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Der Seelentrinker Teil 7 von 7

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Er nahm gerade einen tiefen Schluck aus der dampfenden Tasse mit dem schwarzen, starken Kaffee, als der Wecker anschlug.

Lisa war dran.

„Sad Lisa" -- der alte Cat Steven Song kam ihm jedes Mal wieder aufs Neue in den Sinn, wenn er sich seiner „Kleinen" zuwandte -- wobei er das Wort weder abschätzig noch sexualisierend meinte.

Patienten waren für ihn „neutral" und hatten ein Anrecht auf ein Mindestmaß von persönlicher Würde -- auch wenn niemand wissen konnte, was von deren jeweiligen Persönlichkeiten erhalten geblieben war.

Doch Lisa war sein erklärter Liebling.

Er konnte sich auch nicht erklären warum. Gut, sie war dreiundzwanzig, hatte langes goldenes und gut gepflegtes Haar. Das war eigentlich sehr unpraktisch, doch er und Mira, seine Kollegin von der Frühschicht fanden, es stünde ihr sehr gut. Deswegen ließen sie es wachsen und nahmen als Stammpflegekräfte beide den höheren Pflegeaufwand einfach in Kauf.

Im Gegensatz zu vielen anderen Langzeitpflegefällen sprach Lisa sehr gut auf die Physio- und Ergotherapie an und war deswegen wohlproportioniert und hatte nicht diese typischen Umverteilungen in Richtung Gesäß, Rücken und Schultern, wie die meisten anderen.

Die Muskulatur war gut entwickelt und auch der Hautpflegzustand war top. Sie sah so aus, als würde sie -- wenn das Leben in ihren Blick zurückkehrte -- jederzeit aufstehen und weggehen können.

Doch Lisa kam schon vor zehn Jahren hierher. Seitdem war nur zwei Mal ein gerichtlicher Betreuer zu Besuch. Lisa war die einzige Überlebende eines Hausbrandes. Ihre ganze Familie war tot. Trümmer hatten sie unter sich begraben und die fürchterlichen Narben auf ihrem Kopf wurden nun durch dieses wunderschöne, lange golden glänzende Haar verborgen, das er so gerne kämmte.

Niemand interessierte sich für „seine" hübsche „Kleine", was Adam in der Seele wehtat. Was, wenn sie jemals erwachen würde?

Körperlich kein Kind mehr, sondern erwachsen, würde sie mit kindlichem Gemüt einer Zwölfjährigen völlig alleine in dieser Welt sein. Eine Welt die nun so ganz anders war. In den zehn vergangenen Jahren war schließlich sehr viel passiert.

Er wischte die Gedanken beiseite. Sie musste so langsam wieder in ihr Bett zurück. Adam schob den Toilettenstuhl, den er zum Transfer benutzte, neben ihren Sessel, löste die Fixationen und begab sich in Position um sie überzuheben.

Etwa eins-siebzig groß, 54 Kilogramm leicht ... Insgesamt kein Problem für ihn.

Wie immer ging er in einen Kniegrätschschritt, legte er sich ihre Arme über seine Schultern, ihr Kopf ruhte schlaff auf seiner rechten Schulter und er vereinigte seine Hände oberhalb ihres Beckenrings hinter ihrem Rücken, holte tief Luft und zog sie -- einer Umarmung gleich -- zu sich und hoch.

Und ließ sie sogleich in den Sessel zurückplumpsen.

Sie hatte sich bewegt!!!

Der Kopf bewegte sich und sie sah ihn mit leuchtend grünen Augen an.

Besessen

Ein Körper!!!

Ein Körper, der nicht leer war.

Da war ein Mädchen mit ihr in diesem Körper. Aber das Mädchen hatte irgendwie keinen Zugriff auf ihren eigenen Körper.

Sie lauschte in ihren neuen Körper hinein. Das Mädchen schrie hysterisch aber unhörbar für ihr Umfeld. Sie kramte kurz in dem ihr zu Verfügung stehenden Gedächtnis ... „Lisa"

Die Panik, so verzweifelt, wie machtlos sie letztendlich auch war, störte sie. Also sandte sie Lisa einen beruhigenden, aber bestimmenden Impuls ... So etwas in der Art wie: „Beobachte und höre, aber verhalte dich passiv."

Der Körper war nur mäßig gut geeignet. Die lange Krankheitsphase hatte den hübschen Körper deutlich geschwächt.

Der Trainingszustand war wirklich mies.

Aber für ihre Zwecke sollte es reichen.

Sie selbst hatte viele Namen. Zu viele, um sich an alle zu erinnern.

Ein Schatten! Ein Schemen ... Ein Wesen irgendwo zwischen den Menschen und dem Göttlichen. Sie kam geradewegs aus der Welt, in der sie geboren worden war -- der Welt des rauchlosen Feuers, des Marterns und der Qual.

Sie war eine Dschinn.

Sie war nicht gut.

Sie war nicht böse.

Aber böse waren diejenigen, auf die sie jetzt Jagd machte und die sie in „ihre Welt" geleiten musste.

Ein Teil von ihr war schon auf dieser Welt. Und dieser Teil würde auch hier bleiben. Er war die Falle. Ein ganz besonderer Ring.

Um sich in dieser Welt zu bewegen, dafür brauchte sie einen Körper.

So oft sie schon Gestalt angenommen hatte, wenn sie diese Welt betrat. Es war immer mehr oder weniger ein Zufall, wo oder in wem sie sich manifestierte.

Manche waren gerade in diesem Moment verstorben, andere Körper hatte bereits ihre jeweilige Seele verlassen oder wie in Lisas Fall, waren Seele und Körper irgendwie entkoppelt.

Gefangen in ihrem eigenen Körper, hatte Lisa all die Jahre Alles um sich herum wahrgenommen, nur war sie völlig außerstande gewesen, sich mitzuteilen.

Und Lisa war für ihren Geschmack immer noch zu überaktiv und beanspruchte große Hirnareale für sich. Es wäre einfach gewesen, sie mittels ihrer naturgegebenen Macht zu unterjochen oder komplett aus diesem Körper zu jagen.

Das wollte sie aber nicht.

Und so gewährte sie Lisa kurz einen Blick auf ihr Wesen und ihren Auftrag. Sie gab Lisa zu verstehen, dass sie danach wieder diesen Körper verlassen würde.

Uralte Begriffe wie die Feuergeborenen und die aus Erde Erschaffenen entzogen sich dieser noch jungen Seele. Doch instinktiv begriff Lisa, dass Universelles wie „Stärke", „Gesetz" und „Gerechtigkeit" für alle Wesen gültig war -- Lichte, wie Dunkle -- und sie fügte sich, erfüllt mit Furcht und Angst, um als Werkzeug und Gefäß, der Dschinn zu dienen.

Entgegen ihrer natürlichen Art, empfand die Feuergeborene fast eine Art Mitleid mit Lisa.

Der menschliche Körper war für ein Wesen wie sie, denkbar ungeeignet. Was sollte dann erst der Mensch selbst damit anfangen können?

Insbesondere, wenn dieser Mensch derart gehandicapt war, wie Lisa?

Jemand machte sich an ihrem neuen Körper zu schaffen. Sie griff auf die Informationen zu.

Adam, der Krankenpfleger.

Lisa mochte ihn von allen am meisten.

Er kümmerte sich um alle immer so sorgsam, aber um sie kümmerte er sich besonders gern.

Und er sprach immer mit ihr.

Und Lisa sprach auch sehr gern und viel mit ihm -- nur vermochte es niemand zu hören.

Dann machte dir Dschinn einen Fehler und „Lisa" bewegte ihren Kopf.

-----

Adam sah in diese leuchtend grünen Augen. Feuer blitzte in ihnen auf. Wie Feuer brannten Lisas Hände plötzlich in seinem Nacken.

Er fühlte sich leer. Schwach und leer ging er in die Knie. Dreißig Jahre -- so lange hatte sein Leben bislang gewährt -- zogen vor seinem inneren Auge vorbei.

"Ein gutes Leben?"

Eher ein Leben voller Kampf und Trauer.

"Was würde von ihm bleiben?"

"Welche Spuren würde er hinterlassen?"

Aus der sengenden Hitze in seinem Nacken wurde eine wohlige Wärme und die Nacht umfing ihn, wie ein Freund.

Ihn immer noch umschlungen haltend, stand sie auf und ließ ihn vorsichtig langsam auf den Boden gleiten. Ein wirklich zerrissener, aber ein herzensguter Mensch. Zutiefst in seinem Inneren verletzt und dennoch ein unverbesserlicher Optimist.

„Lisa" lächelte.

Die Dschinn verstärkte ihre Sinne. Da war nur noch jemand in einem anderen Zimmer zu Gange. Sie öffnete leise die Tür und lief in den Gang. Wo sie den Umkleideraum der Pflegekräfte fand, das wusste sie aus Adams Erinnerungen.

Kurz darauf verließ eine „Krankenpflegerin" die Pflegeeinrichtung in Richtung Innenstadt - einfach ihrem Gefühl folgend auf der Suche nach etwas, das ein Teil ihrer Selbst war.

Eine Nebenstraße, die so gut wie gar nicht befahren war. Die Nacht kam langsam und tauchte die Welt in Dämmerlicht. Es hatte zu regnen begonnen, es stürmte und jeder vermied es, unterwegs zu sein.

Ein gutes Stück von ihr entfernt kam ihr ein dunkler Mercedes entgegen. Ihr Blick verharrte.

Ein Fahrer und eine Person im Fond. Beide glühten förmlich vor Dunkelheit.

Tiefschwarz umtosten ihn die Flammen.

Eigentlich sah dieser Mensch im Fond gütig aus und gut. Wie ein Großvater mit langem Bart dunklen Bart und weißsilbernen Einsprengseln, kräftiger Stimme und einer riesigen Portion Charisma.

Doch das ihn umgebende schwarze Feuer zeigte seine wahre Natur.

Er spielte mit seinem Ring.

Dem Ring, der auch ein Teil ihrer selbst war.

Er hätte niemals in seinen Besitz gelangen sollen und dürfen. Dafür war dieser Verblendete zu stark und zu mächtig.

Sie wollte ihm einfach nicht dienen.

Und deswegen sollte ihn auch nicht länger haben.

Er durfte ihn nicht länger haben!

Feierabend

Judith wusste nicht genau, warum sie Markus Einladung gefolgt war. Wahrscheinlich, weil sie genau wie er selbst, das Bedürfnis hatte, den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen.

Zuviel war passiert und zu viel hatten sie gesehen. Das musste alles verdaut werden. Morgen hatten sie einen Termin bei der Polizeipsychologin.

Sie saßen bei Markus in seinem schon in die Jahre gekommenen, grünen Escort. Trotz seines Alters war der Wagen sehr gepflegt.

Sie hatten sich für einen Inder in Bornheim entschieden, der berühmt für seine indischen Menüs war. Essen ohne Zeitdruck, um all das einmal aufzuarbeiten.

Schweigsam hingen sie beide während der Fahrt ihren Gedanken nach.

Das Wetter hatte umgeschlagen. Es regnete und wahrscheinlich würde es im Verlauf der Nacht noch einige Gewitter geben. Gut, dass der Inder einen Parkplatz hatte.

Markus hatte leise das Radio angestellt. „Radio Bob", ein Rocksender. Es lief gerade von Dio eine alte Ballade „Catch The Rainbow"

Judith schloss ihre Augen und sah erneut all die hochkommenden Bilder.

Die Verfolgungsjagd ...

Sie wurden gerammt ... Die Szene mit dem Scania, der wirklich nur Zentimeter vor ihrem Fenster zum Stehen gekommen war ...

Die Koordination des Verkehrsunfalls, die sie abbrechen musste.

Der andere Unfall. Ihre verletzten Kollegen -- glücklicherweise waren sie nicht allzu schwer verletzt ... Aber das hätten auch sie und Markus sein können. Gut, dass dieser irakische Arzt vor Ort war.

Dieser Audi -- mit dem Fahrer, der qualvoll ertrunken war. Dieser andere auf dem Beifahrersitz, der durch den Ast gepfählt wurde -- fast noch ein Kind.

Der Dritte, der an den Baum „genagelt" war ... Ihr fiel kein besseres Wort ein, um dieses abstrakte Bild zu beschreiben. Es war alles beinahe, wie aus einem Horrorfilm.

Junge Kerle allesamt. Doch das, was sie da wahrscheinlich schon alles in ihrem Leben getan hatten ... Vierdienten sie ihr Ende?

Ein solches Ende?

Hätten sie nicht eher noch eine Chance verdient.

Sie wusste es nicht. Und sie wollte auch nicht urteilen. Aber sie wollte etwas tun, um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Auch deswegen hatte sie sich entgegen des Rats ihres Vaters für eine Laufbahn bei der Polizei entschieden.

Das Handy -- es führte sie geradewegs zu einer Gartenhütte in der verlassenen Laubensiedlung und damit zu der vermissten Tonja Merzig.

Sie waren dabei, als die Kleine in den Rettungswagen eingeladen wurde -- geradewegs in Richtung des Krankenhauses, wo bereits die wahrscheinlich vor Sorgen kranke Mutter auf der Intensivstation auf sie wartete.

Zwar war Tonja durch die Drogen noch bewusstlos, aber der Notarzt sagte, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis sie wieder aufwachen würde.

Sie hatte die Szenerie gesehen und Markus hatte sie schnell fotografiert. Kaum auszudenken, was diese Gang mit dem Mädchen gemacht hätte.

So gesehen, war sie beinahe froh über den gesamten Ausgang. Böse Gedanken, die sie nicht weiter denken wollte. Niemand verdiente den Tod -- und doch ... Wenn Menschen so bereitwillig auf den Tod anderer hinarbeiteten.

Höhere Gerechtigkeit?

Sie rieb sich die Augen.

Die Kopfschmerzen setzten wieder ein und der Nacken tat ihr weh.

Im Restaurant gab es etwas zu trinken. Sie würde eine der Tabletten nehmen, die man ihr im Krankenhaus gegeben hatte.

Es blitzte!

Ein Blitz, direkt in einen der Bäume vor ihnen!

Der ganze Wagen war mit einem Mal in gleißendes Licht getaucht. Ohrenbetäubender Donner lies den Wagen regelrecht erbeben.

Einen kurzen Moment saß sie wie betäubt auf dem Beifahrersitz.

Markus hatte geistesgegenwärtig den Wagen gestoppt. Er rieb sich die Augen. Wahrscheinlich taten sie ihm genauso weh, wie ihr selbst.

Weiße Lichter tanzten und selbst wenn sie die Augenlider schloss, sah sie noch den Blitzstrahl.

„What a fuck!" Markus fluchte.

„Der Baum!"

„Welcher Baum. Ich sehe immer noch nichts!"

„Da der Baum ist auf den schwarzen Mercedes vor uns gefallen."

Verweigerung

Ömür war sehr zufrieden. Zur Feier des Tages hatte er Senol in ein indisches Restaurant eingeladen, das er schon lange einmal besuchen wollte. Er hatte sehr viel Gutes über den Inder gehört.

Ein langer ereignisreicher Tag, der jetzt mehr als nur vielversprechend aufhörte. Jetzt musste er sich „nur" noch etwas mehr mit dem Ring auseinandersetzen.

Dieses Wispern in seinem Kopf. Er wollte sich nicht beeinflussen lassen. Er musste vorsichtig sein, mit seinen Wünschen.

Ömür begriff sehr schnell, dass „Wünschen" ein sehr zweischneidiges Schert sein konnte. Nicht umsonst war Hamid tot -- trotz des Rings.

Dieser Ring war durch und durch böse. Nur war das Schlimm? Wahrscheinlich konnte er ihn deswegen auch besser einsetzen, als einen „guten" Ring.

Und überhaupt, war das ein Werkzeug. Ein Werkzeug, seinem Willen zu dienen. Doch das wollte der Ring nicht.

Ömür wusste, der Ring MUSSTE sich ihm beugen. Er war nun der Meister und er hatte Großes vor. Er könnte endlich wieder zurückkehren.

Er würde ein König sein -- nein, ein Ayatollah.

Er würde den Menschen wahre Wunder zeigen und sie würden ihm umso bereitwilliger folgen. Er spürte die Macht, die ihm dieser Ring geben konnte. Eine gewaltige Macht.

Klug eingesetzt, wären er und die seinen unangreifbar, unantastbar. Sie wären die neuen Götter, die diese Welt brauchte.

Er würde ihnen alles geben, was sie brauchten ... Glauben, Ordnung, Werte und Recht. Allah war wirklich groß, auch wenn er insgeheim gar nicht an ihn glaubte.

Alles war Mittel zum Zweck, um ihm Macht, Einfluss und Geld zu sichern. Ein Leben und die Möglichkeit, die Welt so zu formen, wie es ihm gefiel.

Genauso wie der Koran und all die anderen, heiligen Bücher und Schriften. Wenn man verstand sie passend zu interpretieren, würden sie seinen Anhängern für alles eine gute Erklärung liefern, was er sich von ihnen wünschte.

Das alles hatte der Ring verstanden und er warnte Ömür eindringlich, mit seinen Wünschen an den Fundamenten dieser Welt zu rütteln.

Aber genau das hatte Ömür vor. Die Menschen sollten ihn lieben, ihn verehren, ihn anbeten und ihm alle Wünsche von den Augen ablesen, die er hatte.

Den Ring selbst wollte er nur für die wirklich großen Dinge, die erforderlichen „Wunder" oder die „Schlüssel" um das alles zu erreichen.

Mit diesem Ring war er der neue Prophet!

Sein Volk wartete auf ihn -- ein neues Land, dass es zu „erobern" galt, mit all den Schätzen, die Land und Boden zu bieten hatten.

Und den willfährigen „Sklaven" die ihm dienten.

Und wenn sie sich weigerten -- nun, die Scharia war seit Jahrhunderten ein wohlfeiles Instrument, sich Macht zu sichern!

Der erste von Ömürs Wünschen war, dass der Ring sich aus seinen Gedanken zurückziehen solle und nur in Erscheinung treten dürfe, wenn er es ihm befehle.

Der zweite als er merkte, dass der Ring über ein eigenes Bewusstsein verfügte -- der Ring solle ihm uneingeschränkt dienen und er dürfe ihn, Ömür, nicht betrügen oder Wünsche zu „seinem Vorteil" interpretieren.

Der dritte Wunsch war, dass der Ring ihm keine Kraft im Austausch abziehen dürfte. Im Austausch sollte er einem anderen Menschen die Kraft nehmen.

Ömür war sehr mit sich zufrieden und räkelte sich im Fond des Mercedes.

Plötzlich trat vor ihnen eine Frau auf die Straße. Senol bremste ab. Der ganze Wagen war mit einem Mal mit hellem Licht erfüllt.

Der Donner war infernalisch.

Ein Baum!

Er stürzte auf den Mercedes.

Obwohl eigentlich gar nicht möglich, konnte Ömür alles klar sehen.

Der Mercedes wurde abrupt abgebremst.

Senol war sofort tot.

Der Wagen stand. Der Geruch von ausgelaufenem Benzin erfüllte die Luft im Wagen. Ömür konnte sich nicht bewegen.

Rasch formulierte Ömür einen Wunsch.

„Ich will leben!"

Er verlor sofort ein wenig Kraft und verspürte einen leichten Schwindel

Warum nahm ihm der Ring weiterhin Kraft?

Das Wispern war wieder in seinem Geist.

„Das wirst Du. Du wirst noch viele Menschenalter überdauern. Du wirst ein Teil von etwas sehr Großem werden!"

„Ich will hier heraus!"

Er verlor wieder etwas Kraft.

„Du wirst gleich aus diesem Wagen gezogen werden."

Alles zu seinem Platz

„Lisa" sah den Wagen.

Sie erblickte den Weg und sah Bäume.

Sie trat auf die Straße.

Der dunkle Mercedes bremste ab.

Das Tosen des Windes wurde stärker.

Sie hob einen Arm und zeigte auf zwei Bäume.

Ein Blitz -- der Donner.

Beide Bäume getroffen, fielen um und begruben die Limousine unter sich.

Mit zertrümmerter Motorhaube und eingedrückter Front blieb der Mercedes liegen. Der Fahrer war sofort tot.

Kein guter Mensch. Doch ihn wollte sie nicht.

Langsam und doch zielstrebig näherte sie sich dem Fond. Die Tür war verzogen, doch hatte das Metall ihrer unbändigen Kraft nichts entgegenzusetzen.

Mit einer spielerischen Leichtigkeit riss sie die Autotür aus der Karosserie, zog den Alten raus und legte ihn auf die Straße.

Es regnete.

Sie kniete neben dem schwer verletzten Alten.

„Allah ist groß"

„Ja du hast Recht.

Allah ist in der Tat groß!"

Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. Ein von der Hand ausgehendes hellrotes Glühen verzehrte nach und nach die schwarze Aura des Alten.

„Aber du wirst sein Licht nie erblicken."

„Der Ring!

Ich wünschte mir zu leben"

„Du wirst in dem Ring weiter leben. Du wirst noch viele Menschenalter überdauern. Du wirst ein Teil von etwas sehr Großem werden!"

„Nein. Der Ring muss mir dienen."

„Ich diene keinem Menschen. Wir haben uns nie vor den Menschen verneigt."

"Iblis?"

Die Stimme des Alten überschlug sich förmlich vor Panik.

„Nein, auch keine Diw. Ich bin wie Iblis in den Feuern geboren, in denen Du jetzt leben wirst."

„Die Hölle?"

Ömürs Stimme wurde kraftloser und brüchig.

„Die Hölle war immer in dir alter Mann und du hast sie in deine Jünger gepflanzt."

„Wohin?" Langsam wurde die Stimme schwächer und der Blick begann sich zu brechen.

„Dahin, von wo es niemals „ein Zurück" gibt. In die Feuer, aus denen ich geboren wurde."

Sie ergriff die Hand von dem erschlaffenden Körper, zog den Ring ab, der ein Teil ihrer selbst war und wollte sich gerade wieder erheben.

„Halt!

Stehen bleiben!

Polizei!!!"

----

Markus setzte gerade den Notruf ab.

Judith war ausgestiegen, hatte sich mit Warnweste und Verbandkasten „bewaffnet" und konnte kaum glauben, was sie da gerade sah.

Der alte Mann von heute Mittag. Und sein Fahrer.

Eine Krankenschwester, wie sie mal eben so die komplette Tür aus dem schwer beschädigten Wagen herausriss, achtlos beiseite schleuderte und den Alten aus dem Wagen zog, so als ob das alles gar kein Gewicht hätte.

Aber als sie dem Bewusstlosen seinen Ring von der Hand nahm ... das durfte nicht sein.

Sie gab Markus ein Zeichen.

Der war am Aussteigen und beugte sich sofort in den Wagen zurück, um seine Waffe zu holen.

„Halt!

Stehen bleiben!

Polizei!!!"

Die Krankenschwester stand langsam auf. Sie drehte den Ring in ihrer Hand. Es regnete jetzt Sturzbäche. Die Luft roch verbrannt.

Eine junge, blonde Frau.

Zierlich, Die Bewegungen wirkten irgendwie unsicher und ungelenk. Das alles stnd in scharfem Kontrast zu dem, dessen Judith gerade Zeugin geworden war.

Judith trat auf sie zu.

Markus hatte absichernd etwas seitenversetzt Position bezogen.