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K.E.E. Ein bisschen Apokalypse 04

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Neben ihm weigerte sich der Körper des getroffenen Schwarzhemdes zu sterben und so zuckten dessen Gliedmaßen unkontrolliert in weit ausholenden Bewegungen herum.

„Selsch im Krebiere a Komischer. Schet wi e tanscht." Stellt einer der um ihn herumstehenden Männer lachend fest.

Der Blonde schien den makaberen Humor seines Untergebenen nicht zu teilen, rammte ihm den Kolben seines Sturmgewehrs in den Bauch und brachte es dann auf ihn in Anschlag, um die Waffe nach einem langen Moment schließlich doch noch auf den Sterbenden zu richten.

„Mach es gut, Walter!" Wünschte er seinem Kameraden, zog den Abzug durch und jagte mit einer laut knatternden Salve ein paar Kugeln in dessen Körper hinein.

„Was glotzt ihr mich so an?" Richtete er sein Wort an seine schockiert dreinblickenden Männer.

„Kontrolliert das Gebäude und bringt mir den Verantwortlichen!! Wollen wir ihm die gleiche Ehre erweisen, die er unseren Kameraden erwiesen hat."

„Rolf, Armin! Rein da! Sucht alles ab und gebt Laut, wenn ihr unsere Hilfe braucht."

„Thomas! Gerolf! Nordwest- und Südostposition einnehmen, zur Objektbeobachtung. Lasst nichts rein und nichts raus. Wir erwischen diese Schweine!"

„Wehrs det weschn? Wash dengscht?"

Wurde der große Blonde von dem Mann mit Hakennase und vorstehenden Kinn gefragt.

„Woher soll ich das wissen? Das Einzige was ich weiß, ist das die Radsen und diese Hurensöhne das büßen werden."

Die beiden Männer, die den nördlichen Teil des Gebäudes durchsucht hatten, stellten nach einer halben Stunde ohne Erfolg ihre Fahndung ein. Auch die Hunde, die sie begleitet hatten, nahmen keine Witterung auf. So kamen sie schließlich kleinlaut und sichtlich verängstigt zu ihrem Chef zurück, von dem Steinewerfer keine Spur.

„Ka da, Anfurer! Nischtsch un Neman. A de Hun han nischt rochen.

Ein kurzer Blick auf die beiden Männer, dann zeigte sein Arm auch schon auf die Eingangstür des Haupttraktes.

„Macht dort weiter! Wilbert! Hilf ihnen!"

„Wersch Anschtfurer."

„Egal wer oder was hier sein Unwesen treibt, wir werden von ihm gewaltig verarscht.

Sören! Hol Benzin! Hier gibt es eh nichts mehr von Wert für uns. Sollen die Schweine verbrennen, sollten sie sich hier vor uns weiter verstecken wollen!"

Wanda kam nicht umhin diesen blonden Kerl mit einer gewissen Neugierde zu betrachten. Er schien willensstark zu sein, strahlte ein unglaubliches Selbstbewusstsein aus und hatte ein herbes, aber sehr männliches und attraktiv wirkendes Gesicht. Ihr Interesse ärgerte sie selbst und dennoch stand sie am Fenster und blickte auf ihn herunter. Dabei hatte er eigenhändig den Mann erschossen, den sie ...

Sie schloss ihre Augen. Sie wollte einfach nur einen Stein werfen und stattdessen hatte sie diesem Kerl das Gesicht zerfetzt. Konnte sie sich noch damit rausreden, dass sie diese Leute nur hatte erschrecken wollen? Spätestens mit den roten Symbolen, hätte sie ahnen müssen, dass sich Kee in ihr Spiel einmischte.

Die drei Männer suchten um sie herum die Räume ab, ohne sie zu entdecken, und so wähnte sich Wanda in Sicherheit. Nur einmal kam ihr einer merkwürdig nahe, doch hatte sich dieser dann schließlich wieder entfernt, nachdem er sich die Augen gerieben und immer wieder in ihre Richtung geblickt hatte.

„Unsch schag di, da isch a jemand üfer unsch!"

„Spinscht a bischl, Armschin. Da wasch nischtsch."

„Komsch! Schieh schelbscht."

Rolf blickte seinen Kameraden mitleidig an. Armin war nicht besonders clever und hatte sich in der Gruppe noch nie durch besondere Leistungen hervorgetan. Warum sollte es dieses Mal anders sein?

Sie schlichen gemeinsam die Treppe hinauf und den Gang zum Büro entlang, dass sie gerade noch abgesucht hatten. Dann deutete Armin auf eine seltsame Spiegelung am Fenster. Man sah sie deutlich, wenn auch merkwürdig konturlos und transparent.

Wanda hatte die beiden gehört, aber aus dem Gefühl absoluter Sicherheit nicht weiter beachtet.

Rolf hob seine AK und zielte auf dieses seltsame Hitzeflimmern, dann nickte er seinem Kameraden zu. Der trat leise an seine Entdeckung heran, holte mit dem Kolben seiner Waffe aus und zielte auf die Mitte dieses seltsamen Bildes.

Wanda blieb in ihren Gedanken gefangen. Solange nur drei Männer das Haus durchsuchen, war es ihr egal, sie würden den Schrank niemals bewegen können. Erst wenn die anderen Männer der Gruppe zu ihnen stießen und auf den Schrank und die dahinter versteckten Menschen aufmerksam wurden, musste sie dem Kee freie Hand lassen. Das war unwahrscheinlich und so beobachtete sie weiter die Männer im Hof, sich dabei auf er Fensterbank abstützend.

Erst jetzt bemerkte sie den roten blinkenden Rahmen um ihr Sichtfeld herum und auch die beiden großen roten Striche in dem oberen Rand, der ihre Rückseite überwachte. Ein heftiger Stoß traf sie am Rücken, sie taumelte, dann brach sie durch das Fenster. Wanda spürte die kühle Luft in ihrem Gesicht, während sie fiel, dann schlug sie mit einem heftigen Donnern auf den Boden auf.

„Isch hasch gsagt! ANSCHFUERER WIR HABSCH AINEN."

Armin stand in der Fensterhöhle, hob seine Arme und tanzte einen Freudentanz. Dann aber hielt er inne, blickte erstaunt auf den Parkplatz herunter, wo direkt unter ihm der riesige Körper einer seltsam gewandeten Frau erkennbar wurde.

Die Männer mit den schwarzen Hemden und den grauen Armeehosen kreisten langsam diese seltsame Figur ein, hielten ihre Waffen auf sie gerichtet und suchten bei ihr nach einem Lebenszeichen. Keiner von ihnen konnte sich erklären, wie sie so überraschend aufgetaucht war.

Der Anführer der Männer trat mit seinem Stiefel in die Seite des riesigen Körpers und suchte ihn damit umzudrehen.

„Isch schie a fon de Schauerhschländerinnen?" Fragte einer der Schwarzhemden erstaunt.

Der große Blonde hielt das für unwahrscheinlich.

„Würde eines dieser Weiber die Rads oder diese Ruine verteidigen? Wohl kaum."

Er ging auf die Knie, hockte sich an die Seite der toten Frau und stemmte sich mit seiner Schulter gegen deren massiven Körper. Doch so sehr er sich auch mühte, er bewegte den massigen Leib keinen Millimeter.

„Helft mir! Ich will sie von vorne sehen."

„Ir Arsch is ..." Einer der Männer formte mit seinen Händen einen Kreis in der Luft und schien dann sein Gesicht daran reiben zu wollen. Die anderen lachten heiser, doch der Blonde zeigte unmissverständlich auf den vor ihnen liegenden Frauenkörper und so beugten sich die Männer gemeinsam darüber und stemmten sich in dessen Seite.

„Isch schwer, fült sich ascher guat an." Schwärmte einer von ihnen.

Tatsächlich wies diese seltsame Erscheinung beeindruckende weibliche Proportionen auf.

„Had sche en Lokg? Fragte einer der Schwarzhemden lachend, während hinter ihm Rolf, Armin und Sören auftauchten und auf ihr am Boden liegendes Opfer herunterblickten.

„Was bist du für ein perverses Schwein?" Fragte der Anführer lachend. „Zieh deine Hand da wieder raus!"

„Lufscht nihms nisch mehr." Stellte ein breiter untersetzter Kerl fest, nachdem er mit seinen beiden Händen ungeniert in die fülligen Brüste der großen Frau hinein gegriffen hatte.

Heiseres Lachen hallte über den Parkplatz, das durch ein erschrockenen Aufschrei abrupt unterbrochen wurde.

„Isch kon nisch mer ausch!" Stellte der Kerl entsetzt fest, der mit seiner Hand zwischen den mächtigen Schenkeln ihres Opfers hineingetastet hatte.

„Was redest du da?" Fragte ihn der Blonde verwundert.

„ISCH KO NISCH AUSCH." Schrie der Mann panisch und sein Blut quellte zwischen den Beinen der Riesin hervor.

Acht Männer standen um die Frau herum und zwei von ihnen legten nun mit ihren Gewehren auf sie an. Es fehlte nur noch der Befehl und sie würden auf die am Boden Liegende schießen.

Der Anführer zögerte, packte das Gelenk des Mannes und suchte dessen Hand aus dem Schoß des Frauenleibes herauszuziehen. Doch das gelang ihm selbst dann nicht, als er mit aller Gewalt daran zerrte und sogar zur Unterstützung seinen rechten Stiefel gegen den Oberschenkel der am Boden liegenden Riesin drückte. Stattdessen schrie der Mann vor Schmerzen auf und wurde kreidebleich in seinem Gesicht.

Wanda war zu diesem Zeitpunkt fest entschlossen. Keiner dieser Männer verdiente es, am Leben zu bleiben. Sie waren Teufel und Dämonen, die erneut eine Welt heimsuchten, die sich gerade von ihrem Treiben erholen wollte. Sollte das Kee sie verstümmeln, vernichten und zerfetzen, sie alle würden es verdient haben, dessen war sie sich jetzt sicher.

Noch nie hatte sie sich so frei gefühlt, noch nie war sie so fest dazu entschlossen gewesen, jemanden Gewalt anzutun. Wie eine Welle der Glückseligkeit sah sie die Klingen aus ihren Handgelenken heraustreten, blickte mit Genugtuung in die erstaunten Gesichter der Männer, die nun endlich begriffen, dass sie sehr wohl noch am Leben war.

Schon drangen die stählernen Spitzen ihrer linken Hand in den Unterarm des ersten Gewehrschützen, gefolgt von den Klingen ihrer Rechten, die sich in das Schienbein des zweiten Mannes bohrten, der mit seiner Waffe auf sie angelegt hatte. Schreie wurden laut, entsetzte Rufe, dann traf ihr linker Fuß den Kopf des Perversen, dessen rechte Hand sie in ihrem Geschlecht gefangen gehalten hatte. Dessen Schädel gab nach, explodierte regelrecht unter der Wucht ihres Tritts, während sich sein rechter Arm vom Schultergelenk löste.

Es spielte sich alles wie in einer Choreografie ab. Sie tanzte zwischen ihren Opfern hin und her, zertrat sie, weidete sie mit ihren martialischen Mordwerkzeugen aus und zelebrierte ein ungeahntes Ausmaß an brutaler Gewalt.

Der Anführer der Schwarzhemden verstand nicht, was da vor seinen Augen passierte. Unfähig zu reagieren, beobachtete er, wie im Zeitraffer seine Männer zu Boden gingen und ihre Leiber zuvor verstümmelt und regelrecht zerpflückt wurden. Die Frau, die gerade noch am Boden gelegen hatte, tobt wie ein Sturm durch seine Garde, vernichtete, mordete und zerstörte sie und damit das, was vor Sekunden noch bestanden und für ihn die Normalität bedeutet hatte. Seine Freunde und Kameraden, seine Familie, sie existierten nun nicht mehr. Überall Blut, Knochen und Eingeweide, waren es dieses Mal nicht ihre Opfer, sondern seine eigenen Männer, die diese Überreste ihres Seines hinterlassen hatten.

Er empfand in diesem Moment eine Hilflosigkeit, die er an sich nicht kannte. Er hörte Schüsse, sah Fontänen von Staub um sich herum aufwirbeln, dann ein riesiges Gewehr in der Hand dieses Monsters, dass auf irgendwelche Punkte im Gelände gerichtet wurde. Blaue Blitze schossen aus der Mündung dieser Waffe, zweimal kurz hintereinander, dann breitete sich eine unheimlicher Stille über dem Schauplatz des Massakers aus.

Armin, der Dümmste und Feigste seiner Männer, glaubte, ein erstes Mal in seinem Leben triumphiert zu haben, und jetzt lag sein Kopf abgetrennt vom Rumpf neben Rolfs Leichnam. Wären sie alle noch am Leben, wenn er diese seltsame Kreatur in Ruhe gelassen hätte?

Er sah eine riesige schwarze Hand auf sich zukommen, die sich um seinen Hals legte und seinen Körper langsam und vorsichtig hochzuheben begann. Andächtig ging diese Monstrosität dabei vor und ohne dass sie ihm dabei Schmerzen zugefügt hätte. Wie konnte das sein? Er wog 115 Kilogramm! Was für ein Mann, geschweige den eine Frau, wäre dazu in der Lage?

„Was zum Teufel bist du?"

Fragte er die Riesin, die ihn mit ihren hübschen blauen Augen eingehend in Augenschein nahm. Sie musterte ihn dabei wie ein kleines Mädchen ihre Handpuppe, mit der sie gleich spielen wollte. Sie schüttelte ihn sanft und schien auf eine makabere Art und Weise Gefallen an ihm gefunden zu haben.

15 Die Besucher

Maximilian wartete nun schon seit zwei Stunden auf ein Lebenszeichen von Wanda. Was wenn ihr etwas zugestoßen war? Was, wenn es etwas gab, das ihre Entwickler nicht vorhergesehen hatten? Am liebsten hätte er mit seinen Fäusten gegen das Metall des Schrankes getrommelt, aber was hätte das gebracht? Wanda wusste, wo sie steckten und auch, dass Maximilian auf sie warten würde und sich um sie sorgte.

Eine weitere Stunde verging und endlich drang ein quietschendes Geräusch in seine Ohren. Sie hatten es versäumt, ein Zeichen zur Erkennung auszumachen, und so richtete er, zum Schrecken seiner Schützlinge, die Maschinenpistole auf den Durchgang zum Büro. Er suchte sie zu beruhigen, legte wieder seinen rechten Zeigefinger über seine Lippen und tatsächlich versuchten die Männer, Frauen und Kinder leise zu sein.

Ein Spalt tat sich auf, er wurde größer, dann erkannte er Wandas Hände. Erleichtert legte er die Waffe zur Seite, warf sich ebenfalls gegen den Schrank und half Wanda so das Möbelstück zu bewegen. Einige Männer und Frauen drückten ebenfalls mit ihren zierlichen Körper gegen den stählernen Aktenspeicher und ahmten dabei jede seiner Bewegungen nach.

Wanda zeigte sich sichtlich verstört und drängte Maximilian zurück in den Notraum, als dieser an ihr vorbei in das Büro hineingehen wollte.

„Sind noch welche draußen?" Fragte er sie.

Sie schüttelte ihren Kopf.

„Ich erkläre es dir, wenn wir unten sind."

Er zog seine Stirn kraus, betrachtete sie genauer, dann gab er sich zufrieden. Wanda hatte sie beschützt und wahrscheinlich erneut das Kee auf dieses Mördergesindel losgelassen. War sie nun ähnlich traumatisiert wie zuvor?

„Sie passt auf uns auf. Ihr braucht vor niemanden mehr Angst haben."

Erklärte Max den um ihn herumstehenden Menschlein.

„Wir bringen euch jetzt nach unten."

Hände wurden nach Wanda ausgestreckt, ein jeder der Frauen, Männer und Kinder schien sie berühren zu wollen. Wurde sie zu so etwas wie ein Glücksbringer für sie?

Maximilian lächelte und amüsierte sich über Wandas hilflosen Gesichtsausdruck. Doch ihre angespannten Gesichtszüge schienen durch diese Geste der Dankbarkeit für einen Moment zu entspannen, härteten jedoch kurz darauf wieder aus.

„Schaffen wir sie runter. Irgendwie wird es schon gehen."

Wanda war einverstanden und folgte Max in den Notschacht hinein, wo die Leiter auf sie wartete, die nach unten in den Stollen führte.

Es war ein mühseliges Unterfangen und forderte den beiden einiges an Geduld ab. Wie in Zeitlupe und voller Angst, suchten die Flüchtlinge ihren Weg nach unten. Jedes Mal ging Maximilian voraus, leitete ihre Tritte und Griffe an so gut es ging und war am Ende seiner Kräfte, als sie vier Stunden später schließlich alle im Stollen angekommen waren. Wanda hätte ihm gerne geholfen, aber ihr Gewicht belastete die Notleiter aufs Äußerste und so sollte sie so selten es nur irgend ging, diesen Weg nehmen.

Die verwahrlosten und unbeholfenen Wesen schienen Wanda und Maximilian bedingungslos zu vertrauen. Seltsame Laute ausstoßend folgten sie ihnen durch den Stollen hindurch, blickten ängstlich in die sie umgebende Dunkelheit hinein und nahmen sich gegenseitig bei der Hand. Sie schienen sehr sozial miteinander umzugehen, streichelten sich, nahmen einander in den Arm und wechselten sich dabei ab den Kindern Mut zu machen und sie zu beruhigen.

„Seid vorsichtig, fallt nicht hin!" Mahnte Maximilian und stützte eine nackte ausgemergelte Frau mit großen Hängebrüsten und einem linken, stark verkürzten Arm.

„Wanda! Kannst du sie bitte nach unten bringen? Aber langsam. Sie bekommen es schnell mit der Angst."

Wie sehr sich Maximilian irrte. Es war ein Heidenspaß für ihre Schützlinge zusammen mit der Riesin nach unten zu sausen. Die hangelte sich von Griff zu Griff, ließ sich ein Stück fallen und sorgte für immer größer Aufregung, je sicherer sich der Passagier bei ihr zu fühlen begann. Nur bei den Kindern blieb sie vorsichtig, sie schienen ihr zu apathisch, als das sie ihnen diesen Stress zumuten wollte.

Als Letztes war Maximilian selbst an der Reihe und Wanda ging auch mit ihm sehr besonnen und behutsam um. Sie übersah dabei seinen kritischen Blick, mit der er sie zu hinterfragen suchte und setzte ihn schließlich unten am Boden des Schachts ab, wo sie beide von den Flüchtlingen umringt wurden.

„Wir müssen sie erst einmal grundlegend versorgen. Ich schaue mal was ich noch an Kleidung für sie habe und du kannst ihnen bitte alles zeigen. Vielleicht möchten sie auch erst einmal duschen und sich erleichtern?

Wanda war einverstanden und führte ihre Schützlinge durch den dunklen Gang hindurch in den wissenschaftlichen Trakt und von dort aus durch den Mauerbruch weiter in die Räume des Geheimdienstes. Ehrfürchtig schauten sich die Gejagten um und folgten in einer Doppelreihe Wanda, die wie ihre Kindergärtnerin vorausging.

„Spricht von euch jemand mit mir?" Fragte sie.

Eine ältere Frau ließ ihren Partner los und kam zu ihr nach vorne.

„Iga verstehn wat tu sagen."

„Und die anderen nicht?" Fragte sie die dünne Frau mit den langen Armen und Beinen und den zerzausten lückenhaften Haaren. Sie hatte keine Zähne mehr im Mund und aus ihrer Nase trat bei jedem Ausatmen ein wenig Sekret aus. Sie mochte ein wenig älter sein, vielleicht stammte sie sogar noch aus der Vorkriegszeit?

„Na, a bise so!"

„Du meinst ein bisschen?"

Die Frau nickte.

„Wie soll ich dich nennen?" Fragte Wanda.

„Iga." Kam die Entgegnung in einem kehligen, dumpfen Ton.

Die Gruppe wiederholte ihren Namen. „IGA, IGA, IGA, IGA!" Augenscheinlich versuchten sie dem Gespräch zu folgen und sich irgendwie daran zu beteiligen.

„Seid ihr Rads?"

Ein Stöhnen ging durch die Gruppe und Iga wurde blass. Sie wollten anscheinend nicht so genannt werden.

„Entschuldigt. Diese Männer haben sie erwähnt."

Iga hob ihre Ärmchen und schüttelte ihren Kopf, sodass ihre wenigen Haare hin und her wirbelten.

„Ka Rads we han. Ka Rads. Wada nit sag."

Wanda kniete sich hin und reichte Iga ihre riesige Hand. Die wusste nicht, was die Riesin von ihr wollte und blickte ängstlich zu ihr auf.

„Wir müssen uns die Hände schütteln, damit alles wieder gut ist." Bat die Riesin sie.

Sie umfasste vorsichtig mit ihrer Linken das Handgelenk der knochigen Frau und hatte Angst es zu beschädigen und führte es behutsam an ihre rechte Hand. Mit ihr umfasste sie die Hand ihrer Gesprächspartnerin und schüttelte sie ganz sanft.

„Entschuldige!"

Iga schien sich zu erinnern, ihre Augen weiteten sich, dann strahlten sie zu Wanda hinauf.

„Entschuldige!" Wiederholte sie die Worte der übergroßen Frau.

Nun wollte jeder der Flüchtigen Wanda seine Hand geben und jeder von ihnen murmelte andächtig ein Wort das ähnlich klang wie „Entschuldige".

Maximilian beobachtete die Szene mit einem Schmunzeln im Gesicht und wartete geduldig ab, bis auch der Letzte Wanda seine Hand gegeben hatte und nahm sie dann beiseite.

„Hast du einen Moment?" Wanda nickte ihm zu, in Sorge über das, was er sie fragen könnte.

„Wartet hier auf uns, Iga! Wir kommen gleich wieder."

Die Gruppe der Flüchtigen zeigten betretene Gesichter, traten näher zusammen und umarmten sich oder fassten sich bei den Händen. Sie schienen sich nicht sonderlich wohl zu fühlen, wenn Wanda und Maximilian nicht in ihrer Nähe blieben.

Maximilian bat Wanda ins Büroleiterzimmer hinein, setzte sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch und blickte mit einem besorgten Gesichtsausdruck zu ihr auf.

„Was ist dort oben passiert? Hast du sie aktivieren müssen?" Mutmaßte er.

Wanda blickte vor sich auf den Boden.

„Ich habe nicht aufgepasst, Max. Ich habe die Männer auf dem Parkplatz durch eines der Fenster beobachtet und diejenigen die hinter mir das Haus abgesucht haben, dabei komplett vergessen. Mit meiner fehlenden Vorsicht bin ich anscheinend wieder für sie sichtbar geworden."

Ihr Freund blickte sie verstört an.

„Und dann? Was ist passiert?

„Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht so genau. Ich bin aus dem Fenster gestoßen worden."

„Du?! Wanda, du wiegst eine halbe Tonne und bist zigmal so stark wie einer dieser Kerle. Keiner kann dich einfach mal so irgendwo runterstoßen."

„Und dennoch ist es so passiert, wie ich es dir erzähle."