Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Insel

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Das gefiel ihm ganz und gar nicht. „Das wird mir zu viel!"

„Ganz ruhig, Michael. Wir werden schon eine Lösung finden. Ruf' mich gleich noch einmal an, wenn Du mit Michelle zusammen bist. Vielleicht können wir sie ja überreden, durch die Schleuse zu gehen und sich als männlicher Kandidat einzuloggen. Das Wachpersonal sieht dann einen Mann und eine Frau -- alles in Ordnung."

Er begab sich zur Schleuse und tatsächlich befand sich ein paar Schritte daneben eine unauffällige Tür, die sich leicht öffnen ließ. Die sich öffnende Kammer gab den Zugang auf eine Drehtür frei. Sobald er diese anfasste, hörte er es klicken. Die Eingangstür war verschlossen. Er wollte sowieso nicht wieder zurück. Achselzuckend bewegte er sich durch die Drehtür zum nächsten Raum. Als die Drehtür den nächsten Raum erreichte, pfiff die Luft aus seinem Abschnitt mit Überdruck hinaus. Hier wurde wohl nichts dem Zufall überlassen. Der Raum war kein Raum, sondern ein kleiner Gang, der sich schlängelnd durch den Fels drängte. Am Abschluss stand eine Tür, die er durchschritt. Links und rechts von ihm befanden sich Türen. Sein Orientierungssinn empfahl ihm die linke Tür.

2.2 Das Suchen der Spuren

Michelle war heilfroh die Gestalt von Michael wieder zu erblicken. Sie strahlte, aber sie war auch belustigt: „Oh Michael, das sind ja Kniestrümpfe und so ein hübsch taillierter Kittel! Jetzt weiß ich, weshalb Peter Fuller mich bat Deine Sachen bereit zu halten." Ihre Stimme wurde richtig neckend: „Oder möchtest Du doch damit nach Hause zu gehen?"

„Nein!" Er schüttelte heftig den Kopf. „Zuerst habe ich nur ein Krankenhaushemd angeboten bekommen und danach...Ich musste mich doch unter Gloria's Passwort einloggen."

Natürlich wusste sie das -- und Peter Fuller hatte ihr auch erzählt, dass er gezwungen gewesen war, sich als ‚agentin3' anzumelden. Sie kam trotzdem aus dem Kichern gar nicht mehr raus. „Was hat denn unsere ‚agentin3' an hübscher Unterwäsche an?"

Er fand das wohl gar nicht mehr lustig. Ohne auf ihre kecke Frage einzugehen, forderte er sie barsch auf: „Gib' mir meine Klamotten und dreh' Dich um!"

„Und auch wenn Du umgezogen bist, musst Du die ausgezogene Kleidung doch irgendwo lassen. Und nur ich habe eine große Handtasche mit. So oder so erfahre ich, was Du alles anhattest."

Sie feixte ihn amüsiert an -- es machte richtig Spaß ihn zu necken. Trotzdem gab sie ihm seine Anziehsachen und begann sich von ihm abzuwenden. Zu ihrer Überraschung machte ihn das richtig ärgerlich: „Ach, mach' doch was Du willst!"

Sein Tonfall brachte sie zum Umdenken. Plötzlich kam sie auf ihn zu und umarmte ihn kurz: „Ach, Michael, ich hab' das doch nicht böse gemeint. Das ist doch nur Spaß. Ich weiß doch genau, dass Du das für Gloria gemacht hast -- und auch für mich, weil ich Angst vor der engen Kabine hatte. Wenn das Dich so stört, dann mache ich auch die Augen zu und ich werde auch nichts mehr sagen, okay? Aber mir hat es damals beim Karneval gefallen einmal Rollentausch zu spielen. Sei' mir nicht mehr böse, ja?"

Er grummelte noch kurz, konnte ihr aber wohl nicht wirklich grollen. Sie hatte richtig Freude an der Karnevalsverkleidung gehabt und er wusste das sehr wohl. Und jetzt drehte sie sich halb weg und kniff ihre Augen übertrieben fest zu und versprach: „Ich mache es Dir leicht."

Er zog sich schnell um und legte Kittel und den Rest sorgsam auf ein Häufchen. „Michelle, ich muss morgen zur Überprüfung meiner Wunde wieder herein. Würdest Du mir helfen? Vielleicht mit einem Rollentausch für Dich?"

„Wunde??", sie klang besorgt, „Welche Wunde meinst Du denn? Hast Du Dich verletzt? Wann ist denn das passiert??"

Er erklärte ihr alles über den ‚Eingriff' und den ‚Stecker', wobei er darauf hinwies dass Peter Fuller über die Hintergründe besser Bescheid wissen würde. Dann erklärte er die Sache mit dem Wartungspersonal. Sie würden natürlich eine Frau erwarten, falls er die Schleuse passierte. Seine Idee war es nun, das Wartungspersonal gewissermaßen zu überlisten, indem auch sie durch die Schleuse ging. So würden sie dann Mann und Frau sehen, was mit den Anmeldungen übereinstimmte. Dass nur er zur Überprüfung seines Eingriffes ins Labor ging, würden sie ja nicht merken. Er wisse zwar dass sie die Schleuse hasste, aber vielleicht könne sie sich ja doch überwinden. Er war sichtlich überrascht, als sie sofort zustimmte durch die Schleuse zu gehen. Sie konnte gar nicht anders handeln.

Zuletzt runzelte sie allerdings ihre Stirn. Sie erkannte eine Lücke in seiner Argumentation:

„Wenn Du Dich einloggst als ‚agentin3' und dann als Mann aus der Schleuse herauskommst, wird der Wartungsmensch Probleme damit haben. Wenn ich mich als ‚male agent' einlogge und dann als Frau aus der Schleuse herauskomme, wird er auch Probleme damit haben. Komme ich als Mann verkleidet heraus, wird er das akzeptieren."

Sie erkannte an seinem überraschten Blick dass er an die Möglichkeit, dass sie direkt an der Schleuse beobachtet werden könnten, nicht gedacht hatte. Sie mussten Peter sofort anrufen, um das zu diskutieren. Der antwortete prompt auf ihre Fragen: „Natürlich habe ich daran gedacht. Ich wollte eigentlich Michael nur zeigen, dass es Auswege gibt. Ich habe nicht angenommen, dass er diese Möglichkeit sofort diskutiert. Allerdings setzt dieser zweite Weg bei der darauf folgenden Überprüfung voraus, dass sich auch Michelle diesem Eingriff unterwirft. Vielleicht finden wir ja noch vorher genügend Informationen über Gloria heraus und dann wäre das alles für Michelle nicht nötig"

Michelle hakte sofort ein: „Nein, das will ich nicht - denn dann müsste Michael ja alles alleine durchstehen -- und das weiterhin als ‚agentin3'. Er hat das alles für Gloria -- und auch für mich gemacht, weil ich zuerst den Mut dafür nicht hatte. Da kann ich ihn jetzt nicht im Stich lassen."

Michael war sichtlich gerührt. Spontan umarmte er sie dafür und dankte ihr dafür. Es hätte schon seinen Grund, dass er sich mit ihr am besten verstand.

Peter Fuller gab hingegen zu bedenken, dass alles nicht so einfach sei: „Beim ersten gemeinsamen Besuch müsst ihr beide verkleidet sein, zumindest beim Hereingehen, da Michelle sich als ‚agent3' und Michael sich als ‚agentin3' anmelden muss. Vielleicht haben wir ja auch Glück und das Wartungspersonal ist gar nicht da, dann haben wir uns für Michelle unnötig Gedanken gemacht. Michael muss allerdings Michelle erst anmelden, damit sie ein Passwort bekommt. Leider muss er sich dafür das erste Mal ‚einklinken' und kommt damit an einer Überwachungskamera vorbei, um die Anmeldung vornehmen zu können. Erst beim darauf folgenden Mal kann Michael sich als ‚agent3' und Michelle sich als ‚agentin3' anmelden und damit braucht ihr Euch dann nicht mehr zu verkleiden. Das Problem wäre dann beseitigt. Überlegt Euch das gut -- das ist alles nicht ohne Konsequenzen."

Michelle sah kein Problem und beendete damit das Gespräch mit Peter Fuller. Michael war ihr sichtlich dankbar dafür.

Vielleicht hätte er dies besser nicht tun sollen, denn auf einmal saß ihr der Schalk wieder im Nacken: „Michael, jetzt muss ich Deine hübschen Sachen aber einpacken."

Bevor er reagieren konnte, nahm sie den Kittel und Sandalen und stopfte beides schnell in einen Stoffbeutel, den sie aus ihrer Umhängetasche gefischt hatte. Dann ergriff sie den Satin-Schlüpfer, den er unter dem Kittel versteckt hatte. Sie spannte das rosafarbene Exemplar mit ihren beiden Händen auf: „Du musst ja wirklich süß ausgesehen haben..." sie kicherte laut los.

Er verdrehte die Augen: „Was sollte ich denn tun? Dieser verdammte Computer..." Nach ihrem großzügigen Angebot konnte er anscheinend nicht böse auf sie sein, aber er mochte ihren Kommentar trotzdem nicht. Warum war er mitunter so empfindlich?

„Du brauchst Dich nicht zu verteidigen. Ich lache Dich auch nicht aus. Hab' doch mal ein bisschen Humor und lache mit mir. Du weißt doch genau, dass Verkleiden mir schon immer Spaß gemacht hat." Sie lächelte ihn spitzbübisch an, während sie ihm die Tasche in die Hand gab.

Der Heimweg war still, denn Michelle hing ihren Gedanken nach und auch Michael war nicht gerade gesprächig.

2.3 Das Tagebuch 1

Michelle lief sofort zu dem Zimmer ihrer Halbschwester, nachdem sie die Tasche in ihrem Zimmer verstaut hatte. Sie brauchte trotz der Hinweise mehrere Stunden bis sie endlich die versteckte Datei gefunden hatte, die sich in deren Computer öffnete:

„Liebe Freda oder lieber Michael, es kann nur einer von Euch beiden sein, der diese Zeilen liest, während ich abwesend bin. Alle anderen sind noch zu jung, auch wenn Michelle bald das nötige Alter erreichen wird. Denn wenn Du das liest, dann ist einer von Euch in dem ‚Labor' gewesen und hat den Eingriff hinter sich. Dazu muss ich Euch einiges sagen. Und Euch sage ich mit Bedacht -- denn wer auch immer das zuerst liest, den bitte ich den jeweils anderen einzuweihen."

Irgendwie war sie froh, dass sie es war, die Michael einweihen konnte und nicht Freda. Sie wusste, dass Freda Michael nicht für voll nahm.

„Der ‚Eingriff' und das darauf folgende Training ist die notwendige Vorbereitung, um die Insel in gewisser Hinsicht verlassen zu können. Es gibt keinen anderen möglichen Weg. Ich weiß dass alle hier einem Verlassen der Insel und einem Leben in der großen Welt entgegenfiebern. Jeder auf der Insel weiß jedoch, dass erst ab der Volljährigkeit ein Verlassen möglich ist. Die Erklärung, die man Euch hierfür bisher gegeben hat, ist eine notwendige Prüfung auf die das Nachlassen der Infektionsgefahr durch Euch in diesem Altersfenster von 18 -- 21 Jahren. Die Erklärung ist nicht wirklich richtig. Richtig ist hingegen, dass erst ab diesem Alter der ‚Eingriff' möglich und auch erlaubt ist. Denn das obligatorische Training nach dem Eingriff ist ein Geheimdiensttraining. Deshalb dürfen die Jüngeren das auch nicht wissen. Sie könnten Einzelheiten über das Training erfahren -- und das wäre nicht gut. Erst das Dienst- und Schweigegelöbnis bei Volljährigkeit ermöglicht dann den Rest. Dieses findet nach der ersten sogenannten Überprüfung statt. Das ist zwar nur eine Erklärung vor einer Videokamera, aber es macht sich besser, wenn man so wie bei einer Bewerbung gekleidet ist. Tatsächlich ist es auch eine Art Bewerbung. Danach fängt das Training an, aber dazu später mehr. Gleichzeitig wäre es am besten, wenn ihr das Training gemeinsam macht. Vorsichtshalber habe ich für Freda schon einmal eine Ausnahmeregelung für den Collegeabschluss erwirkt. Denn für eine Einzelperson gibt es nicht zu unterschätzende Gefahren bei diesem Prozess. Vor allem darf keiner von Euch beiden alleine in Discos oder Bars gehen, das sage ich vor allem Freda. Ihr müsst immer eng zusammenarbeiten!"

Michelle war die Vorstellung einer engen Zusammenarbeit zwischen Freda und Michael nicht recht, denn Michael würde davon viele mentale Schrammen bekommen, so wie ihn Freda behandelte.

„In den weiteren Abschnitten meines Tagebuches könnt ihr Beispiele hierfür finden. Da es die Gefahr gibt, dass trotz meiner Vorkehrungen jemand anderes die Dateien findet, habe ich vorsichtshalber mein Tagebuch verschlüsselt und den Schlüssel hierfür im anderen Teil der Anlage versteckt. Beim ersten Training werdet ihr dies finden. Mehr kann ich hierzu an dieser Stelle nicht sagen.

Zusätzlich möchte ich Euch noch vorwarnen. Eine Nebenwirkung der Infektion ist ein verminderter Hormonaushaushalt, was hier auf der Insel durchaus akzeptabel ist, da die Auswahl an Partnern sehr begrenzt ist, um das mal positiv zu formulieren und gleichzeitig Pubertätsprobleme an Heftigkeit verlieren. Der ‚Eingriff' hat später die Konsequenz, dass ihr den vollen Ansturm der Geschlechtshormone auf Eure Gefühlswelt erlebt. Besonders für Michael als jungen Mann, aber auch für Freda, kann das einschneidend wirken und ist eine der Gefahren, vor denen ich warnen möchte."

Michelle rief sofort bei Michael in seinem Zimmer an und erzählte ihm das Wesentliche, aber nichts über die Erwähnung von Freda in Glorias Brief. Kurz danach hatte sie noch eine Notiz in der Schublade von Glorias Schreibtisch gefunden. Diese Notiz war nicht sehr deutlich gewesen, aber sie hatte angedeutet, dass bei zeitlich nahe liegenden Eingriffen zweier Personen auch ungewöhnliche Techniken genutzt werden konnten, bis hin zu der sofortigen Erprobung der ‚Stecker' für beide. Normal für Einzelfälle war hingegen eine langsame Vorgehensweise. Die Begründung für das rasche Vorgehen war nach Gloria die noch nie erprobte Möglichkeit einer Teambildung. Es war nicht ganz klar, ob sie diese Idee gut fand oder nicht. Deutlich war hingegen, dass dies als ein emotional einschneidender Vorgang betrachtet wurde. Sie hatte aber nicht erklärt, weshalb dies so sein sollte. Es war alles sehr vage, aber auch beängstigend, weil diese Notiz so gut versteckt gewesen war. Sie beschloss Michael nur wenig davon zu erzählen, um ihn nicht zu beunruhigen.

2.4 Die Vorbereitung

Am nächsten Morgen klopfte Michelle fröhlich an Michaels Tür. Sie musste ihre Fragen wiederholen, denn er kämpfte noch mit seiner Müdigkeit und verstand sie erst einmal nicht richtig.

„Wann wollen wir uns fertig machen? Wir brauchen Zeit für die Vorbereitung, Michael. Sei nicht so ein Morgenmuffel! Ich habe es geschafft alle anderen im Haus zu einem Brunch zu überreden. -- also können wir ungestört daran arbeiten."

Etwas widerwillig öffnete er ihr die Tür. Ihr Enthusiasmus am Morgen schien nervtötend für ihn zu sein.

„Dusch Dich ausgiebig bei Gloria. Und Du musst Dich rasieren!", sie machte Druck.

Das steigerte nicht gerade seine Laune. „Herrgott, ich dusche und rasiere mich jeden Morgen in meinem Zimmer. Warum soll ich das in Gloria's Bad machen?"

„Weil Dein Duschgel nicht geeignet ist und wir Deine haarigen Arme und Beine nicht so lassen können!" Sie zerrte ihn noch im Schlafanzug zu anderen Flügel des Hauses hin, wobei er sich gerade noch seinen Rasierer schnappen konnte. Er sah unangenehm berührt aus, als er Gloria's Zimmer betrat. Gloria hatte immer streng darauf geachtet, dass alle Jungens nie den Flügel der Mädchen betraten, ohne eine ausdrückliche Erlaubnis von ihr zu haben. In dieser Hinsicht war sie sich mit Johannes einig gewesen. Michelle war das egal, beide waren heute nicht da.

Michelle reichte ihm ein sehr blumig duftendes Gel von Gloria und deren Nassrasierer. „Dein Trockenrasierer hinterlässt zu viele sichtbare Stoppeln, also nimmst Du ihren Nassrasierer. Keine Widerrede! Wenn Du nicht voll mitmachst, kannst Du alleine gehen! Ich werde den Erfolg inspizieren."

Sie wusste dass ihr Argument schlagend war, denn er musste sich vor Augen halten, dass sie ja den Eingriff freiwillig machte um ihm zu helfen. Dafür konnte sie sich schon etwas erlauben.

Das Rasieren würde zeitaufwendig werden, das sah sie schon. Auf seinen Armen würde es gut gehen, da waren seine Haare hellblond von der Sonne gebleicht, aber seine Beine waren mit kräftigeren und dunkleren Haaren besetzt. Sie ging selber zum Duschen derweil.

Nach einer halben Stunde kam sie zur Inspektion vorbei. Er hatte schnell das Handtuch um seine Hüften drapiert. Er musste sich einmal um seine Achse drehen. „Michael, so geht das nicht! Deine Arme sind ja halbwegs okay, aber Dein Oberkörper gar nicht. Deine Brusthaare müssen auch komplett weg -- und Deine Beine zeigen zu viele Stoppeln. Geh' noch mal unter die Dusche und benutze mehr Gel. Gib Dir mehr Mühe! Zumindest Dein Schulterbereich darf kein einziges Haar zeigen!"

Er stöhnte auf. „Michelle, warum musst Du so einen Stress machen? Das ist doch übertrieben. Wer soll denn schon meinen Oberkörper sehen können?"

„Michael, hast Du mir nicht zugehört? Du wirst garantiert vor einer Videokamera sitzen, wenn nicht gar jemand vom Wartungspersonal da sein wird. Hast Du schon einmal daran gedacht wie es wirken würde, wenn dunkle Haare durch die Bluse scheinen? Du bist einfach nicht sorgfältig genug! Ich gedenke alle vermeidbaren Risiken auszuschließen."

„Bluse? Was zum Teufel hast Du bloß alles mit mir vor?" Sein Tonfall war anklagend. „Ich möchte nicht..."

Sie wurde ärgerlich. Schließlich kam sie mit um ihm zu helfen -- und nicht umgekehrt. Das musste sich in ihrem Gesichtsausdruck spiegeln, denn er stoppte mitten im Satz und ging ohne ein weiteres Wort zurück zur Dusche.

Sie ging in ihr eigenes Zimmer. Nach weiteren zwanzig Minuten kehrte sie wieder zurück. Sie seufzte: „Mit Deinen Beinen wird das nichts, da werden wir eine dunkle, blickdichte Strumpfhose brauchen und ..."

Das wurde sichtlich zu viel für ihn. „Michelle, warum gehen denn nicht Jeans für Mädchen? Ich brauche doch auch keine Bluse -- ein garantiert nicht durchsichtiger Pullover tut es doch auch. So eine Kombination tragen doch auch viele Mädchen."

Michelle schnaubte wütend durch die Nase: „Typisch Mann! Du hast keine Ahnung von der Wirkung von Kleidung. Bei Deiner Figur in eng geschnittenen Jeans und Pullover sowie Deinem Haarschnitt nimmt Dir doch auch der blödeste Wartungstechniker nicht ab, dass Du als Frau eingeloggt bist. Und was glaubst Du wird er dann tun? Dich ignorieren? Was passiert dann mit der Suche nach Gloria??"

Ihr Argument war nicht von der Hand zu weisen und sie konnte sehen wie er ihren Punkt aufnahm. Er hatte sich wohl auf die Spurensuche für Gloria konzentriert und darüber das Risiko einer Aufdeckung vernachlässigt. Er musste einsehen, dass er dies nicht einfach ignorieren konnte.

Sie hatte einen Moment gewartet, bis es bei ihm geklickert hatte, um dann mit ihrer Argumentation fortzufahren. „Wenn Du hingegen in typisch weiblicher Kleidung auftauchst und entsprechend aufgemacht bist, wird man Dir das abnehmen, wenn keine offensichtlichen Widersprüche auftauchen. Eine dunkle, blickdichte Strumpfhose vertreibt erst einmal den Gedanken an behaarte Männerbeine, genauso wie ein kniefreier Rock mit passender Länge. Aber dieses Signal muss auch mit dem Rest übereinstimmen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Du oben nicht nur gut rasiert bist, sondern so perfekt um einwandfrei glatte Haut aufzuweisen. Glücklicherweise hast Du keine Sonnenbäder gemacht und Deine Haut ist schön hell. Eine offene Bluse mit glatter, zarter und heller Haut lässt gar nicht erst an einen Mann denken. Die Figur ist dann zweitrangig -- nicht alle Frauen haben eine ausgeprägt weibliche Figur. Und für Deine Haare habe ich auch eine Idee." Sie hätte sich auf die Zunge beißen können, als sie gemerkt hatte, was sie unabsichtlich gesagt hatte. Ihre eigene Figur mit ‚fehlender Taille und Oberweite' war ein wunder Punkt für sie, denn Freda benutzte dieses Argument mitunter, wenn sie im Streit waren.

Michael war sichtlich überrascht. Er hatte wohl nicht erwartet, dass sie sich richtig Gedanken über die Vorgehensweise zur Täuschung der eventuell vorhandenen Leute gemacht und ein komplettes Konzept dafür entwickelt hatte. Sie konnte sehen, wie es bei ihm arbeitete.

Er wollte sie wohl prüfen, ob sie sich auch etwas für sich selbst überlegt hatte: „Und was sagst Du zu Deinen eigenen Haaren?"

Das war kein schönes Thema. Aber sie war zufrieden, dass er nicht ihre eigene Figur thematisiert hatte, trotz der Steilvorlage, die sie ihm mit der ‚Figur' geliefert hatte. Das war eben charakteristisch für Michael, er akzeptierte sie so wie sie war. „Ich werde mir die Haare kurz schneiden, um eine Perücke aufsetzen zu können." Es war etwas, das sie nicht mit Enthusiasmus anging. Es tat ihr leid, denn sie hatte langes Haar, das bald bis zum Kreuz reichte und es hatte endlos gedauert, bis es soweit gewachsen war.

„Es tut mir leid. Michelle, Du brauchst das nicht zu tun -- vielleicht gibt es ja einen anderen Weg." Michael wurde sich wohl erst jetzt richtig bewusst, dass es ein großer Gefallen war, den sie ihm tat, wenn sie einwilligte, seine Rolle als ‚agentin3' zu übernehmen.

„Das ist lieb von Dir." Sie war für einen Moment etwas still. Er wusste auch nicht so richtig, was er sagen sollte, wohl weil er ein schlechtes Gewissen bekam! Das konnte sie vielleicht ausnutzen.