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Homo Superior 08: Der Kommissar

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"Hat die ein Kampftraining?"

Er grinste. "Sehr gut. Ja, das hat sie. Und meine anderen beiden Schwestern —"

"Was?"

Er zuckte die Schultern. "Große Familie. Und sie wird von Tag zu Tag größer."

Ich starrte ihn stumm an. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Irgendetwas stimmte mit mir nicht.

"Du kriegst das ganze Bild. Ohne Ausflüchte und ohne Lügen." Er hob den Zeigefinger. "Unter einer Bedingung."

"Welcher?" In dem Moment hätte ich alles akzeptiert.

"Du kommst zu uns raus an die Müritz. Dort können wir uns in Ruhe unterhalten, ohne dass uns jemand stört."

"Ich — ich bin Polizist. Ich muss ein Protokoll schreiben."

"Kannst du. Bring ein Diktiergerät mit und nimm alles auf. Danach kannst du entscheiden, was du damit machst."

Ich legte den Kopf schief. "Wie ist die Adresse?"

"Gib mir deine. Ich schicke dir eine Limousine."

*

Direktion 5 K 3, Friesenstraße, Kreuzberg

Matt war "Matthäus Vogeler", Sohn eines Multimillionärs. Naja, vielleicht nicht mehr ganz so Multi. Seine Mutter hatte gerade die Scheidung eingereicht, und wohnte jetzt mit ihrem Sohn in einem "Resort Freiheit" in Mecklenburg-Vorpommern. Zu DDR-Zeiten war das die Datsche eines hohen Funktionärs gewesen. Inzwischen war es eine Feriensiedlung. Doch ich konnte nicht herausfinden, wem es nun gehörte.

Zumindest nicht auf die Schnelle. Der Computer der Ortsverwaltung Röbel funktionierte angeblich nicht, und sie mussten die Akten aus dem Archiv heraussuchen. Zufall?

Seit ich Matt verlassen hatte, funktionierte mein Verstand wieder normal. Also versuchte ich einen Grund zu finden, warum ich ihn nicht allein aufsuchen, sondern mit einem SEK dort aufkreuzen sollte.

Die Tatsache, dass er ein Einzelkind war, obwohl er etwas anderes behauptete, machte ihn noch nicht zum Verbrecher. Und wenn er wirklich alles erzählte — und ich maßte mir an, eine Lüge von ihm auf zehn Meilen gegen den Wind riechen zu können — konnte ich immer noch entscheiden, ob ich ihn wegen Mordes einbuchten oder wegen Notwehr freilassen würde.

Wenn er redete — und tief im Innern glaubte ich daran, dass er es tun würde — hatte ich die größte Hürde hinter mir, die es bei so einem Fall gab. Ein zweifelhafter Tod im Gangstermilieu hieß normalerweise, dass niemand den Mund aufmachte. Jeder hatte etwas zu verbergen und Angst, ihm könnte zu viel herausrutschen. Was jemand anderem einen Anlass geben könnte, ihn mundtot — oder ganz tot — zu machen.

"Hey, Tom", sagte Monika von der Seite.

Ich blickte sie an. "Ja?" Sie wollte es hoffentlich nicht schon wieder versuchen.

"Ich wollte mich nur bedanken." Huch? "Ich hab' mich mit Karl verabredet. Wir wollen zusammen auf die Comic Con. Vielleicht bin ich ja doch jünger als ich dachte."

Ich war sprachlos.

Sie beugte sich zu mir und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. Dann grinste sie verlegen und lief davon.

Ich rieb mir gedankenverloren über die Stelle, wo mich ihre Lippen berührt hatten. Das war seltsam.

*

Resort Freiheit, Röbel

Zwei Stunden zuvor war ich aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Ich wusste natürlich, dass die großen Konzerne der Welt versuchten, ein fahrerloses Auto zu bauen. Nicht, weil jemand das wirklich brauchte, sondern allein wegen der Genugtuung, die Ersten zu sein.

Ich wusste aber auch, dass noch keine der Firmen für einen ihrer Prototypen auch nur versucht hatten, eine Straßenzulassung zu bekommen. Und trotzdem saß ich hier in einer Limousine, die mich beim Einsteigen mit "Guten Abend, Herr Weber", begrüßt hatte, mir mit Lichtzeichen zeigte, wo die Bar war und die dann von lautlosen Elektromotoren angetrieben, so sanft über die Autobahn rollte, dass ich innerhalb weniger Minuten in dem angenehm weichen Sitz eingeschlafen war.

Nun hielt der Wagen sanft an. "Sie haben Ihren Zielort erreicht", sagte die sympathische Frauenstimme. "Danke, dass Sie mit Lisa-Drive gereist sind."

"Lisa-Drive?"

"Das bin ich. Ich hoffe, ich darf Sie wieder fahren; Sie waren ein sehr angenehmer Fahrgast."

"Gibt es denn weniger angenehme?" Herr Kriminalkommissar, redest du etwa mit einem Auto?

"Ich könnte Stories erzählen, Herr Kommissar, aber die Diskretion verbietet das."

Kopfschüttelnd stieg ich aus. Dann holte ich erst einmal tief Luft. "Ahhh!" Kein Vergleich mit Kreuzberg. Auch wenn es nur selten so schlimm war wie in dem Mietshaus. Das hier war etwas ganz anderes.

"Hallo", sagte eine junge, sympathische Männerstimme. "Sie müssen Kommissar Weber sein."

Ich wandte mich um. Vor mir stand ein Mann, den ich im ersten Moment für einen Bruder von Matt Vogeler hätte halten können. Nur ohne die schwellenden Muskelberge. Aber ebenso gut aussehend. Und mit einem Ehering am Finger. Einem, der aus dieser Entfernung aussah wie der von Matt.

Hatte ich vielleicht doch eine Chance?

"Thomas", sagte ich und streckte ihm die Hand hin.

Er nahm sie mit festem Griff. "Ich bin Pascal —" Hatte nicht Matt den Namen erwähnt? "Pascal Theißen. Matt ist mein Halbbruder."

"Oh!"

"Ich habe dich mit Lisa reden hören. Ich hoffe, sie war nicht zu impertinent."

"Äh — Nicht wirklich, nur — sehr fortschrittlich. Steckt da wirklich kein Mensch dahinter?"

Er grinste. "Nein, nur meine Frau Ruth —" Tja, Schicksal. "— spielt gerne mit den Sprachausgaben herum. Sie ist der Computerfreak in der Familie. Aber du wirst sie ja nach allem, was Matt erzählt hat, noch kennenlernen."

"Werde ich das?"

"Sie war mit Thandi im Mai dabei."

Die Zahnräder in meinem Gehirn kamen laut knirschend zu einem abrupten Halt. Da passte etwas nicht wirklich zusammen. Matt hatte von seinen drei Schwestern gesprochen, Pascal sich als sein Halbbruder vorgestellt. Seine Ehefrau war Ruth, eine von den Schwestern. Irgendetwas stimmte hier vorne und hinten nicht.

Ich blickte Pascal ins Gesicht und hatte die plötzliche Vermutung, dass er genau wusste, was für ein Paradoxon er mir aufgetischt hatte. Umgekehrt hatte ich nicht den Eindruck, dass er mich angelogen hatte.

"Äh —"

"Matt müsste jetzt fertig sein. Ich sollte dich nur ein paar Minuten beschäftigen, bis er geduscht hat."

Beschäftigen — Ja, das hatte er getan.

"Bungalow Drei", fuhr er fort. "Red' erst einmal mit Matt. Die Mädchen kommen dann später nach."

Er wandte sich um und joggte davon. Mir fiel die Kinnlade herunter, als ich seinen Hintern sah. Wow! Ich konnte mich nicht entscheiden, welcher der beiden den besseren hatte.

Ich kam zu Bungalow Drei, klopfte, hörte ein "Komm 'rein!" und öffnete die Tür.

Dann blieb ich erstarrt stehen. Matt war dabei, sich mit dem Rücken zu mir die Haare abzutrocknen und ich konnte definitiv sehen, dass er unverletzt war. Er trug nur ziemlich enge Shorts, sonst nichts. Er hätte auch nackt da stehen können, und ich hätte nicht mehr von seinem Hintern gesehen.

Nur — seine Schultern waren nicht mehr so breit wie heute Vormittag. Für einen Augenblick dachte ich, ich hätte es noch mit einem dritten Bruder zu tun, doch im nächsten war ich sicher, dass es sich um Matt handelte.

Er drehte sich zu mir und grinste mich frech an. "Hast du deine Zunge verschluckt?" Dann nickte er in Richtung zu einem Sessel. "Setz dich doch hin."

Stattdessen blieb ich wie angewurzelt stehen. Von vorne sah sein Körper noch mehr verändert aus. Die Muskelberge waren komplett verschwunden, und er war seinem Bruder viel ähnlicher als ich gedacht hatte.

"Was", krächzte ich, "ist hier los?"

Er schnappte sich eine Wasserflasche von einem Tischchen und hielt sie mir entgegen. "Was soll los sein?"

Ich öffnete die Flasche und trank sie zu Hälfte leer. Dann holte ich Luft und verschluckte mich prompt.

Matt stand im selben Moment ganz nah vor mir. "Sorry", sagte er mit besorgter Miene. "Ich —"

Ich verschloss seinen Mund mit meinen Lippen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ich mich bewegt hatte, und mich durchfuhr ein Todesschrecken.

"Mhmhm", machte er, legte seine Arme um mich und drückte mich an seinen dreiviertelnackten Körper.

Mein Mund öffnete sich, seiner auch, und unsere Zungen spielten miteinander. Herr Krimi— Ruhe!

Matt drückte mich sanft nach hinten und ich fiel auf den Sessel, der da stand. Dann verließ er meinen Mund und rutschte langsam an meinem Körper herunter. Die Knöpfe meines Hemdes sprangen auf, und seine Lippen schlossen sich um meine Brustwarze.

Ich stöhnte auf. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Seine Zunge glitt von links nach rechts und seine Hände fanden meinen Gürtel. Unwillkürlich hob ich meinen Hintern, damit er mir Jeans und Unterhose abstreifen konnte.

Mein Penis stand wie eine Eins. Hart, mit jedem Herzschlag vibrierend, und an der Spitze bildete sich ein kleines Tröpfchen. Doch das verschwand in dem Moment, da Matt darüber leckte. "Mhmhm", machte er. "Lecker."

Im nächsten Moment ließ er mein bestes Stück in seinem Mund verschwinden. Okay, ich war nicht übermäßig groß, aber was er tat, sah nach langer Übung aus.

Und fühlte sich auch so an. "Oh, oh, oh!"

Er hob den Kopf und feixte. "Soll ich aufhören?"

Meine Hand landete auf seinem Hinterkopf und mein Penis verschwand wieder in seinem Mund. Tiefer, tiefer, bis zum Anschlag. Mein Unterkörper ruckte vor, und ich riss meine Hand von seinem Kopf, damit er sich zurückziehen konnte.

Tat er aber nicht. Stattdessen krallten sich seine Finger in meinen Hintern und mein Penis verschwand erneut. Ich fühlte einen rhythmischen Druck um die Spitze und dann kam ich mit lautem Stöhnen. Schneller, als ich ihn warnen konnte.

Mein Sperma spritzte in seinen Hals. Wieder und wieder und wieder. Gott, was machte ich da eigentlich?

Er zog sich langsam zurück und fing die letzten Spritzer mit seiner Zunge auf.

Statt zu schlucken, hob er seinen Kopf zu mir und lächelte mich an. Ich beugte mich nach vorne und küsste ihn auf den Mund. Seine Zunge bewegte sich, und ich schmeckte mich. Ich hatte schon einmal nach dem Masturbieren meine Finger abgeleckt, doch das hier schmeckte total anders. Besser!

Ich ließ mich in zurück in den Sessel fallen. "Ach du große Güte!"

"Mhmhm", antwortete er. "Interessante Erfahrung."

"Wieso?", keuchte ich. "Du hast das doch sicher schon öfter gemacht."

"Nö. Ich war bisher straight. Keiner von uns hatte bisher solche Ambitionen. Aber wenn das sich so gut anfühlt —"

Ich runzelte die Stirn. "Okay", sagte ich. "Was hast du mit mir gemacht?"

"Ich?" In seinen Augen blitzte der Schalk. Er wusste genau, was mit mir passiert war, und er genoss es, dass ich es nicht wusste.

"Ja, du. Mich kannst du nicht verarschen."

Er wurde schlagartig ernst. "Habe ich auch nicht vor. Ich — genauer gesagt: Martha — hat gemeint, wo du doch Kriminaler bist, kriegst du alles schon selbst heraus. Wäre für dich befriedigender —" Er machte eine Kunstpause "— als wenn wir stundenlang alles herunterbeten. Das haben wir nämlich schon ein paarmal durch."

"Hmmm. Hört sich gut an." Ich blickte auf die Uhr. "Haben wir noch Zeit, bis die anderen kommen?"

Er feixte. "Genug. Hast du denn noch was vor?"

Ich holte tief, tief Luft. Ich spürte, wie ich rot im Gesicht wurde. "Ich — ich wollte —"

Er bückte sich und hob meine Unterschenkel an, strippte meine Hose ganz herunter und blickte mich von unten an.

"D-d-du weißt —"

"Ich kann es dir an der Nasenspitze ansehen. Du willst wissen, wie es ist —" Er hielt inne und blickte mich abwartend an.

Wieso hatte ich plötzlich Hemmungen? Wir waren doch schon so weit gekommen. "— wenn ein Mann mich in den Hintern nimmt."

"Na dann —" Er hob meine Beine an und spreizte sie.

Wann genau hatte er seine Hose ausgezogen? Sein Penis stand hart und pulsierend von seinem Körper ab. Für einen Moment hatte ich Bedenken — er war nicht gerade klein. Doch ich war es schließlich gewohnt, nachzuforschen. Und ich hatte. Ich hatte mir einen Dildo gekauft, der seltsamerweise dieselbe Größe und Krümmung besaß wie Matts Penis.

Ich hatte experimentiert und herausgefunden, dass es mich wirklich erregte, mir einen Dildo in den Hintern zu schieben — ergo war ich wohl schwul.

Er machte einen Schritt nach vorne und die Spitze seines Penis stieß an meinen Hintern. Siedend heiß fiel mir ein, dass weder er noch ich Gleitmittel benutzt hatten — oder ein Kondom.

Doch in dem Moment glitt er auch schon in mich. Ich stöhnte auf.

"Schmerzen?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ganz im Gegenteil!" Keines meiner Experimente hatte diese Wirkung gehabt. Mit jedem Millimeter, den er tiefer eindrang, stieg meine Erregung an. Auch mein Penis stand wieder kerzengerade.

"Oh, oh, oh!" Er war drin und ich kam. Mein Penis schoss Sperma in die Luft, als hätte ich wochenlang keinen Orgasmus gehabt. Wieder und wieder und wieder.

Irgendwann konnte ich wieder normal atmen und starrte Matt verwundert an.

"Du hast einen tollen Arsch", sagte er und begann, mich ernsthaft zu ficken. Heraus, hinein, heraus und wieder hinein.

Ich stöhnte immer lauter. Mein Penis machte keine Anstalten, in sich zusammenzufallen. Nein, ich hatte das Gefühl, dass er noch weiter anwuchs, noch härter wurde.

Matt erstarrte. Im selben Moment, da ich sein heißes Sperma in meinem Hintern fühlte, kam auch ich. Zum dritten Mal innerhalb von zehn Minute. Das war absolut nicht normal. Aber ich genoss es.

"Wow, wow, wow!"

Er grinste mich an. "Wie war's?" Er hielt mir eine Box mit Papiertüchern hin.

"Um Himmels willen, was passiert mit mir?"

Es klopfte an der Tür.

"Kommt rein", rief Matt, ohne auch nur nachzusehen, ob ich präsentabel war. Er hatte seine Hose wieder an — wann genau?

Ich hatte noch nie so schnell meine Hose angezogen. Normalerweise — Aber was war denn noch normal? Ich zwang mich, ruhig zu atmen.

Die Tür öffnete sich, und drei Frauen kamen herein. Schwestern. Keine Frage, auch wenn eine von ihnen um einiges dunkelhäutiger war als die anderen beiden. Sie war es auch, die einen ledernen Catsuit und Louboutin-Schuhe trug. Genau das Modell, was Antonia gefunden hatte. Die Leute wollten tatsächlich mit offenen Karten spielen. Mal sehen, wer die besseren Trümpfe hatte.

"Ruth, Thandi, Samantha", sagte Matt. Thandi war die Dunkelhäutige.

"Und Martha?", fragte ich.

"Schwesterchen hat mit der ganzen Sache nicht viel zu tun", sagte Thandi. "Im Mai war sie noch nicht bei uns und vorgestern ist sie im Auto geblieben."

Ruth grinste. "Außerdem braucht mein Mann jemanden, der ihn bei Laune hält, wenn wir einen ganzen Abend lang mit dir zusammen sind."

Ich schloss die Augen. Das war wieder einer dieser Sätze, die zu verarbeiten mir Kopfweh bereitete.

"Weißt du was", sagte Matt leichthin. "Du hast Zeit bis Mitternacht. Wenn du bis dahin nicht alles herausgekriegt hast —"

"Bringt ihr mich um?"

Alle lachten.

...

Drei Stunden später hatte sich mein Kopfweh nicht merklich verbessert. Ich hatte eine Geschichte von zwei Abenden erzählt bekommen, die hundertprozentig zu unseren Ermittlungen passte. Und ich hatte in keinem Moment das Gefühl gehabt, dass jemand von den vier Leuten mich belog. Nur Lücken gab es noch. Groß wie Scheunentore. Es war wie in der Kneipe: Ich hatte noch nicht alle Fragen gestellt, und das Geld lag noch auf dem Tisch.

Ich schaltete demonstrativ das Diktiergerät aus.

"Rick hatte dich nicht gefesselt?", fragte ich Samantha. Obwohl Thandi die jüngste war, machte die Neuseeländerin einen eher unsicheren Eindruck. Sie war der neueste Zugang der Familie, die scheinbar komplett aus Kindern desselben Mannes bestand. Halbgeschwister, die alle erst in diesem Jahr erfahren hatten, dass sie denselben Vater hatten.

"Nein", sagte sie und senkte den Blick. "Er — er —"

Matt drückte ihre Hand und blickte mich an. "Er hat ihr eine Überdosis Heroin verpasst. Da braucht man keine Fesseln mehr."

"Es freut mich, dass du es überlebt hast."

Sie drückte Matts Hand. "Das habe ich meinem Bruder zu verdanken."

"Hmmm. Und dich hat er auch nicht gefesselt. Er ist einfach so weggegangen."

"Nachdem er auch mir einen goldenen Schuss gegeben hat. Ihr müsstet die Spritze mit meinen Abdrücken darauf gefunden haben, die er mir in die Hand gedrückt hat. Es sei denn, irgendwelche Junkies haben sie mitgenommen."

Ich nickte. "Wir haben sie. Aber, wenn das auch eine Überdosis war —"

Er grinste mich an. "Ich habe eine hervorragende Konstitution. Rick hat sich verrechnet."

"Du hast noch viel mehr", stellte ich fest. Die Spannung im Raum stieg spürbar an. Ich war wohl endlich auf der Fährte zu den Geheimnissen, die ich herausfinden sollte. Ich musste nur die richtigen Fragen stellen.

Er feixte. "So?"

"Du hast — nach einer Überdosis — deiner Schwester das Leben gerettet und Oskar Krawuttke so hart getackelt, dass er gegen die Wand geflogen ist?" Sie begannen zu kichern wie jedes Mal, wenn ich den Namen erwähnte.

"Ich wollte ihn nicht umbringen, ich war nur etwas übermotiviert. Ehrenwort."

"Du hattest heute früh beim Training viel mehr Muskeln als jetzt."

"Willst du sagen, ich wäre ein Hänfling."

Diesmal grinste ich. "Nicht im Geringsten. Du bist perfekt." Ich hielt inne. Das war es! "Du bist kein normaler Mensch."

"Ach ja? Soll ich beleidigt sein?"

Ich ignorierte seine Bemerkung. "Ihr seid alles keine normalen Menschen. Euer Vater ist —"

"Sag jetzt nicht 'Kal-El'", kam es von Thandi.

"Ich glaube nicht an Aliens", stellte ich fest. "Ein Laborprodukt? Nein. Ein — hmmm — nicht-außerirdischer Supermensch?" Das klang richtig.

"Er nennt sich homo superior", sagte Ruth. "Wir haben da so unsere eigene Meinung über seine moralische Überlegenheit, aber wir lassen ihm die Freude."

"'Homo superior'", sagte ich nachdenklich. "Eine zufällige, natürliche Mutation soll so perfekte Ergebnisse zeitigen? Ich bin kein Genetiker, aber ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen."

Alle lachten. "Da bist du mit Pascal einer Meinung", sagte Thandi. "Der meint auch, es müsste mehr dahinter stecken. Aber wir wissen auch nicht mehr."

"Okay. Aber so wie ihr mich jetzt anschaut, fühle ich, dass mir noch ein Puzzlesteinchen fehlt."

Alle nickten.

Ich blickte auf die Uhr. Fünf vor zwölf. Fünf Minuten Zeit. Also, Herr Kriminalhauptkommissar, was weißt du?

Mit einem Mal kam die Erkenntnis wie ein Blitz. Es war verrückt, aber das Steinchen passte ins Bild. Perfekt. Genau wie diese Menschen. Und es erklärte auch, warum sie so offen zu mir gewesen waren.

Mama hatte nie über meinen Vater reden wollen. Ich hatte immer das Gefühl gehabt, sie hätte ihn total vergessen. Ihren ersten Mann. Den Vater ihres Sohnes.

"Ich bin euer Bruder", stellte ich trocken fest.

"Jackpot!", rief Matt und hieb mir begeistert auf die Schulter. Einem normalen Menschen hätte das wohl ins Krankenhaus gebracht, doch mir tat es noch nicht einmal weh.

Ich setzte ihm den Finger auf die Brust. "Du hast es heute früh gemerkt, als du mich zum ersten Mal gesehen hast."

Er nickte.

"Es ist wie ein Ping auf einem geistigen Radar", meinte Ruth. "So habe ich Matt gefunden."

Er drückte sie an sich. "Und ich bin dir sehr dankbar dafür." Die zwei küssten sich wild. Sollte ich jetzt Eifersucht fühlen? Tat ich definitiv nicht.

"Eure — unsere sexuellen Gewohnheiten —"

"Wir fühlen keine Eifersucht", stellte Thandi mit einem Augenaufschlag fest, der mir das Blut in den Kopf und überraschenderweise auch in ein anderes Körperteil schießen ließ.

"Ich dachte eigentlich", gab ich zu, "ich wäre schwul. Auch wenn das mit Matt, das ihr ganz sicher mitbekommen habt, mein erstes Mal mit einem Mann war."

"Und ich dachte, ich wäre straight", kam es von ihm. "So kann man sich irren."

*

Freitag, Direktion 5 K 3, Friesenstraße, Kreuzberg

"Sie wissen also, was geschehen ist?", fragte Direktor Groß.

"Ja! Aber ich habe keine offiziellen Aussagen. Meine Quellen wollen sich nicht in Gefahr bringen." Nicht die Gefahr, die er wohl vermutete, aber gelogen war das nicht.