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Insel Fortsetzung 04

Geschichte Info
Michelle überrascht Michael.
5.8k Wörter
4.49
17.5k
3
Geschichte hat keine Tags

Teil 5 der 11 teiligen Serie

Aktualisiert 05/10/2021
Erstellt 05/01/2012
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Gesa
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Dies ist die Folge von ‚Insel Fortsetzung3'. Es ist ratsam, zuerst die vorausgehenden Teile zu lesen, da dies für das Verständnis der auftretenden Charaktere wichtig ist.

Inhalt

6.0 Prolog

6.1 Michael wacht auf

6.2 Michelle hat ambivalente Gefühl

6.3 Die Fahrt zur Tanzschule

6.4 In der Tanzschule

6.5 Die Rückkehr in das Trainingscenter

6.6 Das Verlassen des Trainingscenters

*

6.0 Prolog

Michelle und ihr Halbbruder Michael sind durch das unerwartete Auftauchen von Johannes überrascht worden, jetzt müssen sie beide das Trainingscenter durchlaufen, bevor sie auf Suche nach Gloria gehen können.

6.1 Michael wacht auf

Als er wieder aufwachte, wusste Michael zunächst nicht, wo er war. Verschwommen mit seinen Augen blinzelnd erblickte er zwei Männer, die nah vor ihm standen und erschrak. Wurde er entführt? Dann erkannte er Johannes und fragte sich wer der andere Mann war, der nun an ihn herantrat. Er sah in zwei blaue ihm seltsam vertraut erscheinende Augen. Er stutzte, bevor er die Wahrheit begriff. Es war verblüffend zu sehen wie ähnlich sein Klon ihm einerseits in den Details von Augen und Nase sah, aber dennoch in der Gesichts- und Körperform unverkennbar Züge von Michelle trug. Er lächelte sie an und beruhigte sich.

„Ich bin's. Michelle. Kannst du mich sehen und hören?"

Sehen konnte er diesmal sehr gut und auch seine Ohren funktionierten bedeutend besser als beim ersten Mal. Aber gerade das bessere Hören verwirrte ihn nicht unbeträchtlich. Michelles Stimme klang so ganz anders, als er sie kannte. Ihre Stimmlage war viel tiefer und ihre Aussprache war auch verändert. Er nickte auf ihre Frage nur kurz.

Aus der Tatsache, dass beide anwesend waren, schloss er dass beide schon bedeutend länger anwesend waren als er. Er deutete auf die Tastatur neben der Tür.

Johannes bestätigte knapp, dass die Vorbereitungen bereits getroffen waren und sein Raum auch gleich gesichert sein würde, sobald er seinen Handabdruck registrieren lassen würde und einen Zahlencode in die Tastatur eingegeben hätte.

Michael blickte auf die Wanduhr in dem fensterlosen Raum. Er war neugierig, da Johannes schon angedeutet hatte, dass sein Cousin schon längere Zeit da war. Die Uhrzeit an der Wand half ihm allerdings nicht viel, da sie eine Uhrzeit am frühen Vormittag anzeigte und sie doch am frühen Abend ‚abgereist' waren. Konnte es sein, dass er die ganze Nacht im ‚Transit' gewesen war? Seine Überlegungen wurden durch die Stimme von Michelle unterbrochen.

„Du solltest jetzt deinen Helm abnehmen und dich jetzt endlich anziehen. In gewisser Hinsicht ist es ja auch mein Körper. Dich umschauen kannst du auch danach noch." Ihre Stimme klang leicht vorwurfsvoll und er nahm sofort den Helm ab, als sie ihm auffordernd das T-Shirt reichte.

Michelle sah etwas irritiert aus oder war es etwas anderes was sie ihn anblicken ließ? Der Tonfall war für ihre Verhältnisse ungewohnt fürsorglich: „Ich habe dich schon so weit wie möglich angezogen." Ein Seitenblick von ihr auf Johannes deutete an, weshalb sie dies getan hatte. Er begriff zwar nicht worum es ging, aber der etwas reumütige Ausdruck auf Johannes' Gesicht zeigte ihm an, dass dieser den impliziten Seitenhieb von Michelle durchaus verstand.

Er stieg vom Podest herab und blickte somit in den Spiegel vom Kleiderschrank. Sofort ahnte er um was es ging. Der Blick in den Spiegel brachte ihm die Erkenntnis, dass die Größenanpassung der Kleidung am Computer nicht perfekt gewesen war. Der weiße BH spannte sich über runden Busen, die eindeutig durch das Kleidungsstück beengt waren. Er begriff schlagartig, dass dies der Stein des Anstoßes war, als er den Blick wendete und Michelle ihn vorwurfsvoll anschaute. Michelle nickte: „Genau, so solltest du dich nicht vor einem Mann wie Johannes präsentieren, ohne dich richtig anzuziehen!"

Der Kommentar war eigenartig, da er doch selber ein Junge war. Er fühlte sich irgendwo zwischen der surrealen Bemerkung und der absurden Komik der Situation gefangen. Er musste einfach auflachen, erschreckte sich aber ziemlich, als er das glockenhelle Lachen hörte, das aus seiner Kehle aufstieg. Dieses Lachen bekam eine etwas hysterische Note, als Johannes fasziniert auf die bebenden Brüste starrte, seine bebenden Brüste! Es war beunruhigend, dieses Erzittern zu spüren und es gleichzeitig im Spiegel zu sehen. Er musste unwillkürlich an die Worte ‚wogender Busen' denken. Es wurde ihm zum ersten Mal richtig bewusst, dass er echte Brüste hatte und sein Kichern mädchenhaft hell klang. Es war so eine groteske Situation, dass er nicht aufhören konnte hysterisch zu kichern. Er verstummte abrupt, als Michelle Johannes und ihn ärgerlich abkanzelte und ihm dann das T-Shirt über den Kopf und den Oberkörper zog. Er fühlte sich eigenartig befangen und murmelte eine hastige Entschuldigung.

6.2 Michelle hat ambivalente Gefühle

Michelle tat es sofort leid, Michael so angeherrscht zu haben. Sie wusste auch nicht richtig, was sie so aus der Ruhe gebracht hatte. Sie hatte es einfach nicht ansehen können, wie Johannes Michael lüstern angeglotzt hatte, obwohl das ja bestenfalls ein paar Sekunden gedauert hatte.

Johannes lachte amüsiert auf und war nicht im Mindesten verärgert oder in irgendeiner Weise schuldbewusst: „Verteidigst du als Galan ‚Dein Mädchen' tapfer, Michelle?" Er schien alles als riesengroßen Spaß anzusehen.

Michelle fand das gar nicht lustig. Sie sah wie auch Michael diese Bemerkung von Johannes arg irritierte. Sie reagierte eher kühl: „Ich denke, wir sollten die Anlage eilig gegen Zutritt sichern?"

Johannes zuckte mit den Schulter: „Das ist kein Problem, die Trainingseinrichtung ist als Lagerhalle getarnt. Aber wir sollten den Humor dabei nicht vergessen." Er ließ Michael einen Code eintippen und nahm seinen Handabdruck in dem Sicherheitsfeld neben der Tür innerhalb und auch den Abdruck für das Feld außerhalb der Tür.

Michelle war von den Bewegungen von Michaels Klon irgendwie fasziniert. Trotz oder wegen der breiteren Hüften wirkten die Bewegungen in einer fließenden Art elegant und attraktiv. Der sich bewegende Körper wirkte biegsamer und attraktiver als die fixe Pose auf dem Podest mit dem so eng sitzenden Büstenhalter und die Rückansicht der knapp sitzenden Jeans erschien ihr sexy, wie auch Johannes mit offensichtlichem Wohlgefallen dorthin blickte.

Johannes beobachtete sie mit einem wissenden Blick und schlug sich auf die Stirn: „Entschuldigung, ich habe ja vergessen, dass ihr die Effekte der Nabelschnur nicht gewohnt seid. Also, denkt daran, dass direkt nach dem Start das Hormonniveau ansteigt und erst einige Stunden danach wieder auf dem Basisniveau ankommt, das aber bedeutend höher als auf der Insel ist. Es ist also nicht ungewöhnlich, wenn...."

Michelle begriff sofort, dass er sich quasi entschuldigt hatte für das Anstarren von Michaels Körper. Wahrscheinlich waren Gloria und er den Ansturm der Hormone nach dem ‚Transit' gewohnt und akzeptierten die Folgen inzwischen routinemäßig. Dann kam sie ins Grübeln. Konnte es sein, dass er auch meinte, dass ihr eigenes Nachverfolgen von Michael mit ihren eigenen Augen bereits ein Hormoneffekt war? Sie musste zugeben, dass die Jeans von Michael den weiblich üppigen Po in einer Weise darboten, der eigenartige Gefühle in ihr auslöste. Waren das die Vorboten der männlichen Hormone in ihr? Oder war es das Wissen, das dieser Klon auf ihrem eigenen Erbgut beruhte, gewissermaßen ihr Körper war, den Johannes attraktiv fand? Was es auch war, ihre Gefühle waren mit einem sinnlichen Vergnügen verknüpft. Andererseits fühlte sie sich auch irgendwie schuldig, dass Johannes und sie den Körper von Michael so hinter seinem Rücken betrachteten.

Michael drehte sich und fragte nach weiteren Sicherungsmaßnahmen, die er zu erledigen hätte. Michelle war amüsiert als Johannes schnell in Michaels Gesicht blickte und einen leicht ertappten Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte. Dann erläuterte er das Konzept aber knapp und sachlich:

„Die Lagerhalle kann durch das Büro oder durch die Garage verlassen werden. Das Büro ist öffentlich zugänglich. Die Tür vom Büro in die Lagerhalle ist hingegen gesichert. Hier gibt es wieder Handabdrucksicherung und Tastaturfeld. In der Garage steht ein Van, den wir heute benutzen werden. Er hat einen Passagierbereich, der durch dunkle Scheiben komplett vor der Außensicht geschützt ist. Dieser Van hat ebenfalls eine Sicherung durch Fingerabdruck-Sensoren an den Türklinken."

Michelle war verwundert über die Aussage: „Warum ist der Van denn so stark gegen Sicht geschützt? Wozu soll das denn dienen?"

Johannes zögerte einen Moment, dann antwortete er geradeheraus: „Ihr erfahrt es ja sowieso - warum dann nicht jetzt gleich? Es gibt Einsätze, bei denen ihr in Klone von Personen schlüpft, die auch bekannt sein können. Bekannt in dem Sinne, dass die Originalpersonen auf Hintergrundfotos oder im Hintergrund von TV-Aufnahmen der Zielperson zu sehen sind. Dann wäre es ziemlich unpassend, wenn bekannt wird, dass sie hier aufgetaucht sind. Der Vorteil von uns ist ja gerade, dass es nicht klar wird, dass wir als Klone für diese Personen agieren. Die Originalperson kann eine Assistentin eines Forschungsleiters im High-Tech-Bereich sein oder der langjährige Fahrer eines Bankvorstandes oder die heimliche Geliebte eines Ministers oder der Verlobte der Marketingleiterin der Pharmafirma, die Dopingversuche macht-- jemand nahe an der Zielperson, ihr versteht schon..."

Michelle begriff schnell, dass der Vorteil darin lag, dass man so natürlich auch Informationen bekam, die sonst selbst bei nahezu perfekten Lauschoperationen nicht erhalten werden konnten. Es waren perfekte Insider, denen jahrelang vertraut wurde. Aber was geschah mit den Originalpersonen? Sie fragte sofort nach.

Johannes zuckte mit den Achseln: „Bei Klonen ist das einfach. Die Originalpersonen werden am Einsatztag entführt und haben nachher einen medikamentös induzierten Gedächtnisverlust, auch wenn das nicht so einfach ist. Der Gedächtnisverlust wird durch einen angeblichen Unfall getarnt. Ihr ersetzt die Zielperson dann während einer Woche. Vorher werden sie genau observiert, so dass ihr Sprache und Verhalten der Zielpersonen lernen könnt. Da wir den Klon aus aktuellen Haaren und Kopfhautzellen im hirnnahen Bereich der Zielperson ‚herstellen', sind Sprachdispositionen und Verhaltensmuster in diesen Genen bereits angeschaltet. Nach Ende des Einsatzes wachen die Zielpersonen wieder nach dem Gedächtnisverlust auf und haben eine Beule am Kopf...."

Michelle fragte sofort nach: „Aber wie soll das bei der Geliebten oder dem Verlobten funktionieren und warum übernimmt man dann nicht die Zielperson selber?"

„Bei so einer Zielperson wie einem Minister fällt das sofort auf, da es zu viele vertraute Personen im Umfeld so einer wichtigen Position gibt, deren spezifische Erinnerungen wir einfach nicht kennen können. Und eine Gedächtnislücke bei einer so wichtigen Position würde auch sofort Verdacht erregen. Das geht also partout nicht. Auch bei den anderen ist das selbstverständlich nur machbar, wenn die ‚übernommene Person' mit der Zielperson nicht so vertraut ist, dass die Zielperson Unstimmigkeiten sofort erkennen würde. Natürlich haben wir die Betreffenden vorher genau überwacht mit sämtlichen Telefonaten, SMS und so weiter. Wir wissen also die üblichen Kosewörter, die benutzt werden und Anspielungen auf Ereignisse. Das ist aber nicht perfekt. Die Geliebte müsste also relativ ‚frisch' sein bzw. der Verlobte, so dass ‚Gedächtnislücken' nicht auffallen. Deshalb tendieren wir dazu möglichst Personen auszuwählen, die nicht eine herausgehobene Stellung haben, dann ist das Risiko auch klein."

Michelle überlief ein Schauer, als sie erkannte welche Versuchungen es geben würde. Die Assistentin eines Konzernchefs könnte im Adlon in Berlin übernachten und den Luxus genießen, sich bedienen zu lassen. Der Verlobte könnte auch ein Radfahrer in der Tour de France sein, wenn es um Doping ging. Natürlich dürfte er nicht in der Spitzengruppe sein, sonst wäre er zu bekannt. Dann sprangen ihre Gedanken zu der Erkenntnis, dass viele dieser Themen eng mit großen Firmen verknüpft waren. Bei der heimlichen Geliebten eines Ministers war ein Geheimdienstinteresse und damit ein nationales Interesse sofort ableitbar, aber bei den anderen? War es Wirtschaftsspionage im großen Maßstab, die hier auch eine Rolle spielte? Gab es konkurrierende Firmen mit Militärinteressen, die mit viel Geld operierten? Für wen arbeiteten sie eigentlich? Hatte sich Gloria auch solche Fragen gestellt -- und war sie deshalb verschwunden?

Johannes machte diesen Gedanken ein Ende als er anmahnte, dass sie ja noch Eingang und das Auto sichern müssten: „Freda wird auch gleich hier sein. Sie muss jetzt schon die Sicherung machen. Ich habe sie rufen lassen. Außerdem ist ja auch noch der Besuch der Tanzschule geplant. Ich will doch mein Versprechen halten, dir das zu zeigen."

Michelle war schon wieder leicht gereizt, als sie feststellen musste, dass Freda natürlich wieder eine Extrawurst brauchte. Irgendwie hatte sie es geschafft, sich einen hübsch plissierten Jeansrock zuzulegen. Nicht nur das, sie hatte auch einen frischen aprikosefarbenen Lippenstift und Mascara organisieren können. Hatte Johannes ihr dabei geholfen? Und warum hatte er ihr nicht geholfen? Zumindest für die zweite Frage konnte sie sich schnell selber eine Antwort geben -- ein Junge mit einem Lippenstift wäre keine gute Idee gewesen!

6.3 Die Fahrt zur Tanzschule

Michael wusste nicht ob er verärgert oder amüsiert sein sollte, als Johannes ihm mit einladender Geste den Weg zur Garage wies: „Ladies first, bitte hier entlang!"

Ob es nun dieser wohl humorvoll gemeinten Bemerkung geschuldet war oder nicht, jedenfalls bekam er auf dem Weg zur Garage ein eigenartiges Gefühl, als ob sich die Blicke von Johannes, Freda und Michelle regelrecht in seinen Rücken bohren würden. Dadurch wurde er sich noch mehr der Tatsache bewusst, dass er ein anderes Körpergefühl hatte. Angenehm war der im Vergleich zu seinem eigenen Körper bedeutend flachere Bauch. Reichlich ungewohnt war der Zug auf seine Schultern, der durch den BH ausgelöst wurde. Es war vom Schwerpunkt her doch ganz etwas anderes, so hervorstehende Busen zu haben, als eine bei seinem alten Körper großflächig verteilte Speckschwarte. Und die Bewegung dieser Busen mit jedem Schritt irritierte ihn jetzt erheblich. Da war es erheblich einfacher zu akzeptieren, dass sein vorheriges Bauchfett sich jetzt im Wesentlichen auf Hüften, Oberschenkel und Po zu konzentrieren schien. Irgendwie war dadurch auch sein Gang anders. Er war heilfroh als er hinten neben Michelle und Freda im Van saß. Johannes hatte sich hinter das Lenkrad des Wagens mit französischem Kennzeichen gesetzt. Jedenfalls interpretierte Michael das Schild mit dem F im Oval als solches.

Sie fuhren auf einer kleinen Landstraße, die gerade eben ausreichend Platz für den Van bot, durch Felder und Wiesen. Nach dem Sonnenstand war es heller Vormittag. Es fühlte sich surrealistisch an, weil es ja nach seinem Körpergefühl eigentlich abends sein musste. Die kurze Strecke zur Tanzschule nahm nur einige Minuten in Anspruch. Johannes war sichtlich überrascht, als ein älterer Mann mit viel Freude aus dem Gebäude kam und mit englischem Akzent eine Probestunde anbot. Michael kombinierte flugs, dass das Trainingscenter sich in England befand. Das erklärte den Zeitunterschied. Neun Stunden machten sich schon bemerkbar.

Johannes war regelrecht überrumpelt. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass die Tanzschule zu so früher Stunde geöffnet war. Dementsprechend sah er etwas ratlos aus. Michelle fand das zu interessant, um so eine Gelegenheit vorübergehen zu lassen. „Natürlich werden wir das probieren!" Sie ließ Johannes praktisch keinen anderen Ausweg als zuzustimmen.

Michael wusste um die Leidenschaft von Michelle, was das Tanzen anbetraf. Er stimmte einfach lächelnd zu, auch wenn ihm das alles nicht ganz recht war, aber für Michelle war das halt eine seltene Gelegenheit. Johannes zeigte keine große Begeisterung, die noch abnahm als der ältere Mann, wohl ein Tanzlehrer, sie in einen größeren Raum bat, in dem sich ein junges Paar so um die zwanzig befand. Er war solide gebaut mit breiten Schultern, stiernackig und eher von unterdurchschnittlicher Größe. In seinem betulichen Sakko sah er eher so aus, als ob er dieses Kleidungsstück von seinem Großvater geerbt hatte. Sie war zierlich und ausgesprochen schlank, und sah in ihrem hellgrünen, eng sitzenden Kleid so modisch elegant aus, als ob sie gerade erst aus London eingetroffen war. Sie trug weiße Stöckelschuhe und eine sanft glänzende Strumpfhose, die ihre hübschen Beine gut zur Geltung brachten. Ihr Gesicht war perfekt geschminkt und sie hätte auf jeder Zeitschrift als Titelmodell bestehen können.

Der Tanzlehrer stellte ihnen das Paar als John und Elizabeth vor. Sie sah eher gelangweilt aus, während er angespannt erschien. Dann fragte er nach ihren Namen. Bevor jemand etwas sagen konnte, erklang Freda: „Hallo, ich heiße Freda."

Michael war so überrascht, dass er nicht reagieren konnte. Auch Michelle sah ihn alarmiert an. Wie sollten sie jetzt so schnell andere Namen bringen. Er konnte ja schlecht sagen, dass er Michael hieß. Johannes war aber anscheinend nicht aus der Ruhe zu bringen: „Also Ladies zuerst. Dies ist Michaela und der junge Mann heißt Michel, französisch ausgesprochen."

Michael unterdrückte ein Grinsen, als er Michelles überrumpelte Miene sah. Daran hatte sie wohl nicht gedacht, aber er zugegebenermaßen auch nicht. Es war eine einfach zu merkende Lösung, die ihnen beiden sicherlich durch die Tanzstunde helfen würde.

Michael fand es merkwürdig, dass der Tanzlehrer darauf bestand, dass sie sich auf die zwei gegenüberliegenden Sitzreihen an den Wänden setzen sollte, männlich und weiblich getrennt. Da der Tanzlehrer Johannes, John und Michelle als ‚junge Herren' anwies, die jungen Damen aufzufordern, musste er grinsen, denn Michelle reagierte viel zu spät auf die Anweisung, sie reagierte zuerst nicht als junger Herr. Dankenswerterweise ersparte Johannes ihm die Aufforderung - er wählte Freda, die zufrieden ausschaute. Es war unerwartet, als John ihn und nicht Elizabeth als Tanzpartner aufforderte. Michelle sah dem verblüfft zu und konnte dann nur noch Elizabeth auffordern.

Der Tanzlehrer zeigte ihnen die korrekte Tanzhaltung. Es war für ihn ungewohnt zu sehen, wie Michelle die elegante Elizabeth in seinen Armen hielt. Fast so ungewohnt wie zu spüren, dass der junge John seine Hand vertraulich auf seinen Rücken legte und mit seiner linken Hand Michaels rechte Hand hielt. Michael fühlte sich unbehaglich.

„Wir werden jetzt die Grundschritte vom Walzer erlernen, zuerst ohne Musik.", der Tanzlehrer klang ganz routiniert. „Ich werde es zuerst erläutern, und dann geht es los. Von der Grundhaltung aus setzt Der Herr den rechten Fuß vorwärts und die Dame ihren linken Fuß rückwärts. Danach setzt der Herr seinen linken Fuß nach links und vorwärts und die Dame ihren rechten Fuß nach rechts und rückwärts. Der dritte Schritt führt den rechten Fuß des Herrn an seinen linken Fuß heran so dass die Füße wieder in der geschlossenen Stellung sind, analog führt die Dame ihren linken Fuß an ihren rechten Fuß wieder heran. Ist das klar? Also dann für den Herrn, rechts vorwärts, Seit und Schluss... Jetzt links vorwärts, Seit und Schluss!"

Michael kannte die Schritte schon und musste sich bemühen nicht zu grinsen, als der Bursche vom Lande angestrengt auf seine Füße starrte, während er sich bemühte die Schrittfolge einzuhalten. Glücklicherweise hielt er genügend Abstand von Michael.

„Noch einmal, bitte!" Der Tanzlehrer trat neben John um ihm zu helfen. „Und jetzt das Ganze noch einmal mit Musik..." Natürlich waren sie nicht im Takt, weil John Schwierigkeiten hatte sich die Schritte zu merken. Darüber hinaus war er ihm jetzt schon zweimal auf die Zehen getreten und John war kein Leichtgewicht! Er entschuldigte sich zwar sofort, aber Michael fand das Üben mit dem Anfänger John anstrengend und sah etwas neidisch auf Elizabeth, die durch Michelle wesentlich eleganter durch die Schrittfolge gebracht wurde. Auch Freda und Johannes taten sich viel leichter.

Gesa
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