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Die Agentur 02

Geschichte Info
Die Reise ins Unbekannte beginnt.
3.6k Wörter
4.58
15.5k
5

Teil 2 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 06/13/2023
Erstellt 01/16/2023
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Marie lag auf ihrem kleinen Bett und starrte an die Decke ihrer Einzimmerwohnung. Ihr Blick verfolgte die feinen Risse im Material, wo der Putz aufgeplatzt war. Eine Bruchbude, welche die überteuerte Miete nicht wert war, die sie Monat für Monat zahlte. Kahle Wände, ein kaltes Fenster, das von der nächtlichen Leuchtreklame der Häuserschlucht, in der sie lebte, erhellt wurde, und eine alte Türe, die auf einen schmutzigen Hausflur führte.

Wie hatte sie nur so tief fallen können? Sie erinnerte sich an die Zeit mit ihrem Ehemann. Sie hatten sich noch während des Studiums kennengelernt. Sie war von seinem zupackendem Wesen, seinem ruhigen Selbstbewusstsein, seinem Fleiß und seinem Ehrgeiz beeindruckt gewesen - und er hatte in ihr eine Bewunderin gefunden, die nur allzu schnell bereit gewesen war, ihre eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen. Ihre Beziehung war so harmonisch gewesen. So rein und selbstverständlich.

Aber aus der verliebten, jungen Marie war nach der Trennung eine verletzte, eine zynische Frau geworden. Im Licht der Scheidung sahen all die erlebten und verlebten Jahre nun ganz anders aus. Die Harmonie war da gewesen, weil sie nie auf etwas bestanden hatte. Immer nachgegeben hatte. Und er hatte immer mehr gefordert, immer mehr genommen, bis er sie auf ein Schmuckstück reduziert hatte, das einen Schritt hinter ihm ging und das er herzeigen konnte. Geblendet von Maries Licht achteten seine Geschäftspartner nicht auf die Details in seinen Deals. Marie war immer das Mittel der Wahl gewesen, um die Ziele ihres Mannes zu erreichen.

Aber eben nur ein Mittel. Ein Ding, ein mittelmäßiges Kleinod, auszutauschen bei Bedarf und Gelegenheit. Er hatte sie abgelegt wie einen alten Mantel, der aus der Mode gekommen war. Was hatte sie sich gedemütigt gefühlt, damals, an diesem Schicksalstag. Sie war müde gewesen nach einem langen Tag, an dem sie seinen vierzigsten Geburtstag geplant hatte. Sie hatte die richtigen Blumengedecke in Auftrag gegeben, die Einladungslisten abgeglichen, hatte den Weinhändler besucht, da der Grauburgunder ihrem feingeistigen Ehemann unangemessen vorgekommen war. Alles auf den Pfennigabsätzen, die er so liebte und die er am Morgen nicht einmal beachtet hatte.

Eine Polizeisirene riss Marie aus ihrer Erinnerung. Die blauen Warnleuchten warfen ein surreales Licht auf die weiße Decke und zeichneten Zauberschatten auf den kaputten Putz und den schmutzigen Stuck. Sie verlor sich in dem Anblick, bis der Einsatzwagen vorbeigefahren war und die Sirene in der Ferne verhallte. Dann brandete die Erinnerung mit Macht wieder heran.

Wie heute war auch damals Nacht gewesen, als sie damals heimgekehrt war. Ein warmer Sommerabend. Sie war erschöpft gewesen, aber auch stolz: Bereit, ihrem Mann zu berichten, was sie Schönes für die Feier seines Ehrentages vorbereitet hatte. Dass er nicht in ihrem geräumigen, modern eingerichteten Wohnzimmer zu finden gewesen war, hatte sie irritiert. Dass von der Galerie aus das warme Licht der Flurlampen zu ihr herab schien, verwundert. Lag er schon im Bett? Gewiss war er noch wach, und vielleicht würden sie heute noch einmal miteinander schlafen. So lange hatten sie das nicht mehr getan ... Es mussten Monate gewesen sein, in denen ein kleiner Vibrator ihr näher gewesen war als Thomas.

Marie hatte im Wohnzimmer gestanden und kritisch an sich herabgesehen. Das weiße Sommerkleid mit dem Blumenmuster endete über ihren Knien. Dezente Goldreifen schimmerten an ihren Handgelenken und um ihren Hals lag die Kette mit dem grünen Stein, den er ihr zu ihrem Dreißigsten geschenkt hatte. Der Ausschnitt war tief genug, um verführerisch zu wirken, ohne billig zu sein, und der Stoff war um ihre Brüste herum eng geschnitten. Auch, wenn sie nach dem langen Tag nicht die Frischeste war - sie sah zum Anbeißen aus und war sich dessen absolut bewusst. Sie fasste den Plan, ihren Mann, mochte er schlafen oder nicht, zu verführen. Marie hatte es bitter nötig.

Ohne die Schuhe auszuziehen, schritt sie die geschwungene Treppe zur Galerie hinauf. Auf dem teuren Teppich machten die Absätze keine Geräusche. Sie drehte den Knauf zum Schlafzimmer herum, trat ein, und ...

Die Marie von heute, die auf dem Bett ihrer kleinen Wohnung lag, schloss langsam die Augen. Eine Träne rann über ihre Schläfe in ihr Haar. Selbst jetzt tat es noch weh, daran zu denken. Sie hasste sich dafür, dass sie es nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte, und verachtete sich dafür, dass sie nicht die Stärke hatte, die Erinnerung zu verdrängen. Die Bilder liefen wie ein Film vor ihrem inneren Auge und sie war unfähig, wegzusehen. Er war völlig nackt gewesen, nackt wie Gott ihn geschaffen hatte und wie vermeintlich nur Marie ihn bisher gesehen hatte. Er lag auf dem Rücken in ihrem Ehebett, sein trainierter Körper hatte schwitzig geglänzt. Auf ihm, in der Hocke, war Céline. Diese verdammte Céline aus seinem Büro, seine persönliche Assistentin, ein junges, scharfes Flittchen von vielleicht fünfundzwanzig Jahren. Ihr Körper wirkte zierlich, die Hüften fest und kein Gramm fett zuviel. Marie hatte alles sehen können. Célines bebende Brüste, das Zittern ihrer Arme, mit denen sie sich mühsam nach hinten abstützte. Das Tattoo eines Vogels, mit bunten Farbtupfern unterlegt, auf ihrem Oberschenkel. Der harte Schwanz ihres Ehemannes, verschlungen von den glattrasierten Schamlippen. Der ganze Raum hatte nach Sex, nach Lust, nach Geilheit gerochen. Es war animalisch gewesen.

Das Licht der Flurlampen strömte über Maries Schultern hinein in den verruchten Raum, der nur von einer einzelnen Kerze auf einer Kommode überhaupt beleuchtet wurde. Wie ein Suchscheinwerfer drängte sich die Helligkeit über die Körper der Liebenden und tauchte sie in ein Schattenspiel. Marie stand einfach nur da, und die beiden wurden langsamer. Völlig passiv war sie in der Türe festgewachsen, unfähig, eine Regung zu zeigen. Ihr Kopf war leer. Da waren nur noch Scherben - Scherben eines Bildes, das zersprungen war und hinter dem nur ein schwarzes Nichts lauerte. In diesem Moment hatte Marie begriffen, dass sie ersetzt worden war. Das war der Moment gewesen, der sie zu Boden geworfen, sie zerstört hatte - und die Marie, die nun auf diesem kleinen Bett lag und sich erinnerte, hatte nicht das Gefühl, seitdem jemals wieder wirklich aufgestanden zu sein.

"Mach die Tür zu, wenn du rausgehst", hatte sie die Stimme ihres Ehemanns gehört. "Und lass den Schlüssel da, falls du abhaust."

So abfällig und kalt. So herzlos. Lieblos. Er hatte nicht einmal abgewartet, ob sie wirklich gehen würde. Stattdessen hatte er Céline von sich heruntergestoßen, hatte ihre Haare gepackt und sie vom Bett gezogen. Vor Maries Augen hatte er seinen harten Schwanz zwischen Célines Lippen gezwungen, ihn bis zum Anschlag reingerammt. Marie hatte das nie für ihn getan. Sie registrierte die Tränen, die aus Célines Augen rannen, den Speichel, der aus ihrem Mundwinkel rann, wenn der harte Schwanz hinein und hinaus glitt.

"Ich will nicht gehen", hatte Marie heiser geflüstert. "Ich will nicht gehen. Ich will nicht gehen."

Aber niemand schenkte ihr Beachtung. Irgendwann rutschte sie am Türrahmen herunter, fiel halb zu Boden, die Augen immer weiter auf die Szenen vor ihr gerichtet. Beim Deepthroat war es nicht geblieben. Die Tränen waren kein Zeichen des Leids gewesen, sondern nur eine normale körperliche Reaktion auf den Fremdkörper in der Kehle. Als der Schwanz Célines Mundhöhle endgültig verlassen hatte, machte sie Maries Mann bereitwillig den Weg zu ihrem Innersten frei. Maries Mann und seine beschissene Assistentin vögelten völlig hemmungslos vor Marie, als sei sie gar nicht da.

Fleisch klatschte auf Fleisch, lautes Stöhnen und ein spitzes "Fester! Fester! Fick mich richtig!" erfüllte den Raum. Er war fast so weit. Marie kannte die Zeichen. Er spannte immer seinen gesamten Körper an, bevor er kam. Er stöhnte und keuchte. Céline stöhnte mit, als er seinen Samen tief in ihr vergoss. Dann breitete sich eine unheimliche Stille aus, die nur durch das schwere Atmen der beiden Nackten unterbrochen wurde.

Teilnahmslos beobachtete Marie, wie Céline nach einer Weile durch eine weitere Tür in das an das Schlafzimmer angrenzende Bad verschwand. Hörte die Toilettenspülung, das Waschbecken. Sah sie herauskommen, gewickelt in einen von Maries Bademänteln.

"Ich sollte gehen, Thomas", hatte Céline verunsichert gehaucht, jetzt, wo die Geilheit fort war und sie die Situation vollends erfasst hatte.

Und dann hatte Thomas gesagt: "Nein, komm ins Bett, Liebes. Marie kann sich dazu legen und uns verwöhnen - oder auf dem Sofa schlafen. So oder so, sie wird zurechtkommen. Sie braucht nicht viel."

"Aber sie ist deine Frau ..."

"Noch", hatte er gesagt.

Marie war am selben Abend noch fortgerannt. Die Nacht verbrachte sie in einem Hotel, mit Hilfe der Minibar fand sie irgendwann mit verheulten Augen in den Schlaf. Mit Schuhen und zerknittertem Sommerkleid schlummerte sie völlig besoffen auf dem Teppichboden ihres Hotelzimmers ein, mit der dicken Decke über sich und dem Kopfkissen unter sich.

Bis zur Scheidung war dann noch ein gutes halbes Jahr ins Land gegangen.

Die Marie der Gegenwart wischte sich die Tränchen von der Wange und aus dem Haar. Es war ärgerlich, dass sie immer noch von dieser Erinnerung heimgesucht wurde. Sie hatte so Vieles getan, um dem zu entfliehen. Sie hatte sich ein neues Hobby gesucht - und es nach zwei Wochen aufgegeben. Versucht, alte Freundschaften zu reaktivieren - keine Chance. Ihr Ex-Mann war gut vernetzt und reich, da war es einfacher, sich auf seine statt ihre Seite zu stellen. Irgendwann war sie in einen Club gegangen, einfach um jemanden für sie zu begeistern, aber statt den feschen Mittdreißiger mit nach Hause zu nehmen, hatte sie zuviel getrunken und sich über seine Schuhe erbrochen. Und dann hatte sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Erfahrung gemacht, zur Mitte des Monats schon ein überzogenes Konto zu haben.

Von da an war sie sparsam geworden. Ihr Ex hatte tausende Euro pro Monat eingenommen und seinen Kunden horrende Summen in Rechnung gestellt. Sie hatte nicht einmal eine Ausbildung. Die Sozialhilfe war gering und die Nebenjobs hart und schlecht bezahlt. Sie war arm, ihr Lebenssinn fort und sie fühlte sich wertlos, schmutzig und allein.

Bis sie dann auf die Agentur aufmerksam geworden war. Ein seltsamer Zufall war das gewesen. Da war diese Frau gewesen, die Marie beim Kellnern kennengelernt hatte. Zwischen den beiden hatte sich eine Art bessere Bekanntschaft entwickelt: Wie Marie auch war diese Frau namens Leonie geschieden. Im Unterschied zu Marie hatte sie jedoch immer in der Ehe gearbeitet und die Scheidung war auf Augenhöhe erfolgt. Es war Leonie gewesen, die Marie irgendwann von oben bis unten gemustert hatte, wie Marie da in engem Top und Jeans hinter der Theke stand, und mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht den nicht ganz ernsten Vorschlag geäußert hatte: "Na, dreh den Spieß doch einfach um: Du bist sexy und smart. Umgarne einen hübschen Mann, lass ihn um dich werben und lass ihn dann vor dir niederknien. Es muss ja kein Diamantring sein, ein wenig Wertschätzung und ein solides Einkommen reicht. Oder", und Leonie lachte, als sie das aussprach, "du prostituierst dich. Dann kannst du dir die Männer aussuchen und verdienst dabei auch noch gut."

Der Vorschlag startete eine erstaunliche Diskussion über Sexarbeit zwischen den beiden, über die Marie noch lange nachgedacht hatte. Prostitution war für sie immer etwas Verruchtes und Verbotenes gewesen, zumal es genug Frauen gab, die darin gefangen waren und traumatisiert worden waren. Aber das freiwillig zu tun? Unter den richtigen Umständen konnte Marie sich das definitiv vorstellen. So begann sie also mit der Recherche, und was sie online so fand, regte durchaus ihre Fantasie an. Billige Bordells verwarf sie sofort und selbst hochklassige Escort-Agenturen entsprachen weder ihren (wahrscheinlich etwas realitätsfremden) Gehaltsvorstellungen noch waren sie besonders vertrauenerweckend - und manchmal scheiterte es schlicht an ihrem Alter.

So kam Marie tiefer und tiefer ins Internet und landete irgendwann auf der Website der Agentur. Und nun wartete sie in ihrer Einzimmerwohnung auf den angekündigten Fahrer, der sie endlich in ihr neues Leben bringen würde. Es war kurz vor Acht - jeden Moment würde ihr Handy klingeln und ihr anzeigen, dass der Fahrer endlich da war. Den Vortag hatte sie zum Packen ihrer wenigen Habseligkeiten genutzt, den Tag davor zum Kündigen ihres Mietvertrages. Aber das Heute stand ganz im Zeichen des Erinnerns. Marie hatte das Gefühl, dass es kein Zurück mehr gab, wenn sie erst in das Taxi eingestiegen wäre. Sie wollte sich sicher sein. Absolut sicher.

Der "Papierkram", den Fräulein Schmidt mit ihr besprochen hatte, hatte sich als ziemlich einschneidend herausgestellt. Marie hatte einen vielseitigen Arbeitsvertrag unterschrieben. Hatte auf Haftungsansprüche verzichtet. Diverse Erklärungen, dass sie mit all dem einverstanden war, was ihr so angetan werden würde. Sie erinnerte sich an viele Worte, die schlimme, aber auch neugierig machende Dinge versprachen, an eine Art Neigungsbogen, den sie unterschrieben hatte. Manche der Praktiken darauf kannte sie nicht einmal - was zur Hölle war zum Beispiel "Figging"? Sie hatte die wenigen Dinge angekreuzt, mit denen sie Erfahrung hatte, und manche Dinge markiert, von denen sie dachte, dass sie ihr gefallen würden - und einiges gestrichen, was ihr gar nicht zusagte. "Fisting" zum Beispiel. Oder "Atemnot" und "Analsex".

Nur - das war eben nur ein Indikator. Marie war sich völlig darüber im Klaren, dass man alle Praktiken dieser Liste und wahrscheinlich noch einige, die gar nicht darauf standen, von ihr fordern konnte - und wenn sie die "Szene" akzeptierte, würde das eben auch geschehen.

Fräulein Schmidt hatte da keine Zweifel dran gelassen.

War es also wirklich und wahrhaftig der richtige Weg für sie? War das Dasein als eine Art devote Edelnutte für sie, Marie, der richtige Schritt?

Sie stellte sich vor, wie sie in aufregenden Dessous auf Knien wartete. Verbundene Augen, ihre nackten Brüste mit den vorwitzigen Nippeln nach vorne gedrückt, dem Klienten entgegen. Die Beine leicht gespreizt, sodass das feuchte Funkeln in ihrer Körpermitte dem aufmerksamen Genießer nicht verborgen bleiben würde. Marie stellte sich die Lust und die Begierde vor, die sie weckte, und genoss das Gefühl, begehrt zu werden. Sie würde den fein geäderten, halbsteifen Penis ihres Käufers mit einem Kuss empfangen, mit ihrer weichen Zunge liebevoll den ersten, verräterischen Tropfen von der Eichel lecken und dann ihre Lippen über den Schaft stülpen, um in eifriger Dienstbarkeit ihr Gegenüber in einen wohligen Zustand der sanften Geilheit zu versetzen. Vielleicht würde er seine gepflegte Hand ja auch an ihre Lippen legen - natürlich nicht an das Lippenpaar, das gerade seinen Schwanz liebkoste - und ganz sanft ein Stück von Ludovico Einaudi auf ihrer intimen Klaviatur spielen. Willig würde sie ihre Beine noch ein Stück weiter auseinander bewegen, ihm in ihrer Unterwerfung Freude bereiten.

Marie hatte die Augen längst geschlossen und sich ihrer Fantasie überlassen. Ihre Finger fanden den Weg unter ihren Hosenbund und fanden warme Feuchtigkeit und einen vorlauten keinen Knubbel vor, der sanft gerieben werden wollte. Sie lehnte sich an die leere Wand ihrer Wohnung und ließ ein sanftes Stöhnen in den Raum entkommen. Was würde man nur mit ihr tun, fragte sie sich in ihrer Geilheit. Würde man sie fesseln? Wie fühlten sich harte Stricke auf ihrer weichen Haut wohl an? Gewiss würde man ihren gefesselten Körper missbrauchen, würde sie nehmen, erobern, wenn sie sich nicht wehren konnte. Einfach nur genommen werden. Nicht handeln müssen, nicht denken müssen, einfach nur das Objekt der Begierde sein, Zentrum der Aufmerksamkeit, der geile Preis für die Herren, die Tausende zahlen würden, sie zu besitzen. Und jeder Schwanz, jeder Höhepunkt der Klienten, würde eine kleine Rache an Céline sein, eine kleine Rache an ihrem Exmann.

Ihr Orgasmus nahte mit großen Schritten. Ein spitzer Schrei entfuhr ihr, als sie von ihrer Lust überspült wurde. Sie drückte ihre Beine zusammen, versuchte, dem Rauschen und Prickeln ihrer Vulva Herrin zu werden, als das Handy plötzlich klingelte. Noch mit von ihrer eigenen Lust feuchten und zitternden Fingern grabbelte sie das Handy heran.

"Guten Abend, Marie. Mein Name ist James, ich bin Ihr Fahrer", sagte eine dunkle Männerstimme. "Wenn Sie so freundlich wären, die Türe zu öffnen, helfe ich Ihnen mit den Koffern." Dann legte der Mann auch schon wieder auf und das metallische Summen der Türklingel wurde laut.

Marie beeilte sich, den Türöffner zu drücken. Dann eilte sie zur nahen Spüle und ließ Wasser über ihre lustbenetzten Hände laufen. Kaum war sie damit fertig, klopfte es auch schon an der Wohnungstüre. James hatte nicht lange gebraucht, um in den fünften Stock zu gelangen, fand sie. Rasch öffnete sie und war erstaunt, einen großgewachsenen, nicht unattraktiven Mann, der wohl das Alter ihres Exmannes hatte, vorzufinden. James trug einen dunklen, modern geschnittenen Anzug, ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte.

"M'am", sagte er grüßend und neigte ganz leicht den Kopf in ihre Richtung. "Benötigen Sie noch einige Minuten, oder können wir gleich aufbrechen?"

"Wir, ähm - können sofort los, James. Ich bin übrigens Marie."

Sein Lächeln enthüllte glatte, gut gepflegte Zähne.

"Das weiß ich, M'am. Wo finde ich die Koffer?"

James ließ nicht zu, dass Marie ihm zur Hand ging. Den großen Koffer packte er mit der rechten, den kleinen mit der linken Hand - und damit waren Maries gesamte Besitztümer, die ihr wichtig waren, auch schon aufgegriffen. Sie folgte James durch das Treppenhaus herunter, und an der Haustüre angekommen, zog sie einen Briefumschlag hervor, legte den Wohnungs- und den Hausschlüssel hinein und schob ihn in ihren eigenen Briefkasten, wie mit ihrem Vermieter abgesprochen.

Während James die Koffer in den Kofferraum des großen Mercedes', in welchem er gekommen war, wuchtete, drehte Marie sich noch einmal zu der schmutzigen Milchglastüre des Wohnblocks um, den sie gerade hinter sich ließ. Tief sog sie die Nachtluft ein und schmeckte den Smog der Straße, garniert mit dem Bratengeruch der nahen Dönerbude. Dazu kam noch ein Hauch von einer Zigarette, die ein stiller Passant mit Kapuze auf dem Kopf rauchte.

Nichts davon schmeckte gut.

Nichts davon ähnelte auch nur entfernt den edlen Parfums, die sie vor einem Jahr aufgetragen hatte, dem fruchtigen Hauch, den ein frischer Weißwein hatte, oder schlicht und einfach einem der Badezusätze, die sie so genossen und für die sie nun einfach kein Geld mehr hatte.

Was vor ihr lag, konnte nicht schlimmer sein als das, was sie jetzt hatte.

"Ich habe nichts zu verlieren", murmelte sie leise und machte sich damit Mut.

"Wie meinen, M'am?", fragte James aufmerksam nach.

"Nichts, nichts. Ich ... hab mich nur verabschiedet."

Und damit stieg sie auf die Rückbank des Wagens. James, der ihr die Tür aufgehalten hatte, schloss diese sanft hinter ihr. Dann stieg er seinerseits vorne ein und fuhr los.

Das Ziel des Fahrers war der Berliner Hauptbahnhof. Der war angesichts der recht späten Stunde selbst für Hauptstadtverhältnisse gut zu erreichen. Der Chauffeur parkte das Auto in einer nahen Tiefgarage und begleitete Marie von dort auf einen der Bahnsteige. Neugierig fragte sie nach, welchen Zug sie nehmen würde. Sie hatte sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wo man sie denn nun hinbringen würde - aber sie erinnerte sich daran, dass Fräulein Schmidt von abgelegenen Niederlassungen gesprochen hatte.

Sollte James angesichts Maries Unwissenheit erstaunt gewesen sein, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Aus der Innentasche seines Jacketts zog er ein Zugticket hervor und reichte es Marie.

"Luzern?", fragte sie überrascht nach. "Das ist doch in der Schweiz?"

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