er wohnte und er wollte bei seiner Rückkehr keine zerstörte Wohnung oder -- noch schlimmer -- seine geliebte Maunzi tot vorfinden. Sie war sein ein und alles und seine Stütze. Vielleicht auch der Grund, warum er noch immer lebte. Er war ja für sie verantwortlich.

Er war sehr müde. Aber er hatte erstaunlicherweise keine Schmerzen. Auch die üblichen Verdächtigen ließen ihm seinen Frieden. Selbst der chronische Hintergrundschmerz war weg.

Er führte es zunächst auf die Medikamente zurück. Nur teilte ihm seine behandelnde Ärztin mit, dass er zwar eine Menge Medikamente, aber kaum Schmerzmittel bekäme.

„Natürlich hast Du keine Schmerzen. Die anderen haben sie. Das hast Du Dir gewünscht."

Das Wispern war wieder in seinem Kopf. Der Ring wurde etwas wärmer.

„Ja. Das habe ich mir gewünscht!"

„Und? Fühlt es sich gut an?"

„Ja!"

„Genießt Du es?"

„Ja."

„Sie haben es nicht anders verdient."

„Und morgen früh sind sie wieder da meine Schmerzen. Das habe ich Trottel mir leider so gewünscht."

„Nein, hast Du nicht."

„Die sollen nur mal einen Tag meine Schmerzen haben."

„Und Hamid gern für immer! Ich wünschte, wir könnten tauschen! Dein Wunsch war mir Befehl..."

„Er wird für immer meine Schmerzen haben? Er ist übel! Und gefährlich. Aber ich glaube, das möchte ich nicht."

„Möchtest Du Deine Schmerzen wieder haben?"

„Nein. Aber das ein anderer für mich ein Leben lang leiden wird. Vielleicht lernt er ja seine Lektion und ändert sich. Und dann."

„Du kannst Deinen Wunsch nicht mehr rückgängig machen."

„Mit einem anderen Wunsch?"

„Es ist wie ein Vertrag. Es ist fix."

„Und wenn ich mir wünschte, erneut mit ihm zu tauschen?"

„Geht das nicht. Das mit mir ist wie beim Brückenbau. Du kannst erst mit dem Bau anfangen, wenn Du weißt, wo Du starten und wo exakt Du ankommen möchtest. Du musst genau wissen, was Du Dir wünschst und an alle Konsequenzen denken. Am Anfang darf ich noch etwas großzügiger sein."

„Wie könnte Hamid wieder schmerzfrei werden?"

„Medikamente? Drogen? Selbstmord? Tod? Oder ein Wunschring... Er dürfte es sich als Träger wünschen. Aber es gibt nur zwei Exemplare -- mich und meinen Bruder."

„Wer hat Euch gemacht?"

„Das darf ich Dir nicht sagen. Wohl aber, dass wir schon über 4.000 Jahre alt sind."

„Kann ich mir wünschen im Lotto zu gewinnen?"

„Nein. Das was Du bekommst, wird jemandem anderen fehlen."

„Das ist nicht gut?"

„Vielleicht doch, wenn es solche betrifft, die eh rücksichtslos auf Kosten anderer leben. Sieh es mal so. Du bist im Grunde Deines Wesens ein guter Mensch. Auch wenn ich geschaffen wurde für die Rache und um Verderben zu bringen, kannst Du doch meine Kraft auch nutzen, etwas Neues und Gutes zu erschaffen."

„Kann ich mir wünschen, gesund zu werden? So wie vor meinem Unfall?"

„Nein. Aber Du kannst zu Geld kommen und damit die Ärzte und Krankenhäuser... die Medizin bezahlen, die Dir Deine Kasse nicht bewilligt.

Ich kann Dich nicht heilen. Auch kann ich echte Gefühle nicht beeinflussen, um einer anderen Frage vorweg zu greifen.

Viele Träger und Trägerinnen wollen sich immer wünschen, dass diese oder jene Person sich in sie verliebt. Das kann ich nicht.

Ich kann schon eine Person zwingen, mit Dir zusammenzuleben. Auch Dir zu Willen zu sein oder sich Dir unterzuordnen. Aber das ist es nicht, was Du willst und was Du suchst."

„Ich muss verdammt vorsichtig mit Dir sein..."

„Ja. Ein Gedanke genügt."

„Seelentrinker?"

„Das ist mein Name!"

„Warum?"

„Wenn Du stirbst, wird Deine Seele ein Teil von mir. Wenn Du mich nutzt, Böses zu tun, wird immer ein kleiner Teil von Dir in mich übergehen, bis Du völlig ausgezehrt bist."

„Das will ich nicht!"

„Böses tun oder ein Teil von mir werden?"

„Beides!"

„Dann überlege Dir, was Du wann wie tust. Am besten vorher. Der alte Mann hat das alles auch getan -- zur rechten Zeit."

„Ist etwas von ihm in Dir?"

„Nein."

„Und von mir?"

„Nein. Du hast nicht wirklich geglaubt, dass sich Dein Wunsch erfüllen könnte. Am Anfang darf ich Dir - wie bereits gesagt - gegenüber etwas großzügiger sein. Ich muss es nicht. Ich kann auch „interpretieren" und Dich auflaufen lassen oder Dir eine Falle stellen."

„Scheiße."

„Werde ich aber nicht tun. Ich mag Dich und der Alte hat Dich gut ausgesucht. Ich kann Dir wirklich helfen und das werde ich auch gern tun. Mache ich wirklich nicht mit jedem.

Ich ziehe mich jetzt langsam zurück aus Deinem Bewusstsein. Ich komme wenn Du mich brauchst oder wenn Du an mich denkst und den Ring angreifst. Sonst werde ich mich zurückhalten."

Plötzlich war sein Kopf wieder frei und die Stimme verschwunden.

Er hatte jetzt Angst.

Den Ring loswerden.

Ja!

Aber wie?

Wie es der Alte mit ihm getan hatte.

Sollte er ihn nutzen?

Er musste gut über diese Frage nachdenken.

Der Ring wollte ihm helfen.

Der Ring konnte ihm helfen.

Sein früheres Leben und vielleicht noch einen kleinen Bonus.

Konnte er dem Ring vertrauen?

Nein!

Oder doch?

Marius war müde. Er schlief ein!

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  • KOMMENTARE
Anonymous
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8 Kommentare
BuraktrBuraktrvor 4 Monaten

Guter Anfang , werde ich definitiv weiter lesen. Ertappe mich dabei zu überlegen was wohl meine ersten Wünsche wären.

Baerchen_1967Baerchen_1967vor 10 Monaten

Ich benötigte heute eine extreme Aufbau- Spritze. Die Wahl zum Seelentrinker, einer mir noch unbekannten Geschichte zu greifen war die beste Entscheidung.

@Nimmermehr danke für den ergreifenden Text. ☆ und ♡ bis zur Schmerzgrenze verteilt.

LG

Andy

AnonymousAnonymvor etwa 2 Jahren

über Umwege bin ich wieder bei Nimmermehr gelandet, die komplette Story damals schon gelesen und jetzt wieder begonnen....

Die gefällt mir!

Und wie!

Huubertus

swriterswritervor fast 4 Jahren
@Nimmermehr

Ich bin schon froh, wenn ich hin und wieder Zeit und Lust finde, meine gekauften Ebooks zu lesen. Diesen gebe ich definitiv den Vorzug vor den Werken der LIT-Hobbyautoren.

Hinzu kommt, dass ich kein typischer LIT-Leser bin, der sich unterhalten/anregen lassen möchte. Mir genügt oftmals ein kurzer Blick in eine Geschichte, manchmal lese ich auf eine, die nicht länger als zwei Seiten ist. Oftmals lese ich überhaupt nur, weil ich dem Autor meine Eindrücke schildern möchte. Und da bilde ich mir ein, dass ein Autor mehr davon hat, wenn ich seinen Text überfliege und den ein oder anderen Punkt anspreche, der mit aufgefallen ist, statt einer der schweigenden Leser zu sein, die es gut fanden, es aber nicht für nötig befinden, Feedback zu geben.

Und wenn ich Zeit und Muße finde, mich mit dem Thema "Erotische Geschichten" auseinanderzusetzen, dann schreibe ich doch lieber an eigenen Storys oder überarbeite sie, statt mich durch andere Autoren unterhalten zu lassen.

150 Seiten würde extrem viel von meiner Zeit binden, selbst wenn sich die Lektüre lohnen würde. Ich wünsche dir, dass zahlreiche Leser deine Geschichte konsumieren und sich zu Wort melden. Wenn man schon keine Tantiemen für die Arbeit erhält, so sollten es wenigstens ein paar warme Worte sein.

swriter

NimmermehrNimmermehrvor fast 4 JahrenAutor
@swriter

Das sind insgesamt gute Fragen...

Ich veröffentliche nicht nur in diesem Forum, sondern auch in drei weiteren, wobei "Romane-forum.de" meine Hauptheimat ist.

Überall scheint es insgesamt ruhiger geworden zu sein - auf der Seite der Autoren (weniger Geschichten und weniger Autoren), auf der Seite der Kommentatoren und auf Seite der Zugriffe - nicht nur bei mir.

Woran das liegt?

Keine Ahnung. Vielleicht kommt das Medium aus der Mode.

Ich sehe das Schreiben als Hobby - wie andere im kreativen Bereich basteln, Musik schreiben, Malen oder Näharbeiten machen.

Es ist ein Ausgleich.

Zumeist schreibe ich eher selten Geschichten "für Einhandleser". Ich belege eher Nischen.

Das findet nun einmal nicht bei jeder Leserin / jedem Leser Zustimmung. Aber eine Buchhandlung oder eine Bücherei hält eben nicht nur Mainstream vor.

Irgendwo gibt es in vielen meiner Geschichten Handlung und es werden auch Themen angerissen, die gesellschaftlich diskutiert werden oder Konfliktpotential beinhalten.

Geschichten transportieren so auch Meinungen und Sichtweisen; sie polarisieren oder sie romantisieren.

Wie auch immer - ich schreibe ehrlicherweise weniger für die breite Masse und den Mainstream. Hohe Klickzahlen oder hohe Votings sind mir nicht allzu wichtig.

Wichtiger ist es mir aber qualitativ gute Feedbacks zu bekommen, um sich weiterzuentwickeln oder eben auch Anregungen mitaufnehmen zu können.

So gesehen bin ich alles andere als frustriert und werde auch weiter Geschichten schreiben und einstellen - wenn ich Lust daran habe.

Es ist nicht schlimm, dass Du die Geschichte nicht gelesen hast - immerhin hast Du eine Kritik geschrieben.

Ebensowenig schmerzt es mich, dass Du die Zeit nicht aufbringen magst, 150 Seiten zu lesen.

Möglicherweise ist genau das in unserer kurzatmigen Zeit das Problem, der schwindenen Klickzahlen - wir haben keine Zeit.

Oder wir nehmen sie uns nicht.

In diesem Sinne laß uns dennoch gegen Trend und Zeitgeist anschreiben. Von kompletter Anpassung halte ich meinerseits jedoch wenig.

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