Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Imagine

Geschichte Info
Ein Autor, eine Geschite, ein Drogenrausch!
4.9k Wörter
4.6
8k
0
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Imagine

Der Auftrag

Wenn ich mich selbst beschreiben sollte, würde ich sagen, dass ich eher ein ganz unscheinbarer Mensch bin. Man neigt dazu mich eher zu übersehen. Das kann natürlich auch damit zu tun haben, dass ich von Hause aus mehr der schüchterne und zurückhaltende Typ bin.

Ich lebe mich an anderer Stelle aus.

Meine Welt ist die der Phantasie.

Ich schaffe und kreiere Welten, in die sich andere hineinversetzen, tief versenken und für einige Stunden den Alltag vergessen können.

Welten voller Romantik, Sehnsucht, Erotik, Abenteuer und Spannung ...

Mein Name ist Peter Melzig, ich bin 36 Jahre alt und ein erfolgreicher Romanautor. Na ja, zumindest reicht es um davon leben zu können. Und wenn ich mir so die Zahlen der Auflagen ansehe, scheine ich auch mit jedem Buch ein wenig besser, zumindest aber erfolgreicher, zu werden.

Ich habe ein schönes kleines Häuschen mit Vorgarten und ich bin -- mal wieder -- Single. Leider!

Was mich gerade umtreibt?

Vieles!

Erst gestern war zum Beispiel die personalisierte „Sklaventreiberin" meines Stammverlages, Jana, an mich herangetreten. Da war bei denen irgendwo irgendetwas untergegangen; irgendwer lag mit hohem Fieber und einer gewissen Angina zusammen im Bett und ich sollte jetzt in Rekordzeit bis vorgestern eine Story von etwa 5.000 Wörtern zurechtzimmern -- voll mit knisternder Erotik und wenn möglich auch ein „bisschen mal was anderes" -- also alles, nur eben nicht „gewöhnlich".

Als ob ich jemals eine gewöhnliche Geschichte abgeliefert hätte?

Sechs Tage hatte ich zur Verfügung. Eigentlich nach viel Zeit. Nur finden Sie mal auf Zuruf ein fesselndes Thema und arbeiten Sie das mit der geforderten Kreativität aus ...

Eine tolle Erzählung, geschmückt und verpackt in möglichst bunten Farben. Natürlich auch mit dem mir typischen Niveau.

Jana hatte wie immer sehr hohe Erwartungen aber wenn sie dachte, damit meinen Ehrgeiz zu wecken, würde ich sie etwas enttäuschen müssen.

Ich hatte den Job zwar angenommen, aber mich beschäftigten gerade gedanklich andere Themen wesentlich mehr.

Ich folgte gerade im Moment eher einem alten Stones Song: „Paint it black".

Ich bin zwar kein typischer Schwarzmaler und schon gar kein Pessimist, aber ich hatte es bisher niemandem gesagt: Gesundheitlich standen ernste Themen bei mir an.

Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen habe ich den Job sofort angenommen. Ein wenig Ablenkung würde mir sicher nicht schaden und meinen Laptop wollte ich sowieso mit ins Krankenhaus nehmen.

Was mit meiner Gesundheit los war?

Nun, vor knapp sieben Wochen war ich seit Ewigkeiten mal wieder wegen wahnsinniger Nackenschmerzen zum meinem Hausarzt gegangen.

Ich dachte ja mehr an „Standard Einfach" -- ein paar Tabletten, eine Spritze... „und alles ist gut".

Kam von geschwollenen Lymphknoten. Da denkt man doch eher an einen vereiterten Zahn, eine kleine Seitenstrangangina oder eine Sinusitis. Doch als die Ergebnisse der ersten Blutuntersuchung vorlagen und dann die der Zweiten kamen ...

Lymphdrüsenkrebs!

Wer braucht denn schon so etwas?

Kein Mensch!!!

Es gibt nun einmal wirklich manchmal ein paar Dinge, die können einem den ganzen Tag vermiesen. Und Lymphdrüsenkrebs gehörte für mich definitiv in diese Kategorie!

Zum meinem Glück unterhält der Bruder meines Hausarztes im Schwarzwald eine kleine Privatklinik -- nein, nicht im Glottertal.

Und derzeit wird dort durch einen größeren Pharmakonzern eine Studie zu einer neuen Therapie von unterschiedlichen Krebsarten für die europäische Zulassung durchgeführt. Mein Lymphdrüsenkrebs ist und war glücklicherweise auch „hochbegehrt und gefragt".

So bin ich nach einem kurzen Halbtages -- Checkup vorletzte Woche in die erste Testphase aufgenommen worden.

Ab morgen fünf Tage eine kombinierte Therapie mit Hormonen, Antikörpern und ein paar Medikamenten ... inklusive LSD Abkömmling.

Ja, Sie lesen gerade richtig: LSD soll in Kombination mit passender Chemo- und Antikörpertherapie einige Krebsarten wesentlich besser heilen, als bisherige Therapieformen.

Ich war ehrlicherweise richtiggehend gespannt, welche Geschichte daraus erwachsen würde.

Ich wollte immer schon mal unter Drogen schreiben. Und wenn der Dealer auch noch ein „Professor Doktor Medizin" ist, was soll da denn noch schief gehen.

Der erste Tag

Ein sehr schönes Einzelzimmer. Nette Ärzte und noch nettere Schwestern. Ein klassisches Rollenklischee, aber es stimmte. Eine hübscher, als die andere und meine Nachtschwester war eine wahre Wucht. Als sie heute Abend reinschaute, saß ich gerade am Tisch, hatte meinen Laptop aufgebaut und wollte mit meiner Geschichte für Jana anfangen.

„Guten Abend Herr Melzig. Ich bin Ihre Nachtschwester. Hier sind Ihre Medikamente für heute Abend. Morgen geht es richtig los."

„Das will ich hoffen. Man hat mir viel angekündigt und versprochen, inklusive einem „wahnsinnigem" Dauertrip."

„Ja, der steht morgen und übermorgen an. Der Cocktail geht direkt ins Blut und ich werde mehrfach in der Nacht vorbei kommen, um Ihre Infusionen zu wechseln."

„Oh, sie sind mir jederzeit willkommen."

Ich blickte von meinem Laptop auf und strahlte sie an.

Welch ein Wesen?

Goldblonde Haare bis zum Allerwertesten, rot manikürte Fingernägel, wohlproportionierte Lippen, blaue Augen, Knackarsch, Doppel A und Konfektionsgröße 36 -- ich hätte sie mir besser nicht ausdenken können.

Die weiße Funktionskleidung hatte offensichtlich einen sehr hohen Elastan Anteil.

Sie umschmeichelte diesen engelsgleichen Körper regelrecht.

Vielleicht merkte man hier die Privatklinik. Diese Schwester musste wahrscheinlich nicht besonders oft Flaschen leeren und Schieber reichen -- perfekte Nägel!

„Sie arbeiten doch jetzt etwa nicht noch? Herr Melzig? Schauen Sie mal auf die Uhr."

„Doch, das tue ich. Ich habe gerade angefangen. Sehen Sie!"

Ich drehte den Laptop so, dass sie den Bildschirm sehen konnte. Da steht es, das erste Wort und zugleich die Überschrift für das erste Kapitel meines neuesten Werks: „Sophia".

Wird eine Kurzgeschichte für einen kleinen Sammelband mit erotischen Geschichten."

„Sagen Sie jetzt bitte nicht, dass Sie der berühmte Autor Peter Melzig sind."

„Doch bin ich."

Ich wurde unwillkürlich rot.

„Ich liebe Ihre Geschichten. „Jenseits der Morgenröte" habe ich drei Mal hintereinander gelesen. „Grüne Himbeeren" mindestens zehn Mal. Aber ich habe sie mir ganz anders vorgestellt."

„Etwas mehr James Bond und etwas weniger „graues Feldmäuschen"?

Habe ich damit recht?"

„Nein, überhaupt nicht. Ich glaube jemand der solch wuchtige Geschichten schreibt, muss ein sehr einfühlsamer und vielschichtiger Mensch sein.

Ich hatte Sie mir wesentlich älter vorgestellt.

Aber ein „graues Feldmäuschen"?

Nein, das sind Sie definitiv nicht!"

„Jetzt werde ich aber verlegen. Mir fehlen eindeutig die Worte."

„Dann überlegen Sie! Schreiben an Ihrer Geschichte weiter, ich drehe meine Runden und wenn Sie möchten, können Sie mir ja später vorlesen, was sie so geschrieben haben."

„Es wird eine erotische Geschichte!"

„Ich liebe erotische Geschichten!"

„Vielleicht müssen Sie arbeiten?"

„Da muss ich Ihre Hoffnung leider enttäuschen. Aus dem Ding kommen Sie jetzt nicht raus. Ich habe die nächsten zwei Stunden zu tun. Dann bin ich die nächsten vier Stunden frei und wenn jemand was braucht -- die Klingeln laufen auf dem Diensthandy auf - Bekomme ich alles mit."

Sie grinste mich an.

„Gewonnen?"

„Gewonnen!"

Kapitel 1: Sophia

Sie verließ das Haus und stürzte sich lebenshungrig in die Nacht. Sophia war eine Jägerin und das was sie sah, das was sie hörte, das was sie erlebte ... das war zugleich ihre Beute. Beute, die sie wie die Luft zum Atmen brauchte. Es war ihr Job.

Sophia war Schriftstellerin und Gewinnerin verschiedenster Nachwuchspreise. Ein Jungspund, der den Menschen wortwörtlich aufs Maul zu schauen verstand, die wahren Gefühle aus all dem Wirrwarr siebte und in die gelebte Poesie eines täglichen Überlebenskampfes übertrug.

Waren bisher eher Themen wie Umweltprobleme, die kleinen und größeren Katastrophen des Alltags oder Beziehungen in ihrem Fokus, wollte sie sich jetzt mehr mit zwischenmenschlichen Bindungen und der Erotik beschäftigen.

Nur wie schreibt man darüber, wenn man im Laufe eines gerademal zweiundzwanzig Lenze währenden Lebens nur eine einzige wirkliche Erfahrung gemacht hat?

Obendrein eine Erfahrung, die man in seinem solchen Kontext besser nicht erwähnen sollte.

Vorgestern feierte sie mit ihrer besten Freundin Kerstin. Lecker Essen, Sekt, lockere Gespräche. Eigentlich, wie immer. Bis die magische Frage kam:

„Und Sophia, wie war denn Dein erstes Mal?"

Sie hatte sich verschluckt. Als der Hustenanfall endlich abgeebbt war, konnte sie sich nicht länger um die Antwort herumdrücken.

Aber Kerstin ließ nicht locker.

„Los, sag schon! Und nicht flunkern!"

„Ehrlich Kerstin, nicht der Rede wert.

Ich war vierzehn.

Er fünfzehn.

Wir wollten es beide.

Wir waren einfach neugierig. Er war unerfahren. Ich hatte keine Ahnung. Die perfekte Melange.

Er sah meine Titten und schon waren die Buchsen nass."

„Echt jetzt?"

„Echt! Zwangspause, wir tranken ´ne Coke. Dann zogen wir uns aus. Super „romantisch" mit irgendeinem Gangsta -- Rap im Hintergrund.

Er bearbeitete meine Brüste, als ob sie Press- Balls aus seinem Muscle Store wären -- noch Wochen später schillerten sie in allen Farben des Regenbogens. Seine heißen Küsse -- nun ja, er saugte an den Nippeln, dass ich Angst hatte, er würde sie komplett platt machen, meine armen beiden Tittjas."

„Ne! Oder?"

„Und als ich dann endlich mal seinen „Lustbereiter" sah und das erste Mal berührte, pumpte er schon wieder ab. Ein Vulkan?

Nee, die Eruption war ganz kurz. Ich gebe es aber zu: ich beobachtete das Schauspiel mit beinahe wissenschaftlicher Akribie.

Ehrlich!

Ich dachte, da käme viel mehr."

„Sei froh, dass er überhaupt noch mal kam."

„Oh, er kam sogar noch ein drittes Mal. Nur dass er irgendwie die Löcher da unten nicht richtig auseinander halten konnte."

„Heißt das etwa, dass Du noch Jungfrau bist?"

„Eher eine halbe Jungfrau."

„Und Du willst über Liebe und Sex schreiben?"

„Ja."

Das halb erstickte Lachen von Kerstin hallte selbst jetzt nach zwei Tagen immer noch in ihren Ohren nach. Ebenso ihr Kommentar:

„Das ist, als ob ein Veganer sich über die Vorzüge unterschiedlicher Fleischarten auslässt. Oder ein Maler mit einem Architekten über die Unterschiede der Statik beim Brückenbau philosophiert. Deine Leser werden es Dir anmerken, wenn Du nicht weißt, worüber Du schreibst."

Und genau deswegen fasste Sophie den Entschluss, die nächsten Tage in den Clubs und Diskotheken auf die Jagd zu gehen. Sie brauchte Erfahrung. Sonst wäre sie einfach nicht glaubwürdig.

Und gleichzeitig wollte sie wissen, wie so etwas wäre ... Ein Orgasmus, der nicht von ihren eigenen Fingern oder ihrem Dildo stammte.

Sie wollte dahinschmelzen, unter heißen Küssen sich die Seele aus dem Leib schreien. Egal, ob Mann oder Frau.

Purer Sex!?!?

Ein erstes Feedback

„Und, wie finden Sie das erste Kapitel?"

„Ziemlich vielversprechend. Realistisch und humorvoll. Trotzdem fehlt noch irgendetwas. So der letzte Clou."

Ich schluckte.

„Hey, Herr Melzig. Ich bin doch ganz ehrlich zu Ihnen.

Sie müssen noch die anderen Kapitel schreiben, eine Rahmenhandlung und dann lesen wir zusammen ein paar Mal drüber. Es wird perfekt!"

Es war so süß, wie sie versuchte, mich zu trösten. Ihr Lächeln war himmlisch und sie eine wahre Augenweide.

„Sie wollen das mit mir zusammen machen?

Dann werde ich Sie auch als Co- Autorin benennen."

„Super. Ich werde gefeierte Schattenautorin einer Erotikstory von Peter Melzig?"

Sie lachte herzlich.

„Wissen Sie, ich gebe sehr gern meinen Senf dazu -- so rein aus der Perspektive eines Fans. Und ich bin happy, dass ich jetzt dabei sein kann, wie mein liebster Autor eine Geschichte schreibt. Da etwas beizusteuern ..."

„Sie möchten meine Muse sein?"

„Vielleicht?!

Und haben Sie sie jetzt wiedergefunden?"

„Was habe ich wiedergefunden?"

„Ihre Worte ... Oder nehmen Sie einfach mal das Kompliment vorhin so an, wie es gemeint war?"

„Wie war es denn gemeint?"

„Das müssen Sie schon selbst rausfinden ...

Jetzt habe ich leider doch noch etwas zu tun. Vorhin ist eine Lieferung eingetroffen."

„Schade."

„Wir sehen uns morgen. Dann gibt's die Drogen und ein paar unglaubliche Hormone."

Ihre Zunge spielte genießerisch mit ihren Lippen und sie ging aus dem Zimmer. Meine Hose war eng. Zu eng.

Ich musste unbedingt Druck ablassen.

Mein Kopfkino fing an auf höchsten Touren zu laufen.

Der zweite Tag

Morgens hatte ich wieder ein paar Untersuchungen. Aber die meiste Zeit nahmen die Aufklärungsgespräche in Anspruch.

Die Antikörpertherapie war bereits seit drei Jahren bewährt und würde definitiv etwas bringen. Dabei wurden gezielt Antikörper gezüchtet und appliziert, die den Krebs und nur den Krebs attackierten. Problem: Damit würde man erfahrungsgemäß nicht alle Tumorzellen erreichen. Speziell „unausgereifte" Zellen konnten verschont und zu einem späteren Zeitpunkt, lange nach der Therapie, erneut zu einer Bedrohung werden.

Hier setzten die neuen Aspekte an. Wohl in Afrika und Indien bereits in Feldversuchen erfolgreich getestet, wurden kombiniert verschiedene Hormone gegeben, die das Zellwachstum, aber auch das Immunsystem stimulierten. Zusätzlich war es aber auch wichtig, bestimmte Aspekte des zentralen Nervensystems zu aktivieren und andere eher herunterzufahren - Platt gesagt, sie gaben mir LSD - „Drogen"!

Spannend!

Ab jetzt musste ich peinlich genau Tagebuch. Insbesondere, was ich wann dachte, fühlte und an mir beobachtete, war von Interesse.

Man vermutete unter anderem, dass die Libido gesteigert werden könnte. Auch eine gewisse Neigung zu Schizophrenie, auf die LSD Abkömmlinge zurückzuführen, könnte auftreten.

Genauso wie intensive Träume bis hin zu vermehrten Tagträumen oder regelrechten überfallartigen Rauschzuständen.

Ich war begeistert!

Schon die ersten Ausführungen klangen Klasse...

Gestern noch dem Tode geweiht konnte ich nun im Dienste der Wissenschaft auf den „Trip" gehen und nach quasi einem Augenzwinkern das Sanatorium geheilt verlassen.

Wurden Antikörpertherapien heutzutage weitestgehend bereits ambulant gemacht, wohl wegen der Drogen auch der vorrübergehende Krankenhausaufenthalt. Zu bestimmten Zeiten würde ich ein paar Überwachungsgeräte bekommen und alle paar Stunden wollten diese Vampire mein Blut.

Nun ja, wenn sie alle so nette Vampiretten sein würden, wie mein Engel der Nacht -- sehr gerne!

Jetzt musste ich mich aber so langsam wieder meiner Geschichte widmen. Sonst hätte ich heute Abend auch nichts zum Vorlesen.

Kapitel 2: Nightfever

Das „Dorian Gray" war etwas in die Jahre gekommen. Auch das Clubmotto „Get Into Magic" versprach mehr als es in Wirklichkeit hielt. Vielleicht lag es daran, dass Stuttgart nicht Frankfurt war und Charme, Flair, Mythos sowie die hochklassigen Dj´s eher mit der viel zu früh geschlossenen Schwesterdiskothek im Frankfurter Airport in Verbindung gebracht wurden.

Aber eine Neunziger Party mit sollte ja eigentlich keine Herausforderung an einen halbwegs talentierten Diskjockey darstellen.

Leider war sie das doch. Sophie hatte extra dir weite Anreise auf sich genommen, nahe dem Club ein Hotelzimmer gebucht -- natürlich eine Juniorsuite mit großem französischem Bett und geräumigen Bad, denn sie war ja auf der Jagd.

Tatsächlich tanzte sich schon bald ein Mädel an sie heran. Eine hübsche Brünette mit ein paar Tattoos und so einer Pagenkopffrisur. Stand ihr hervorragend. War wohl auch lesbisch. Zumindest gab sie Sophie die passenden Zeichen.

Doch dann tauchte wohl ihre Freundin auf - ein „Mannweib". Unmissverständlich zeigte sie Sophie, wer den Abend hier rocken würde. An einem Dreier schien sie auch kein Interesse zu haben. Schade.

Zugern hätte Sophie auch einfach mal nur zugesehen ...

Oder sich gleich von zwei Frauen verwöhnen lassen.

Der Abend war jung!

Und lange warten musste sie nicht. Trotz der üblen Musik tanzte sie kurz darauf ein Typ an, Ende Dreißig, der typische durchtrainierte Manager.

Schnell waren sie in den etwas ruhigeren Gefilden der Bar angelangt. Der Typ war sympathisch und wohl auch auf der Suche. Aber irgendwie dachte er wohl, dass er sich die Nacht erkaufen oder die Festung erst „sturmreif" schießen musste. Er bestellte für sie beide beinahe die gesamte Cocktailkarte hoch und runter.

Gut, er zahlte auch. Und er war amüsant. Aber irgendwie raffte er nicht, dass er das alles auch wesentlich einfacher hätte haben können.

Als Sophie ihn zwei Stunden später aus dem Taxi zerrte und es irgendwie schaffte, ihn in ihr Hotelzimmer zu bugsieren, begriff sie schmerzlich, dass es, dem Klischee folgend, eigentlich umgekehrt hätte laufen müssen.

Und als sie frisch geduscht und sexy gestylt aus dem Badezimmer kam, verhieß ihr sein Schnarchen eine höchstwahrscheinlich „zu ruhige" Nacht, neben einem stinkenden Kerl, der obendrein auch noch die Tonleiter hoch und runter schnarchte.

Darüber sollte sie schreiben!

Keine Erotik ...

Comedy!

Desaster Comedy über Erotik... Das würde sich sicher wahnsinnig gut verkaufen.

Was für eine Scheiße ihr Leben doch war. Schmollend sah sie auf den Typen runter.

Sie baute auf den Morgen und das gemeinsame Erwachen. Schnell zog sie dem wehrlosen Kerl die Schuhe und die Hose aus -- natürlich hatten die Socken Löcher, stanken und der weiße Liebestöter fette Urinflecken. Sie deckte in zu, öffnete das Zimmerfenster -- frische Luft! -- und legte sich mit gehörigem Abstand grummelnd und mit ihrem Schicksal hadernd auf ihre Seite des Bettes. Sie mummelte sich in ihre Decke und löschte das Licht.

„Romantisch!"

Nachtwache

Mein Engel lachte herzlich nach dem Lesen dieses Kapitels.

„Ja, so kann es gehen. Wie wirst Du weiter machen?"

Sie war zum „Du" gewechselt. Sehr gut!

„Hmmm, gute Frage. Ich könnte beide am folgenden Morgen aufwachen lassen. Lecker Frühstück, gemeinsames Bad, er massiert sie, „was passiert, passiert" und sie ist zufrieden."

„Völlig unrealistisch. Sie sollte am folgenden Morgen aufstehen. Er schläft noch. Sie geht zum Frühstück, kommt zurück. Er ist weg und auf dem Kopfkissen liegen dreihundert Euro."

„Sie wird sich wie eine Prostituierte fühlen."

„Nein. Sie ist selbstbewusst.

Es zeigt vielmehr, welchen Wert er Sophie einräumt.

Keinen.

Und deswegen sollte sie die Kohle ohne irgendwelche Bedenken nehmen und dafür nutzen, länger zu bleiben. Der nächste Abend wird ein Volltreffer. Da geht sie zum Cannstatter Wasen, der auch gerade stattfindet. Und ihr neuer Held fährt mit ihr zusammen Achterbahn."

„Das klingt mir nach der besseren Idee. Wirklich!"

„So, jetzt kommt der erste Cocktail."

Sie stöpselte die Infusion an.

„Ich schaue später wieder nach Dir. Du solltest Dich aber jetzt wirklich ins Bett legen. Wenn Du noch was schreiben willst, nutze den Klapptisch vom Nachtschrank. Nicht mehr aufstehen -- Du verlierst Deine Koordination. Bis später dann..."

Welch eine Stimme!

Welch eine Frau!

Welch ein Glück!

Ich folgte ihrem Rat und legte mich hin. Schreiben wollte ich jetzt nicht mehr. Lieber etwas spielen.

„Warum nicht mehr schreiben?

Warum spielen?"

„Weil ich mich nicht mehr konzentrieren kann."

„Warum Männer immer spielen wollen, ist mir schleierhaft.

Ein hirnloses Ballerspiel?

Wäre zumindest typisch Mann."

„Nein. Ein altes Fantasy Rollen Spiel."

„Noch schlimmer."

„Schizophrenie! Geht aber vorüber. Ich höre Stimmen in meinem Kopf."

„Stimmen?

Nein!

Eine Stimme.

12