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K.E.E. Ein bisschen Apokalypse 05

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Vor allem hatte es aber keine roten Markierungen gegeben und so blickte Maximilian mit weniger Sorge in ihre Zukunft. Vielleicht hatte seine Freundin mit den zwei Gruppen von Schwarzhemden die Geißel dieser Gegend bereits ausgemerzt? Er hielt solch eine Konstellation für durchaus denkbar, zumal die Überreste dieser Männer nach wie vor an den Zäunen hingen, wie ihm Wanda berichtet hatte. Niemand war gekommen und hatte sie zwischenzeitlich beerdigt.

17 Erneute Rückkehr

Die Tage, Wochen und Monate im Bunker verging schnell. Für Maximilian und Wanda galt es sich auf den Umzug in das Gebäude vorzubereiten und dieses Mal sollte es, abgesehen von kurzen Aufenthalten, keinen erneuten Rückzug in den Bunkerbereich für sie geben. Die Vorräte waren von Wanda nach und nach in dem Bereich unterhalb der Notleiter eingelagert worden, das Trinkwasser wollte Maximilian weiter aus dem Inneren des Bunkers holen, da es dort bisher keine Anzeichen einer Kontamination aufgewiesen hatte. Maks half ihnen bei allem, soweit sie dazu in der Lage war und auch einige der jüngeren Besucher beteiligten sich so gut es ging und halfen ihm, wenn er sie darum bat. Nur die Alten um Iga herum rührten keinen Finger und Maximilian fiel es zusehens schwerer, dieses Verhalten zu akzeptieren, trotz dessen er es sich mittlerweile zu erklären vermochte. Egal! Bald würden sie wieder an der Oberfläche zurückkehren und Iga mit ihren Freunden aufbrechen, um in die nähere Umgebung zu ziehen. Weit genug entfernt, um sich ihrem Schicksal zu stellen, aber nahe genug, um gegebenenfalls vor ihren Jägern Schutz bei ihnen finden zu können.

Wanda hatte sich auf ihre eigene Art und Weise auf die Welt dort oben vorbereitet. Sie war nach etlichen Gesprächen mit Maximilian und dem, was sie gelesen hatte, dazu bereit ihr Schicksal anzunehmen. Kein Mensch würde diesen Wesen mehr Gewalt antun, das hatte sie sich und ihren Freunden geschworen.

An ihrem letzten Tag im Bunker genossen sie noch einmal dessen Vorzüge, sahen sich sieben Stunden lang ununterbrochen Filme an, duschten ausgiebig und aßen eine doppelte Ration aus den Vorräten. Dazu gab es Musik, zu der Wanda, Maks und Maximilian tanzten. Es war ein schöner Nachmittag und Abend gewesen und mit einem zwiegespaltenen Gefühl machte man sich am nächsten Morgen auf den Weg zurück an die Oberfläche.

Wanda stieg als erste hinauf, während Maximilian mit ihren Freunden unterhalb der Notleiter auf ihre Freigabe wartete. Zwei lange Stunden dauerte es, bis sie die Stimme der Riesin herunterrufen hörten.

„Die Luft ist rein, ihr könnt raufkommen."

Maks war die Erste, gefolgt von den beiden Jungen. Nies vergewisserte sich mit einem grunzenden Laut, das Soks Halt bei ihm gefunden hatte, dann machte auch er sich bereit für den Aufstieg. Das ganze Prozedere nahm viel Zeit in Anspruch, denn die meisten der Besucher waren nur bedingt in der Lage dazu, sich die Leiter hinauf zu ziehen. So wurde es schließlich Nachmittag, als Maximilian hinter Iga als Letzter die Leiter hinaufklettern konnte und damit endgültig von seinem Bunker Abschied nahm.

Das Wetter an der Oberfläche war ein Traum. Ein milder Apriltag mit viel Sonnenschein und einem azurblauen Himmel. Dicke Pollen schwebten durch die warme Luft, unzählige Vögel, die ihre Lieder sangen und das Rauschen einer Brise, deren erfrischender Luftzug ihnen Abkühlung brachte.

„Das ist einfach nur fantastisch." Maximilian hielt seine rechte Hand über seiner Stirn, als Blendschutz gegen die einstrahlende Sonne.

Wanda stellte sich neben ihn, folgte seinem Blick und nahm ihn vorsichtig bei der Hand. Auch die Besucher stellten sich in ihrer Nähe auf und genossen wie sie die wärmenden Strahlen.

Iga aber schien jetzt ruhelos und wollte zumindest etwas auf Abstand zu Wanda und Maximilian gehen. Doch nicht alle in der Gruppe waren damit einverstanden und so herrschte nach kurzer Zeit ein ziemliches Durcheinander unter ihnen.

Schließlich stieß Iga einen schrillen Laut aus und brachte so ihre Gefolgschaft zur Ruhe. Mit betrübten Gesicht kam sie zu Wanda und Maximilian herübergewackelt, blickte verstört zu ihnen auf und deutete auf drei junge Frauen, zwei Männer im gleichen Alter und die drei Kinder. Sie alle wollten bei ihnen im Gebäude zurückbleiben.

„Sie hat also Recht gehabt. Wir haben praktisch ihre Gruppe domestiziert und sie damit gespalten." Stellte Maximilian nüchtern fest.

„Woln bey eu bleibn." Iga standen die Tränen in den Augen.

„I ha ihne gsagt nit gut san, aber se woln net ören."

Wanda kniete sich hin und umarmte die zerbrechliche Frau behutsam, versuchte sie zu trösten und wiegte sie in ihren Armen.

„Wir passen auf sie auf, das verspreche ich dir. Und du bleibst mit deinen Freunden in der Nähe?"

Iga ließ sich die Tränen von Wanda aus den Augen wischen und nickte schließlich.

„Iwan we müs wayder, Anda."

Wanda rang nun selbst mit ihrer Beherrschung. Sie hatte die kleine resolute Radsfrau lieben gelernt und wollte sie nicht mehr loslassen müssen. Auch Maximilian zollte der Anführerin der Besucher einen großen Respekt und das sie es bisher geschafft hatte, trotz aller Widrigkeiten, ihre Gruppe durch diese Welt zu führen, war schon eine erstaunliche Leistung. Er musste sich immer wieder vor Augen führen, was passiert wäre, wenn Wanda nicht bei seinem ersten Erkundungsgang bei ihm gewesen wäre.

Zusammen versuchten Wanda und Maximilian Iga zu überreden noch einen Tag abzuwarten, doch blieben ihre Versuche vergebens. Dabei war das Gefühl von Iga als schädlicher Einfluss für ihre Gruppe gesehen zu werden, für die beiden Gastgeber alles andere als schmeichelhaft, obwohl sie ja augenscheinlich Recht damit hatte.

„Ihr bleibt in der Nähe, Iga! Das habt ihr uns versprochen." Rief Maximilian den Freunden hinterher.

Iga versprach es ihnen noch einmal und wackelte dann ihrer Gruppe voran, durch den Gang hindurch ins Treppenhaus. Wanda und Maximilian blieben mit ihren neuen Gefährten am Fenster stehen, warteten bis die Freunde den Hof erreicht hatten und sie zwischen dem hohen Gras, Büschen und Bäumen verschwunden waren.

„Wanda!"

Die Riesin wandte sich abrupt zu ihrem Freund um und blickte ihn erstaunt an. Das er im Imperativ zu ihr sprach, passte ihr gar nicht."

„Wow! Fängst du jetzt damit an, mich herum zu kommandieren?"

Maximilian entschuldigte sich. Er wollte einfach nur keine Zeit verlieren.

„Tue mir einen Gefallen und suche noch einmal die nähere Umgebung ab. Ich brauche eine ungefähre Vorstellung davon, wo es Pfade gibt oder Wege, auf denen man am leichtesten durch diesen Busch kommt. So können wir vielleicht leichter einschätzen aus welcher Richtung uns besonders Gefahr droht, oder wir am schnellsten zu Igas Gruppe stoßen können, wenn sie Probleme bekommen."

Wanda blickte ihn fast mitleidig an. Sie hatte längst alle nötigen Informationen diesbezüglich gesammelt.

„Ich kann es dir aufzeichnen, wenn du möchtest."

Maximilian seufzte. Immer wieder vergaß er das Kee in Wandas Kopf und die umfangreiche Sensorik ihres Körpers.

Er holte Blatt und Stift und ließ sich von seiner Freundin eine Risskarte des Geländes um sie herum zeichnen. Dabei ging sie so präzise und genau zu Werke, als ob sie kurz zuvor eine Topografielehre abgeschlossen hätte.

„Super, das hast du fantastisch gemacht. Ich will mir beizeiten selbst mal die Umgebung ansehen. Wichtig ist, dass wir uns jederzeit gegenseitig helfen können, wenn es darauf ankommt."

Wanda störte sich sofort an Maximilians Wunsch.

„Du allein dort draußen?"

Er atmete tief durch. Sicher hatte er ihr einige Gründe gegeben an seinen Überlebenskünsten zu zweifeln, aber auch er musste die Gelegenheit bekommen sich diesem Leben dort draußen zu stellen.

„Ja, aber ich bleibe in dem Bereich, den du überwachen kannst, versprochen. Und die nächsten Tage werden wir sowieso noch viel zu viel zu erledigen haben, bevor ich in dieser Richtung Taten folgen lassen kann."

Er wandte sich zu dem kleinen Radsmädchen um.

„Maks! Du bleibst in unserer Nähe, versprich mir das. Nis und Soks passen auf dich auf, ja? Bleibt zusammen, wenn ihr miteinander spielt!"

Maks hatte ihn genau gehört und auch verstanden. Ihr Blick aber galt Wanda, die im Hintergrund Tische verschob, um in der Mitte des Büros eine größere Freifläche zu schaffen. Die bei ihnen geblieben Erwachsenen hatten sich indessen auf den Boden gesetzt, schenkten sich gegenseitig Nähe und wirkten ansonsten ziemlich anteilslos. Viel anzufangen war mit ihnen nicht.

„Gut. Ich decke jetzt die Fenster ab. Wenn ich nicht falsch gemessen oder mich verzählt habe, müssten meine Verkleidungen passen und alle Fensteröffnungen verschließen können."

Wanda suchte in der Zwischenzeit eine Möglichkeit, um eine Feuerstelle einzurichten. Auch hier oben würden ihre Schützlinge etwas Warmes zum Essen haben wollen und sie wollte sie unbedingt gut versorgt wissen.

Die drei Kinder tobten in der Zwischenzeit durch das Gebäude und Maks mimte dabei Wanda, während die beiden Jungen die bösen Schwarzhemden zu spielen hatten. Mit angedeuteten Schlägen und Stichen streckte dabei das Mädchen ihre Spielkameraden nieder, versteckte sich in den Zimmern und trieb ihren Schabernack mit den beiden Jungs. Nies und Soks waren gar nicht dazu in der Lage ihrer Fantasie zu folgen und ließen alles widerstandslos über sich ergehen. Dennoch trugen auch sie ein Lachen in ihren entstellten Gesichtern und freuten sich darüber, dass sie toben durften.

Drei Stunden später setzte langsam die Dunkelheit ein. Immer wieder blickte Wanda nach draußen, fragte ihre Sensoren ab und suchte nach Zeichen von ihren Freunden. Wie versprochen nahm sie diese gerade noch so wahr und es schien bei ihnen alles soweit in Ordnung zu sein. Sie konnte auch noch eine Vielzahl von Tieren erkennen, filterte diese aber aus, um sich auf potentielle Feinde konzentrieren zu können. Und das waren nun mal die Menschen.

18 Die Jäger

„Und ich sage dir, wenn wir Rads finden wollen, dann hier. Hast du nicht gehört, dass die Schwarzhemden sich nicht mehr in diese Gegend hinein trauen? Ein Monster soll hier hausen, dass alles zerfleischt, was ihm zu nahe kommt."

Der großgewachsene, schlanke Mann mit der Felljacke und den weiten Leinenhosen, blickte sich zu seinem wesentlich jüngeren Begleiter um, der ein altes Repetiergewehr geschultert trug und einen sehr ängstlichen Eindruck auf ihn machte.

„Jetzt komm schon, Manuel. Du bist doch sonst nicht so feige. Die Schwarzhemden haben die ganze Gegend leer gejagt, wenn wir also diese Tage noch Beute machen wollen, dann können wir das nur noch hier."

„Hast du jemals erlebt, dass diese Arschlöcher vor etwas Angst gehabt hätten? Ich jedenfalls nicht. Und außerdem, wie willst du ohne Hunde etwas fangen? Wir spüren doch ohne ihre Nasen die Rads niemals auf."

„Du schaffst das. Ich kenne dich doch. Hätten die Schwarzhemden geahnt, was du für ein guter Fährtenleser bist, wären die Hunde noch bei mir und du bei ihnen geblieben." Stellte der Ältere lachend fest und schritt weiter voran, dabei ein paar Äste mit seinem mächtigen Jagdmesser aus dem Weg schlagend.

Wie der Freund sich seine unbekümmerte Art bewahren konnte, blieb Manuel nach wie vor ein Rätsel.

„Ich bei diesen Kranken? Hast du gesehen, was sie mit ihrer Beute anstellen, Jupp? So grausam behandeln die Mendas nicht einmal ihre Männer und das will etwas heißen. Die haben Spaß daran die Rads zu Tode zu quälen und ob die nun Ungeheuer sind oder nicht, niemand verdient es zum Spaß anderer so zu leiden."

Jupp blieb stehen und wandte sich mit ernst gewordener Miene zu dem Jungen um.

„Hat dir das dein Vater beigebracht?"

Manuel nickte.

„Er war wahrlich ein guter Mensch und dennoch wurde er getötet, Junge! Für Mitleid ist in dieser Welt kein Platz mehr, das weißt du doch selbst. Hast schon über 50 Rads erlegt, oder etwa nicht?"

„Aber ich quäle sie nicht, das ist der Unterschied und du tust es auch nicht."

Jupp verzog sein Gesicht, als ob er in diesem Moment Schmerzen durchlitt.

„Naaaajaaaa, aber nur wegen dir, Kleiner. Ohne dich finde ich gar keine Beute, also spielt es letzten Endes keine Rolle für mich. Würde ich aber eine Chance haben diese Viecher lebend zu fangen, ich täte sie zu den Schwarzen bringen, schließlich zahlen sie mir den vierfachen Preis für sie. Glaubst du, ohne Medizin würde Angelika diesen Winter überleben? Oder Anna und Rike ohne Konserven? Klar hätte ich auch Bauer bleiben können, doch was bringt es, wenn nach jeder Ernte jemand kommt und sie mir stiehlt? Dein Vater ist dabei verbrannt worden, als er die Scheune vor der Horde verteidigen wollte."

„Zumindest habe ich ihn gerächt."

Jupp blickte den Jungen müde an.

„Du hast ihren Anführer erschossen, mag sein. Guter Schuss, keine Frage, aber lebt noch jemand außer dir im Weiler? Nein! Sie haben alle umgebracht, Manuel und du trägst die Schuld daran."

Der junge Jäger starrte vor sich hin und setzte automatisch einen Schritt vor den anderen. War das wirklich so? Hatte Jupp Recht?

„Komm jetzt! Vergangen ist vergangen. Ein schneller Tod kommt in unseren Zeiten doch letzten Endes einer Gnade gleich. Ich habe gestern schon wieder Nasenbluten bekommen, ein sicheres Zeichen dafür, dass ich auch nicht mehr all zu viele Jahre habe. Da halte ich es wie die Rads und trete meine letzte ‚Schöne' Reise an."

Sie gingen ein Stück weiter, als der Junge schließlich stehen blieb. Jupp tat noch ein paar Schritte bis er merkte, dass sein jüngerer Partner etwas entdeckt hatte, wandte sich zu diesem um und blickte ihn fragend an.

Ein Blick von dem Jungen und der Alte wusste, dass er zu schweigen hatte. Ein abgebrochener Ast und etwas heruntergetretenes Gras hatten seinem jungen Freund verraten, dass hier ein Lebewesen durch den Busch gebrochen war.

„Es sind drei oder vier. Siehst du die Höhe, in der der Ast geknickt ist?"

Jupp nickte.

„Das sind Rads! Anderes Wild kann es nicht sein, von dem Trittmuster her."

Sie schlichen weiter und sahen schließlich zwischen Büschen und niedrigen Bäumen die Silhouette eines Gebäudes aufragen.

„Meinst du, das ist es?"

Fragte Jupp leise.

Manuel hob seinen Zeigefinger und lauschte. Er hatte deutlich ihm bekannte Laute gehört.

„Rads! Sie sind ganz nahe!"

Jupp nahm eine mächtige Armbrust zur Hand, spannte sie leise und machte sich bereit. Er war ein guter Schütze, solange das Ziel nicht zu schnell an ihm vorbei eilte.

„Sie sind dort drüben."

Der Ältere folgte seinem Partner, so leise es ihm möglich war.

„Das hört sich wie Lachen an."

Stellte Manuel erstaunt fest.

Jupp gab ihm recht und blickte verwundert zu seinem Freund herunter.

„Das habe ich bei ihnen noch nie so gehört."

Der Jugendliche brachte seinen Karabiner in Anschlag und zielte vor sich. Sein Instinkt sagte ihm, dass gleich etwas vor ihm auftauchen musste.

Keine fünf Sekunden später brach ein kleiner grauer Schatten durch das Holz, verschwand hinter einem Busch, so schnell, dass Manuel nicht reagieren konnte. Es wurde von einem seltsamen zweiköpfigen Gebilde verfolgt, dass erschrocken stehen blieb und zu ihm rüber sah. Manuel erschrak über dessen Anblick und war unfähig abzudrücken. Nie zuvor hatte er einen Rads mit zwei Köpfen und vier Armen gesehen.

Der Bolzen aus Jupps Armbrust zischte an seinem Kopf vorbei und drang in den Körper des Rads. Erst jetzt bemerkte Manuel, dass es zwei gewesen waren. Einer hatte nur den anderen auf den Rücken getragen.

Jupp drängte an ihm vorbei und beugte sich über ihre Beute.

„Was ist los, Manuel?! Sieh nach dem Dritten!"

Jupp setzte dem von seiner Armbrust verwundeten Rads sein Messer an die Kehle und schnitt in dessen Hals. Ein langgezogener, grunzender Laut war alles, was sein Opfer noch von sich geben konnte, während der zweite Rads ihm ängstlich dabei zusah. Sollte er ihn wirklich töten? Vielleicht würde er mit Manuel sprechen können. Den vierfachen Preis! Sie hätten genug für den Winter, wenn die Schwarzhemden sie auszahlten.

Indessen jagte Manuel durchs Unterholz, dem kleinen Rads dicht auf den Fersen. Das Gewehr hatte er weggeworfen, es würde ihn in diesen Moment nur behindern. Verdammt war dieser Rads schnell! Normalerweise versteckten sie sich und vertrauten darauf, dass man sie in der dichten Vegetation nicht finden konnte, doch dieser noch sehr junge hielt auf das Gebäude zu, wahrscheinlich in der irrigen Annahme dort Schutz finden zu können.

Manuel war ein guter Läufer und der Rads hatte auf die Distanz keine Chance, ihm zu entkommen. Noch bevor seine Beute den Busch verlassen konnte, stürzte er sich auf sie und brachte sie zu Fall. Ein Weibchen! Mit weit aufgerissenen Augen und knurrigen Lauten, suchte es sich gegen ihn zu wehren, trommelte mit seinen knochigen Händchen gegen seine Brust und suchte sich irgendwie von ihm zu befreien. Noch nie hatte er solch ein Verhalten bei einem Rads beobachten können!

„Wehr dich nicht, dann mache ich es ganz schnell!" Bat der Jäger das Radsmädchen, umschloss deren Hals mit seinen Händen und wollte zudrücken, als ein langgezogener, verzweifelter Schrei hinter ihm laut wurde. Entsetzt hielt der Junge inne. Das war Jupp gewesen! Er ließ das Mädchen los, raffte sich auf und eilte zurück, suchte nach seinem Gewehr und wollte seinem Freund, so schnell es ihm irgend möglich war Hilfe bringen. Verzweifeltes Kreischen drang ihm in seine Ohren, voller Qual und Schmerz. Manuel eilte zu der Stelle zurück, an der er Jupp verlassen hat, blieb kurz stehen, lud seine Waffe durch und brachte sie in Anschlag, bevor er aus seiner Deckung kam.

„Uaaaaaahhhhhhhh, Uaaaaahhhhhhaaaaaahaaaa!"

Der Junge blieb wie angewurzelt stehen und glaubte in diesem Moment einen wahr gewordenen Alptraum zu durchleben. Eine riesige Frau in schwarzer Rüstung stemmte Jupp mit ihrer Linken hoch in die Luft und drehte ihm seine linke Hand aus dem Gelenk heraus, riss sie ab, um sie anschließend achtlos zu Boden fallen zu lassen. Mit zittrigen Händen versuchte Manuel sein Gewehr auf dieses Monster auszurichten, brachte Kimme und Korn auf einer Linie mit deren Kopf und zuckte in dem Augenblick zusammen, in dem er abdrücken wollte. Es stand jemand hinter ihm, er konnte ihn atmen hören. Würde sein Leben jetzt vorbei sein?

„WANDA! HALTE SIE AUF! BEENDE DIESEN WAHNSINN!"

Der Junge sah, wie das Gesicht dieser seltsamen Gestalt sich ihnen zuwandte, sich ihre Blicke für einen Moment trafen und es sich dann wieder auf Jupp konzentrierte, der in eine erlösende Ohnmacht gefallen war. Oberhalb ihres rechten Handgelenks traten zwei lange leicht angewinkelte Klingen heraus, die sie langsam in den Unterleib seines Freundes hinein drückte und mit ihnen durch dessen Leib schnitt. Jupps Bauchhöhle öffnete sich und seine Eingeweide klatschten mit einem hellen, entsetzlichen Ton auf den Waldboden herunter. Wieder wandte sich das schöne Frauengesicht dieses Monsters ihm zu, blickte ihn interessiert an und ließ dann den leblosen Leib seines Freundes achtlos zu Boden fallen, nachdem sie ihre Messer wieder eingefahren hatte.

Manuel konnte gar nicht so schnell gucken, da war sie bei ihm und wollte ihn packen, doch in diesem Augenblick trat ein Mann vor ihm und verbarg ihn hinter seinen Rücken.

„Nicht ihn! Maks lebt noch, er hat ihr nichts getan."

Die Frau ließ sich nicht beirren, näherte sich ihnen weiter und drückte den Mann einfach beiseite.

„Lass ihn zufrieden, Wanda! Er ist noch ein Kind."

Manuel schloss seine Augen, während eine riesige Hand nach seinem Hals griff und die Krallen an den Fingerenden in seine Haut ritzten. Sie würde jetzt nur zudrücken müssen und das Leben war für ihn vorbei. War das so schlimm? Viel Schönes hatte es bisher darin nicht gegeben. Die Hand dieser monströsen Frau verengte sich, Manuel würgte, dann sah er Sterne. Wie aus weiter Ferne hörte er erneut die Stimme des Mannes.

„Kinder sind immer unschuldig, Wanda! Das genau waren deine Worte."