Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Freifrau + Philosophiestudent 06

Geschichte Info
Ernst gliedert seinem Potentialharem eine Buchhändlerin ein.
6.6k Wörter
4.22
49.9k
0
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Leselüsterne lasset euch warnen: dieses ist nicht das Land, wo die Mimosen blühn!

Mein ist das Reich der Finsternis, wo allenfalls im dunklen Nessellaub die Hinterbacken glühn!

Die nachfolgende (in jeder Hinsicht frei erfundene) Chronik handelt von Dominanz und Unterwerfung, von seelischen und körperlichen Leiden und Schmerzen. Einige Schilderungen müssen extreme Handlungen leider derart detailliert beschreiben, dass Vielen schon das Lesen zur Qual werden wird. Wer das nicht mag, mag es sich gut überlegen, ob sie oder er wirklich hier weiterlesen mag.

Dass extreme Handlungen, wenn realisiert, extreme Risiken für die seelische und körperliche Gesundheit bergen, und/oder gar strafrechtliche Folgen nach sich ziehen können, versteht sich von selbst. Hüten Sie sich also davor diejenigen Handlungen zu erproben, welche der Chronist hier ausschließlich aus Gründen einer warnenden Wahrheitsliebe wiederzugeben gezwungen war!

Abschließend eine Ermunterung an meine lieben Leserinnen und Leser:

Ich kann euch verbindlich versprechen, dass niemandem der Finger abfällt, welche(r) auf die Bewertungssterne klickt.

Wir Autorinnen und Autoren haben uns eine ganze Menge Mühe gegeben, unsere Geschichten zu erzählen. Da ist es gewiss nicht zu viel verlangt, dass diejenigen, welche eine Geschichte vollständig gelesen haben (und die jeweilige Ausrichtung nicht von vornherein ablehnen), sich der "Mühe" eines Bewertungsklicks unterziehen.

Dieser Appell betrifft selbstredend nicht nur Geschichten von mir und schließt auch nicht aus, dass wir Autorinnen und Autoren für Kommentare, gern auch substanzhaltig-kritische, natürlich noch dankbarer sind.

--------------------------------------------------

Da das Titelfeld leider zu kurz ist, hier noch die vollständige Geschichten- und Kapitelüberschrift:

DIE REIFE FREIFRAU UND DER FIESE PHILOSOPHIESTUDENT. VI. BUCHHÄNDLERIN GESINE: „ICH DIENE!"

„Wir kennen uns nicht". Mit dieser Regieanweisung versehen betrat Gertrude einige Sekunden nach Ernst den Buchladen. Er hatte sie instruiert, dennoch in seiner Nähe zu bleiben und auf seine Signale zu achten. Entweder durch Ansprechen eines Verkäufers oder einer Verkäuferin oder auf andere Weise würde er ihr zu erkennen geben, an wen sie sich mit ihrem Anliegen wenden sollte.

Das Verkaufspersonal in dieser großen Filialbuchhandlung agierte zurückhaltend. Prinzip war hier die Selbstbedienung, aber bei Bedarf standen natürlich Buchhändler(innen) zur Beratung bereit.

Ernst schlenderte durch die Verkaufsräume, die man von der Größe her eher als „Verkaufshallen" bezeichnen müsste.

Schließlich hatte er in der Klassikerabteilung -- Goethe & Co. - einen jungen Mann ausgeguckt, der eher wie ein Literaturfan aussah und von dem er deshalb vermutete, dass er mit BDSM-Praktiken nichts am Hut hatte. Dadurch -- und das war der Sinn der Übung -- würde es für Gertrude maximal peinlich sein, wenn sie ihm ihren Kaufwunsch detailliert erläutern müsste.

Ernst sprach den Verkäufer an und fragte nach dem Standort von spanischer Literatur. Die stand (wie er aus den Augenwinkeln längst gesehen hatte) gleich im nächsten Regal. Auf diese Weise verschaffte er sich ein überzeugendes Alibi, um in der Nähe zu bleiben und das Gespräch anzuhören. Schließlich wollte er ja überwachen, ob Gertrude dem Verkäufer ihre Wünsche auch wirklich so offen vortrug und so präzise schilderte, wie er es ihr vorgegeben hatte. Eine Inhaltsangabe der Geschichte der O aus dem Internet hatte er am Morgen an ihrem PC ausgedruckt und ihr zum Lesen gegeben. Doch hatte er dann mit Gertrude Schilderungen geübt, die von dem tatsächlichen Romaninhalt teilweise mehr oder weniger weit abwichen.

Ernst erwartete, dass sich ein hoffentlich längeres und für Gertrude peinliches Gespräch entwickeln würde, wenn sie gegenüber dem Verkaufspersonal teilweise irreführende Angaben über den Buchinhalt machte. Das Personal müsste durch Rückfragen eruieren, welches Buch sie denn nun wirklich meinte, und dabei sollte sie weitere extreme Aktivitäten schildern, egal, ob sie nun wirklich in diesem Buch vorkamen oder nicht. Weil sie selbst das Buch nicht gelesen hatte, würden solche fehlerhaften Inhaltsangaben nicht unglaubhaft wirken; schließlich konnte ihr Lebensgefährte ihr gegenüber den Inhalt falsch geschildert, oder sie ihn missverstanden haben.

„Entschuldigen Sie, ich suche einen erotischen Roman, aus Frankreich, von einer Frau geschrieben. Es geht da um eine Ehefrau, die von ihrem Mann ausgepeitscht wird. Danach verleiht bzw. verschenkt er sie zur beliebigen Benutzung an seinen Freund. Sie muss auch andere Frauen sexuell erregen bzw. sich von denen sexuell befriedigen lassen. Mit einem Brandeisen lässt ihr später ihr Freund sogar eine Narbe auf der Innenseite eines Oberschenkels einbrennen, genau so, wie die Cowboys im Wilden Westen die Rinder mit tiefen Narben in der Haut markiert haben. Mit diesem Brandmal kennzeichnet er sie als sein Eigentum. Damit jeder weiß, dass sie seine rechtlose Sklavin ist, lässt er ihr sogar ein Ring durch die Nase ziehen. An diesem Nasenring hängt auch ein Symbol, wo alle Eingeweihten sehen, dass sie eine Sklavin ist. Jedem Mann und jeder Frau, welche das Geheimnis kennen, muss sie sich vorbehaltlos hingeben. Ein hocherotisches Buch ist das, hat mein Lebensgefährte gesagt. Deshalb hat mir auch befohlen, dass ich es kaufen und lesen muss."

„Äh ... hm ... de Sade?" mutmaßte der jugendliche Verkäufer. „Nein, kann nicht sein; sie sind sicher, dass es eine weibliche Autorin ist?"

„Ja, de Sade ist es nicht. Es ist ein modernes Buch; lange Zeit war unbekannt, wer es geschrieben hat. Die Feministinnen dachten, das hat ein Mann zusammengeschmiert, die haben geflucht und geschimpft, was für ein Schwein das wäre, dass er eine Frau in dem Roman so sehr martern und quälen lässt. Und sie wird nicht gezwungen dazu: aus Liebe unterwirft sie sich dem Mann und allen Männern, an die ihr Mann oder ihr Freund sie ausliefert. Wochenlang lässt sie sich in einem Gefängnis einsperren, d. h. ich glaube es war ein Kloster. Dort wird sie grausam ausgepeitscht, nicht nur einmal, sondern Tag für Tag. Sogar mitten in der Nacht wird sie von den Sadisten aus dem Schlaf gerissen und mit Peitschenhieben gestriemt! Sie darf nicht ein einziges Wort reden, spricht auch wirklich nicht, nur ihre Schmerzen schreit sie heraus. Manchmal darf sie im Garten spazieren gehen, aber ihre Augen muss sie immer auf den Boden richten. Und wenn sie aus den Augenwinkeln sieht, dass ihr ein Manne entgegen kommt, irgendeiner, egal wer, muss sie sofort niederknien, und jeder der Lust hat darf ihr seinen Schwanz in den Mund schieben. Dann muss sie ihm die Hoden leer saugen, aber sein Sperma darf sie auf gar keinen Fall ausspucken, sonst wird sie wieder grausam ausgepeitscht. Sie muss alles runterschlucken, was ihr die Männer in den Mund spritzen -- den Samen, oder sogar den Urin, wenn einer pinkeln muss."

Unauffällig hatte Ernst das Gesicht des Verkäufers beobachtet. Gertrudes detaillierte Schilderungen der (nicht ganz mit dem Buchinhalt übereinstimmenden) Quälereien, denen die „O" unterworfen wurde, bereiteten ihm ein deutlich erkennbares Unbehagen. Erst gegen den Schluss hin, als Gertrude schilderte, dass die Sklavin jederzeit von jedermann zum Blowjobs angehalten werden konnte, hellte sein Gesicht sich sichtlich auf; diese Idee schien ihm zu gefallen. Ob er diesbezüglich bei seiner Freundin zu kurz kam? Doch bei der Vorstellung, dass jemand einer Frau in den Mund urinieren könnte, verfinsterte seine Miene sich erneut: offensichtlich hatte er eine heftige Abneigung gegen derartige Sexualpraktiken. In der Tat geht eine Nutzung der Lustobjekte als Magenklo über „normale" „Wasserspiele", bei denen die Körper (in härteren Fällen auch das Gesicht) lediglich als Rieselfelder verwendet werden, weit hinaus. Aber das ist halt das Los echter Sklavinnen -- oder auch Sklaven.

Jedenfalls konnte der junge Mann mit Gertrudes Inhaltsangabe des Romans nichts anfangen und rief eine Kollegin zu Hilfe:

„Gesine, du kennst dich doch mit französischer Literatur aus, hier ist eine Kundin, die sucht einen ganz bestimmten Roman, vielleicht kannst du ihr helfen?"

Die Gerufene, jung -- Mitte 20, schätzte Ernst - kam herbei. Sie war eine mittelgroße graumausige Brillenträgerin; von auffallender Besonderheit war lediglich die extreme Magerkeit ihres Körpers. „Bohnenstange und Brillenschlange", dachte Ernst.

„Die Kundin sucht einen französischen Roman, eine Frau soll ihn geschrieben haben. Es geht um eine Ehefrau, die äh, also, die wird da ausgepeitscht und so." Und zu Gertrude gewandt: „Aber besser erzählen Sie das meiner Kollegin vielleicht selbst."

„Ja, also, mein Lebensgefährte hat gesagt, ich muss diesen Roman kaufen und ich soll ihn mir ganz genau durchlesen. Es geht da um Frau, die wurde von ihrem Mann in ein Kloster gebracht, freiwillig. Das war aber irgendwie kein richtiges Kloster, sondern man hat sie eingesperrt und immer wieder ausgepeitscht, sie hat um Erbarmen geschrien und ihr ganzer Körper war voller Striemen. Und, äh, ja, ihr Mann hat dann noch weitere Sachen mit ihr gemacht, äh, Ringe eingesetzt, äh, in die Schamlippen, hm, den Kitzler hat er auch durchgestochen und einen Ring eingesetzt und den Ring so verschlossen, dass sie ihn nie mehr abmachen konnte. Und ... und wie ein Tier hat er sie gekennzeichnet, mit einem Brandeisen hat er ihr tiefe Narben auf ihrem Hintern zugefügt, die nie mehr weggehen. Und egal, was er von ihr wollte: alles musste sie tun. Sie musste sein Sperma runterschlucken und seinen Urin und das sogar auch bei jedem Fremden, der ihre Sklavenmarkierung erkannt und deshalb Gehorsam von ihr verlangt hat. Aber genauso musste sie auch bei Frauen alles tun, was die von ihr wollten: Scheide auslecken und derartige Sachen."

„Nun, ich glaube, Sie meinen die ‚Geschichte der O'. Die Details stimmen zwar nicht ganz überein, aber das ist ein Kultbuch der Sado-Maso-Szene. Und das, hat Ihr Freund gesagt, sollen Sie lesen?"

„Ja, ich muss das unbedingt lesen, hat er gesagt."

„Dann schauen wir mal, ob wir es vorrätig haben; ich bin gleich zurück. ..... Nein, bei den Erotica steht es nicht, aber ich könnte es bestellen, morgen Nachmittag könnten Sie es abholen?"

Verstohlen schaute Gertrude zu Ernst hinüber; der nickte unauffällig.

„Ja, das wäre in Ordnung"

„Dann gebe ich Ihre Bestellung gleich ein" sagte die Buchhändlerin und machte einige Schritte zum nächsten Bildschirm.

„Hm, seltsam, tut mir wirklich Leid, aber das Buch ist momentan gar nicht lieferbar. ‚Neuauflage in Vorbereitung', heißt es hier. Das hätte ich jetzt nicht gedacht, dass ein solches Buch vergriffen sein könnte. Wir haben aber noch andere Bücher in dieser Richtung." Ohne Computer, allein aus dem Gedächtnis, spulte sie eine ganze Titel-Latte herunter:

•„Eheversprechen: Immer will ich dir gehorchen"

•„Vom eigenen Mann zur Sau gemacht"

•„Die eigene Mutter als Sklavin gehalten"

•„Ehefrau zur Masohure abgerichtet"

•„Für ihren Hochmut muss sie bitter bezahlen: Mit Hunger, Hitze, Kälte, Durst, mit Schmerzen und mit Qualen!"

•„Annabells Dressur: Daheim darf sich die Ehefotze nur noch nackt bewegen"

•„Peitsche, Rohr und Gummischlauch röten der Verlobten ihren Arsch und ihren Bauch"

•„Ich möchte deine Sklavin sein: Am Tage für dich schuften, in der Nacht mit dir schlampen!"

•„Mein Freund, das Höchste aller Güter, er bist mein Herr und mein Gebieter!"

•„Auf Knien muss Clothilde um Bestrafung bei ihm betteln"

•„Der Schädel rasiert, die Titten gebunden: tagtäglich wird die Sklavin geschunden"

•„Gepierct, gebrandmarkt, kahl geschoren: Vom Geliebten zum Gehorsam erzogen"

„Ja, also, nur so nach den Buchtiteln kann ich mich nicht entscheiden. Wie soll ich wissen, welcher von diesen Romanen wirklich interessant ist?"

Die Buchhändlerin beschrieb ausführlich die Inhalte einiger dieser Werke. Erstaunlich, wie sie das runterrasseln konnte. Ernst, der sich immer noch in Hörweite aufhielt, schloss auf eine außergewöhnliche Leidenschaft der Buchhändlerin für die SM-Thematik, bzw. ganz speziell für Romane, welche die Unterwerfung von Frauen schilderten.

Ohne dass die Verkäuferin es bemerkte sah Gertrude fragend zu Ernst hinüber. Der schüttelte den Kopf und signalisierte er, dass sie sich wütend geben solle, weil die „Geschichte der O" nicht lieferbar war.

Das tat Gertrude denn auch:

„Also nein, da ist wirklich nichts für mich dabei, das ist ja alles nicht so wie in der Geschichte der O. Sie haben mir versprochen, dass ich sie morgen abholen kann, und ich habe meinem Freund versprochen, dass ich sie durchlesen werde, und jetzt haben sie das Buch nicht und wollen mir irgendetwas anderes andrehen! Das ist eine Unverschämtheit, mit mir können Sie das nicht machen, das lasse ich mir nicht bieten!"

Ernst signalisierte ihr, nun umzuschalten auf die Ängstliche, die sich vor dem Zorn ihres Freundes fürchtet, weil sie ihm nicht gehorcht und das Buch gekauft hat.

Auch das schaffte sie mit beachtlichem schauspielerischem Talent.

„Was erzähle ich denn meinem Freund, wenn ich das Buch nicht habe? Er wird mir nicht glauben, dass es nicht lieferbar ist, er wird mich bestrafen, vielleicht wird er mich schlagen. Sie müssen mir helfen, ich muss dieses Buch unbedingt haben!"

Immer weinerlicher war sie geworden, und tatsächlich zeigte die Buchhändlerin Mitgefühl und bot Gertrude eine ganz ungewöhnliche private Hilfeleistung an: sie sei bereit, ihr das Buch aus ihrem privaten Bestand auszuleihen!

Die beiden tauschten also ihre Visitenkarten aus und vereinbarten, dass Gertrude das Exemplar abends gegen 21.00 h abholen würde; früher ginge es nicht, weil die Verkäuferin erst um 20.00 h Feierabend habe.

Pünktlich um 21.00 Uhr klingelte Ernst an der Haustür der Buchhändlerin. Die öffnete, ohne über die Gegensprechanlage rückzufragen; schließlich wusste sie ja, wer kommen würde.

So war sie bass erstaunt, als plötzlich ein Mann vor ihrer Wohnungstür stand, wo sie schon mit dem Buch in der Hand wartete.

Ernst stellte sich höflich vor und entschuldigte seine Freundin Gertrude, die wegen einer Unpässlichkeit „Sie wissen ja, als Frau ..." leider das Buch nicht selbst habe abholen können.

Indem er ihr zur Begrüßung bewusst die Hand reichte, ohne dass sie zuvor die ihre ausgestreckt hätte, übertrat er nach den gängigen Konventionen die Grenze zu ihrem „Territorium". Zugleich hielt seine Linke ihr eine Flasche Whisky entgegen. Davon hatte er in einer kleinen Destillerie im schottischen Hochland einige gekauft. Wahrscheinlich waren sie für Ernst der einzige spirituelle Ertrag, den er von einer Semesterexkursion zu den Wirkungsstätten der schottischen Moralphilosophen wie David Hume, Adam Smith usw. heimtrug. Teuer genug waren sie gewesen, aber dafür auch einzigartig im Geschmack, überhaupt kein Vergleich mit jenen Massenprodukten, wie man sie hierzulande im Einzelhandel erhält.

Seine Gestenoffensive stellte die Buchhändlerin vor ein Problem. Ernst hatte beide Hände in Aktion: die Rechte schüttelte die ihre, die Linke hielt ihr die Flasche hin. So musste sie das Buch unter den Arm klemmen, um sein Geschenk entgegennehmen zu können. Erst als er ihre Hand wieder losließ, konnte sie die Flasche auf dem Boden abstellen und ihm das Buch übergeben. Für den Whisky bedankte sie sich herzlich und, was die Wert-Schätzung anging, erstaunlich sachkundig:

„Das wäre aber doch nun wirklich nicht nötig gewesen, der war bestimmt wahnsinnig teuer".

Sollte er mit diesem Präsent etwa genau ihren Geschmack getroffen haben?

„Mit der Lektüre kann sich Ihre Freundin ruhig Zeit lassen, sie darf das Buch gern einige Wochen behalten".

Mit diesen Worten nickte sie ihm noch einmal freundlich zu und wollte die Wohnungstür schließen.

„Der Whisky", sagte Ernst.

Etwas verwunderte zog sie die Tür wieder einen Spalt weiter auf und sah ihn fragend an. Ernst schaute ihr unverwandt in die Augen und fuhr erst nach einer Pause des Schweigens fort:

„Die Flasche war nicht für Sie allein gedacht. Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass wir den gemeinsam trinken und dabei ein wenig plaudern. Sie haben ja schon erkannt, dass dies nicht irgendein Konsumgesöff ist. Diesen Whisky habe ich in einer uralten Familienbrennerei in den schottischen Highlands erstanden. So etwas haben Sie in ihrem Leben noch nicht getrunken und werden Sie vielleicht auch nie mehr trinken."

„Äh, was sagten Sie? Ich ... ich war irgendwie abgelenkt. Schottisch?"

Tatsächlich machte sie in Mienenspiel und Worten einen leicht verwirrten Eindruck. Ernst wusste, dass es sein Blick gewesen war, der sie dermaßen durcheinander gebracht hatte, dass sie jetzt mit der Tür leicht hin- und her pendelte, zerrissen zwischen dem in ihrer Vorstellung ursprünglichen Szenario einer quasi-geschäftlichen Transaktion und der von ihm offensichtlich erwarteten persönlichen -- oder gar intimen? -- Begegnung mit ihrem ganz privaten Selbst.

Ernst beugte seinen Kopf nahe an ihr Gesicht Und schaute ihr noch bestimmter -- und auch etwas verärgert? - in die Augen:

„Wir trinken den Whisky gemeinsam, Gesine. Jetzt, hier in deiner Wohnung."

Im Grunde hatte er mit diesem Satz die Informationen aus ihrer Visitenkarten schamlos missbraucht, indem er sie mit ihrem Vornamen anredete, aber was macht das? Rechtfertigte nicht der Erfolg seine dreiste Strategie?

Gesine hatte diesen plötzlichen und unerwarteten Wechsel von geschäftlicher Distanz zu privater Intimität noch immer nicht ganz bewältigt. Zögernd, wie in Trance, öffnete sie die Tür, wiederum zögernd trat sie zurück, damit Ernst eintreten konnte.

Mit der Whiskyflasche im Arm ging sie ihm voraus in ihr Wohnzimmer, dessen Wände fast ganz von Bücherregalen verdeckt waren. Im Vorübergehen registrierte Gottlieb in einem der Regale zahlreiche Titel, von denen er zwar die Buchinhalte nicht kannte, bei denen es sich aber offenkundig um Erotika handelte.

„Schenk uns zwei Gläser ein, mit Eiswürfeln, sonst nichts. Aber erst zeig mir, wo ich bei dir pissen kann, Gesine."

Bei diesen Worten hatte er sie scharf beobachtet; wie erwartet, zuckte sie bei dem Ausdruck „pissen" leicht zusammen.

„Für mich musst du heute Abend nicht die Kulturträgerin machen, Gesine. Ich wette, dass in dem Buch

„Mein Weg von der gelegentlichen Toilettensklavin zur hoffnungslos hörigen Leibeigenen"

noch ganz andere Ausdrücke vorkommen als „pissen"."

Erneut zuckte sie zusammen: ausgerechnet diesen Buchtitel hatte er in ihrer Sammlung entdeckt, und sicherlich auch einige weitere, die, wie sie genau wusste, unmittelbar nebendran standen:

•„Elvira, vom eigenen Ehemann zur Tiernutte abgerichtet", oder

• „Die Peitsche färbte ihren Körper rot. Abartige Sexpraktiken im Sozialismus" oder

•„Collarized Debt Obligation. Ein Schuldschein war ihr Fahrschein in die Hölle".

Ach, sie besaß ja so schrecklich viele von diesen Büchern, ein ganzes Regal voll. Eigentlich war dieses ganz spezielle Regal von einer Tür abgedeckt.

„Du hast die Regaltür nicht geschlossen, als du vorhin für mich die Geschichte der O herausgenommen hast, nicht wahr Gesine? Offenbar wolltest du dir einen ‚gemütlichen Abend' machen und in deiner Sexbüchersammlung schmökern. Nun, jetzt bin ich bei dir, ich, der Whisky und die heiße Gesine: da wird unser Abend dreimal so schön! So, und jetzt zeig mir endlich dein Scheißhaus, Gesine-Biene!"

Schwer zu sagen, was sie mehr entsetzte: seine gossenhafte Ausdrucksweise oder der Umstand, dass er nicht nur über ihren Giftschrank Bescheid wusste, sondern mit detektivischer Denkschärfe aus dem vorgefundenen ‚Stillleben' ihre vorangegangenen Handlungen und sogar ihre Absichten präzise entschlüsselt hatte. Sie atmete etwas heftiger; dann schien sie ein wenig erleichtert zu sein, wie eine Sünderin nach der Beichte. Jedenfalls beeilte sie sich, Ernst die Toilette zu zeigen.

Als er zurückkam, standen die gefüllten Gläser auf einem Tablett auf dem Wohnzimmertisch. Sie hatte gerade Untersetzer aufgelegt und war im Begriff, die Gläser auf diesen abzustellen.