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K.E.E. Ein bisschen Apokalypse 06

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Wanda hatte ihre Augen geschlossen gehalten und erschrak sehr, als sie einen zweiten großen grünen Strich hinter sich wahrnahm. Sie stieß Maximilian zurück und wandte sich erschrocken um. Maks stand vor ihnen und hatte sie beim Akt beobachtet.

Maximilian war völlig außer Atem, blickte sich nach dem Mädchen um und griff nach seiner Hose, um seine Blöße vor ihr zu verdecken.

„Was ist los, Kleine?" Fragte er sie erstaunt.

Wanda sah drei Dutzend gelbe Striche, die sich im Hof unten versammelt hatten, völlig unbemerkt von ihr. Und zwischen ihnen gab es einen grünen Strich, der nur Soks darstellen konnte. War sie so weit weg gewesen? So weit entrückt, durch Maximilians Liebesdienst?

Noch waren sie gelb, aber das konnte sich von jetzt auf gleich ändern. Wahrscheinlich hatte dass Kee noch nicht genügend Informationen gesammelt, um sie eindeutig als Gegner klassifizieren zu können.

So stieß sie Maximilian zur Seite, stürmte auf die Fensterfront zu, die in Richtung Innenhof zeigte, brach durch die Abdeckung die Maximilian sorgfältig an den Rahmen befestigt hatte und sprang in einem weiten Satz in den Hof hinunter, wo sie mit donnernden Getöse aufschlug. Eine Wolke von Staub wirbelte auf und fiel langsam wieder in sich zusammen. Die Klingen ausgefahren, blickte sie in schmutzige Gesichter von erschöpften Menschen, die deutlich ihre Angst und Entsetzen aufzeigten.

„Was wollt ihr hier? Rührt ihr den Jungen an, seid ihr alle tot!" Brüllte Wanda. Sie empfand in diesem Moment nur Abscheu diesen Leuten gegenüber.

„Tue ihnen nichts! Bitte! Erinnerst du dich nicht an mich?"

Wanda fuhr herum und erblickte das einzige, ihr bekannte Gesicht in der Gruppe.

„Manuel? Was willst du hier? Und wer sind all diese Leute?"

Hinter Wanda wurde Klirren und Klappern laut und Maximilian kam angestürmt, ein Sturmgewehr in seinen Händen haltend.

„Wer sind die?" Rief er Wanda schon von der Tür aus zu.

„Ich habe ihnen von euch erzählt. Die Frau hier und die beiden Mädchen sind Jupps Familie. Sie wissen über die Schwarzhemden Bescheid, die ihn umgebracht haben."

Wanda zog ihre Stirn in Falten. Sie wollte nicht, dass der Junge wegen ihr log.

„Warum hast du ihnen nicht die Wahrheit gesagt?"

„Der Jugendliche schüttelte seinen Kopf."

„Das habe ich. Die Schwarzhemden haben uns in diese Richtung geschickt, weil sie ganz genau wussten, was uns hier erwarten würde. Also bist nicht du an Jupps Tod schuld, sondern sie."

Wandas blaue Augen zeigten dem Jungen deutlich ihren Zweifel.

„Und was wollt ihr jetzt von uns?"

Maximilian drängte durch die Menge und stellte sich neben seine Partnerin.

„Manuel?" Auch er schien überrascht, dass der Junge wieder bei ihnen aufgetaucht war.

Der Blick des jungen Jägers sprang zwischen ihnen hin und her.

„Lass uns bei euch bleiben. Bei euch sind wir sicher."

Wanda blickte Maximilian fragend an, der aber schüttelte seinen Kopf.

„Komm mit, ich muss mit dir reden!"

Enttäuschte Gesichter, die ihnen nachblickten, während sie sich ihren Weg durch die Gruppe bahnten. Man sah diesen Menschen an, dass ihr ganzes Hoffen ihnen gegolten hatte.

Maximilian nahm Wanda zur Seite und sah mit ernstem Blick zu ihr auf.

„Wanda! Ich möchte nicht, dass diese Menschen bei uns sind. Der Junge gerne, aber alle anderen ..."

„Warum? Sie suchen unsere Hilfe."

Maximilian nickte.

„Sie können hier in der Nähe siedeln, gar kein Problem. Aber ich möchte keinen direkten Kontakt zu ihnen."

Wanda verstand ihn nicht.

„Und weshalb? Es ist doch genau das eingetreten, was du dir gewünscht hast."

„Das sind dreißig Menschen, Wanda. Nicht alle werden unbescholten sein, verstehst du? Wir müssen neutral ihnen gegenüber bleiben, unbedingt. Auch sie haben Rads gejagt und einige von ihnen werden andere Menschen auf dem Gewissen haben. Was wenn Schwarzhemden unter ihnen sind? Wir kennen nur einen genau und das ist der Junge."

Sie schien ihn zu verstehen, wollte die Menschen aber auch nicht wegschicken.

„Gut. Du hast vielleicht Recht. Nennen wir ihnen unsere Regeln und schicken sie in den Nebentrakt. Dort haben sie ein Dach über ihren Köpfen und finden unseren Schutz, wenn sie diesen nötig haben." Schlug ihm Wanda vor. Sie dachte aber auch noch weiter.

„Sie können dir zeigen wie man in dieser Welt zurechtkommt, also wirst du ihnen eine Chance geben, Max. Mit deiner Vorsicht bin ich ganz bei dir, nur dürfen wir uns nicht abkapseln, denn dafür sind wir beide nicht gemacht worden, wie wir bereits festgestellt haben."

Sie drückte ihn an sich und wiegte ihn in ihren Armen hin und her.

„Max! Wir sind beide etwas Besonderes in dieser Welt. Wir können uns Güte leisten, verstehst du das? Lass sie uns behüten helfen und beschützen, vielleicht entsteht dann etwas Neues, Besseres? Das ist der Strohhalm, an dem ich mich gerade festhalte, von meinem Liebsten einmal abgesehen." Sie streichelte ihm über den Schritt und zwinkerte ihm zu.

„Schön. Machen wir es so, wie du es vorgeschlagen hast. Nur bleib wach, Wanda. Die Menschen haben sich nicht großartig verändert, wie wir gesehen haben, ganz im Gegenteil. Seien wir also auf der Hut vor ihnen!"

Die Riesin kehrte allein zurück und wandte sich an die Gruppe Menschen.

„Wenn ihr bleiben wollt, werdet ihr euch zusammenreißen müssen. All das, was ihr am eigenen Leibe nicht erfahren wollt, dürft ihr auch niemanden anderen antun. Eine einfache Regel. Wie ihr an Nahrungsmittel kommt, wisst ihr, denke ich. Wasser bekommt ihr von uns. Manuel! Geh rüber zu Maximilian, er will mit dir sprechen. Und ihr! Keiner tut einem Rads etwas zu Leide!"

Die Menschen wirkten erleichtert und zogen zu dem Teil des Gebäudes, dessen Front von unzähligen Einschusslöchern gezeichnet war. Mit Schaudern blickten sie rüber zum Zaun, wo immer noch die Überreste der Schwarzhemden hingen, mit denen das Kee im vergangenen Jahr gekämpft hatte.

Eine Abschreckung auch für sie? Maximilian hoffte es. Misstrauisch musterte er die Leute, blickte in ihre verschmutzten Gesichter und suchte an ihren Leibern nach Auffälligkeiten, die auf böse Absichten hätten schließen können. Einige trugen rostige Flinten bei sich, einer ein kompaktes russisches Selbstladegewehr, ansonsten schienen sie ihm unbewaffnet zu sein.

Manuel kam zu ihm rübergelaufen, der Junge wirkte müde und verwahrlost. Wahrscheinlich hatte er riesige Strapazen auf sich genommen, um die Familie seines Freundes aus ihrem Elend zu befreien. Das Gewehr trug er immer noch bei sich, und schien es wie einen Schatz behütet zu haben.

„Woher hast du die ganzen Leute?"

„Sie sind uns unterwegs begegnet, auf der Flucht vor der Horde. Zusammen mit dem Mann dort drüben, habe ich fünf der Banditen töten können, die anderen sind entkommen." Er zeigte auf den Mann mit der russischem Militärwaffe, der gerade die Treppe zu dem Nebengebäude emporstieg. „Früher oder später hätten sie uns erwischt, wir hatten keine andere Möglichkeit, als zu euch zu kommen."

„Sie folgen euch?!" Maximilian starrte den Jungen erschrocken an.

„Nein! Wir sind Gesternnacht um die Festung der Schwarzhemden herumgelaufen, sie werden denken, dass wir dort Zuflucht gesucht haben, oder von ihnen gefangen genommen worden sind. Die können sich nicht ausstehen und werden wahrscheinlich kein Wort miteinander wechseln, höchsten ein paar Kugeln."

„Ich hoffe, deine List trägt Früchte. Komm, ich möchte mit dir sprechen, vielleicht kannst du mir und damit auch allen anderen helfen."

Wanda blickte den beiden nach und lächelte. Vielleicht fanden sie ja zueinander und Maximilian konnte bei dem Jungen so etwas wie eine Vaterrolle einnehmen? Sie würde ihm diese Abwechslung gönnen. Eine Aufgabe? Immer mehr tauchten um sie herum auf und es würde ihnen die nächste Zeit wohl alles andere als langweilig werden.

22 In der Festung

Ramga durfte keinerlei Schwäche zeigen. Diese Hyänen um ihn herum, die Gruppenführer seiner Mannschaft, stritten schon um seine Nachfolge, wie er aus sicherer Quelle gehört hatte.

Voller Schmerz blickte er auf seine rechte Hand herunter. Er konnte sie nicht einmal mehr zur Faust formen! Schwarzblau war sie angelaufen und bei jedem Versuch einer Bewegung hätte er am liebsten aufgeschrien. Die wenigen Ärzte, die es noch im Umkreis gab, befanden sich alle im Sauerland und Ramga wusste genau, wer in den Genuss ihrer Hilfe kam und wer nicht.

Ibo betrat den Raum, welcher von zwei Feuerstellen nur mäßig erhellt, eine gespenstische Szene bot. Die Männer um ihn herum aßen ihre Ration, flüsterten miteinander und kämpfte jeder für sich gegen die ihnen auferlegte Untätigkeit an. Gefährlich, wenn die Unzufriedenheit sich verstärkte und weiter ausbreitete. Es musste etwas passieren, ganz dringend.

„Eine zweite Gruppe ist aufgetaucht. Männer aus der Horde!" Meldete sein Stellvertreter in einem rauen Ton. Ramga blickte misstrauisch zu ihm auf. Ibo klang selbstbewusst und aggressiv, ganz im Gegensatz zu früheren Tagen.

„Wie viele sind es?"

„Fast so viele wie wir. Es dürfte die ganze Nordlandgruppe sein."

Ramga überlegte. Eine Unternehmung mit so vielen Männern kostete Unmengen an Nahrungsmitteln und Ausrüstung.

„Wollen sie uns angreifen?"

Ibo verneinte.

„Sie wollen eine Gruppe Siedler töten, durch die sie Verluste erfahren haben."

Ramga lachte höhnisch und die um ihn herumsitzenden Männer fielen mit ein.

„Wir kämpfen mit Geistern die durch Wände sehen und schießen können, die unsere Hände zerquetschen und unsere Männer zu Tode foltern und sie werden durch Blumenpflücker und Felljäger umgebracht?"

Er las in den Augen der Männer Zustimmung, seine Worte hatten also bei ihnen gegriffen. Ein willkommener Anlass ihnen ihre Situation vor Augen zu führen, von selbst hätte er nicht auf sie hinweisen dürfen, das wäre ihm von seinen Unterführern als Schwäche ausgelegt worden.

„Lass einen von ihnen herein, ich will mit ihm sprechen."

Ibo blickte ihn fragend an.

„Weshalb? Er könnte wertvolle Informationen über uns gewinnen."

Ramga blickte zu dem Mann vor sich auf. Ein kräftiger Kerl, nur wenige Zentimeter kleiner als er. Ibo war ein kühler Kopf und ein gerissener Taktiker, der sehr überlegt handelte und voller Misstrauen seine Gefolgschaft, aber auch seine Konkurrenz im Auge behielt.

„Was muss ich mich dir erklären?! Willst du mich herausfordern in einem Moment der Schwäche? Bist du solch ein feiges Schwein? Komm schon! Versuche es! Für dich reicht es noch allemal und danach lasse ich dann deinen Kadaver an den Wall nageln!"

Ibo schien zu überlegen, schreckte aber nach einiger Überlegung vor einer direkten Auseinandersetzung mit Ramga zurück.

„Entschuldige, Anführer. Ich war nur überrascht, dass du jemand von ihnen ins Innere unserer Burg lassen möchtest."

Ramga erhob sich aus seinem bequemen Clubsessel, ging auf seinen Stellvertreter zu und drückte den Rücken seiner linken Hand unter dessen Kinn. So zwang er seinen Stellvertreter dazu, zu ihm aufblicken zu müssen.

„Wir reden später über deine Aufsässigkeit. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich einen Gruppenführer vor Augen führen müsste, welche Rolle er eigentlich innehat, erinnerst du dich?"

Ibo schloss einen Moment lang seine Augen. Dass sich Ramga so souverän ihm gegenüber zeigte, bedeutete nichts Gutes für ihn. Hatte er wirklich einen Plan? Es sah zumindest danach aus.

„Soll ich ihn jetzt holen gehen?" Flüsterte er schließlich.

Ramga grinste. Er hatte gewonnen.

„Natürlich sollst du das! Nichts anderes habe ich dir befohlen."

Ibo eilte aus dem Saal heraus, stürzte die Treppen hinunter und eilte über den Hof. Über eine Leiter mit breiten Sprossen kletterte er zu dem Wehrgang hinauf, von dem man das Vorfeld der Mauer überblicken konnte.

„Einer von Euch kann hereinkommen, die anderen bleiben, wo sie sind."

„Warum so ungastlich?" Antworte ihm eine helle Fistelstimme. „Behandelt man so seine Brüder?"

Ibo schüttelte seinen Kopf. Dort unten vor der Mauer lauerte das feigste Kroppzeug, auf das man im Dortmunder-, Bochumer- und Münsterkreis treffen konnte. Feige und hinterlistig wie Hyänen, griffen diese Schweine nur dann an, wenn sie sich ihres Erfolges sicher sein durften. Dann aber gab es keine Gnade und alles was in die Reichweite ihrer Waffen kam, wurde niedergemetzelt.

„Beleidigt uns nicht, in dem ihr uns Brüder nennt. Einer darf herein, die anderen bleiben, wo sie sind."

Männer wuchteten das Tor einen Spalt breit auf, ließen eine kleine, zwergenhaft wirkende Gestalt an sich vorbei und schlossen dann die Barrikade wieder. Den Männern dort draußen war nicht zu trauen, das musste man sich immer wieder vor Augen führen.

Der Zwerg war bei seiner Größe ziemlich kräftig gebaut und trug einen üppigen Bauch vor sich her, den man sonst nur schwer im Umland finden konnte.

„Komm mit! Ramga unser Anführer will dich sprechen."

Der kleine Mann wischte sich mit seiner rechten Hand durchs spärliche weiße Haar und ordnete sie zu einem seltsam scheinenden Seitenscheitel. Er leckte sich zuvor über seine Innenhand, was Ibo voller Abscheu beobachtete.

„Ramga! Ich habe von ihm gehört. Ein starker Mann voll Schläue und Kraft, es wird mir eine Freude sein ihn endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten."

Ibo zeigte sich überrascht.

„Du sprichst die alte Sprache?"

Der Zwerg lachte und tanzte um Ibo herum, während dieser ihn in das Innere des Hauses führte. Dabei waren seine Augen überall, wie Ramgas Stellvertreter feststellte.

„Es gibt nur wenige in unserer Zone, die sie noch beherrschen und umso mehr freut es mich zu hören, das ihr sie sprechen könnt. Ja ich stamme aus der Vorkriegszeit und bisher hat sich der gnädige Gevatter Tod sich geweigert, mich zu sich zu nehmen. Vielleicht gibt es ja wirklich eine letzte schöne Reise? Dann würde ich mich selbst auslachen, dass ich all die Jahre an diesem erbärmlichen Leben festgehalten habe."

Der kleine Mann lachte, dem Gemecker einer Ziege ähnlich.

„Du redest viel und sagst trotzdem wenig. Ich mag solche Menschen nicht." Stellte Ibo trocken fest. Nickte zwei stämmigen Männern zu, die am Eingang des Wohnturms auf Posten standen und ließ dann den kleinen Mann in dessen inneren Bereich hinein. Fünf Etagen waren im Treppenhaus zu nehmen, dann war man endlich in den Bereich des alten Hochhauses angekommen, in dem Ramga residierte.

„Ihr wollt auf unserem Gebiet jagen? Weshalb sollten wir euch das erlauben?" Fragte Ramga ohne Umschweife, als die beiden Männer den Kreis der Führerschaft betraten.

„Ramga! Was für eine Freude einen solch stolzen Mann anzutreffen. Ich habe schon vieles über dich gehört, schreckliche Geschichten über einen stolzen Kämpfer, der zwischen seinen Gegner wütet wie einst Thor unter seinen Feinden."

Der Zwerg machte eine Pause, rieb sich seine Hände und schaute in den Kreis aus erstaunten Gesichtern, die auf ihn herunterblickten. Er war Publikum gewöhnt und wusste, wie man es fesseln und an sich binden konnte.

„Diese Siedler, die vor uns fliehen, haben fünf teure Freunde hinterrücks umgebracht und sie den Streunern und Rads zum Fressen überlassen. Wir wollen nichts weiter, als diese frevlerische Tat sühnen."

Ramga lachte. Er blickte in die ratlosen Gesichter seiner Unterführer, die wahrscheinlich zwei Drittel der Worte nicht verstanden haben, die der Zwerg bisher von sich gegeben hatte.

„Wie heißt du?"

„Justin ist mein Name, oberster Anführer der ruhmreichen Schwarzhemden."

Die Männer lachten schallend, tatsächlich wurde dieser Name früher wie auch heute als peinlich empfunden.

Ramga hob seine Rechte und das Gelächter verstarb. Der Zwerg hatte sofort seine verletzte Hand bemerkt, schien sich aber nicht weiter an ihr zu stören.

„Also? Wehalb sollten wir euch die Jagd erlauben." Fragte ihn der Anführer der Schwarzhemden.

Die Miene des Zwerges verfinsterte sich augenblicklich und bekam etwas Bedrohliches.

„Würdet ihr euch in eurer Rache aufhalten lassen? Würdet ihr euch damit zufriedengeben, sollte man sie euch verweigern?"

Ramga lehnte sich zurück und schien unbeeindruckt.

„Die Hälfte der Köpfe die ihr jagt und von den Männern, die ihr verlieren werdet! Erst dann gestatte ich euch, euren Rachedurst zu stillen. Doch solltet ihr mich und meine Männer betrügen wollen, wandern eure Köpfe in unsere Schatzkammer, natürlich erst, nachdem wir unseren Spaß mit euch gehabt haben."

Der kleine Mann schien zu überlegen, ordnete sich erneut auf diese widerwertige Weise sein Haar und blickte schließlich zu Ramga auf.

„Wir tragen das ganze Risiko, warum sollten wir uns also auf solch einen Handel einlassen?"

Ramga lächelte.

„Weil wir die Stärkeren sind und weil ich euch sagen kann, wo die Flüchtigen hausen, die ihr zu finden hofft."

Der Zwerg grinste breit und willigte ein.

„Gut! Ich denke so können wir es angehen. Fünfzehn Köpfe für euch, fünfzehn für uns."

„Nur die Siedler! Die Rads gehören uns."

Justin merkte sofort auf.

„Hier gibt es noch welche?"

Ramga winkte ab.

„Genug der Worte! Zieht ab, macht mit euren Siedlern kurzen Prozess, liefert die Köpfe und geht eurer Wege. Zwei Tage! Das ist alles, was ihr an Zeit von mir bekommt.

Justin war einverstanden und machte einen tiefen Bückling vor dem Anführer der Schwarzhemden.

„Du bist weise, Ramga! Du wirst sehen, wir halten uns nicht lange in deinem Sektor auf. Wir gehen zu der Stelle, die du uns genannt hast, machen einen kurzen Kehraus und kehren zurück in unser Gebiet."

„Du hast was vergessen!" Donnerte die Stimme des Anführers zu ihm herunter.

„Nachdem wir die Köpfe abgeliefert haben, selbstverständlich." Schob Justin eilig nach.

Er wollte sich von Ibo wieder nach unten führen lassen, als er auf der Schwelle kehrt machte und noch einmal Ramga gegenüber trat.

„Warum habt ihr die Leute nicht aufgehalten? Wären ihre Schädel nicht von Nutzen für euch gewesen?"

Ramga zog seine dicken Augenbrauen zusammen und strich sich mit seiner linken durch den Vollbart.

„Weil sie Vieh halten und Getreide anbauen, du Idiot. Wer sollte uns durch den Winter bringen? Die paar Rads, die wir noch jagen können, reichen gerade noch für das Notwendigste.

Justin zeigte sich zufrieden und kehrte zu Ramgas Stellvertreter zurück, der am Eingang des Raums auf ihn gewartet hatte.

„Dann bis bald, Ramga! Freut euch schon jetzt über eure fünfzehn Köpfe, sie werden euch einiges an Lebensmitteln und Munition einbringen."

Die Unterführer der Schwarzhemden richteten fragende Blicke auf ihren Anführer. Keiner konnte sich einen Reim darauf machen, weshalb er den Männern der Horde diese Jagd erlaubt hatte. Ramga aber hielt sich bedeckt und blickte gelassen in die Runde.

Wenig später betrat Ibo den Raum und fragte seinen Chef ohne Umschweife. Dass er dieses wagte, zeigte Ramga deutlich auf, wie sehr sich seine Position unter den Männern geschwächt hatte.

„Weshalb lässt du diese Schakale auf unserem Gebiet jagen? Dieses dreckige Gesindel gibt noch schäbigere Schädel ab, als die der Rads."

Ramga musterte seinen Stellvertreter mit gelangweilten Blick, erhob sich langsam aus seinem bequemen und fast vollständig erhaltenen Sitzmöbel und trat Ibo in einer lässigen Körperhaltung entgegen. Sollte dieser so etwas wie Furcht ihm gegenüber empfinden, versteckte er diese gekonnt vor ihm. Wahrscheinlich stand er wirklich kurz davor, ihm seine Stellung streitig zu machen.

„Du bist mit meiner Entscheidung nicht einverstanden und nötigst mir eine Erklärung ab?"

Ibo hielt seinem Blick stand.

„Ja, das tue ich."

Ramga näherte sich seinem Stellvertreter und umrundete ihn einmal.

„Und das trotz meiner Warnung vorhin?"

Für Ibo schien der Moment gekommen. Er hatte jetzt gar keine Wahl mehr.

„Du wurdest geschlagen, Ramga. Es ist Zeit für dich abzutreten und jemand anderen die Führung zu überlassen."

„Und du bist derjenige?"

Ibo suchte die Bestätigung bei den Unterführern, die sich ihrer Sache aber weit weniger sicher waren, als er selbst.