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Ein halbes Bordell 08

Geschichte Info
Teil 8.
6.1k Wörter
4.7
45.9k
24
Geschichte hat keine Tags

Teil 8 der 25 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 10/15/2020
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Kapitel 13

Tom ist ganz schön schwer, so wie er auf mir liegt. Meine gebeugte Position auf dem Tisch ist auch nicht besonders bequem. Aber der Sex mit ihm war einfach fantastisch. So geil durchgefickt, habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Vögeln mit Tom ist definitiv viel schöner, als alles, was ich bisher erfahren habe.

„Erdrück mich nicht", necke ich ihn.

Wir stehen schließlich auf und gehen duschen. Ich liebe es, mit Tom zu duschen! Wir legen uns aufs Bett und kuscheln. Plötzlich wird Tom ernst.

„Wie bist du in diesen Job hineingerutscht?", kommt ganz überraschend seine Frage.

Mir schnürt es die Kehle ab! Ich habe das nur Franz erzählt, sonst niemandem. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Es ist wirklich etwas, das ich versucht habe zu verdrängen. Es sitzt immer noch tief in mir und lauert, wie ein Dämon. Im Nu kommt alles wieder hoch. Scheiße!

„Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst", bietet er mir einen Fluchtweg. Er scheint zu spüren, wie schlimm die Frage für mich ist.

Ich will aber nicht mehr vor diesem Dämon fliehen. Ich bin schon lange genug vor ihm davongelaufen. Ich will mich ihm stellen und in mir keimt die Hoffnung auf, dass ich gemeinsam mit Tom, alles hinter mir lassen und den Dämon besiegen kann. Ich schnaufe tief durch und bin bereit. Diesem Mann will ich die Wahrheit erzählen und keine Geheimnisse vor ihm haben. Das haben wir uns versprochen und ich werde es halten.

Es fällt mir nicht leicht, ihm zu erzählen, dass meine Mutter eine Nutte war. Allerdings war sie viel schlechter dran. Sie hatte einen Zuhälter, der sie gezwungen hat, diesen Job zu machen. Ich habe es immer freiwillig gemacht. Franz hat mich nie zu etwas gezwungen!

Der Dämon ist entfesselt. Vor meinen Augen erscheinen wieder die Bilder von meiner Mutter, nachdem sie verprügelt worden war. Immer öfter wurde sie von ihrem Zuhälter zu Partys geschickt, wo sie von unzähligen Männern genommen wurde. Ich bekam das damals nur aus Gesprächsfetzen mit.

Einmal, ich war damals zehn oder 12 Jahre alte, da kam sie heim und war schmutzig und voller getrocknetem Sperma. Sie hat sich dann im Badezimmer eingesperrt und stundenlang geweint. Ich habe mich vor die Badezimmertür gekauert und mit ihr geweint. Das sollte kein Kind erleben müssen!

Das kann ich Tom nicht alles erzählen! Nicht bis ins letzte Detail gehen, denke ich bei mir. Irgendwann vielleicht! Aber so genau habe ich es auch Franz nie erzählt. Deshalb komme ich mir Thomas gegenüber nicht unfair vor.

Mein Gott, wie hatte ich Angst, als mir klar wurde, dass der Zuhälter auch mich haben wollte. Was besonders schlimm war, ich spürte damals auch die Angst meiner Mutter, die sich immer vehement dagegen zur Wehr setzte. Sie erhielt mehrmals Prügel von diesem Tier, nur weil sie mich verteidigt hat.

Ich werde auch den Tag nicht vergessen, als er zu uns in die Wohnung kam. Er war sturzbetrunken. Er wolle jetzt seine neue Ware testen, hat er gesagt. Ich war wie gelähmt vor Angst. Meine Mutter versuchte ihn abzuwehren, erhielt aber schrecklich Schläge. Schließlich riss er mir die Kleider herunter. Mein Gott, war das erniedrigend, so nackt vor diesem fürchterlichen Mann stehen zu müssen.

Seine Kommentare waren unglaublich beschämend. Mich würden die Männer durchvögeln, dass mir Hören und Sehen vergehen würde, so etwa fünf Männer könnte ich schon aushalten und ähnliche Sprüche und Taxierungen gab dieses Schwein von sich.

Er hielt mich mit einer Hand an den Haaren fest und griff mir mit der anderen an die Brüste, den Po und schließlich zwischen meine Beine. Er massierte mein Fötzchen und steckte sogar einen Finger in den Schlitz bis er mein Jungfernhäutchen spürte.

„Geil, du bist noch Jungfrau! Dann werden wir dich versteigern. Wer am meisten zahlt, darf dir die Unschuld rauben. Du wirst quieken, wie ein kleines Ferkel. Das wird ein Riesenspaß. Ich werde jetzt testen, wie es ist, dir den Arsch aufzubohren", kündigte er an.

Als er mir auch noch einen Finger ins Arschloch schob, kam ich mir wie auf dem Viehmarkt vor. Es war so schrecklich!

Zum Glück ging meine Mutter erneut dazwischen. Als er dann weg war blieb uns nur noch die Flucht. Meine Mutter redete auf mich ein. Sie wollte, dass wir und trennen, ich wollte bei ihr bleiben.

„Ohne mich hast du mehr Chancen ein besseres Leben zu haben", sagte sie traurig.

Sie war davon überzeugt und ich spürte das irgendwie auch. Trotzdem hatte ich auch Angst, sie wolle nur die Gelegenheit nützen, ohne mich neu anfangen zu können. Zu oft hatte sie mir gesagt, dass sie ohne mich besser dran gewesen wäre.

Ich erzähle Tom in groben Zügen, was damals passiert ist. Immer wieder muss ich eine Pause einlegen, da die Erinnerung zu schmerzlich für mich ist.

„Das ist aber schrecklich. Mein armer Schatz!", meint Tom und nimmt mich in den Arm.

Ich kuschle mich an ihn und bin ihm so dankbar, dass er da ist. Es tut so gut! Seine Anwesenheit beruhigt mich und ich muss gar nicht weinen. Nur selten entkommt mir eine kleine Träne und rinnt mir die Wange hinunter.

„Ja, ich hatte kein leichtes Leben", gestehe ich.

„Hast du deine Mutter jemals wiedergesehen?"

„Nein, ich bin heute 23 Jahre alt und seitdem sind fünf Jahre vergangen. Von meiner Mutter habe ich nie mehr etwas gehört."

„Würdest du sie gerne wiedersehen?", erkundigt sich Tom und stellt damit die Frage, die ich mir in den vergangenen Jahren auch immer wieder gestellt habe.

„Ich kann es dir nicht sagen. Ehrlich!", gestehe ich.

„Lass dir Zeit. Wenn du es irgendwann möchtest, dann suchen wir sie gemeinsam."

Seine Worte tun so unglaublich gut. Alleine hätte ich nicht die Kraft, ihr gegenüber zu treten. Ich habe mir mit Hilfe von Franz etwas aufgebaut. Auch wenn ich im Grunde nur eine Nutte bin, habe ich mir ein schönes Leben aufbauen können.

Aber erst jetzt mit Tom an meiner Seite, könnte ich es schaffen, meiner Mutter gegenüberzutreten. Und tief in meinem Inneren spüre ich den Wunsch, meine Mutter zu suchen.

„Ich habe sie seit jener Nacht vor fünf Jahren nie mehr gesehen. Ja, mit deiner Hilfe würde ich es mir zutrauen, ihr wieder zu begegnen", antworte ich ehrlich.

„Das muss schlimm für dich gewesen sein", meint Tom.

„Ich war auf mich alleine gestellt. Zwei Wochen irrte ich auf der Straße herum und habe mich irgendwie durchgeschlagen. Dabei fand ich auch einen Jungen, mit dem ich dann geschlafen habe. So wurde ich entjungfert. Vermutlich wollte ich es hinter mich bringen, damit ich nicht mehr versteigert werden konnte."

Florian war ein süßer Bursche, etwa in meinem Alter und genau wie ich allein und auf sich gestellt. Wir verbrachten einige Tage zusammen. Für mich waren es sehr schöne Tage. Sie waren ungezwungen und ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben frei.

Dieses Glück währte jedoch nicht lange. Florian wurde beim Stehlen erwischt und ich war wieder allein. Wieder irrte ich ziellos umher und wurde schließlich von der Polizei aufgegriffen. Da ich schon volljährig war und mir nichts hatte zu Schulden kommen lassen, hatten sie nichts gegen mich in der Hand.

„Und da kam nun dein Onkel ins Spiel. Er wurde von einem der Polizisten verständigt und kam sofort aufs Revier. Nach einigen Formalitäten nahm er mich mit und brachte mich hierher. Er versicherte mir, dass mir nichts Schlimmes widerfahren würde und ich zu nichts gezwungen würde, was ich nicht wollte", erzähle ich weiter.

„Franz hatte etwas an sich, das mir Vertrauen einflößte. Ich bekam ein Zimmer und konnte essen was und wieviel ich wollte. Ich fühlte mich wie im Paradies. Und, was ganz wichtig war, ich wurde zu nichts gezwungen.

Franz hat mich zwar ab und an gebeten, bei den verschiedensten Arbeiten im Haus zu helfen, das waren dann aber immer Dinge, die in jedem normalen Haushalt anfallen. So half ich beim Tellerwaschen, beim Putzen oder bei der Wäsche.

So kam ich mit den Mädchen ins Gespräch. Ich musste erfahren, dass auch sie, bevor sie in dieses Haus gekommen sind, kein leichtes Leben hatten. Sie sahen es als neue Chance, hierhergekommen zu sein. Mit der Zeit ist auch in mir der Wunsch gewachsen, hierbleiben zu dürfen", erzähle ich weiter.

Tom hat mit großer Aufmerksamkeit zugehört und hält mich immer noch in seinem Arm. Mit der freien Hand streicht er mir immer wieder über die Wange oder mir eine Strähne aus dem Gesicht.

„Ich habe dann mit Franz gesprochen und ihm meine Geschichte anvertraut. Ja, und so bin ich hier gelandet. Franz hat mir immer das Gefühl gegeben etwas Besonderes zu sein und so habe ich auch angefangen ihm bei der Buchhaltung und einigen anderen Dingen zu helfen."

Jetzt ist es raus! Eigentlich war es gar nicht so schlimm gewesen. Tom ist ein wundervoller Mensch. Er hat mir aufmerksam zugehört, hat mich nicht gedrängt und in seinen wundervollen Augen habe ich Mitgefühl, Liebe und Hilfsbereitschaft gesehen.

„Wie kommen heute die Mädchen hierher?", will er wissen.

„Genau kann ich es nicht sagen. Darum hat sich bis zuletzt Franz gekümmert. Manchmal haben Mädchen bei uns geläutet und gefragt, ob sie hier arbeiten dürfen. Manchmal bekam Franz aber auch Telefon. Er verschwand dann immer und kam einige Stunden später mit einem Mädchen zurück."

„Sind die Mädchen dann immer geblieben oder hat Franz auch einige weggeschickt?"

„Nicht alle Mädchen sind hier geblieben. Franz hat nie jemanden zu etwas gezwungen. Die, die nicht geblieben sind, haben von Franz in irgendeiner Form Hilfe bekommen, wieder Fuß zu fassen. Aber warum interessiert dich das alles?", werde ich neugierig.

„Ich will nur verstehen, wie die Mädchen hierher kommen. Das werden wir auch weiterhin so oder ähnlich handhaben müssen. Wenn dieses Bordell im Interesse von Franz als Auffangstelle für gefallene Mädchen dienen soll, dann müssen wir dieses System finden und weiterführen. Sonst werden wir zu Zuhältern, wie es der Typ deiner Mutter war."

Ich bin überrascht, wie weit Tom schon denkt. Aber er hat Recht! Die große Besonderheit an Franz und seinem Betrieb war sein Verhältnis zu den Mädchen.

„Franz hatte offenbar Kontakte zur Polizei und eventuell auch zu anderen Stellen. Wir müssen die Ohren offenhalten und herausbekommen, wie das funktioniert hat", meint Tom.

Kapitel 14

Am nächsten Morgen starten wir schon früh nach Mödling. Miriam ist trotz anfänglichem Zögern mitgekommen. Es ist für uns das erste Mal, dass wir zusammen außerhalb des Bordells unterwegs sind.

Auf der Fahrt haben wir Gelegenheit, über alles Mögliche zu sprechen. Miriam ist eine überraschend kluge Frau. Sie hatte zwar die Möglichkeit das Abitur zu machen, ihre Noten seien aber nicht gut gewesen, erzählt sie.

„Ich habe es immer nur knapp geschafft", stellt sie klar.

„Du hattest sicher nicht die idealen Voraussetzungen zum Lernen", werfe ich ein. „Da ist es schon eher ein Wunder, dass du überhaupt das Abi geschafft hast."

„Das kannst du laut sagen. Die Mitschüler und Mitschülerinnen wollten mit mir nicht viel zu tun haben, meine Mutter war ja eine Hure. Wo sollte ich also Hilfe herkriegen, wenn ich einmal etwas nicht verstand. Aber ich habe mich durchgebissen", erzählt sie.

„Möchtest du noch weiter lernen? Uni oder so?", frage ich.

„Darüber habe ich noch nie wirklich nachgedacht. Aber ich denke, dieser Zug ist inzwischen abgefahren. Ich bin aber trotzdem nicht traurig. Wir haben jetzt gemeinsam einen Betrieb, wir sind Unternehmer. Und das ist eine ganz schön harte Aufgabe."

„Jetzt am Anfang brauche ich sicher deine Hilfe. Aber in ein oder zwei Jahren könnte ich mehr übernehmen und dich etwas entlasten", schlage ich vor.

„Lassen wir es auf uns zukommen. Wir werden sehen", lacht sie.

Ihr Lachen ist etwas verbittert, aber im Grunde hat sie Recht. Sie hat einiges erreicht und das obwohl sie alles andere als ideale Voraussetzungen hatte. Eine bessere Partnerin als Miriam hätte ich mir nicht wünschen können. Wieder einmal bewundere ich den Weitblick, den Onkel Franz bewiesen hat.

„Was erzählst du zu Hause", fragte mich Miriam.

„Wenn ich das wüsste. Ich will meine Familie nicht anlügen. Aber wenn ich ihnen sage, was wir machen, dann kommt es garantiert zum Bruch. Ich kann mir jetzt annähernd vorstellen, wie sich Onkel Franz gefühlt haben muss. Trotzdem denke ich, wir müssen da durch", antworte ich nachdenklich.

„Du willst ihnen erzählen, dass wir einen Puff zusammen führen?"

„Es wird uns nichts anderes übrig bleiben. Wir haben uns dafür entschieden und ich will es jetzt durchziehen", bleibe ich entschlossen. „Ich bin kein Freund von halben Sachen."

In Mödling gehe ich in die Rechtsanwaltskanzlei, in der ich angestellt bin. So frisch von der Uni konnte ich mich noch nicht selbstständig machen. Ich spreche kurz mit dem Chef und kündige. Ich erzähle ihm, dass ich ein halbes Unternehmen im Dienstleistungsbereich geerbt habe und mich fortan darum kümmern muss.

Miriam wird im Büro angeglotzt. Die Männer ziehen sie mit den Augen regelrecht aus, die Frauen haben einen feindseligen Blick drauf. An das werde ich mich wohl gewöhnen müssen, denn das wird vermutlich öfter so sein, wenn wir zusammen irgendwohin gehen.

Ich habe uns bei meiner Familie telefonisch angemeldet und so machen wir uns für das Mittagessen auf zu meinen Eltern. Auch mein Bruder und meine Schwester werden da sein.

„Bist du bereit?", frage ich Miriam und drücke ihre Hand, als ich vor meinem Elternhaus das Auto abstelle.

Meine Eltern wohnen in einem Einfamilienhaus mit einem schönen Garten drum herum. Meine Mutter liebt die Gartenarbeit. Ihre Blumen und ihr Gemüse sind immer die schönsten in der ganzen Straße.

„Und du?", fragt Miriam.

„Ich bin bereit!", bestätige ich.

„Dann bin ich es auch."

Wir klingeln an der Haustür und meine Mutter öffnet. Sie schaut sich Miriam ganz genau an und mustert sie von oben bis unten. Ihr Blick wird etwas misstrauisch. Vermutlich ist ihr Miriam zu hübsch.

„Hallo Thomas, wie war es in Salzburg?", fragt meine Mutter.

„Reden wir davon nach dem Essen. Darf ich vorstellen, das ist Miriam, das ist meine Mutter", stelle ich die beiden Frauen einander vor.

Miriam und meine Mutter begrüßen sich. Während Miriam offen und freundlich ist, ist die Reserviertheit meiner Mutter unübersehbar.

„Du hast nie erwähnt, dass du eine Freundin hast", kommt auch prompt die Frage meiner Mutter.

„Miriam und ich haben uns erst in Salzburg kennen und lieben gelernt", erklärte ich.

Meine Mutter zieht die Augenbrauen überrascht nach oben. Ich kann mir vorstellen, was sie sich denkt. Aber noch bevor sie es aussprechen kann, erscheint hinter ihr mein Vater.

„So kurz und ihr seid euch schon sicher?", kommt seine Frage.

„Vater, das ist Miriam, Miriam, das ist mein Vater. Und ja, wir sind uns sicher. Es war Liebe auf den ersten Blick", antworte ich.

Meinem Vater gefällt, was er sieht. Er ist schließlich auch nur ein Mann. Das fällt natürlich auch meiner Mutter auf. Sie wirft ihm einen missbilligenden Blick zu.

„Kommt herein, das Essen steht schon auf dem Tisch", ergreift nun mein Vater die Initiative und bittet uns herein.

Er nimmt Miriam galant die Jacke ab und führt uns ins Esszimmer. Dort stellt er Miriam meinem Bruder Julius und meiner Schwester Greta vor. Meinem Bruder fallen die Augen aus dem Kopf.

„Hast du noch nie eine Frau gesehen?", flüstere ich ihm zu.

„Mann, wo hast du diese heiße Braut her. Gibt es da noch mehr davon?", flüstert er zurück.

„Ja, aber das dürfte deiner Verlobten nicht gefallen", grinse ich zurück.

Zunächst wird noch über alles Mögliche gesprochen. Aber kaum, dass alle die Hauptspeise verdrückt haben, kommt unweigerlich die Frage danach auf, wie es mit der Testamentseröffnung in Salzburg gelaufen ist. Ich kann deutlich sehen, dass alle vor Neugier platzen. Na dann los!

„Miriam und ich haben jeweils ein halbes Bordell geerbt und werden das auch zusammen führen", packe ich den Stier bei den Hörnern. Es war noch nie meine Art, lange um den heißen Brei herumzureden.

Ein erschrockenes Aufatmen ist die Folge. Dann herrscht absolute Stille. Man könnte eine Stecknadel auf den Boden fallen hören. Was soll ich versuchen, das Ganze zu beschönigen. Es ist, wie es ist. Sie würden irgendwann doch dahinterkommen. Dann wäre die Kacke vermutlich erstrecht am Dampfen.

Mein Blick in die Runde zeigt mir, dass alle geschockt sind. Meine Mutter wird sogar etwas blass. Miriam sieht mich überrascht an, grinst dann aber so mit den Augen, dass nur ich es sehe.

„Ihr habt was?", platzt mein Vater heraus.

„Onkel Franz hat in Salzburg den Club „Die Perle" betrieben. Es handelt sich um ein Bordell, in dem Mädchen arbeiten, die freiwillig dieser Arbeit nachgehen und sonst nicht wüssten, wo sie hingehen sollten", erkläre ich weiter.

„Mein Sohn will Zuhälter werden? Nur über meine Leiche!", platzt meine Mutter heraus.

„Du spinnst ja total!", fügte meine Schwester hinzu. „Was sollen die Leute von uns denken?"

„Das sieht Onkel Franz wieder ähnlich. Er hat immer nur Unfrieden in die Familie gebracht", mischt sich nun auch Julius ein. „Sogar als Toter kann er es nicht lassen. Das sieht ihm ähnlich."

„Du hast ja keine Ahnung!", halte ich dagegen. „Onkel Franz hat mir in einem Brief erklärt, warum er von der Familie verstoßen wurde. Es war natürlich einfach, ihm immer die Schuld für alles in die Schuhe zu schieben. Ihr solltet euch selber an die Nase fassen!"

Der Streit bricht los, so wie ich ihn schon vorhergesehen habe. Sie können und wollen es nicht akzeptieren. Nur ihre Meinung zählt. Miriam schaut mich immer wieder besorgt von der Seite her an. Sie hatte sich das nicht so vorgestellt. Sie kommt aber auch aus einer ganz anderen Welt. Ihre war nie spießig und bieder.

Meine Familie hat tatsächlich so reagiert, wie ich es erwartet habe. Mein Gott, sind die borniert. Und obwohl ich es so vorhergesehen habe, bin ich doch überrascht und auch ein wenig traurig.

„Entweder du schlägst dir das Ganze aus dem Kopf und bleibst hier oder du brauchst dich nicht mehr blicken zu lassen. In welchem Verhältnis steht eigentlich Miriam zu Onkel Franz?", meldet sich mein Vater. Er stellt ein Ultimatum. Das ist wieder typisch für ihn.

Ich schaue traurig in die Runde. Das hat eh alles keinen Sinn mehr. Meine Familie wird diese Entscheidung nie verstehen und ich werde mit den Konsequenzen leben müssen. Dass er jetzt auch noch Miriam in die Sache hineinzuziehen will, das kann nicht zulassen. Auf diese Frage werde ich gar nicht eingehen.

„Ich habe das Erbe mit allen Auflagen angenommen und kann und will nicht mehr zurück. Entweder ihr akzeptiert das oder Miriam und ich können gehen."

„Wir haben dich doch nicht studieren lassen, damit du einen Puff führst. So viel Undankbarkeit hat die Welt ja noch nie gesehen!", polterte mein Vater.

Das hat echt keinen Sinn mehr. Da auch meine Mutter und meine Geschwister meinen, sie würden mich nicht mehr kennen, wenn ich nach Salzburg gehe, reicht es mir.

„Komm Miriam, wir sind hier nicht mehr willkommen. Wenn Ihr eure Meinung ändert und doch einen Bordellbesitzer in der Familie akzeptieren könnt, dann meldet euch. Meine Haustür steht Euch immer offen", schließe ich die Diskussion ab.

Ich nehme Miriam am Arm und wir gehen. Wir grüßen zwar noch, aber meine Familie lässt uns grußlos ziehen. So fühlt sich also der Bruch an.

„Das war hart", meint Miriam, als wir ins Auto steigen.

„Ich habe es mir nicht anders erwartet. Sie haben meine Handynummer und sie haben die Adresse in Salzburg. Jetzt liegt es an ihnen", fasse ich zusammen.

„Glaubst du, die melden sich?"

„Nie im Leben. Die sind zu stur und zu borniert, als dass sie einen Bordellbesitzer in der Familie akzeptieren würden. Denk daran, wie es Onkel Franz ergangen ist."

„Danke übrigens, dass du nicht erwähnt hast, dass ich eine Nutte bin. Vor deiner Familie wäre mir das peinlich gewesen", meint Miriam.

„Glaube mir, so eine Familie ist viel peinlicher!", stelle ich klar.

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