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Fremder

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Eine Frau - ein Fremder - eine Bar!
4.5k Wörter
3.93
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Carina setzte sich an das kleine Tischchen, das mittlerweile zum Stammplatz ihrer Bar geworden war. Sie kam gerne hierher, nicht nur, weil die Atmosphäre ruhig und entspannt war, sondern auch, weil sie sich sicher sein konnte, nicht belästigt zu werden.

Carina ging gerne aus, doch sie machte ungern Bekanntschaften. Noch weniger beliebte es ihr, sich von schmierigen Zeitgenossen anmachen zu lassen, deren Verhalten für gewöhnlich weniger vertrauenerweckend rüberkam, als ihr Äußeres.

Jedoch ging sie gerne dergestalt unter Menschen, dass sie sich unter sie mischte und heimlich ihre Augen schweifen ließ, ihre Ohren spitzte, und so zumindest einen Teil jenes Lebens mitbekam, von dem sie sich ansonsten wohlweislich fern hielt.

Weder Familie noch Freundschaften hatten je im Zentrum ihres Interesses gelegen, doch einen Blick darauf zu werfen, gönnte sie sich hin und wieder, und sei es nur, um sich zu vergewissern, dass sie nichts versäumte.

Mit der Liebe ging es ihr ähnlich. Sie beobachtete, hielt sich jedoch weit davon entfernt, weit genug, dass sie nicht Gefahr laufen konnte, sich in irgendeiner Weise involviert zu fühlen.

Doch an diesem Abend war alles anders. Sie fühlte es bereits, als sie den Raum betrat. Er war leer wie meistens, ein Zustand, den sie bevorzugte, wie die Ruhe, die mit der Leere einherging. Sie hatte genug Zeit, sich zurechtzufinden, ihr erstes Glas zu leeren, bis sich weitere Menschen zu ihr gesellten, die sie aus sicherer Entfernung begutachten und analysieren konnte, ihrem Bedürfnis nach menschlicher Nähe, zumindest was dieses ihren bescheidenen Ansprüchen gemäß bedeutete, nachzukommen.

Jedoch erschien es ihr in jener Nacht, als brannte die einzelne Kerze an ihrem Tisch heller, als schimmerten die roten Lampenschirme in einem satten Purpur und als glänzten die samtenen Vorhänge weicher, als sie es je zuvor getan hatten.

Über allem lag eine eigenartige Stimmung des Unwirklichen und Carina zögerte unmerklich, wagte den Gedanken daran, wieder aufzubrechen, einen weiteren, langweiligen Abend vor dem Fernseher zu verbringen.

Sie tat es nicht, sie blieb. Das Schlimmste, was sie vermutete, bestand in einer möglichen ausbrechenden Erkältung, die ihr ein verzerrtes Bild der Realität verschaffte und Carina beschloss, dass die klügste Reaktion auf einen Zustand wie diesen, die Unterstützung durch etwas Hochprozentiges wäre.

Der Barkeeper tauchte mit der gewohnten Verspätung auf und begann, ohne Notiz von ihr zu nehmen, Gläser zu polieren.

Zumindest sein Verhalten lief ab, wie an jedem anderen ihrer Besuche und Carina lehnte sich entspannt zurück.

Was andere Menschen vielleicht als Unfreundlichkeit werteten, gerade im Gastronomie-Bereich, erschien ihr als angenehmes Desinteresse, die Chance in der Unsichtbarkeit zu verschwinden.

Sie wusste, dass er sie gesehen hatte, merkte es allein daran, dass er ihren gewohnten Drink vorbereitete, ohne dass sie ihn bestellt hatte.

Ein leichtes Lächeln glitt über ihre Lippen, als sie sich seinen Gesichtsausdruck vorstellte, sollte es ihr unverhofft einfallen, etwas Anderes zu ordern, als den Manhattan mit Cocktailkirschen, den sie bevorzugte.

Natürlich würde sie ihm das nie antun, geschweige denn ihr selbst. Denn in dem Gewohnten lag ihre Entspannung, ihre Erholung in der Chance voraussehbar zu sein.

Es dauerte lange, jedoch für sie nicht zu lange, bis der Barkeeper sich entschloss, seine Hände zu trocknen, mit mehreren Flaschen zu jonglieren und ihr das Gewünschte zu mixen.

Selbstverständlich vergaß er auch nicht die hellroten Kirschen, die das Glas sowohl mit einem Blickfang als auch mit unwiderstehlicher Süße versorgten.

Er vergaß jedoch wie üblich, das gewinnende Lächeln, das eigentlich den Service begleiten sollte, ebenso wie er es vergaß, sie anzusehen.

Sein Blick richtete sich stets auf einen anderen Punkt im Raum und Carina fragte sich für einen Moment, ob er vielleicht schüchtern war, ob darin der Grund lag für seine Zurückhaltung.

Sobald er wieder an den sicheren Platz hinter der Bar zurückgekehrt war, griff sie nach dem Glas und nippte daran. Das leichte Brennen und die Bitterkeit bildeten einen angenehmen Kontrast zu dem sicheren Wissen der Wärme, die sich bald in ihrem Magen ausbreiten und ihren Siegeszug durch den Körper antreten würde. Eine Wärme, die die Kühle der Einsamkeit, an die sich gewöhnt hatte, vertriebe.

Die Minuten vergingen und das wohlige Gefühl breitete sich über ihre Blutbahn aus und wanderte in ihr Gehirn, bis sie sich angenehm leicht fühlte und nicht mehr wusste, wie viel Zeit vergangen war.

Üblicherweise ließ sich dies feststellen an den nach und nach, wenn auch spärlich eintreffenden Gästen, die im Laufe der fortschreitenden Nacht die Bar bevölkerten. Doch zu Carinas Verwunderung sah es ganz so aus, als bliebe sie an diesem Abend allein.

Sie sah wieder zu dem Barkeeper, doch dieser ignorierte sie immer noch, noch schien ihn das Fehlen weiterer Gäste in irgendeiner Weise zu irritieren.

Carina erreicht den Boden ihres Glases. Sie schwenkte die leuchtend roten Kirschen eine Weile, beobachtete, wie diese von einer Seite auf die andere kullerten, bevor sie entschlossen das Gefäß ein letztes Mal an ihre Lippen hob, und die Kirschen allesamt zugleich in ihren Mund gleiten ließ.

Genüsslich schloss sie ihre Augen und schmeckte die alkoholgetränkte Süße, ein wenig enttäuscht darüber, dass der Abend so uninteressant zu verlaufen versprach. Sicher wäre es das Beste, sie würde das Geld für den Drink auf den Tisch legen und den Weg nach Hause antreten, bevor sie noch mehr Zeit verschwendete.

Carina seufzte leise auf und öffnete ihre Augen wieder.

In diesem Moment schrak sie zusammen, hatte sie doch nicht gehört, wie sich die Tür öffnete und ein weiterer Gast den Raum betrat.

Noch weniger hätte sie damit gerechnet, dass dieser sich direkt vor ihr aufbaute und ihr zudem noch in die Augen sah.

Ihr Schreck vergrößerte sich, als sie sich der Erscheinung vor ihr bewusst wurde, die sie so unverhohlen anblickte.

Der Mann war groß, breitschultrig und trug sein Haar lang und offen.

Dunkel war das Wort, das ihr zuerst in den Sinn kam. Er wirkte dunkel, wenn auch nicht unbedingt düster. Weniger bedrohlich, auch wenn die Plötzlichkeit seines Auftretens und seine Körpergröße, sie doch zuerst irritiert hatten.

Auch seine Augen waren dunkel, jedoch erschienen sie ihr beim zweiten Blick sanft, trugen einen warmen Schein in ihrem Inneren, der sich direkt auf sie richtete und sie von außen wärmte.

„Ich...“, stammelte sie mit dem ungenauen Gefühl, etwas sagen zu müssen, egal was.

Doch der Mann hob eine seiner Hände und legte einen Finger auf seine Lippen, als wolle er ihr bedeuten, dass zwischen ihnen kein Wort nötig war.

„Aber...“ Carina verstummte, doch ihre Augen vergrößerten sich, als der Mann seine Hände sinken ließ und sich ein wenig zu ihr vorbeugte, als wolle er sie studieren.

Schließlich nickte er ohne ersichtlichen Grund, richtete sich wieder auf und sah hinter sich, wechselte einen Blick mit dem Barkeeper, von dem Carina erst jetzt bemerkte, dass er sie beobachtete.

Dieser nickte geheimnisvoll und mit einem Ausdruck des Verständnisses, der Carina unbekannt, wenn nicht sogar etwas unheimlich vorkam.

Und dann setzte er sich zu ihr, auf die schmale Bank an der Wand. Carina sog erschrocken die Luft ein, hatte sie doch eine derart plötzliche Annäherung nicht erwartet.

Unwillkürlich rückte sie ein Stück zur Seite, bis sie halb auf der Kante saß und spürte mehr, als sie es sah, dass er seinen Mund in ein kurzes Lächeln verzog.

„Sie haben doch keine Angst?“, unterbrach er zum ersten Mal das Schweigen zwischen ihnen.

„Selbstverständlich nicht“, schnappte sie leise, jedoch unfreundlich genug zurück, um ihre ablehnende Haltung deutlich zu machen.

„Warum halten Sie dann Abstand?“, fragte er, und zum ersten Mal nahm sie bewusst seine Stimme wahr.

Dunkel war diese, so wie seine Erscheinung. Dunkel, doch auf eine angenehme Weise. Samten und weich umschmeichelten die Worte ihre Sinne und Carina fühlte sich versucht, nur die Augen zu schließen und dieser Stimme zu lauschen.

Sie konnte sich vorstellen, wie diese Stimme Gedichte oder Prosa rezitierte, wie sie auf rauchigen Bühnen sang oder in einer Mondnacht heiße Liebesschwüre flüsterte.

Carina zuckte zusammen und fühlte, wie sie leicht errötete. Was um aller Welt trieb ihr derartige Gedanken durch den Kopf?

Sie sah hinab und ihr Blick fiel auf sein Bein, das so nah neben dem ihren ruhte. Sie konnte seine Wärme fühlen, das Pulsieren seiner Lebendigkeit nur einen Fingerbreit von ihr entfernt.

Er trug ausgeblichene Jeans, die an den Knien bereits etwas durchgescheuert wirkten. Ihr Blick wanderte höher, noch bevor sie es verhindern konnte, wanderte sein starkes Bein hinauf, bis zu dem Flanellhemd, das jede weitere Sicht verbot.

Dieses wirkte ebenfalls ausgeblichen, robust, von dieser Welt, mehr als sie sich je von dieser Welt gefühlt hatte.

Im Vergleich zu ihrer eigenen Gestalt kam er ihr vor wie ein Riese, doch wenn Carina ehrlich zu sich selbst war, stieß diese Feststellung sie nicht gerade ab.

Im Gegenteil. Auch die Gesichtszüge des Mannes wirkten attraktiv, scharf geschnitten und männlich, mit ausgeprägten Wangenknochen und dennoch ungewöhnlich großen, ein wenig schräg liegenden Augen.

Das lange Haar, das bis zu seinen Schultern reichte, machte seine Züge weicher und verlieh ihm ein exotisches Äußeres, das seine Faszination auf Carina nicht verleugnen konnte.

Er sah gut aus, das gab Carina im Stillen unumwunden zu, und spürte, wie sich die Röte in ihrem Gesicht verstärkte.

„Fühlen Sie sich unwohl?“, fragte der Mann und erst jetzt bemerkte Carina, dass er sie begutachtete, so wie sie ihn begutachtet hatte.

Sie räusperte sich, hauptsächlich um ihre Fassung wiederzugewinnen, bevor sie so schnippisch, wie es ihr möglich war, antwortete.

„Ich bin es nicht gewohnt, dass meine Privatsphäre verletzt wird“, stellte sie fest und sah auffordernd zu ihm hoch. Doch seinem Gesichtsausdruck war nichts anzumerken, als er ruhig antwortete: „Aber Sie stören sich nicht wirklich daran.“

Es klang mehr wie eine Feststellung, als eine Frage und Carina spürte, wie zu den anderen, unerwarteten Emotionen, ein wenig Ärger hinzukam.

„Doch natürlich tut es das!“, verkündete sie trotzig.

Der Mann blieb ungerührt. Seine dunklen Augen musterten Carina immer noch ausdruckslos.

„Dann möchten Sie, dass ich gehe“, sagte er und wartete.

Doch zu ihrem eigenen Erstaunen war Carina nicht in der Lage ihm zu antworten. Sie wollte es tun, hatte es durchaus vor. In ihren Gedanken formte sie die Worte, die den aufdringlichen Fremden von ihrem Tisch verjagen sollten.

Doch es gelang den Lauten nicht, den Weg aus ihrem Verstand zu ihrer Kehle zurückzulegen.

So schwieg sie und genauso selbstverständlich blieb der Mann in ihrer Nähe.

Ihr Schweigen wurde nur unterbrochen, als der Barkeeper an ihnen vorbeihuschte. Sie nahm ihn kaum war, er war nur ein Schatten am Rande ihrer Wahrnehmung und so war sie beinahe erstaunt, als sie auf dem Tisch vor sich einen zweiten Drink stehen sah.

Das Schweigen hielt an, und Carina war noch erstaunter darüber, dass die Stille sie nicht störte, sie nicht das Bedürfnis verspürte, das Schweigen zu brechen.

Sie blinzelte, bewegte leicht ihren Kopf und spürte, wie sie sich langsam sicherer fühlte, in der Lage, wieder die Kontrolle über die Situation zu übernehmen.

Erst jetzt stellte sie fest, dass auch vor dem Fremden ein Glas stand, gefüllt mit einer kupfernden Flüssigkeit. Ohne dass dieser bestellt hatte. Es war offensichtlich, dass der Barkeeper auch seine Wünsche auswendig kannte.

Auch vor sich fand Carina ein zweites Glas. Sie wusste nicht, was sie dazu bewog, doch auf einmal durstig geworden griff sie danach.

Gleichzeitig hoben die beiden fremden Menschen ihre Gläser und verfehlten sich nur um wenige Zentimeter, ansonsten hätten sie wie alte Freunde miteinander angestoßen.

So tranken sie, jeder für sich und jeder mit seinen Augen auf einen Punkt gerichtet, der weit genug von dem anderen entfernt war.

Doch erfüllt von dem erneuten Schub der Wärme, die in ihren Magen rann, ihr eine Waghalsigkeit verlieh, die ihr normalerweise fremd war, wandte Carina erneut ihren Kopf und sah den Mann neben ihr an. Dieses Mal offen und direkt. Und wie sie es in ihrem Unterbewusstsein erwartet hatte, bemerkte er ihren Blick und erwiderte ihn. Auch er wand seinen Kopf, neigte ihn ein wenig zu ihr herunter und tauchte seinen dunklen Blick in den Ihren.

Carina erschauerte. Die samtroten Vorhänge hinter dem Fremden verliehen dem weichen Haar einen milden Glanz. Es schimmerte, spiegelte einen rötlichen, warmen Schein, der gleichzeitig Vertrauen erweckte und doch einen Hauch von Gefahr ausströmte. Die Assoziation mit Blut oder Feuer drängte sich Carina auf und sie schluckte trocken, bevor sie die Augen niederschlug.

„Ist alles in Ordnung?“ Seine Stimme klang tiefer, als sie ihr zuvor erschienen war und Carina schluckte erneut, unsicher aufgrund der gemischten Gefühle, die sie durchfuhren.

Erst dann nickte sie und nahm nervös einen weiteren Schluck aus ihrem Glas, das sie vorsorglich noch nicht abgestellt hatte.

Danach drehte sie sich frontal zu dem Mann um und betrachtete ihn offen.

„Sie haben ganz schön Nerven“, bemerkte sie dann zu ihm.

Der Mann verzog seinen Mund in ein kleines Lächeln und legte den Kopf schief. „Die habe ich allerdings. Nur -- wie kommen Sie darauf?“

Carina zuckte mit den Schultern. „Nun -- Sie setzen sich zu mir. Und das ohne zu fragen?“

Auffordernd blickte sie ihn an, wartete auf Antwort, fuhr fort, als er sich nicht äußerte: „Sie stellen sich nicht einmal vor.“

Das Lächeln des Mannes wurde breiter. „Also, wenn es nur das ist: Mein Name ist Hank, Hank Somerset.“

Carina runzelte die Stirn. „Das klingt nicht, als wären Sie von hier.“

„Richtig geraten.“ Hank neigte den Kopf. „Und darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen?“

Carina zögerte, doch antwortete dann mit ihrem Vornamen. Ihren zweiten Namen anzugeben, fiel ihr nicht ein. Selbst wenn dieser Mann begann, eine Faszination auf sie auszuüben, so war sie sich doch bewusst, dass sie ihn keineswegs kannte.

„Carina“, wiederholte Hank und ließ das ‚r' über seine Zunge rollen. „Ein schöner Name“, meinte er dann bewundernd und ließ seinen Blick über ihren Körper wandern. „Genauso schön wie seine Trägerin.“

Carina errötete peinlich berührt. Für das Raspeln von Süßholz hatte sie gewöhnlich kein Verständnis.

„Ich bin nicht schön, also lassen Sie das“, entgegnete sie mit einem giftigen Unterton. Doch nur einen Moment später sah sie zu, wie sich die Augenbrauen des Mannes in Erstaunen hoben, sein Gesicht einen beinahe verletzten Ausdruck annahm.

Langsam schüttelte er den Kopf. „Wieso sagen Sie denn so etwas?“, fragte er dann leise und Carina spürte, wie sie stärker errötete.

„Ich habe kein Interesse an billiger Anmache“, sagte sie dann und wandte sich ab.

Hank schwieg und für einen Augenblick glaubte Carina, dass er sich anschickte, aufzustehen. Und ein großer Teil von ihr begrüßte diese Entwicklung, auch wenn sie nicht leugnen konnte, dass andere Teile sich wünschten, dass er nicht so schnell aufgab. Nicht so schnell, wie die Meisten es taten.

Doch der Moment verging und Hank machte keine Anstalten, aufzustehen. Im Gegenteil, Carina nahm aus ihren Augenwinkeln heraus wahr, dass er sein Glas wieder an die Lippen gehoben hatte und mehrere, weitere Schlucke trank.

Ihr Blick schweifte durch den Raum, blieb an den leeren Tischen hängen, den unbesetzten Barstühlen, der geschlossenen Tür, die wirkte, als erwarte sie nicht mehr an diesem Abend geöffnet zu werden, um einem weiteren Gast Eintritt zu gewähren.

Der Barkeeper hatte sich in die hinterste Ecke des Raumes zurückgezogen, beinahe als wolle er mit den Schatten dort verschwimmen, als plane er, Hank und ihr die größtmögliche Privatsphäre zu ermöglichen.

Und trotz allem anderen, all ihrer Vorbehalte und rationalen Bedenken, erfüllte dieser Gedanke Carina mit stärkerer Erregung.

Unabsichtlich, zumindest schien es ihr auf den ersten Augenblick so, presste Hank sein Knie gegen das ihre. Sie zuckte mit ihrem Bein zurück, doch Hank folgte ihrer Bewegung, bis ihre Knie sich erneut berührten. Und dieses Mal ließ sie ihr Bein an seinem Platz und wartete ab, wartete, bis das angenehme Vibrieren sich in einen wohligen Schauer verwandelte, der ihren Rücken erst hinauf und dann wieder hinunter lief.

Sie sprachen nicht. Für eine Ewigkeit nicht, wie es ihr vorkam, bis er sich doch zu ihr umdrehte.

„Du weißt es auch“, sagte er und lächelte wieder, ein Lächeln, das seinem Gesicht eine ungewohnte Weiche verlieh, die sie im Innersten anrührte.

„Was weiß ich?“, flüsterte sie unsicher und schlug ihre Augen nieder, bis ihr Blick auf seine Hand fiel, die auf dem Tisch ruhte und immer noch das Glas umfasst hielt. Doch dann bemerkte Carina, wie Hank das Glas losließ und seine Hand umdrehte, bis sie mit der Handfläche nach oben auf der Tischplatte lag, eine unausgesprochene Einladung.

Er wartete reglos und ohne dass Carina sich ihres Handelns bewusst wurde, entließen ihre eigenen Finger das Glas, das sie gehalten hatten und bewegten sich unaufhaltsam, als würden sie magnetisch angezogen, auf Hanks Hand zu. Solange bis ihre Hand in der seinen lag und seine Finger die Ihren sanft umschlossen.

„Das hier“, sagte er und sie fühlte seinen Blick auf ihrem Gesicht.

„Das ist Unsinn“, sagte sie tonlos. „Zufall.“

Hank lächelte. „Was für ein Zufall sollte das sein?“, fragte er dann. „Es ist unsere Bestimmung und dieser können wir nicht entkommen. Selbst wenn wir es wollten.“

Er verstummte. „Willst du es denn?“

Carinas Augenlider flatterten. „Ich weiß nicht, wovon du redest“, murmelte sie und unternahm den halbherzigen Versuch, ihre Hand aus seinem Griff zu befreien.

Doch er hielt sie fest. „Selbst wenn du es wolltest, jetzt ist es zu spät“, sagte er und Carina sah zu ihm auf.

Er blickte sie ernst an, dunkel wie zuvor, ein Versprechen in seinem Blick, von dem Carina nicht wusste, ob sie es begrüßte oder ablehnte.

„Ich... ich verstehe nicht“, murmelte sie. „Es ist nie zu spät.“

Langsam schüttelte Hank den Kopf. „Für uns ist es das“, sagte er. Und ehe sie merkte, was ihr geschah, hatte er seine freie Hand an ihre Wange gelegt. Carina fühlte glatte, kühle Haut, aber auch die Schwielen, verursacht von harter körperlicher Arbeit, ein Hinweis auf die Stärke, die der Anblick seines Körpers bereits vermittelte.

Und bevor Carina wusste, was sie tat oder warum sie es tat, hatte sie ihre Augen geschlossen und sich dem Gefühl seiner Berührung ergeben.

Als hätte Hank auf dieses stumme Einverständnis gewartet, fühlte sie, wie er näher rückte, fühlte, wie sein Gesicht sich dem ihren näherte, bis seine trockenen Lippen die ihren berührten. Kurz nur, ein Test, doch Carina konnte nicht verhindern, dass ihr ein Seufzer entfuhr mit dem abrupten Ende des Kontaktes.

Und als seine Lippen sich erneut auf die ihren pressten, fühlte sie das Lächeln auf ihnen, das Trost und Versicherung zugleich beinhaltete.

Seine Hand wanderte von ihrer Wange zu ihrem Hals, strich sanft über die empfindliche Haut, legte sich zärtlich um ihren Nacken und fuhr dann auf und ab, genau den Bereich entlang, an dem sie am sensibelsten war.

Ein weiterer, unendlich tieferer Seufzer entfuhr ihr und Hank benutzte den Augenblick, in dem ihr Mund sich öffnete, um seiner Zunge Eintritt zu gewähren.

Carina fühlte den Schwindel, den die vorsichtige Stimulierung ihrer erogenen Zone verursachte, verstärkt mit dem Sauerstoffverlust, den das Verschlingen ihrer Lippen bedeutete.

Seine Zunge leckte in ihren Mund hinein, probte, bevor sie zustieß, ihre Mundhöhle erforschte, ausfüllte.

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