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Die geile Lust-Sekte Teil 17

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Holgers Reaktion folgte auf dem Fuße in Form einer weiteren Frage: „So, lesen Sie viel, Pascal?" Obwohl es Pascal mehr als befremdlich fand, mit der Rückseite eines Bildschirmes, Plänen und Bücher im Halbdunkel zusprechen, antwortete er mit einer wenigstens selbstsicherer klingenden Stimme: „Ähm nein. Das kann ich nicht behaupten, soweit ich von den Lehrbüchern absehe, die ich während meines laufenden Studiums zwangsweise zu lesen habe. Zu meinem Bedauern muss ich Ihre Frage verneinen." Plötzlich senkte sich die Papierbarrikade auf dem Schreibtisch und zum Vorschein kam das strenge und kantige Gesicht von Günter Borchardt. Sein Antlitz kam Pascal nur deswegen fremd vor, weil der Mann im Gegensatz zu dem Foto auf Katharinas Büroschreibtisch eine schlichte Brille mit dünnem Metallgestell trug. Durch diese fixierte er Pascal jetzt offen mit seinen kalten und durchdringenden Augen.

Dann erfüllte aufs Neue seine scharfe Stimme den weitläufigen Raum: „Ich möchte Ihnen direkt etwas verraten, Pascal. Ich finde, auch wenn man Mitglied einer Gemeinschaft ist, die einem zumal in einer gehobenen Position, wie ich sie bekleide, enorme Freiheiten und Möglichkeiten schenkt, man sollte niemals seine intellektuellen Fähigkeiten einschlafen und verkümmern lassen. Und dazu gehört es sich nach meiner Ansicht, dass man seine Freizeit nicht ausschließlich zu Lust und Vergnügen nutzt, sondern die eigene Belesenheit vorantreibt. Nur auf diese Art schafft man es, das darzustellen, wozu einen der historisch gewachsene Stand verspflichtet. Niemals sollte man sich träge und immerfort genießend auf dem ausruhen, was einem das Schicksal geschenkt hat. Was meinen Sie dazu, Pascal?" Nach seiner ausladenden und aus Pascals Sicht aus dem Zusammenhang gerissenen Rede nahm Günter seine schlichte Brille ab. Behutsam legte er diese vor sich auf den Schreibtisch, wobei er Pascal keine Sekunde aus den Augen ließ.

Mit einer derartigen Fragestellung hatte Pascal definitiv nicht im Entferntesten gerechnet. Kurz fragte er sich, was der Kurfürst mit dieser Frage bezwecken mochte. Handelte es sich wohlmöglich um eine erste Fangfrage, bei deren Beantwortung er nur verlieren konnte? Da Pascal sich auf dieses Dilemma keinen Reim machen konnte, antwortete er notgedrungen spontan und instinktiv: „Tja. Da ich noch nicht lange Mitglied dieser Sekte bin und sicherlich noch nicht alle Zusammenhänge verstehe, kann ich mir zu dieser Frage noch keine absolute Meinung erlauben. Grundsätzlich würde ich Euch zustimmen, Eure Hoheit, dass es nicht schaden kann, den eigenen Intellekt zu fordern und damit im Ergebnis zu fördern. Das gilt im gleichen Maße, wie man auch seinen Körper fit halten sollte. Und in Bezug auf den Verstand trägt meiner Meinung nach das regelmäßige Lesen von guten Büchern einen großen Teil bei."

Scheinbar nachdenklich seinen Kopf leicht schief legend, bevor er antwortete, saß Günter da und betrachtete weiter Pascal unverwandt mit seinen stahlblauen Augen. Dann konstatierte er: „Ich sehe an Eurer Aussage, Ihr habt definitiv ein diplomatisches Geschick, Prinz Landgraf. Es wird mir ein Vergnügen sein, gleich mit Euch am Esstisch dieses interessante Gespräch fortzuführen." Er erhob sich von seinem Stuhl, kam um den Schreibtisch herum und reichte Pascal die Hand, in die Pascal umgehend seine rechte zum Händeschütteln legte. Zeitgleich ergänzte Günter: „Einstweilen heiße ich Euch willkommen in unserem Zuhause. Ich bin außerordentlich gespannt darauf, zu erfahren, was meine älteste Tochter in Euch zu sehen glaubt. Ich bin mir sicher, dass da ein Gespräch zu Tisch zweifelsohne einiges klarstellen wird, nicht wahr Pascal?"

Da Katharinas Vater an die zwei Meter groß und außergewöhnlich breitschultrig war, überragte er Pascal um mehr als eine Kopfeslänge. Alleine dadurch bestärkte er bei Pascal noch zusätzlich das Gefühl, ihm gegenüber von deutlich geringerem Rang zu sein. Sein mehr als fester Händedruck verstärkte seine unausgesprochene Kampfansage an Pascal noch. Trotzdem wollte sich Pascal davon nicht einschüchtern lassen. Er ignorierte die kleine Spitze in Günters Bemerkung und erwiderte: „Ich danke Euch, Kurfürst Holger, für Eure großzügige Einladung zum Essen. Ich freue mich meinerseits ebenso darauf, mich mit Euch weiter unterhalten zu können." Dabei wich er dem Blick des Kurfürsten kein bisschen aus.

Mit einem schnellen „Gut!" beendete Günter das erste Gespräch mit Pascal, entließ Pascals Hand aus seiner Umklammerung und widmete sich anschließend endlich seiner Tochter, die noch neben Pascal stand. Er beschränkte sich allerdings auf eine flüchtige Umarmung und ein wenig herzlich und inhaltlich trotzdem für ihn unpassend emotional klingendes „Komm' her, meine Große. Lass dich drücken." Direkt im Anschluss wandte er sich zum Gehen und informierte Katharina und Pascal: „Ich werde jetzt gehen und entsprechende Anweisungen geben, das Abendessen zu bereiten und auftragen zu lassen. In einer halben Stunde können wir sicherlich essen, denke ich. Wir sehen uns gleich." Direkt darauf öffnete er die Bibliothekstüre, durch die zuvor Katharina und Pascal den Raum betreten hatten, und war schnellen Schrittes verschwunden.

Die verbleibende Zeit bis zum Beginn des angekündigten Dinners verlief aus Pascals Sicht ohne großartig erwähnenswerte Vorkommnisse. Katharina hatte ihn auf ihr altes Jugendzimmer eingeladen, welches auf Pascal keinen sonderlich großen Unterschied zu seinem eigenen aufwies. Zumindest war dies der Fall, wenn man davon absah, dass es dreimal größer war und zusätzlich noch über einen begehbaren Kleiderschrank direkt nebenan verfügte. Ferner versicherte Katharina Pascal nochmals ausdrücklich, dass er sich bislang gut schlug. Er habe wie bisher darauf zu achten, ihrem Vater nicht grundlos zu widersprechen, sich andererseits nicht alles gefallen zu lassen und stattdessen ruhig mitunter selbstbewusst Position zu beziehen. Dass sich diese beiden Verhaltensweisen zumindest aus Pascals Sicht in den meisten Fällen zwangsläufig ausschlossen, schien ihr nicht in den Sinn zu kommen. Letzten Endes kam es ohnehin auf Pascal selber an. Er hatte es in der Hand, Katharinas Vater von sich zu überzeugen, oder eben auf ganzer Linie zu versagen. ‚Alles oder Nichts' hatte seine Devise für den anstehenden Abend im Kreise von Katharinas Familie zu lauten.

Eine knappe halbe Stunde später war es soweit. Katharinas Familie versammelte sich zusammen mit ihrem Gast um einen Tisch im Esszimmer, der der Größe nach Platz für zehn Personen geboten hätte, von denen jetzt fünf unbesetzt blieben. Während sich das Familienoberhaupt Günter standesgemäß am Kopfende des Tisches seinen Platz gesucht hatte, nahm seine Frau zu seiner rechten an der Längsseite des Tisches Platz. Daneben saß Regina. Pascal und Katharina saßen Mutter und Tochter gegenüber, wobei ihm die zweifelhafte Ehre zuteilwurde, direkt über Eck neben Günter seinen Platz zugewiesen bekommen zu haben. Diese Konstellation hatte den offensichtlichen Sinn, dass sich der Hausherr einfacher mit Pascal unterhalten konnte, was bekanntlich den eigentlichen Zweck dieses gemeinsamen Abendessens darstellte. Es dauerte demzufolge nicht lange, nachdem von Hausangestellten das Abendessen serviert wurde, bis Günter von der körperlichen Nähe zu Pascal ersten Gebrauch machte.

Pascal hatte sich gerade zu fragen begonnen, wann Günter ihn weiter ausquetschen würde, als dieser wie beiläufig seine erste Frage stellte. Dabei verhielt er sich, als wäre es ein normales Abendessen, bei dem man sich locker unterhielt. Er sagte: „Nun Pascal, gerade habt Ihr mir noch verraten, dass Ihr in Eurer Freizeit nicht lest, was ich persönlich im Übrigen für Euch höchst bedauerlich finde. Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, womit Ihr Euch insbesondere während Eurer Semesterferien die Zeit vertreibt." Diese indirekt formulierte Frage schien Pascal beinahe wirklich wie eine lockere Einstiegsfrage, hinter der er keinerlei Falle zu vermuten hatte. Deshalb antwortete er darauf absolut offen und spontan: „Naja, ich bin ja erst vor kurzem in die Gemeinschaft aufgenommen worden. Da ich seitdem bis jetzt fast ununterbrochen im Studium war, war für eine geplante Freizeitbeschäftigung nicht wirklich Zeit, wenn ich ehrlich bin. Und seit ich Semesterferien habe, war ich bislang im Urlaub bei Verwandten. Ansonsten genieße ich im Moment die mir geschenkte Zeit mit Katharina, was von mir aus hoffentlich so bleibt."

Zuerst dachte Pascal noch bei sich, dass er eine gute Antwort auf Günters Frage gefunden hatte. Doch diese Einschätzung relativierte er innerlich, bevor Katharinas Vater darauf reagieren konnte. Beim Nachdenken erkannte Pascal, dass er vermutlich zu offen geantwortet und vor allem das Thema direkt in eine unbedacht falsche Richtung gelenkt hatte. Selbst Günter schien dies zu verwundern. Mit einem (unwillentlichen) Vorstoß Pascals auf vermintes Gebiet hatte er am wenigsten gerechnet. Das hielt ihn nicht davon ab, tiefer in diese Kerbe zu stoßen und zur Sache zu kommen: „Ihr scheint jemand zu sein, der nicht lange um den heißen Brei herumredet. Nicht wahr, Pascal? Gut! Wenn Ihr über das Thema sprechen wollt, könnt Ihr mir direkt ohne Umschweife verraten, wo Ihr und meine Tochter euch kennengelernt habt. Von ihr werde ich es wohl trotz zahlreichen Nachfragen meinerseits nicht mehr erfahren." Pascal schaute angesichts dieser Offenbarung mit einem schnellen Seitenblick in Katharinas Richtung. Ihrer unbewegten Mimik konnte er keinerlei Hinweis entnehmen, ob sie tatsächlich nicht wollte, dass ihr Vater von den Hintergründen ihres Kennenlernens erfuhr. Da er ihren Vater nicht direkt verärgern wollte, entschied er sich vorsichtig und ‚häppchenweise' auf seine Fragen zu antworten. Pascal entgegnete mit diesem Vorsatz zunächst einen einzigen Satz: „Das war auf der Semesterabschlussparty nach ihrem letzten und meinem ersten Semester in der Hochschule."

Günter schloss direkt mit der nächsten Frage an: „Und wer hat da wen zuerst angesprochen?" Diese direkte Unverfrorenheit ließ Pascal für die Anwesenden unmerklich zusammenzucken. Die genauen Umstände ihres ersten Kennenlernens wollte er definitiv nicht preisgeben, weshalb er ausweichend wenngleich hoffentlich ausreichend antwortete: „Also streng genommen hat Katharina mich angesprochen. Ich muss dazu sagen, dass ich sie vorher erst aktiv auf mich aufmerksam gemacht habe. Es war somit Liebe auf den ersten Blick!" Seine Gedanken sprangen automatisch an den Tag zurück, als er Katharina das erste Mal gesehen und sie dermaßen auffällig und voller Faszination angestarrt hatte, dass sie ihn bemerkt hatte. Offensichtlich hörte Günter ausschließlich das aus Pascals Aussagen heraus, was er zu hören gewillt war. Das zeigte sich in dem, was er als nächstes sagte: „Streng genommen? Wie kann man denn bitte nur ‚streng genommen' jemanden als erstes ansprechen? Eurer mehr undurchsichtigen als klar formulierten Aussage entnehme ich in erster Linie, dass das Kennenlernen von Euch ausging. Hat dieses Vorgehen wohlmöglich bei Euch Methode?"

Von der Frage nachhaltig verwirrt fragte Pascal verständnislos: „Ähm, ich weiss nicht mit Sicherheit, was Ihr meint?" Katharina schien dafür genauestens zu verstehen, worauf ihr Vater hinauswollte, da sie sich neben Pascal spürbar versteifte. Das färbte direkt auf Pascals Nervenkostüm ab. Zunächst klärte ihn Günter jedoch bereitwillig und mit einer gönnerhaften Miene auf: „Ich meine, ob Ihr Euch grundsätzlich die Damen aussucht, die Ihr ansprecht. Oder erwählt Ihr in Eurer Ausdrucksweise diejenigen, von denen Ihr Euch ‚streng genommen' ansprechen lasst?" Die Spitze in seiner letzten Frage überhörte Pascal mit Absicht. Anstelle sich deswegen provozieren zu lassen, blieb er betont ruhig. Stattdessen antwortete er mit einer angriffslustigen Gegenfrage: „Nun, bei einer Liebe auf den ersten Blick - würdet Ihr da nicht selber unabdingbar die Initiative übernehmen wollen?"

Zufrieden mit seiner beherrschten Reaktion gönnte sich Pascal einen Augenblick der Entspannung als Verschnaufpause. Dieser Moment verflog deutlich schneller als erwartet. Günter bemerkte in hörbar gereiztem Tonfall: „Ja, da Ihr scheinbar nicht gewillt seid, direkt auf meine Frage zu antworten, werde ich sie nochmals und dafür deutlich direkter und klarer formulieren. Wurdet Ihr möglicherweise im Rahmen Euerer elterlichen Erziehung darauf gedrillt, Euch eine Freundin höheren Ranges auszusuchen und diese anschließend mit allen Mitteln für Euch zu gewinnen? Könnte das nicht sein?" Das war wirklich mehr als direkt und streng genommen beleidigend gefragt, wie Pascal mit allen Anwesenden am Tisch feststellen musste. Katharina neben ihm wollte intervenieren, als Pascal ihr Einhalt gebietend seine Hand unter dem Tisch auf ihr Knie legte. Lieber antwortete er selber - und das deutlich bestimmter als zuvor und trotzdem betont höflich: „Nein, Derartiges haben mir meine Eltern niemals mit auf den Weg gegeben. Ich sehe nebenbei bemerkt keinen Grund, womit ich auf Euch einen derartigen Eindruck gemacht haben könnte." Ein kleiner aktiver Vorstoß, um Günter verbal entgegenzutreten, musste aus seiner defensiven Haltung sein, um nicht aus Wut oder schierer Verlegenheit den Kopf zu verlieren.

Günter blieb entgegen Pascals Erwartungen seiner bisher gewählten Linie treu. Mit unbewegter Miene und vollkommen ruhig fuhr er fort: „Nun, also stelle ich meine Frage erneut in abgewandelter Form. Ist es nicht zutreffend, dass Eure Familie in den letzten Generationen nur zu gut gewusst hat, wie sich das Standing Eurer Linie innerhalb der Sekte verbessern ließ? Ihr braucht Euch nicht zu verstellen und zu tun, als wüsstet Ihr davon nichts. Ich habe mich im Vorfeld schlau gemacht und kenne Eure Mutter nunmehr bestens und weiss mit Gewissheit, dass sie jemand ist, der äußerst bedacht und berechnend agieren kann. Sagt mir die Wahrheit: Habt Ihr vermittelt bekommen, dass Ihr Euren Teil für den Aufstieg Eurer Sippe zu leisten habt?" Günters Stimme war messerscharf und schneidend geworden. Trotz allem konnte Pascal ruhig bleiben, da er ehrlich behaupten konnte, dass das nicht der Fall war. Die Information, dass es niedrigere Stände auf seinen eigenen Status abgesehen haben mochten, zählte er da nicht dazu. Demzufolge entgegnete er mutig: „Ihr könnt gerne nochmals fragen, aber meine Antwort bleibt dieselbe. Die Entscheidung, mit Eurer Tochter anzubandeln, hat nichts - und ich meine absolut nichts - mit Eurem Stand zu tun. Das versichere ich Euch!"

Neben sich wurde Katharina zunehmend unruhiger. Schnell zeigte sich Pascal, warum dies der Fall war. Plötzlich stieß Günter mit immer noch ruhiger Stimme hervor: „Oh, Ihr wollt mir sagen, dass meine Frage überflüssig ist, weil Eure edlen Absichten für jeden offensichtlich sind. Ist es das, was Ihr mir sagen wollt? Haltet Ihr es für angebracht, mich belehren zu wollen, Pascal?" Spätestens an diesem Punkt musste Pascal dringend zurückrudern und deutlich passiver in seinen Äußerungen werden: „Nein, natürlich nicht, Eure Hoheit Kurfürst Günter. Ich wollte mit meinen Worten lediglich anmerken, dass sowohl ich als auch meine Familie keinen ‚Plan' haben, um im System der Sekte aufzusteigen. Meine Eltern haben mir, soweit ich das beurteilen kann, während meiner ganzen Erziehung ausschließlich moralisch korrekte Vorstellungen vermittelt und mich bestmöglich zu erziehen versucht." Darauf stieg Günter zu gerne ein: „Das ist ein interessanter Punkt! Es stimmt doch, dass Eure Eltern Euch bis jetzt und darüber hinaus noch immer jeglichen finanziellen Luxus, der Euch zumindest in Ansätzen gebührt, vorenthalten haben? Könnte vielleicht diese fragwürdige Art der Erziehung Euch dahingehend beeinflusst haben, dass Ihr Euch Euren zustehenden Luxus woanders suchen wolltet - bei meiner Tochter Katharina zum Beispiel?"

Neben sich hörte er Katharina schwer die Luft einatmen, als müsse sie sich schwer zusammenreißen, um nicht sofort etwas zu sagen. Pascal geriet mit seiner Selbstbeherrschung langsam an seine Grenzen, da er über diese Bemerkung deutlich verärgert war. Er beherrschte sich unter Aufbringung eines eisernen Willens halbwegs und erwiderte: „Nein, das kann nicht sein! Und ich finde außerdem, dass die Erziehung meiner Eltern an mir hier nicht zur Debatte stehen sollte." Das war trotz seinem Willen zur Selbstbeherrschung eindeutig zu vorlaut gegenüber einem Kurfürsten gesprochen. Darauf hatte Günter Borchardt augenscheinlich die ganze Zeit gewartet: „Das ist doch aufs Neue eine Belehrung von Euch mir gegenüber, oder nicht? Doch, ich bin mir ganz sicher! Ihr wollt mir vorschreiben, dass mich Eure Familie und Eure Erziehung nichts anzugehen hat. Ich sage Euch, da liegt Ihr falsch! Wenn es indirekt um meine Tochter und meine Familie geht, geht mich alles an. Habt Ihr das verstanden, Prinz Pascal?!"

Seine Stimme war mit jedem Wort deutlich lauter und drohender als bisher geworden. Das reichte jedenfalls aus, um Pascal fürs erste schweigend innehalten zu lassen. Dies erkennend setzte Günter noch eins drauf: „Und noch etwas sage ich Euch: Wenn ich den Eindruck habe, dass Eure Familie grundsätzlich verlogen ist..." „Vater! Es reicht! Pascal braucht sich von dir nicht beleidigen zu lassen...", unterbrach Katharina urplötzlich mit lauter Stimme ihren Vater. Doch derartiges Verhalten duldete dieser weder von Außenstehenden wie Pascal noch von Seiten seiner eigenen Tochter und wies sie entsprechend zurecht: „Sei still, Katharina! Misch dich da nicht ein. Das ist ein Gespräch nur zwischen Pascal und mir. Wenn du nicht willst, dass ich mir ein Urteil bilde über deinen Freund Pascal ohne die Chance für ihn, mich von seiner Ehrlichkeit zu überzeugen, bist du jetzt besser ruhig. Ich möchte von dir ab jetzt nichts mehr hören, ehe ich mit Pascal fertig bin. Ist das klar?!" Das ließ Katharina umgehend gehorchen und verstummen.

Angesichts dieser Zurschaustellung der tatsächlichen Verhältnisse in Katharinas Familie war Pascal noch erboster und fassungsloser als zuvor. Selbst die Anfeindungen, die er und mit ihm seine Familie von Günters Seite bereits hatten ertragen müssen, traten für ihn in den Hintergrund. Dieser unvermittelt in ihm aufsteigende Zorn versetzte Pascals Mundwerk in Aktion und er hörte sich selber an den Kurfürsten die Frage richten: „Warum behandelt Ihr Eure eigene Tochter so?" Plötzlich wurde es mucksmäuschenstill am Tisch. Selbst der angesprochene Kurfürst Günter schien überrascht und starrte Pascal zunächst fassungslos an. Erst nach geräuschlosen Sekunden fragte er leise mit drohender Stimme: „Was habt Ihr da gerade gesagt?"

An dieser Stelle hätte Pascal einen mutmaßlich schadlosen Rückzieher machen und sich und seine Worte verleugnen können. Dass er dies nicht tat und sie allen Ernstes nochmals lauter wiederholte, lag einzig und alleine an seiner plötzlich aufgekommenen blinden Wut. Er entgegnete Günter: „Ich sagte, ich finde es nicht gut, wie Ihr Eure eigene Tochter behandelt. Denn das hat sie nicht verdient." Jetzt spürte Pascal Katharinas Hand auf seinem Knie, die es drückte und ihren Freund damit wortlos bat, das nicht zu tun, was er offensichtlich gerade zu tun gedachte. Doch Pascals konzentrierte Aufmerksamkeit galt weniger Katharina als vielmehr ihrem Vater. Pascal machte sich auf eine Art Explosion von Günter bereit, der er wagemutig entgegenzutreten gedachte. Stattdessen lachte Günter unvermittelt und erklärte: „Was soll das jetzt wieder heißen? Eben habt Ihr Euch noch zweimal beschwert, dass ich mich nicht in Eure Erziehung durch Eure Eltern einzumischen habe und was tut Ihr jetzt? Ihr sagt mir ins Gesicht, dass ich meine Tochter schlecht behandle! Das ist eindeutig eine gewaltige und anmaßende Frechheit!"

Keine Miene verziehend und äußerlich ungerührt von Günters merkwürdig amüsierter Reaktion erweiterte Pascals seinen vormaligen Kommentar: „Das ist etwas grundsätzlich Anderes. Darum geht es hier überhaupt nicht." Damit hatte er sichtlich Günters Neugierde geweckt. Lauernd fragte dieser: „Sooo? Warum ist das Eurer Ansicht nach etwas grundsätzlich Anderes, wenn Ihr mich in meinen Erziehungsmethoden belehren wollt? Ich sehe da keinerlei Unterschied zu dem, was ich über Eure Eltern gesagt habe." Pascal kam jetzt in Fahrt und ließ sich von Katharinas weiter zudringlich mahnenden Hand auf seinem Schenkel nicht in seinem Redeschwall aufhalten: „Doch, da gibt es einen gravierenden. In meinem Fall geht es um Erziehung im Kindes- beziehungsweise Jugendlichen-Alter. Außerdem ist alles das, was mir meine Eltern an Hilfestellung für meine erste Zeit in der für mich neuen Gesellschaftsordnung der Lust-Sekte vermitteln wollen, zunächst angebracht und hilfreich. Für mich als Neuling ist alles undurchsichtig und demzufolge kann jeder Hinweis helfen. Ich muss, was das betrifft, nochmals ausdrücklich betonen, dass Dinge niemals ein Thema waren, wie Ihr sie mir und meinen Eltern unterstellt habt. Im Gegensatz zu meiner Situation besteht aus meiner Perspektive keinerlei triftiger Grund, Eure Tochter wie ein unmündiges Kind zu behandeln und sie zu bevormunden."

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