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Die Fickinger 04

Geschichte Info
Vickes und Runas Sommerromanze.
9.8k Wörter
27.2k
0

Teil 4 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 05/02/2022
Erstellt 04/03/2011
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anmerkung: jetzt wird es traurig. jetzt wird es dramatisch. ich fürchte fast, man merkt, welche schundliteratur galdranorn lieber nicht hätte lesen sollen (*hust*twilight*/hust* *sich schuldig bekenn*) ... egal, zu spät.

ps.: momentan experimentiere ich wieder viel, feedback bezüglich der "anrüchigen" szenen wäre also toll. mir gefallen die nämlich nicht wirklich :/

AMEN SHE PRAYED? ...weiter geht's :))

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

DIE FICKINGER -- Part IV

Fahrig zupfte Runa sich einen Halm aus den Haaren und erhob sich mit fließender Bewegung aus dem Stroh. Ihr liebevoll geflochtener Zopf hatte sich gelöst, die hellen Haare fielen ihr in dicken Strähnen auf die Hüften hinab und versteckten auf verspielte Art die Knospen ihrer üppigen Brüste.

Zärtlich nahm Vicke eine der welligen Haarsträhnen zwischen Zeige- und Mittelfinger und zupfte an ihr, bis Runa sich ihm leise lachend entwand. Ohne Hast und Eile klaubte sie ihr grobes Leinenkleid vom strohbedeckten Boden der spärlich von einem flackendern Talglicht erhellten Nische im Stall. Ein leiser Windstoß strich in ihr Haar und wehte Vicke ihren zarten Geruch nach Pferdefell, Eisenkrautgewächsen und feuchtem Gras entgegen.

Vicke schloss für einen Moment die Augen und schauderte wohlig. Als sein Blick wieder zu Runa glitt, hatte sie das verdammte Kleid bereits wieder da, wo er es ums Verrecken nicht haben wollte: an ihrem Körper.

„Es ist mir unverständlich, wieso du immer alles an dir verstecken musst", grollte er und verzog dabei die Miene, „noch dazu unter diesem grässlichen Stoff, der reiner Hohn für deine Reize ist."

Mit den letzten Worten hatte er sich aufgerichtet, nackt wie er war. Der unruhige Schein des Talglichts malte verzerrte Schatten auf seine Haut. Die lange Narbe, die sich quer seinen Brustkorb hinunterzog und knapp über seinem Bauchnabel endete, schimmerte blutigrot. Runa spürte, wie ihr der Anblick schwindelig werden ließ. Vickes Oberkörper war gezeichnet von mehr oder minder verheilten Narben, die alle einen gewissen Reiz auf Runa ausübten.

Runa räusperte sich verlegen, als sie spürte, wie die Lust sie auf ein Neues zu überwältigen drohte und wollte ihm ausweichen. Doch da hatte Vicke sie bereits gegen die Holzwand des Offenstalls gedrängt. Sein aufrecht stehender Schwanz pulsierte verlangend gegen ihren noch nassen Spalt, aus dem der zähflüssige Samen quoll, den Vicke erst vor wenigen Momenten in ihr vergossen hatte.

Mit dem eindringenden Stoß sengte Vicke seine Lippen auf ihre und zog sie in einen gierigen Kuss, in den Runa lustvoll hineinstöhnte. Ihr Leib bebte Vickes Lenden hungrig entgegen. Das Feuer, das nur er in ihr entfachen konnte, loderte mit züngelnden Flammen in ihr auf. Es bedurfte nicht mehr vieler Stöße, bis es hell und vernichtend brannte. Runa riss ihr linkes Bein hoch und presste ihren Schenkel hart gegen Vickes Becken, während ihr Wadenbein gegen seinen Arsch drückte, um seinen Schwanz tiefer in ihren nassen Lustspalt zu treiben.

Atemlos löste Runa den ungestümen Kuss, um den Kopf in den Nacken zu reißen.

Der Offenstall der kleinen Herde Fjordpferde stand abgelegen vom Dorf inmitten wilder Natur. Hier draußen konnte sie niemand hören. Sich dessen nur zu bewusst, keuchte Runa immer hemmungsloser und lauter. Sie war zu seiner hungrigen Nymphe geworden. Und das gefiel Vicke. Das gefiel ihm verdammt gut.

Irgendwann hatte Runa angefangen, ihm aufzulauern. Sie lockte ihn fast systematisch an verborgene Orte und verwunschene Plätze. Der Offenstall war nur einer von ihren schier unzähligen Lieblingsplätzen...

Mit bebendem Herzschlag dachte Vicke an den Sonnenaufgang an der Steilklippe vor drei Nächten. Allein die Erinnerung ließ ihm das Blut in seine tieferen Gefilde strömen. Runas Einfallsreichtum kannte keine Grenzen, und das beschränkte sich nicht nur auf die Gegenden, in denen sie sich wild und ungezügelt liebten. Vicke vermochte nicht zu sagen, wie oft er sie von hinten hart rangenommen hatte, während ihre geschickten Finger mit seinen Bällen spielten und ihm damit den Verstand raubten. Oder wie viele Male sie ihn rücklings geritten hatte, den Oberkörper so tief heruntergebeugt, dass ihre Zunge mühelos über seinen Sack lecken konnte. Runa liebte seinen Schwanz, egal ob er in ihrer erwartungsvoll zuckenden Spalte steckte, ihren Arsch penetierte oder in ihren süßen Mund stieß.

Sie war verdorben bis in die Seele, und daran hatte sie verdammt viel Freude. Sie ließ sich so hingebungsvoll von ihm ficken, dass Vicke in den atemlosen Momenten danach manchmal die klamme Angst beschlich, sie jemals verlieren zu können.

Doch daran dachte er nicht, als er nun erneut tief in sie eindrang. Er lebte derzeitig nur für den Moment, ohne an ein Morgen zu denken oder einen Gedanken an Gestern zu verschwenden. Sollte doch die Welt untergehen und ihnen der Himmel auf den Kopf stürzen, es interessierte ihn nicht.

Für ihn gab es in diesem Augenblick nur Runa, die sich seinem harten Schwanz stöhnend und seufzend hingab. Alles andere war unwichtig.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Hell lodernd zügelten sich lange Flammenzungen in den Nachthimmel empor. Mit leisem Knistern und Knacksen stoben immer wieder Funken auf, um sich in langen Haaren zu verfangen oder auf luftige Kleider niederzufallen und dort innerhalb weniger Herzschläge zu erlischen. Noch ehe die Jugendlichen, die ausgelassen um das wärmende Flammenmeer hockten und randvoll gefüllte Trinkhörner kreisen ließen, etwas davon bemerkten.

Kurz vor Sonnenuntergang war einer der jungen Männer des Dorfs, den man Bjarke rief, wie Vicke herausgefunden hatte, aufgeregt auf den Hauptplatz vor dem Langhaus gestürmt, hatte nach Atem jagend nach Birger verlangt und kurz darauf war das gesamte Dorf in freudigen Aufruhr versetzt gewesen.

„Sie hat zugestimmt!", hatte Bjarke mit leuchtenden Augen verkündet, woraufhin Birger ihn erst ungläubig angeblinzelt und ihn dann freudenstrahlend in die Arme geschlossen hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte Vicke noch nicht verstanden, worum es ging... aber das hatten Ågot und Runa alsbald in Angriff genommen.

„Sie" war Synnøve, die Tochter des Anführers Gøran aus dem etwa anderthalb Tagesritte von Kuperadbyn entfernten Dorf Flackbyn, mit dem Kuperadbyn seit Menschengedenken im Konflikt lag. Kuperadbyn nannten die Menschen das Dorf, das seit nunmehr einem Mond Vickes Zuhause war, wie er irgendwann beiläufig in Erfahrung gebracht hatte. Das Wort bedeutete so viel wie „hügeliges Dorf".

Bjarke, der Sohn von Birgers früh verstorbener Schwester Vilma, hatte vor zwei Jahren in einer der unzähligen Auseinandersetzungen den Sturm auf Flackbyn, das „ebene Dorf", angeführt und war dabei in einem äußerst ... sagen wir, unpassenden Moment in Synnøve gestolpert. Oder anders ausgedrückt: er war kopfüber in ihr Waschwasser gestürzt. Doch während Synnøve nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als dem fremden Eindringling in ihrem Waschzuber prompt eins mit der groben Bürste überzuziehen, war es im selben Moment um Bjarke hoffnungslos geschehen gewesen.

Seitdem hatte Synnøve ihm keine Ruhe mehr gelassen... Tag und Nacht hatte er an sie denken müssen, und als Flackbyn sich für den verpfuschten Angriff revanchiert hatte, ergab sich die Gelegenheit für ihn, die blondgelockte Schönheit aus den feindlichen Gefilden wiederzusehen. Unerwähnenswert, dass er jede sich nur bietende Möglichkeit genutzt hatte, um sie heimlich zu treffen... bis Birger durch einen wirklich dummen Zufall, in den Endre nicht unerwähnenswert verwickelt gewesen war, davon Wind bekommen hatte...

Doch statt vor Zorn zu toben, wie Bjarke es erwartet und Endre insgeheim erhofft hatte, zog Birger es vor, seinem Neffen einen Handel zu unterbreiten: Wenn es ihm gelang, mit einer Vermählung mit Synnøve den Frieden zwischen Flackbyn und Kuperadbyn zu schmieden, würde er großzügig über Bjarkes fehlgeleitetes Verhalten hinwegsehen.

Und nun schien Bjarke schier Unmögliches geschafft zu haben: Gøran hatte sein Einverständnis für eine Vermählung gegeben und Synnøve hatte Bjarke seine Frage, ob sie sich mit ihm vermählen wolle, auf eine... etwas ungewöhnliche Art bejaht. Aber vor Freude über das Verlöbnis schien niemandem weiter aufzufallen, dass ab und an durch Bjarkes Augen ein gewisser Glanz zuckte...

„Ich gratuliere dir", hatte Birger ihm zugeraunt, kaum dass Bjarke wieder auf eigenen Füßen gestanden hatte. Und dass spontan beschlossen wurde, die gute Nachricht mit ausgiebig Met zu feiern, sei mal nicht zusätzlich erwähnt... die frohe Neuigkeit, Bjarke würde Hochzeit halten mit der Tochter Gørans hatte sich schneller verbreitet als ein Lauffeuer.

Es wurden Fässer angeschlagen und das Feuer auf dem Festplatz entzündet. Nach dem ausgiebigen Festmal hatten die Jugendlichen jedoch in stillem Einvernehmen beschlossen, sich von den Erwachsenen zurückzuziehen. Und während Erwähnte sich eifrig weiter um die Vernichtung der gebratenen Spieße kümmerten und dabei auch dem Wein ordentlich zusprachen, hatten die Jugendlichen um Bjarke den etwas abgelegenen kleineren Platz in Beschlag genommen, um auf ihre Weise Bjarkes Eheversprechen mit Synnøve zu feiern.

Vicke hockte zwischen dem zukünftigen Bräutigam und dessen besten Freund Janne auf einem breiten Baumstamm, von wo aus er Runa aus den Augenwinkeln beobachten konnte. Runa, Ågot und einige Mädchen, die Vicke nicht näher kannte, tuschelten ständig miteinander; ihr aufgedrehtes Kichern drang bis zu ihm herüber.

Vicke ertappte sich dabei, wie er Runa gedankenversunken anstarrte und ließ den Blick eilig zu Freya weiterschweifen, die vollauf damit beschäftigt war, sich den liebestollen Geir vom Leib zu halten. Vicke konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht ganz verkneifen. Das hatte sie davon, sich schon wieder in eins ihrer unanständig eng genähten Kleidern gezwängt zu haben... in der irrsinnigen Hoffnung, damit irgendwie Vickes Aufmerksamkeit länger als nur einen Atemzug lang auf sich zu lenken. Sie wollte nicht einsehen, dass es vergebliche Mühe war. Vicke interessierte sich für kein anderes Mädchen mehr, seit Runa ihm so ungestüm gestanden hatte, seine Gefühle für sie aus tiefstem Herzen zu erwidern. Vor einigen Tagen, als er ihr bewiesen hatte, dass er sehr wohl reiten konnte...

Er musste wohl arg abwesend vor sich hingestarrt haben, denn Janne stupste ihn mit einer flapsigen Bemerkung an, um Vickes Aufmerksamkeit auf Bjarke zu lenken, der gerade irgendetwas gesagt hatte. Bjarke grinste Vicke über den Rand seines Horns an, nahm einen kräftigen Schluck und reichte den Met dann weiter an ihn. Vicke grinste zurück und hob das Horn in seine Richtung, ehe er es Bjarke gleichtat und den warmen Honigwein an den Lippen ansetzte.

Süß rann es ihm die Kehle hinunter -- das Teufelszeug, das den Kopf so angenehm leicht machte und den Verstand vernebelte. Fast wie Runas warme Nässe zwischen ihren Schenkeln, wenn er über sie sank... eilig verscheuchte Vicke den Gedanken, bleib er doch nicht ohne Auswirkungen auf ihn...

Es war nicht Vickes erster Tropfen Met in dieser Nacht, und allmählich machte sich die berauschende Wirkung bemerkbar. Auch wenn er noch weit davon entfernt war, mit ähnlich schwerer Zunge zu sprechen wie Endre, der ihm gegenüber auf der anderen Seite des Feuers hockte und ihm immer wieder diese Blicke zuwarf, die Vicke nicht geheuer waren.

Aber sei es drum! Heute Nacht galt es, eine bevorstehende Vermählung zu feiern. Vicke erwiderte Bjarkes glücklichen Blick mit einem Lächeln und wollte das Horn gerade von den Lippen absetzen, um es an Janne neben ihm weiterzureichen, als Bjarke ihn unverwand fragte: „Und wann wirst du bei Birger um Runas Hand anhalten?"

Nicht erwähnenswert, dass Vicke den Rest Met aus seiner Mundhöhle prompt in die Flammen spie, ehe er sich daran verschlucken konnte. Plötzlich brannte der Alkohol in seiner Kehle. Vicke brach in bellenden Husten aus und drückte Janne eilig das Trinkhorn in die Hände, bevor es ihm entgleiten konnte. Fahrig wischte Vicke sich über die tränenden Augen, während er den Blick krampfhaft gen Boden gerichtet hielt. Alles, nur bloß nicht in die erwartungsvoll/überraschten Gesichter der Anderen sehen! Bjarke hatte nicht gerade leise gefragt, und plötzlich war nicht nur Endres Blick in Vickes Richtung äußerst finster geworden...

„Wie... wie kommst du darauf?!", krächzte er entgeistert, kaum dass er sich wieder ansatzweise unter Kontrolle hatte. Ein flüchtiger Blick hatte ihm bestätigt, dass Bjarkes taktlose Frage auch an den Mädchen nicht unbemerkt vorbeigehuscht war. Runas Wangen leuchteten tiefrot, das hatte er sogar im Flammenschein erkennen können... es sah irgendwie süß aus und machte das wilde Flattern in seinem Innersten nicht unbedingt besser.

Vicke schluckte hart und richtete den Blick wieder auf Bjarke, der ihn immer noch so verdammt wissend angrinste. „Ich seh doch, wie du sie immerzu anstarrst... als hättest du nie zuvor ein Mädchen gesehen. Du bist ihr komplett verfallen, nicht wahr?"

„Ich..." Hilflos glitt Vickes Blick zu Runa herüber, die seinem Blick mit glühenden Wangen auswich. Vicke stand ruckartig auf. „Ich hab genug für heute Nacht. Ich gehe schlafen."

Ja, vielleicht war es feige, einfach wegzulaufen. Vielleicht war er in manchen Dingen noch immer derselbe Feigling wie vor vier Jahren, als er das letzte Mal vor einem Wolf davongerannt war. Aber Vicke stand der metvernebelte Sinn wirklich nicht danach, sein Herz vor seinen neugewonnenen Freunden zu offenbaren! Es ging sie nichts an. Gar nichts! Das war allein seine Sache. Seine und Runas.

Vicke presste die Lippen aufeinander und stapfte in die Dunkelheit davon. Er bemerkte weder Bjarkes nachsichtiges Lächeln, noch das feindselige Glimmen in Endres Augen, das plötzlich umschlug in blanken Hass, noch Freyas verzweifelte Impulshandlung, Geirs Anschmachtungen einfach nachzugeben. In der an Wahnsinn angrenzenden Hoffnung, ihre vermaledeiten Gefühle für diesen unnahbaren Wikingerprinzen dann endlich endlich endlich vergessen zu können...

Und Vicke merkte erst recht nicht, wie Runa ihm lange nachsah, in ihrem Blick eine Mischung aus durcheinander gebrachter Hoffnung und Unsicherheit. Während sich ihr Herz plötzlich fremd für sie anfühlte... Was war das, was mit Bjarkes vorlauter Frage in ihr aufgewallt und über sie hinweggebrandet war wie ein tosender Sturm auf hoher See? Verwirrt presste Runa sich die Handflächen gegen die Stelle, an der ihr Herz verstört flatternd gegen ihren Brustkorb schlug.

Was für ein absurder Gedanke! Vicke war ein Seefahrer, ein Abenteurer, ein Freigeist. Ein unehrenhafter Plünderer und verwegener Halunke vielleicht obendrein, aber das stand gerade nicht zur Verhandlung. Jemand wie er versprach sich nicht für die Ewigkeit! Der Hafen der Ehe würde ihm immer fremd bleiben, das wusste Runa.

Wieso, wieso, wieso nur wünschte sie sich plötzlich dennoch nichts sehnlicher, als ihm das Versprechen zuzuflüstern, das sie für immer aneinanderband?

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

In nördlicheren Gefielden, einige hundert Seemeilen von Kuperadbyn entfernt, wich eine unruhige Nacht den ersten Sonnenstrahlen des Tages, der das Leben eines jungen Mädchens für immer verändern sollte. Wenn man es dramatisch ausgedrücken wollte.

Fakt war nämlich, dass Ylvies innere Unruhe, die sie seit Tagen in ihren Klauen hielt, allmählich begründeter Verzweiflung wich. Mit angezogenen Knien hockte das Mädchen am Feuer, das im Lehmofen brannte und ihre innere Kälte ja doch nicht vertreiben konnte. Frierend schlang sie die Arme um ihre Beine und stützte den Kopf auf den Knien ab.

Flake wiegte sich noch tief in den Fängen der Träumemacher, doch die Schicksalsschmiede hatte ihre Arbeit unlängst wieder aufgenommen. Ängstlich presste Ylvie sich eine Hand gegen ihren Bauch, in dem es schon seit einigen Stunden rumorte. Genauso lange schon, wie sie allein vor dem Feuer kauerte in dieser scheinbar endlosen Nacht, einsam und verloren...

Trotzdem erschien es ihr wie gerade eben, dass sie am Strand gehockt und der Sonne beim Versinken im Meer zugesehen hatte, während ihre Gedanken wie Sandverwehungen davongewirbelt worden waren. Sie hatte nachgedacht. Sie hatte nachgezählt. Sie hatte nachgerechnet; so gut es ihr eben möglich war.

Fatalerweise hatte alles zu ein und demselben Schluss geführt: es war geschehen. Es war nicht mehr abzuwenden, das Unheil, das sie heraufbeschworen hatte. Der Gedanke hatte umgehend Tränen in ihren Augen aufsteigen lassen, die sie wütend weggeblinzelt hatte. Doch ehe sie noch tiefer in ihrer finsteren Melancholie versinken konnte, hatte ihr jemand fröhlich zugerufen: „Ach, hier bist du also!"

Und schon hatte Gilby neben ihr gestanden, sie angestrahlt und sie einfach entführt. Ohne auch nur im Geringsten auf ihre Proteste einzugehen. Eins von viel zu vielen Dingen, die er sich von Vicke abgeschaut hatte...

Gilby. Ylvie schluckte hart. Ihm würde sie einiges erklären müssen... und darauf hoffen, dass er es verstand.

Sie konnte nicht erwarten, dass er es einfach akzeptierte, aber er musste es wissen. Das war sie ihm schuldig... schließlich war sie ihm versprochen. Und er war im vorletzten Winter Vickes bester Freund geworden.

Einen flüchtigen Augenblick lang gewährte Ylvie sich ihre Nostalgie und ließ ihre Gedanken zurückschweifen bis zu dem Moment vor über 21 Monden, wo sie aus Unachtsamkeit im meterhohen Schnee ausgeglitten und in eine von Vickes Wolfsfallen gerutscht war. Sie konnte sich nicht mehr entsinnen, wie lange sie verzweifelt um Hilfe gerufen hatte. Etliche Male hatte sie versucht, aus eigener Kraft aus dem tiefen Loch hinauszukommen, jedoch war ihre Mühe jedes Mal vergeblich gewesen. Erst, als ihr bewusst geworden war, dass jeder fehlgeschlagene Versuch noch stärker als der Vorherige an ihren Kräften zerrte, hatte sie resignierend aufgegeben.

Sie hatte genauso im Schnee gehockt, wie sie sich jetzt vor dem Lehmofen hin- und herwiegte. Nur dass sie damals weitaus mehr gefroren hatte, weil die Kälte von Außen kam, und nicht aus ihrem tiefsten Inneren.

Sie hatte bereits jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben, als plötzlich Gilbys roter Haarschopf über ihr aufgetaucht war. Im ersten Moment hatte Ylvie es als Einbildung ihrer Fantasie abgetan, aber dann hatte Gilby aufgeregt „Ich hab sie!" gerufen und dabei so endlos erleichtert geklungen, dass Ylvie für wenige Herzschläge verwirrt gewesen war. Bisher hatte sie immer angenommen, der freche Junge mit den tiefbraunen Haaren lege keinen besonderen Wert auf ihre Existenz...

Aber Ylvie war viel zu blaugefroren, als dass sie sich darüber noch weiter hatte Gedanken machen können. Kurz darauf war Vicke neben Gilby erschienen und schlagartig hatte Ylvie sich nur noch brennend für den Schnee interessiert, in dem sie hockte und der ihr Kleid nass und klamm machte.

„Ylvie!", hatte Vicke ausgestoßen und unter seinen entrüsteten Klang hatte sich dunkle Wärme gemischt, die Ylvies Herz reichlich schnell zurückgeholt hatte aus der eisigen Kälte. Hart und wild hatte es gegen ihren Brustkorb gesprengt und Ylvie war sich sicher gewesen, dass Vicke das harte Trommeln hören musste. Und die verdammte Röte auf ihren bleichen Wangen hatte es auch nicht besser gemacht...

Das pappende Knirschen von Schritten auf unberührtem Schnee hatte sie aus ihren Gedanken gerissen. Etwas hatte über ihr geraschelt und dann war Vicke mit elegantem Satz über ihr gelandet. Er hielt ihr auffordernd die linke Hand entgegen, die in wollenen Handschuhen steckte. Aber Ylvies Finger fühlten sich viel zu steifgefroren und gefühlslos an, als dass Ylvie sie irgend hätte bewegen können. Im selben Moment ließ Vicke die Hand auch schon sinken und schüttelte spöttisch über sich selbst den Kopf. Und schon spürte Ylvie die wärmenden Handschuhe um ihre klammen Finger. Darauf, dass sich umgehend wieder die unerwünschte Röte auf ihren Wangen ausbreitete, muss nicht weiter eingegangen werden, nicht wahr?

Das Letzte, woran Ylvie sich verschwommen erinnern konnte, war Vickes grenzenlos erleichtertes Lächeln und seine Arme, die sich um ihren Rücken schlossen, danach wurde die Welt angenehm finster um Ylvie herum.