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Dunkler Abgrund Ch. 01

Geschichte Info
Ein kleines, unschuldiges Kind... richtig?
5.9k Wörter
4.07
91.2k
12
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 19 teiligen Serie

Aktualisiert 08/30/2022
Erstellt 05/28/2010
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Warnung der Autorin: Diese Geschichte enthält viel Handlung, zum Teil NonConsent-Sexualakte, Inzest, BDSM (mit und ohne Zustimmung), Homosexualität (ff, mm), psychische und physische Folterbeschreibungen und zum Teil nichts von alldem. Sie ist lang und entwickelt mit der Zeit einen verhältnismäßig komplexen Handlungsablauf. Wer auf der Suche nach einem Quickie ist - und das sind wir alle mal - sollte sich vielleicht noch einmal umschauen. Alle Figuren und Ereignisse in dieser Geschichte - auch die, die sich auf real lebende Personen beziehen - sind gänzlich frei erfunden. Die Autorin hat keinerlei journalistische Ausbildung und nicht über alles, was sie schreibt, hat sie vorher auch wirklich nachgedacht. Zudem enthält die folgende Geschichte viele schlimme Wörter und aufgrund ihres Inhalts sollte sie von niemandem gelesen werden.

*

Kapitel 1

William Newlands lehnte sich in den Türrahmen zum Kinderzimmer seiner kleinen Tochter und lächelte. Seine Ehefrau hatte ihre Haube abgenommen und deckte nun das fünfjährige Mädchen zärtlich zu. Dabei summte sie einen Popsong, den sie eigentlich nicht kennen durfte.

Das zärtliche Lächeln auf Williams zog seine Mundwinkel hoch und ließ sein Gesicht vor Wärme strahlen. Seine Frau hatte damals viel aufgegeben, als sie sich dazu entschlossen hatte, zusammen mit ihm zu leben. Sie hatten sich in dem College kennengelernt; auf einem ganz normalen, öffentlichen College.

Es war der erste Kontakt für William mit der weiteren Außenwelt gewesen, nach dem Highschoolbesuch in der Nähe der Gemeinde. Er war in einer religiösen Gemeinschaft aufgewachsen, die versuchte wie die Pilgerväter zu leben. Sie waren keine Amish oder Mennoniten; sie waren einfach Leute, die versuchten sich nicht vom Konsumdenken, vom Hightechwettlauf oder von Politik beeinflussen zu lassen. Sie lebten in einer kleinen Gemeinschaft von Leuten zusammen und genossen das Leben. Natürlich war ihre Arbeit so anstrengend wie in früheren Zeiten, aber es lohnte sich für sie. Ihr Leben war einfach, aber glücklich.

Natürlich mussten sie sich an die Regeln und Gesetze der Außenwelt halten, deshalb war William auch zur Schule gegangen. Die Schulpflicht war für ihn ebenso ein Teil seines Lebens, wie das anderer Kinder. Natürlich hatte er es schwer gehabt. Freunde hatte er nicht und Mädchen hielten ihn für seltsam.

Seine Kleidung war selbst genäht; selbst die Wolle war selbstgeschoren und gewebt. Seine Sprechweise schreckte sie meisten ab und seine friedliche Art mit Streithähnen umzugehen, machte ihn schnell zum Opfer. Nur seine Schulbücher zeichneten ihn als normales Kind aus. Für ihn war die Außenwelt immer verbunden gewesen mit Prügeleien, Spötteleien und Verarschungen. Nie hätte er sich dazu überwinden können ein „normales" Leben zu führen. Die Außenwelt war kalt, egoistisch und voller Vorurteile.

Er war froh, dass seine Frau einverstanden gewesen war, als er sie fragte, ob sie ebenfalls der Gemeinschaft beitreten wollte. Sie hatten sich auf dem städtischen College kennengelernt. Es lag nur zwanzig Kilometer von dem Landbesitz der Gemeinschaft entfernt und war gut mit dem Bus zu erreichen. Für gewöhnlich war es zwar verboten, sich dieser Hilfsmittel zu bedienen, doch William hatte Medizin studieren wollen. Die Gemeinschaft hatte sich lange beraten und hatte ihm schließlich das Studium bezahlt und erlaubt. Trotzdem musste er natürlich seinen üblichen Pflichten in der Gemeinde nachkommen.

Seine Frau, Mia, hatte zusammen mit ihm bei den Pathologieübungen gearbeitet. Zuerst war sie genau so abweisend wie alle, als er vor dem Sezieren der Leiche ein Gebet sprach und für die Seele des Verstorbenen gutes Geleit erbat. Doch mit der Zeit gewöhnte sie sich an seine Religion. Es war an einem Freitagnachmittag - sie beide hatten ihre erste Zwischenprüfung - als sie plötzlich seine Hand während des Gebets nahm und mitmurmelte.

Überrascht hatte er sie angesehen, doch sie zuckte nur mit den Schultern: „Wir sollten nicht vergessen, dass dies Menschen sind. Ich weiß, dass eine Distanz nötig ist, aber mir gefällt deine Art mit der Sache umzugehen. Die anderen", sie wies auf die Studenten, die an den anderen Tischen verteilt waren, „reden oft über diese Leichen, als seien sie amüsante Objekte, an denen man rumschnippeln kann."

Er hatte stumm genickt. Danach fragte sie immer wieder mal nach seiner Art zu leben und was seine Aufgaben waren. Was die Religion für ihn bedeutete. Ob er sich auch ein normales Leben vorstellen könnte. Und sie fragte, ob er sie nicht einmal mitnehmen könnte. Er tat es; er nahm sie schließlich sogar regelmäßig mit und Mia arbeitete nach einer Weile sogar selbstständig. Sie wurde zu einem kleinen Teil der Gemeinschaft, auch wenn sie Hosen trug und ihr Haar offen zeigte. Lachend lernte sie das Spinnen und wie man Mehl machte. Und sie sagte ja zu seinem Antrag. Sie zog bei ihm ein, auch wenn sie wie er immer noch ihr Studium fortsetzte. Man machte Ausnahmen für sie, doch sie gliederte sich immer mehr in die Gemeinschaft ein und brach schließlich das Studium ab, um sich ganz auf ihre Aufgabe vorzubereiten, Mutter zu werden.

William verzog das Gesicht bei der Erinnerung. Mia hatte vier Kinder verloren und bei ihrer letzten Schwangerschaft war sie schon weit über dreißig. Niemand rechnete noch damit, selbst die Gebete in der Kirche am Morgen schlossen ihren gemeinsamen Kinderwunsch nicht mehr ein. Doch dann geschah es; das Wunder. Mia bekam ein gesundes Mädchen. Das Kind war ein Traum. Sie hatte die hübschen, eisblonden Locken ihrer Mutter, aber ihre Augen waren blau; ähnlich und doch ganz anders als seine eigenen.

Das helle, irisierende Blau erinnerte an den hellen Himmel an einem ganz heißen, sonnigen Tag. Seine erinnerten viel mehr an einen bewölkten, graublauen Wintertag. Trotzdem war sie unverkennbar das gottgewollte Wunder zwischen ihm und Mia. Sie nannten sie Grace. Die Gnade Gottes hatte ihnen dieses Geschenk gegeben.

William lächelte wieder und sah seine Frau zärtlich an. Sie waren nun beide in den Vierzigern, das Kind würde bald erst in die Schule kommen und trotzdem wusste er, dass die gemeinsame Zeit nicht unendlicher und schöner sein könnte.

Grace war der Liebling der Gemeinde, alle liebten das quirlige, kleine, süße Mädchen, dass immer wusste, wann sie sich benehmen musste und wann sie spielen durfte. In der Kirche war sie still und lauschte andächtig der Predigt, doch beim Jagen der Schafe machte sie sich dreckiger als die Jungs und lachte, bis sie sich einpinkelte. Sie war ein Wunder; ein Wunder von Kind. Nie war sie schlecht gelaunt oder quengelte. Manchmal sorgte er sich um diese Ruhe bei diesem Kind.

Auch jetzt schloss Grace brav ihre unglaublich blauen Augen und seufzte müde, als ihre Mutter ihr einen sanften Kuss auf die Nase gab. Williams Herz zog sich schmerzhaft zusammen und innerlich dankte er Gott für sein wunderschönes Leben. Er war so ein glücklicher Mann. Seine Frau sah auf und schmunzelte ihn an. Er wusste, dass sie bemerkt hatte, dass er Gott dankte. Er zuckte wortlos mit den Schultern.

Mia hatte sich zwar an dieses Leben angepasst, doch seine Gläubigkeit irritierte sie manchmal. Sie war ein Mensch, der sich gerne mal selbst die Schuld gab, wenn etwas schief ging. Er wusste, dass Gott einen bestimmten Sinn für die Handlungen hatte und sie genau so wollte, wie es sich gehörte.

„Mommy?", fragte Grace plötzlich und schlug ihre Augen auf.

Überrascht drehte sich Mia zu ihr um und strich die Decke über ihren schmalen Schultern glatt. „Was ist denn, Schätzchen?" Ihre Stimme war sofort von Sorge gefärbt und unwillkürlich fasste sie nach Grace' Stirn. Halb zu William geneigt, schüttelte sie den Kopf. Das Kind hatte also kein Fieber. Warum verhielt es sich dann so anders? Warum schlief es nicht schon längst?

„Du weißt, dass es mir leid tun wird?", fragte Grace mit kindlicher Stimme. Ihr kleines Gesichtchen schmiegte sich in die Hand ihrer Mutter und sie streckte ihre Finger aus, um nach den Locken ihrer Mutter zu greifen. Mia trug für gewöhnlich nur im Schlafzimmer ihre Haube nicht und hatte heute sogar ihr Haar offen. Es war eine der wenigen Ausnahmen, dass Grace ihr Haar offen sah. Vielleicht war sie deshalb so aufgeregt.

„Was wird dir leid tun, mein Schatz?" Mia nahm eine ihrer Haarsträhnen in die Finger und strich ihrer Tochter über das Gesicht, den Hals und die Ohren.

Grace kicherte mädchenhaft und krauste ihre feine Nase, als sie von den Haaren gekitzelt wurde. Dann wurde sie langsam ernst und sah ihre Mutter mit großen, tränengefüllten Augen an. „Mommy, mir tut es so leid wegen dem Messer. Das ganze Blut auf deinem Rücken..." Sie begann leise zu wimmern und umfasste das Haar ihrer Mutter. „Ich werde dich so sehr vermissen!"

Williams Gesicht erstarrte zu einer Grimasse des puren Horrors, doch seine Frau schlug ruhig ein Stück der Bettdecke zurück und nahm ihr Kind in den Arm. Summend wiegte sie die kleine Gracie und küsste ihre Stirn. „Liebling, dass war nur wieder so ein böser Traum. Wir haben doch darüber geredet", murmelte sie so leise, dass William sie kaum verstand.

Schockiert erstarrte er. Sie hatten schon zuvor darüber geredet? Seine kleine Tochter hatte Albträume? Von Messern und einer vermissten, blutenden Mommy? Woher hatte sie das bloß? Sie kannte doch nur die wenigen kinderfreundlichen Passage aus der Bibel und ein christliches Malbuch! Woher hatte sie diese Vorstellung?

Er versuchte sich zu beruhigen, schließlich gab es im Dorf ein paar Kinder, die schon in die Schule gingen und anderes kannten. Vielleicht hatten die seiner kleinen Gracie Gruselgeschichten erzählt. Ja, so musste es sein. Trotzdem wollte seine panische Angst um sein unschuldiges Kind nicht abflauen.

Grace schlief schließlich in den Armen ihrer Mutter ein und William gab seiner Tochter einen kurzen Gutenachtkuss auf die Wange, die nach salzigen Tränen schmeckte. Leise fasste er nach dem Arm seiner Frau und geleitete sie ins elterliche Schlafzimmer. Erst hinter verschlossenen Türen öffnete er den Mund. „Gracie hat Albträume?"

Seine Frau wendete ihm den Rücken zu und zeigte wortlos auf die Verschnürung ihres strengen, umhüllenden Kleides. „Ich wusste schon, dass du so reagieren würdest. Es sind nur Träume, mein Schatz."

Er band die ersten Knoten auf und öffnete schließlich die enge Verschnürung. „Aber wie kann das denn sein? Liebes, woher hat sie denn diese Vorstellungen? Hier gibt es doch nichts, was sie erschrecken könnte." Er vergaß einen Augenblick zu atmen, als der Stoff auseinanderklaffte und den schmalen Rücken seiner bezaubernden Frau offenbarte.

Sie fasste nach den Ärmeln und zog das Kleid vorsichtig nach unten, bevor sie den Kragen fasste und heraus stieg. Sie schliefen nackt, wie Gott sie geschaffen hatte, und William brummte zufrieden bei der Vorstellung diese warme, volle, weibliche Haut unter seinen Fingern zu spüren. Es gab auch Vorteile, wenn man mit einer außergemeinschaftlichen Frau verheiratet war. Sie kannte kaum Hemmungen im Ehebett.

Mia sah ihn über die Schulter an und bemerkte offensichtlich, wohin sein Blick wanderte, deshalb grinste sie kurz, bevor sie wieder ernst wurde. „Das ist normal, Schatz. Wir haben doch beide das Seminar über psychologische Veränderungen während der ersten Wachstumsphasen eines Kindes in der Universität besucht. Du weißt, dass das normal ist. Es sind nur Träume. Vielleicht hat sie mal heimlich bei dir in der Praxis rumgeschnüffelt und ein paar deiner Medizinbücher gesehen. Liebling, mach dir bitte keine Sorgen." Als sie sah, wie sein Blick wieder ernst wurde, seufzte sie und drehte sich zu ihm um. Sanft nahm sie sein Gesicht in die Hände und küsste seine Wange. „Ich wusste, dass du so überfürsorglich reagierst. Deshalb habe ich es dir auch nicht gesagt, obwohl..." Sie verstummte und küsste ihn schnell auf den Mund.

Obwohl seine pochende Erektion auf jede ihrer Berührungen reagierte, hob er alarmiert den Kopf. „Obwohl?"

Sie küsste seinen Hals, doch er ließ nicht locker und sah sie streng an. Sie seufzte, rollte mit den Augen und drehte sich um, um ins Bett zu klettern. „Sie träumt sehr plastisch", gab Mia schließlich zu und deckte ihre Reize zu.

Sein Blick hob sich in ihr Gesicht und er begann sich gedankenverloren die Kleidung abzustreifen. „Plastisch?"

„Sehr real. Seit einer Weile träumt sie immer wieder, dass ich in ihr Messer stürzte und sie die das Metall an meinen Rippenknochen schaben hört, bevor das Blut den Boden bedeckt."

Er erstarrte.

Mia winkte schnell ab. „Es gibt bestimmt eine rationale Erklärung dafür. Sie hatte schon immer sehr realistische Träume. Unser Kind hat eben eine große Fantasie." Sie lächelte ihn an und zog die Bettdecke ein Stück von ihrem Oberkörper. „Und jetzt komm ins Bett, Darling."

Immer noch unzufrieden mit ihrer Erklärung, aber viel zu abgelenkt von den milchweißen Brüsten, die sie wie zufällig über der Bettdecke rausschauen ließ, stieg er aus seiner Hose und kletterte zu ihr ins Bett. Sanft schlossen sich ihre Arme um seine Schultern und zogen ihn näher. Er lächelte, als sie ihr Gesicht hob und die Augen schloss. Sanft legten sich seine Lippen auf ihren vollen Rosenmund und leckte über die pflaumigen Kissen. Hitze stieg ihm ins Gesicht, als seine Frau leise stöhnte und nahezu augenblicklich unruhig wurde. Stumm dankte er Gott für sein Glück, bevor er eine ganze Weile nicht mehr an Gott, Religion und Anstand nachdachte, sondern seinen sehr menschlichen Trieben freien Lauf ließ.

*

Williams Herz schlug immer langsamer, bis es fast aufhörte zu schlagen. Sein linker Arm fühlte sich taub an und prickelte, doch er wusste, dass dies keine Früherkennungszeichen für einen Herzanfall waren. Er stand nur unter Schock.

Sein Blick trübte sich und wurde an den Rändern undeutlich, als sähe er durch eine Art Tunnel. Dann begannen seine Hände zu zittern. Erstarrt, zitternd und halbblind stand er in der Küche, die er vor so vielen Jahren zusammen mit ein paar Gemeindemitgliedern geschreinert hatte. Jedes Möbelstück in diesem Raum war selbstgemacht. Jeder Baum war selbst ausgewählt und von ihm gefällt worden. Selbst die Bodendielen waren Handarbeit. Er war immer stolz auf diesen schönen Raum gewesen, besonders seit Mia ihn immer mit dem Duft ihrer köstlichen Gerichte gefüllt hatte. In dieser Küche hatten sie die meiste Zeit des Abends verbracht. Sie hatten hier drin traurige Stunden verlebt, als ihnen klar wurde, dass Gott keine Kinder für sie vorgesehen hatte und sie hatten hier gefeiert, als das Mädchen auf die Welt kam. In diesem Raum war gelebt worden.

Und hier drin war jemand gestorben.

Williams fassungsloser Blick glitt zu seiner Ehefrau, die aufrecht in ihrem Küchenstuhl saß. Ihr Kinn ruhte friedlich auf ihrer Brust, doch ihre Augen waren weit aufgerissen und glasig. Er kannte diese Augen. Es waren die Augen eines Toten, dessen Seele schon lange den Körper verlassen hatte. Mia saß im Profil zu ihm. Sie hatte gerade ein paar Kartoffeln geschält; zumindest hing in ihrer schlaffen Hand, die auf dem Küchentisch ruhte, ein kleines Küchenmesser. Er wusste, dass die kleine Schüssel, die an ihrem Fuß lehnte, eigentlich dafür gedacht gewesen war, zwischen ihren Schenkeln zu klemmen. So trug Mia immer diese Schale, damit sie mit schnellen Bewegungen die Abfälle entsorgen konnte. Statt der Schüssel saß auf ihrem Schoß seine Tochter und sah ihn mit einem schüchternen Lächeln an.

Es wäre ein normales Bild für ihn bei der Heimkehr, wäre nicht einfach alles falsch daran. Seine Frau war tot und sein Kind lächelte auf ihrem Schoß. Langsam begann sein Herz wieder Blut zu pumpen und das taube Gefühl hörte auf. Doch das Zittern, dieses innere und äußere Zittern, hörte nicht auf. Sein Blick irrte durch den Raum, um dann wieder auf seiner Frau zu landen. Sie saß aufrecht auf ihrem Stuhl. Sie war nicht in sich zusammengesunken. Nur ihr Kopf lag auf ihrer Brust und ihre offenen Augen starrten blicklos ins Nichts. Seine Frau war tot und wurde nur durch ein Messer im Rücken in einer aufrechten Position gehalten. Er sah den Griff des Messers aus der Rückenlehne herausschauen.

Blut tropfte immer noch über den Griff und sammelte sich in einer kleineren Lache auf dem Bodendielen. Die größere Lache war genau unter den vier Stuhlbeinen und war langsam unter den Küchentisch geflossen. Was aber ihn aber am meisten schockierte, waren kleine, mädchenhafte, verschmierte Fußabdrücke auf dem Boden, die genau von der Rückseite des Stuhles zum Schoß seiner Frau führten. Die ledernen Schuhe seiner Tochter waren voller Blut, genau wie auch ihre Röcke. Und ihr kleinen Hände. Als habe sie ihre Hände und Füße in dem Blut ihrer Mutter gebadet. Er schluckte hart. Was zur Hölle war bloß passiert?

Seine Tochter lächelte ihn immer noch an. „Daddy?", fragte sie leise und wippte mit den Füßen. Blut spritzte von ihren Fußsohlen und malte Sprenkel auf den Bodendielen und auf seine Hose. Sie hatte sittsam ihre blutigen Hände in ihrem Schoß gefaltet, wie in der Kirche. „Der Griff vom Messer passt genau in das Astloch in der Stuhllehne", sagte seine Tochter und strahlte. „Es war wie bei einem Puzzle."

Er schluckte wieder und versuchte das alles zu verstehen.

„Mommy hat nicht gesehen, dass das Messer in der Lehne steckt. Sie hat sich einfach aufgespießt." Die blutigen Sohlen wippten. Das Lächeln nahm verzerrte Züge an. „Aber Mommy hat nur kurz geschrien. Nur ganz kurz." Das dämonische Lächeln verfälschte ihre kindlichen Züge bis das Gesicht seiner kleinen Gracie aussah wie eine teuflische Fratze. Ihr Mund wurde größer und verschlang ihr Gesicht. Nur die Augen, diese harten, eiskalten, himmelblauen Augen, waren noch zu sehen. Und dieses tödliche Lächeln. Das Ding, das einst seine Tochter gewesen war, drehte sich zu der toten Mia um, seiner geliebten Frau, und strich ihr eine eisblonde Haarsträhne mit blutigen Fingern aus dem Gesicht. „Ich werde sie vermissen", sagte sie und hinterließ feine, rote Streifen auf dem toten Gesicht seiner geliebten Ehefrau. Besudelte das hübsche, ausdruckstarke und zärtliche Gesicht seiner Mia.

Sein Herz begann zu rasen, als er sich an Gracies Traum erinnerte. Sie hatte das geplant. Seine Tochter, sein kleines Mädchen, seine Gracie hatte es geplant. Sie hatte ihrer Mutter sogar gesagt, was passieren würde. Und sie hatte es kaltblütig durchgeführt. Sie hatte ihre eigene Mutter ermordet und sich dann auf ihren Schoß gesetzt, nachdem sie sich nicht mehr wehren konnte. Als sei nichts passiert. Grace hatte das Messer in das Astloch in der Rückenlehne des Stuhls gesteckt, damit sich ihre Mutter genau in die Klinge fallen ließ.

Fassungslosigkeit mischte sich mit Wut. Diese Ruhe. Dieses Kind war so ruhig. Sie nahm es einfach hin. Sie schämte sich nicht einmal. Sie lächelte sogar! Das war falsch. Falsch und krank und böse. Das hier war nicht gut. Das hier war nicht das kleine Mädchen, das sich um das verletzte Lamm gesorgt hatte. Das hier war ein triumphierend lächelndes Monster aus der Hölle. Seine Hände schüttelten sich unkontrolliert, während er nach Atem rang. „Du hast sie umgebracht", zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Er konnte es immer noch nicht fassen. Doch es war so. Dort saß ein tödliches Monster und lächelte.

Ihre blauen, hellblauen Augen wurden größer. Böser. Falscher. „Aber ich musste das doch tun, Daddy", sagte sie leise. „Gott wollte es so."

Mechanisch schüttelte William seinen Kopf. „Nein!" Seine Tochter hatte seine Ehefrau umgebracht. Und sie freute sich auch noch. Offensichtlich erwartete sie sogar eine Belohnung von ihm. Gott hatte das gewollt? Nein! Gott würde so etwas niemals wollen! Sein Gott würde niemals dafür sorgen, dass seine eigene Tochter die eigene Mutter umbrachte. Und das kaltblütig mit glitzernden Augen!

Sein Kopf schüttelte sich von selbst, als er den ersten Schritt auf seine Tochter zutrat und seine zuckenden Hände zu Fäusten ballte. Grace war kein Gottesgeschenk. Sie war ein Trickgespenst, ein Dämon, etwas Böses aus der Hölle. „Gott wollte das nicht", brüllte William und glitt bei seinem nächsten Schritt in der Blutlache aus. Im Blut seiner Frau. Er fing sich wieder und fasste nach dem kalten Arm dieses Teufelsding und hob die Hand. „Gott wollte das nicht!"

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