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K.E.E. Ein bisschen Apokalypse 03

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„Kann ich sie mal halten?"

Wanda nickte und wollte ihm das große Gerät reichen, doch sie vermochte es nicht, es loszulassen.

„Es geht nicht. Ich kann meine Hände nicht öffnen."

Sie versuchte es mit aller Kraft, doch ihr Körper schien in diesem Moment nicht auf sie hören zu wollen.

„Richte sie gegen die Tür, ich glaube gar nicht, dass du abdrücken musst."

Wanda blickte ihn fragend an, richtete aber unbeholfen das Geschütz auf das stählerne Schott. Sie wollte gerade fragen, was als Nächstes zu tun sei, als ein blauer Blitz aus der Mündung schoß und ein seltsam klingendes Geräusch laut wurde.

„Rrrraaaaannnnggggg!"

Qualm stieg auf, ein Zischen wurde laut und eine unangenehme Hitze breitete sich im Stollen aus. Maximilian glaubte nicht seinen Augen zu trauen, als ein Loch in der Tür sichtbar wurde, dessen Metallränder sich mit goldgelber Farbe verflüssigt hatten. Das Projektil der Waffe musste sich in Plasma verwandelt haben, während es durch den Stahl gedrungen war.

„Schön und gut, aber da passen wir nicht durch, Max."

Wanda hatte Recht. Das Loch war nur zehn bis fünfzehn Zentimeter dick.

„Frag Kee, auf was du zielen sollst." Schlug Maximilian vor.

Wanda brauchte sich diese Frage gar nicht erst zu stellen. Rote Quadrate taten sich vor ihren Augen auf, die bestimmte Stellen an dem Tor markierten. Sie richtete die Waffe in die ungefähre Richtung des Ziel´s, dann verselbstständigten sich ihre Arme und die Markierung wurde gelb. Wieder brauchte sie nichts weiter zu tun, die Waffe schoss von alleine.

Rrrrrrraaaaaannnnnnggggg!

Rrrrrrraaaaaannnnnnggggg!

Rrrrrrraaaaaannnnnnggggg!

Rrrrrrraaaaaannnnnnggggg!

Maximilien musste wieder in den Tunnel herunter steigen, die Hitze des geschmolzenen Metalls trieb ihn zurück. Erst nach langen Minuten verzog sich der Qualm wieder, doch das Tor hielt nach wie vor den Durchgang verschlossen.

„Das gibt es doch nicht! Scheiße! Schieß weiter!" Forderte Maximilian Wanda auf. Doch die wirkte unsicher. Es gab keine Markierungen mehr, auf die sie die Waffe hätte richten können.

„Es geht nicht, okay? Und mäßige dich endlich mir gegenüber. Das kann doch nicht wahr sein. Kaum sind wir aus dem Bunker heraus, entpuppst du dich als richtiges Arschloch."

Maximilian blickte sie erschrocken an. Tatsächlich hatte seine Ungeduld nicht gerade seine beste Seite nach außen gekehrt.

„Entschuldige. Ich bin einfach nur aufgeregt und jetzt enttäuscht."

Wanda ließ es gut sein und überlegte genauso angestrengt wie er.

„Vielleicht war es nur ein Versuch des Kee gewesen? Eine Verzweiflungstat wie unser Buddelversuch vorhin?" Mutmaßte der Informatiker.

„Ich versuche noch mal, mich dagegen zu werfen. Vielleicht klappt es ja jetzt?"

Sie wollte die Waffe ablegen, doch auch jetzt konnte sie diese nicht loslassen. Erst als sie das Gerät über ihren Kopf hob und am Laufende festhielt, verschwand es wie durch Geisterhand auf ihrem Rücken.

„Du bist der Wahnsinn. Wirklich." Staunte ihr Freund, der sie dabei beobachtet hatte.

„Ich sollte damit Menschen töten, erinnerst du dich?" Wanda holte ihn, was sie selbst und ihren Körper betraf, immer wieder zuverlässig auf den Boden der Tatsachen zurück.

„Ja, du hast Recht. Tut mir leid, aber wenn es um Technik geht, vergesse ich schnell, was eigentlich dahinter steckt. Aber man sieht an deiner Entwicklung, wozu der Mensch in der Lage ist, wenn er das Gefühl hat, dass es ihm an den Kragen geht."

„Der Preis dafür ist nur zu hoch. Ich mag sehr konservativ klingen, aber für mich hat uns erst der Fortschritt kaputt gemacht, an dem du dich so berauschen kannst."

Sie ging zehn Meter zurück und wollte, trotz der Steigung, von dort aus Anlauf nehmen. Sie ging in eine Teilhocke wie ein Sprinter und lief, so schnell wie sie konnte an. Maximilian spürte den Luftzug, als sie an ihm vorbei zischte und duckte sich instinktiv, als ihr Körper mit einem gewaltigen Donnern gegen die Wand schlug. Tatsächlich! Das Teil kippte. Mit einem kreischenden Ton brach es aus seiner Halterung heraus und fiel mit ohrenbetäubenden Getöse zu Boden. Wanda machte in dieser Situation einen wenig eleganten Eindruck, als sie auf der Stahltür ausgestreckt zum liegen kam.

Maximilian eilte ihr nach und fragte sie noch im Laufen, ob sie sich verletzt haben könnte.

„Alles in Ordnung?"

Wanda drehte sich auf ihren Rücken und blickte mit zerknirschten Gesichtsausdruck zu ihm auf.

„Ich glaube schon. Hoffentlich ist nichts an mir kaputt gegangen."

„BETRIEBSBEREITSCHAFT 100 %" tauchte in ihrem Gesichtsfeld auf.

„Anscheinend ist alles in Ordnung, hilfst du mir?" Sie streckte ihren Arm nach ihm aus und es war rein symbolischer Natur, dass er ihr aufzuhelfen suchte."

Als Wanda neben ihm wieder zum Stehen kam, hatten sie das erste Mal dazu Gelegenheit sich umzublicken. Maximilian leuchtete den großen Raum mit seiner Taschenlampe ab, während Wanda dieses Hilfsmittel nicht nötig hatte, um sich einen Überblick zu verschaffen.

„Die Gleise hören hier auf." Stellte sie fest, dabei vor sich auf den Boden deutend.

„Hier ist eine Tür, sie ist nicht verschlossen."

Maximilian hat sie schon geöffnet und eilte den Gang entlang, voller Spannung, was er an seinen Ende entdecken könnte.

„Ein Fahrstuhl!" Stellte er ernüchtert fest, als er einen kleinen Raum betrat.

„Hast du mal den Knopf gedrückt?" Fragte Wanda lachend und drückte ihn. Natürlich tat sich nichts, das wäre auch zu verrückt gewesen.

„Wollen wir gucken, wohin es hier lang geht?"

Maximilian hatte die rote Brandschutztür neben sich völlig übersehen. Er machte Wanda Platz, als diese an dem Griff der Tür zu rütteln begann.

„Darf ich dich was fragen?" Meinte sie beiläufig zu ihm, als sie den Griff der Tür mit einem schrillen Klingen abgerissen hatte.

„Hier muss auch alles verschlossen sein, oder? Die litten wirklich an Paranoia die Herren." Beschwerte sie sich. Dann trat sie mit ihrem rechten Fuß gegen die Stahltür, die viel schmaler gebaut als die vorherige Doppeltür, sofort der brutalen Kraft der Menschmaschineverbindung nachgab."

Maximilian drängte an ihr vorbei und leuchtete die Notleiter ab, die hinauf in die Dunkelheit führte.

„Was wolltest du mich fragen?"

Wanda besann sich darauf und blickte ihn neugierig an.

„Wie kommt es, dass du so gut rasiert bist?"

„Einwegrasierer. Bei den Notverpflegungen sind sie dabei. Zusammen mit Seife und Aftershave. Ich musste sehr sorgsam damit umgehen und habe sie selbst dann noch verwendet, als ich mich schon begann mit den stumpfen Klingen zu schneiden. Du hast mich in einem Zeitraum eines neuen Rasierers kennengelernt und bevor du fragst, die Haare schneide ich mir mit Büroscheren."

Wanda hob ihren Arm an seinen Kopf und strich ihm mit ihren Fingern durch sein Deckhaar.

„Dafür ist es ganz gut geworden. Toll!"

„Dreißig Jahre Übung, Wanda!"

Er griff schon nach einer der Sprossen und schickte sich an, nach oben zu klettern.

„Wie kommst du nur auf solche Fragen?"

Wanda folgte ihm, passte aber nur knapp in den Schacht hinein. Die Leiter ächzte unter ihrem Gewicht, so dass sie sich Sorgen mussten, ob sie ihr Gewicht zu tragen überhaupt in der Lage war.

„Ich weiß auch nicht. Es kam mir irgendwie seltsam vor, dass du so gepflegt bist."

„Meine Mutter hat darauf immer sehr viel Wert gelegt. Sie meinte, dass die Menschen mit einem viel lieber zu tun haben wollen, wenn man einen ordentlichen Eindruck bei ihnen hinterlässt. Sie hatte wohl auch irgendwie Recht damit."

„Das finde ich auch. Ich kann Männer nicht viel abgewinnen, wenn sie nicht auf sich achten können."

Sie stiegen weiter die Leiter hinauf und erreichten eine kleine Plattform, die mit Drahtboden und Netzen verkleidet worden war. Ein Schild mahnte sie: „Ruhe bewahren und Abstand zum Vordermann halten!".

„Würdest du also bitte einen Moment lang warten!" Forderte Maximilian seine Begleiterin in einem gespielt ernsten Ton auf. Die lachte und versprach brav zu sein. Überhaupt hatte sich die Stimmung zwischen den beiden wieder deutlich gebessert.

„Es kommt noch eine Etage, dann ist Schluss." Tatsächlich konnte er weit über sich das Ende der Leiter erkennen. Sie mündete in einen größeren Raum ein, wie es schien.

„Wie hoch sind wir?" Wandte er sich zu Wanda um, die auf der Ebene unter ihm wartete und sich gleichzeitig auf der Leiter und der Plattform abstütze, aus Angst das Letztere ihr Gewicht nicht halten könnte.

„Zwölf Meter. Dort oben sind wir an unser Ziel angelangt."

Sie richtete besorgt ihren Blick auf ihn.

„Meinst du nicht, dass du Strahlung abbekommen könntest?"

Maximilian verneinte.

„Nach dieser Zeit unwahrscheinlich. Frag Kee, die wird dir sagen können, wie viel Sievert die Umgebung abgibt.

„Sie zeigt mir eine 2 an und dann ein kleines m ein großes S und dann ein kleines v. Sagt dir das etwas?"

„Ja. Das sind 2 Millisievert. Du musst dich also um mich nicht sorgen."

„Und ab wann mache ich mir Sorgen?"

„Ich denke in diesen Punkt können wir uns auf dein Kee verlassen. Es scheint gar nicht so verkehrt zu sein, wie du anfangs dachtest."

Wanda nickte. Auch sie musste zugeben, dass es ihr jetzt viel leichter fiel sich in ihrer Rolle zurechtzufinden.

„So! Hier ist Schluss. Wir sind da, Wanda!" Maximilian klang euphorisch in diesem Moment. Sofort verschwand er aus ihrem Sichtfeld, was sie zum Anlass nahm, ihm so schnell es ihr möglich war zu folgen."

Auch sie erreichte jetzt das Ende der Notleiter, die noch zwei Meter weiter aus dem Boden herausführte, um einen Auf- und Abstieg zu erleichtern. Sie allerdings musste sich mit Gewalt durch die Bodenplatte zwängen und verbog sie dabei zu einer unförmigen Masse.

„Max?! Wo bist du?"

Sie sah sich um und bemerkte jetzt einen grünen Stich, der am linken Rand ihres Gesichtsfeldes auftauchte. Erst wusste sie mit ihm nichts anzufangen, dann aber schlussfolgerte sie. Er war der Wegweiser! Kee hatte ihren Freund anscheinend schon gefunden.

Wanda trat aus den Raum heraus, ging am Aufzug vorbei, dessen Schacht parallel zur Notleiter verlief und betrat ein Vorzimmer und von dort einen Sicherheitsbereich mit Detektor und Schleuse. Kein Wunder bei dem Projekt, an dem hier gearbeitet worden war.

Vor ihr breitete sich ein verwüstetes Großraumlabor aus. Glassplitter lagen tausendfach am Boden, zertrümmerte Instrumente, Staub, sogar Pflanzen, die neben den Boden auch Tischplatten, Regale und Schränke besiedelt hatten. Blickte sie aus dem Fenster, konnte sie einen klaren Nachthimmel sehen, sowie die schwarzen Schatten von einigen niedrigen Bäumen erkennen.

„MAX!"

„Ich bin hier." Kam es aus dem Nachbarraum zurück. Wanda folgte seiner Stimme, betrat ein großes Büro mit zwanzig Arbeitsplätzen, deren Tische, Stühle und Inventar einen merkwürdig unvollständigen Eindruck auf sie machten.

„Siehst du das?" Maximilian stand an einem der zerborstenen Fenster und blickte nach draußen, wo ein Parkplatz mit wenigen Autowracks das ganze Vorgelände des Gebäudes einnahm. Hatten die wenigen Fahrzeuge der Nachtschicht gehört? Wahrscheinlich war es so. Bei einigen der verrosteten Überbleibsel einer vergangenen Epoche konnte man die Typen noch erraten.

„Die Natur hat sich fast alles wieder zurückgeholt." Stellte Wanda fest. Diese Entdeckung tröstete sie in diesem Moment.

Tatsächlich schien alles durch Menschenhand Geschaffene von Pflanzen überwuchert worden zu sein. Auch einige Wäldchen aus mittelgroßen Bäumen waren zu sehen, ansonsten hatte dichtes Buschwerk die ehemalige Stadt erobert.

„Meinst du wir finden jemanden?" Fragte ihn Wanda.

Maximilian konnte seinen Blick von der Szene, die sich ihm dort draußen bot, nicht abwenden. Dieser Sternenhimmel, hatte er jemals so etwas Beeindruckendes gesehen? Für einen kurzen Moment, glaubte er Vögel rufen zu hören, oder bildete er sich das ein?

„Das wirkt alles so ruhig und friedlich." Stellte Maximilian fest, dabei ihre Frage übergehend.

Wanda deutete auf den Vollmond, der die Nacht in seinen matten Lichtschein tauchte. Er war so schön wie eh und je. Als Kind hatte sie ihn sich oft mit ihren Eltern angesehen. Das Mondgesicht, es hatte immer freundlich zu ihnen heruntergelächelt, so wie an diesem Abend auch.

Wanda fasste nach Maximilians Hand. Auch sie verspürte jetzt kaum noch Lust, in den Bunker zurückzukehren.

„Wollen wir hier oben bleiben? Wir können ja morgen früh damit beginnen uns hier einzurichten." Schlug sie deshalb vor.

Maximilian war einverstanden. Wanda würde nicht schlafen müssen und somit Wache halten. Aber was sollte auch schon passieren? Nirgends war irgend eine künstliche Lichtquelle auszumachen, die auf eine Ansiedlung von Menschen hingedeutet hätte.

Noch einmal leuchtete er das Büro mit seiner Taschenlampe ab, auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Doch auch nach längerem Stöbern und Erkunden, konnte er nicht wirklich etwas Geeignetes für sich finden. Erst als Wanda ihm ein paar der schweren Schreibtische zusammenschob, konnte er sich auf den harten Tischplatten eine provisorische Lagerstatt bauen.

Natürlich war das Liegen auf den Platten für ihn alles andere als bequem, doch die frische Luft, der seichte Windzug und das Gefühl der Freiheit, würden ihn schnell den nötigen Schlaf finden lassen.

„Morgen früh brauche ich es von dir unbedingt." Meinte Wanda fordernd, aber seiner Erschöpfung Rechnung tragend. „Es fängt schon wieder an weh zu tun."

Maximilian lächelte. Gerne würde er ihr diesen Gefallen tun.

„Du bist müde, ich seh´s, aber weißt du, was mich wundert?"

Maximilian blickte fragend zu Wanda rüber, die sich neben ihm auf den Boden gehockt hatte.

„Ich sehe dich auf einmal grün umrandet."

Auf einen Schlag war Maximilian wieder hellwach.

„Und was bedeutet das?"

Wanda hatte keine Ahnung. Das Kee lieferte ihr zwar Informationen, aber nicht die dazu gehörigen Erklärungen.

„Ich habe keine Ahnung. Die Entwickler haben dir vergessen, eine Anleitung für dein Spielzeug zu schicken. "

Maximilian grinste, blickte sich dann aber noch einmal unsicher um, legte sich wieder hin und versuchte eine Position zu finden, in der er einschlafen konnte.

„Pass auf uns auf! Wenn du etwas siehst oder hörst, weckst du mich sofort, versprich mir das!"

Wanda beugte sich noch einmal zum ihm rüber und küsste ihn.

„Schlaf schön, mein Schatz. Mach dir keine Sorgen."

Maximilian lächelte, streckte sich aus und gähnte in einem langen Zug. Endlich würde er wieder das Leben anfangen.

„Du wirst sehen. Wir schaffen das alles!" Flüsterte er, schon halb schlafend.

Wanda nickte. Solange sie zusammenblieben, war alles gut für sie.

12 Der erste Tag

„Max! Wach auf! Das musst du dir ansehen."

Maximilian war völlig übermüdet eingeschlafen und tat sich entsprechend schwer damit, sich aus seinem Tiefschlaf wieder herauszulösen. Doch in dem Moment, in dem er sich daran erinnerte, wo er sich befand, war er hellwach geworden.

„Ist etwas passiert?" Fragte er erschrocken.

„Nein, nein. Alles gut. Die Sonne geht nur auf und nach dreißig Jahren ..."

Wanda hatte Recht! In dem Moment, in dem er sich aufgerafft hatte und an ihre Seite kam, sah er die Sonne im Osten aufgehen. Dort wo früher der U-Turm der ehemaligen Union-Brauerei gestanden hatte und die Türme der Banken und Kirchen zu sehen gewesen waren, ging jetzt die Sonne auf und tauchte alles in ihren hellen Schein. Es war wunderschön anzusehen.

„Alles grün, soweit das Auge reicht." Meinte Wanda erstaunt. „Wie in einem Dschungel."

„Wo hast du gewohnt?" Fragte Max.

„Im Süden, in der Bittermark."

„Und du?"

„Nördlich vom Bahnhof, in einer Gegend, die weitaus besser war als ihr Ruf."

„Du meinst die Nordstadt?"

„Ja. Auch meine Eltern lebten dort." Seine Stimme brach sich in diesen Moment.

„Vielleicht haben sie ...?"

Maximilian schüttelte seinen Kopf.

„Ich habe mir das auf der Karte angesehen. Es kommt einen Wunder gleich, dass diese Gebäude hier noch stehen. Sie es dir an, Wanda. Wie viele Ruinen siehst du sonst noch?"

Tatsächlich waren nur Fragmente von Gebäuden zu sehen, in einer Entfernung, vielleicht ein oder zwei Kilometer, konnte sie noch weitere Ruinen erkennen.

„Du hättest größere Chancen im damaligen Lotto den Toppreis zu gewinnen, als das Verwandte oder Freunde diesen Horror überlebt haben." Stellte Maximilian voller Trauer fest. Die ganzen Gefühle, die er über die Jahre verdrängt hatte, kamen in diesem Moment wieder hoch.

„Ich höre die Vögel zwitschern." Versuchte Wanda, dem Gespräch eine neue Richtung zu geben. Erleichtert stellte sie fest, dass auch er lauschte und für einen Moment lang seine Trauer dämpfen konnte.

„Komm! Trink erst einmal etwas und iss. Ich habe dir Dosenbrot gemacht."

Er dankte ihr, setzte sich auf einen Stuhl ohne Lehne und zog diesen, dabei kurz aufstehend und hinter sich greifend, an einen der Tische heran, die Wanda notdürftig geputzt hatte.

„Wie geht es jetzt weiter?" Fragte sie ihn neugierig.

Maximilian hatte sich diese Frage auch schon gestellt. Gerne hätte er sich sofort auf eine Erkundungstour begeben, doch vielleicht war es besser, sich hier erst einmal eine Basis einzurichten. Dazu brauchten sie Vorräte aus dem Bunker, die sie erst einmal den umständlichen und langen Weg hinauftragen mussten.

Maximilian wollte gerade von einem der Brote abbeißen, als ein ohrenbetäubendes Geheul laut wurde. Es klang wie das eines wilden Hundes oder sogar Wolfs, der sich in unmittelbarer Nähe befinden musste.

Wanda zuckte zusammen.

„Max, ich habe Angst." Sie stellte sich hinter ihn und blickte besorgt rüber zu den Fenstern.

Sie kniete sich hin und umarmte ihn mit ihren beiden Armen.

„Meinst du die kommen her?" Fragte sie ihn voller Sorge.

Maximilian lachte.

„Wanda! Dir können sie nichts, begreife das doch endlich!"

Sie schien sich dessen nicht sicher zu sein und lauschte aufmerksam nach draußen.

„Ich sehe vier rote Striche!"

Maximilians Augen weiteten sich. Wanda hatte ihm erzählt, dass sie ihn als grünes Symbol angezeigt bekommen hatte, als sie ihn nach ihrem Aufstieg kurz aus den Augen verloren hatte.

„Einer von ihnen kommt näher."

Sie presste ihren Körper noch enger an den von Maximilian und fing in diesem Moment tatsächlich das Zittern an. Wäre die Situation nicht so schwer zu überblicken gewesen, hätte er sie vielleicht deshalb ausgelacht, so griff er aber in seine Tasche hinein und zog die Pistole heraus.

„Was willst du mit der?" Fragte sie ihn erschrocken.

„Du hast Angst, Wanda? Ich weiß nicht was passieren muss, bis du reagierst."

Sie konnte das nicht leugnen. Sie hatte sich schon immer vor wilden Tieren gefürchtet und ganz besonders vor Ratten.

„Pass auf damit. Und schieß nur, wenn du es unbedingt musst." Forderte sie von ihm.

Er versprach es, stand vom Tisch auf und löste sich dabei vorsichtig aber energisch aus ihren Armen.

„Wohin gehst du?" Fragte Wanda ihn erschrocken.

„Nachsehen." Erwiderte Maximilian.

Sie schüttelte den Kopf.

„Du musst nicht vor mir den Tapferen spielen, Max. Lass uns hierbleiben, bitte."

„Wanda ich will die Tiere sehen, sie geben uns vielleicht Aufschluss darüber, was uns hier alles erwarten wird."

Er ging zur Tür.

„Kommst du? Ich brauche dich, damit du mich führen kannst."

Wanda zögerte, doch auf keinen Fall wollte sie allein bleiben. Also ging sie ihm nach und versteckte sich hinter seinen, für sie viel zu kleinen Rücken.

„Wo befinden sich die Striche jetzt?" Fragte er.

„Einer von ihnen ist irgendwo unter uns."

Maximilian nickte, lud seine Pistole durch, in dem er ihren Schlitten nach hinten zog, um ihn dann sogleich wieder loszulassen, worauf dieser in seine ursprüngliche Position zurückschnellte. Dann richtete er den Lauf der halbautomatische Waffe zwei Meter vor sich auf den Boden. Er hatte sich Lehrvideos der Polizei angesehen und wusste in der Theorie, wie man sich einer Gefahrensituation anzunähern hatte.