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Ein Schelm, der Böses dabei denkt

Geschichte Info
Ausflug in eine andere Welt.
20.3k Wörter
4.1
49.3k
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Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt

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Zur Übersicht für die geneigte Leserin und den geneigten Leser -- es gibt ja deren einige, denen meine Geschichten gefallen -- hier eine chronologische Übersicht meiner bisherigen Geschichten:

[Der Unterschied]

[Die Grundbegriffe]

Das Obligatorische

[Über einen starken Typ]

[Ferienspaß I]

PennälerInnenfeten

Lernen fürs Abitur

[Ferienspaß II]

Erstes Eheleben

Auf Schlingerkurs in den Hafen (mit Ferienspaß III)

Der weltberühmte Pianist hat heute nicht seinen besten Tag

Auf der Durchreise

Der Wanderclub

Die Ernennung

[Hinter unverschlossenen Türen]

Vetternwirtschaft

Vom anderen Ufer

An der Ostsee hellem Strande ...

Wenn der Herr außer Haus ist, tanzt das Mäuslein im Bette

Die Rettung aus der Gosse

Die Tröstung

Gartenarbeit

Das Cembalo

Urlaub mit Mama

Als Scheidungswitwe -- Ehevermittlung die erste

Nachgeholte Schülerliebe -- oder Ehevermittlung die zweite

Heldenzeugen

Die Viererbande

Nachhutgefecht

Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt

Die mit [] markierten Texte sind nicht in Literotica zu finden, denn sie handeln von Jugenderlebnissen, bei denen einige der handelnden Personen noch keine achtzehn Jahre alt sind, oder sie sind kürzer als 750 Wörter. Wer auch diese Texte lesen möchte, melde ich bei mir, möglichst per E-Mail.

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Etwa einen Monat nach meiner Liebesnacht mit Theo -- unsere Viererbande mit Meike, Holger und Alwin traf sich in immer größeren Abständen -- feierte meine Mutter in einem großen Familienfest ihren 70. Geburtstag. Fast die ganze Familie hatte sich versammelt, auch selten gesehene Onkels und Tanten, Vettern und Basen waren angereist, als ob es wirklich die letzte Gelegenheit zu so einem Familientreffen gewesen wäre. Mein Cousin Fredi war aus Amerika eingeflogen, allerdings ohne seine Heidemarie, die ihr viertes Kind erwartete.

Und natürlich Fredis Schwester Gudrun. Sie hatte sich vor einem knappen Jahr von Gustav scheiden lassen -- so lange hatte sie noch durchgehalten --, und ich hatte dieses freudige Ereignis am letzten Tag des Scheidungsprozesses auf gehörige Art mit ihr begossen, zumal es ihr mit Hilfe ihres Anwalts gelungen war, ihr Haus zu behalten; allerdings mußte sie Gustavs Anteil auszahlen, aber dafür hatte ihr Anwalt erträgliche -- wie Gudrun meinte -- Raten ausgehandelt. Nach der Scheidung war Gudrun wie ausgewechselt: lebenslustig, witzig, so wie wir sie als Kind gekannt hatten; die Ehe mit Gustav war, besonders in der letzten Zeit, eine große seelische Belastung für sie gewesen.

An Mutters Festtag aber kam mir Gudruns Wesen wieder überschattet vor, und als ich einmal mit ihr allein ind er Küche war und sie darauf ansprach, fing sie an zu weinen und gab ausweichende Antworten.

Am nächsten Tag dann aber platzte die Bombe in unsere ach so intakte Familie. Fast alle Gäste trafen sich noch einmal im Haus meiner Mutter zum Resteessen, denn es waren natürlich wie immer viel zu viel Speisen und Getränke bestellt und geliefert worden. Als wir beim Kaffee im Wohnzimmer saßen, hub Gudrun an:

"Ich glaube, ich muß euch etwas beichten, was ihr wissen solltet. Ich habe ja bei der Scheidung unser Haus behalten dürfen, muß aber noch auf Jahre Raten an Gustav --"

"Möge er in seinem Geld ersaufen!", warf Fredi ein.

"Fredi, so was darf man nicht sagen", erboste sich meine Mutter.

"-- an Gustav auszahlen", fuhr Gudrun fort, "und das fällt mir doch schwer mit meinem Gehalt als Sekretärin --"

"Chefsekretärin", korrigierte Fredi.

"Ja, aber trotzdem, und da habe ich gedacht -- ich hab da eine Freundin, die kenn ich noch von der Schule -- und die hat gemeint -- na ja, wir arbeiten nachmittags und abends in einer Wohnung --"

Meine manchmal recht prüde Mutter war diesmal die erste, die begriff; sie sagte nur mit leiser Stimme:

"Raus!"

Und als Gudrun keine Anstalten machte, dieser Aufforderung zu folgen, sondern vielmehr anfing, Erklärungen zu geben, brüllte meine Mutter sie an:

"Verschwinde sofort aus meinem Haus!"

Erst als einer der Onkels etwas von "Hure" murmelte, begriff auch ich, um was es hier ging, und ich hatte zum Glück einen Vorwand, Gudrun und Fredi, der sie begleitete, nachzulaufen, denn Gudrun hatte beim übereilten Aufbruch ihre Zigaretten liegengelassen. Ich holte die beiden auf dem Weg zur Gartenpforte ein, übergab Gudrun die Zigaretten und sagte:

"Ich muß anstandshalber als Tochter noch etwas hier bleiben, aber sobald ich mich freimachen kann, komm ich euch besuchen; okay?"

Gudrun sagte weinend:

"Danke, Melanie!",

und auch Fredi sagte:

"Das ist ganz lieb von dir."

Als ich wieder ins Haus trat, war die Diskussion über Gudruns Outing in vollem Gange, besonders seitens einiger Onkels, die ein Grüppchen gebildet hatten, in entrüstetem Ton von diesem "Schandfleck in der Familie" sprachen, dazwischen aber auch mit lüsternem Gesichtsausdruck eigene Erfahrungen andeuteten -- bis meine Mutter dem mit einem gebrüllten: "Ich will nichts mehr davon hören!" ein Ende machte. Die Geburtstagsstimmung aber war natürlich hin.

Als es eben schicklich war, flüsterte ich meiner Mutter zu, daß ich mich verabschieden wollte. Sie hatte sich so weit wieder beruhigt, daß sie, ohne sich zu exaltiern, zurückflüsterte:

"Du willst sicher zu Gudrun gehen?! Das sieht dir wieder mal ähnlich. Aber es ist gut: Red ihr mal ins Gewissen!"

Das hatte ich auch ungefähr so vor. Aber auf dem Weg zu Gudruns Haus fiel mir nach Jahren wieder ein, wie mir während Peters letztem Besuch der Gedanke gekommen war, ich könnte mir vorstellen, mit Liebe Geld zu verdienen. Der Gedanke war mir damals in einem sehr glücklichen Moment gekommen, und auch jetzt kamen mir bei diesem Gedanken nicht gerade Horrorvorstellungen.

Ich fand Gudrun und Fredi auf dem Sofa vor dem laufenden Fernseher, aber die beiden, zumindest aber Gudrun, sahen wohl mehr durch den Apparat hindurch, als daß sie den dort laufenden Beziehungskistenfilm verfolgt hätten.

"Danke, daß du so schnell kommst", sagte Gudrun mit sich aufhellender Miene.

Nachdem Fredi uns allen Saft gebracht hatte, ging ich gleich in medias res:

"Gudrun, das kannst du doch nicht machen, das geht doch nicht, daß du so ein Doppelleben führst und abends anschaffen gehst."

"Ich geh nicht anschaffen, wir sind in einer schönen Wohnung in einem Neubaublock, und warum soll ich das nicht machen können? Viele Frauen machen das, Tausende, warum soll ich das nicht auch können? Ich bin nicht so ein Ihmchen, wie ihr alle denkt!"

"So hab ich das doch nicht gemeint, Gudrun, deine Befähigung zu dem Job hab ich überhaupt nicht in Zweifel gestellt -- ich mein das ehrlich, nicht ironisch --, aber denk doch mal, was alles passieren kann --"

"Du meinst Aids und so -- da kann ich dich beruhigen, dagegenen schützen wir uns."

"Nein, ich meinte auch nicht Aids, ich meine Kunden, die euch Gewalt antun."

"Wir sind ja immer zu zweit."

"Und ihr glaubt, ihr seid solchen Gorillatypen gewachsen?"

"Außerdem brauchen wir nur eine Taste beim Telephon zu drücken, und wir sind mit der Polizeiwache um die Ecke verbunden."

"Wenn ihr dazu man noch Zeit habt. -- Aber ich will ja gar nicht das Schlimmste an die Wand malen. Du hättest doch wirklich nur was zu sagen brauchen, und wir alle hätten dir aus der finanziellen Patsche geholfen."

"Was denkst du? Ich bin über meinen eigenen Schatten gesprungen und hab unsere reiche Verwandtschaft angebettelt. Keine Reaktion, nur: ,Das wird schon wieder`, und so. Und euch wollte ich nicht angehen: Du mit deinem kleinen Studienrätinnengehalt --"

"Seit eineinhalb Jahren Oberstudienrätin", korrigierte ich.

"Na ja, trotzdem, und du, Fredi, hast eine Frau und drei -- bald vier -- Kinder zu ernähren."

"Ich verdien doch gut zehntausend Dollar --", sagte Fredi.

"Du hast doch mal gesagt, siebentausend --", warf Gudrun ein.

"Es waren siebentausendzweihundert, und mein Gehalt ist jetzt auch achttausendeinhundert raufgesetzt worden --"

"Also immer noch gut unter zehntausend --"

"Du nimmst es aber genau -- jedenfalls könnte ich dir gut eintausendfünfhundert bis zweitausend Dollar pro Monat rüberschicken."

"Und auch ich könnte auf einige blaue Scheinchen verzichten", sekundierte ich.

"Und wenn du da Bedenken hast", sagte Fredi weiter, "ich verlange keine Eintragung ins Grundbuch als Miteigentümer."

"Ihr seid ja wirklich ganz lieb", sagte Gudrun, und ihr kamen die Tränen, "aber ich kann das wirklich nicht von euch annehmen. Ich steh wirklich nichts aus in diesem Job, wir haben eine gute Stammkundschaft, und viele der Herren bedanken sich sogar ganz lieb hinterher, so was hat Gustav nie getan, nur manchmal dreckige Bemerkungen gemacht wie: ,Du könntest eigentlich mal mehr mitgehen`, dabei hat er es oft überhaupt nur mit meiner Hilfe zu was gebracht, und wie er mich immer vor allen Leuten runtergemacht hat, das habt ihr ja selbst erlebt."

"Du willst doch damit nicht sagen, der Sex mit immer anderen Männern gibt dir mehr als mit Gustav?", fragte ich vorsichtig.

"Aber genau so ist es! Erst hier hab ich es wieder erlebt, daß Männer lieb und dankbar sind, wenn man ihnen den Beischlaf gewährt."

"Du hast aber eine geschwollene Ausdrucksweise für den -- Intimverkehr. Aber, sag mal, seit wann machst du das eigentlich?"

"Jetzt seit eineinhalb Monaten."

"Und wußtet du davon, Fredi?"

"Ja, mich hat Gudrun angerufen und mir dies gebeichtet. Ich hab natürlich versucht, ihr das auszureden, aber vergeblich, wie du siehst. Und ich fand, ich müßte mal mit meiner lieben Schwester reden, sonst wäre ich wohl zum Geburtstag deiner Mutter nicht rübergekommen. -- Heidemarie weiß natürlich nichts, die würde sich ganz furchtbar aufregen."

"Kommt doch mal und seht euch unsere Wohnung an!", sagte Gudrun schließlich.

Ich war schon neugierig zu sehen, wie so eine Liebeshöhle aussieht, zumal einer Frau, die ich kannte und von der ich wußte, daß sie einen guten Geschmack hatte. Aber als ans-tändige Frau meinte ich, diese Neugier nicht zeigen zu dürfen, und wollte schon dankend ablehnen -- da sagte Fredi mit strahlender Miene zu.

Ich fragte Gudrun noch:

"Wer ist eigentlich deine Freundin?"

"Das ist Mae, eigentlich Maria, mir der war ich auf der Schule, wir haben uns dann aus den Augen verloren und uns erst jetzt wiedergetroffen. Mae hat auch eine fürchterliche Ehe hinter sich und ist außerdem aus ihrer Firma geflogen, denn sie hat gemerkt, daß da krumme Geschäfte laufen, und die wollte sie nicht mitmachen. Ihr fieser Chef hat sie wohl dann noch überall angeschwärzt, jedenfalls hat sie auf zig Bewerbungen keine Stelle gefunden und dann mit diesem Job angefangen, weil sie noch einen Jungen zu ernähren hat, der lebt bei Maes Mutter. Wir haben uns dann zufällig bei Karstadt getroffen, uns ausgeweint, und dann hat mir Mae vorgeschlagen, bei ihr mit einzusteigen. -- Wenn ihr kommt, werdet ihr Mae ja auch kennenlernen."

Wir verabredeten unseren Besuch am folgenden Tag abends um 21 Uhr, wenn Gudruns und Maes "Dienstzeit" zu Ende sein würde, und ich verabschiedete mich nachdenklich.

Am nächsten Abend holte ich Fredi von Gudruns Wohnung ab und fuhr mit ihm nach Ohlsdorf, wo Gudruns und Maes Wohnung gegenüber dem Friedhofseingang lag. Wir fanden einen Parkplatz nur in ziemlicher Entfernung und gingen zum Hauseingang. Fredi steuerte stracks auf den Klingelknopf zu, an dem "Sommer" stand, und klingelte.

"Du kennst dich wohl in dem Milieu aus", sagte ich zu ihm.

"Ja, um ehrlich zu sein, das hab ich dir ja aber schon gebeichtet, als wir damals -- wann war das überhaupt -- das ist ja schon eine Ewigkeit her --"

"Fünf Jahre", konnte ich gerade noch sagen, da surrte der Summer, Fredi stieß die Tür auf, und wir standen am Fuße einer schmalen Hühnerleiter. Oben stand ein freundliches weibliches Wesen in einem sexy Fummel -- das mußte Mae sein. Sie sagte:

"Ihr wollt zu Gudrun, nicht war? Na, dann kommt doch rauf!"

Wir stiegen die schmale Treppe hoch, dort stellte sich Mae dann richtig vor und sagte:

"Gudrun hat noch einen Kunden, aber man hört schon, er ist im Aufbruch; sie kommt sicher gleich. Wollt ihr schon was trinken -- eine Cola, einen Cognac?"

Ich wählte einen Cognac, Fredi schloß sich dem an, und wir verteilten uns in einem großen Zimmer auf die Sofas, Fredi und ich auf dem einen und Mae auf dem anderen, das im Winkel aufgestellt war, dazwischen ein niedriger Tisch mit Glasplatte.

Das Zimmer war rot-plüschig und damit auch etwas puffig eingerichtet, aber im Ganzen und mit der freundlichen Mae begann ich doch, mich wohlzufühlen.

"Ihr seid also hier, um zu sehen, wo Gudrun und ich so arbeiten", begann Mae, "dies Zimmer seht ihr ja nun, ich kann euch auch schon mein Zimmer und das Bad zeigen, wenn ihr möchtet."

Bevor wir uns aber darüber klar werden konnten, ob wir "möchteten", öffnete sich irgendwo eine Tür, und dann sahen wir Gudrun mit ihrem Kunden durch den von unserem Zimmer sichtbaren Flur zur Eingangstür gehen. Es gab mir einen Stich durch Herz, wie ich Gudrun so mit einem Freier schäkern sah, einem jovialen, etwas dicklichen Herrn von etwa fünfundvierzig Jahren. Er hatte Gudrun untergehakt, sie redeten leise, ich konnte nicht alles verstehen, nur den letzten Abschied:

"Du rufst an, wenn du wieder mal Zeit hast, Georg?!"

"Tu ich -- und nochmal vielen Dank für deine Geduld."

Die beiden gaben sich ein Küßchen, Gudrun linste durch das Guckloch in der Tür, dann öffnete sie sie, und auch Georg sah vorsichtig nach allen Seiten, bevor er die Wohnung endgültig verließ, wohl um sicher zu sein, von niemand gesehen zu werden.

Als Gudrun die Tür geschlossen und die dicke Kette vorgelegt hatte, setzte sie sich zu Mae aufs Sofa. Sie hatte knappste hot pants und ein so schmales Top an, daß ihre Brustwarzen halb sichtbar waren. Kurze Hosen waren, seit ich denken kann, eines von Gudruns Lieblingskleidungsstücken gewesen, auch beim Reiten; sie hatte als Backfisch Reitstunden genommen und ritt trotz der Warnungen ihres Reitlehrers am liebsten in shorts, auch wenn sie sich ganz schön die Beine aufscheuerte.

"Das ist schön, daß ihr hergefunden habt -- ihr wollt euch sicher alles ansehen?!"

"Laß uns erstmal in Ruhe unsern Cognac trinken -- und was ist eigentlich dieses ewige Knacken aus dem Telephon?"

"Das ist immer, wenn jemand unsere Bandansage abhört", klärte mich Gudrun auf.

"Ihr habt also so eine Kleinanzeige in der Blödzeitung --"

"-- und in der Morgenpost --", fügte Gudrun hinzu, "jeweils dienstags und freitags, das bringt am meisten."

"Wollt ihr die Anzeige mal sehen?", fragte Mae und holte, ohne eine Antwort abzuwarten, eine Mopo hervor. "Hier!"

Und da stand es:

"Gute Hausmannskost! -- 2 reife Modelle erwarten Dich -- Telephonnummer."

Auf unsere fragenden Blicke erklärte Gudrun:

",Hausmannskost`: Das heißt : nur normales, kein Sado-Maso, kein Natursekt -- weißt du, was das ist?"

"Ja, das weiß ich", antwortete ich.

"-- kein Kaviar und so was. Und aus der Telephonnummer sieht jeder -- jedenfalls jeder Hamburger -- so in etwa, in welcher Gegend das ist -- ,Friedhof` wollen wir nicht unbedingt in die Anzeige setzen."

"Und mit dieser Nummer kann man dann euer Band abhören --"

"Ja, und auf dem Band erklären wir dann die ,Hausmannskost`, stellen uns vor -- auch unser Alter -- und sagen unsere Adresse."

",und klingele bitte bei Sommer`", erinnerte ich mich an frühere Zeiten.

"Genau", sagte Gudrun verwundert, "hast du unser Band schon einmal abgehört?"

"Nein, das nicht, aber mit so einer Ansage, die ich mit der Wiederholungstaste gekriegt habe, habe ich meinen Ex zum ersten Mal beim Fremdgehen erwischt -- damals wohl nur im Gewerbe. -- Übrigens war der Name damals auch ,Sommer`."

"Das ist sehr oft bei ,Sommer`", klärte mich der in solchen Dingen erfahrene Fredi auf.

"Und wenn ihm eure Ansage gefällt, kommt der Kunde und klingelt unten. Kommen da nicht manchmal blöde Typen?"

"Erstens haben wir unten eine Überwachungskamera installiert -- habt ihr die nicht bemerkt -- na ja, die ist ganz gut versteckt -- seht mal hier!"

Damit ging Gudrun zu seinem kleinen Bildschirm, der im hinteren Teil des Zimmers auf einem kleinen Tischchen stand, schaltete ihn ein, und wir sahen klar und deutlich den Vorraum vor der unteren Tür.

"Wenn der Kunde unten nur etwas verdächtig aussieht, machen wir nicht auf, dann soll er denken, wir sind beide beschäftigt. Und für den Fall, daß uns doch mal einer dumm kommt, können wir von hier und von unseren Zimmern die Polizeiwache anrufen -- paßt mal auf -- so -- mit der Taste dreizehn --"

Und alsbald tönte es aus dem danebengelegten Hörer: "Hallo", und Gudrun flötete in den Apparat:

"Entschuldigt, Jungs, das ist kein Alarm, aber hier sind Verwandte von mir, der führ ich unsere Wohnung und das Drumherum vor, damit sie etwas beruhigt sind. Tschüs, kommt ihr nicht mal wieder?"

Und legte den Hörer auf.

"Sind diese ,Jungs` auch eure Kunden?"

"Die meisten von der Wache -- aber die bezahlen auch ehrlich --"

"Allerdings mit einem kleinen Rabatt", fügte Mae hinzu.

"Wieviel muß man denn überhaupt bei euch anlegen?", fragte der neugierige Fredi.

"Ach ja, das hatte ich vergessen, auf dem Band sagen wir auch die Preise: Hundert Mark für die Normalbehandlung, mit Bad hundertfünfzig, zweimal hundertfünfundsiebzig, zweimal mit Bad -- unser Top-Angebot, das gern genommen wird -- zweihundert."

"Du kannst uns gern mal besuchen -- das heißt mich", sagte Mae zu Fredi, der sie mit ihrer schönen schlanken Figur die ganze Zeit mit Blicken verschlang.

Fredi wurde rot bis über die Ohren und stotterte:

"Ich flieg übermorgen wieder nach Amerika zurück."

"Na, dann kannst du ja morgen abend kommen", sagte Gudrun und sah auf einen Terminkalender. Wir sind noch frei -- das heißt, Mae ist noch frei."

"Ich hab nichts dagegen, wenn du dich hier verlustierst", sagte ich, als Fredi fragend um sich sah, "und Heidemarie sagen wir keinen Pieps, wir schweigen wie das Grab", fügte ich hinzu, auch für Gudrun, die ihren Bruder wissend anlächelte.

"Na, mal sehen, ob ich das morgen abend noch schaffe", stotterte Fredi weiter.

"Schaff das mal", sagte Gudrun, "dann können wir zusammen nach Hause fahren."

"Einmal allerdings --", sagte Mae, "soll ich das überhaupt erzählen?"

"Tu das -- du meinst den Gorilla?", antwortete Gudrun.

"Ja -- also, eines Tages kommt so ein bulliger Typ rein im dunklen Anzug, Haare auf einen halben Millimeter kurzgeschoren, sonst ganz freundlich, und ich werd mit ihm einig. Als er sich aber in meinem Zimmer auszieht, legt er eine Pistole auf das Nachtkästchen. Ich krieg einen fürchterlichen Schreck, laufe raus, rufe Gudrun, die hatte schon gemerkt, daß was Komisches los war, und hatte die Polizei gerufen. Die kommt nach weniger als zwei Minuten und prüft den Kerl, der in seiner Unterhose rumstand und versuchte, uns zu beruhigen. Die Polizei fand nichts, alle Papiere in Ordnung inklusive Waffenschein, und der Typ sagt uns, er sei der Gorilla eines bekannten und beliebten Politikers. Er war über die Polizeikontrolle überhaupt nicht böse, gab uns völlig recht und entschuldigte sich, daß er uns das nicht gleich am Anfang gesagt hatte. Es war dann ein schönes Schäferstündchen mit ihm; so bullig er sonst war, so zart war er in der Liebe. Leider ist er nie wiedergekommen."

"Aber nun mal ernsthaft", brachte ich das Gespräch auf ein anderes Gleis, "dies ist doch wirklich nicht das Richtige für dich -- und für Mae."

"Aber ich kann euch das wirklich nicht zumuten, mir mein Haus zu bezahlen -- und ich kann auch Mae hier nicht allein lassen, es ist doch besser zu zweit."

"Meinetwegen kannst du gern aufhören, Gudrun", sagte Mae, umarmte ihre Schulkameradin, Freundin und Kollegin und küßte sie, "das hab ich dir doch schon oft gesagt, ich find schon eine andere nette Kollegin, solange ich das noch mache."