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Drakan: Rynn's First Adventure 01

Geschichte Info
Die Vorgeschichte zu Drakan.
7.2k Wörter
4.21
17.5k
1

Teil 1 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 08/30/2017
Erstellt 05/09/2012
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Anmerkung: Die Inhalte dieser Geschichte sind ein reines Produkt der Fantasie. Das Copyright der Charaktere und einiger Handlungselemente liegt bei den entsprechenden Inhabern.

Vielleicht mag der/dem einen oder anderen der Name Drakan noch etwas sagen, aber den meisten dürfte das Franchise rund um die beiden Videogames die anno 1999 und 2002 erschienen (der erste Teil "Order of the Flame" für den PC, der Nachfolger "The Ancients' Gates" für die PS2), kaum noch ein Begriff sein. Das Entwicklerstudio Surreal Software hatte eine ausbaufähige Marke etabliert, leider ruinierten sie sich mit anderen (schlechteren) Spielen ihre Zukunft, sodass die Action-Adventure-Reihe bis heute keine weitere Fortsetzung fand, aber das nur am Rande.

Damals wurde Drakan mit seiner sexy Hauptprotagonistin Rynn als Konkurrentin zu Tomb Raiders Lara Croft gehandelt und schnitt dabei sehr gut ab. Die gebotenen Spiellandschaften/Level im Spiel an sich waren (nach damaligen Verhältnissen) riesig und grafisch auf der Höhe der Zeit. Das Setting war eine düstere, von verschiedenen Monstern bevölkerte und von Schwert und Magie geprägte Welt. "Order of the Flame" wurde wegen des hohen Gewaltgrades in Deutschland entschärft auf den Markt gebracht, "The Ancients' Gates" hingegen war schon eher Mainstream und daher familienfreundlicher. Dennoch, beiden Spielen gelang es eine fantastische, atmosphärisch dichte Welt zu generieren, in welcher man gerne Abenteuer erlebte.

Drakan war voll an Geheimnissen, die ergründet werden wollten, und abstoßender Kreaturen, die man einen Kopf kürzer sehen wollte. Zudem stellte man mit Rynn eine Hauptfigur zur Verfügung, die bis heute immer noch unangefochten den Thron der weiblichen Fantasyheldin (zumindest im Gamegenre) für sich beanspruchen kann. Da mir Drakan äußerst positiv in Erinnerung geblieben ist und noch viele Schatten über der Erzählung schweben, insbesondere der Vergangenheit der künftigen Drachenreiterin Rynn (ja, sie reitet in den Spielen einen Drachen :-) ) erzähle ich hiermit ein bislang noch unbekanntes und nicht ganz jugendfreies Kapitel aus ihren früheren Tagen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, die Geschichte ist Stand-Alone, beinhaltet aber viel Material und Querverweise auf die Handlungen der Spiele. Womöglich auch für Fans des Skyrim, The Witcher oder Dragon Age Zeitalters interessant oder generell für Fantasybegeisterte *g*

Außerdem bedanke ich mich (wie stets) herzlichst bei Parttime für das Korrekturlesen.

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Drakan: Rynns erstes Abenteuer I

1. Katakomben des Todes

Ein Mann wurde durch einen steinernen Korridor geschleppt. Seine mit Gamaschen umwickelten Füße strauchelten über den staubigen Boden. Seine furchtsam geweiteten Augäpfel zuckten, von ungleichmäßigen Flammenschein beleuchtet, hektisch hin und her. Fresken, auf denen urtümliche Ungeheuer mit tapferen Helden aus der altvorderen Zeit stritten, zogen an ihm vorbei. Silberne Spinnennetze funkelten in den schattigen Kuhlen und Alkoven. Die traurigen Überreste von einstmals farbenprächtigen Bannern und Gobelins hingen löchrig und verschmutzt von der hohen Decke. Fiepende Ratten und anderes Ungeziefer huschten und krabbelten in der Düsternis außerhalb des Lichtscheins der blakenden Fackeln, die in gusseisernen Haltern an den Wänden befestigt waren, umher.

Die gutturalen Laute, die die beiden Kreaturen ausstießen, welche ihn zwischen sich gepackt hielten, hallten gespenstisch von dem antiken Mauerwerk wider. Eine den Körper lähmende Angst hatte von ihm Besitz ergriffen. Er war nur ein einfacher Bauer, der ein gewöhnliches Leben geführt hatte, bis ihm vor einer Stunde diese grausigen Bestien aufgelauert und ihn gefangen genommen hatten. Nie zuvor war ihm dergleichen Schreckliches widerfahren. Stets hatte er sich von den Tiefen des Waldes ferngehalten und die Höhlen des nahen Gebirges gemieden. Es hieß, dass an diesen Orten nebst gefräßigen Raubtieren auch die nach Menschenfleisch gierenden Scavengerrudel hausten oder die rastlosen Seelen der Verdammten. Die Geborgenheit seines Hofes sowie der Schutz durch das nur wenige Meilen entfernte Dorf Heledd hatten ihm all die Jahre Sicherheit geboten. Die Jäger der Siedlung hatten selbst die ausgehungerten Wölfe im Winter von seinen Feldern vertrieben.

Gefahr war für ihn zu einem Fremdwort geworden, doch die scheußlichen Monstren in deren Gewalt er sich nun befand, waren plötzlich in seine Hütte eingefallen, hatten wild gewütet und ihn mit sich gezerrt. Anfangs hatte er noch um Hilfe geschrien in der Hoffnung, dass jemand aus dem Dorfe seine Not erhörte. Aber als Reaktion darauf, begannen sie auf ihn einzuschlagen und befahlen ihm Stilschweigen zu bewahren. Aus Furcht vor weiterer Prügel hatte er den Mund gehalten. Seine Entführer waren nämlich ruppige Grulle, Tiermenschen von gedrungenem, aber kräftigen Wuchs. Ihre kantigen Schädel wiesen spitze abstehende Ohren auf, sie hatten einen ausnehmend breiten Kiefer aus dem seitlich scharfe Keilzähne ragten, und ihre kleinen Schweinsäuglein lagen tief in den Höhlen und funkelten vor Bosheit. Die Haut war dick und bräunlich und sie trugen Felle oder Tierhäute, die ebenso ranzig stanken wie sie selbst.

Grulle waren barbarische und brandschatzende Wesen, sie galten als wahre Plage und ihre unberechenbaren Raubzüge wurden im ganzen Umland gefürchtet. Einzig ihre mangelnde Intelligenz und ihre claneigenen Zwistigkeiten hielten sie davon ab zu einer wahrhaften Bedrohung für die Städte der Menschen heranzuwachsen. Törichterweise stolperte er einen Moment später über loses Geröll, was seine Häscher wütend aufbrausen ließ: "Dummer Weichling! Schau gefälligst wohin du trittst! Sonst lassen 'wir' dich beim nächsten Mal fallen." Sie lachten hässlich und rissen ihn unsanft mit sich.

"Wohin bringt ihr mich?", fragte der Bauer mit bebender Stimme.

"Das wirst schon noch sehen!" antwortete ihm das Scheusal zu seiner Linken.

"Was... was soll mit mir geschehen?", wagte er sich weiter vor. Der Zweite holte aus und versetzte ihm einen Hieb gegen den Hinterkopf.

"Halt's Maul, Menschlein! Du hast nur zu reden, wenn unser Herr oder wir dir erlauben zu sprechen! Aber über eines sei dir gewiss, du bekommst noch deine Gelegenheit zum schwatzen und ich rate dir so schön zu singen wie ein Vöglein, solltest du nicht im Kochtopf landen wollen!" grölte er und leckte mit seiner Zunge über sein aufblitzendes Gebiss. Der arme Mann drohte das Bewusstsein zu einzubüßen, bei jenen unglückseligen Aussichten. Wie eine leblose Holzpuppe ließ er sich mitschleifen. Nur am Rande seiner Wahrnehmung bemerkte er die dutzenden Holzkarren, die mit Steinschutt beladen waren und achtlos in dem geräumigen Korridor abgestellt worden waren. Und drang da nicht das leise, jedoch unverkennbaren Geräusch an sein Ohr, das erzeugt wurde, wenn Eisen auf Felsen traf? Mochten die Grulle hier in dieser Ruine nach etwas graben? Etwas das von den Äonen selbst verschüttet worden war?

"Träum nicht du Wurm, geh weiter! Oder wir machen dir Beine!" brummte es gehässig aus dem Maul einer seiner unfreiwilligen Begleiter. Ein neuerlicher Gewaltakt ließ die Gelenke seines Armes knacken, als der Grull mitleidslos den Griff um diesen verstärkte und ihn gleichsam nach vorne drückte. Pein brandete durch seinen dünnen Leib und verbannte die Trübung seines Verstandes augenblicklich. Um weiteren brutalen Handlungen vorzubeugen, rief er sich ins hier und jetzt zurück, bemühte sich wach und aufmerksam zu bleiben. So gut es ihm möglich war, passte er seine Schritte denen der Ungestalten an.

Nach einer Weile hatten sie mehrere Gänge und große Kammern der Ruine durchwandert, waren an einigen Weggabelungen abgebogen und letztlich eine gewundene Treppe hinabgestiegen. Überall fanden sich Anzeichen und verrottende Nachlässe ihrer früherer Bewohner. In der fernen Vergangenheit musste dies einmal eine imposante Burg gewesen sein, in der ein nobler Fürst über sein ehrenhaftes Gefolge geherrscht hatte, aber inzwischen war von ihnen und ihren Errungenschaften lediglich noch Staub übrig. Wahrscheinlich hätten sie sich vor Unmut in ihren Gräbern gedreht, hätten sie gewusst, dass ihr vormaliger Stammsitz nun einer Bande stinkender Grulle als Versteck diente. In den Korridoren selbst waren dem bangen Bauern noch drei weitere Angehörige jenes niederträchtigen Volkes aufgefallen, folglich konnten sich ein Dutzend und mehr in der verschachtelten Ruine befinden. Erneut fragte er sich, was sie hier wohl trieben.

Je tiefer sie den Stufen hinunter folgten, desto vernehmlicher wurde auch das sich beständig wiederholende Geräusch von Spitzhacken, die auf Stein prallten. Schließlich gelangten sie zum Fuße der Treppe, welche geradewegs in eine Halle mit gar riesigen Ausmaßen mündete. Zwei Reihen mächtiger Säulen ragten empor, stützten ein Dach, dass so hoch war, das es von der Dunkelheit verschluckt wurde und den Anschein erweckte, dass ein schwarzer Abgrund über den Häuptern aller Anwesenden gähnte. Die weit voneinander entfernten Mauern lagen im Schatten verborgen, aber jene Teilabschnitte, die beleuchtet waren, zeigten kunstvolle Reliefs und meisterliche Ornamentik von gewaltigen geschuppten Echsen, die die Himmel beherrschten und Macht über die Elemente hatten. Zwei Phalanxen von lodernden Kohlebecken führte an den ehernen Pfeilern entlang und kennzeichneten einen Weg zur Mitte des Saals.

Eben diesen Pfad zu beschreiten wurde er gezwungen, denn die Bestien an seinen Flanken zogen ihn mühelos mit sich. Seit sie die große Halle betreten hatten war es auch um die heiter böse Laune der Grulle geschehen. Sie schwiegen nun, hatten aufgehört ihn zu verhöhnen oder ihn zu prügeln. Eine Veränderung die ihm eigentlich behagen sollte, doch das tat sie nicht, denn seine Schinder litten selber Angst. Der Bauer erkannte das und seine Bedenken, wie auch seine Furcht, verschlimmerten sich umso mehr. Allmählich schälten sich aus der ringsum währenden Finsternis Konturen heraus. Sie näherten sich dem Ende des von Feuern eingefassten Weges. Unwillkürlich befiel ihn das Entsetzen und er meinte sein Herz für einen Schlag aussetzen zu fühlen. Seine panisch aufgerissenen Augen erblickten einen leeren, aber achtunggebietenden wie klobigen Thron.

Protzig war er mit hohem Rückhalt und breiten Armlehnen, offenbar gänzlich aus einem steinernen Block gehauen. Er war über und über mit kostbaren Pelzen bedeckt und wertvolle Edelsteine schillerten wie Intarsien in seinen grauen Fundament. Glich jene Zurschaustellung von Prunk aber noch denen anderer Regenten - nicht das der gemeine Mann je eines solchen angesichtig gewesen wäre, aber dennoch - so waren es die gekreuzten Stangen, welche hinter dem Thron aufstrebten und von denen jeweils ein prall gefüllter Netzbeutel mit abgetrennten halb verwesten Totenschädeln hing, die ihm die Blässe ins Gesicht trieben und ihn aufrichtig um sein Leben bangen ließen. Zumal, wenn es nicht die Schädel der Enthaupteten gewesen wären, so hätten dies zweifellos die beiden an die drei Schritt großen muskelbepackten Riesen getan, welche neben dem Thron Posten bezogen hatten und in ihren großen dreifingerigen Pranken wuchtige Spaltäxte bereit hielten.

Schwarzes, fettiges und borstiges Haar wucherte über ihren kräftigen Nacken und das Rückgrat, das kein noch so starker Mensch hätte brechen können. Ein abnormer Zinken verformten Fleisches bildete die Nase und Ohren, groß und an den Läppchen zackig, verliehen ihnen ein fast dümmliches Aussehen. Doch die böswillig glimmenden Pupillen und die dolchlangen Hau- und Stoßzähne, die ihren Mäulern entsprossen, straften diesen ersten Eindruck Lügen. Der Bauer hatte noch niemals zuvorderst einen leibhaftigen Wartok gesehen, ebenso wenig wie Grulle, doch am heutigen Tage, einem, den er vielleicht nicht überleben würde, kam er in die unerwünschte Erfahrung Vertretern beider Gattungen zu begegnen. Wenn Grulle die Quälgeister eines Landstriches waren, so waren die Wartoks ihre sprichwörtliche Geißel. Den Erzählungen nach bedurfte es vier menschlicher Kämpen um einen dieser Kolosse niederzuringen. Ihrer rohen Kraft und ihrem verheerenden Blutrausch waren schon ganze Armeen erlegen und Städte zu Opfer gefallen. Ohne dass er es selbst bemerkte, hatten seine Glieder angefangen zu schlottern.

"Oh, ich rieche den süßen Duft kalten Schweißes. Nackte, zügellose Angst veredelt die Luft. Wer fürchtet sich denn da gar so in meinem Reich? Wen habt ihr mir dargebracht, meine Kreaturen?" fisperte auf einmal eine wohlgesittete Stimme und ein Mann in langen Gewändern aus wallender dunkler Seide und schwerem Samt trat hinter dem Throne hervor, der ihn bisher vollends verborgen hatte. Er war von schmächtiger Statur. Sein bleiches Antlitz war hager und eingefallen und um seinen Mund schien ein ewiges Lächeln zu spielen, das jedoch seine Augen noch nie erreicht hatte. Um seinen langen Hals trug er ein silbernes Amulett das ein ihm unbekanntes Symbol offenbarte. Ein goldener Stirnreif, in dem ein blutroter Rubin eingefasst war, vervollständigte sein Erscheinungsbild.

"Der hier ist für Euch Gebieter! Den haben wir geschnappt. Lebt weit weg von dem Dorf. Hat keinen interessiert, dass er nun verschwunden ist." berichteten ihm der eine Grull ehe sie ihn gemeinsam kurz darauf zu Boden stießen sodass er vor ihrem geheimnisvollen Herrn auf die Knie stürzte.

"Wie unerwartet zuverlässig von euch. Ich hatte schon beinahe befürchtet, dass ihr unterwegs eurer unersättlichen Fresslust anheim gefallen wäret und keinen Gedanken mehr an meine Befehle verschwendet hättet, immerhin ward ihr lange genug fort. Nur gut für euch, dass dem nicht so gewesen ist." entgegnete der Schwarzgewandete den Tiermenschen zunächst im Plauderton, schwang zum Ende hin aber in einen unmissverständlich mahnenden Tonfall über. Seine augenscheinlichen Untertanen schienen sich unter seinem stechenden Blick zu winden, sie neigten demütig die hässlichen Fratzen und wichen einen Schritt zurück.

"Vergebt uns unsere Nachlässigkeit, ehrwürdiger Meister... wir erkundeten vorab die Gegend bevor wir uns der Menschensiedlung annäherten und das Gehöft entdeckten... dies Tal ist den Grulls fremd und wir waren neugierig. Die dortige Erde ist widerlich fruchtbar, das Gras ist grün und saftig, die Bäume groß und stark, das Wasser der Bäche ekelhaft klar und erfrischend..."

"Schweig!" donnerte der Schwarzgewandete gestreng und dem Bauern war, als echote ein Grollen durch die pompöse, unterirdische Halle. Unweigerlich zuckten die gedrungenen Schergen zusammen und schwiegen prompt. Als ihr Herr fortfuhr, war seine Stimme wieder vollständig ruhig und kultiviert.

"Ich kann mich nicht daran erinnern dich gebeten zu haben, mir Rechenschaft für eure ausgiebige Abwesenheit abzulegen. Ich gönne euch euren... Auslauf und so lange ihr mir keine Schande macht, mögt ihr tun und lassen was euch beliebt. Nur eines verlange ich von euch; absoluten Gehorsam! Eine vergleichsweise einfache und verständliche Pflicht seinem Anführer gegenüber, oder nicht?" Beide Grulle wiegten überschwänglich ihre garstigen Schädel und bejahten dies einhellig. Der unheimliche hagere Mann, der die Haltung und Aussprache eines Adligen oder Gelehrten hatte, wandte sich der zitternden Beute, die vor ihm auf den jahrhundertealten Steinplatten kauerte, zu.

"Nachdem diese Nebensächlichkeit nun geklärt wäre, so sage mir doch..." Er stockte, schnalzte mit der Zunge, gestikulierte geziert mit einer Hand und deutete schließlich bedeutungsvoll auf ihn, den armen Bauern. Verängstigst erwiderte er den fragenden Blick, zuerst nicht begreifend, aber dann ereilte ihn doch noch die Erkenntnis und er antwortete rasch: "Colias.... Colias nennt man mich!"

Der andere schien damit zufrieden. "Ah, Colias, so erzähle mir doch bitte etwas über deine wunderschöne Heimat. Ich nehme an, dass du hier geboren worden bist, nicht wahr?" Ein eifriges Nicken erfolgte sogleich. "Das dachte ich mir, nun, du musst wissen ich bin ein wandernder Historiker und Chronist, ein überaus wissensdurstiger Intellekt schlummert in meinem Kopf und ich bin immerzu damit beschäftigt ihn mit frischen Erfahrungen und Geschichten zu stillen. Zudem schlägt in meiner Brust noch das Herz eines Abenteurers und Forschers, denn ich entdeckte für meine Sterblichkeit gerne in Vergessenheit gerate Orte und Relikte der Vergangenheit. Die Suche nach diesen Dingen ist meine Obsession, der wahre Inhalt meines Lebens. Du wirst demgemäß verstehen, dass mir diese Obliegenheit sehr viel bedeutetet."

Auf seine distinguiert vorgetragene Ansprache erntete er erneut ein emsiges Neigen Colias. "Wie ich deiner Kleidung entnehme, bestellst du das Land und weißt mit dem Pflug umzugehen. Eine anstrengende aber löbliche Arbeit. Demnach bewirtest du deinen eigenen Grund und Boden, bist dir also im vollen Bewusstsein darüber, was es heißt etwas bedeutungsvolles zu hegen und pflegen." sponn er seine Rede weiter und fasste hierbei den knieenden Bauern immer schärfer ins Auge. Der bemerkte die leichte Veränderung, seine Schultern versteiften sich noch mehr und das Unbehagen war ihm in die kalkweiße Miene gemeißelt. Der Schwarzgewandete schob seine Hände in die weiten Ärmel seiner Kleider und nickte jetzt seinerseits das Thema unterstreichend.

"So, nun weißt du also wie wichtig ich diese Angelegenheit erachte. Ferner habe ich keine Zeit zu vergeuden, denn sie ist mir kostbarer als dein unnützes Leben. Ich werde dir nun einige Fragen stellen und wenn du sie nicht zu meiner uneingeschränkten Zufriedenheit beantwortest, werde ich dich meinen Kreaturen überlassen. Hat dein ländlicher Dumpfschädel das verstanden?" fügte er schließlich erbarmungslos hinzu und eine Gefühlskälte ging von ihm aus, die den Einheimischen sofort frösteln ließ.

"Ja... ja...doch... ich will Euch alles sagen, was Ihr wissen wollt." jammerte der. "Exzellent. So lass uns gleich beginnen. Wie steht es um die Wehrhaftigkeit des Dorfes Heledd? Wie viele Männer beherrschen dort das Kriegshandwerk und wie weit entfernen sie sich in der Regel von den schützenden Palisaden?" drang der Bestientreiber unversehens auf ihn ein.

Colias schüttelte bestürzt mit dem Kopf. "Das... das weiß ich nich... da sind Arlogh, Sulien und Brioc, die geschicktesten Jäger des Dorfes... oh und natürlich Ehren, der legendäre Klingenmeister und... Tirion, der war früher Gardist in Surdana und dann ist da dieses junge Mädchen aus dem Osten, die bei Ehren in die Lehre geht..."

"Hah, wie erheiternd. Wenn die Deinigen sich schon der Mädchen aus benachbarten Dörfern behelfen, auf das sie anstatt ihrer selbst die Kunst des Schwertkampfes erlernen, dann lässt der Mut und die Beherztheit der Heledder maßgeblich zu wünschen übrig." kicherte der gebildete Edelmann spöttisch. "Welch beschämende Wandlung, einst sollten hier tapfere Krieger in strahlenden Rüstungen gegen die Ausgeburten einer Höllenwelt gefochten und obsiegt haben. Das Blut dieser hehren Recken scheint im Gezeitenstrom verwässert und vollkommen versiegt zu sein. Ihre Nachfahren sind nichts weiter als rückgratlose Feiglinge." Er seufzte pathetisch.

"Fahren wir fort. Die Dörfler sind keine Gegner für meine wilde Horde an Schlächtern, sie täten gut daran uns nicht lästig zu werden. Nächste Frage, guter Colias. Aus deinem erstaunten Glotzen deute ich, dass dir diese Ruine hier nicht geläufig ist, was im wesentlichen auch nicht verwunderlich ist, liegt sie doch tief im Berg verborgen. Doch sage mir, existieren womöglich noch weitere Relikte aus alten Tagen in diesem Tal?" Der Schwarzgewandete hatte sich umgedreht und ging bedachtsamen Schrittes zu dem Thron, seinen Thron.

"Nein... mir sind keine... anderen Ruinen bekannt... ich schwöre es! Ich verlasse meinen Hof ja... so gut wie nie..." stotterte der besorgte Farmer und wrang die Hände vor dem Körper. Elegant ließ sich der Meister der Monstrositäten auf den Pelzen seines festlichen Sitzes nieder, der Königen würdig gewesen wäre.